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Full text of "Abhandlungen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre ... = Rozpravy Trídy mathematicko-prírodovedecké Královské ceské spolecnost nauk zu roku .."

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vom Jahre 1887-1Ss8=. N 


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Verlag der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Grégr. 
1888. 


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Nákladem královské české společnosti náuk. — Tiskem dra. Ed. Grégra. 
1888. 
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OPR OBSAT 


. Ph. Počta, Die Anthozoön der böhmischen Kreideformation. (Mit 2 Taf. u. 29 Textabbild.) 


2. Ott. Novák, Studien an Echinodermen der böhm. Kreideformation. I. Die irregul. Echiniden der 


Cenomanstufe. (Mit 3 Taf.) 
. K. Küpper, Die Flächen F* und F*. 


4. Stanisl. Kostlivý, Über die Temperatur von Prag. 


. F. J. Studnička, | Výsledky dešťoměrného N B v Čechách v roce 1881. — 
| Resultate der ombrometrischen Beobachtungen in Böhmen während des J. 1887. 
. W. Matzka, Natürlichste Berechnung musikalischer Tonleitern. 

R Augustin, Über den jährlichen Gang der meteorologischen Elemente zu Prag. (Mit 4 Tafeln.) 
. J. Velenovský, Die Farne der böhm. Kreideformation. (Mit 6 Taf.). 

. M. Lerch, Über Functionen mit beschránktem Existenzbereiche. 

. K. Küpper, Zur Geometrie der Flächen dritter u. vierter Ordnung. 

. A. Štole, Monografie českých Tubificidů. Mossun® a systematická studie. (Se 4 tab.). 

. M. Hermite, Sur la transformation de U integrale elliptigue de seconde espece. Extrait d’ une 
lettre adr. A M. M. Lerch. 


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PHILIPP POČTA, 


ASSISTENTEN DER GEOLOGIE AM MUSEUM DES KÖNIGREICHES BÖHMEN. 


(Mit 2 lith. Tafeln und 29 Abbildungen im Texte.) 


(Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, 2. Band.) 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. 4.) 


PRAG. 
Verlag der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Gregr. 
1887. 


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VORWORT. 


Obzwar die Anthozoen der böhmischen Kreideformation bereits im Jahre 1846 
von Reuss in seiner, für die damalige Zeit höchst beachtenswerthen und bis heut 
zu Tage den Grundstein der Palaeontologie der böhm. Kreide bildenden Arbeit („Die © 
Versteinerungen der böhm. Kreideformation“) beschrieben und abgebildet wurden, so 
5 habe ich dennoch nicht gesäumt über Anregung von Seite meines hochverehrten 
A Lehrers Herrn Prof. Dr. Ant. Frič dem im Museum des Königreiches Böhmen sich 
befindenden Anthozoenmateriale nähere Aufmerksamkeit zu schenken. 


| Es geschah dies nicht nur deswegen, weil die Beschreibungen der Anthozoen, 
Y welche Reuss in seinem obenangeführten Werke veröffentlichte. nach dem jetzigen 
| Standpunkte der Wissenschaft unzulänglich und ungenau sind, sondern auch aus der 
Ursache, weil die Arbeiten der Lándesdurchforschungskommission ein reiches Mate- 
rial von Anthozoen aus vielen neuen Fundorten der böhmischen Kreide zu Tage för- 
derten, in welchem manche neue, bisher nicht bekannte Art sich vorfand. 


Auch” wollte ich mit einer neuerlichen Revision unserer Kreideanthozoen 
einem, bei allen, zum Behufe geologischer Studien vorgenommenen Petrefakten- 
bestimmungen lebhaft gefühlten Mangel einer Monographie dieses Theiles der Fauna 
nach Kräften abhelfen. 


Was die äussere Form dieser Arbeit anbelangt, so habe ich, um die leichtere 
Handhabung dieser Abhandlung bei der Bestimmung unserer Anthozoen zu ermög- 
lichen und manchem einheimischen Palaeontologen und Sammler eine ganze Bibliothek 

- oft schwer zugänglicher Werke zu ersetzen, bei allen Gattungen die — meist längs 
bekannten — Diagnosen nochmals angeführt. 


Die geologischen Verhältnisse unserer Anthozoen sind nur wenig mannigfaltig, 
was sich durch die verhältnismässig geringe Anzahl von Arten erklärt. Weiter ist 
wie bei Versteinerungen anderer Ordnungen auch hier der eigenthümliche Umstand 

še 


Die Eintheilung unserer Kreideformation in einzelne Schichten, wie sie von 
er geologischen Section der Landesdurchforschungskommission geliefert wurde, nan k 
ich als allgemein bekannt vorausgesetzt. 


"Endlich sei hier noch bemerkt, dass alle Originalstůcke, so wie alle von mir 
hier besprochenen Exemplare in den Sammlungen des Museums des Königreiches 
Böhmen aufbewahrt sind. 


Von den Reussischen Originalen lag mir keines vor. 


1. Verzeichnis der benůtzten Literatur. 


Um die Anführungen und Citate im Texte möglichst abzukürzen und das Aufsuchen 


einzelner zu erleichtern, habe ich im nachstehenden Verzeichnise alle, von mir bei dieser 
Abhandlung benützten Schriften nach dem Datum ihrer Veröffentlichung zusammengestellt: 


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5. 

ý 6. 


1822. Mantell Gid. The fossils of the South Downs or Illustrations of the Geology of Sussex. 

1827. Morren. Polyparium fossilium in nostra patria repertorum osa In: Annales 
Academiae Groninganae. 

1837. Koch et Dunker. Beitráge zur Kenntnis des Norddeutschen Oolithgebirges und dessen 
Versteinerungen. 

1838. Bronn H. Lethaea geognostica. 


1840—41. Römer F. A. Die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges. 


1839—42. Geinitz H. B. Charakteristik der Schichten und Petrefakten des sächsisch böhm. 
Kreidegebirges. 


. 1826—44. Goldfuss G. A. Petrefacta Germaniae. 

. 1840—44. Reuss B. E. Geognostische Skizzen. 

. 1845—46. Reuss B. E. Die Versteinerungen der böhm. Kreideformation. 

. 1841—47. Michelin. Iconographie zoophytologigue. 

. 1847. Fitton W. A stratigraphical Acount of the Section from Atherfield to Rocken End. 


In Quarterly Journal of geol. Soc. Vol. III. 


. 1848. Bronn H. Index palaeontologicus. 


— Giebel. Über Polyparien aus dem Plänermergel des subhercynischen Beckens um 
Quedlinburg. In: Zeitung für Zoologie, Zootomie und Palaeozoologie von D’Alton 
& Burmeister. 


. 1849. D’Orbigny. Notes sur les Polypes fossiles. 


— | Lonsdale W. Notes on fossil Zoophytes found in the Deposits beseribed by Dr. 
Fitton in Memoir entitled (11). In Quarterly Journal of geol. Soc. Vol. V. 


. 1849—50. Geinitz B. H. Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland. 
. 1850. Lonsdale W. Notes on the Corals. In: Dixon. The Geology and fossils of the ter- 


tiary and cretaceous formations of Sussex. 


„ D’Orbigny Al. Prodrome de Palaeontologie stratigraphique. 
. 1851. Milne Edwards & J. Haime. Monographie des Polypiers fossiles des terrains pa- 


laeozoiques. In: Archive du Musée dhistoire naturelle. Vol. V. 


. 1850—54, Milne Edwards & J. Haime. Monograph of the british fossils Gorals 


- ontographical Society. 


i 1854. Reuss A. E. Beitráge zur Charakteristik der Kreideschichten in den ae be- 
sonders im Gosauthale und am Wolfgangsee. In: Denkschriften der k. k. Akadem. 


der Wissen. Wien. Band VI. 
berg. In: Palaeontographica. Band III. pag. 119. 
Reuss A. E. Kurze Übersicht der geognostischen Verhältnisse Böhmens. 
1848—57. Milne Edwards & J. Haime. Recherches sur les Polypiers. 


. 1848. I. Memoire: Observations sur la structure et le développement en general. In: An- 


Tome IX. pe. 37—89. 
Daselbst. Tome IX. pg. 211—344. 


nales des Sciences naturelles. 
II. Memoire: Monographie de Turbinolides. 


. 1849. III. Memoire: Monographie de Eupsamides. Daselbst. Tome X. pg. 65—114. 


IV. Memoire: Monographie de Astreides. Daselbst. Tome X. pg. 209—321. 


. 1852. V. Memoire: Monographie de Osculinides. Daselbst. Tome XIII. pg. 62—110. 
. 1854. VI. Memoire: Monographie de Fongidae. Daselbst. Tome XV. pe. 
. 1856. VII. Memoire: Monographie de Poritides. Daselbst. Tome XVII. pg. 21—70. 


T3—144. 


Palae 


Reuss A. E. Über drei Polyparienspecies aus dem oberen Kreidemergel von Lem- 


34. 
35. 
36. 
37. 
38. 
39. 
40. 


41, 


42. 


. 1858—61. Fromentel E. de. Introduction a Větude des polypiers fossiles. 
32. 


1857—61. H. Milne Edwards (et J. Haime). Histoire naturelle de Coralliaires. 


1863. 


32a, 1861. Fromentel E. de. Palaeontologie francaises. Zoophytes. Terrain crétacée. 
33. 


Duncan P. M. On the fossil corals of the West Indian Islands. In: Quarter. Journal 
of geol. Society. Band XIX. pg. 406—458, 


— Duncan P. M. Note on the fossil corals accompanying the Testacen tom Jamaica! 
In: Quarterl. Journal of geol. Soc. XIX. pg. 513—514. 

1864. Gabb W. M. Triassic and cretaceous fossils. In: Geolog. Survey of California. Pa- 
laeontology Volume I. 

1864. Oredner H. Pteroceras-Schichten der Umgebung von Hannover. In: Zeitschrift der 

deutsch. geolog. Gesellsch. B. XVI. pas. 243. 

1865. Reuss A. E. Über einige Anthozoen der Kössener Schichten und der Alpinen Trias. 
In: Sitzgsber. der k. Akad. der Wiss. Wien. Band L. pag. 153. 

— | Reuss A. E. Zwei neue Anthozoen aus den Hallstádter Schichten. In: Sitzgsber. 
der k. Akad. der Wiss. Wien. Band LI. pas. 381. 

1866. Bölsche. Die Korallen des norddeutschen Jura und Kreidegebirges. In: Zeitschrift 
der deutsch. geolog. Gesell. Band XVIII. pas. 439. 

— | Lindstrům. Nagra iakttagelser öfver Zoantharia rugosa. In: Stockholm Akad. Öfver- 
sigt. Band XXII. pao. 271. 

—  @Gümbel. Beiträge zur Kenntnis der Procaen oder Kreideformation im nordwestlichen 
Böhmen ete. In: Abhandlungen der köngl. bayer. Akademie der Wissenschaften. 
Band IX. 

1868. Reuss A. E. Palaeontologische Studien über die älteren Tertiärschichten der Alpen. 


I. Die fossilen Anthozoen der Schichten von Castelgomberto. 
k. Akad. der Wiss. Wien. Band XXVIII. 


In: Denkschrift der 


OH chatotee von. Durchschnitt durch a Nordrand der böhm. Kreideformation. In: 
Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. Band XVII. 
. 1869. Frič Ant. Palaeontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten in der böhm. 
Kreideformation. I. Perutzer und Korytzaner Schichten. In: Archiv für naturwiss. 
Landesdurchforschung von Böhmen. Band IL 
45. — Heuss A. E. Palaeontologische Studien über die älteren Tertiärschichten der Alpen. 
II. Die fossilen Anthozoen und Bryozoen der Schichtengruppe von Crosara. In: 
Denkschrift der k. Akadem. der Wiss. Wien. Band XXIX. pag. 215. 
46. 1866—72. Duncan. A monograph of the British fossils Corals. Palaeontographical Society. 


47. 1871. Bölsche. In: Geinitz H. B. Das Elbethalgebirge in Sachsen. Palaeontographica. 


R Band XX. 
Z 48. — | Reuss A. E. Nachtrag zu den Anthozoen des Cenomans von Plauen. In: Geinitz. 
3 Das Elbethalgebirge in Sachsen. Palaeontographica. Band XX. 
: 49. — | Reuss A. E. Die fossilen Korallen des österr.-ungarischen Miocaens. In: Denk- 
4 schrift der k. Akad. d. Wiss. Band XXXI. pag. 197. 
N 50. 1873. Lindström. Nagra anteckningar om Anthozoa tabulata. In: Akad. rs, Stock- 
“ holm. Band XXX. pag. 21. 
51. —  Stoliezka F. The corals or Anthozoa with notes on the Sponges, Foraminifera etc. 


In: Palaeontologia Indica Memoirs of the Geological Survey of India. Cretaceous 
Fauna. Vol. IV. 4. 

52. 1876. Ciofalo S. Note sul cretaceo medio di Gel k re, In: Annuario della Soc. dei 
Naturalisti di Modena. Serie II. Anno X. 


53. — | Ciofalo S. I fossili del Cenomaniano di Caltavuturo. In: Rendiconto della reale 
5 : Accad. delle Scienze fisiche e matem. di Napoli. Fase. I. 

Bir 53a. 1877. Teller Fr. Über neue Rudisten aus der böhm. Kreideformation, In: Sitzgsber. der 
= 2 k. Akad. d. Wiss. Wien. Band LXXV. 

C: 54. 1879. Zittel K, A. Handbuch der Palaeontologie. Band I. pag. 203—278. 

Si 55. 1882. Seguenza G. Studi geologici e palaeontologici sul eretaceo medio dell’Italia meridio- 
k nale. In: Reale Accad. dei lincei. Roma. Band CCLXXIX. 


56. 1883. Haug E. Über sogenannte Chaetetes aus mesozoischen Ablagerungen. In: Neues 
Er Jahrbuch für Mineralogie, Geol. & Palaeontol. 
a < 57. — Frič Ant. Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation. III. Iserschichten. In: 
Bi : Archiv für naturwiss. Landesdurchf. von Böhmen. Band. V. , 
E 58. 1884. Hoernes R. Elemente der Palaeontologie. 
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59. — | Dumcan M. Revision of the Genera and Families of the Madreporaria. In: Linn. 
Soc. Journ. Zoolog. 
60. — Duncan M. On the internal Structur and classificatory Position of Micrabacia coro- 
Bir, nula. Quarterly Journal geol. Soc. XL. pg. 561. i 
» 61. — Laube G. C. Geologische Excursionen im Thermalgebiet des nordwestlichen Böhmens. 


62. 1885. Tomes R. F. On some inperfectly known Madreporaria from the Cretaceous of Eng- 
land. In: Geological Magazine. 


63. 1885. Počta Ph. Über fossile Kalkelemente der Aleyoniden und Holothuriden und ver- 
wandte recente Formen. In: Sitzungsber. der k. Akademie der Wissensch. Wien. 
Band XCII. 

64. 1886. Počta Ph. Notiz über eine neue Korallengattune aus dem Cenoman Bóhmens. In: 
Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt pag. 119. 

65. — Trautschold H. Le Neocomien de Sably en Crimée. In: Nouveaux Memoires de la 
Société imper. des naturalistes de Moscou. Tome XV. Livraison 4. 


2 Historische Einleitung. 


Beyor wir zu der eigentlichen Beschreibung der böhm. Anthozoen schreiten, so wollen 
wir vorerst in kurzen Zügen die historische Entwickelung der Kenntnis unserer Anthozoen 
darlegen und am Ende dieses kleinen Absatzes ein kritisches Verzeichnis aller bisher be- 
kannten böhm. Kreideanthozoen folgen lassen. 

Der erste, welcher Anthozoen aus unserer Kreideformation anführte und ziemlich ein- 
gehend beschrieb, war H. B. Geinitz (6. pag. 92), dem etwa 3 Arten dieser Versteinerungen 
bekannt waren. 

Vorest ist es eine Astraea (? geometrica) aus dem Horsteinkonglomerate von Kut- 
schlin, die zweifelsohne als eine Dimorphastraea oder Thamnastraea zu deuten ist. 

Weiters wird noch Turbinolia (jetzt Parasmilia) centralis aus dem Plänerkalk von 
Hundorf angeführt. Unter dem Namen Calamopora catenipora Goldf. wird aus dem Pläner 
von Kutschlin eine sehr problematische Anthozoe beschrieben. Da sie mit einer von Reuss an- 
geführten Art (Harmodites eretaceus) identisch zu sein scheint, werde ich später noch bei 
Anführung dieser Reussischen Art sie näher besprechen. 

In dem zweiten Bande seiner ersten Publikation über die Kreide Böhmens (8.) gab 
Reuss zuerst ein, für die damalige Zeit vollständiges Verzeichnis der in der böhmischen Kreide 
vorkommenden Versteinerungen, in welchem wir auch mehrere neu angeführte und beschriebene 
Anthozoenarten finden. 

Zu bemerken ist hier jedoch, dass in diesem Werke den Diagnosen einzelner Ver- 
steinerungen keine Abbildungen beigegeben sind, so dass die Deutung der in damaliger 
unzulänglicher Weise beschriebenen Arten erschwert und in einzelnen Fällen gänzlich un- 
möglich wird. = 

Reuss führt vorerst eine Varietát zu der bereits von @einitz aus dem Pläner von Hun- 
dorf angeführten Turbinolia centralis var. parvula an und zwar aus dem Pyropenkonglomerate 
von Triblitz und Meronitz, dann aus dem Plänermergel von Luschitz und Kysträ. 

Weiters werden neu angeführt und beschrieben: 

Fungia excavata aus dem Plänerkalk von Luschitz, welche Art jedoch Reuss später 
zurückgezogen zu haben scheint, da sie nirgends mehr angeführt wird. 

Astraea macrocona aus der sandigen Rudistenfacies von Kutschlin. 

Astraea parallela aus den kalkigen Konglomeratschichten von Kutschlin. 


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Astraea multifida aus dem Hornstein des Panznerhügels bei Bilin. 

Astraea distans aus den hornsteinartigen Konglomeratschichten bei Liebschitz. 

Fungia coronula wird als bezeichnend für die Zwischenschichten zwischen unterem 
und oberem Quader angegeben. 

Harmodites cretaceus wird als gleichbedeutend mit Calamopora catenifera Goldf, bei 
Geinitz (6) angesehen. 

In den „Zusätzen“ zu dieser Abhandlung (8. II. Abth. pag. 299) wird noch Antho- 
phyllum truncatum aus dem untersten Plänerkalk der Schillinge und von Weisskirchlitz er- 
wähnt, welche Art später in Anth. cylindraceum umgeändert wurde, da der Name Anth. trun- 
catum bereits von Goldfuss (7.) zur Bezeichnung einer ganz verschiedenen Art in Anspruch 
genommen worden ist. 

In einer weiteren Publikation (9.) vermehrte Reuss die Zahl der Kreideanthozoen 
ziemlich beträchtlich. 

Harmodites cretaceus nannte dieser Forscher knollige, aus dünnen, cylindrischen und 
mit einander mit horizontalen Wandfortsätzen vereinigten Röhren bestehende Massen. Die 
Gattung Harmodites wurde von Milne Edwards und J. Haime (32. III. Tome, pag. 290) mit 
Syringopora Goldf. (7. pag. 75) vereinigt, welche Gattung bisher nur aus dem Silur, Devon 
und Carbon bekannt ist. 

Harm. cretaceus ist leider aus den undeutlichen Abbildungen Reuss (9. Taf. XXIV. 
Fis. 1.) nicht näher zu bestimmen, es scheint, dass diese Art durchbohrte Wände und ein- 
zelne Röhren mit stolonenartigen Fortsätzen besitzt, in Folge dessen sie in eine, vielleicht neue 
Gattung zu den Tubiporiden zu stellen wäre. 

Da mir leider weder das Original von Reuss, noch ein anderes Exemplar, welches für 
diese Art gehalten werden könnte, vorlag, muss ich diese Frage auch weiter hin offen lassen. 

Calamopora catenifera Geinitz (6. Taf. XXIH. Fig. 8.) scheint ähnlichen Charakters 
zu sein und vielleicht der Gattung Pseudochaetetes Haug (56.) anzugehören. 

Weiters führt Reuss nachstehende für Böhmen neue Anthozoenarten an: 

Astraea maeandrinoides aus dem Exogyrensandstein von Korycan, 

Porites Michelin? aus dem Rudistenkalk von ebendort. 

Oculina gibbosa aus dem unteren Plánerkalk der Schillinge und von Weisskirchlitz, 
dann aus dem oberen Plänerkalk von Kutschlin und Liebschitz. 

Aus dem unteren Plänerkalk von Bilin gibt er Anthophyllum rude, conicum und cylin- 
draceum an. Der zuletzt angeführte Name ist — wie bereits oben erwähnt wurde — an Stelle 
des schon von Goldfuss benützten Anth. truncatum getreten. 

Anth. escplanatum aus dem Rudistenkalk von Korycan. 

Turbinolia centralis. Bei dieser Art wurde die Diagnosis genauer praecisirt; angegeben 
wird sie von Hundorf, Kutschlin, Koschtitz, aus dem Plänermergel von Luschitz und Priesen 
und aus dem Rudistenkalk von Kutschlin. Die vorerst als Varietät dieser Art (var. parvula) 
gedeutete Form wurde als zur Art 

Turbinolia conulus Mich. gehörig anerkannt. Selbe stammt aus dem Pyropensand von 
Triblitz und Meronitz, dann aus dem Plänermergel von Luschitz, Priesen, Postelberg und 
Kystra. 


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Endlich werden noch Turbinoliu compressa Lam. von Zlosejn und Fungia coronula 
Goldf. aus dem Plänermergel von Priesen, Postelberg und Wollenitz, aus dem unteren Quader 
von Zlosejn und Mühlhausen und aus dem Pyropensand von Třiblitz angeführt. 

In seinem Verzeichnise der bisher bekannten Kreideversteinerungen zählt Geinitz (16.) 


sämmtliche von Reuss angegebene Arten auf, ohne in die Deutung einzelner Formen näher 


einzugehen. 

Er behält auch grösstentheils die Reussischen Namen bei, einige wenige Fälle aus- 
genommen, wo er eine Änderung der Gattungsnamen vornahm. So führt er Cyathina expla- 
nata, conica, rudis, eylindracea und Astraeu Michelini an. 

Anderweitige Änderungen wurden nicht vorgenommen. 

D’Orbigny (18.) machte den Versuch einige von Reuss angeführte Arten auf Grund 
der neueren Auffassung zu deuten, machte sich jedoch dabei zu Schulden, dass er die ko- 
rallenführenden Schichten einzelnen Abtheilungen der französischen Kreide ganz unrichtig 
gleichstellte.”) 

Er betrachtete nämlich, irregeführt durch den von Reuss gebrauchten Ausdruck „un- 
terer Plänerkalk“ alle in diesem Namen inbegriffenen Schichten für die obere Abtheilung 
(Turon und Senon) unserer Kreideformation, wogegen der „untere Plánerkalk“ in weit grösserem 


. Theile zum Cenoman gezählt werden muss. 


So' benannte er die cenomane Astraea maeandroides als Oulophyllia Reussiana und 
stellte sie in das Turon. Die anderen werden durchwegs aus Senon angegeben, so Cyathina 
eylindracaea und compressa, Cyclosmilia rudis und Phyllocoenta macrocona. 

Durch die Arbeiten der geologischen Section der Kommission für naturwissenschaft- 
liche Landesdurchforschung von Böhmen wurde auch die Anzahl der aus Böhmen bekannten 
Kreidekorallen wesentlich vermehrt und überhaupt Versteinerungen aus allen Schichten dieser 
Formation in einem so reichlichen Maasse gesammelt, dass ein bedeutenderer Zufluss von 
neuen Arten kaum zu erwarten sein dürfte. 


Den palaeontologischen Theil der gemachten Ausbeute bearbeitete Frič (44.) und der- 
selbe veröffentlichte auch ein ziemlich vollständiges Verzeichnis der Kreideanthozoen. Vorerst 
werden in dieser Abhandlung die bereits von Reuss beschriebenen Arten — jedoch meist von 
neuen Fundorten — angeführt und zuletzt von einigen neuen Formen Erwähnung sethan. So 
finden wir 

Micrabacia spec. von Herrendorf (44. pag. 237.), 

Fungia spec. von Korycan (44. pag. 234.), 

Astraea spec., drei Arten von Radovesnitz, Friedrichsberg und Kamajk (44. pag. 199, 
195, 206), 

Favosites von Radovesnitz (44. pag. 199) und 

Cyathophyllum auch von Radovesnitz (L. c. pag. 199). 

Bělsche (47.) machte sich zur Aufgabe, die von Geinitz und Reuss beschriebenen An- 
thozoen nach dem jetzigen Standpunkt der Wissenschaft zu deuten, was ihm um so eher ge- 


*) Siehe auch meinen: Vorläufigen Bericht über die Rudisten der böhm. Kreideformation. Sitzgsber. der 
k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften vorgelest am 26. Feber 1886. 


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11 


lang, da er zur Vergleichung neben den aus der sächsischen Kreide stammenden Exemplare 
noch Korallen aus dem Cenoman von Westphalen und Belgien zu Gebote hatte. Nach seinen 
Beobachtungen kommen von den böhmischen Korallen im Cenoman von Westphalen Antho- 
phyllum conicum, im Cenoman von Plauen Dimorphastraea parallela vor. 

Bei -einigen Arten gaben die allerdings sehr unzulänglichen Abbildungen von Reuss 
zu einer nicht richtigen Vermuthung Anlass. So wird z. B. Porites Michelin! nach der Reus- 
sischen Abbildung als „vielleicht zur Thamnastraea gehörend“ bezeichnet, obzwar diese Art, 
wie ich mich überzeugen konnte, ein wahrer Porites ist. l 

Teller führt (53a.) aus einer von Horustein erfüllten Kluft im Porphyre am Sandberge 
bei Teplitz unter anderem auch zwei Korallen und zwar: Astrocoenia sp. und Isastraea sp. 
an. Ich hatte Gelegenheit in den Sammlungen der k. k. Wiener Universität die der erwähnten 
Abhandlung (53a.) zu Grunde liegenden Originalien zu sehen und habe mich überzeugt, dass 
dieselben mit jenen, welche die Sammlungen des Museums des Königreiches Böhmen aus 
diesem Fundorte besitzen, identisch sind. 

Fočta Ph. beschrieb (63.) fossile Scleriten von Alcyoninen von Koschtitz, die er Nephthya 
cretacea nannte und gab (64.) weiters eine kurze Notiz über eine neue Korallengattung aus 
dem Hornstein von Settenz. 

Um die Übersicht der bisher bekannten Anthozoenarten zu erleichtern, stelle ich hier 
ein Verzeichnis aller dieser Formen mit Angabe der Citate und Fundorte. 


Arten Citate B m | B ot 
= = 80 in Böhmen 
m B E 
Nephthya 
1 | cretacea Počta (63) 8 1 7 | Koschtitz 
Stichobothrion 
2 | foveolatum Isis foveolata 
Reuss (9.) 70 | 15 | 1,2| Schillinge 
195 
Frič (44.) 206 « Velím, Kamajk, 
221 Zbyslav 
Stichobothrion fove- 
olatum Reuss (48.) | 142 
? Pseudochaetetes 
3 | cretaceus Harmodites creta- 
ceus Reuss (8.) 177 
— Reuss (9.) 60| 24 1 || Kutschlin 
— (Calamopora ca- i 
tenifera Geinitz (6.) | 93 | 23 8 
| 


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Micrabacia 
coronula 


 Dimorphastraeá 


parallela - 


? multifida 


? Astraea 
distans 


? Stylina 
putealis 


| — 
| Citate 


| 


Reuss (9.) 
Frič (44) 
Bölsche (47.) 


Reuss (9.) 


Milne Edwards & J. 
Haime (29.) 
05) 

Frič (44) 


Bölsche (47 .) 


| Frič (57.) 


Astraea parallela 
Reuss (8.) 
Astraea (geometrica) 
Geinitz (6.) 

Reuss (9.) 

Geinitz (16.) 

Frič (44.) 


Bölsche (47.) 
Astraea multifida 
Reuss (8.) 
Reuss (9.) 
Bölsche (47.) 


Reuss (8.) 
— 09.) 
Frič (44.) 


Geinitz (6.) 


Bölsche (47.) - 


Korycan 
Přemyšlan 


Priesen, Postelberg, 
Wollenitz, Zlosejn, 


Mühlhausen, Třiblitz | | 


Zbyslav, Debrno, 
» Přemyšlan 


Choroušek 
Kutschlin 


Debrno, Kralup, 
Lobeč 


Schillinge © 


? Heliastraea 
10 | Barrandei 


Latimaeandra 
11 | maeandroides 


Trochosmilia 
compressa 


‘| Latimaeandra mae- 


| m 


Astraea macrocona 
Reuss (8.) 

Reuss (9.) 

Phyllocoenia macro- 

- cona D’Orbigny (18. 
Tome II.) 

? Heliastraea Barran- 
dei Milne Edwards 
& Haime (32. T. II.) 

Astraea macrocona 
Frič (44.) 

Heliastr. Barrandei 
Bölsche (47.) 


Astraea maeandroid. 
Reuss (9.) 
Oulophyllia Reussi- 
ana D’Orbigny (18. 
Tome II.) 


android. Milne Ed- 

wards & Haime (19.) 
Milne Edwards « 

Haime (32. Tome II.) 
Bölsche (47.) 


Turbinolia compr. 
Reuss (9.) 


277 


478 | 


203 


58 


61 


208 


Turb. compressa Mi- | 


chelin (10.) 


D’Orbigny (18. Tome 


16 


| 202 


24 


43 


43 


inr4 


-in Böhmen 


Zbyslav, Kralup, Lo- 
bet, Korycan, Pře- 
myslan 


Kutschlin 


Kuttenberg 


2 | Korycan 


5 | Zlosejn 


2 


Parasmilia 
? rudis 


14 | centralis 


Trochosmilia compr. 
Milne Edwards & 
Haime (27.) 

Milne Edwards & J. 
Haime (32. Tome II.) 

Frič (44.) 


Anthophyllum rude 
Reuss (9.) 
Cyclosm. rudis D'Or- 
bigny (18. T. II.) 

Parasm. rudis Milne 
Edwards &J. Haime 
(19.) 


Milne Edwards & J. 


Haime (32. T. II.) 

Cyathina rudis Frič. 
(44.) 

Parasm. rudis Böl- 
sche (47.) 

Turbinolia centralis 
Geinitz (6.) 

Reuss (9.) 

Monocarya centralis 
Lonsdale (17.) 
Cyclosmilia centralis 
D'Orbigny (18. Tome 
II.) 

Parasmilia centralis 
Milne Edwards & J. 
Haime (19.) 

Milne Edwards & J. 
Haime (20.) 


Milne Edwards & I. 


Haime (27.) 
Milne Edwards & J. 
Haime (32. Tome II.) 


18 1-4,7 


+ Fundort 
in Böhmen 


Zlosejn 


Schillinge 


Kutschlin, Hundorf, | 
Koschtitz, Luschitz, 
Priesen 


Citate 


Synhellia ER 


| 15 || gübbosa Oculina gib. Reuss 
| (9.) 

Synhellia gib. Milne 
Edwards &J. Haime 
(32. Tome II.) 

Frič (44.) 


Bölsche (47.) 

Caryophyllia 
eylindracea Anthophyllum cylindr. 
Reuss (8.) 
Reuss (9.) 
Cyathina cylindracea 
Geinitz (16.) 
Monocarya centralis 
Lonsdale (17.) 


Cyathina laevigata & 
cylindracea Milne 
Edwards & J. Haime 
(19.) 

Milne Edwards « J. 
Haime (20.) 

Cyathina laevigata 
Milne Edwards & 
J. Haime (25.) 

Caryoph. cylindracea 
Milne Edwards « J. 
Haime (32. Tome II.) 

Frič (44.) 


Bölsche (47.) 


14 [35-37 


Fundort 
in Böhmen 


Schillinge, Weiss- 
kirchlitz, Kutschlin, 
Libschitz 


Velim, Radovesnitz, 
Kamajk 


| 


Cyathina cylindracea | 
D’Orbigny (18.T. IL.) 


299 
61 


232 
224 | 185,8, 
12 


275 


18 


44 9 1 


290 


18 
206 
221 


57 


14 23-30 


Schillinge, Weiss- 
kirchlitz 


Kamajk, Zbyslav 


: Trocho eyathus 
17 || conulus 


Turbinolia parvula 
Reuss (8.) 
Turbinolia conulus 


| Fundort 
in _ Böhmen 


Třiblitz, Meronitz, 
Luschitz, Priesen, 


Postelberg, Kystra © 


Reuss (9.) 
Michelin (10.) 
Milne Edwards « J. 

Haime (19.) 

Milne Edwards & J. 

Haime (20.) 
Trochoeyathus con. 

Milne Edwards & J. 

Haime (25.) 

Milne Edwards & J. 

Haime (32. Tome 

II.) 


? Anthophyllum © 
conicum Reuss (9.) Schillinge 
Geinitz (16.) 
Cyathina conica Frič 

(44) 

Bölsche (47.) 
explanatum Reuss (9.) | Korycan 
Montlivaultia expl. 
Fromentel (31.) 
Bölsche (47.) 


3. Beschreibung der Arten. 
I. Ordnung Aleyonaria. 


mn mit acht Mesenterialfächern und acht breiten, uoradkien oder gefranzten 
Tentakeln, welche in einem einzigen Kranze um „den Mund herumstehen. Harttheile vor- 
handen und mannigfaltig entwickelt. 


> 


17 


Familie Aleyonidae. 


Polypenstöcke rinden- oder baumförmig, nur aus Dermalsclerenchym bestehend. Die 
Festigkeit der Stämme wird durch knorrige, vielgestaltige Kalkkörperchen bewerkstelligt, die 
isolirt im Bindegewebe liegen oder sich in grösserer Anzahl zu einer elastischen Axe (Selero- 
basis) zusammendrängen, ohne jedoch mit einander zu verschmelzen. 


Gattung Nephthya Savigny. 


Rindenförmig, kurz verzweigte Massen bildend und mit sehr zahlreichen Scleriten im 
Bindegewebe versehen. Der Scheitel einzelner Zweige ist geschlossen, trägt einen warzen- 
förmigen Höcker — den Wohnraum des Thieres — und ist sehr stark mit Scleriten besetzt. 


Nephthya cretacea Počta, 
Abbild. im Texte Fig. 1. 
(63.) pas. 8. Taf. I. Fig. 7. 


Fossile Alcyoniden wurden schon von vielen Seiten angezeigt, immer jedoch erwies 
sich die Bestimmung solcher Funde als nicht richtig oder zu sehr gewagt, da man gewöhnlich 
Abdrücke weicher Massen sehen wollte, wogegen jedoch den einzigen für die Fossilisation er- 
haltungsfähigen Theil der Rindenkorallen die kleinen filigranartigen Seleriten bilden. 

Und solche Kalkelemente habe ich auch in unserer Kreide 
gefunden und beschrieben. 

Sie sind verlängert doppeleonisch, gegen die Enden sich 
allmählich zuspitzend, gerade, wenig gebogen oder unregelmässig 
geschweift. Ihre Länge beträgt 09, 1:12, 1:3, 1:35 bis 1:6 Mm., 
ihre Breite in der Mitte 0'2—0:28 Mm. Auf der Oberfläche ragen 
ziemlich starke und unregelmässig zerstreute Höcker empor, stellen- 
weise scheint es, als ob diese Dornen in gewundenen Linien stehen 
würden. 

Einzelne Höcker sind selten einfach, meist am ihren Ende en on wen 
in mehrere kleine Warzen getheilt, was jedoch erst bei Benützung eretacea Poč, 25m. vergr. 
einer stärkeren Vergrösserung wahrgenommen werden kann. 

Ein centraler Axencanal ist nicht zu beobachten. Der Erhaltungszustand dieser Formen 
ist ein ziemlich guter; die einzige wahrnehmbare Wirkung des Fossilisationsprocesses auf die 
kleinen Seleriten wäre vielleicht, dass die Oberfläche derselben matt und schwach erodirt ist 
und dass auch die dünneren Verzweigungen der Höcker gelitten zu haben scheinen. 

Fundort. Diese Scleriten kommen ziemlich vereinzelt auf den sogenannten „Kosch- 
titzer Platten“ (Teplitzer Schichten) vor und werden durch das Schlämmen dieser an Ver- 
steinerungen äusserst reichen Schichten gewonnen. 


Familie Isidinae. 


Die sclerobasische Axe ist gegliedert und besteht abwechselnd aus hornigen und kal- 
kigen Stücken. 


Pá, 


18 


Gattung Isis. 


Polypenstock mit sclerobasischer Axe, die aus kalkigen Gliedern besteht, welche mit 
einander mit elastischen Massen aus hornartiger Substanz verbunden sind. Die Kalkglieder 
sind walzenförmig auf beiden Enden mit Gelenkflächen versehen und ihre Länge variirt meist 
nach Arten. Die Äste springen von den Kalkgliedern ab. 


Isis tenuistriata Reuss. 
Abb. im Texte Fig. 2. 


1872. (48.) pag. 141. Fig. 1. und 2. im Texte. 


Von dieser Gattung sind selbstverständlich nur die kalkigen Glieder erhaltungsfähig 
und man findet auch nur diese und zwar immer isolirt und zerstreut. 

Es sind das walzenförmige, gerade oder wenig gekrümmte Stücke von 10—20 Mm. 
Länge und 2—5 Mm. Breite, die gewöhnlich an beiden Enden mit Gelenk- 
flächen versehen sind. An diesen Enden pflest der Walzen unbedeutend 
verdickt zu sein. Beide Gelenkllächen sind gewöhnlich konisch erhaben; zu- 
weilen ist eine von ihnen vertieft. Nur ausnahmsweise ist der Gelenkflächen- 
kegel regelmässig geformt, sondern meist verschiedenartig niedergedrückt, 

facettirt oder auch in der Mitte plötzlich sich in ein stachelartiges Gebilde 
Fig. 2. Isis tenu“ eng und immer mit koncentrischen, unregelmässigen, stark angedeuteten 
strata Reuss. In 
2mal Vergr. Von Linien versehen. 
Kamajk. Zuweilen sehen wir an einem Ende zwei Gelenkflächen, die gewöhn- 
_ lich vertieft sind und eine dichotomische Theilung des Stockes anzeigen. 

In den meisten Fällen sind aber diese Gelenkflächen abgebrochen oder bis zur 
Unkenntlichkeit abgerieben, was jedoch in dem Erhaltungszustande dieser Fossilien seinen 
Grund hat. 

Die grösste Anzahl der mir vorliegenden Exemplare dieser Art stammt nämlich aus 
dem cenomanen sandigen Kalkstein von Kamajk und Zbyslav, der in Lücken des Gneisses zum 
Vorschein kommt und die älteste Strandbildung in unserer Kreide vorstellt. Es ist dem zu 
Folge sehr erklärlich, dass die von diesem Fundort stammenden Versteinerungen durch ab- 
geriebene Oberflächen das Gepráge des einstigen Wellenschlages an sich tragen. — " 

Die Oberfläche der einzelnen walzenförmigen Glieder ist mit deutlichen Längsrippen 
besetzt, die nicht regelmässig parallel, sondern gewunden und geschlängelt verlaufen. Diese 
Rippen sind entweder ganz und dachförmig erhaben oder unregelmässig zerrissen, wo sie dann 
aus winzigen Körnchen gebildet zu sein scheinen. Insertionen der einzelnen Polypen nicht, 
vorhanden, 

Hie und da steht seitlich auf der Oberfläche eine kleine erhöhte Gelenkfläche, an 
welche ein horniges Glied sich anpasste und so die Verzweigung bewerkstelliste. 

In dem mir vorliegenden sehr zahlreichen Isidinenmateriale fanden sich auch unregel- 
mässige Platten, die sich der Mitte zu erhöhen und da mit einer Gelenkfläche versehen sind. 

Ihre Oberfläche ist mit radialen und oft unregelmässig gewundenen Rippen versehen ; 
„ihre Unterseite immer uneben und höckerie. 


RAK Er 


Va Aa TA eh 2 a Ed 


En 
JE 


‚dürfte. Bei einigen besser erhaltenen Exemplaren sieht man feine, 


19 


Ich betrachte diese Platten für Anheftungsflächen der Polypenstöcke, mit denen sie 
am Felsen oder verschiedenen anderen fremden Gegenständen angesessen waren. Die Zuge- 
hörigkeit der Platte zu dieser hier beschriebenen Art ist allerdings nur muthmasslich und nur 
auf übereinstimmenden Durchmesser beider Gelenksflächen begründet. 

Ich werde diese Platten noch weiter unten näher besprechen. 


Verwandtschaft. Die mir vorliegenden Stücke stimmen mit der von Reuss be- 
schriebenen Art gänzlich überein und nur die Dimensionen variiren etwas, nicht aber in einem 
solchen Grade, dass dies in Betracht gezogen werden müsste. 

Fundort. Nicht sehr häufig findet man diese Art in dem groben cenomanen Kalk- 
stein von Kamajk und Zbyslav. 


Isis miranda nov. spec. 
Abb. im Texte Fig. 3. 


Unregelmässige, walzenförmige Kalkolieder von bedeutenden Dimensionen. Der Durch- 
messer dieser Walzen meist 13—30 Mm. Die Oberfläche ist meist gänzlich glatt, was viel- 
leicht die Folge von Abreibung oder Abspülung von Wasser sein 


gewundene Längsrippchen. 

Insertionsstellen der Polypen mit Sicherheit nicht nach- 
weisbar, einige kleinen Vertiefungen auf der Oberfläche scheinen 
durch äusserliche Wirkung verursacht zu sein. Merkwürdiger Weise 
kommen diese Formen fast durchwegs in Bruchstücken; gut er- 
haltene mit Gelenkflächen versehene Kalkglieder lagen mir wenig- 
stens nicht vor. Der horizontale Dünnschliff zeigt die feinen con- 
centrischen Streifen der abgelagerten Kalkmasse. 

-  Basalplatten von bis 60 Mm. im Durchmesser sind ziem- 
lich häufig (Fig. 3. im Texte). 

Bemerkenswerth ist weiters noch der Umstand, dass zu- Fig. 3. Isis miranda Poč. An- 
weilen die einzelnen Glieder in ihrer Mitte einen hohlen Gang ee ákoco 
zeigen, der durch weichen Kalk ausgefüllt erscheint. 

Verwandtschaft. Die Stellung dieser meist ungünstig erhaltenen Versteinerungen 
ist als eine provisorische zu bezeichnen. Die Merkmale, durch welche sich dieselben von den 
Gliedern der Gattung Isis unterscheiden, sind ziemlich gewichtiger Natur. So besitzt Isis, ins- 
besondere auf der Oberfläche der älteren, dickeren Glieder starke, sehr erhabene Rippen und 
nebstdem ist die Theilung in Glieder bei dieser unseren Kreideart nicht mit Sicherheit er- 
wiesen. Auf Grund eines umfangreicheren Materiales gut erhaltener Exemplare dürfte viel- 
leicht später für Isis miranda eine neue Gattung mit ungegliederter Kalkaxe errichtet werden. 
Das bis jetzt mir bekannte Material berechtigt aber zur Aufstellung einer solchen neuen 
Form nicht. 

Fundort. Ziemlich häufig in den cenomanen Ablagerungen von Kamajk und 
Zbyslav. 


3* 


sí aká 8 a et A 


20 


Gattung Stichobothrion Reuss. 


Polypenstock mit sclerobasischer Axe, die abwechselnd aus hornigen und kalkigen 
Gliedern besteht. Einzelne Polypiden lassen auf der Oberfläche der kalkigen Glieder runde 
oder ovale Vertiefungen — ihre Insertionen — zurück. 

Die Verästelung geschieht auf den kalkigen Gliedern. Diese von Reuss errichtete 
neue Gattung wurde von Zittel (54. pag. 210.) als Synonym der älteren Moltkia Steenstrup 
hingestellt. Nach der von mir verbesserten hier angeführten Diagnosis der Gattung Stichobo- 
thrion erscheint jedoch diese von allen bisher bekannten Gattungen verschieden. 

Die drei im fossilen Zustande bereits bekannten Gattungen zeichnen sich mit typi- 
schen Unterscheidunesmerkmalen aus, welche die Bestimmung wesentlich erleichtern, aber mit 
den an der Gattung Stichobothrion bemerkten Eigenschaften in keinem Einklange stehen, 
dass man die Identifieirung einer dieser Gattung mit dem Reussischen neuem Genus vor- 
nehmen könnte. 

Isis Lamx. Die Seitenäste gehen stets von den glatten, kalkigen Gliedern ab. 

Mopsea Lamx. Die Seitenäste gehen stets von den hornigen Gliedern ab. Die kalkigen 
Stücke glatt. 

Moltkia Steen. Die Seitenäste gehen von den hornisen Gliedern ab. Die kalkigen 
Stücke tragen auf ihrer Oberfläche Insertionen einzelner Kelche. 


Stichobothrion foveolatum Reuss. 
2 Abb. im Texte Fig. 4. 
1845—6. (9.) pag. 70. Taf. 15. Fig. 1, 2. 
1872. (48.) pag. 142. Fig. 3 und 4 im Text.*) 


Die Kalkglieder sind meist dünn, 8—15 Mm. lang und etwa 1'5—25 Mm. breit, ge- 
rade oder wenig gekrümmt und auf beiden Enden mit Gelenkflächen versehen oft in Folge 
vieler Vertiefungen auf der Oberfläche, kantig. Diese Gelenkfláchen sind 
meist schwach konkav, mit einigen koncentrischen Furchen versehen und 
tragen in ihrer Mitte eine warzenförmige Erhöhung, die nach Reuss durch- 
bohrt ist. 

Auf der Oberfläche stehen entweder in alternirenden Längsreihen 

\ geordnete, oder ohne Ordnung zerstreute Vertiefungen gewöhnlich 1 Mm. 

Fig. 4. Stichobothrion jm Durchmesser. Meistens sind sie jedoch nicht rund, sondern elliptisch 
: a es und steht dann ihre längere Axe in der Längsaxe des Gliedes. Die Ver- 
komaleí tiefungen sind sehr seicht, zuweilen mit einem höheren Rande umgeben 
und mit Kalk erfüllt, so dass ihr Innere nicht genau zu beobachten ist: 

i Die Zwischenräume zwischen den Vertiefungen sind mit deutlichen, gewundenen Rippen 
versehen. 

Längere und dünnere Glieder, die hie und da vorkommen, können entweder für Äste 
gedeutet werden oder man könnte vielleicht einen ähnlichen Vorgang beim Wachsthum, wie 


*) Bei jenen Arten, deren Bibliographie bereits in der „Historischen Einleitung“ gegeben ist, werden 
im Texte nur die wichtigsten Quellen angeführt. 


21 


er bei Moltkia vorkommt, annehmen, wo in den Ästen hornige Glieder mit Kalk überzogen 
werden, woraus dann Stücke von bedeutenderen Längen resultiren. 

Nebstdem lagen mir noch unregelmässig verästelte und stellenweise verdickte Formen 
vor, die, nachdem sie auch mit zahlreichen Vertiefungen und ganz ähnlicher Beschaffenheit 
der Oberfläche versehen sind, als hieher gehörig gedeutet werden müssen. 

Von den basalen Anheftungsflächen sind einige, die wegen der übereinstimmenden 
Grösse der Gelenkflächen, so wie auch der Struktur der Oberfläche zu dieser Art gerechnet 
werden können. 

Verwandtschaft. Von der vorgehenden Art ist diese Species sehr leicht zu unter- 
scheiden. Die in grosser Anzahl und in Reihen geordneten Insertionen der Polypen geben den 
Gliedern ein ganz eigenthůmliches und von anderen verwandten Arten gut unterscheidbares 
Aussehen. 

Fundort. Isolirte Kalkglieder dieser Art wurden gefunden in den sandig-kalkigen 
cenomanen Ablagerungen von Kamajk, Zbyslav, Velim, Siegesfeld und Kolin. 


Stichobothrion solidum nov. spec. 
Taf. I. Fig. 1 a—f. Abbild. im Texte Fig. 5 und 6. 


Kalkglieder von walzenförmiger Gestalt 9—12 Mm. lang und 4—5 Mm. breit in der 
Mitte mit sehr gut erhaltenen Gelenkflächen, die theils einen, entweder regelmässig sich er- 
hebenden oder aber verschobenen facettirten, oder nieder- 
gedrückten Kegel bilden, theils konisch vertieft sind. Oft 
findet man an einem Ende zwei in diesem Falle meist 
vertiefte Gelenkflächen, wodurch die dichotomische Ver- 
zweigung des Stockes bewerkstelligt wurde. 

Über die Art der Verästelung können wir uns an = 
einigen völlig entwickelten Gliedern mit Gelenkflächen Fig. 5. Stichobothrion solidum Poč. 


an beiden Enden belehren, welche seitlich oft kräftige 2m. vergr. Von Kamajk. 
mit ziemlich bedeutendem Durchmesser inserirende Äste 


tragen. — 

Die Oberfläche dieser Kalkglieder ist mit feinen, schwach 
gebogenen, gewundenen Längsrippen geziert. In den meisten Fällen 
sind jedoch diese Rippen nicht gut ersichtlich nur schwach ange- 
deutet oder auch bis auf undeutliche Spuren verwischt, was seinen 
Grund in dem Erhaltungszustande dieser Versteinerungen hat. 

Die Vertiefungen auf der Oberfläche, welche die Stellen, wo 
Polypoiden angesessen waren, bezeichnen, sind oval sehr seicht und 
stehen meist unregelmässig zerstreut. 

Bemerkung. Neben den hier beschriebenen Kalkgliedern 
lag mir noch ein weit grösseres Bruchstück vor von etwa 23 Mm. ie 6, BohematiiirfelDar- 


Länge und 6—8 Mm. Breite, das auf der Oberfläche ähnliche In- stellung eines Stichoboth. 
bc A a) kalkige Glieder, 5) hor- 
sertionen trägt. nige Internodien, c) aus- 
Die Gelenkflächen sind an diesem Exemplar nicht erhalten gebreitete Basalfläche, 
d) Coenosark. 


k aa 


22 


und auch die Zwischenráume zwischen einzelnen Vertiefungen auf der Oberfläche sind gänzlich 
abgerollt und dem gemäss glatt. 

Verwandtschaft. Die von mir hieher gestellten Kalkglieder zeichnen sich durch 
ihren günstigen Erhaltungszustand aus, bei welchem die beiden Gelenkflächen meist wol ange- 
deutet sind. Das hauptsächlichste Unterscheidungsmerkmal ist hier die Verzweigung der Kalk- 
glieder und dann die mehr oder weniger entwickelten Insertionsgruben der Polypen. Hie und 
da kommen auch Glieder vor, die sehr wenige und zuweilen keine solchen Gruben auf ihrer 
Oberfläche tragen und somit zur Gatt. Isis gestellt werden könnten, obzwar sie durch andere 
Merkmale mit den typischen Formen’ dieser neuen Art übereinstimmen. Und bei solchen 
Exemplaren wird die Bestimmung etwas unsicher; denn wenn wir die von Reuss unter Isis 
tenwistriata angeführten dünnen und länglichen Glieder als Äste der dickeren und von mir 
hiehercestellten oft ohne Insertionsgruben versehenen Walzen betrachten wollten, müsste 
überhaupt I. tenuistriata zu Stichobothrion gestellt werden. Daraus scheint zu folgen, dass 
das Vorhandensein von Insertionsgruben nicht für ein Unterscheidungsmerkmal genommen 
werden soll. 

Fundort. Die mir vorliegenden Exemplare stammen aus den untersten marinen Ab- 
lagerungen unserer Kreide, aus den cenomanen Schichten von Kamajk und Zbyslav bei Časlau. 


Familie Helioporidae. 


Korallenstock zusammengesetzt, mit reichlichen röhrigen Coenenchym. Kelche rund 
mit schwachen Pseudosepten. Querböden meist reichlich entwickelt. 


Gattung Heliopora Blain. 


Korallenstock massiv, knollig, ästig oder lappig. Coenenchym stark entwickelt, auf 
der Oberfläche runde oder länglich verzogene, unregelmässig vertheilte Öffnungen tragend, die 
von einander durch warzige Erhöhungen getheilt sind. Am Längsschnitte erscheint das Coe- 
nenchym als aus polygonalen Röhren von verschiedener Grösse bestehend. Dort, wo die 
Wände mehrerer Röhren zusammenstossen, bilden sich eben auf der Oberfläche die warzigen 
Erhöhungen. 

Die Kelche sind klein, rund, eingesenkt und mit sehr schwach vorspringenden 12 
oder mehreren Pseudosepten versehen. 


Heliopora Partschi Reuss sp. 
Taf. I. Fig. 2 a, b. 
1854. Polytremacis P. Reuss (21.) pag. 131 Taf. XXIV. Fig. 1—3. 
1857—61. Milne Edwards & J. Haime (32. Tome 3.) pag. 231. 


Das mir vorliegende, kleine und nur einige wenige Kelche enthaltende Bruchstück 
ist knollig, etwa 24 Mm. lang und trägst ziemlich regelmässig gestellte, runde, etwa 15—17 
Mm. im Durchmesser habende, tiefe Kelche. An dem schwach angeschwollenen Rande sieht 
man kleine, die Stelle der Pseudosepten vertretende Rippchen, die, meist in der Anzahl von 
24, in das Innere des Kelches gerichtet sind. 


k ten 


en 


A 
SAT 


Die Oberfläche der Zwischenráume zwischen den Kelchen ist mit zahlreichen, unregel- 
mässig gestellten, runden oder ovalen Öffnungen bedeckt, die von einander durch warzige 
Erhöhungen getheilt werden. Durch diese Öffnungen münden parallele, das Coenenchym durch- 
setzende Röhren, die durch sparsame, dünne Querböden unterbrochen erscheinen. 

Der Erhaltungszustand dieses einzigen mir vorliegenden Bruchstückes ist ziem- 
lich günstig. Die kleine erhaltene Partie besteht aus festem, weissem Kalk und lässt darum 
auch feinere Struktur auf der Oberfläche sehen. 

Verwandtschaft. Reuss hat die aus den Kreideschichten der Gossau stammende 
Art zur Gattung Polytremacis gestellt, welche sich jedoch durch die langen, zuweilen in der 
Mitte des Kelches sich verbindenden Pseudosepten leicht von Heliopora unterscheidet. 

Die mir vorliegende und abgebildete Form besitzt einige Abweichungen in Betreff der 
Vertheilung der Öffnungen auf der Oberfläche des Coenenchym. Die Öffnungen stehen nämlich 
nicht zu 5—7 sternförmig. geordnet, sondern sind meist unregelmässig zerstreut, wodurch sie 
sich der recenten Art Heliop. coerulea (sieh Abbildung Reuss (21.) Taf. XXIV, Fio. 11.) be- 
deutend náhert, die grósseren, hie und da bei dieser im Indischen Meere lebenden Art vor- 
kommenden Röhrchen ausgenommen, die bei dem mir vorliegenden Exemplare nicht bemerkt 
werden können. 

Fundort. Diese Art stammt aus dem festen cenom. Rudistenkalkstein von Radovesnitz. 

Bemerkung. In der letzten Zeit kam in die Sammlungen des böhm. Museums ein 
anderes Exemplar aus einer Kluft im Porphyre von Sandberg bei Teplitz, welches eine voll- 
kommen übereinstimmende Beschaffenheit mit dem hier beschriebenen Stücke besitzt. 


Hexacoralla. 


Familie Poritidae. 


Korallenstöcke zusammengesetzt, mit reichlichem Coenenchym verbunden oder mit ihren 
Wänden aneinander gereiht. Kelche klein, Sternleisten wenig zahlreich, zuweilen durch Dornen- 
reihen ersetzt. Die Wände sind durchbohrt. 


Gattung Cordilites nov. gen. 


Korallenstock massiv, knollenförmig oder kugelförmig aus langen, radial gestellten, 
prismatischen Zellen zusammengesetzt, die unmittelbar an einander ohne Entwickelung von 
Coenenchym sich reihen. 

Die Septen sind rudimentär gewöhnlich 4—6, von der Zahl der Winkel der Zellen 
abhánoig. Die Böden sind entwickelt, nicht vollkommen geschlossen, sondern in der Mitte der 
Zellen nach oben ausgewölbt und offen. 

Die Wände der Zellen durchbohrt. 

Die Stellung dieser neuen, wegen der niederen Organisation sehr interessanten Gattung 
im Systeme ist ziemlich schwierig. durchführbar. 

Der äusseren Form nach ist sie der Gattung Chaetetes Fisch. am nächsten, von welcher 
sie sich allerdings schon durch bedeutend geringere Dimensionen, hauptsächlich aber durch 


23. 


He 
DE 
4 
4 
„MM 
4 


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se oko la ilrne 


RE táa 


a de 


24 


das Vorhandensein von Septen und der in der Mitte offenen, nach oben gewölbten Querböden 
sogleich unterscheidet. i 

Nach allen ihren Beschaffenheiten dürfte diese Gattung zu den Poritiden in die erste 
Familie der Favositinen zu stellen sein. 


Cordilites cretosus Reuss sp. 
Taf. I. Fig. 3 a—d. Abbild. im Texte Fig. 7 und 8. 


1845—6. Chaetites er. Reuss (9.) pag. 63. Taf. XLII, Fis. 4. 


Korallenstock knollen- oder kugelförmig, 10—45 Mm. im Durchmesser habend, in 
koncentrische Schalen differenzirt und aus langen 4—6eckigen, radial gestellten Zellen zu- 
sammengesetzt. Diese Zellen sind ziemlich gleich, so dass man nur ausnahmweise hie und da 
zwischen ihnen einige kleinere, jüngere Zellen beobachten kann und er- 
scheinen an den Bruchflächen mit unbewaffnetem Auge betrachtet wie ein 
faseriges Gewebe. 

Die Septen sind ziemlich schwach angedeutet 4—6, von der Zahl 
der Zellenecken abhängend, da in der Regel aus jedem Winkel ein Septum 
hervortritt. Sie sind gerade, von ungleicher Länge, in einigen Zellen bis 

== in die Mitte derselben verlaufend, in anderen nur durch kurze Linien an- 
en = gedeutet, so weit es möglich ist zu beobachten, glatt und mit keinen Hök- 
ne ee kern oder Stacheln besetzt. 

Korycan. Parallel mit der äusseren Wand verläuft in den Kelchen eine 

zweite Kontour, welche für ein primäres Endothekalgebilde angesehen werden 

muss, da sie wie nach einwärts so nach auswärts gut abgeschieden 
ist und somit nicht die Kante der Wand sein kann. 

Bei einigen Zellen ist diese primäre Endothek nicht kantig 
sondern oval oder rund. 

Die Wand ist durchbohrt, wie man sich an Längsschnitten 
überzeugen kann, wo stellenweise die äussere Kontour der Zellen 
unterbrochen erscheint. An demselben Schnitte sieht man auch 
nach oben gerichtete und unvollkommene Böden, die in ziemlich 
gleichen Abständen entspringen und oben nicht zusammenfliessen, 
sondern in der Mitte der Zelle eine Öffnung lassen. 

N 8. er eretosus Die Endothek verbindet bogenförmig einen Boden mit den 
euss sp. ine verwitterte anderen. 

RD En In gewissen Abständen bemerkt man strukturlose und auch 

etwas dünkler gefärbte Schichten, die durch das Wachsthum des Stockes bedingt sind und 

die Differenzirung in koncentrische Schalen verursachen. 

Der Erhaltungszustand der Formen dieser neuen Gattung ist ein sehr günstiger. 
Der ganze Stock ist in einen festen, meist ungewöhnlich milchweissen Kalkspath verwandelt 
und zeigt an den Bruchflächen radial faserige Struktur. Zuweilen findet man in einzelnen 
Stocken Spuren von der Thätigkeit bohrender Muscheln, die im fossilen Zustande durch anders 
gefärbten, krystallinischen Kalkspath angedeutet wird. 


25 


Recht bizarre Formen erscheinen bei dieser Art, wenn die Bruchflächen eine längere 
Zeit hindurch der Einwirkung der Atmosphaerilien blos gelegt wurden. Da die strukturlosen 
und schalenbildenden Zwischenschichten viel weicher zu sein scheinen, leisten sie weniger 

Widerstand als die Zellenschichten, so dass dann sehr deutliche, koncentrische und durch 
rippenförmige Erhöhungen hervorgebrachte Streifung entsteht. 

Je nachdem ob diese Bruchflächen das Centrum des Stockes berühren oder ob sie 
nur seitlich verlaufen, resultiren verschiedene Gebilde, längliche, parallel gefurchte Körper 
oder Hemisphaeren mit koncentrischen, oft gewundenen Linien auf die Art der farbigen 
Chalcedone. 

Verwandtschaft. Diese Gattung steht einzeln da, ohne eine nähere Verwandt- 
schaft zu besitzen. Reuss stellte sie zu den Bryozoen. 

Fundort. Man findet diese Art in dem festen cenomanen Kalkstein von Korycan. 


Gattung Glenarea nov. gen. 


Polypenstock aus röhrigen, unregelmässig polygonalen, parallelen Zellen zusammen- 
gesetzt, die untereinander mit ihren Wänden verschmolzen sind. Nur ausnahmsweise sieht 
man eine Dupplikatur der Wand, die dadurch entstanden ist, dass die Wände zwei benach- 
barter Kelche nicht zusammengeflossen sind, sondern selbstständig blieben. Die Oberfläche 
der Wand so wie der Septen ist mit feinen Lángsrippchen bedeckt, die äusserst winzige 
Körner tragen. 

Die Septen sind rudimentär in der Regel fünf in einem Kelche, kaum in dem Dritt- 
theil des Kelches hineinragend und oben abgerundet. 

Weder Querböden noch Säulchen vorhanden. 


Glenarea cretacea nov. spec. 
Abb. im Texte Fig. 9. und 10. 


Korallenstock unregelmässige, dicke Platten bildend, wobei die Öffnungen der Kelche 
auf der Oberfläche in einer Ebene gelegen sind. Einzelne Zellen sind röhrig, parallel zu ein- 
ander gestellt, meist 4—5ekie oder auch unregelmássic 
polygonal oder verzogen, mit den Wänden mit einander ver- 
schmolzen. Nur selten bleiben zwei Nachbarwände selbst- 
ständig ohne miteinander zu verschmelzen. Die Höhe 
einzelner Zellen ist etwa 25—32 Mm., ihr Durchmesser 
4—8 Mm. und die Dicke der Wände 15—22 Mm. 

Die innere Oberfläche der Zellen, so wie die 
der Septen ist mit äusserst feinen Längsrippen voll- 
ständig bedeckt, die winzige Körner tragen. 

Die Septen sind rudimentär, grösstentheils in 
der Anzahl 5 und in der Form schwacher Leisten ent- 


: k 5 Fig. 9. Glenarea eretacea Poč. Eine Partie 
wickelt, welche auf der inneren Wand der Zelle hin- En Koralleneteukes in nalür Cröske, Won 


unterlaufen. Settenz. 


Oben am Rande der Kelche sind sie abgerundet und ragen 
nicht einmal in den Dritttheil des Halbmessers in die Kelche ein. Die 
Septen messen etwa 1 Mm. in der Breite, die sich am Grunde der 
Zellen etwas zu vergrössern scheint. 

Am Durchschnitte zeigt sich ein Bild, welches hier (F. 10.) in 
etwas schematischer Darstellung wiedergegeben ist. 

Kein Säulchen und keine Querböden vorhanden. 

Fig. 10. Durchschnitt Verwandtschaft. Diese neue Gattung bildet in Hinsicht auf 
von Glenarea cretaceca ihre Organisation eine Form, deren definitive Einreihung in der bisher 


Poč. schematisirt. _ angewendeten Systematik nicht leicht durchführbar ist. Die rudimentäre 


Entwickelung der Septen verweist auf Helioporiden, deren starkes Coe- 
nenchym wieder ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal bietet. 
Der Mangel von Querböden und von Poren in den Wänden stellt diese Form höher 
als es Tabulaten sind. 
Fundort. Das einzige sehr gut erhaltene Exemplar stammt aus dem cenomanen 
Hornstein, der im Porphyr bei Settenz Klüften erfüllt und wurde von H. Fassel unserem Mu- 
seum geschenkt. 


Gattung Porites Lam. 


Polypenstöcke von knolliger oder stammförmiger Gestalt mit unregelmässigem, sieb- 
fórmigem und schwammigem Coenenchym versehen und auf der Basis von einer dünnen oft 
rudimentären Epithek übergedeckt. 

Einzelne Kelche sind schwach vertieft, einfach, an den Rändern mehr oder weniger 
deutlich polygonal, oft vom Coenenchym nicht gut unterscheidbar. 

Septen gewöhnlich in zwei, zuweilen auch in drei Cyclen, wenig entwickelt, in der 
Regel mit den Stäbchen verfliessend und wenig von ihnen verschieden. Diese Stäbchen sind 
in der Anzahl von 3 bis 6 oder auch mehr vorhanden, warzig und in einen Kreis gestellt, 
welcher das ebenfalls warzige meist wenig entwickelte Sáulchen umgibt. 


Porites Michelini Reuss sp. 
Taf. 1. Fig. 4 a, b. 


1845—46. Reuss (9.) pag. 61. Taf. XLIII. Fig. 3. 


Diese Koralle bildet grosse, knollenförmige, oder auch ziemlich regelmässig kugel- 
förmige Kolonien von 3—15 Cm. im Durchmesser, die aus koncentrischen, durch das Wachs- 
thum des Stockes hervorgebrachten Lagen bestehen. In der Nähe der unregelmässigen, ge- 
wöhnlich keilenförmig zugeschärften Anheftungsfläche ist die Basalepithek in Bruchstücken 
erhalten. 

Schon mit der Loupe kann man auf der Oberfläche dieser Knollen kleine und sehr 
schwach vertiefte Kelche beobachten. 

Die einzelnen Kelche sind polygonal, oft jedoch in das poröse Coenenchym übergehend 
und tragen meist 12 oder 14, 16, 18—24 Septen. Dieselben sind verhältnissmässig dick, ge- 
rade oder nur schwach gebogen mit unregelmässigen Höckern an beiden Seiten versehen und 


ká 


27 


zuweilen durch Synaptikeln mit einander vollständig verbunden, Gegen das Innere des Kelches 
sind die Septen abgerundet, oft verbogen und von den Stäbchen nicht gut zu unterscheiden. 

Die Stäbchen, soweit dies eben zu unterscheiden ist, sind rundlich, polygonal oder 
ganz unregelmässig kantig, gewöhnlich in der Zahl 5—6, zuweilen auch 4 und füllen das In- 
nere des Kelches meist in unregelmässiger Stellung aus. 

Das Sáulchen ist von den Stäbchen nicht zu unterscheiden, wenn man nicht gesinnt 
ist das in der Mitte stehende Gebilde für das Säulchen zu betrachten. Oft scheint diese An- 
nahme wohl erlaubt, in vielen Fällen sind jedoch alle, das Innere des Kelches erfüllende Ge- 
bilde einander gleich. Zuweilen ist das mittlere (Säulchen) etwas kleiner als die übrigen. 

Das Coenenchym ist sehr porös und besteht aus unregelmässigen Lamellen, die sich 
hie und da verbinden und zellenartige Gruppen bilden. 

Am Längsschnitt sehen wir die Wände der Kelche, so wie die der Coenenchym-Zellen 
mit einander durch Synaptikeln verbunden. Diese Verbindung greift aber nicht in allen Kelchen 
gleichmässig Platz, sondern es sind bei vielen Kelchen die Wände meist mit Höckern ver- 
sehen und nur spärlich durch Synaptikeln gänzlich verbunden. 

In demselben Längsschnitte beobachtet man weiters auch horizontale, dünne Lagen, 
welche jeder Struktur entbehren, durch das Wachsthum des Polypenstockes resultiren und die 
Folge davon sind, dass der Korallenstock in koncentrische Lagen sich auflöst. 

Der Erhaltungszustand. Die grösste Anzahl unserer hieher gehörigen Exem- 
plare ist ziemlich gut erhalten; die Stöcke erscheinen in Kalk umgewandelt, der durch ver- 
schiedene Färbung die Umrisse der Kelchtheile meist gut ersichtlich macht. Ein grosses In- 
teresse bieten jedoch einige aus dem groben Korycaner Sandstein herrührende Stücke, bei 
den nur die Kelchtheile erhalten sind, ohne dass die Zwischenräume zwischen einzelnen Par- 
tikeln ein Gestein ausfüllen würde.*) An den Bruchflächen, die noch vom Wasser abgespült 
erscheinen, sind die koncentrischen Lagen ersichtlich und einzelne Kelche mit der Loupe be- 
obachtbar. Nach Innen sind jedoch auch diese Knollen- mit Gestein ausgefüllt. 

Verwandtschaft. Nach der oben beschriebenen Beschaffenheit ist es unzweifelhaft, 
dass diese Korallenknollen zu der Gattung Porites zu zählen sind. Es hat sich demnach die 
Vermuthung Bölsche’s (47. pag. 58.), dass die von Reuss allerdings unzulänglich beschriebene 
Art P. Michelini vielleicht zur Thamnastraea gehören dürfte, nicht bestätigt. 

Fundort. In den cenomanen grobkalkigen Ablagerungen von Korycan und Pře- 
myslan werden diese Knollen in verschieden Dimensionen nicht selten gefunden. 


Porites textilis nov. spec. 
Taf. I. Fig. 6 a, b. 


Polypenstock unregelmässige, bis 12 Cm. im Umfange messende Knollen bildend, zu- 
weilen gegen die Basalgegend sich verengend und hier auch Spuren von der äusseren Epithek 
tragend. 


*) Es ist das ein ganz ähnlicher Erhaltungszustand, wie ich ihn bei einer Caleispongie aus demselben 
Fundorte angetroffen habe. Sieh meine „Beiträge zur Kenntnis der Spongien der böhm. Kreide- 
formation.“ Abth. III. Abhandlungen der köngl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. VII. Folge. 
1. Band pag. 24. 

4* 


28 


Einzelne Kelche unregelmässig, polygonal, hie und da in das Coenenchym ohne deut- 
liche Abgränzung übergehend. 

Septen meist in der Anzahl von 18 oder 20, zuweilen aber auch weniger, kurz, ziem- 
lich dick, gerade oder nur wenig gebogen und stellenweise mit stumpfen Höckern an beiden 
Seiten versehen. Nur selten sind sie mit Synaptikeln mit einander gänzlich verbunden. 

Im Centrum des Kelches befinden sich 3—6 unregelmässig kantige, oder auch abge- 
rundete Körper, welche uns die Stäbchen und das Säulchen vorstellen. 

Hier hat jedoch meist die Undeutlichkeit bereits einen solchen Grad erreicht, dass es 
nicht möglich ist das Säulchen von den Stäbchen zu unterscheiden. 

Der Längsschnitt zeigt uns parallele, ziemlich dicke Wände, die an beiden Seiten 
rundliche und ziemlich regelmässig vertheilte Erhöhungen und Höcker tragen, so dass es 
scheint, als ob dieselben mit Einschnürungen versehen wären. 

Das Coenenchym besteht aus zahlreichen, gewundenen oder geraden Gebilden, die 
sich hie und da vereinigen und so ein Netz bilden. 

Der Erhaltungszustand unserer Formen ist ein ziemlich günstiger. Beide mir 
vorliegenden Exemplare sind in einen festen Kalkspath verwandelt und es zeigt nur das eine 
von ihnen an einer Seite Spuren nach Einwirkung der Luft und des Wassers, indem es 
etwas abgeglättet ist und die koncentrische Schichtung erkennen lässt. : 

Verwandtschaft. Von der vorgehenden Art P. Michelini unterscheidet sich diese 
neue Species durch weniger zerrissene und seltener verzweigte Septen, durch regelmássigeres 
Coenenchym und durch geringere Anzahl der Stäbchen im Centrum des Kelches. Nebstdem 
sind die Kelche bei dieser neuen Art näher: zueinandergerückt als bei der vorerwähnten Art. 
Die Wände am Längsschnitte erscheinen hier nicht mit Synaptikeln verbunden, sondern sind 
nur mit runden Höckern und warzenförmigen Erhöhungen an beiden Seiten versehen. 

Fundort. Zwei Exemplare aus den cenomanen Schichten, von denen das eine von 
Bilin, das zweite von Korycan stammt. 


Porites spissus nov. spec. 
Taf. I. Fig. 5 a, b. 


Polypenstock unregelmässis, walzenförmig, etwa 9 Ctm. lang und 4 Ctm. breit, ziemlich 
kompakt, so dass nur auf der den Einwirkungen der Luft und des Wassers ausgesetzten Ober- 
fläche die Schichtung zu beobachten ist. 

Einzelne Kelche unregelmässig, polygonal oder auch rundlich, sehr wenig vertieft, 
nicht sehr gedrängt und von dem löcherigen Coenenchym gut unterschieden. Septen in der 
Anzahl von 18—20, dick und dicht, mit Stacheln und Körnern besetzt, zuweilen durch Syna- 
ptikeln mit einander verbunden oder auch zwei in einander fliessend. 

Im Centrum des Kelches bemerkt man meist 5 oder 6, zuweilen auch nur 4 unregel- 
mässig kantige oder rundliche Körper, von denen das mittlere für das Säulchen angesehen 
werden kann, in welchem Falle dann die äusseren umstehenden für Stäbchen zu deuten wären. 

Das Coenenchym ist sehr kompakt und nur von grosser Anzahl rundlicher oder ovaler 
Löcher durchbohrt. Diese Löcher sind jedoch nicht ohne Regel zerstreut, sondern sie stehen 
in bogenförmig von einem Kelche zum anderen sich hinziehenden Reihen. 


BAT T 


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29 


Die Wände der Zellen zeigen am Längsschnitt rundliche Erhöhungen und warzen- 
förmige Höcker, wodurch sie das Ansehen erhalten, als wären sie in ziemlich gleichen Ab- 
ständen eingeschnürt. Durch Synaptikel sind die Wände nur selten verbunden. 


Der Erhaltungszustand des einzigen, mir vorliegenden Exemplares ist ein ziem- 
lich guter. Der Stock ist gänzlich in einen festen Kalkstein umgewandelt und nur der Um- 
stand, dass einzelne Theile des Korallenstockes durch unausgeprägte Färbung oft undeutlich 
werden, erschwert die Untersuchung dieser Art insbesondere bei Benützung feinerer Dünn- 
schliffe, wo dann zuweilen die ganze Zeichnung verschwindet. 


Verwandtschaft. Durch das kompakte Coenenchym nnterscheidet sich diese Art 
sehr leicht von allen bisher bekannten. Um die Bestimmung der drei in der böhm. Kreide 
vorkommenden Poritesarten zu erleichtern, will ich hier in Kurzem die Hauptmerkmale aller 
noch einmal: anführen. i 

1. F. Michelini. Septen 14—24, verháltnissmássie dünn, schwammig zerrissen und 
sehr häufig durch Synaptikeln mit einander verbunden. Coenenchym sehr porös, löcherig , 
seine Lamellen verbinden sich in zellenartige Kammern. 

2. P. textilis. Septen 18—20, dick, nur stellenweise mit Höckern versehen. Syna- 
ptikeln sehr selten vorhanden. Coenenchym porös, seine Lamellen klein, oft in gewundene 
Gebilde vereinigt, jedoch keine Kammern bildend. 

3. P, spissus. Septen 18—20, dick und dicht, mit Stacheln und Höckern versehen 
und hie und da mit Synaptikeln verbunden. Coenenchym sehr kompakt und nur von kleinen 
Löchern durchbohrt, die in bogenförmigen Linien gestellt erscheinen. 


Fundort. Das einzige mir vorliegende Exemplar des P. spissus stammt aus den 
grobsandigen Ablagerungen von Korycan. 


Familie Eupsammidae. 


Einfache oder ästige Korallenstöcke mit sehr porösen, engmaschigen Selerenchym und 
wohlentwickelten, zahlreichen Septen. Pfälchen und Coenenchym meist fehlend. 


Gattung Stephanophyllia Mich. 


Polypenstock einfach, frei, ohne jede Spur von Anheftung, scheibenförmig und mit 


einer horizontalen, radial gerippten und gitterförmig durchlöcherten Wand, ohne Epithek 
versehen. 

Der Kelch ist kreisrund; Septa zahlreich, meist fünf vollständige Cyclen und zuweilen 
einige Septen der sechsten Ordnung zählend, gedränst, erhaben, breit und seitlich mit ko- 
nischen Körnchen oder auch mit spitzigen Höckern bedeckt. Dieselben vereinigen sich mit 
ihren oberen oder inneren Enden, bogenfórmig in verschiedener Höhe mit den benachbarten 
älteren Septen. Nur die Primärsepten bleiben frei. 


Die Rippen der unteren horizontalen Wand alterniren mit den Septen. 


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Stephanophyllia celsa nov. sp. 
; Taf. I. Fig. 7 a, b. 


Polypenstock einfach, frei, kreisrund, scheibenförmig, etwa 44 Mm. im Durchmesser, 
auf der unteren Seite flach, auf der oberen bis auf 2:5 Mm. erhöht mit horizontaler Wand und 
ohne Epithek. Die Septen sind in fünf Cyclen, und vom sechsten sind noch 8 vorhanden (also 
zusammen 56), sind gerade, mit kleinen Stacheln besetzt und nur schwach erhaben. Nur die 
primären Septen bleiben gänzlich frei und nur diejenigen, die zwischen diesen Primärsepten 
liegen, verbinden sich mit einander in der Weise, dass alle, die sich in einem Systeme befinden 
in eine oft verdickte Sternleiste fliessen. Diese läuft dann bis in den Mittelpunkt des Kelches, 
welcher jedoch bei dem mir vorliegenden Exemplare nicht in jenem guten Erhaltungszustande 
sich befindet, um das Säulchen sehen zu lassen. 

Auf der unteren Seite ist die Wand von einfachen, geraden und einzelnen Septen auf 
der oberen Seite entsprechenden Rippen gebildet. 

Verwandtschaft. Unsere Form unterscheidet sich von allen bekannten Arten dieser 
filigranartig gebauten Gattung durch geringe Dimensionen und ziemlich flache Oberseite. Beide 
diese Merkmale lassen sich auf die Weise deuten, dass uns dieses Exemplar ein Jugendsta- 
dium vorstellt. 

Aus den bisher beschriebenen Arten sind es vorzüglich zwei, deren obere Seite in 
geringerem Maasse erhaben ist. 

Erstens ist es Steph. imperialis Reuss (49. pag. 256) von Baden, die sich mit be- 
sonderer Flachheit, geringer Anzahl von Septen und durch alternirenden Rippen auszeichnet. 

Ähnlich ist auch Steph. Bowerbanki Milne E. & Haime (20. pag. 54. Taf. 9. Fig. 4.) 
aus dem Lower Chalk von Dower. Obzwar einerseits das mir vorliegende Exemplar manche 
auf Jugendstadien hinweisende Merkmale besitzt, so ist es andererseits unmöglich, die Zu- 
gehörigkeit dieser Form zu einer bestimmten Art zu beweisen. Ich stelle darum vorläufig 
eine neue Art auf, bis vielleicht ein reichhaltigeres Material eine kontinuirliche Reihe von 
Alterstufen aufzustellen erlauben wird. 

Fundort. Das einzige Exemplar wurde in den, die oberste (Bryozoen-) Abtheilung 
der Iserschichten repraesentirenden Lagen bei Vtelno gesammelt. 


Familie Fungidae. 


ň Korallenstock einfach oder zusammengesetzt, niedrig und breit. Kelche unmittelbar 
durch ihre Wand verbunden, Coenenchym fehlt. Wand wenig entwickelt, durchbohrt oder sta- . 
chelig. Septa zahlreich, dicht oder porös mit zackigem Oberrand und auf den Seitenflächen 
mit Synaptikeln und Körnern besetzt. 


a) Cyclolitinae. 


Wand horizontal, dicht, häufig mit Epithek bekleidet. Septa zahlreich, dünn und 
durchbohrt. 


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Gattung Cyclolites Lam. 


Einfach scheibenförmig, kreisrund oder elliptisch, frei, ohne Spuren einer Anheftungs- 
fläche. Die Wand ist horizontal und mit einer starken, koncentrisch runzeligen Epithek um- 
geben. Das Sáulchen ist nicht entwickelt oder nur rudimentär. Die Septa sind sehr dünn, 
äusserst zahlreich, fein und am freien oberen Rande regelmässig gezähnelt. Die kleinsten 
von ihnen vereinigen sich in der Regel mit ihrem inneren Rand zu denen der älteren Cyclen. 


Cyclolites discoidea Blainw. 
Abb. im Texte Fig. 11. 

1846. Cyclol. hemispherica und corbierica Michelin (10.) pag. 282. Taf. 64. Fig. 2. 
und pag. 284. Taf. 64. Fig. 5. 

1850. Funginella hemispherica und discoidea D’Orbigny (18. II. Tome) pg. 202, 302. 

1854. Cyclol. discoidea Reuss (21.) — Cyclol. disc. Milne Edwards & J. Haime (32. 
Tome III.) pag. 40. 

1858—61. Fromentel (31.) pag. 125. 


Mir lag ein einziges Stůck vor, das leider nur die untere Fláche erhalten hat. Es ist 
fast kreisrund, 19—20 Mm. im Durchmesser habend, stellenweise etwas un- 
regelmässig gebogen. Die untere Fläche ist gegen die Mitte gleichmässig er- 
höht und trägt nahe am Rande ziemlich schwache, koncentrische Runzeln, 
auf welche die Epithek reducirt ist. 

Die ziemlich deutlichen, niedrigen Katalgben sind sehr zahlreich, 
dicht zusammengedrängt, am freien Rande gekörnelt und mit Synaptikeln mit 
einander verbunden. ee 

3 > L discoidea Blain. 

Verwandtschaft. Dieses, ziemlich ungünstig erhaltene Exemplar Natür. Grösse, 
konnte bestimmt werden nur auf Grund der, von Reuss an Jugendexemplaren von Korycan. 
dieser in der Kreide ziemlich häufigen Form beobachteten Beschaffenheit 
(21. pag. 125): „Nie fehlen entfernte, breite, jedoch niedrige Radialrippen, die hier unter 
allen Cycloliten am meisten entwickelt sind und sich nicht selten über die ganze untere 
Fläche ausbreiten.“ 

Fundort. Das mir vorliegende, einzige Exemplar stammt aus dem groben ceno- 
manen Kalkstein von Korycan. Diese Art ist ziemlich gemein in der Gosau, besonders im 
Nefgraben und in der Schattau und wird nebstdem aus Frankreich von Bains de Rennes, Car- 
cassonne, Umgebung von Castres, Beausset und Perigneux angeführt. 


b) Thamnastraeinae. 


Korallenstock einfach oder zusammengesetzt mit dünner, häufig durchbrochener Wand, 
die zuweilen auch unentwickelt ist. Septa durchlöchert und durch Synaptikeln oder schräg 
gestellte Querlamellen verbunden. 


Gattung Micrabacia M. Edw. & Haime. 


Einfach, linsenförmig oder scheibenförmig, ohne jede Spur von einer Anheftungsfläche. 
Die Wand ist sehr dünn, mehr oder weniger grob granulirt und in den Zwischenräumen 


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82 


zwischen den Septen durchbohrt. Die Septen sind zahlreich, gerade, gezáhnelt und mit in- 
neren Rändern frei. Das Säulchen ist rudimentär oder fehlt gänzlich. 


Micrabacia coronula Goldf. sp. 
Abb. im Texte Fig. 12. und 13. 


1826—44. Fungia coronula Goldf. (7.) pag. 50. Taf. 14. Fig. 10—18. 
1845—46. Reuss (9.) pag. 62. 


Einfach, scheibenförmig, die obere Fläche konvex, bei unseren Exemplaren im Steine 
verwachsen; die untere horizontal. 
Die Höhe des Polypoids beträgt an den Rändern, die allein mir zu- 
gänglich waren, 2Mm. Im Durchmesser misst diese Koralle etwa bis 14 Mm. 
Die Wand ist nackt und gewöhnlich von Interkostallöchern durch- 
bohrt. Bisher wurden nur Steinkerne gefunden, aus denen sich die nach- 
folgende Beschaffenheit dieser Art ergibt. 
Fir 12 -Mirabar Die Septen auf der unteren Fläche zueinander gepresst, gleichmássig 
cia coronula G1df. diek; ihre Granulation ist ziemlich schwach, die grösseren, warzenförmigen 
In natür. Grösse Höcker, ziemlich regelmässig in 3 koncentrische Reihen gestellt. 
won Asen Die ersten zwei Cyelen reichen bis zur Mitte des Kelches, sie spalten 
sich jedoch nahe am Centrum in 2 Theile, welche noch zweimal di- 
chotomisch sich verzweigen, so dass die Gesammtzahl der Septen 96 
beträgt. — : 
Der Abdruck eines Sáulchens ist bei unseren Exemplaren 
nicht erhalten. i 
Der Erhaltungszustand der wenigen, mir vorliegenden 
u Exemplare ist kein günstiger, was allerdings durch die Beschaffen- 
Fig. 13. Micrabacia coro- heit des sie einschliessenden Gesteines erklärt wird. Diese Art kommt 
a 0 En mal nämlich bei uns meist in den groben Sandsteinen der Korycaner 
= Schichten nur in Steinkernen vor. Auch die aus den Pyropen füh- 
renden Merseln von Triblitz stammenden Formen sind in keinem guten Erhaltungszustand, 
da sie meist in Limonit oder Kies verwandelt und abgerollt erscheinen. 


Verwandtschaft. Diese in der Kreideformation von Europa verbreitete Form ist 
von solch typischer Beschaffenheit, dass „sie nicht leicht mit einer anderen Art verwechselt 
werden kann. 

In letzterer Zeit hat Duncan (60.) sehr beachtenswerthe Bemerkungen über die in- 
nere Struktur und Classifikation dieser Art veröffentlicht, in deren Besprechung ich leider bei 
der Unzulänglichkeit des mir vorliegenden Materiales nicht eingehen kann. : 

Fundort. Reuss (9.), dem jedoch nur kleine (etwa 5—9 Mm. im Durchmesser ha- 
bende) Formen vorlagen, führt diese Art aus mehreren Fundorten der böhm. Kreide an. Bis 
jetzt ist sie bekannt: in den cenomanen Schichten von Zlosejn, Mühlhausen, Zbyslav, Debrno, 
Přemyšlan; aus den Iserschichten von Choroušek, aus den Teplitzer Schichten von Postel- 
bere und Wollenitz, aus den Priesener Schichten von Priesen und Třiblitz. 


Sie ist dem zu Folge in unserer Kreideformation ziemlich verbreitet, tritt jedoch in 
keiner Stufe in grösserer Anzahl auf. 

Ausserdem wird sie noch im Auslande aus dem Cenoman von Le Mans und poté 
und aus dem oberen Grůnsand von Wiltshire und Warminster angegeben. 


Gattung Thamnastraea Le Sauv. 


Korallenstock zusammengesetzt, massiv, knollig, ästig, astroidisch. Kelche seicht durch 
ineinander fliessende Costalsepten verbunden. Seitenflächen der Septen mit Querkämmen ver- 
sehen, zwischen denen die Porenreihen liegen und welche sich mit den entsprechenden Nach- 
barsepten zu schrägen Querlamellen verbinden. Säulchen warzig, oft unentwickelt. 


- Thamnastraea decipiens Mich. sp. 


1845. Astraea dec. Mich. (10.) pag. 200. Taf. L. Fig. 13. 
1854. Th. confusa Reuss (21.) pag. 117. Taf. XIX. Fig. 7, 8. 
1857—61. Milne Edwards & Haime (32. Tome II.) pag. 575. 


Korallenstock mit einem dicken Strunk aufgesessen und mit einer nur schwach convexen 
Oberfläche, auf der die ziemlich erhabenen Kelche liegen. Die äussere Wand trägt fein ge- 
körnelte, an einander dicht gedrängte Rippen. Dieselben messen 4—5 Mm. im Durchmesser 
und sind von einander durch einen erhabenen, von Costalsepten gebildeten Kamm geschieden. 

Die Septen sind meist in der Anzahl 20—28, das ist also in 3 Cyclen entwickelt. 
Den von Milne Edwards und Haime angegebenen Umstand, dass oft in einem System ein 
Cyelus fehlt, habe ich mit Sicherheit nicht bemerken können, allerdings aber an einigen 
Kelchen, geringere Anzahl von Septen 18—20 gezählt. 

Die Septen sind etwas stark, bilden’ um den Kelch einen, etwa 1'/, Mm. hohen Kamm, 
sind mit Körnern bedeckt, wenig ungleich und oft dichotomisch getheilt in der Weise, dass 
die Septen des dritten Cyclus mit denen des zweiten auf der inneren Seite in einander fliessen. 
Das Säulchen ist klein, warzenähnlich. 

Der Erhaltungszustand. Es lag mir ein Bruchstück des knollenförmigen Ko- 
rallenstockes sammt dem Strunk vor. Die obere Fläche zeigte die Kelche durch kleine, feste 
Hornsteinpartikeln verunreinigt und es fanden sich nur etwa 5—6 Kelche, welche gut erhalten 
waren und ihre Struktur rein behalten haben. 

Verwandtschaft. Das mir vorliegende Exemplar stimmt, mit der von Milne Edw. 
& Haime gegebenen Diagnose überein. Die von Reuss abgebildete Th. confusa, welche als 
Synonym der hier beschriebenen Art betrachtet wird, scheint nicht hieher zu gehören oder 
aber wenigstens kein typisches, ausgewachsenes Exemplar zu sein. 

Fundort. Stammt aus dem Hornstein in der Porphyrkluft am Sandberg bei Teplitz. 


Gattung Dimorphastraea D’Orbigny. 


Korallenstock zusammengesetzt, massiv und astroidisch. Der centrale Kelch, welcher 
für die Mutterzelle angenommen werden kann, grösser als die anderen, die sich in koncen- 
trischen Reihen von einander ziemlich entfernt stellen. Die Wände sind nicht geschieden. 

5 


hi 4 EN = k u: 4 “ ok P r, = 
M Zo RE I "Egon ar Šok SE en o ra ud a St 


Die Costalsepten dünn und ineinander fliessend. Das Säulchen ist warzenfórmig und 


wenig, entwickelt. 


Dimorphastraea parallela Reuss sp. 
Abbild. im Texte Fig. 14. 


1846. Astraea parallela Reuss (9.) pag. 60. Taf. XIV. Fig. 39. 


Korallenstock zusammengesetzt, grosse oben flache oder nur schwach gewölbte Massen : 


von 60, 115—150 Mm. im Umfange bildend und unten meist mit einem unregelmässigen, 
etwa 20 Mm. hohen Strunke befestigt. | 

Die Kelche auf der oberen Fläche messen etwa 5—8 Mm. im Umfange und sind in 
ziemlich deutlichen, koncentrischen Reihen ge- 
ordnet; zwischen ihnen erscheinen hie und da 
kleinere Individuen, deren Durchmesser 4 M. nicht 
überschreitet. Die Mutterzelle konnte mit Sicher- 
heit bei dem ungünstigen Erhaltungszustande un- 
serer Exemplare nicht wahrgenommen werden, ob- 
zwar ihr Vorhandensein durch die koncentrische 
Anordnung der Kelche angedeutet wird. 


Die Kelche sind sehr wenig vertieft, fast 
oberflächlich, das Säulchen fast gänzlich unent- 
wickelt. An gut erhaltenen Individuen sieht man, 
dass die Septen der Mitte zu ineinander fliessen 
und ein netziges Gewebe bilden. 


Fig. 14. Dimorphastraea parallela Reuss sp. \ j f : 
Eine Partie in natůr. Grösse. Die Costalsepten sind dünn, an ihrer ganzen 


’ - Länge fast gleich breit, in der Anzahl 30—50, bei 
ganz jungen Individuen 26, auf der Oberfläche fein gekörnelt und an den Seiten mit zahl- 
reichen Dornen und Synaptikeln versehen. Sie sind ziemlich gedrängt so, dass auf 2 Mm. 
etwa 5 kommen. 


Bemerkung. Bělsche bildet ein sehr wohlerhaltenes Exemplar dieser Art mit dem 
Mutterkelche von Plauen ab, welches für den Typus dieser Art angesehen werden kann. Die 
mir vorliegenden Formen sprechen im Ganzen mit der daselbst (47) gegebenen Beschreibung 
überein, nur ist zu bemerken, dass bei ihnen die Mutterkelche nicht gut erkennbar sind. Da 
jedoch die anderweitigen Merkmale dieser unserer Formen mit der Diagnosis der Art über- 
einstimmen, so dürfte wohl kein Grund vorhanden sein, um beide von einander zu trennen. 

Fundort. Zahlreiche Bruchstücke dieser Art werden in den cenomanen Schichten 
von Kamajk und Zbyslav gefunden. Nebstdem führt sie Bölsche von Plauen an. 


c) Lophoserinae. 


Stöcke einfach oder zusammengesetzt, Septa dicht durch Synaptikeln verbunden. Wand 
nicht stachelic. i 


M al zí 


V Di 


Gattung Placoseris From. 


Der Korallenstock mit breiter Basis angeheftet, walzenfórmie. Die Rippen auf der 
äusseren Wand treten deutlich vor und sind gekörnelt. Die durch Synaptikeln verbundenen 
Septen sind zahlreich und einander ungleich. Das Säulchen ist blattförmig und wird gebildet 
von Stäbchen, welche mit einander verschmolzen und seitlich sehr dornig sind. 


Placoseris Geinitzi Bölsche. 
Abb. im Texte Fig. 15. u. 16. 


1849, Turbinolia compressa Geinitz (16.) pg. 232. 
1871. Bölsche (47.) pag. 47. 


Korallenstock einfach, nicht zusammengesetzt, gestielt, von den Seiten zusammen- 
gedrückt und nach oben fächerförmig ausgebreitet, wobei in der Mitte der längeren Axe Ein- 
buchtungen entstehen. 

Der Strunk ist ziemlich 
schlank (z. B. 8 Mm. hoch und 
5 Mm. dick), insbesondere bei 
jungen Stadien und unten mit 
einer etwas ausgebreiteten An- 
heftunssfläche versehen. 

Das sehr zahlreiche Ma- Fig. 15. Fünf Stadien von Placoseris Geinitzi Böl. von Korycan. 
terial, das mir vorlag, gestattete 
die Errichtung einer Reihe von Altersstadien. 

I. Stadium, etwa 10 Mm. hoch; die Öffnung des Kelches in der 
längeren Axe 7 Mm., in der kürzeren 5 Mm. Die Anheftunssfläche sehr 
entwickelt, breiter als der Kelch selbst (8 Mm.). Der horizontale Durch- 
schnitt ist oval, keine Depression wahrnehmbar. 

I. Stadium (ohne Anheftungsfläche), 12 Mm. hoch, der Kelch in z - 
der längeren Axe 10 Mm., in der kürzeren 6 Mm., oval. Fig. 16. Placoseris 

II. Stadium, 16 Mm. hoch; Kelch 12 Mm. in der längeren und 7 @einitzi Bölsche. 
Mm. in der kürzeren Axe messend. Anheftungsfläche klein. Hier kann man nn 
bereits eine Depression beobachten, die dadurch hervortritt, dass das Oval (olumella. 4mal 
des Durchschnittes zu beiden Seiten der längeren Axe verflacht ist. * vergrössert. 

IV. Stadium, 18 Mm. hoch, die grössere Axe des Kelches 16 Mm., 
die kürzere 11 Mm. Hier findet bereits eine, wenn auch unbedeutende Einbuchtung der mitt- 
leren Partie statt. ! 

V. Stadium, 22 Mm. hoch; längere Axe 21 Mm., kürzere in der Einschnürung 13 Mm. 

Nebstdem sind noch nachstehende Stadien zu verzeichnen: 


Höhe längere kürzere Axe 
VL 30 34 12 
VI. 39 38 15 


Je älter und srösser das Individuum, desto tiefer ist die Einschnürung. 
bř 


36 


Bei einem ungünstig erhaltenen grossen Exemplare ist die Einschnůrung in der Mitte 
des Kelches so bedeutend, dass beinahe eine Theilung des Kelches entsteht. Die Dimensionen 
sind hier: Höhe 45 Mm. die kürzere Axe in der Einschnürung 8 Mm. Die längeren Axen 
der beiden Kelche 18 und 20 Mm., die kürzeren Axen derselben 12 und 15 Mm. 

Die Septen der ersten 3 Cyclen sind insbesonders gegen die freien, oberen und auch 


gegen den inneren Rand verdickt und erreichen beinahe das Säulchen. Unten, wo sie mit _ 


Septen der weiteren Cyclen zusammenkommen, sind sie bereits dünner. 

Ihre Anzahl schwankt je nach der Grösse des Exemplares von 96 bis 170 und 180. 
Bei jungen Stadien wurden nur 48 Septa gezählt. 

Seitlich sind die Septen mit zahlreichen Körnern und auch ziemlich hohen, oben, in 
Reihen geordneten Dornen besetzt und verbinden sich hie und da durch Synaptikeln. 


Der freie obere Septalrand ist nur schwach gezähnelt, wie man es an Bruchstücken * 


gut erhaltener Exemplare ersehen kann; zuweilen kommen jedoch Formen vor mit ganz 
glattem Septalrand, was sich aber bei näherer Untersuchung als Folge von Abreibung ergibt. 

Das Sáulchen ist blattförmig, oft verbogen; Stacheln konnten in keinem der unter- 
suchten Exemplare wahrgenommen werden. 

Die Rippen auf der Aussenwand sind einander fast gleich und an gut erhaltenen 
Exemplaren mit Körnern bedeckt. , 

Der Erhaltungszustand ist in den meisten Fällen ein sehr ungünstiger. Die Ko- 
rallenstöcke sind in den festen groben Kalkstein eingewachsen und fast durchwegs in krystal- 
lischen Kalkspath ungewandelt, so dass auch in den Dünnschliffen nur stellenweise und ziem- 
lich schwach die innere Struktur angedeutet ist. Auch das Auspraepariren der einzelnen 
Individuen . aus dem sie umgebenden Gestein stösst auf Schwierigkeiten, welche durch die 
Spaltbarkeit der Kalkspathkrystallen verursacht werden. 

Fundort. Bei uns kommt diese Art ziemlich häufis in den cenomanen Ablagerungen 
von Radovesnitz und Korycan vor. Bölsche beschreibt einige (27) Exemplare aus demselben 
Horizont von Plauen und Koschütz in Sachsen. 


Gattung Cyathoseris M. Edwards & Haime. 


Korallenstock zusammengesetzt, angeheftet, mehr oder weniger kreiselförmig. Die ein- 
zelnen Kelche sind oberflächlich, wenig vertieft und mit deutlichen Septen versehen. Die Septa 
sind lang, ziemlich dick, in die der Nachbarkelche zerfliessend und stark seitlich mit Körnern 
und Stacheln bedeckt. Die gemeinsame Wand ist nackt und äusserlich längsgestreift. Oft 
bildet sie einwärts gehende Falten, die kleine Hügel auf der Oberfläche bilden. 


Cyathoseris facilis nov. spec. 
Taf. II. Fig. 2 a, b. 

Korallenstock niedrig, stammförmig, mit etwas sich ausbreitender Basis festgesetzt und 
aus mehreren (7) Individuen, die aneinander gedrängt erscheinen, bestehend. Die gemeinsame 
Wand ist nackt und mit glatten, oft gewundenen, engen Längsrippen bedeckt. 

Die obere Fläche ist von festem Kalkstein verdeckt, so dass die Öffnungen der Kelche 
nicht sichtbar sind. Am Dünnschliffe sehen wir viele (46—52), dicke Septa mit grossen Höckern 


und Warzen an beiden Seitenflächen besetzt. Im Centrum des Kelches vereinigen sich die 
Septen zur netzförmigen Axe mit unregelmässigen Öffnungen, zerfliessen dem Rande einzelner 
Kelche zu und werden da an unserem Exemplare durch Kıystallisation des Kalkspathes 
gänzlich vernichtet; nur die Übergänge zwischen Nachbarkelchen sind wieder gut ausgeprägt. 


Erhaltungszustand. Der Umstand, dass der Korallenstock mit seiner oberen 
Fläche am groben Gestein festhaftet, hat die Bestimmung wesentlich erschwert. Es wurde 
darum ein Schliff nöthig, der allerdings die Beschaffenheit der Kelchöffnungen und des Ober- 
randes der Septen nicht wiedergibt. 

Verwandtschaft. Reuss (21. pag. 126 und 127. Taf. XX. Fig. 7—9.) beschrieb aus 
der Kreide von Gosau zwei Arten C. Haidingeri und C, raristella, die sich jedoch schon durch 
geringere Dimensionen der Kelche von unserer neuen Art unterscheiden. Nebstdem geschieht 
bei diesen Gosauarten der Uibergang der Costalsepten aus einem Kelch in den anderen un- 
mittelbar ohne Andeutung der Grenzen einzelner Kelche, wogegen bei unserer Art die Diffe- 
renzirung in selbstständige Individuen mehr angezeigt erscheint, da schon auf der äusseren, 
gemeinsamen Wand die einzelnen Kelche durch angedeutete Sprossung gekenntzeichnet sind. 

Fundort. Das mir vorliegende einzige Exemplar stammt aus den cenom. Schichten 
von Korycan. 


Familie Astreidae. 


Stöcke einfach oder zusammengesetzt. Wand und Septa dicht. Interseptalkammern 
durch zahlreiche Querblätter blasig. Coenenchym nicht vorhanden. Zellen durch Wände oder 
durch Rippen verbunden. 


a) Astraeinae. 


Oberrand der Septen gezackt oder mit Einschnitten und Stacheln bedeckt. Seiten- 
flächen derselben mit fächerförmigen Rippen oder Körnerreihen besetzt, welche senkrecht zum 
Oberrand stehen. : 


Gattung Leptophyllia Reuss. 


Korallenstock einfach, mehr oder weniger kegel- oder kreiselfórmig, an der Basis 
festsitzend. Septa sehr zahlreich, dünn, gedrängt, in der Mitte des Kelches unmittelbar zu- 
sammenstossend aus oberem, freien Rand mit einer Reihe sehr deutlicher, regelmässiger Kör- 
nern bedeckt. Kein Säulchen vorhanden. Die Wand ohne Epithek mit deutlichen Rippen, 
welche gleichfalls mit Körnern bedeckt sind. 


Leptophyllia patellata Mich. sp. 
Abbild. im Texte Fig. 17. 
1841—47. Anthophyllum pat. Mich. (10.) pag. 195. Taf. 50. Fig. 2. 
1850. Polyphyllia pat. D’Orb. (18. Tome II.) pag. 181. 
1857—61. Montlivaultia pat. Milne Edwards & Haime. (32. Tome II.) pag. 517. 
1858—61. Montlivaultia pat. From. (31.) pag. 113. 


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38 


1864. Leptophyllia pat. From. (32a.) pag. 309. Taf. 71. Fig 1—7. 

1871. Bölsche (47.) pag. 46. 

Korallenstock einfach, cylindrisch oder etwas konisch, nach oben zunehmend und 
unten mit ziemlich breiter Basis aufsitzend. Die Dimensionen der einzelnen Individuen sind 
ziemlich verschieden. Ein grosses Exemplar ist 30 Mm. hoch und 
etwa 36 Mm. oben breit; die kleineren messen etwa 3—10 Mm. - 
in der Höhe und 8—15 Mm. in der Breite. Der Kelch ist kreis- 
rund, jedoch oft mit verbogenem Rand, flach oder nur wenig ver- 
b tieft. Septa sind dünn, sehr dicht gedrängt (auf 2 Mm. kommen 
Fig. 17. Leptophyllia patelleta 6__8) und am freien Rand nur mit schwachen, bei einigen ab- 

MR a Yon gerollten Exemplaren gar nicht bemerkbaren Körnern bedeckt. Die 

Septa berühren sich unmittelbar in der Mitte des Kelches. Kein 

Säulchen vorhanden. Die Wand trägt feine Rippen, deren Körnerung wiederum nicht sehr 
deutlich ist. Dieselben sind dünn, einander gleich stark und dicht gedrängt. 

Verwandtschaft. Die von Fromentel (32a.) abgebildeten Formen stimmen mit un- 
seren, nicht gut erhaltenen wohl überein. Bemerkenswerth ist hier nur die unbedeutende Ent- 
wickelung der Körner an den freien Rändern der Septen und an den Rippen, die jedoch aller- 
dings auch in dem ungünstigen Erhaltungszustand ihren Grund haben kann. Es ist möglich, 
dass Ant. explanatum Reuss (9.) pag. 62. Taf. XLIII. Fig. 6. hieher zu stellen ist. 

Fundort. Diese Art ist ziemlich häufig in dem cenomanen festen Kalkstein von Ko- 
rycan, kommt jedoch meist in ungůnstigem Erhaltungszustand vor. 

In Belgien findet sich die Art nicht selten im Cenoman von Mons. 


Leptophyllia sp. 


Korallenstock kreiselförmig, unten in eine kleine Fläche, mit welcher er aufgesessen 
war, endigend, etwa 18 Mm. lang, 15 Mm. oben breit und 7 Mm. hoch. Septen dünn, sehr 
zahlreich, dicht zu einander gedrängt und ziemlich stark gezähnelt. 

Die Öffnung des Kelches nicht in gerader Ebene, sondern geworfen, die Mitte wenig 
vertieft, der Rand unregelmässig. Kein Säulchen vorhanden. Die äussere Wand ist ohne 
Epithek, da die granulirten Rippen zum Vorscheine kommen. 

Verwandtschaft. Diese Art scheint von der vorgehenden Form durch das rasch 
sich zuspitzende untere Ende und durch den unregelmässig gezackten Rand verschieden zu sein. 

Der Erhaltungszustand ist sehr ungünstig. Bei dem Auspraepariren aus dem 
festen Kalkstein bleiben im Gestein viele Theile stecken oder werden zertrümmert, so dass 
die nähere Bestimmung, da bekanntlich die Gattungen in der Familie der Lythophylliacen nach 
sehr minutiösen Merkmalen unterschieden werden, unmöglich ist. 

Fundort. Diese Form stammt aus dem rauhen cenomanen Kalkstein von Korycan.*) 


b) Astraeaceae. 
Stöcke massiv, astraeoidisch; Zellen dicht gedrängt. 


*) Von demselben Fundorte lag mir eine sehr ungünstig erhaltene Koralle vor, die am nächsten der 
Gattung Diploria M. Edw. & Haime stehen dürfte. Eine nähere Bestimmung ist undurchführbar. 


39 


Gattung Heliastraea E. H. 


Stock massiv, Basis mit dünner Epithek bekleidet. Kelche in verschiedener Entfernung, 
etwas erhaben, mit freien Rändern. Säulchen schwammig. Rippen stark entwickelt, durch 
reichliche Epithek verbunden. Septa überragend, wohl entwickelt in der Nähe des Centrums 
am stärksten gezackt. 


? Heliastraea Barrandei M. Edw. & H. 


1845—46. Astraea macrocona Reuss (9.) pas. 60. Taf. 24. Fig. 2. 
1857—61. Heliastraea Barrandei M. Edw. & Haime (32. Tome II.) pag. 478. 


Milne Edward & Haime und mit ihnen Bölsche rechnen die von Reuss auf Grund 
eines Abdruckes aufgestellte Art Astraea macrocona zur Gattung Heliastraea. 

Da mir kein Exemplar dieser Form vorlag und die Beschreibung und Abbildung im 
Reussischen Werke keine genügende Auskunft geben, kann ich in dieser Sache leider nicht ent- 
scheiden und beschränke mich darauf den Namen dieser Art hier einfach angeführt zu haben. 

Fundort nach Reuss sind die cenomanen Hippuritenschichten bei Kutschlin. 


Gattung Isastraea Milne Edw. & Haime. 


Stock konvexe Massen bildend, höckerig oder stammförmig. Die gemeinsame Wand 
in eine dünne Epithek eingehüllt, nach deren Entfernung feine, in radiale Biindel gestellte 
Rippen zum Vorschein kommen. 

Die Kelche sind prismatisch, mehr oder weniger vertieft und durch ihre der ganzen 
Länge nach einfache Wände innigst mit einander verbunden. 

Das Säulchen ist schwammig, oft rudimentär oder gänzlich fehlend. Die Sternleisten 
sind dünn, an einander gedrängt, sehr fein granulirt und an dem freien Rand mit kleinen 
gedrängten Zähnchen von gleicher Grösse bedeckt. 

Die Vermehrung geschieht durch calycinale Verjüngung und submarginale Knospung. 


Isastraea splendida nov. spec. 
Taf. II. Fig. 3 a, b. 


Der Stock bildet konvexe Massen, auf deren Oberfläche die sehr regelmässig polygo- 
nalen 5- oder 6eckigen Kelche sich befinden. Diese Kelche sind ungleich, von 4—6 Mm. Durch- 
messer, sehr wenig vertieft und von einander mit einer auf der Oberfläche sehr gut kennt- 
lichen, einfachen und etwas hervorragenden Wand geschieden. Diese Wand ist nur wenig 
erhöht, dünn und an beiden Seitenflächen mit Körnern versehen. 

Die Sternleisten, in der Anzahl von 40 bis 48, sind dünn, ziemlich gerade, aneinander 
gedrängt, die der primären Cyclen bis in das Centrum verlängert, sehr dicht mit Körnern 
und Stacheln an den Seitenflächen besetzt und am freien Rande fein granulirt. 

Das Sáulchen ist entwickelt, erhöht sich in der Mitte des Kelches in der Form einer 
Warze und scheint am Durchschnitte mit den Septen zusammenzuhängen. 

Verwandtschaft. Von den von Milne Edwards und Haime beschriebenen Arten 
dieser Gattung steht unserer Species Is. oblonga aus dem englischen oberen Oolith von Tis- 


40 


bury am nächsten, wie in Betreff der regelmässigen äusseren Form der Kelche, so auch der 
Beschaffenheit der Septen. Den gewichtigsten Unterschied von allen anderen Isastreaarten 
besitzt jedoch unsere neue Species in der mächtigen Entwickelung des Säulchens, welche 
bei allen anderen Formen entweder gänzlich fehlt oder aber nur rudimentär entwickelt ist. 
Der Erhaltungszustand des einzigen mir vorliegenden Exemplares ist ein sehr 


günstiger. Der feste und grobe Kalkstein, in welchem diese Art eingebetet ist, füllt die in- _ 


neren Partien des Korallenstockes aus, ohne jedoch die Struktur im Geringsten anzugreifen, 
die insbesondere auf der Oberfläche des mir vorliegenden Exemplares in vollster Klarheit zum 
Vorschein kommt. Nur hie und da sind die mittleren Partien der Kelche mit Gestein ver- 
klebt und somit verdeckt. 

Fundort. Cenomaner Kalkstein von Korycan. 


Isastraea sp- 
1877. Teller (53a.) pac. 3. 


Korallenstock grosse, etwa 13 Cm. in Durchmesser habende Platten bildend, an deren 
Oberfläche die polygonalen Kelche aneinander gereiht sind. Dieselben sind etwa 5 Mm. breit, 
bedeutend vertieft und von einander mit einer aufsteigenden scharfen Wand getheilt. Die 
Septen sind zahlreich, dünn, ziemlich gedrängt und gekörnelt. 

Ein Säulchen scheint nicht entwickelt zu sein. 

Der Erhaltungszustand ist ein sehr ungünstiger. Der harte Hornstein hat diese 
Form gänzlich durchdrungen, hat jedoch dabei auch die innere Struktur vernichtet. Die Ober- 
fläche ist nicht rein; an den einzelnen Kelchtheilen haften kleine Russpartikeln fest an und auch 
an Dünnschliffen, deren Herstellung bei der grossen Härte des Gesteines, mit bedeutenden 
Schwierigkeiten verbunden ist, ist es nicht möglich sich über die innere Beschaffenheit zu 
belehren. 

Fundort ist der feste Hornstein, welcher am Sandberge bei Teplitz Klüften in Por- 
phyr ausfüllt. 

Gattung Latimaeandra D’Orb. 


Korallenstock konvex oder höckerig, Knospung submarginal, ausserdem calycinale 
Verjüngung. Kelche deutlich umgeschrieben und in kurzen Reihen geordnet, Epithek fehlt. 
Säulchen rudimentär oder fehlend. 


Latimaeandra maeandrinoides Reuss sp. 


1845—46. Astraea maean. Reuss (9.) pag. 61. Taf. XLIII. Fig. 2. 
1857—61. Latimaeandra maeand. M. Edwards © Haime (32. Tome II.) pag. 547. 


Korallenstock massiv, konvex. Die Kelche sind nur wenig vertieft, kurz, etwa 5—7 Mm. 
breit. Die Septa sind sehr dünn, in der Anzahl von 40—50 nicht einander gleich und immer 
wenig gebogen. Säulchen rudimentär. Mir lag nur ein schlecht erhaltenes Exemplar vor, 
welches keine nähere Beschreibung, zuliess. 

Fundort. Reuss gibt diese Art aus dem cenomanen Kalkstein von Korycan an. Das 
mir vorliegende Stück stammt aus den Hornsteinkonglomeraten vom Sandberg bei Teplitz. 


41 


Unterfamilie Eusmilinae. 


Oberrand der Sternleisten ganz. Seitenflächen derselben häufig mit Körnerreihen be- 
setzt, welche dem Oberrand parallel laufen. 


Trochosmiliacae. 


Zellen einfach mit rundem oder elliptischem Kelche. 


Gattung Trochosmilia Edw. & Haime. 


Korallenstock frei oder kurz gestielt. Septa sehr zahlreich, seitlich schwach gekörnelt. 
Wand nackt. Rippen einfach granulirt. Querblätter reichlich. Kein Säulchen. 


Trochosmilia compressa Lamk. sp. 
Abb. im Texte Fig. 18. 
1841. Turbinolia compr. Michelin (10.) pas. 16. Taf. IV. Fig. 2. 
1845—6. Turb. compr. Reuss (9.) pag. 62. Taf. XLIII, Fig. 5. 


Korallenstock frei, keilfórmig, zusammengedrůckt, etwa 15 bis 28 Mm. hoch und oben 
12—20 Mm. breit. 

Es lagen mir nur einige Steinkerne vor. An einem der best erhaltenen bemerkt man 
die Spuren von etwa 50 důnnen Septen, von denen die der ersten drei 
Cyclen beinahe einander gleich sind und ziemlich weit in den Kelch 
hineinragen. Das Verhältnis der Axen bei diesem Exemplare ist 12:9, 
wodurch es von dem allgemeinen und auch von Milne Edwards und 
Haime bemerkten Verháltnis 18:10 varirt. Die Wand ist ohne Epithek 
und trägst gleiche Rippen, die unverzweist von dem unteren sich zu- Fig. 18. Trochosmilia com- 
spitzenden Ende bis zum abgerundeten Kelchrande verlaufen. Die Kelch- PT ee 
grube ist ziemlich tief. Kein Säulchen vorhanden. Kelchöffnung, Von Zlosejn 

Erhaltungszustand. Wie bereits bemerkt wurde, kommen 
nur Steinkerne oft in grossen Kolonien in dem groben Sandstein von Zlosejn vor, die durch 
dunkelgelbe Färbung von dem sie umgebenden Gestein abstehen. 

Fundort. Diese Art wurde bisher nur in dem cenomanen Sandstein von Zlosejn 
gefunden. 


Trochosmilia sp. Nro. I. 


Korallenstock kegelförmig, zuweilen niedergedrückt, kreiselfórmig, etwa 3—10 Mm. 
hoch und 4—11 Mm. breit. Die Septen meist in 4 Cyclen, dünn und seitlich mit feinen 
Körnchen bedeckt; die der primären Cyclen überragend. Die nackte Wand trägt ziemlich 
gleiche und fein gekörnelte Rippen. Das Säulchen fehlt. 

Der Erhaltungszustand ist ein äusserst ungünstiger. Es sind meist nur Rippen 
in dem weichen Mergel durch weisse Linien angedeutet, so dass man auf eine nähere Be- 
stimmung verzichten muss. 

Verwandtschaft. Der Umstand, dass es mir bei einem dieser dürftigen Exem- 


plare gelungen ist das Innere des Kelches theilweise auszupraepariren, wobei ich etwa 4 Cyclen 
6 


42 


von Septen vorfand und nebstdem mich von dem gänzlichen Fehlen von Säulchen überzeugte, 
bewog mich diese Exemplare zur Gattung Trochosmilia zu stellen. 

Fundort. Der dunkle, weiche Mergel der Priesener Schichten von Böhmisch-Kamnitz 
und Waldek. 


Trochosmilia sp. Nro II. 


Koralle kegelförmig, etwa 15 Mm. hoch, zusammengedrückt, 15—16 Mm. in der län- - 
geren und etwa 8—10 Mm. in der kürzeren Axe messend und nach unten ohne Bildung eines 
Strunkes sich allmählig zuspitzend. 

Der Kelch ist elliptisch; die Rippen einfach, glatt, ohne jede Struktur; die Septen 
— nach den Rippen gezählt — etwa 48 also in 5 Cyclen. Säulchen nicht vorhanden. 

Der Erhaltungszustand ist sehr ungünstig. Die Korallen erscheinen in Limonit 
verwandelt und im weichen Mergel eingebettet. In Folge dessen ist das Innere unzugänglich. 

Verwandtschaft. Der äusseren Form nach stehen diese unsere Formen der Troch. 
tuberosa Milne Edwards & Haime (20. pag. 58. Taf. 10. Fig. 2.) sehr nahe. Es lässt sich 
aber in Folge des äussert ungünstigen, oben angeführten Erhaltungszustandes kein sicherer 
Schluss ziehen. 

Fundort. Diese Art stammt aus dem weichen Mergel der Priesener Schichten von 
Priesen. — 

Anmerkung. Aus demselben Fundort stammt ein anderes, kleines, etwa 5 Mm. 
hohes Exemplar, das sich im ähnlichen, zur Bestimmung unzulänglichen Erhaltungszustande 
befindet. 


Gattung Coelosmilia M. Edw. & Haime. 


Wie die Gattung Trochosmilia, jedoch spärliche Querblätter. 


? Coelosmilia laxa M. Edw. & Haime. 


1850—54. M. Edwards & Haime (20.) pag. 52. Taf. 8. Fig. 4. 
1866—72. Duncan (46. Part II.) pag. 8. Taf. 3. Fig. 11—17. Taf. 4. Fig. 9—12. 


Korallenstock kreiselförmig und mit einer etwas in die Fläche sich verbreitenden Basis 
festgesetzt. Die Septa sind gerade oder etwas gekrümmt, dünn, meist in 4 Cyclen oder auch 
mehr (38), zuweilen unregelmässig entwickelt. Die Rippen auf der äusseren Wand sind ein- 
ander fast gleich, fein gekörnelt. Kein Säulchen vorhanden. 

© Erhaltungszustand. Beide mir vorliegenden Exemplare sind nur in Bruchstücken 
erhalten. Das eine von Bilin hat den oberen Theil des Kelches abgebrochen, das andere stellt 
einen natürlichen Horizontaldurchschnitt vor. 

Verwandtschaft. Die inneren Merkmale beider Exemplare, so weit sie an den 
Bruchstücken gefunden werden konnten, sprechen für die Einstellung zu dieser Art, wobei 
jedoch die bedeutendere Anzahl der Septen allerdings befremdend bleibt. Da nebstdem die 
oberen Enden der Septen nicht erhalten sind und demnach es nicht möglich ist zu ent- 
scheiden, ob dieselben überragend waren, muss die Bestimmung als nicht ganz sicher er- 
klärt werden. 


* 


ng br irn sody pb kg o tk bok 


43 


Fundort. Das eine Exemplar stammt aus den Korycaner Schichten von Bilin, das 


zweite aus den Teplitzer Schichten von Neudörfel bei Teplitz. 


Gattung Parasmilia M. Edw. & Haime. 


Koralle einfach kreiselförmig, verlängert, unten befestist und mit Anwachsabsátzen 
versehen. Kelch rund, Septa überragend, seitlich stark gekörnelt. Säulchen wohl entwickelt, 


schwammig. Wand nackt mit einfachen Rippen bedeckt. Querblätter spärlich. 


Parasmilia centralis Mant. sp. 
Abb. im Texte Fig. 19. und 20. 


1845—46. Turbinolia centr. Reuss (9.) pag. 62. 
1849. Milne Edwards & Haime (27.) pag. 244. 
1850—54. Milne Edwards & Haime (20.) pag. 47. Taf. VIII. Fig. 1. 


1850. Monocarya centr. Lonsdale (17.) pag. 244. Taf. XVII. Fig. 1—4, 7. 


1850. Cyclosmilia centr. D'Orbigny (18.) Tome II. pag. 276. 
1857—61. Milne Edwards & Haime (32.) Tome II. pag. 172. 


Koralle kreisel- oder walzenfórmig, 20—26 Mm. hoch, unten gewöhnlich regelmässig 


kegelförmig, oben dann gebogen und mit deutlichen, meist rinsförmige Wülste 
bildenden Absätzen versehen. 

Die Septa ziemlich dünn, ungleich und an den Seitenflächen mit 
groben Körnern und auch Stacheln bedeckt. Säulchen gut erhalten, ziemlich 
dick und schwammie. Die Rippen auf der äusseren Oberfläche frei, gerade, 
oben mit der Krümmung des Kelches gewunden und mit feinen unregelmäs- 
sigen Höckern besetzt. 

Jene Rippen, die den Septen des ersten und zweiten Cyclus ent- 
sprechen, pflegen grösser und unter einander gleich zu sein. 

Der Erhaltungszustand unserer Formen ist kein günstiger, da 
die grösste Zahl der mir vorliegenden Exemplare in Limonit verwandelt 
ist und meistens uns nur Steinkerne vorstellt, bei denen die 
Septen durch Vertiefungen angedeutet erscheinen. Bei diesen 
Formen ist allerdings die feine Struktur gänzlich verloren ge- 
gangen. 

Verwandtschaft. Die englischen Exemplare dieser 


Fig. 19. Paras- 
milia centralis 
Mant. sp. Aus 
den Priesener 
Schichten von 
Leneschitz. 


Art sind unseren sehr ähnlich, meist jedoch von bedeutenderen Fig. 20. Parasmilia centralis Mant. 


Dimensionen. An denselben belehren wir uns, dass einzelne Ko- 
rallen mit kleiner, etwas sich verbreitender Anheftungsfläche 


sp. Aus den Teplitzer Schichten 
von Zidowitz bei Raudnitz. 


aufgesessen waren. Aus den Teplitzer Schichten von Zidowitz bei Raudnitz stammt ein 
Exemplar, welches der Beschaffenheit der schwammigen Säulchen nach vielleicht hieher zu 
zählen ist. Die äussere Form ist aber viel niedergedrückter und besitzt starke Wuchsabsätze 


(Fig. 20. im Texte). 


Fundort. Aus England wird diese Art angegeben aus dem Upper Chalk von North- 


6* 


44 


fieet, Norwich, Brigthon, Lewes Steyning und Heytesbury. Nebstdem aus dem Pariser Basin 
von Beauvais. Bei uns kommt sie in den Priesener Schichten von Leneschitz vor. 


Parasmilia pusilla nov. spec. 
Abb. im Texte Fig. 21. und 22. 


Koralle kreiselförmig, etwa 5 Mm. hoch, gerade oder meist etwas gebogen. Kelch 
rund, Septa gerade, schwach überragend in 4 Cyclen (34—36), vorhanden, dünn und mit ziem- 
lich spärlichen Körnern und Stacheln auf den Seitenflächen versehen. 

Das Centrum des Kelches nimmt ein schwammiges, löcheriges Ge- 
webe ein, das dem ähnlich gebildeten Säulchen dieser Gattung entspricht. 

Die Wand scheint glatt gewesen zu sein; über die Beschaffenheit der 

Rippen lässt der Erhaltungszustand keinen Schluss zu. 
Fig. 21. Paras- Der Erhaltungszustand ist sehr ungünstig. Es liegen nur Stein- 
en : “ kerne vor, die an den festen Kalkstein mit den Kelchöffnungen festsitzen. Die 
von Korycan. Septen sind durch Vertiefungen angedeutet. 

Verwandtschaft. Die Beschaffenheit des Säulchens lässt diese 
Form sofort als eine Parasmilia erkennen, wogegen man wieder in Hin- 
sicht auf die ungewöhnlich kleinen Dimensionen und das Alter der Stufe, 
in welcher sie vorkommt, eine neue Art aufzustellen gerechtfertigt ist. 

Fundort. Diese Art stammt aus dem groben, sandigen, ceno- 
manen Kalkstein von Korycan. 


Stylinaceae. 


silla Poč. Ein verticaler Kelche rund oder polygonal zu ästigen, bündelförmigen oder 
Schnitt 4m. vergr. astraeidischen Massen verbunden. 


Gattung Stylina Lam. 


Der Korallenstock massiv, konvex, höckerig, flach oder verzweist, baumartig. Die 
Zellen sind untereinander seitlich mittelst ihrer Rippen verbunden und mit einer sehr ent- 
wickelten Exothek versehen. Die Kelche sind immer ziemlich regelmässig rund, frei, mehr 
oder weniger über die Oberfläche erhaben, gewöhnlich von einander entfernt. Die jungen In- 
dividuen entstehen in den Zwischenräumen, welche einzelne Kelche von einander theilen. Die 
Septen sind häufig überragend, gut entwickelt nach dem 6-, 8-, oder 10zähligen Typus ent- 
wickelt und in der Regel wenig zahlreich. Die Wände sind dick und gemeinsam. Das Säulchen 
ist griffelförmig und vorragend. 


Stylina vadosa nov. spec. 
Taf. II. Fig. 11. Abbild. im Texte Fig. 23. 


Der Korallenstock ist flach, inkrustirend und trägst auf der Oberfläche 2-3:5 Mm. 
im Durchmesser habende, vollkommen runde und etwa 1—2 Mm. von einander entfernte 
Kelche, die nicht erhaben, sondern horizontal in der Oberfläche des Stockes liegen. 


ER 


45 


Die Wand ist sehr dick, ohne Struktur und es ragen in dieselbe durch hellere Fär- 
bung angedeutete Fortsetzungen der Septen ziemlich weit hinein. 

Die Septen sind meist in 3 Cyclen, also 24 an der Zahl, ausnahms- 
weise kommen bei kleineren Exemplaren 20 oder 22 Septen vor, ja es ist 
sogar in grossen Kelchen noch der vierte Cyclus mit 4 bis 6 Septen ver- 
treten. Sie sind glatt und in das Innere des Kelches zugespitzt. 

Das Säulchen ist griffelförmig, seitlich zusammengedrückt, so dass es 
bandartig erscheint und, da es in der Mediane des Kelches steht, denselben 
in zwei gleiche Hälften theilt. 

Erhaltungszustand. Der Korallenstock ist in weisslichen Kalk 


Fig. 23. Stylina 
umgewandelt, wogegen die Hohlräume in den Kelchen mit dunkel gelbem Ge- vadosa Poč. In 


stein erfüllt sind. Durch diese intensive Färbung werden im Dünnschliffe die Nwatür. Grösse. 


Kontouren einzelner Theile sehr scharf ausgeprägt. No oo 


Verwandtschaft. Diese unsere Art ähnelt sehr der von Milne Edwards und Haime 
aus dem „great oolite“ Englands beschriebenen St. Plot: (20. pag. 106. Taf. 23. Fig. 1.), bei 
welcher Form die Zwischenräume gleichfalls mit glatter Epidermis bedeckt sind. Man kann 
jedoch bei dieser englischen Art, soweit dies die von Milne Edwards gegebene Abbildung zu- 
lässt, leicht Merkmale beobachten, durch welche sich dieselbe von unserer St. vadosa unter- 
scheidet. Sie besitzt nämlich Kelche von bedeutend grösserem Umriss, die Septen sind durch- 
wegs dünner und das Säulchen dicker. 

Fundort. Das einzige mir vorliegende Exemplar wurde in dem festen cenomanen 
Kalkstein von Mlikojed gefunden. 


? Stylina putealis Gein. sp. 
1839—42. Astraea putealis Gein. (6.) Taf. XXII. Fig. 18. 


Bisher nur Negativabdrücke bekannt. In den Höhlungen befinden sich 2—4 Mm. hohe 
Walzen, die ziemlich nahe aneinander gestellt sind und meist 24 (zuweilen 22—28) durch 
Septen erzeugte Einschnürungen besitzen. Einzelne Walzen haben einen Durchmesser von 
etwa 1 Mm. und besitzen in ihrer Mitte eine runde röhrenförmige Öffnung, die bei den von 
Geinitz abgebildeten Exemplaren sehr gut, bei unseren oft undeutlich zu sehen ist. Diese 
Öffnung stellt uns die Stelle der stielförmigen Columella vor. 

Fundort. Einige in sehr schlechtem Erhaltungszustande sich befindende Formen 
stammen aus dem festen Kalkstein von Korycan, dann von Zbyslav, Kralup, Lobeč und Pře- 
myslan. Geinztz führ diese Art aus den Konglomeratschichten des Tunnels von Oberau an. 


Gattung Cryptocoenia D'Orbigny. 


D’Orbigny hat für Stylinen ohne Säulchen eine neue Gattung gegründet, deren Cha- 
rakteristik nach Emendirung der D’Orbignyschen Diagnosie etwa folgends lauten würde: 
Korallenstock massive oder flache Körper bildend; Kelche rund mehr oder weniger 
vertieft und mit einander mittelst dieker und oft mit Rippen verzierter Wand verbunden. 
Septa meist in drei Cyclen wohlentwickelt. Kein Säulchen vorhanden. 


46 


Zu dieser Gattung stellte D*Orbigny 11 Arten, von denen wir die neu errichteten 
hier anführen wollen. 

Aus dem Neocomien: 

C. Neocomiensis Especes a cellules bien separées, entournées exterieurement des sil- 
lons confluents. Saint Dizier, 

C. Icauensis Espéce a calices plus grand (3 mill.) et 4 murailles prěsgue communes. 
Chenay, Fontenoy, Lignerolles. 

C. antigua Espéce, dont les calices sont dun quart plus petites (2 mill.) Fontenoy, 
Chenay, Venay. 

C. excavata Espéce, dont les calices sont un peu plus large que chez C. Icauensis, 
mais separés par des cótes confluentes prononcées. Chenay. 

Aus dem Cenoman: \ 

C. carantoniana A calices de la taille de l’Astraea Desportesiana mais a intervalle 
silloné. Nancras, Ile d’Aix, Ile Madame. 

C. Fleuriana & calices d'un tiers plus grands que chez Vespéce precedente. Ile d'Aix, 
Le Mans. 

C. rustica a tres larges calices circonserits et costulés en dehors. Naneras. 

Aus Turonien führt er die Arten Michelin's Astraea terminaria (18. pag. 21. Taf. 5. 
Fig 2.), putealis (18. Taf. 5. Fig, 3.) und sparsa (18. Taf. 71. Fig. 1.) an. 

Im Senonien ist diese Gattung durch Astraea rotula Goldfuss (7. I. Theil pag. 70. 
Taf. XXIV. Fig. 1.) vertreten. 

Milne Edwards © Haime betrachteten (32. Tome II. pag. 235) die von D'Orbigny auf 
Grund des Nichtvorhandens eines Säulchens errichteten Gattungen Adelocoenia, Cryptocoenia 
und Octocoenia als unhaltbar, indem sie bemerken, dass diese Gattungen mit einem Säulchen 
versehen sein dürften, welches jedoch, vielleicht in Folge eines ungünstigen Erhaltungszustandes 
nicht beobachtet werden kann. Bei vielen fossilen Korallen sei es eben schwer über die Be- 
schaffenheit des Centrum sich zu überzeugen. 

Zittel (54. pag. 262.) stimmt jedoch dieser Ansicht nicht bei, sondern erkennt die 
Haltbarkeit einiger D’Orbignyschen Gattungen an und ich habe mich auf Grund der inneren 
Struktur unserer Formen seiner Anschauung angeschlossen. 


Cryptocoenia obscura nov. sp. 
Taf. II. Fig. 4. Abbild. im Texte Fig. 24. 


Korallenstock dicke Úberzůge bildend, auf deren oberen Fláche, runde, etwa 2 bis 
2:3 Mm. im Durchmesser habende, trichterförmige Kelche eingesenkt sind. Die Zwischen- : 
ráume zwischen den Kelchen erscheinen mit einer glatten Epidermis bedeckt und messen ge- 
wöhnlich 0'5—3 Mm. an Breite. Stellenweise bemerkt man kleine Kelche, die für durch 
Knospung entstandene Jugendstadien gedeutet werden können. An den Dünnschliffen bemerkt 
man, dass die Kelche ohne ein Coenenchym zu bilden unmittelbar mit ihren dicken Wänden 
zu einander sich stellen und durch ausstrahlende Rippen verbinden. 

Die Septen sind meist in drei Cyclen vorhanden, die zuweilen komplet sind und in 
diesem Falle regelmässige Kelche bilden, zuweilen ist aber ihre Gesammtzahl auf 18.bis 20 


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47 


reducirt. Sie sind dünn, gerade, die der ersten zwei Cyclen fast einander gleich und glatt. Im 
Ganzen übt diese Art den Eindruck einer Stylina aus mit dem Unter- 
schiede jedoch, dass hier ein Säulchen gänzlich fehlt. 

Der Erhaltungszustand ist kein zufriedenstellender. Die 
Oberfläche der Koralle scheint abgerieben und einzelne Kelche von Kalk- fü 
stein erfüllt zu sein, so dass uns nur der Dünnschliff über die Organisa- 
tion belehrt. 

Verwandtschaft. Obzwar überhaupt nach den äusserst 
kurzen und unzulänglichen Diagnosen von D’Orbigny eine Bestimmung NE % 
unmöglich ist, so scheint es dennoch, dass unsere Art durch eingesenkte Fig. 24. Oryptocoenia ob- 
Kelche und die mit Epidermis bedeckten Zwischenräume von allen be- © scura Poč. In natůr, 
reits bekannten Arten sich unterscheidet. vo ae. 

Fundort. Der cenomane grobe Kalkstein von Radovesnitz. i 


Gattung Astrocoenia M. Edwards & Haime. 


Korallenstock zusammengesetzt aus polygonalen Kelchen, die durch ihre Wánde un- 
mittelbar mit einander verbunden sind. Die Vermehrung kommt durch Knospung auf der 
Oberfläche oder an den Seiten zu Stande, so dass astroidische kompakte Massen entstehen. 
Die Kelche sind polygonal und mit einfachem Rande versehen. Das Säulchen ist griffelförmig 
und nur schwach hervorragend. Die Wände sind dick und einfach, Die Septen dick und 
wenig zahlreich, gewöhnlich in drei Cyclen. 


Astrocoenia decaphylla Mich. sp. 
Taf. II. Fig. 6. 

1826—44. Astraea reticulata Goldfuss (7.) I. Theil pag. 111. Taf, 38. Fig. 1 a, d. 
1841—47. Astraea decaphylla Michelin (10.) pag. 302. Taf. 72. Fig. 1. 
1849. Milne Edwards & Haime (26.) pag. 298. 
1854. Astraea magnifica & decaphylla Reuss (21.) pag. 94. Taf. VIII. Fig. 4—6. 
1857—61. Milne Edwards & Haime (32.) Tome II. pag. 258. 
1858—61. Fromentel (31.) pag. 232. 
1866— 12. Duncan (46.) pag. 29. Taf. XI. Fig. 1—6. 


Der Korallenstock bildet dieke Überzüge oder etwas erhabene bis halbkugelige Massen 
mit schwach konvexer Oberfläche. Die Kelche sind polygonal, unregelmässig, fünf- oder sechs- 
eckig, haben etwa 2—3 Mm. im Durchmesser und sind dicht aneinander gedrängt. Dieselben 
sind seicht trichterförmig und werden von einander durch eine nach oben sich zuschärfende 
Wand geschieden, die auf ihrer Oberfläche gröbere, von der Stellung der Septen in den Nach- 
barkelchen abhängige Körner bedeckt ist. 

Die Septen sind in 3 Cyclen vorhanden, meistens jedoch auf 20 reducirt, dick und so 
“ weit dies auf der Oberfläche zu bemerken ist nur schwach mit Körnern bedeckt. Die des 
ersten und zweiten Cyclus ragen bis unmittelbar zum Säulchen in die Mitte des Kelches. 

Das Sáulchen ist griffelförmig, kompakt und oben mit kleinem, wenig vorragendem 
Knöpfchen versehen. 


48 


Erhaltungszustand. Die mir vorliegenden Formen sind in Hornstein verwandelt, 
ohne dass dabei ihre äussere Form wesentliche Veränderungen erlitten hätte, so dass man 
die Beschaffenheit der Oberfläche ziemlich genau ersehen kann. Dagegen wurde aber die in- 
nere Struktur des Korallenstockes gänzlich vernichtet, so dass die mit Mühe verfertigten 
Dünnschliffe keinen Aufschluss über die innere Beschaffenheit geben. 

Verwandtschaft. Die von Reuss aus der Gosau beschriebenen und trefflich ab- 
gebildeten Formen unterscheiden sich von unseren durch zahlreiche Körner, welche die Wände 
besetzen. Unsere Exemplare stehen am nächsten der von Duncan abgebildeten Form, die in 
ähnlicher Weise auf den Wänden nur spärliche Körner aufweist. Der Umstand ist bei dieser 
Art von Interesse, dass dieselbe sich im Miocen von Jamaika in einer Form wiederholt, die 
von jener aus der Gosau stammenden nicht zu unterscheiden ist. 

Fundort. Aus England wird diese Art aus dem oberen Grünsand von Haldon in 
Frankreich aus der Tufkreide von Corbieres und dann aus der Gosau angegeben. Die zwei 
mir vorliegenden Exemplare stammen aus dem die Lücken des Porphyr am Sandberge bei 
Teplitz ausfüllenden Hornstein, der für das Aequivalent der untersten Korycaner Schichten 
angesehen wird. 

Astrocoenia cribellum nov. spec. 
Taf. II. Fig. 5. Abbildung im Texte Fig. 25. 

Polypenstock flach, inkrustirend, mit dicht aneinander gestellten polygonalen Zellen, 
die durch ziemlich dicke Wände von einander getheilt werden. Einzelne Kelche variren nur 
wenig in der Grösse, messen 0:8—1:3 Mm. im Durchmesser und sind 
sehr seicht eingesenkt. 

Die Septen sind verhältnismässig dick, gerade oder nur wenig 
verbogen und an beiden Seitenflächen mit zahlreichen Körnern und 
kleinen Stacheln versehen. Sie sind gewöhnlich vollzählig in drei 
Cyelen vorhanden, von denen die des ersten Cyclus bis zum Säulchen 
reicht, wogegen die des zweiten unmittelbar vor demselben endigen. 
Das Säulchen ist ziemlich dünn, griffelartig und ragt nur schwach empor. 
Fig. 25. Astrocoenia oribel- Der Erhaltungszustand des einzigen mir vorliegenden 
lum Poč. In natůr. Grösse. : B : : R : 

Yon Mlíkojed. Exemplares ist ein ziemlich zufriedenstellender. Denn obzwar die 
Oberfläche stellenweise abgerieben erscheint, so bietet der Dünnschliff 
einen genauen Aufschluss über die innere Struktur. 

Verwandtschaft. Diese Art ist insbesondere in Betreff der geringeren Dimen- 
sionen ihrer Kelche der von Bölsche (47. pag. 54. Taf. 11. Fig. 7 a, 5), beschriebenen Form 
A. Tourtiensis ähnlich, unterscheidet sich jedoch durch die besondere Entwickelung von 
Stacheln und Körnern an den Septen. 

Fundort dieser Art ist der feste cenomane Kalkstein von Mlikojed. 


Familie Oculinidae. 
Korallenstock zusammengesetzt, ästig oder unregelmássig. Wand dicht. Coenenchym 
kompakt, unmittelbar mit der Wand verschmolzen. Visceralraum unten mit kompakter Endo- 
thek ausgefüllt oder verengt. Septa wenig zahlreich, wohlentwickelt, dicht, ohne Synaptikeln. 


49 


Gattung Placohelia nov. gen. 


Korallenstock massiv, dicke Platten bildend, mit ovalen mehr oder weniger in die 
Länge gezogenen Kelchen, die auf der Oberfläche unregelmässig zerstreut und in das kom- 
pakte Coenenchym tief eingelassen sind. 

Die Septen nicht zahlreich, in 3—4 Cyclen, oft gebogen, auf den Seiten nur schwach 
mit Körnern bedeckt und stellenweise unregelmässig verdickt. 

In der Mitte der ovalen Kelche stehen in der längeren Axe derselben einige (5—8) 
stabförmige und am Durchschnitte ovale Gebilde, von denen das mittlere für ein Säulchen 
und die anstehenden für Stäbchen angesehen werden können. 


Placohelia rimosa nov. sp. 
Taf. II. Fig. 7. Abb. im Texte Fig. 26. 


Korallenstock massiv, dicke knollige Platten von etwa 9 Cm. Breite bildend. Die 
Oberfläche ist nur wenig konkav und trägt unregelmässig zerstreute, selten runde, sondern 
grösstentheils ovale, etwa 6 Mm. Breite und 
10 Mm. lange Kelche. 

Dieselben sind vertieft, mit einem etwas 
aufsteigenden, oft scharfen Rand versehen, und 
durch das Coenenchym mit einander unmittel- 
bar verbunden. 

Die Septen sind vertieft, wenig zahl- 
reich, meistens in der Anzahl 28—30, ziemlich 
unregelmässig und stellenweise verdickt. 

In der Mittellinie des Kelches stehen 
einige, am Durchschnitte ovale Gebilde, von 
denen das mittlere für das Säulchen, die neben 
anstehenden für Stäbchen anzusehen sind. 

Verwandtschaft. Diese bereits durch 
die äussere Form von allen bisher bekannten Oculiniden sehr verschiedene Art bietet auch 
in ihrer inneren Organisation viele neue Merkmale. Das Säulchen und die Pfälchen stehen 
hier in einer Reihe, welche die Mediane des Kelches in der Richtung der grösseren Axe der- 
selben einnimmt. Die Unterscheidung des Stábchens von den Pfählchen ist hier nicht gut 
durchführbar, da am horizontalen Durchschnitte des Kelches alle Gebilde einander gleichen 
und höchstens nur in der Grösse variren. Es dürften da das mittlere Gebilde für das Stäbchen 
und die an beiden seinen Seiten gelegenen für Pfáhlchen angesehen werden, da eine Ver- 
zweigung des Stäbchens bei den oft ziemlich bedeutenden Zwischenräumen zwischen einzelnen 
Gebilden nicht anzunehmen ist. 

Fundort. Ein einziges Exemplar wurde in dem rauhen cenomanen Kalkstein von 
Kuttenberg gefunden. 


Fig. 26. Placohelia rimosa Poč. Eine Partie des 
Korallenstockes in natür. Grösse. Von Kuttenberg. 


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50 


Gattung Synhellia M. Edwards & Haime. 


Der Korallenstock ist ástig, durch spirale oder auch unregelmássige Knospung ent- 
standen. Einzelne Kelche sind oberflächlich und von strahlenartig gestellten kräftigen Rippen- 
linien umgeben. Das Säulchen wird von einer griffelförmigen Warze gebildet. Die Septen sind 
stark, gekerbt und an den inneren Rändern mit pfählehenförmigen Lappen versehen. 


Synhellia gibbosa Goldf. sp. 
Taf. II. Fig. 12. Abb. im Texte Fig. 27. 
1845—46. Oculina gib. Reuss (9.) pag. 61. Taf. XIV. Fig. 35—37. 
1857—61. Milne Edwards & Haime (32.) Tome II. pag. 114. 
1869. Frič (44.) pag. 192, 195, 199 und 221. 
1871. Bölsche (47.) pag. 58. 


Korallenstock mit dicken, zuweilen höckerigen Ästen. Die Kelche sind fast kreis- 
rund, zuweilen etwas oval oder auch rund polygonal (meist 4- oder 5eckig), oberflächlich und 
ungleich. Ihr Diameter beträgt 3—5 Mm. Gegen unten ist 
der Stock mit einer oft in die Fläche erweiterten Basis ver- 
sehen, die entweder nackt oder schon von unten an mit 
Kelchen bedeckt ist. 

Die Septen sind verschieden entwickelt; in den kleinen 
Kelchen bemerkt man drei Cyclen, von welchen die ersten 
zwei dickere und überragende Septen besitzen. In den grös- 
seren Kelchen sind gewöhnlich 4 Cyclen von Septen voll- 
kommen ausgebildet und ausserdem die Anfänge eines fünften 
Cyclus, so dass die Anzahl der Septen meist 54 erreicht. Die 
Septen des letzten Cyclus erscheinen nur als dünne Blätter, die gar nicht gekerbt sind oder 
nur an dem nach Innen gerichteten Ende einen oder zwei Höcker tragen. Das Säulchen ist 
deutlich entwickelt, in der Form einer oben zugerundeten Warze, oft etwas oval und ragt 
nur schwach über die durch die Septenränder gebildeten Pfählchen hervor. 

Der Erhaltungszustand dieser in unseren tiefsten Kreideablagerungen, so häufig 
vorkommenden Art ist meist ein sehr zufriedenstellender. Die ganze Koralle ist in einen 
festen Kalkstein ungewandelt ohne die feinere Struktur eingebüsst zu haben, so dass zuweilen 
vorzüglich erhaltene, oft stark verzweigte Stöcke vorkommen. 

Fundort. In den cenomanen Ablagerungen von Westphalen bei Bochum. Fraglich 
ist das Auftreten dieser Art in den Mergeln des Nef- und Wegscheidgraben in der Gosau. 
In Böhmen findet man diese Art durchwegs in den marinen Cenomanablagerungen (Korycaner 
Schichten) und zwar von: Friedrichsberg bei Velim, Radovesnitz, Kamajk, Zbyslav, Schillinge 
bei Bilin, Korycan und Weisskirchlitz bei Teplitz. 


Fig. 27. Synhellia gibbosa Goldf. sp. 
Nat. Grösse. Von Zbyslav. 


Synhellia reptans nov. spec. 
Taf. II. Fig. 8. Abbildung im Texte Fis. 28. 


Korallenstock stammförmig, in oft dünne Äste verzweigt, die an ihrer Oberfläche die 
runden, etwa 3 Mm. im Durchmesser habenden Kelche tragen. Die Kelche sind meist unregel- 


A nn u N id m un 


51 


mässig zerstreut, zuweilen stehen sie in mehr oder weniger deutlicher Spirale oder theilweise 
in ziemlich gleichen Abständen oder endlich alternirend an beiden Seiten der dünneren Äste. 

Die Kelche sind mit einem schwach er- 
habenen, meist unregelmäsig abgebrochenen Rand 
versehen, vertieft und sitzen auf kleinen Erhö- 
hungen oder Anschwellungen. Da das Innere der 
Kelche gewöhnlich mit Gestein erfüllt ist, so ge- 
linst es nur selten an den Rändern derselben 
einige Spuren von Septen zu beobachten. 

Am Durchschnitte erscheint die Organi- 
sation des Kelches nachstehend. 

Die Septen sind ziemlich gerade und an 
den Seitenflächen glatt, man nimmt hier keine 
Höcker wahr, meist in vier vollständigen Cyclen, 
zu denen hie und da noch der ganze fünfte Cyclus 
zukommt, zuweilen aber nur durch 4-6 Septen 
vertreten wird. 

Das Centrum des Kelches ist ziemlich unregelmässig gebildet, die Septen bilden mit 
den dem Innern des Kelches zugewendeten Rändern, pfählchenartige Lappen, die sich mit ein- 
ander in kantige, längliche Körper verbinden. 

In der Mitte dieser Gebilde pflegt ein kleines Wärzchen zu stehen, das für das 
Säulchen angenommen werden kann. 

Das Coenenchym ist sehr kompakt, kůrnie ‚ glatt und auf der Oberfläche des Stockes 
um die einzelnen Kelche herum kräftig gerippt. Diese Furchen oder Rippen sind jedoch bei 
dem grössten Theil der mir vorliegenden Stücke nicht deutlich, meist abgerieben und nur an 
einigen Exemplaren sind sie gut erhalten. 


Fig. 28. Synhellia reptans Poč. In nat. Grösse. 
Von Korycan. 


Der Erhaltun gsszustand dieser unseren Formen ist kein günstiger. Die stamm- - 


förmigen Stöcke sind auf ihrer Oberfläche glatt, abgerieben und die Öffnungen der Kelche 
mit festem, grobem Kalk erfüllt. Von diesem Gestein ist keines der mir vorliegenden Exemplare 
frei, bei allen hüllt derselbe die einzelnen Äste um oder dringt den ganzen Stock in jener 
Weise durch, dass nur nach Anwendung von Meissel ein Theil desselben zu Tage tritt. 

Verwandtschaft. Die äussere unregelmässige Form, die Art der Vertheilung der 
Kelche und die einzelnen Kelche selbst sind sehr mit den bei der Gattung Diblasus Lonsdale 
(sieh Duncan 46) beobachteten Beschaffenheiten übereinstimmend. Die innere Organisation 
trennt jedoch beide Formen scharf von einander, da die Gattung Diblasus neben anderen Merk- 
malen auch keine Pfählchen besitzt. 

Fundort. Mehrere Stücke aus dem groben Kalkstein der Korycaner Schichten von 
Korycan. 


Familie Turbinolidae. 


Einfache Korallen mit dichter Wand und wohlentwickelten, ganzrandigen Septen. Ohne 
Synaptikeln oder Querblätter. 
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52 


Caryophyllaceae. 


Ein einziger Pfählchenkranz vorhanden. 


Gattung Caryophyllia Lam. 
Polypenstock einfach, kreiselförmig mit ausgebreiteter Basis befestigt. Der Kelch ist 


kreisrund und wenig vertieft. Das Säulchen, welches die Mitte des Kelches einnimt, ist aus _ 


verschiedener Anzahl von schmalen, bandförmigen, gedrehten und büschel- oder reihenförmig 
gestellten Stäbchen zusammengesetzt und ist oben abgerundet. Die Septa sind gerade, nicht 
sehr breit, überragend und an beiden Seitenflächen mit mehr oder weniger grober Granula- 
tion bedeckt. Sie bilden sechs Systeme, die in der Regel ungleich sind. Die Pfählchen sind 
breit, ganz, mit einem grossen Theil ihrer Länge frei und alle gleich entwickelt. Die Wand 
ist unbedeckt oder nur mit einer rudimentären Epithek versehen und, insbesondere unter dem 
Kelchrande, mit schwachen, dornenlosen Rippen bedeckt. 


Caryophyllia cylindracea Reuss sp. 
Abb. im Texte Fig. 29. 

1845—46. Anthophyllum cyl. Reuss (9.) pag. 61. Taf. XIV. Fig. 23—30. 
1848. Cyathina laevigata M. Edwards & Haime (25.) pag. 290. 
1850. Monocaria centralis (pars) Lonsdale (17.) pag. 224. Taf. XVIII. Fig. 5, 8, 12, 
1850. Cyathina cyl: D’Orbisny (18.) pas. 275. 
1851. Cyathina laevigata M. Edwards & Haime (19.) pag. 44. Taf. 9. Fig. 1. 
1856—61. Fromentel (31.) pag. 79. 
1857—61. Caryophyllia cyl. M. Edwards & Haime (32.) Tome II. pas. 18. 


Koralle verlängert, walzenförmig oder kreiselförmig, gerade oder nur wenig gebogen, 
etwa 5—12 Mm. hoch, ausnahmsweise 15—20 Mm. (Reuss bildet Exemplare bis 26 Mm. lang 
ab), mit nackter oder nur von rudimentären Epithek bedeckten Wand, 
welche etwa am oberen Drittheile kleine, einander gleiche und wenig her- 


jede Spur von Rippen und gewöhnlich glänzend glatt. Die Koralle sass 
mit einer ausgebreiteten, oft ziemlich bedeutenden Anheftungsfläche auf. 

XS Der Kelch ist kreisrund und schwach vertieft. Die Septen sind in vier bis 
Fig. 29. Kelch von sechs Cyclen vorhanden, sie kommen jedoch in einigen Systemen (2—3), 
Caryophyliia eylin- nicht alle zur Entwickelung, so dass eine beträchtliche Anzahl von Septen 


dr Reus boli k ná 
nnd ‘ des vierten, fünften und oft auf des sechsten Cyclus fehlt. Ja es wurden 


Fälle beobachtet, wo ein ganzes System auf ein einziges kleine Septum © 


redueirt erscheint. 

Die Septen sind ziemlich dünn — die der ersten Cyclen etwas dicker — am äusseren 
Kelchrand mit knopfförmigen Erhöhungen versehen und an den Seitenflächen mit feinen 
Dornen und Stacheln besetzt, welche Gebilde jedoch bei den versteinerten und von Gestein 
ausgefüllten Arten meist erst an horizontalen Durchschnitten zu beobachten sind. An dem 
gegen das Innere des Kelches gerichteten Rande sind die Septen fein gezähnelt. Die Pfählchen 
sind meist oval, einander fast gleich und auf einer Seite des Kelches oft gänzlich unent- 


vorragende Rippen trägt. Die unteren zwei Drittheile der Wand sind ohne _ 


53 


wickelt. Das Säulchen ist bindelförmig und besteht aus einer geringen Anzahl (5—12) von 
schlanken und unregelmässig polygonalen Stäbchen. 

Der Erhaltungszustand unserer Formen lässt es zu, dieselben bis in die kleinsten 
Detaile untersuchen zu können. Der weiche die Korallen ausfüllende Mergel wird durch an- 
haltendes Waschen bei gleichzeitiger Benützung der Bürste entfernt, so dass die Öffnungen der 
Kelche ganz makellos dastehen und in dieser Beziehung nichts zu wünschen übrig lassen. 
Verwandtschaft. Die Beschaffenheit der von M. Edwards und Haime aufgestellten 
Art Cyathina laevigata ist mit jener der eben beschriebenen Art so übereinstimmend, dass es 
geboten erscheint beide Arten zusammenzuziehen. Der einzige Unterschied, der hier angeführt 
werden sollte, ist vielleicht die verhältnissmässig bedeutendere Dicke der Septen an unseren 
Formen, wogegen die französischen und englischen Exemplare sich mit schlanken Septen 
auszeichnen. Cyath. Lonsdalei, welche ein den böhmischen Vertretern der Art C. cylindracea 
ähnliches Äussere besitzt und nebstdem die mangelhafte Entwickelung der Septen in einigen 
Systemen mit denselben gemeinsam hat, bietet das beste Unterscheidungsmerkmal in der ganz 
verschiedenen Beschaffenheit der Pfáhlchen und des Säulchens. 

Fundort. Angegeben wird diese Art aus der weissen Kreide von Dinton in England 
und Nehou in Frankreich. In Böhmen wurde sie bisher in den cenomanen Schichten von 
Kamajk, Zbyslav, Bilin und Weisskirchlitz aufgefunden. 


Trochocyathaceae. 


Pfáhlchen in mehreren Kránzen um das Sáulchen. 


Gattung Trochocyathus M. Edwards & Haime. 


Polypenstock einfach, kreiselförmig, am unteren verdünnten Ende mit einem Stiele 
oder mit einer bald mehr, bald weniger deutlichen Anheftungsfläche versehen. Der Kelch ist 
kreisrund, elliptisch oder eifórmig. Die Wand ist nackt oder nur mit einer rudimentáren 
Epithek bedeckt. Die Sternleisten sind breit, überragend und seitlich gefurcht. 

Das Säulchen ist sehr gut entwickelt und aus prismatischen oder gedrehten Stäbchen 
zusammengesetzt die sich in einen unregelmässigen Büschel vereinigen oder reihenförmig zu 
einander stellen. Die Pfáhlchen sind sehr gut entwickelt, ganz, mit dem grösseren Theile ihrer 
Länge frei und von ungleicher Grösse, die von den Cyclen, zu welchen sie gehören, abhängig 
zu sein erscheint. Sie stehen vor allen Sternleisten die des letzten Cyclus ausgenommen. 


Trochocyathus conulus Phil. sp. 
Taf. I. Fig. 8, 8 a—e. 
1841. Turbin. con. Mich. (10.) pag. 1. Taf. I. Fig. 12. 
1848. Milne Edwards & Haime (25.) pag. 306. 
1850. Aplocyathus con. D’Orbigny (18. II. Tome) pag. 145. 


Koralle einfach, kreiselfórmig am unteren, meist geraden oder wenig geschweiften, 
zuweilen aber auch stark gebogenen Ende mit einer deutlichen Fläche, mit welcher derselbe 
aufsass, versehen. Die Dimensionen der mir vorliegenden Exemplare sind sehr gering. Das 
kleinste misst 2 Mm., das grösste 8 Mm. in der Höhe. Die Wand ist nackt und trägt Rippen 


irn a EZ a ae wi WET De C 


po: 


My 


54 


von fast gleicher Breite, die an gut erhaltenen Formen gekórnelt sind, bei der Mehrzahl der 
Exemplare jedoch abgerieben und demnach glatt erscheinen. 

Der Kelch ist rund oder oval, ausnahmsweise kommen stark zerdrückte Formen vor. 
Die Sternleisten sind ziemlich dünn, zuweilen nicht gerade, sondern an dem gegen das Centrum 
des Kelches gerichteten Ende gebogen und am Rande des Kelches, oft mit einer warzen- 
förmigen Erhöhung gekennzeichnet. Sie sind in drei Cyelen vorhanden, wobei die Sternleisten _ 
der ersten zwei fast gleich entwickelt sind und jene des letzten Cyclus an Länge bedeutend 
übertreffen. Das Säulchen ist büschelförmig und in den Kelchen als körnige Warze angedeutet. 

Die Stäbchen sind polygonal, oft scharfe Kanten bildend und stehen vor den Septen 
der ersten zwei Cyelen. Stäbchen vor dem dritten Cyclus konnten nicht beobachtet werden. 

Der Erhaltungszustand unserer Exemplare ist kein günstiger. Der grösste Theil 
der hieher gehörigen Korallen ist in Limonit verwandelt und wird in den meist sekundären 
Lagerungsstätten von Wasser abgerollt gefunden. 

Fundort. Im Pyropenkonglomerate der Priesener Schichten von Triblitz und Meronitz. 


Trochocyathus Harveyanus M. Edw. & Haime. 
Taf. I. Fig. 9 a, b. 


i 1848. Milne Edw. & Haime (25.) pas. 314. | 

1850—54. Milne Edw. & Haime (20.) pag. 65. Taf. XI. Fig. 4. 

1866— 72. Duncan (46.) pag. 32. Taf. XII. Fig. 1—4. Taf. XIII. Fig. 1—4, 13. 

Koralle einfach, halbkugelförmig, kurz 6 Mm. im Durchmesser und 4 Mm. hoch, unten 
mit einer deutlichen Anheftungsfläche versehen. 

Die Septen sind gerade, ziemlich dick und an beiden Seitenflächen gekörnelt. Die des 
ersten Cyclus sind, wie dies noch an einigen günstiger erhaltenen Stellen zu sehen ist, über- 
ragend; die des letzten Cyclus bedeutend kleiner. 

In der Mitte des Kelches sind mehrere Pfälchen um das schwammige Säulchen ge- 
stellt. Die näheren Verhältnisse, so wie die Anzahl der Pfählchen sind wegen dem ungünstigen 
Erhaltungszustand nicht ersichtlich. Die Epithek ist entwickelt, bedeckt die Rippen auf der 
äusseren Wand und trägt kleine, oft verlängerte Erhöhungen und Körner. 

Der Erhaltungszustand des einzigen mir vorliegenden Exemplares ist ein sehr 
unzufriedenstellender. Die ganze Koralle ist in Limonit verwandelt und die Öffnung des 
Kelches durch Limonitpartikeln verunreinigt und in Folge dessen undeutlich. Die Septen er- 
scheinen abgebrochen und abgerieben und sind gut ersichtlich nur an den der Wand nahe 
liegenden Theilen. Dieser Zustand erklärt sich durch die Verhältnisse, unter welchen dieses 
Exemplar aufgefunden wurde. Es stammt nämlich aus den durch Wasser an sekundäre Lager 
beförderten Geröllen der Priesener Schichten. - 

Verwandtschaft. Diese in England häufig vorkommende Art wurde zuerst von 
Milme Edwards beschrieben und später von Duncan gründlich untersucht. Von den von Duncan 
errichteten 5 Varietäten dieser Art scheint die fünfte an unsere Art zu passen, obzwar jedoch 
nicht unerwähnt gelassen sein darf, dass die englischen Formen durchwegs sich durch be- 
deutendere Dimensionen auszeichnen. 

Fundort. In England im Gault von Folkestone. In Böhmen in den Priesener 
Schichten bei Leneschitz. 


Einige, von Reuss angeführte, jedoch nicht näher bestimmbare Arten. Bi, 


Anthophyllum conicum Reuss. 


1845—46. Reuss (9.) pag. 62. Taf. XIV. Fig. 31. Ve 
1871. Bölsche (47.) pag. 56. 


Korallenstock einfach, etwa 2 Mm. in der Höhe und auch in der Breite messend, ver- 


kehrt kegelförmig, oben schräg abgestützt. Äussere Wand mehr oder weniger deutlich längs i E 
gefaltet. Septen in der Anzahl von 20; Sáulchen schwammig. = 


Es scheint, dass diese Art junge Stadien der Gattung Parasmilia einschliesst (sieh 
Bölsche I. c.). i 

Verwandtschaft. Anth. conicum Roem. besitzt eine Epithek und wurde darum für 
dasselbe eine neue Gattung Brevismilia errichtet.*) Ber. 

Fundort nach Reuss cenomaner Kalk der Schillinge bei Bilin. % 


Astraea distans Reuss. Be: 
1845—46. Reuss (9.) pag. 60. 


Die von Reuss gegebene Beschreibung, welcher keine Abbildung beigegeben ist, er- 
scheint sehr mangelhaft und gibt keinen Aufschluss über die Natur dieser Art. Nach Allem 
dürfte diese Form zu Gattung Thamnastraea oder Dimorphastraea gestellt werden. 

Fundort. Nach Reuss kommt diese Art ziemlich häufig in hornsteinartigen Konglo- 
meratschichten der Schillinge bei Bilin vor. 


? Dimorphastraea multifida Reuss Sp. 
1845—46. Reuss (9.) pag. 60. Taf. XIV. 38. 


Diese auf Grund eines sehr schlecht erhaltenen Materiales aufgestellte Art scheint = 
von der häufig auftretenden Dim. parallela durch grössere und unregelmässig von einander M 
gestellte Kelche und durch längere, oft verzweigte Costalrippen zu diferiren. 

Fundort. Mir lag ein einziges ebenfalls sehr ungünstig erhaltenes Exemplar aus ER 
einer Hornsteinkluft von Sandberg bei Teplitz vor. 2 


Parasmilia rudis Reuss sp. 
1845—46. Reuss (9.) pag. 62. Taf. XIV. Fig. 22. 


Die Abbildung, so wie die Beschreibung dieser Art sind nicht hinreichend, um eine 
nähere Bestimmung zu ermöglichen. 
Fundort nach Reuss Schillinge bei Bilin. 


*) Bölsche in Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft. Band XVIII. pag. 469. 2 x 


A 
RR : 
Mr; 

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Schlussbemerkungen. 


Die Vertheilung der Anthozoen auf die einzelnen Schichten unserer Kreideformation 
ist eine ähnliche, wie sie bei anderen Ordnungen der Kreidefauna auftritt. Ich hatte bereits 
am Ende meiner Abhandlung über Kreidespongien *) Gelegenheit gehabt darauf aufmerksam 
zu machen, dass die Mehrzahl der aus unserer ganzen Kreideformation bekannten Versteine- 
rungen im Cenoman vorkömmt und dass in diesen Schichten oft Formen gesammelt werden, 
die im Auslande aus höheren Stufen bekannt sind. Und dasselbe bestätigt uns auch die Ver- 
theilung der Anthozoen. 


Die Korycaner Schichten (unser marine Cenoman) beherbergen etwa 849; aller bei uns 
vorkommenden Anthozoen. Zu den häufigsten Versteinerungen dieser Schichten, welche ins- 
besondere in Lücken des Gneisses, Porphyrs und älterer Gesteine reich an Petrefakten sind, 
gehören die Kalkolieder der Gattung Isis und Stichobothrion und dann Synhelia gibbosa, 
welche oft in unzähligen Exemplaren in den ausgiebigen Fundorten Velim, Siegesfeld, Kolin, 
Kamajk und Zbyslav gesammelt werden. Bei Korycan treten in ähnlicher Häufigkeit die ver- 
schiedenen Arten von Porites und Cordilites auf. 


Aus den Weissenberger und Malnitzer Schichten sind bisher keine bestimmbare An- 
thozoen bekannt. Auch die Iserschichten sind an Korallen äusserst arm; bisher wurden nur 
2 Arten aus diesem Horizont konstatirt. 


Die Teplitzer und die Priesener Schichten steuerten zu dem mir vorliegenden Mate- 
riale nur mit 7 Arten bei, von denen auf die ersteren 3 und auf die letzteren 6 Arten ent- 
fallen. Zur Beleuchtung der geologischen Verhältnisse unserer Kreide tragen die Anthozoen 
nur in sehr geringem Maasse bei. 


Auch sie bezeugen, was bereits durch das Auftreten. anderer Versteinerungen und in 
erster Reihe der Spongien bewiesen wurde, dass unsere cenomane Ablagerungen und das ins- 
besondere die Fundorte Zbyslav, Kamajk, Velím und andere einen ausgesprochenen Litoral- 
charakter besitzen, wogegen die höheren Stufen nach dem Mangel an Korallen zu schliessen 
Tiefseeablagerungen vorstellen. 


Es folge hier eine Übersicht der in diesem Aufsatze beschriebenen oder zur Sprache 
gebrachten Anthozoen nebst Angabe ihrer geologischen Vertheilung auf einzelne Schichten. 


*) Beiträge zur Kenntnis der Spongien der böhm. Kreideformation. Abhandl. der köngl. böhm. Gesell. 
d. Wiss. VI. Folge. B. 12 und VII. Folge B. 1. Abtheilung III. pag. 38. 


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10 
11 


12 


13 


14 
15 
16 
17 


18 


20 
21 


Aleyonidae 
Nephthya eretacea Poč. 
Isidinae 
Isis tenuistriata Reuss. 
miranda Poč. 


Stichobothrion foveolatum Reuss 
solidum Poč. 
Helioporidae 
Heliopora Partschi Reuss sp. 
Poritidae 
Cordilites cretosus Reuss sp. 
Glenarea cretacea Poč. 
Porites Michelini Reuss 
textilis Poč. 
spissus Poč. 
Eupsamidae 
Stephanophyllia celsa Poč. 
Cyclolitinae 
Cyclolites discoidea Blainy. 
Thamnastraeinae 
Micrabacia coronula Goldf. sp. 
Thamnastraea decipiens Mich. sp. 
Dimorphastraea parallela Reuss sp. 
? multifida Reuss sp. 
Lophoserinae 
Placoseris Geinitzi Bölsche 
Cyathoseris facilis Poč. 
Astraeinae 
Leptophyllia patellata Mich. sp. 
2 Sp. 
Astraeacae 
? Heliastraea Barrandei M. Edw. 


* XX %* 


* X AK 


Korycaner 


Weissenberger 


Malnitzer 


Teplitzer 


Priesener 


Chlomeker 


Korycaner 


Weissenberger 


Malnitzer 


Teplitzer 


Priesener 


Chlomeker 


Isastraea splendida Poč. 
sp. 
? Latimaeandra maeandrinoides R. sp. 
Trochosmiliacae 


Trochosmilia compressa Lamk. sp. 
sp. I. 
sp. IL 
Parasmilia centralis Mant. sp. 
pussila Poč. 
? rudis Reuss sp. 
Stylinaceae 


Stylina vadosa Poč. 

? putealis Gein. Sp. 
Oryptocoenia obscura Poč. 
Astrocoenta decaphylla Mich. Sp. 

eribellum Poč. 
Oculinidae 
Placohelia rimosa Poč. 
Synhellia gibbosa Goldf. Sp. 
reptans Poč. 
Caryophyllaceae 


Caryophyllia eylindracaea Reuss sp. 


Trochocyathaceae : 
Trochocyathus conulus Phil. sp. 
Harveyanus M. Edw. 
Anthophyllum conicum Reuss 
Astraea distans Reuss 
Summa... 


+ 


INDEX. 


AMOVonana 0. =- 
ASÍEVANTAAC E 0 dy oa: l 
Anthophylum conicum Reuss. . . 9, 11, 55 
a cylindraceum Reuss . . 9,50 
explanatum gps ee) 
patellatum Mich.. . . . .37 


TudegReusspg o 5.0 c © 

SR truneatum Reuss. . ..9 
Aploeyathus conulus D’Orb. . . . . . B 
5  Astraea decaphylla Mich. ....... 47 
Bereeipiens,Mich dg ec 33 
MITAS ARONSN= aa ee 2 9,55 
geometizica Gein o 8 
macrocona Reuss . . . . ... 8 
maeandrinoides Reuss . . 9, 10, 40 
MANU COP ROUSS oso. 47 
Michelini Reuss . ...... 10 
MO AROUSS 32 u nn: 9 
parallela Reuss. . >... .8,34 
putealis, GO = 45, 46 
BelicHlatagG oldis a 47 

von GO (OP O 

SDATSAV MIC eg. 6 
terminaria Mich. . . . . Sa 
SÁČEK A EVE E ok a 38 
BAUER BIS. 25 RE nana 16 37 
PS UEA OTO V N ea ole ie de ne 37 


Astrocoenia eribellum Poč.. . < . < . „48 
decaphylla Mich. sp.. . . . 47 
Tourtiensis Böl.. . . . . .48 


4 Bemerkung. Die hier aus der böhm. Kreide beschriebenen Arten sind durch liesende Schrift gekennzeichnet. 


Calamopora catenifera Gein.. . . . 8, 9 
Garyophyllacae. cn... m. 52 
Caryophyllia cylindraceu Reuss sp. . . . 52 
Lonsdalei M. E.H.. 292 
Chaetetes eretosus Reuss 23, 24 
Coelosmilia laxa M. E. H. „42 
Cordilites eretosus Reuss sp.. . . . . 24 
Cryptocoenia antiqua D’Orb. . . 2... 46 
carantoniana D’Orb. . . 46 

excavata D’Orb. . 46 

Fleuriana D’Orb. . . . 46 

Icauensis D’Orb. . . . 46 
neocomiensis D’Orb. . 46 

obscunaaP oc. Us eM 46 

nen, IDNON EHE ia) ne 46 

Cyathina compressa 0) 
conica Gein. . 10 
eylindracea Gein. 10 
explanata Gein. . NEO) 
laevigata M. E.H.. . 10, 52, 53 
Lonsdalei M. E. H. „53 
BSCOM SE atol echa 10 
Gyathophyllumsspa ae 2.00% „10 
Cyathoseris facilis Poč. - < < < - - .. 36 
Haidingeri Reuss . S B 

raristella REUSS W -s = 37 

Cyclolites corbierica Mich.. . ..... 31 
OZSCO0E0HBAM a 31 
hemispherica Mich. Sal 
Oyelolimae en ae Se. . 30 


60 


Cyclosmilia centralis D’Orb. . . 43 
USD OTO ok: 10 

Diblasus ....-.. PAR REO oo 51 
Dimorphastraea parallela Reuss sp.. . . 34 
multifida Reuss sp.. . - 55 

IDiploniassp.. ce a 0.3.92 38 
Eupsammidae . - ...... 2.3 
DOST © bo u o add 09 00s 41 
Favosites sp. - - - -© ++ -+ * „10 
Fungia coronula Goldf. . - - - - 9 10, 32 
excavata Reuss . . .»..... 8 
Eunsidae „vv... nen . 30 
Funginella discoidea .......- all 
hemispherica „31 

Glenarea eretacea Poč. < < - - + + + « 25 
Harmodites eretaceus Reuss. . . . . 8, 9 
? Heliastraea Barrandei M. E. H. . 39 
Heliopora coerulea L.. « « « + + + + * 23 
Partschi Reuss sp. 22 
Helioporidae ... . ZÁ RO JON 22 
Isastraea oblonga M. E. H. BSL BEE 39 
sp. . . 40 

splendida Poč. ....... 39 

Isidnae ... Bl s 
Isis foveolata suse SATO ee 20 
miranda Poč. le 
tenuistriata Reuss . » - - + « 18, 22 
Latimaeandra maeandrinoides Reuss sp. . 40 
Leptophyllia patellata Mich. sp. . 37 
sp. - . 38 
Lophoserinae . . . - - - -.- i . 34 
Micrabacia coronula Goldf. sp.. - M2 
Moltkia os sans: ß . 20 
Monocarya centralis Lonsd. ..... . 52 
Montlivaultia patellata M. E. H. . . 37 
MODE, o oo re 5,0 20 
Nephthya eretacea Poč. l; dy 
Oculina gibbosa Goldf. . 9,50 
Oeulinidaess a 4 oo olo do 0.0 000 . 48 


Oulophyllia Reussiana D’Orb. „10 
Parasmilia centralis Reuss Sp.. . . - . 43 
pussila DOC 44 
DTUGSRNCUSSÁSDA E 55 
Phylocoenia macrocona D'Orb.. . ..... 10 
Placohelia rimosa Poč. . . .»...... 49- 
Placoseris Geinitzi Bölsche . . . ..-. 35 
Polyphyllia patellata D’Orb. le. 
Polytremaeis Partschi Reuss. . .... 22 
Porites Michelini Reuss . . . 9, 11, 26, 29 
spissus Poč. 28, 29 
textilis Poč. 27, 29 
Boritidaese 2 ode 23 
Bseudochaetetes22 zn N ae 9 
Stephanophyllia Bowerbanki M. E.H.. . 30 
celsa POČ. 2 - er: 30 
imperialis Reuss. . . 30 
Stichobothrion foveolatum Reuss sp.. . . 20 
solddum, Boc, Sr 21 
Sale JAko8l M6 13 186 o oo s c . 45 
? putealis Gein. Sp. - < < < - * 45 
vadosa Boca... Mn ike 44 
Stylinaceae u ee 
Synhellia gibbosa Goldf. OVP 60 o 50 
reptans, Boc. M. -120-0 -S 50 
Thamnastraea confusa Reuss . 83 
decipiens Mich. sp. . . 33 
hamnastraeinae © 5 a a,o,0 4 9 0 c 31 
Irochocyatbacaes ne OD 
Trochocyathus conulus Phil. SD: + ee 53 
Harveyanus M. E.H.. . .54 
Trochosmilia compressa Lam sp. . . . „Al 
SPY ar sc: 41, 42 
tuberosa M. E. H. .... 42 
ROCHOSMIA CACHE 41 
Turbinolia centralis Reuss. . . . . 8, 43 
— var parvula Reuss. 8 
compressa Lam. . . . .. 10, 35 
conulus Mich. 958 
Turbinohdac -ake 


ee 


Erklärungen zur Tafel I 


—f Stichobothrion solidum Poč. Kalkglieder in natür. Grösse, von Zbyslav. 
Heteropora Partschi Reuss sp. von Radovesnitz. 
a Oberfläche in 25facher Vergrösserung. 
b Korallenstock in natür. Grösse. 
Cordilites eretosus Reuss sp. von Korycan. 
a Tangentialer Dünnschliff in 180facher Der uns 
b Radialer Dünnschliff 180mal vergr. 
(© und G Korallenstöcke in nat. Grösse. 
. Porites Michehmi Reuss sp. von Korycan. 
a Tangentialer Dünnschliff 25mal vergr. 
b Radialer Dünnschliff 25mal vergr. 
. Porites spissus Poč. von Korycan. 
a Tangentialer Dünnschliff in 25facher Vergr. 
b Radialer Dünnschliff 25mal vergr. 
6. Porites textilis Poč. von Bilin. © 
a Tangentialer Dünnschliff 10mal vergr. 
b Radialer Dünnschliff 10mal vergr. 
T. Stephanophyllia celsa Phil. sp. von Vtelno. 
a Obere Seite 6mal verer. 
b Unterseite 6mal vergr. 
8. Trochocyathus conulus Phil sp. von Třiblitz. 
a—c Korallenstöcke in nat. Grösse. 
d und e Kelchöffnung 6mal vergr. 
9, Trochoeyathus Harveyanus Milne Edwards & Haime von Leneschitz. 
a Seitenansicht. 
b Kelchöffnung; beides 2mal vergr. 


Taf.l. 


I) 


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x, dr 
SKLO] 


PN 


Anthozoen der böhm. Kreide. 


Ph.Počta 


K.k.Hoflithographie A.Haase, Frau. 


Autor ad nat. delin. 


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9 


Erklärungen zur Tafel II. 


Dimorphastraea parallela Reuss sp. von Kamajk. Radialer Dünnschliff durch einen 
Kelch 6mal vergr. 

C yathoseris facilis Poč. von Koneně 

a Die Öffnungen der Kelche in nat. Grösse. 

b Dünnschliff in 6mal Veror. 


. Isastraeu splendida Poč. von Korycan. 


a Die Oberfläche 8mal vergr. 
b Dünnschliff 6mal vergr. 


. Oryptocoenia obscura Poč. von Radovesnitz. Radialer Důnnschliff 6mal vergr. 
. Astrocoenia eribellum Poč. von Mlíkojed. Radialer Dünnschliff durch einen Kelch 


25mal vergr. 


. Astrocoenia decaphylla Mich. sp. vom Sandberg bei Teplitz. Oberfläche 6mal - verer. 
. Placohelia rimosa Poč. von Kuttenberg. Ein Kelch im Dünnschliff 6mal verer. 

. Synhelia reptans Poč. von Korycan. Dünnschliff 10mal vergr. 

. Carophyllia cylindracea Reuss sp. von Kamajk. Fünf verschiedene Altersstadien. 

. Trochosmilia sp. von Priesen. Ein näher nicht bestimmbarer Kelch in nat. Grösse. 
. Stylina vadosa Poč. von Mlikojed. Einige Kelche im Dünnschliff 6mal vergr. 

. Symhelia gibbosa Goldf. sp. von Kamajk. Dünnschliff aus einem kleinen Kelche 


6mal vergr. 


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4 


Ph. Počta: Anthozoen der böhm. Kreide. Taf. II. 


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= = = = 
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26 


Autor ad nat. delin. K.k.Hoflithographie A.Haase, Prag. 


SUB BIN 


EL ITINDDERMEN 


DER 


BOHMISCHEN KREIDEFORMATION. 


Nr 
DIE IRREGULÄREN ECHINIDEN DER CENOMANSTUFE 


VON 


OTTOMAR NOVÁK. 


(Mit Tafel I-III.) 


(Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, 2. Band.) 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. 2.) 


PRAG. 
Verlag der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Gregr. 
1887. 


Einleitende Bemerkungen. 


Vor etwa sieben Jahren übernahm ich als Assistent am Prager Landesmuseum 
die Aufgabe, die Echinodermen der böhmischen Kreideformation zu bestimmen und 
in die bereits bestehende Sammlung der Kreidefossilien dieses Landes einzureihen. 

Das einschlägige, mir zu diesem Zwecke anvertraute Material wurde grössten 
Theiles von Herrn Prof. Fritsch gesammelt, und ist mir mit Angabe der blossen 
Fundorte sowie auch der localen Schichtenbenennung übergeben worden. Später hatte 
ich dann und wann Gelegenheit einzelne Fundorte selbst zu besuchen, und so das 
bereits Gesammelte einigermassen noch zu vermehren. 

Als ich aber zur Lösung meiner Aufgabe herantrat, kam ich bald zu der 
Überzeugung, dass ein grosser Theil des vorhandenen Materials keine verlässliche 
Bestimmung zulässt und daher zu wissenschaftlichen Zwecken nicht besonders ver- 
werthet werden könne. 

Obwol einzelne Fundorte, wie namentlich die vielgenannten cenomanen, Con- 
slomerat- und Kalkschichten (Korytzaner-Schichten) der Umgebung von Teplitz, Prag, 
Kolin, Časlau, Kuttenberg ete. sehr reich an Echinodermen sind, liegen doch fast 
ausschliesslich nur Schalenbruchstücke verschiedener Gattungen und Arten, deren Zu- 
sammenhang schwerlich zu ermitteln sein wird, untereinander gemengt vor. Nur in 
verhältnissmässig sehr seltenen Fällen ist es gelungen einzelne Formen nach vollstän- 
digeren Stücken sicherzustellen. 

Die meisten Fundorte cenomaner Echinodermen wie: Pankratz, Tyssa, Korytzan, 
Holubitz, Přemyschlam, Čičowitz ete. liefern meist nur Steinkerne, die kaum eine ver- 
lässliche Bestimmung der Gattung zulassen. 

Die unterturonen Weissenberger und Malnitzer Schichten sind überhaupt sehr 
arm an Echinodermen und bieten meist sanz verdrůckte Steinkerne von Spatangiden 
und Cassidulidem sowie auch einzelne Stacheln und Táfelchen von Cidariden dar. 

Die oberturonen, den Scaphiten- Plaenern Norddeutschlands gleichzustellenden 
Teplitzer Schichten geben verhältnissmässig das beste Material ab. Die dieses Niveau 
charakterisirenden Formen wie: Holaster planus, Micraster breviporus, Cyphosoma 
(Phymosoma) radiatum, etc. sind in den meisten Fundorten durch eine gute Anzahl 
leicht erkenntlicher Exemplare vertreten. 

Ein minder gut erhaltenes Material findet man in den bald sandigen, bald 
kalkigen Iserschichten. Doch lieferten einzelne Fundorte namentlich die Gegend von 
Mscheno und Chorouschky ein gutes Vergleichsmaterial, so zwar, dass es mir gelungen 
ist eine Anzahl charakteristischer Formen zu fixiren. Per analogiam konnten dann 
dieselben Arten, in anderen Fundorten, deren Material sich für die Erhaltung der 
eingeschlossenen Thierreste noch ungünstiger gestaltete, wieder erkannt werden. Dies 
eilt namentlich von der kalkig-sandigen Facies der Iserschichten der Gegend von 
Chotzen, woselbst einzelne Formen, wie Hemiaster, Cardiaster und Micraster zu 
Tausenden vorkommen. : 

IE 


Die senonen Baculitenthone (Priesener Schichten) lieferten blos einzelne, seltene, 
ganz flach gedrückte Fragmente von Micraster*) und Hemiaster**), bei denen jeder 
Versuch, sie verlässlich zu bestimmen scheiterte. 

Doch ist es mir gelungen, eine wichtige Form, nämlich Cidaris sceptrifera 
Mant. sicherzustellen. Von dieser Art sind mir einzelne verkieste Stacheln und Coro- 
naltäfelchen aus der Gegend von Pardubitz, Leneschic bei Laun und anderorts bekannt. 

In dem obersten Quader der böhmischen Kreide, den Chlomeker Schichten, 
sind bis jetzt bloss Steinkerne von Spatangidem (wahrscheinlich zu Oardiaster gehörig) 
sowie auch einzelne Bruchstücke von Cidariden (meist nur Stacheln) gesammelt worden, 
die vorderhand gänzlich bei Seite gelegt werden mussten. 

Es ist nun einleuchtend, dass bei einem derart schlecht erhaltenen Material, 
sowie auch bei dem sich in den sämmtlichen Prager Bibliotheken fühlbar machenden 
Literaturmangel, die mir übertragene Aufgabe nur sehr langsam von Statten kam. 
Da ausserdem während dieser Zeit meine freien Stunden auch anderweitig vielfach 
in Anspruch genommen wurden und da ich mich in den vier letztverflossenen Jahren 
den Arbeiten in der Barrande’schen Sammlung gänzlich widmen musste, konnte an 
die Ausführung meines ursprünglichen Planes, die Echinodermen der böhmischen 
Kreideformation sründlich durchzuarbeiten, gar nicht gedacht werden. 

Ich Pe nun die heurigen Ferien dazu, wenigstens einen Theil des von 
mir bereits gesichteten Materials zu revidiren und wählte zu diesem Zwecke vorläufig 
bloss die irregulaeren Echiniden unserer Cenomanstufe. Diese Partie habe ich dess- 


wegen gewählt, weil ich aus diesem Niveau an Material nichts mehr zu erwarten - 


habe, anderseits aber, weil ich meine Arbeit mit den ältesten Repräsentanten der 
böhmischen Kreideechiniden beginnen wollte. 

Es sind also die vorliegenden Blätter bloss als ein, vielleicht sehr mangelhaftes 
Resultat meiner vor einigen Jahren in Angriff genommenen, und seit dieser Zeit 
gänzlich aufgegebenen Studien im Gebiete der Nilmisehen Kreideformation zu be- 
trachten. 

Sollte es mir jedoch mit der Zeit gelingen, ein vollständigeres und zahl- 
reicheres Material zu sammeln, werde ich mir erlauben, die nöthigen Zusätze nach- 
zuliefern. 

Was nun die den Text begleitenden Zeichnungen betrifft, hatte ich ursprünglich 
nicht die Absicht, die sämmtlichen in den folgenden Blättern in Betracht gezogenen 
Formen abzubilden; doch wurde ich dazu von vielen Seiten desswegen aufgefordert, 
damit auch den am Lande wohnenden Freunden und Sammlern böhmischer Kreide- 
fossilien Gelegenheit geboten werde, die ihrerseits gesammelten Echiniden nach Mög- 
lichkeit zu erkennen und zu bestimmen. 


Bevor ich zur Schilderung der oben bezeichneten Echiniden des böhmischen ' 


Cenomans übergehe, soll es nicht unterlassen werden, diejenigen Schriften, welche in 
irgend welcher Richtung sich auf bohmische Kreideechinodermen beziehen, in chrono- 
logischer Reihenfolge zusammenzustellen. 


*) Micraster cor anguinum nach Gümbel. (N. Jahrb. 1867. p. 797.) 
**) Hemiaster Regulusanus nach Geinitz (Elbthalgebirge II. p. 15. Taf. 5. fig. 2. a-b.) 


, 


r ho 


) 
ki 
a. 


"Geschichte der Literatur 


der böhmischen Kreideechinodermen. 


1826. In Goldfuss Petref. Germ. p. 157. wird erwähnt, dass Spatangus cor angui- 
num im Plaenerkalke von Sachsen und Böhmen, sowie auch in dem darunter liegenden Quader- 
sandsteine sich vorfinde. 

In Folge dieser Bemerkung wurden die im oberen Plaener der genannten Länder 
häufis auftretenden Formen: Micraster cor testudinarium und M. breviporus allgemein als Mier. 
coranguinum bestimmt, wie dies auch schon in Geinitz Elbthal. II. p. 12 hervorgehoben wurde. 


1839. Professor H. B. Geinitz führt in seiner „Charakteristik der Schichten und Pe- 
trefakten des sächsich-böhmischen Kreidegebirges“ pag. 89—91 und Index pag. XIX—XX fünf- © 
zehn in dem genannten Gebiete vorkommende, auf die Thiergruppe der Echinodermen ent- 
fallende Formen an. 

Vou den sämmtlichen eitirten Formen werden 9, als den beiden Ländern gemeinsam, 
und eine, nämlich: Pygorhynchus conoideus A. Röm. als bloss in Böhmen vorkommend angeführt. 
Es waren also, nach Professor Geinitz' Beobachtungen aus den Kreidegebilden Böhmens bloss 
die in der nachstehenden Liste aufgezählten Formen bekannt. 

Von diesen werden jedoch bloss die drei erstgenannten auf 1. c. Taf. XXII. abgebildet, 
die übrigen dagegen nur im Texte beschrieben. 

Wegen leichterer Orientirung wird es zweckmässig erscheinen der alten Liste die 
jetzigen Bezeichnungen beizufügen. 


Alte Benennung Fundort Jetzige Bedeutung 
1 | Apiocrinites elliptieus Mill. Luschitz Mesocrinus Fischeri Gein. sp. 
zum Theil *) 
2 Comatula sp. | Neudorf, Postelberg 2 
3 | Cidaris vesiculosa Goldf. | Tysa, Bilin, Hundorf | Cidaris enf. vesiculosa Goldf., etc. 
4 | Cyphosoma granulos. Goldf. Hundorf, Kutschlin | Cyphosoma radiatum Sorignt. 


*) Die Bezeichnung Mesocrinus Fischeri H. Carp. (Antedon Fischeri Gein. Elbthal. II. p. 18. Taf. 6. fig. 9) 
bezieht sich jedenfalls bloss auf die von Reuss (Versteinerungen p. 59) im oberen Plaenerkalk (Krón- 
dorf, Koschtitz, etc.) beobachteten Stücke. — Vergl. auch Herbert Carpenter Quart. Journ. G. S. 1881. 
p. 128. Pl. VI. fig. 1—2. 


Alte Benennung Fundort Jetzige Deutung 


Pygorhynchus conoid. Röm. Pankratz Pygurus lampas de la Běche sp. 


Catopygus carinatus Goldí. B m Catopygus cnf. Albensis Gein. 


Cassidulus lapis cancri Lam. Postelberg Nucleolites Bohemicus Nov. | 


Micraster breviporus Ag., 
Micraster cor testudinarium Goldf. 


00 A Oo (UI 


Micraster cor anguinum Lam. Hundorf 


Limbach-Kaltenbach, 
9 | Holaster granulosus Goldf. |Kreibitz Hohe-Schnee-| Cardiaster granulosus Goldf. sp. 
berg 


10 | Ananchytes ovata Lam. Hundorf Holaster planus Mantell sp. 


1840. A. E. Reuss veröffentlichte den ersten Band seiner „Geognostischem Skizzen 
aus Böhmen.“ In diesem Bande, welcher namentlich der geognostischen Schilderung der Um- 
gebungen von Teplitz und Bilin gewidmet ist, wird auf pag. 57—79 eine, der damaligen 
Kenntniss der Lagerungsverhältnisse unserer Kreideschichten entsprechende Skizze entworfen. 
Unter den diese Schichten charakterisirenden Fossilien werden auch einzelne Eehiniden an- 
geführt. Die als Cidaris variolarıs, Ananchytes sp. und Micraster cor anguinum bestimmten 
© Formen, werden besonders hervorgehoben. (Vergl. pas. 63—65). Ausserdem werden aus den 
verschiedenartigsten Gebilden einzelne Coronalplatten und Stacheln diverser Cidariden er- 
wähnt (Vergl. Zusätze pag. 294—298). 

1844. Im IIten Bande der geognostischen Skizzen aus Böhmen, veröffentlicht prof. A, 
E. Reuss eine „Tabellarische Zusammenstellung der Kreidepetrefacten und ihres Vorkommens in 
den verschiedenen Schichten der böhmischen Kreideformation.“ 

Die nachstehende Liste gibt eine Übersicht der sämmtlichen, dem Autor damals be- 
kannten Kreideechinodermen (vergl. l. c. p. 141). 3 


Liste der in Reuss’ „Geognostischen Skizzen Il.“ zusammengestellten 


Kreideechinodermen. 
55 „M 5 8 A | a 5 Ir SUR sE| 8 
Šš| 8 | 5 35 čs Pejšsi ks sj 
Nr. Gattungen u. Arten 58 5 8 | 88 |5e | 484853 83| se| 8 
= s © za | rd S32 E258 S53 = 
= 8 = 8 |s2|2 S je A ád|ss| © 
os m Sees Ele 
a ve Er.Ktz.*)ı p. 

1 ; Apiocrinites ellipticus Mill. Ks (Pr. Tz. 

2 Pentacrinites sp. indet. : 
3 | Asterias guingueloba Goldf. o K SK 20k 2D z 
4 Ophiura serrata Róm. a : i : S Psa rys RER Eon NÍ ZA 


*) B = Bořen, D = Drahomyschl, Do — Debrno, Du — Dux, Gf = Grossdorf, H = Hundorf, 
Hk — Hrádek, Ho — Holubitz, K = Kutschlin, Kr = Kröndorf, Kt = Kostenblatt, Ktz = Koschřitz, 


ZC R 


1845—46. In Prof. A. E. Reuss „Versteinerungen d. böhm. Kreideformation“ werden 
Echinodermen nur vorůbergehend behandelt. 


Im Ganzen werden 21, in der nachstehenden Tabelle úbersichtlich zusammengestellte 
Formen unterschieden. 


Ky — Kystra, K2 — Kautz, L = Luschitz, Zn = Laun, M= Malnitz, Me — Meronitz, Po — Pokratiz, 
Fr— Priesen, R = Rosenthal, Sch — Schillinge, Schg = Schneeberg, S» — Sauerbrunnbere, 7' — Tyssa, 
Trz — Třembschitz, 7% = Teplitz, 7z — Třiblitz, Wa Weberschan. 


E S | 8 me Zl 3 38s 
el 3 | 5 88 E 5.8.85] S 
Gattungen u. Arten se ei A |88 138 28 58 BS| xe A 
z = © ma | BM vn SEE: = 
a28| = s |8á|8 | Ašd|šs| £ 
Ss) 8 |álš Ei ZaEE 
| 
Comatula Geinitzi Rss. Kt. 
Comatula sp. indet. N Ktz. 
dý 
Cidaris clavigera Kónig B. Sch. 
K. 
Cidaris nobilis Můnst. ? Ktz. 
HR. 
Cidaris vesicula Goldf. De K. 
Ktz. 
Gidaris papillata Mant. Sch. 
Cidaris sp. indet. : K. 
bi H. K. 
Cyphosoma granulosum Ag. Sn. Trz. 
Ktz. 
Tetragramma variol. Brongn. Sn. 
Catopygus carinatus Goldf. 
Nucleolites sp. indet. 
Cassidulus lapis cancri Lam. : 
Mieraster cor anguin. Goldf. s = z 
Holaster subglobosus Leske? | . 
Holaster granulosus Ag? |Schg. 
REK: 
Ananchytes ovata Lamk. Sn. Trz. 
Po 
Ananchytes corculum Goldf. Po 


| 


Übersicht der in Reuss' „Versteinerungen der böhmischen Kreideformation“ 
angefiihrten Echinodermen (1846). 


m ; Die wichtigsten Fundorte 
: © Tafel| Figur 
Nr Gattungen u. Arten 8 8 nee 
1 | Micraster cor anguinum, Ag. | 56 überall im ob. Pläner, ferner 
Schillinge, Boten, Luschitz, Ky- 
stra, Teplitz, Malnitz. 
2 Holaster subglobosus, Ag. 56 Plänermergel von Kautz. 
3 Holaster granulosus Goldí. 56 Hohe Schneeberg, Limbach-Kal- 
tenbach. 
4 Ananchytes ovata, Lam. 56 überall im ob. Pläner, Hun- 
dorf, Kutschlin, Bilin, Luschitz, 
Priesen. 
5 | Ananchytes corculum, Goldf. | 56 Ob. Pl. Pokratitz. 
6 Catopygus carinatus, Ag. 56 Ex. S. Drahomyschl; U. ©. Tysa 
und Pankratz. 
7 | Cassidulus lapis cancri, Lam. |. 56 Ex. S. Drahomyschl, Pyrop. 
; fůhrendes Congl. von Měronitz. 
8. Cidaris vesiculosa, Goldf. 57 | XX | 14—16| Schillinge, Weisskirchlitz, Kosch- 
Se tic, Hundorf, Priesen, Luschitz, 
Kystra, Holubitz, Tysa, Rosen- 
thal, Triblitz, Meronitz. 
9 (Gidaris clavigera, König. 57 | XX [17-1921 Schillinge, Weisskirchlitz, Bo- 
: řen, Kutschlin. 
10 Cidaris papillata, Mant. B | RO 2 Koschtic, Krsina. 
11 Cidaris armata, Rss. 57 | XX |23—25 | Schillinge, Weisskirchlitz. 
12 Cidaris exigua, Rss. 58 (XLII| 1—2 | Weisskirchlitz. . 
13 | Cyphosoma granulosum, Goldf. | 58, - \ Hundorf, Kutschlin. 
14 Tetragramma variolare, Ag. 58 | XX 20 Kutschlin, Luschitz. 
15 | Goniaster quinquelobus, Ag. 58 I|XLIII| 19— 32 | Sauerbrunnbers b. Bilin. 
16 Goniaster marginatus, Rss. 58 (XLIII| 15—18 | Weisskirchlitz. 
17 _Ophiura serrata, A. Röm. 58 | XX 26 Pyropensand v. Třiblitz. 
18 Comatula Geinitzi, Rss. 59 | XX 27 Kostenblatt. 
19 | Pentacrinus lanceolatus, A. Röm. | 59 : ; Kutschlin. 
20 | Bourguetierinus ellipticus, d’Orb. | 59 | XX | 28—33 | Kutschlin, Schillinge, Kröndorf, 
Koschtic, Weisskirchlitz, Lu- 
| schitz, Briesen, Třiblitz. 
21 Apiocrinites ? XLII 33—35 | Weisskirchlitz. 


és 


9 


Da nun, wie aus dieser Tabelle hervorgeht, in Prof. Reuss’ Arbeit von irregulaeren 
Echiniden gar nichts abgebildet wird, von regulaeren jedoch bloss einzelne Stacheln und Coro- 
naltáfelchen von Cidariden, so wird es in den meisten Fällen schwer fallen, die vom Autor 
bestimmten Formen wieder zu erkennen. 

Es wird daher nicht ohne Interesse sein, den von Reuss citirten Formen nachstehends 
einige Bemerkungen beizufügen. 

1. Micraster cor anguinum Ag, wird 1, c, p. 56 nicht nur aus dem Senon (Luschitz, 
Kystra), sondern auch aus dem Turon („Häufig und überall im oberen Plaenerkalk“), ja sogar 
aus cenomanen Ablagerungen (Schillinge und Bořen) angeführt. Hiezu muss bemerkt werden, 
dass mir aus den unzweifelhaft senonen Ablagerungen Böhmens (Priesener und Chlomeker 
Schichten) bis jetzt kein einziger Echinide bekannt ist, der mit dieser Art übereinstimmen würde. 
— Was nun die aus dem „oberen Plaenerkalk“ (Teplitzer Schichten), stammenden Stücke be- 
trifft, so sind dieselben zum Theil auf Micraster breviporus, zum Theil aber auf Mier, cor te- 
studinarium zurückzuführen. — Welcher Gattung und Art die dem Unt. Plaener der Schillinge 
entnommene Form angehören mag, bleibt vorderhand unentschieden, und dies um so mehr, 
als dieser Fundort nunmehr als gänzlich ausgebeutet zu betrachten ist. 

2. Holaster subglobosus Ag. Diese Form wird von Reuss aus dem Plaenermergel von 
Kautz angeführt. Die Bestimmung ist schon insofern unrichtig, als der erwähnte Plaenermergel 
den senonen Priesener Schichten angehört, Hol. subglobosus aber nur aus dem Cenoman be- 
kannt ist. 

9, Holaster granulosus Goldf. ist auf Cardiaster (Spatangus) granulosus Goldf. = Car- 
diaster ananchytis d’Orb, zurückzuführen. *) 

4. Ananchytes ovata Lam., konnte in Böhmen bis jetzt nicht sichergestellt werden, 
doch ist es möglich, dass einzelne, selten vorkommende und immer flachgedrückte Exemplare 
der Priesener Schichten sich auf diese Art beziehen. Dagegen stimmen die von Hundorf 
angeführten Exemplare mit Holaster planus vollkommen überein. 

5. Von Ananchytes corculum Goldf. erwähnt Reuss blos folgendes: „Sehr selten im 
oberen Plaenerkalk von Pokratitz“. In diesem, den Teplitzer Schichten entsprechenden Niveau 
sind bis jetzt keine Ananchyten bekannt. Dagegen kenne ich aus diesem Niveau einen Offaster, 
der mit O. corculum Goldf. sp. viel Ähnlichkeit zeigt, und mit dem Reuss’schen Echiniden 
identisch sein dürfte. Das vorliegende Exemplar stammt von Hundorf und wurde mir von 
Herrn Prof. Laube mitgetheilt. **) 


6. Catopygus carinatus Ag. Diese Art wird von Reuss aus dem Cenoman von Tyssa 
und Pankratz, sowie auch aus dem Zuronen Exogyrensandstein von Drahomyschl (Malnitzer 
Schichten) angeführt. Aus den beiden erstgenanten Fundorten habe ich leider keine Exemplare 
gesehen, und ist mir daher nicht möglich über dieselben meine Meinung endgültig auszu- 
sprechen. Aus den ebenfalls cenomanen Kalkschichten von Korycam, sowie auch aus den Con- 
glomeratschichten von Přemyschlan bei Prag kenne ich dagegen 5 Exemplare, die mit den 
Pankratzer und Tyssaer Stücken identisch sein dürften. Erstere sind sehr breit, vorne gerundet 


*) Schlüter. Verhandl. d. nat. Ver. Rheinl. und Westphalen. XXVI. Jahrgang p. 252. 
**) Dieses Stück befindet sich in der Sammlung des deutschen Polytechnicum in Prag. 


10 


und haben ein mehr centrales Peristom als die typische Essener Form. Es ist daher an eine 
Indentifizirung derselben mit C. carinatus nicht zu denken. — Die aus dem Exogyrensandstein 
von Drahomyschl stammenden Stücke stimmen jedoch mit den von Geinitz als C. Albensis 
aus dem unteren und mittleren Quader Sachsens beschriebenen Exemplaren vollkommen 
überein. s 


7. Cassidulus lapis canert Lam. kommt in Böhmen entschieden nicht vor. Die von _ 


Reuss unter diesem Namen aus dem Zxogyrensandstein von Drahomyschl angeführten Stücke 
sind Nueleoliten, die von mir als Nucleolites Bohemicus bezeichnet wurden. (Vergl. Fritsch 
Studien ete. Nr. III. Iserschichten p. 132 jig. 123.) 

8. Cidaris vesiculosa Goldf. Unter diesem Namen werden von Reuss Stacheln nicht 
nur von cenomanen, sondern auch von turonen und senonen Cidariden zusammengefasst. Der 
von Reuss auf. c. Taf. XX. Fig. 14 abgebildete Stachel aus dem Unteren (cenomanen) Plaener 
von Boren steht dieser Art jedenfalls am nächsten und ist allerdings mit dem von Geinitz 
Elbthal. I. Taf. 14. Fig. 14. abgebildeten identisch. Ob nun die sämmtlichen in Geinitz l. c. 
abgebildeten, aus dem unteren Plaener von Plauen stammenden und mit den böhmischen 
Formen genau übereinstimmenden Stacheln und Coronaltáfelchen, sámmtlich auf ©. vesieulosa 
zu beziehen sind, mag vorläufis dahingestellt bleiben, da selbst die Goldfuss’schen Abbildungen 
(selbst wenn man von der in Goldfuss Atlas Taf. XL. Fig. 2 7 und k abstrahirt) auf ver- 
schiedene Arten hindeuten. Die in Gesellschaft mit den fraglichen Stacheln im cenomanen 
Plaenerkalke der Schillinge, von Weisskirchlitz, Kamajk, Zbyslav ete. vorkommenden: Coronal- 
täfelchen geben wenig Anhaltspunkte, da sie einerseits nicht im Zusammenhange vorkommen 
und jedenfalls verschiedenen Arten angehören. Es ist daher das Vorkommen von C. vesieulosa 


Goldf. selbst im Cenoman Böhmens noch nicht ganz sichergestellt. — Der von Reuss I. c 
Taf. XX. Fig. 16 ebenfalls als zu C. vesiculosa gehörig gedeutete Stachel, ist eine seltene 
Form, und kann hier nicht in Betracht gezogen werden. — Dagegen stimmt der in Fig. 15 


abgebildete, aus dem senonen Plaenermergel von Zuschitz stammende, sehr gut mit ©. sceptri- 
fera Mant. überein (Vergl. Cotteau Pal. franc. Terr. crét. VII. p. 251.) 

9. Cidaris clavigera Kön. Die mit dieser Art identifizirten Stacheln aus dem Ceno- 
man der Schillinge und von Weisskirchlitz gehören bekanntlich zu C. Sorigneti Des. Dagegen 
scheinen die von Reuss I. c. Taf. XX. Fig. 21 abgebildeten Coronaltäfelchen einer noch nicht 
beschriebenen Art anzugehören, jedenfalls haben sie aber mit C. clavigera nichts zu thun. *) 

10. Cidaris papillata Mant., kommt nach Reuss im Unt. Plaener und im Plaener- 
mergel vor. Die aus dem letzteren stammenden Stacheln sind von Geinitz (Zlbthalgeb. I. 
p. 7) mit C. Reussi Gein. von Cotteau (Pal. Frang. Vol. VII p. 257) jedoch mit €. subvesi- 


culosa d’Orb. zusammengezogen worden. Der Zusammenhang der aus dem Unt. Plaener (Ceno- 


man) stammenden Stacheln (Reuss l. c. Taf. XX. Fig. 22 a, b, c) ist ganz zweifelhaft. 
11. Cidaris armata Rss. Diese aus dem Cenoman der Schillinge und von Weiss- 
kirchlitz stammende Form wurde von @Geinztz**) mit C. subvesiculosa d’Orb. zusammengezogen. 


*) Cotteau bringt diese Táfelchen mit C. serrifera Mantell in Zusammenhang (Pal. Franc. Terr. erét. Vol. 
VII. p. 293 Pl. 1071. Fig. 5—15.) Letztere ist aber eine senone Form, die wie später gezeigt werden 
soll, von der fraglichen böhmischen Art sehr verschieden ist. 

**) Hlbthal II p. 6. 


(Al a “ 
O i n 
BSN kein nn a 


11 


Da ich aber Grund habe die fraglichen Formen als verschieden aufzufassen, glaube ich vor- 
läufig die von Reuss gewählte Bezeichnung aufrecht erhalten zu müssen. 

12. Gidaris exigua Rss. Ist auf ein unvollständiges, und daher ganz werthloses Coro- 
naltäfelchen gegründet, welches überdies der Gattung Cidaris gar nicht angehört. Es muss 
daher diese Bezeichnung eingezogen werden. 

13. Cyphosoma granulosum Goldf. in Reuss l. c. p. 58. aus dem Scaphiten-Plaener 
von Hundorf fällt jedenfalls mit Cyphosoma radiatum Sorig. *) zusammen. 

14. Tetragramma variolare Ag, bezieht sich wahrscheinlich auf Pseudodiadema va- 
riolare Brongnt., wenigstens wird diese Art auch von Schlüter **) aus dem böhmischen Ceno- 
man angeführt. 

Aus diesen Bemerkungen ergibt sich nun folgende Zusammenstellung der von Reuss 
1846 citirten böhmischen Kreide-Echiniden, ***) 


Bestimmungen nach Reuss Jetzige Deutung 


1 | Micraster cor anguinum Ag. = Zum Theil Micraster breviporus Ag., zum 
Theil einige andere noch nicht mit 
Sicherheit bestimmte Formen. +) 


2 | Holaster subglobosus Ag. = Wurde in Böhmen nie vorgefunden. 
3 | Holaster granulosus Goldf. = Cardiaster granulosus Goldf. sp. 
Ananchytes ovata Lam. = Zum Theil Holaster planus Mart. sp. 


4 
5 | Ananchytes corculum Goldf. Offaster sp. 
6 | Catopygus carinatus Ag. = Catopygus enf. Albensis Gein. 
T | Cassidulus lapis cancri Lam. = Nucleolites Bohemicus Nov. 
RT 3 S — | Gidaris enf. vesicul. Goldf. zum Theil auch 
8 | Cidaris vesiculosa Goldf. = Cidaris sceptrifera Mant. 


2 te ge en. KE ork Sorigneti Des. zum Theil auch 


Gidaris nov. spec. 


ir ha Reussi Gein. vielleicht auch 


10 | Cidaris papillata Mant. Cidaris subvesiculosa d’Orh. 


11 | Cidaris armata Rss. = Gdaris armata Rss. 

12 | Cidaris exigua Rss. = werthloses, unbestimmbares Coronaltäfelch. 
13 | Cyphosoma granulosum Goldf. = Phymosoma radiatum Sorig. sp. 

14 | Tetragramma variolare Ag. — Pseudodiadema variolare Bronst. 


*) Phymosoma radiatum nach Schlüter (Abhandl. zur geol. Karte von Preussen etc. Band. IV. Heft 1. 1883. 
pag. 31.) 
**) Ibid. p. 41. 

***) Die Reuss’schen Oricinale sind leider nicht zu eruiren. Einige von Reuss selbst bestimmte Echiniden 
befinden sich in der Sammlung der böhm. Universität zu Prag und im k. k. Hofmuseum zu Wien. 
+) Einige von diesen Formen stehen jedenfalls der Gruppe des Micraster cor testudinarium sehr nahe und 

werden jetzt fast allgemein mit dieser Art. identificirt. 
9% 


u 


12 


1846. In Prof. Geinitz’ „Grundriss der © Versteinerungskumde“ werden aus der böhmi- 
schen Kreide folgende Echinodermen angeführt: 


Ältere Bestimmungen Jetzige Deutung 


l 
Cidaris clavigera König (Unter. Plaener) = Cidaris Sorigneti Des. 
Cidaris granulosa Goldf. (Plaener v. Teplitz) = (Cyphosoma radiatum Sorig. 
 Catopygus carinatus Goldf. (Tyssa, Drahomyschl) == Catopygus cnf. Albensis Gein. 
Ananchytes ovata Lam. (Plaener v. Teplitz) — Holaster planus Ag. 
Micraster cor anguinum Lam, (Überallmit dem vorigen) = Micraster breviporus Ag. ete. 
| Apiocrinus ellipticus Mill. (Plaenerkalk v. Bilin) == Mesocrinus Fischeri Gein. sp. 


1849. Professor H. B. Geinitz stellt in seinem „Quadersandsteingebirge oder Kreide- 
gebirge in Deutschland“ die folgende Liste, der damals aus diesem Gebiete bekannten Kreide- 
echinodermen zusammen (p. 218—230). 


SE Quadermergel E 
Nr. Gattungen u. Arten E no Fundorte in Böhmen 
ee In 
BEJEIGE 
1 | Cidaris vesiculosa Goldf. ++ Tyssa, Rosenthal, Exogyrs. v. 
| Lobkowitz,  Hippuritenkalk 
Böhmen 
2 »  clavigera König -/+| . | . | » | Weisskirchlitz, Schillinge, Bořen 
Bilin. 
3 »  Reussi Gein. ++ -+| . | Koschtitz, Krssina 
4 „  armata Reuss ./+|+/-+j . | Schillinge bei Bilin, Weiss- 
kirchlitz 
5 »„  exigua Reuss | +1.) . | . | Weisskirchlitz 
6 „  granulosa Goldf. « |. |-E| . | . | Hundorf, Kutschlin u. s. w. 
7 | Pygorhynchus rostratusRöm. |+| .| | <| « | Pankratz 
8 | Catopygus carinatus Goldf. =-| * | « |. | . | Tyssa, Pankratz, Drahomyschl 
9 | Cassidulus lapis cancri Lam. « | « | || » |? Exogs. Drahomyschl 
10 | Mieraster lacunosus Goldf. | e | .|-+| . | Kreibitz 


13 
R Quadermergel = 
Nr. Gattungen u. Arten SE —6& Fundorte in Böhmen 
Ps 4 | Bl 8 | 8 
ólS|8|7lS 
11 | Micraster cor anguinum Lam. .| +] +1 -+| | Tyssa, Schieferthon im Unt. 
Quader v. Weberschan, Gross- 
Malnic 
12 | Holaster suborbicularis Defr. |+| . | . | « |-+| Kreibitz, zwischen Limbach u. 
Kaltenbach 
13 | Ananchytes ovatus Lam. « | (-E|-F| . | Hundorf, Bilin, Plm. v. Luschitz, 
Priesen 
14 | Asterias quinqueloba Goldf. |-——-|—-|-—+|—+| . | Exogs., Pls., U. Pl., Plk., Plm. 
Böhmen 
15 „  marginatus Reuss « |-| |- Weisskirchlitz 
16 | Ophiura serrata Reuss «| .1 +] +) . | Pyropensand von Třiblitz 
17 | Pentacrinus lanceolat. Römer .|+[ 1. | . | Congl. Kutschlin 
18 | Bourguetocrinus ellipticus Pyropensand Böhmen 
Schloth. | ++! + 
19 | Alecto (Comatula) Geinitzi Kostenblatt 


Reuss |. | -| 


Hr 

1850. Veröffentlicht Professor H. B. Geinitz eine neue Ausgabe seiner „Charakteri- 
stik der Schichten und Petrefacten des sächs.-böhmischen Kreidegebirges“, der, nebst einem Nach- 
trag auch die Beschreibung der „Versteinerungen von Kieslingswalde“ beigefügt ist. In dieser 


Ausgabe werden, was böhmische Echinodermen betrifft, dieselben Formen eitirt, die bereits 
in der im Jahre 1839 erschienenen ersten Ausgabe dieses Werkes hervorgehoben wurden. 


1854. Prof. Reuss führt in seiner „Kurzen Übersicht der geognostischen Verhältnisse 
Böhmen’s einige für die mittlere Abtheilung der böhmischen Kreideformation — den Plaener — 
charakteristische Thierreste an. Daselbst werden auf pag. 74 zwei Echiniden und zwar Anan- 
chytes ovata Lamk. und Micraster cor anguinum Ag. besonders hervorgehoben. 

Bemerkung. Wie im Verlaufe der vorliegenden Studien nachgewiesen werden soll, ist 
das Vorkommen der beiden citirten Formen in Böhmen ganz zweifelhaft. 


1855. Prof. A. E. Reuss, stellt in seiner Arbeit über „Reptilienreste im Plaener der 
Umgebung von Prag“ ein Verzeichniss der sämmtlichen im Plaener des Weissen Berges bei 
Prag vorkommenden Thierreste zusammen. Aus der Gruppe der Echiniden wird bloss eine, 
und zwar als Micraster cor anguinum bestimmte Form angeführt. Vergl. Palaeontologische 
Miscellen. 

(Denkschriften der kais. Akad. d. Wiss. Math. Naturw. Classe. Band X. pag. 84.) 


14 


Bemerkung, Die sámmtlichen im Plaener des Weissen Berges vorkommenden Echiniden 
sind ausschliesslich Steinkerne und ausserdem derart zusammengedrückt, dass selbst die Gattung, 
welcher sie angehóren, nicht zuverlässig bestimmt werden kann. — Ausserdem scheinen dieselben, 

wie aus den betreffenden Steinmänteln geschlossen werden darf, vielmehr der Gattung Epiaster als 
der Gattung Micraster zu entsprechen. Übrigens ist der Weissenberger Plaener, wie schon Schlüter *) 
gezeigt hat, mit dem Mytiloides-Plaener Norddeutschland’s zu parallelisiren und gehört daher dem 
Unter-Turon an, wogegen M. cor anguinum nur aus senonen Ablagerungen bekannt ist. 


1862. Jokely behauptet, dass neben Ammonites peramplus, Nautilus elegans, Inoce- 


ramus muytiloides, Pecten guinguecostatus, Exogyra columba, Rhynchonella octoplicata auch Mi- 
oraster cor amguinum, eine nicht nur für die Quader- sondern auch für die Plaener-Ablage- 
rungen des Bunzlauer Kreises sehr bezeichnende Thierform wáre. (Jahrbuch. d. k. k. G. R. 
A. Band XII.) 


Bemerkung. Was Jokély mit dem als Micraster cor angutmum bezeichneten Echiniden 
gemeint hat, wird kaum zu entráthseln sein. Mir selbst sind aus dem Bunzlauer Kreise zahlreiche 
Echiniden bekannt, darunter auch einige der Gattung Mieraster. Dieselben sind aber grösstentheils 
unbestimmbar und von M. cor anguinum jedenfalls verschieden. 


1863. Paul bespricht die geologischen Verhältnisse des Chrudimer und Königgrätzer 
Kreises und eitirt einige von ihm gesammelte Versteinerungen des „Quadermergels“. Von 
Echiniden werden angeführt: Micraster cor anguinum aus den sandigen Schichten von Knap- 
pendorf südöst. von Wildenschwert und ein Hemiaster („wahrscheinlich H. bufo“) von Přivrat. 


(Jahrbuch d. k. k. Geol. R. A. Band XIII. p. 456 und Verhandlungen 1863 p. 3.) 


1864. Laube gibt ein Verzeichniss der von ihm in den Baculitenschichten von 
Böhmisch- Kamnitz gesammelten Versteinerungen. Von Echiniden wird blos eine Form, nämlich 
Cidaris exigua. Reuss angeführt. 


(Verhandlungen d. k. k. G. R. A. Band XIV. p. 24.) 


Bemerkung. Wie bereits auf pag. 11 erwähnt wurde, ist von C. exigua Rss. blos ein 
isolirtes Coronaltäfelchen bekannt, das überdies der Gattung Cidaris gar nicht angehört und aus 
diesem Grunde in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt werden kann. 


1865. H. Wolf stellt in seiner „Gliederung der Kreideformation in Böhmen“ (Jahr- 
buch der k. k. geol. Reichs-Anst. 15 Band) eine Übersicht der verticalen Vertheilung der- 
jenigen böhmischen Kreideversteinerungen zusammen, welche seinerzeit im Museum der k. k. 
geologischen Reichsanstalt vorhanden waren. — Von Echinodermen werden auf pag. 191 
(Nr. 125—127) bloss 3 Formen angeführt, welche nach seiner Gliederung folgendermassen 
vertheilt sind: 


*) Verbreitung der Cephalopoden d. Ob. Kreide Norddeutschlands (Verhandl. d. nat. Ver. der preuss. 
Rheinl. und Westf. XXXIII Jahrg. p. 843.) 


15 
Cenoman Turon | Senon 
Nr. Gattungen u. Arten ae R: a z A 
125 | Catopygus carinatus - 
126 | Micraster cor anguinum < < .| . . . -+ 
127 |  Ananchytes ovata < < < < + » : : . 


Wie unverlässlich diese Bestimmungen sind, erhellt schon daraus, dass das Vorkom- 
men von Catopygus carinatus in Böhmen sehr fraglich erscheint, und dass Micraster cor am- 
guinum und Ananchytes ovata in den Kreideablagerungen Böhmens nie mit Sicherheit nach- 
gewiesen werden konnten. 

1862—1867. Cotteau versucht in Pal. France. Terr. Cret. T. VII., einige von Reuss 
(Versteinerungen d. böhm. Kreidef.), angeführte Echiniden, mit sechs verschiedenen, von ihm 
in der französischen Kreide beobachteten Formen zu vergleichen. — Nach Cotteau’s Auf- 
fassung wäre: 

Cidaris vesiculosa Reuss L. c. p. 57. T. XX. Fig. 14 aus dem Unt. Plaener von Bořen 
= C. vesiculosa Goldfuss 1826 (Cotteau L. c. pag. 223). 
Cidaris vesiculosa Reuss ibid. T. XX. Fig. 15 aus dem Plaenermergel v. Luschitz 
= C. sceptrifera Mantell 1822 (ibid. p. 251.) 
Cidavis papillata Reuss Ibid. T. XX. Fig. 22 aus dem unt. Plaener v. Koschtic 
= C. subvesiculosa d’Orb. 1850 (ibid. p. 257). 
Cidaris elavigera Reuss Ibid. T. XX. Fig. 17—19 aus dem Unt. Plaener der Schillinge 
: = (. clavigera König 1822 (ibid. p. 285). 
Cidaris clavigera Reuss Ibid. T. XX. Fig. 21 Ebendaher 
= (C. serrifera Forbes 1850 (ibid. p. 293). 
Oyphosoma granulosum Reuss Ibid, pas. 58., aus dem Ob. Plaener von Hundorf 
= C. granulosum Geinitz 1842 (ibid. pas. 684). 

Nach den auf pas. 10 dieser Arbeit kurz gefassten Auseinandersetzungen, geht 
hervor, dass von den 5 von Cotteau angenommenen Cidariden bloss Cidaris sceptrifera als 
richtig bestimmt aufzufassen ist. — Die Bestimmung C. vesiculosa erscheint mir noch etwas 
zweifelhaft (vergl. p. 10.) C. subvestvulosa kommt thatsächlich, und zwar in den Teplitzer 
und Iser-Schichten vor, doch kann diese Art nicht, wie Cotteau meint, auf den von Rss l. c. 
Taf. XX. Fig. 22 a, b, c abgebildeten Stachel bezogen werden, da dieser vielmehr mit C. 
Reussi Gein. *) übereinstimmt. 

Oidaris clavigera und C. serrifera sind von Cotteau desswegen als in den Kreide- 
gebilden Böhmens vorkommend angenommen worden, weil er die cenomanen Vorkommnisse wie 


*) Elbthal II. pag. 7. Taf. 2 Fig. 6 a, b, c. 


16 


“ 


V 
+ 


Weisskirchlitz, Kutschlin, Schillinge ete. für senone Ablagerungen hielt. In der That kommen 
aber diese Arten in Böhmen nicht vor. Die Bestimmung Cyphosoma granulosum bezieht sich, 
wie schon Geinitz gezeigt hat, auf Cyphosoma radiatum Sorignet. *) 


1867. U. Schlönbach hebt hervor, dass Cidaris vesiculosa Goldf. in den Cenoman- 
schichten der Gegend von Caslau, namentlich bei Zbyslav und Kamajk mit Terebratulina chry- 
salis Schloth, sp. und Terebratula auriculata A. Róm. gleichzeitig vorkáme. (Über Brachiopoden - 
d. Norddeutschen Cenoman-Bildungen p. 58). 

Daselbst wird auf p. 74 bemerkt, dass Exemplare von Mieraster Michelini aus dem — 
„Oberen Plaener“ von Kutschlin bei Bilin in der Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets 
zu Wien aufbewahrt werden. 


Bemerkung, Es genügt hier zu erwähnen, dass die Bestimmung Micraster Michelin! 
jedenfalls auf einem Irrthum beruht, indem es mir nicht gelungen ist, unter zahlreichen aus dem 
Oberen Planer dieser Gegend stammenden Stücken, irgend ein Exemplar zu entdecken, welches mit 
Mieraster Michelin? übereinstimmen würde. 


1867. Gůmbel erwähnt in seiner Skizze der Gliederung der oberen Kreideformation 
in Böhmen (N. Jahrb. Jahrg. 1867 pag. 800 und 808) zwei von ihm in diesem Gebiete ge- 
sammelte Echinodermen nämlich: Cidaris ajf. subvesiculosa und Asterias sp. Die erste Form 
stammt aus einer Übergangsschichte zwischen Cenoman und Turon, letztere aus den Chlomeker 
Schichten. 

Ausserdem werden in der Úbersichtstabelle der Plaenerbildungen in Böhmen (I. c. p. 
797 —198) noch folgende Echinodermen angeführt — und zwar: 


Aus den Korycaner Schichten: Cidaris Sorigneti u. C. vesiculosa. 

„ dem Teplitzer Plaener: Micraster cor testudinarium. 

„on Baculitenmergel: Micraster cor anguinum. 

„om Oberen Quadersandstein (Chlomeker-Schichten): Asterias Schulzi. 


Bemerkung: Über die drei erstgenannten Echiniden habe ich bereits auf pag. 9-10 meine 
Ansichten ausgesprochen. Was aber Gümbel’s Micraster cor anguinum betrifit, so sind mir aus 
dem Baculitenmergel namentlich von Priesen und Postelberg einzelne Exemplare bekannt, die obwol 
stets ganz flach gedrückt, wenigstens doch als Micraster anerkannt werden müssen. Abgesehen davon, 
dass.die meisten Echiniden in diesem Zustande keine verlässliche Bestimmung zulassen, haben die 
erwähnten Stücke aus dem Baculitenmergel schon desswegen mit W, cor anguinum nichts zu thun, 
weil die Mittelfelder ihrer paarigen Ambulacra nicht gefurcht, sondern glatt sind. Dagegen zeigen 
die Fühlerfelder der letztgenannten Art in der Mitte stets eine tiefe, scharf ausgeprägte Furche. 


1868. Prof. F. v. Hochstetter bespricht einen „Durchschnitt durch den Nordrand 
der böhmischen Kreideablagerungen bei Wartenberg unweit Turnau (Jahrbuch der k. k. G. R. A. 
XVIII. Band) und führt auch einige für einzelne Etagen charakteristische Thierreste an. 
Von Echinodermen wird auf pag. 251 eine, im Isersandstein entdeckte, vom Autor als Diadema 


*) Hlbthal II. pag 8—9. Taf. 2, Fig. 7—10. 


17 


(„eine neue Species“) bestimmte Form erwähnt, welche in einer kalkig-knolligen Schichte der 
tieferen Bänke des Isersandsteins bei der Mühle von Dubečko gefunden wurde. 

Bemerkung. Hochstetter's Bestimmung Diadema bezieht sich wahrscheinlich auf irgend 
eine Art der Gattung Phymosoma. Diese Gattung ist in den meisten Fundorten der Iserschichten 
durch zahlreiche Exemplare vertreten. 


1868. Prof. Gümbel stellt ein Verzeichniss der von ihm in Böhmen gesammelten 
Kreide-Fossilien zusammen, worunter auch folgende fünf Echiniden angeführt werden: 

1. Micraster cor testudinarium Goldf. aus den Hundorfer Schichten von Kröndorf und 
Kystra. Ziemlich zahlreiche Exemplare. 

2. Ananchytes gibba Lm. Ziemlich selten im Plaener von Hundorf. Ähnliche, jedoch 
zusammengedrückte Formen will der Autor auch im Mergel von Priesem beobachtet haben. 

3. Cyphosoma radiatum Sorign., von welcher Form fünf Exemplare in der Hundorfer 
Schicht von Kystra und Kröndorf gesammelt wurden. Der Autor vermuthet, dass dieselben 
auch zu C. tenuistriatum Ag. gehören dürften. 

4 Catopygus cf. columbarius Lam. sp. Vier schlecht erhaltene Exemplare aus der 
Malnitzer Schicht von Malnitz. Der Autor hebt hervor, dass die aus demselben Fundorte stam- 
menden Exemplare von Reuss (1846) irrthümlich als C. carinatus Ag. angeführt wurden. — 
Ferner wird bemerkt, dass die ebenfalls von Reuss aus dem Untersten Quader von Tyssa und 
Pankratz angeführten Exemplare einer anderen Form angehören dürften. 

5. Cidaris subvesiculosa d’Orb. 

„Sehr wol übereinstimmende Exemplare aus den Priesener Schichten von Priesen.“ 

„Beiträge zur Kenntniss d. Procän oder Kreide-Formation im mordwestlichen Böhmen“ 
(Abhandl. d. k. bayer. Akad. der W. II. Cl. X. Bd. II. Abth. pag. 553.) 

Bemerkung. Von den 5 citirten Echiniden sind nur für Cyphosoma radiatum und Ci- 
daris subvesiculosa die Bestimmungen als richtig aufzufassen. — Catopygus enf. columbarius aus dem 
Exogyrensandstein von Malnitz entspricht, soweit nach den verdrückten, mir bekannten Exemplaren 
geschlossen werden darf, ziemlich genau dem in den Iserschichten sehr häufigen ©, Albensis Gein. 
Ananchytes gibba von Hundorf ist wahscheinlich ein Offaster. Diese letztere Gattung kommt dort that- 
sächlich vor, dagegen ist mir aberke in Ananchytes aus dem, dem Hundorfer Plaener entsprechenden 
Niveau bekannt. Die Stücke aus den Baculitenschichten von Priesen sind sämmtlich verdrückt und 
gestatten gewiss keine verlässliche Bestimmung. Gümbel’s Micraster cor testudinarium ist wahr- 
scheinlich ein breviporus, wenigstens gehören die von mir in der Umgebung von Kystra gesam- 
melten Stücke, sämmtlich dieser Art an. 


1868. Schlönbach fand bei einer gelegentlichen Excursion, die er in Prof. Fritsch’s 
Begleitung in das Iser-Gebiet unternahm, in einer Bank harten, sandigen Mergels oberhalb 
der Eisenbahnstrecke bei Zámosťf einige den Gattungen Hemiaster („wahrscheinlich H. Touca- 
sanus“) und Catopygus angehörige Echiniden. Dieselben stammen aus dem Niveau des Iser- 
sandsteins und kommen daselbst zugleich mit Ammonites peramplus vor. 

(Verhandl, d. k. k. G. R. A. p. 253). 

Bemerkung. Da ich in der Sammlung des böhm. Museum die erwähnten Echiniden von 
Zámosť zu untersuchen Gelegenheit hatte, genügt hier die Mittheilung, dass der erwähnte Hemiaster 

3 


18 


mit der von mir als H. plebejus *) bezeichneten Form identisch ist. Dieselbe kommt nicht nur bei 
Zámosť sondern in den meisten Fundorten der Iser-Schichten mit Catopygus Albensis Gein.**) ver- 
gesellschaftet vor. 


1868. Schlönbach berichtet über das Vorkommen von Micraster cor testudinarium 
und Inoceramus Cuvieri in einem schieferigen, schneeweissen, am nordwestlichen Eingange 


des Dorfes Nebužel anstehenden Kalke, den er als eine Facies, der anderorts typisch ent- 
wickelten Baculitenmergel auffasst und dessen Liegendes von plastischen, der Zone des Sea- 


phites Geinitzi entsprechenden Thonen gebildet werden soll. 

(Verhandlungen d. k. k. G. R. A. p. 292). 

Ferner berichtet Schlönbach über Catopygus sp. aus der oberen Abtheilung des Ise - 
Sandsteines der Gegend von Münchengrätz (Ibid. p. 294). 

(Verhandl. der k. k. G. R. A. p. 354.) 

Bemerkung. Über den vom Autor als Micraster cor testudinarium bestimmten Echi- 
niden, konnte ich nichts Näheres erfahren und habe daher von dem erwähnten Stücke keine eigene 
Anschauung. 5 

Was nun den obenerwähnten Catopygus aus dem Isersandstein von Münchengrätz betrifft, 
so stimmen die aus diesem Sandstein stammenden, in der Sammlung des böhm. Museum vorhandenen 
Stücke sämmtlich mit Catopygus Albensis Geinitz überein. 


1868. Schlönbach erwähnt des Vorkommens von Micraster breviporus (oder Miche- 
lini?) in den grauen, mergeligen, mit den Schichten von Strehlen bei Dresden zu paralleli- 
sirenden und d.ı. Scaphiten-Plaenern entsprechenden Kalken der Gegend von Teplitz.***) 

Verhandl. k. k. Geol. R. A p. 354. 

Bemerkung. Die Bestimmung Micraster breviporus ist entschieden richtig, da diese Art 
nicht nur in dem Scaphiten-Plaener von Strehlen sondern auch in jenem von Böhmen und zwar 
überall zu den häufigsten Erscheinungen gehört. Was nun Schlönbach’s Bemerkung „oder Michelini 2“ 
betrifft, so sei erwähnt, dass M. Michelin‘ in den Iserschichten sehr verbreitet ist, dagegen abe in 
den Teplitzer Plaenern entschieden nicht vorkommt. 


1868. U. Schlönbach entwirft eine Skizze der Schichtenfolge der böhm. Kreide- 
formation und unterscheidet von unten nach oben folgende Glieder: 

1. Zone der Trigonia sulcataria und Catopygus carinatus. 

2. Zone des Inoceramus labiatus. 

3. Zone des Ammonites Woollgari und Inoceramus Brongniarti. 

4. Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus spinosus. 

5. Zone des Inoceramus Cuvieri und Micraster cor testudinarium. 

6. Zone des Micraster cor anguinum und Belemnites Merceyi. 


Echiniden werden jedoch bloss aus Zone Nr. 3 und 4 angeführt. In ersterer+) hat der 


*) Siehe Fritsch Studien III. Iserschichten p. 131. Fig. 120. 
*%) Ibid. p. 131 Fig. 121. 
***) Teplitzer Schichten nach Krejčí und Fritsch. 

+) Malnitzer Schichten nach Krejčí u. Fritsch. 


19 


Autor Nucleoliten, in letzterer *) einen Micraster, der als M. Michelini bestimmt wurde, be- 
obachtet. 

(Jahrbuch d. k. k. G. R. A. XVIII. Band p. 146.) 

Bemerkung. Es ist nicht ohne Interesse zu erwähnen, dass das Vorkommen der für 
einige der oben angeführten Zonen charakteristischen Echiniden wie: Catopygus carinatus und 
Micraster cor anguinum in dem Kreide-Gebiete Böhmens sich als durchaus zweifelhaft erwiesen 
hat und dass Micraster Michelini in der Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus spinosus (Te- 
plitzer Schichten) nicht vorkommt. — Was nun die Nucleolitem aus Zone 3 betrifft, so stimmen 
dieselben mit der von mir als N. Bohemicus bezeichneten Art vollkommen überein. 


1869. €. Schlüter erwähnt in seiner Arbeit über „fossile Echinodermen des 
nördlichen Deutschlands“ (Verhandlungen des naturhist. Vereines d. preuss. Rheinlande und 
Westphalens XXVI Jahrgang pag. 252) des Vorkommens von Cardiaster amamchytis d’Orb. in 
den oberen Kreideschichten des nördlichen Böhmens. Die beiden daselbst angeführten Fund- 
orte nämlich der Quader des Hohen Schneeberges bei Tetschen und jener zwischen Limbach 
und Kaltenbach bei Kreibitz wurden bereits früher und zwar ersterer von Prof. A. E. Reuss: 
letzterer von Prof. Geinitz angeführt. 

Ausserdem wird hervorgehoben, dass die neuere, von d’Orbigny vorgeschlagene Be- 
zeichnung (C. ananchytis) fallen gelassen und die ältere, von Goldfuss ursprünglich eingeführt, 
Benennung: Cardiaster (Spatangus) gramulosus, wieder eingeführt werden müsse. 


1869 erstattet A. Fritsch einen Bericht über seine in den Jahren 1864—68 vor- 
genommenen palaeontologischen Studien im Gebiete der böhmischen Cenomanstufe. Aus den 
zahlveichen, heteropen Bildungen dieser Stufe werden folgende Echinodermen angeführt: 


1 Cidaris vesiculosa von Kuttenberg, Radovesnice, Mezholes, Korycan, Ronov 
Smrček, Spitzberg welst. v. Peterswalde, Tyssa, Ra- 
dim, Velim, Kolin, Kamajk, Zbyslav, Schillinge, 
Weisskirchlitz. 

2 „ Sorigneti » Tyssa, Kamajk, Radim, Velim, Kolin, Zálabí, Zbyslav, 
Schillinge, Weisskirchlitz, Mezholes, Korycan, Kutten- 
berg, Kutschlin. 


3 „  lavigera „. Kamajk (vergl. 1. c. p. 191.) 

4 „p armata „ Velim, Kamajk, Zbyslav, Schillinge, Weisskirchlitz. 
5 : exigua »  Kamajk, Weisskirchlitz. 

6 38 Reussi „. Kamajk, Zbyslav. 

7 Holaster ? sp. „  Kuttenberg. 

8 Cardiaster sp. »  Přemyschlan. 

a E Sp. „der „Wand“ bei Zuckmantel. 

10. Catopygus sp. „ der „Wand“ bei Zuckmantel. **) 


11 Pyrina Des Moulinsi » Kolin, Velim, Kuttenberg, Kamajk, Zbyslav. 
12  Galaerites cf. subsphaeroidalis „ Kamajk. 


*) Teplitzer Schichten nach Krejčí und Fritsch. 
**) Die untersuchten Sandsteinblöcke der „Wand“ bei Zuckmantel dürften nach Fritsch 1. c. p. 218 viel- 
leicht dem Niveau der Chlomeker Schichten angehören. 


3* 


20 


13 Astertas SP. von Tyssa. 

14 Goniaster guinguelobus „ Kolin, Kamajk, Zbyslav, Schillinge, Weisskirchlitz. 

15  Gončaster marginatus „ Weisskirchlitz. 

16 Apiocrinites ? sp. „ Weisskirchlitz. 

17 Bourguetocrinus ellipticus ,„ Weisskirchlitz, Kutschlin. 

18 Pentacrinus lanceolatus n zo Kamajk, Zbyslav, Weisskirchlilz, Schillinge, Kut- 
schlin. 


Archiv für Landesdurforschung Band I. Section II. Geologie p. 183 et sgg. 


1870. Prof. Ferd. Rómer erwáhnt des Vorkommens von Pygurus lampas im unteren 
Quadersandstein von Pankratz in Böhmen, welche Art von ihm im cenomanen Sandstein von 
Sabschütz in Ober-Schlesien entdeckt wurde. 


Ferner wird hervorgehoben, dass das von Adolf Roemer in Karen „ Versteinerungen 
des morddeutschen Kreidegebirges‘ im Texte pag. 31 als Pygorhynchus rostratus beschriebene, 
auf Taf. VI. Fig. 13 jedoch als Pygorhynchus conoideus bezeichnete Exemplar, wahrscheinlich 
nicht aus dem Quader von Blankenburg am Harze herrührt, indem die Fundortangabe des frag- 
lichen Exemplares auf einer Verwechslung beruhen dürfte. Doch wird bemerkt, dass dieses 
Stück nicht nur mit den aus Böhmen, sondern auch mit den von Ze Mans (Sarthe) stammenden 
Pygurus lampas Repraesentanten vollkommen übereinstimmt. (Geologie von Ober-Schlesien 
pag. 335). Dagegen bemerkt jedoch Schlüter in einer späteren, in den Sitzungsberichten der 
Niederrh. Gesell. enthaltenen Notiz, dass die vorausgesetzte Verwechslung in der Angabe 
des Fundortes nicht obwalte. Es dürfte daher für das A. Römer’sche Original aus dem Senon- 
Quader von Blankenburg die Bezeichnung Pygurus conordeus aufrecht erhalten bleiben. 


1871. Prof. Hochstetter erwähnt einer neuen Art von „Diadema“, die er während 
seines Aufenthaltes in Bad-Wartenberg auf Gross-Skal (1867) im Thale zwischen Loučky und 
Dubecko und zwar im Niveau des Isersandsteines gesammelt hatte. 


(Die geolog. Verhältnisse von Bad-Wartenberg und seiner nächsten Umgebung, Prag 
Dr. Eduard Gregr.) 


1871—1875. In Prof. H. B. Geinitz’ „Elbthalgebirge in Sachsen“ werden aus den 
Kreideablagerungen Böhmens folgende Echinodermen angeführt: 


I. Aus dem unteren Quader: 


1. Cidaris vesiculosa Goldf. 00 Tyssa, Bilin, Weisskirchlitz. 
2. »  Sorigneti Desor — © Biln. 

3. Catopygus carinatus Goldf. — Tyssa. 

4. Pygurus lampas de la Běche sp. — Pankratz. 

5. Holaster carinatus Lam. sp. — Tyssa. 

6. Hemiaster cenomanensis Cotteau — Tyssa. 

7. Pentacrinus lanceolatus A. Róm. — Kutschlin. 


n ut « 
O bh č 


21 
I. Aus dem mittleren und oberen Quader. 
8. Cidaris subvesiculosa d’Orb. — Hundorf (Turon), Priesen (Senon). 
9 „o Reussť Gein. — Koschtie, Krsina. 
10. Cyphosoma radiatum Sorignet — Hundorf. 
11. Cardiaster ananchytis Leske sp. — Zwischen Limbach u. Kaltenbach b. Kreibitz. 
12. Micraster cor testudinarium Goldf. sp. — Hundorf. 
13. Hemiaster Regulusanus d’Orb. —  Kreibitz. 
14. Antedon Fischeri Gein. — Böhmen (ohne nähere Angabe des Fundortes.) 


1877. Dr. F. Teller, fand bei einer gelegentlichen Exeursion, die er mit Professor 
E. Suess in die Umgebung von Teplitz unternahm, am Fusse des Teplitzer Schlossberges, in 
einer mit eisenschüssigem Sand und Gruss ausgefüllten Porphyrkluft, ausser einer überraschen- 
den Menge von Rudisten auch zahlreiche, anderen Formengruppen angehörige Thierreste. 
Unter den letzteren wird auch ein Galerites sp. angeführt, der aber keine nähere Bestimmung 
zulässt. 

Über neue Rudisten aus der böhmischen Kreideformation. (Vergl. Sitzungsberichte der 
kais. Akad. d. Wiss. Mathem.-naturw. Classe Band LXXV. Separatabdruck pag. 3.) 


1877. ©. Novák hebt hervor, dass an der Schalenoberfläche einzelner Echinodermen 
der Korycaner, Iser und Teplitzer Schichten, namentlich aber an Micraster cor testudinarium, 
Catopygus Albensis, sowie auch an Säulen von Pentacrinus lanceolatus zahlreiche Bryozoen- 
Colonieen aufgewachsen vorkommen. (Vergl. „Zur Kenntniss der Bryozoen d. böhm. Kreidef.“ 
in den Denkschriften der kais. Akad. d. Wiss. Mathem. naturw. Classe Band XXXVIL.) 


1878. Prof. Fritsch stellt ein Verzeichniss der bisher bekannten Echinodermen der 
Weissenberger und Malnitzer Schichten zusammen. 

(„Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. Die Weissenberger und Mal- 
nitzer Schichten.“ Archiv für naturw. Landesdurchforschung von Böhmen IV. Band. Geologische 
Abtheilung.) Vergl. Separatabdruck pag. 147. sowie auch die nachstehende auf I. c. pag. 93 
gegebene tabellarische Übersicht der verticalen Vertheilung der in den genannten Schichten 
vorkommenden Gattungen und Arten. 


7, T 1 
| 


| Weissenberger Sch. Malnitzer Schichten | 


| \28 = Eee Bart 
Gattungen und Arten es lšyn 5 | ES | 54 55 855 
sa 83 čs | 36|35 | 8 55 
| (2 AM lee las IA Ba" 
it GrdommsukBeussu ma ee ap jley ce O mh S 
2 Cyphosoma radiatum . . | +| + é - 
3 Capidulus lapis cancri < < < < + « A : h + : 
4 Catopygus carinatus . < < + + + « + : : -= : 
5 Meraster ? sp. Nu... Ra RR : 5 — ? BI- |- 
6 TRIKA NO A elán ko Be DORO Ver : : : 5 : 
7 VER TEE BD eine al ek (cí ole 5 . : + . 
8 Stellaster Coombť < << << x... s — : 


MA 


Was nun die horizontale Verbreitung dieser Arten betrifft, so wird eine grosse Anzahl 
Fundorte angeführt und die in denselben vorkommenden Echinodermen besonders hervor- 
gehoben. Doch kam der Autor zu der Überzeugung, dass nur für Cidaris Reussi und Cypho- 
soma radiatum die Bestimmungen sicher sein dürften, die übrigen Namen aber einen pro- 
visorischen Charakter hätten. 


Isolirte Stacheln der beiden letztgenannten Arten werden auf pag. 147 Fig. 150 und. 


151 abgebildet. 


Bemerkung. Da'die Weissenberger und Malnitzer Schichten das allerschlechteste Echini- © 


denmaterial geliefert haben, wird es kaum gelingen die sämmtlichen, darin enthaltenen Formen zu 
fixiren. Jedenfalls steht aber heute fest, dass Cassidulus lapis cancri in Böhmen überhaupt nicht 
vorkommt. — Die als Catopygus carinatus bezeichnete Form aus dem Malnitzer Horizont, bezieht 
sich jedenfalls auf C. Albensis Gein. 


1879. Prof. G. Laube citirt in seiner „Skizze der geologischen Verhältnisse des Mine- 
ralwassergebietes Böhmens“ (Kisch: „Die böhmischen Curorte“) einige der am häufigsten vor- 
kommenden Thierreste der „Teplitzer Schichten“. Darunter werden auch zwei Echiniden die 
als Micraster cor testudinarium und Měcraster Michelini bestimmt sind, angeführt (vergl. L c. 
pag. 29). 

Bemerkung. Wie schon früher p. 18 bemerkt wurde, kommt WW. Michelin? in dem 
Niveau der Teplitzer Schichten nicht vor. Diese Bestimmung beruht auf einer, schon von Schlönbach 
begangenen Verwechslung mit M. breviporus. Diese letztere Form ist aber in den genannten 
Schiehten jedenfalls sehr häufig. 


1881. Dr. J. V. Deichmůller entdeckt im unteren (cenomanen) Quader von Dohna 
in Sachsen nebst Catopygus Albensis Gein. auch den im demselben Niveau in Böhmen vor- 
kommenden Pygurus lampas de la Beche und erwähnt, dass diese Art in Böhmen bis jetzt 
bloss aus der Gegend von Fankratz bekannt ist. (Sitzungsberichte Isis Dresden Jahrgang 1881 
p. 97—101.) 


1882. In 0. Novák's vorläufigem Berichte über Echinodermen der Iserschichten 
Sitzungberichte d. k. böm. Gesell. d. Wiss. Jahrgang 1882) wird ein Verzeichniss der sämmtli- 
chen, in der Sammlung des bohmischen Museum vorhandenen, und vom Autor daselbst be- 
stimmten Echiniden zusammengestellt. 

In der nachstehenden Übersicht sind die im Gebiete der Iserschichten vorkommenden 
Formen mit einem *) bezeichnet. 


A. Irregulares. 


1. Echinoconus 

ent BMOHN S o. dio: 
2. Holectypus 

2 LULONEDSISKY Coe o oc ON CS 


E E | L 


AN CIE IANA KANOE bee nada ne ee 

1 Da GMA NUDE N en ea > 

vd Caratomus. 
ELENA 

5. Nucleolites. 

eeBohemieus®), < 0. 

| 6. Gatopygus. | 

= BES aRtpensis th)... 2! ER ah 


RE Bra nen. 
7. Pygurus. 


Bi Echinocorys. 
: ; PZS VUÍSANIS Ska- Jo Me dak: 
9. Holaster. 

MOS CATINALUS a ea 
l sebelongatus S) 3. 1. 
ENTER Ina cn placenfal er a 4 
Ei Baloplanusae, ee ee 
un; Is suhorbieularistz rennen: 
10. Cardiaster. 
T Blananehy 185) 
o 11. Wicraster. { sál 
BR 19®preyiporuse- ur re 
RES a © 20 COBDOVISM: er ee 
RUE, A 21. cor testudinarium. .. 2... 
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M o 27203 Michel an a ee 
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| 13. Hemiaster. 


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DISCHEIDUCIEUNF) N ae ae 
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=20rb: 


B. Regulares. 


14. Cidaris. 
DIROUSS na ER TEL SLU OUT 
32180rlenetl, Er er oa 1017301001013 a101D9S 
320 subyvesicnlosan) nr AAOLD: 
a4ent"Vendocimensis) Ap. =: 
35: VESICULOSA a 0 em ee 2 OMA OLU: 
15. Cyphosoma. 
86 radiatum Se Se sonst: 
16. Orthopsis. 
Sg. ent, eranulanisı 2 0 ls o SUOLL, 


17. Glyphocyphus. 
38. sp. indet. *) 

Bemerkung. Im Verlaufe meiner späteren Studien hat sich herausgestellt, dass einige, 
in der vorstehenden Liste angeführte Formen nur als beiläufig bestimmt aufzufassen sind, was durch 
den äusserst mangelhaften Erhaltungszustand der meisten Stücke entschuldigt werden mag. Doch 
werde ich nicht unterlassen im specielen Theile dieser Arbeit auf jede einzelne Form nochmals 


zurückzukommen. 
Ferner sei hervorgehoben dass das in der Liste sub Nr. 8 als Hehinocorys vulgaris an- 
geführte Stück — ein Unicum — welches vor einigen Jahren dem Museum von Herrn Oberlehrer 


Seehars zu Maria-Schein als aus dem Niveau der Teplitzer-Schichten dieser Gegend herrührend 
übergeben wurde, der böhmischen Kreide nicht angehört. Obwohl der äussere Habitus dieses Stückes 
stark an das, die genannten Schichten charakterisirende Gestein errinnerte, schien mir dieses ver- 
einzelte Vorkommen doch nur unwahrscheinlich. Ich habe mich daher entschlossen das Stück entzwei- 
zuschlagen und fand ein ganz fremdartiges, in den Kreideschichten Böhmens nicht vorkommendes 
Gestein. Die Angabe des Herrn Seehars beruht daher auf einer Verwechslung und es ist nunmehr 
unzweifelhaft, dass „Echinocorys vulgaris in Böhmen, speciel aber in den Teplitzer Schichten, 
nicht vorkommt. : 


1882. I. de Morgan gibt-in seiner Geologie de la Bohéme ein Verzeichniss der ihm 
„interessant“ („Les espěces les plus interessantes“) erscheinenden Fossilien der böhmischen 
Kreideformation. Die in diesem Verzeichnisse angeführten Namen sind, wie es scheint, nach 
den, in den Schränken des böhm. Museums aufgestellten Stücken zusammengetragen worden. 

Von Echiniden werden aus einzelnen Schichtengruppen folgende Arten angeführt: 


I. Aus den Korycaner Schichten: 


Cidarisvesiculosa. © 0 wen ee Goldk 
A DOB ONOL (ka ee en ANZSETSESBE DES: 
Cyphosoma radiatum . . . 2... < « 22020... Borigt. 
Byrina- Des.Moulinsi 10001 deArch. 
s KROKY len ejn) DR EEE AURO NNO Ve 


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E 

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2 


A o o o o an a ok be ae 


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25 

Pon A ZR OEONA P RANK es sen Gott, 
VatopyausAlbensae an. presel ba ea + Gein: 

Hemiaster depressus . . . . . En SE a RUE A aE ENION: 

Holaster suborbicularis. . . . . . RER ER Det: 

Pygurus lampas . . . « . SO nr deilalBeche 


I. Aus den Weissenberger, Malnitzer u. Iser-Schichten: 


GYpRUROM TATUM 03860 ee ice ann DONIER 
Gridanisevendoemensist In a 2.2 0. N RR AN 
Echinobrissus sp. KEE OTS SER EN S o ta 
BatopyeuspÄlpensise o hn Je ae Gen. 


5 Fast at USE RE ee Kanne, et NÍ OV 
Caratomus Laubei . . ..... el ee aNONL. 
Gardtastersananchyuistanene ee ADD, 
Hemyaster plebejusio na Me. nr AN Ova 

III. Aus den Teplitzer, Priesener und Chlomeker-Schichten: 
Cidaris subvesiculosa <. -< < + <- a, Orb: 

PEKA RÁSVÍ ÍR UO R A dB Za oR oo Re ae nein! 

easceptinferaue cn od Z 2 a er Mant; 
Cyphosoma adam 952 m a 0 r D0r8L, 
Gardiaster ananchytiseer a za M rs Orb. 
MTCFASLOBTGCOTADOVIS S a ae Horb: 

4 conztestudinarlum aa 2 nn. un 9. GKoldk. 

BE DTC VIDPORUS sy dos ta a Re A O0, 

9 Dep Korloll. “21.2 a ee EN sn NoV; 
Epiaster gibbus . . . ... BE ter hana lSchlüt 
Hemiaster Regulusanus. . . . ee diOrb;: 


1883. Fritsch veröffentlicht im V. Bande des Archiv’s für Landesdurchforschung 
die Resultate seiner palaeontologischen Studien im Gebiete der Iserschichten. Von Echino- 
dermen werden 17 in der nachstehenden Tabelle aufgezählte Formen angeführt. Die wichtig- 
sten derselben werden in Textfisuren abgebildet. 


Übersicht der verticalen Vertheilung der Echinodermen der Iser-Schichten. 


„ je -Schi | 
E 5 E als8 EPP Ba Seiten, Figuren und die en 
IsSlAs SS Ss Hus A585 tigsten Fundorte in Fritsch’ 
Gattungen u. Arten SS 28 BS 2 238.55 33 Arbeit 
SEES HEISE IE FEE 
má EP E3SHÉ (58, “| pac. | Fig. | Fundort 
Cidaris enf. Vendocinensis Ag. EE « < 1129116 Sedlovice b. Sichrov 
. | 
» o Subvesiculosa d’Orb. -F |—=| < 4 4 | — | Ohoronschky, Chotzen 
Il | 3 
Cyphosoma radiatum Sorist. F |+| -4 | — | Choronschky, Živonín 
> Sp. - +I+|. 130, — | Böhm. Trübau 


4 


26 


SE Fe SA AN = 5, Seiten, Figuren und die wich- | 
ER AB SĚ| 35 85.8 [23|8$| tigsten Fundorte in Fritsch’s 
Gattungen u. Arten EEE m esse Arbeit 
So S93 se 55 25 BA 2380 
Čes? 5 ESSE &8| | pac. | Fig. | Fundort 
Glyphocyphus sp. —+ 130 | 117 | Choruschice, Vtelno, | _ 
| Zivonin, V. Ujezd 
Holectypus Turonensis Desor. E | ae | Zivonizn 
| 
Cardaster ananchytis d’Orb. | . . Sole —+ — — . B Chorouschky, Chotzen, 
Böhm. Trübau 
Holaster elongatus Nov. | „ | — | Vtelno 
Micraster Michelini Ag. . <|- |- |< |- | « |=- -| < | „ | 119, chorsuschky, Čejtice, 
o . Jg.-Bunzlau, Chot- 
Hemiaster plebejus Nov. . <|. |- |- |. |. |-|- -| „ |120| zen Živonin Vtelno 
| Knižnice 
Catopygus Pražáki Nov. . «| . |. —+| . 131) — | Vtelno 


n Albensis Gein.. . -r s | o . + il „| 121 | Choronschky, Zámostí, 
Desnä, B. Trübau 


| 


9 fastigatus Nov. -|-| -|-| < |- -E |. » | 122 Choronschky, Zivonin, 
Vtelno 

Nucleolites Bohemicus Nov..| . |. |. |. || i 2 Živonin. Vtelno, Ka- 
nina, V. Újezd, Se- 


= 
kr 
© 
BDÍ 
et 
[D) 
RB 


Caratomus Laubei Nov. dlec 
Stellaster (Asterias) tuberculi- 

fera Drescher . . .. . O o o LD Bam rabat 
Antedon sp. (Glenotremites) |. - | -| - |- |F|, - |129| — | Chorouschky 


l 


1883. Prof. C. Schlüter citirt in seiner Arbeit über „Reguläre Echiniden d. Nord- 
deutschen Kreide (Abhandl. z. geol. Specialkarte von Preussen und den thürinsischen Staaten 
Band IV. Heft I.) zwei mit Böhmen gemeinsame Formen nämlich: Phymosoma (Cyphosoma) 
radiatum Sorig. aus dem Turon-Plaener von Hundorf, und Pseudodiadema variolare Bronen. 
aus dem Cenoman. 


1884. C. Zahälka erstattet einen Bericht über seine geologischen Studien der Ge- 
gend von Brozan und eitirt eine Reihe von ihm in dieser Gegend gesammelten Kreidefossi-. 
lien, darunter folgende Echinodermen: 


Cidanisiteussi Sr ar a ee Geim? 
E subvesienlosan a 2 AA ODS 
EVMOSOMA | VAAVALUT M SOVA 
Micraster breuiporusin, MD C 
5 COT) testudinarium er Tr Gola 
Holoster planus. 0000 NMant: 


; i 
EEE > 
A o BRA E sen OY als > eb 


Stellaster guingueloba 
5 Coombi 
Antedon Fischeri 


(Sitzungsb. d. k. böm. Gesell. d. Wiss. Jahrg. 1884 p. 290 


1884. Prof. G. Laube gibt in seinem Zxeursionsbuch in das Thermalgebiet des Nord- 
westlichen Böhmens (Leipzig Veit u. Comp.) unter anderen auch eine Skizze der Kreidebil- 
dungen der Umgebung von Teplitz. Daselbst werden aus den cenomanen Conglomeratschichten 
die Echiniden: Oidaris Sorigneti und C. vesiculosa, aus dem turonen Plaenerkalke aber Mic- 
raster Michelin! als häufig vorkommend angeführt. (Vergl. p. 33—34 sowie auch p. 65—67.) 


1885. C. Zahálka gibt eine Übersicht der von ihm auf der Anhöhe von Rohatec 
bei Raudnitz gesammelten Kreide-Fossilien. Dieselben werden vom Autor als für das Alter 
der Teplitzer und Priesener Schichten bezeichnend erklärt. Von Echinodermen werden folgende 


Formen angeführt. 


. Goldf. 
. Forbes. 
. Gein. 


etc.) 


Gatungen und Arte Be 
Phymosoma radiatum Sorig + 
Micraster sp.. . + E 
Micraster cor testudinarium Goldf. == = 
Micraster breviporus . . . ... Ag. —+ 
Cidaris Reussi . . Gein -+ 
Holaster planus Mant. — + 
Stellastenispa.m se nee 306 -+ 
Antedon Fischeri . . Gein —+ 


(Sitzungsberichte d. k. böhm. Gesell. d. Wiss. Jahrgang 1885. pag. 380—381.) 


4* 


ÚBERSICHT 


der irregulaeren Echiniden 


der böhmischen Cenomanstufe. k 


Fam. Echinoconidae. 
I. Gattung: Pygaster, Agassiz, 1836. 
1. Pygaster sp. 


U. Gattung: Echinoconus, Breyn, 1732. 
2. Echinoconus sp. 


Fam. Echinoneidae. 
III. Gattung: Pyrina, des Moulins, 1855. 


3. Byrina> Dies Moulinisir 2er . d’Arch. 1847 
A. 5 Kreč ej ada na Nov. 1887 
DS MODA SUOMA er ee Nov. 1887 


Fam. Cassidulidae. 
IV. Gattung: Catopygus, Agassiz 1836. 


6. Catopygus Albensis ........ Gein. 1871. 
V. Gattung: Pygurus, Agassiz 1839 
7. Byourus lampasıa 2 2 c dellasBecheisps teilig! 


Fam. Echinocoridae. - 
VI. Gattung: Holaster, Agassiz 1836. 
8. Holaster enf. laevis . . . . . . . . deLuc (In schedulis). 
9 5, suborbicularis ...... Defrance 1822. 


Fam. Spatangidae. 
VI. Gattung: Hemiaster, Desor, 1847. 
107 Hemwaster depressus u... . Nov. 1882. 


, 
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Beschreibung der Arten. 


l. Pysaster sp. 
Taf. II. Fig. 4. 


Die Schale ist unregelmässig fünfseitig, etwas länger als breit, vorne stumpf gerundet, 
hinten quer abgestutzt. Die Oberseite nicht stark gewölbt, nach vorne etwas niedergedrückt, 
in der Umgebung des Scheitels ziemlich flach. Der stark gerundete Ambitus geht ziemlich 
rasch in die flache Unterseite über. Letztere ist in der Mitte etwas ausgehöhlt. 

Der Scheitel liest ziemlich in der Mitte der Schale. Er besteht aus 4 Genital- und 
5 Ocellartáfelchen, die sämmtlich deutlich durchbohrt sind. Die rechte, vordere, in der Median- 
linie der Schale liegende Genitalplatte ist siebförmig durchlöchert, sehr gross und derart ver- 
längert, dass ihr quer abgestutztes Hinterende mit dem Oberende des Periprokts zusammen- 
fällt. Die drei vorderen Ocellarplatten sind etwas kleiner als die beiden hinteren. 


Die Ambulacra sind kaum merklich erhaben. Die vorderen drei verlaufen geradlinig 
von oben nach unten. Die beiden hinteren paarigen Ambulacra bilden eine, dem Rande der 
Afterlücke entsprechende Biegung. Ihre Porenstreifen sind sehr schmal und bestehen aus 
kleinen, rundlichen, dicht gedrángten Porenpaaren. Letzere liegen vom Scheitel ausgehend, 
quer, werden aber schief sobald sie den Ambitus erreicht haben. Zu bemerken ist noch, dass 
die beiden meridionalen Tafelreihen der drei vorderen Fühlerfelder untereinander gleich breit 
sind; dagegen sind die beiden inneren Reihen der hinteren Paare bedeutend schmäler, als 
ihre beiden Aussenreihen (vergl. Fig. 4. c.). 

Das querovale Peristom liegt nach rückwärts etwas excentrisch. 

Das sehr grosse Periprokt ist birnförmig und nach oben zugespitzt. 

Die kleinen, conischen Warzen sind nicht gekerbt, von einem schmalen, jedoch scharf 
ausgeprágtem Hofe umgeben und tragen einen excentrischen, perforirten Gelenkfortsatz. Am 
äusseren Umfange des letzteren bemerkt man einen Kranz, ungleicher, mitunter mammelonirter 
Körnchen, welche zuweilen in sechseitige Maschen geordnet erscheinen. 

Da die Schale des vorliegenden. Exemplares nur stellenweise erhalten ist, kann die 
Anzahl der Warzenlängsreihen innerhalb der Fühler- und Zwischenfühlerfelder nicht genau 
bestimmt werden. Doch zählt man an den Täfelchen des hinteren paarigen Interambulacrums, 
und zwar in der Mitte der Oberseite vier, an der Unterseite dagegen an jedem Täfelchen 
6—8 Warzen, die in unregelmässige Querreihen geordnet erscheinen. 


30 


Grösse. Die Schale des abgebildeten Stückes ist 50 mm. breit und 25 mm. hoch. Ihre - 


Länge kann nicht genau bestimmt werden, ist aber jedenfalls geringer als die Breite. 

Vorkommen. Das einzige bis jetzt bekannte Exemplar stammt aus den cenomanen 
Conglomeratschichten von Přemyschlan, woselbst es gleichzeitig mit Catopygus Albensis Gein.*) 
und einem unbestimmbaren Epčaster, aus der Verwandschaft das E. crassisstmus d’Orb., vor- 
gefunden wurde. 

Bemerkung. Die abgebildete Art zeigt viel Ähnlichkeit mit Pygaster truncatus Ag.**) 
Ein grosser Unterschied liegt jedoch in der Ausbildung des Scheitels. Bei der böhmischen Art ist 
der Madreporenkörper lang-gestreckt, schmal und nach rückwärts bedeutend verschmälert, Bei Pyg. 
truncatus ist er viel kürzer und verhältnissmässig sehr breit. Das Periprokt der böhm. Art ist vorne 
etwas zugespitzt, das von Pygaster truncatus jedoch oval. 

Was aber die Grösse betrifft, so werden die sämmtlichen, bis jetzt bekannten Exemplare 
der letzteren Art von der böhmischen bedeutend übertroffen. 


DES EM OSTS O SMS 
Web JE Im 25 


1869. Galerites cnf. subsphaeroidealis Fritsch Archiv für Landesdurchforschung von Böhmen 
I. Band. II. Section pag. 206. 

1882. Echinoconus enf. subrotundus, Novák Sitzungsber. k. böhm. Gesell. d. Wiss. Separat- 
abdruck pag. 1. 


Von dieser Gattung sind mir bis jetzt bloss drei Exemplare bekannt, die leider so 
ungünstig erhalten sind, dass die Bestimmung der Species vorderhand undurchführbar ercheint. 

Das abgebildete, junge Exemplar ist fast kugelig, vorne gerundet und erweitert, hinten 
etwas verschmälert. Die grösste Breite liegt vor der Mitte der Schale. Die Oberseite ist hoch- 
sewölbt, fast kegelförmig, die Unterseite dagegen ziemlich flach. Der im ganzen undeutlich 
fünfseitige Umfang erreicht die grösste Convexitaet im unteren Drittel der ganzen Höhe, von 
wo an er plötzlich in die Unterseite übergeht. 

Das Scheitelschild, die Ambulacra und das Peristom konnten nicht beobachtet werden 

Das Periprokt ist oval, oben zugespitzt, unten gerundet, wulstig und am Hinterrande 
der Schale derart angebracht, dass es bei Unteransicht ebenso wie bei Hinteransicht gut ge- 
sehen werden kann. 

Die Warzen sind klein, unregelmässig vertheilt, durchbohrt und von einem schwach 
vertieften Gelenkringe umgeben. Sie sind an der Oberseite kleiner, und weiter von einander 
entfernt als an der Unterseite. Die Warzen-Zwischenräume erscheinen fein gekörnt. An der 
Unterseite gruppiren sich einzelne grobe Körnchen kreisförmig um die Warzenringe. 

Von einem anderen, viel grösseren, in dieser Arbeit nicht abgebildeten Exemplare 
ist bloss eine Partie der Oberseite erhalten. Dieses Exemplar ist insofern von Interesse als 


*) Dlbthalgebirge I. Pag. 82. Taf. 19. Fig. 3. 
**) Verg. Cotteau: Echinides Sarthe. Pl. XXX, Fig. 11—16 sowie auch Geinitz: Elbthal I. Taf. 18. Fig. 3. 


31 


das Scheitelschild sehr gut erhalten ist. Die Madreporenplatte desselben ist sehr stark ent- 
wickelt, schwach gewölbt, und nimmt den grössten Theil des ganzen Schildes ein. 

Ebenso ist auch das dritte, bis jetzt aus Böhmen bekannte, von Teller*) am Fusse 
des Teplitzer Schlossberges entdeckte Exemplar, welches ich seinerzeit in der Sammlung der 
Wiener Universitaet (Prof. Suess) gesehen habe, gänzlich unbestimmbar. 

Vorkommen. Die beiden, vorher erwähnten Stücke, stammen aus den Kalkmergeln der 
Umgebung von Cäslau (Kamajk und Zbyslav), woselbst sie gleichzeitig mit Cidaris Sorigneti, 
Pyrina Des Moulinsi und anderen, die Conomanstufe charakterisirenden Echiniden vorgefunden 
wurden. 

Bemerkung: Die beschriebenen Exemplare stehen dem turonen Echinoconus subrotundus 
Mantell sp. ziemlich nahe, Dies gilt namentlich von dem nicht abgebildeten, grösseren Stücke von 
Kamajk. Der Erhaltungszustand der beiden Fragmente Jässt jedoch keinen direkten Vergleich zu. 


3 Pyrina Des Mowulinsi dArchiac 1847. 
Taf. II. Fig. 1—4. 


1369. Pyrina Des Moulinsi Fritsch Archiv für Landesdurchforschung von Böhmen. I. Band 
II. Section pag. 203 et sqq. 

1871— 75. Pyrina des Moulinsi Geinitz Elbthalgebirge I. p. 79. Taf. 19. Fig. 1. 

1875 n 5 x Wright Cretaceous Echinodermata p. 236. Pl. 54. Fig. 2. 

1882. 4 sí i Novák. Sitzungsberichte k. böhm. Gesell. d. Wiss. 

(Weitere Literatur siehe in Cotteau Echinides du Departement de la Sarthe 1869 p. 180.) 


Die mittelgrosse Schale ist länglich elliptisch, bedeutend länger als breit, vorne mehr 
oder minder stumpf gerundet, hinten ziehmlich abgestutzt. Doch gibt es auch Exemplare die 
vorne und hinten fast gleichmässig gerundet erscheinen. Die meisten Exemplare sind aber 
vorne etwas spitzer gerundet als am Hinterende, wodurch die Schale einen etwas fünfseitigen 
Umfang erhält. Die Oberseite ist gleichmässig gewölbt, die Unterseite ist in der Längs- sowie 
auch in der Querrichtung unbedeutend ausgehöhlt. Die grösste Höhe fällt in die hintere 
Schalenhálfte. 

Das mitunter etwas eingedrůckte Scheitelschild liest fasst in der Mitte der Schale. 
Seine Genitaltäfelchen sind granulirt, berühren sich gegenseitig mit ihren inneren Rändern 
und sind mit kleinen Genitalporen versehen. Die Madreporenplatte ist von allen die grösste, 
besitzt aber nur spärliche Poren. Die Augentäfelchen sind klein, ebenfalls granulirt und haben 
sehr feine Poren. 

Die Ambulacra sind gerade, schmal und mitunter schwach erhaben. Die Porenstreifen 
liegen in schwach vertieften, schmalen Furchen, die namentlich an der Oberseite sehr deutlich 
hervortreten. Jedes Porenpaar ist an der Basis eines kleinen, rundlich-vierseitisen Grübchens 
angebracht. Die Poren selbst sind sehr fein, verlängert-zugespitzt und durch ein kleines 
Körnchen von einander getrennt. Die anfangs querliegenden Porenpaare werden an der Unter- 


-*) Sitzungsb. kais. Akad. d. Wiss. Math.-naturw. CI. Band LXXV 1877. 


32 


seite allmählig schief, so zwar, dass die Poren desselben Paares in der Umgebung des Peri- 
stomes nicht mehr neben, sondern fast hintereinander zu liegen scheinen. 

Das Peristom ist ziemlich gross, länglich oval, schief gerichtet und in der Mitte der 
ausgehölten Unterseite gelegen. 


Das Periprokt ist ebenfalls gross, verlängert und derart gelegen, dass sein gerundetes 
Unterende fast bis zur Mitte des abgestutzten Hinterendes der Schale hinabreicht, sein zu- _ 


gespitztes Oberende aber über die nach abwärts gewölbte hintere Fläche hinaufreicht. Dieser 
Umstand ermöglicht dass man bei Oberansicht der Schale das Periprokt in seiner ganzen 
Länge zu übersehen vermag. 

Die ziemlich gleich grossen Warzen sind an den Zwischenfühlerfeldern in unregel- 
mässigen Querreihen, an den Fühlerfeldern jedoch in alternirenden Lánesreihen angebracht. 
An der Unterseite erscheinen sie dichter gedrängt als an der Oberseite. Ausserdem bemerkt 
man in der Mitte eines jeden Fühler- und Zwischenfühlerfeldes eine schmale, warzenlose Zone 
(vergl. Tafel III. Fig. 1. f— g und Getnitz: Elbthal. I. Taf. 19. Fig. 1. e), welche ebenso wie 
die Warzenzwischenräume mit sehr kleinen, dicht gedrängten, nur dem bewaffneten Auge 
sichtbaren Körnchen besäet ist. Dieser Streifen ist besonders am Ambitus deutlich ersichtlich 
und verschmälert sich allmählig nach auf und abwärts. Auch ist hervorzuheben, dass die 
ziemlich vertieften Gelenkringe von einem Kranze sröberer Körnchen umgeben sind. 

Grösse. Das grösste mir aus Böhmen bekannte Exemplar Fig. 4 ist 30 mm. lang, 
20 mm. breit, und 13 mm. hoch. 


Vorkommen. * In Böhmen wurde diese Art bis jetzt bei Kamajk, Kolin, Kuttenberg 


(Kutná Hora), Zbyslav und Velká Ves bei Korycan, sowie auch in der Gegend von Teplitz *) 
(Professor Laube) vorgefunden. In den sámmtlichen Fundorten kommt sie in mit Kalkmergel 
ausgefüllten Klüften älterer Gesteine vor, und ist überall sehr selten. 

Ausserhalb Böhmens kommt sie bei Plauen und Koschütz in Sachen; in der Tourtia 
von Tournay und Montignies-sur-roc in Belgien; in cenomanen Schichten von Le Mans, Font- 
de-Gennes in Frankreich und im Chloritic Marl von Chard in England vor, 


Bemerkung. Die Lage des Periproktes scheint nicht bei allen hieher gehörigen Indivi- 
duen dieselbe zu sein. Bei den meisten derselben kann die Afterlücke bei oberer Ansicht in ihrer 
ganzen Ausdehnung übersehen werden. Bei anderen dagegen, so namentlich an den von Tournay 
stammenden Stücken, ist von oben bloss das zugespitzte Vorderende des Periproktes sichtbar und er- 
scheint dann der Hinterrand der Schale etwas ausgeschnitten. Beiderlei Fälle beobachtete ich an 
zahlreichen Exemplaren in den Sammlungen des Herrn Wright in Cheltenham und Cotteau in 
Auxerre. Solche Exemplare, bei denen das Periprokt von oben gar nicht zu sehen wäre, wie eines 
von d’Archiac”*) abgebildet wird, hatte ich bis jetzt in keiner Sammlung beobachtet. 

Was nun die warzenlosen Streifchen in der Mitte der Fühler- und der Zwischenfühlerfelder 
betrifft, so sind dieselben nicht an allen Exemplaren so deutlich entwickelt, wie dies an den böh- 
misch-sächsischen zu beobachten ist. 


*) Sammlung d. k. k. deutschen Univ. zu Prag. 
**) Mém. Soc. géol. France 1847. 2e Série T, II. Pl. XIII. Fig. 4. 


EIER EEE 


33 


4 Pyrina Krejcii, Novák 1887. 


i 
Taf. I. Fig. 6—8. 
1882. Pyrina enf. ovulum. Novák Sitzungsberichte k. böhm. Gesell. d. Wiss, 


Die Schale ist oval, vorne mässig erweitert und spitzer gerundet als am Hinterende, 
welcher durch eine verticale Fläche abgestutzt erscheint. Die grösste Breite fällt mit der, die 
beiden vorderen, paarigen Fühlerfelder verbindenden Linie zusammen. Die Oberseite ist sehr 
stark gewölbt, hoch, hinten etwas steiler als am Vorderende. Die Unterseite ist von vorn 
noch hinten schwach ausgehöhlt, so dass die beiden Enden, namentlich aber das hintere, sich 
etwas erheben. Der Ambitus ist undeutlich fünfseitig und hat seine orösste Convexitaet im 
unteren Drittel der ganzen Höhe der Schale. 

Der Scheitel ist sehr schwach, nach vorn excentrisch. 


Die Ambulaera sind gerade, das unpaarige unbedeutend schmäler als die beiden 
paarigen. Die in scharfen Furchen liegenden Poren sind sehr genähert, schief, und die 
desselben Paares durch einen kleinen Höcker von einander getrennt. Sie liegen in kleinen, 
schwach vertieften Grübchen, welche durch eine Querreihe kleiner Körnchen, zwei bis drei 
an der Zahl, von einander getrennt sind. (Vergl. Fig. 8. e.). 

Das schief-ovale Peristom liest in der Mitte der Unterseite. 

Das Periprokt ist ziemlich gross, länglich-oval, und in der Mitte der verticalen hinte- 
ren Fläche gelesen. Es ist daher weder bei Ansicht der Oberseite noch bei Ansicht der Unter- 
seite sichtbar. Bei beiden Ansichten bemerkt man blos einen schwachen Ausschnitt des 
Hinterrandes. 

Die kleinen Warzen sind an der Unterseite dicht, entfernen sich aber desto mehr 
von einander je näher sie zu dem Scheitel hinaufrücken. Sie sind von einem schmalen, glatten 
Ringe umgeben, und tragen deutlich durchbohrte Gelenkfortsätze. In den Zwischenräumen be- 
merkt man zahlreiche, kleine, dicht gedränste Körnchen, zwischen welche sich stellenweise 
einzelne sehr feine einschieben. Die Körnchen sind in der Umgebung der Warzenringe kreis- 
förmig gruppiert. 

Maasse: Länge des in Fio. 6 abgebildeten Exemplares 15 mm., Breite 15 mm., 
Höhe 13 mm. 

Vorkommen. Es liegen blos 7 Exemplare aus dem cenomanen Kalkmergel von Zby- 
slav vor. 

Vergleichung. Von Pyrina megastoma Nov. (Vergl. Taf. II. Fig. 2—3) unterscheidet 
sich die soeben beschriebene Art durch ihre bedeutenderen Dimensionen, namentlich aber 
durch die im Verhältniss zur Grösse der Schale, viel kleinere Mund- und Afterlücke, Auch 
ist die letztere vollkommen marginal, so zwar, dass sie weder von oben noch von unten ge- 
sehen werden kann. Dagegen ist sie bei der erstgenannten Art doch noch supramarginal, und 
kann das Oberende derselben bei Ansicht der Oberseite gut gesehen werden. 

Die Art dürfte auch mit gewissen breiten, und dabei etwas verkürzten Varietäten 


5 


94 


von Pyrina Des Moulinsi d' Arch., wie solche von Cotteau,*) Wright**) und Woodward***) 
abgebildet worden, verwechselt werden. Doch sind diese Exemplare stets auffallend niedriger, 
in der Mitte der Oberseite etwas flachgedrückt und zeigen ein supramarginales Periprokt. 
Diese kurzen und breiten Varietäten von Pyr. des Moulinsi kommen aber in Böhmen nicht 
vor. Dagegen sind die länglichen, typischen Varietäten dieser Art nicht selten. 

Von den cenomanen, ausserhalb Böhmens vorkommenden verwandten Formen zeigen 
die beiden nordafrikanischen Pyr. Tunisiensis Coguand sp. und Pyr. Orueifera Per. und Gauth. 
die grösste Analogie. 

P. Tunisiensis+) ist eine grosse, bis 36 mm. Länge erreichende Form mit nach vorn 
excentrischem Peristom und supramarginalem Periprokt. 

F. eruciferatr) ist eine niedrige, kurze, vorne und hinten gleich breite, unten kaum 
ausgehöhlte Form, undi st daher, trotz der übereinstimmenden Lage des Periproktes, von ce 
böhmischen leicht zu unterscheiden. 

P. Krejčii zeigt ausserdem noch eine gewisse Ähnlichkeit mit P. Bourgeoisi Cotteau++F) 
Doch ist diese Art vorne sehr stumpf gerundet, hinten fast ebenso breit wie am Vorderende 
und nicht quer abgestutzt wie die böhmische Art. Ausserdem besitzt P. Bowrgeoisi ein etwas 
höher gelegenes Periprokt. 


bb Pyrina mesastomaa Novák 1887. 
Taf. II. Fig. 2—3. 


1882. Pyrina enf. inflata, Novák, Sitzungsberichte k. böhm. Gesell. d. Wiss. 


Schale ziemlich klein, länglich-oval, kurz, vorne und hinten gleichmässig gerundet, 
in der Mitte am breitesten. Das Hirterende erscheint jedoch in Folge der eben noch supra- 
marginalen Lage der Afterlücke unbedeutend ausgeschnitten. Die Oberseite ist convex, in der 
Mitte ziemlich flach, hinten etwas höher und steiler abfallend als vorne. Die Unterseite ist in 
der Mitte etwas ausgehöhlt. 

Scheitel ziemlich in der Mitte der Schale gelegen, sonst aber an keinem der vorliegen- 
den Exemplare gut erhalten. 

Die Fühlerfelder sind gerade und erscheinen namentlich am Steinkerne etwas erhaben. 
Die Porenstreifen liegen in scharfen, anfangs geraden Furchen, die jedoch in der Umgebung 
des Peristom’s wellenfórmig gekrümmt erscheinen. Die Poren sind klein, rundlich. Die Poren- 
paare liegen anfangs quer, werden aber desto schiefer je mehr sie sich der Unterseite nähern 
und liegen in der Umgebung der Mundlücke nicht mehr neben, sondern hintereinander. 


*) Ech. foss. Sarthe Pl. LXI. Fig. 12—16. 
*%ř) Brit. foss. Eich. of the cret. format. Pl. LIV. Fig. 2. 
339) Mem. geol. Survey of the U. Kingdom Decade V. Pl. 6. Fig. 1—4. 3 
+) Vergl. Coguand in Mém. de la Soc. d'émulat de la Prov. t. II. p. 251 pl. XXIV. Fig. 13—15. 1862. 
sowie auch Per. et Gauth. Echinides foss. de l’Algerie etage cénom. pac. 158. 
tr) Vergl. Cotteau, Peron et Gauthier: Ech. foss. de l’Algerie etage cenom. pag. 159. Pl. XI. Fig. 5—8. 
tt) Echinides du dep. de la Sarthe pag. 287. Pl. XLVIL Fig. 10—18. 


Das Peristom ist central, auffallend gross, verlängert-oval, schief gelegen und zeigt 
einen unregelmässig-zehnseitigen Umriss. Seine Länge beträgt etwas mehr als ein Viertel der 
Totallänge der Schale. 

Das Periprokt ist im Verhältniss zur Höhe der Schale ebenfalls sehr gross, oval, oben 
schärfer zugespitzt als am unteren Ende, und derart gelegen, dass bei Oberansicht nur die 
obere Partie desselben gesehen werden kann. Unterhalb des Periproktes bemerkt man eine 
kleine, schwach vertiefte, triangulaere Fläche, welche sich nach unten allmáhlie verschmälert 
und schliesslich verschwindet, ohne die Unterseite erreicht zu haben. 

Die Warzen sind klein, mit einem schmalen Hofe umgeben, und tragen deutlich per- 
forirte glatte Gelenkköpfchen. Sie sind etwas gröber und dichter gedrängt an der Unterseite 
und am Ambitus, kleiner und weiter von einander entfernt an der Oberseite. Auch in der 
Umgebung des Peristoms sind sie klein, jedoch ziemlich dicht. In den Warzenzwischenräumen 
bemerkt man sehr feine, dichte, ungleich grosse Körnchen, die in der Umgebung der Warzen- 
höfe kreisfórmig gruppirt erscheinen. 

Maasse des in Fig. 3 abgebildeten Exemplares: Länge 15 mm., Breite 12 mm., 
Höhe 10 mm. 


Vorkommen. Sehr selten in den cenomanen Kalkmergeln von Kamajk. Bis jetzt 
sind bloss die beiden abgebildeten Exemplare bekannt. 


Vergleichung. 


Pyrina megastoma zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit P. Paumardi Cotteau aus 
dem Turonien und P. ovulum Lam. sp., aus dem Senonien Frankreich’s und England’s sowie 
auch mit P. inflata d’Orb. 

1. P. Paumardi*) hat ein, im Verhältniss zur Grösse der ganzen Schale, viel kleineres 
Peristom und Periprokt. Auch reicht das Unterende des letzteren nicht so tief nach unten 
wie bei P. megastoma. 

2. P. ovulum**) hat ein supramarginales Periprokt, welches derart gelegen ist, dass 
seine ganze Appertur bei oberer Ansicht überblickt werden kann, was bei der böhmischen 
Art nicht der Fall ist. 

Auch die Grösse des Periproktes, sowie auch die des Peristomes von F. ovulum ist 
eine viel geringere als bei P. megastoma. 

3. Bei Pyrina inflata a'Orb***) reicht das Periprokt mit seinem Oberende, ebenso 
wie bei Pyrina ovulum, über den Hinterrand hinaus, so dass es von unten aus gar nicht 
sichtbar ist. Dagegen ist das Periprokt von P. megastoma bei Unteransicht stets durch einen 
schwachen Ausschnitt angedeutet. Vergl. Taf. II. Fig. 2b und 3b. 

Aus diesen Gründen glaube ich, dass die soeben beschriebene Form wohl mit Recht 
als neu aufgestellt werden kann. 


*) Vergl. Cotteau: Echinides Sarthe p. 231 Pl. 37 Fig. 10-15. 
**) Ibidem pag. 285 Pl. 47. Fig. 5—9 und Pl. €5. Fig. 6—7 und Wright Cretaceous Echin. pag. 237. Pl. 
54 Fig. 3. 
***) Vergl. Geinitz Elbthalgeb. I. p. 80 Täf. 19, Fig.2 u. ďOrbigny Pal. franc. VI. p. 481. P].984 Fig. 1—5. 


5* 


36 


6. Catopweus Albensis Geim. 1371. 
Taf. I. Fig. 4—5. 


1344. Catopygus carinatus Reuss. Geogn. Skizzen aus Böhmen II. p. 141, 


1846. 5 Mn Reuss, Verstein. d. böhm. Kreidef. II. p. 56. 

1846. s % Geinitz, Grundriss der Versteineruneskunde p. 532. 

1849. : 3 Geinitz, Quadersandsteingebirge p. 224. 

1865. 5 9 Wolf, Jahrb. k. k. Geol. Reichs-Anstalt p. 191. 

1868. č columbarius Gümbel, Abhandl. k. bayr. Akad. d. Wiss. II. CI., X. Band, 


II. Abtheil. p. 554. 
1868. Catopygus sp. Schlönbach, Verhandl. k. k. Geol. Reichs-Anstalt p. 292. 


1869. Catopygus | N Fritsch, Archiv für Landesdurchf. von Böhmen, I. Band, 


columbarius 
II. Section, p. 234. 

1871— 75. Catopygus Albensis Geinitz, Elbthalgebirge I. p. 82, Taf. 19. Fig. 3. 

1871-75. a 5 Geinitz, Elbthalgebirge II., p. 9, Taf. 3, Fig. 1. 

1878. Catopygus carinatus Fritsch, Archiv für Landesdurchforschung v. Böhmen. IV. Band, 
II. Section p. 93 und 147. 

1881. Catopygus Albensis Deichmüller, Sitzungsber. d. Isis in Dresden, p. 79. 

1382. 4 „ Novák, Sitzunesber. k. böhm. Gesell. d. Wiss, 

1883. a » Fritsch, Archiv für Landesdurchforschung von Böhmen, V. Band, 
Nr. II. p. 82 und 131, Figur 122. 


Das Gehäuse ist meist klein, unbedeutend länger als breit, vorne und hinten so 


stumpf gerundet, dass der Umriss an manchen Exemplaren fast kreisförmig erscheint; doch 
ist der Hinterrand stets etwas flacher gerundet als der Vorderrand und ausserdem in der 
Mitte gerade abgestutzt. Die grösste Breite fällt in die Mitte der zweiten Hälfte der ganzen 
Schalenlänge. Die Oberseite ist bald ziemlich hoch, bald mässig gewölbt, nach vorne jedoch 
flacher abfallend als nach den beiden Seiten. In der Mitte des unpaarigen Zwischenfühler- 
feldes erhebt sich eine, hinter dem Scheitel beginnende, zu beiden Seiten von einer schwach 
markirten Depression begrenzte, nach hinten allmählig an Breite zunehmende und das Peri- 
prokt überragende Protuberanz. Die grösste Höhe fällt hinter den Scheitel. Die Unterseite ist 
an allen vorliegenden Stücken flach. Die grösste Wölbung des Umfanges nahe der Basis. 


Der Scheitel liest wenig vor der Mitte der Schale. Die Fühlerfelder sind an keinem der vor- 


liegenden Stücke deutlich, doch lässt sich erkennen, dass das unpaarige Ambulacrum von 
allen am schmälsten, die vorderen paarigen dagegen am breitesten sind. Das pentagonale Pe- 
ristom liegt nur wenig vor der Mitte des Gehäuses, das Periprokt am Oberende einer 
schwach ausgehöhlten vertikalen Analarea, unmittelbar unter dem wulstförmigen Vorsprung 
der Oberseite. 


Vorkommen. Aus dem böhmischen Cenoman sind mir bis jetzt nur 5 der Gattung 


EEE ER IT E EN 


+ 
k 
4 

x 
+ 
x 


37 


Catopygus gehörige Exemplare bekannt, die sámmtlich auf C. Albensis Gein. bezogen werden 
können. Davon stammen 4 aus den kalkigen Conglomeratschichten von Korycan (Samml. d. 
böhm. Museum). Ein fünftes wurde von mir im selben Niveau bei Přemyschlam gesammelt 
(Sammlung d. böhm. Univ. Prag). Sonst ist die Art noch aus dem turonen Exogyrensandstein 
von Malnitz und Drahomyschl sowie auch aus zahlreichen Fundorten des Isersandsteins 
bekannt. 


In Sachsen ist die Art von Prof. Geinitz im Unterquader von Oberhässlich und später- 
hin durch Deichmüller unweit der Brandmiihle bei Dohna entdeckt worden. Auch in Sachsen 
erreicht sie jedoch ihre grösste Verbreitung erst im Oberquader (Pirna, Rathen, Königstein, 
Postelwitz ete.). 

Vergleichung. Die mit C. Albensis Gein. nahe verwandten Repraesentanten dieser 
Gattung, von welchen namentlich C. carinatus, C. columbarius, C, obtusus und C. elongatus 
hervorzuheben wären, unterscheiden sich von der erstgenannten Art durch ihre länglich-ovale 
Form, bedeutend geringere Breite und schärfere Rundung des Vorderrandes. Ausserdem ist 
bei allen vier genannten Formen der Scheitel viel weiter nach vorn excentrisch, wogegen er 
bei C. Albensis kaum merklich vor der Mitte der Schale gelegen ist. Auch die Lage des Peri- 
stomes ist bei C. Albensis eine mehr centrale. 


Bemerkung: Wie in der historischen Skizze p. 10 u. 17 bereits bemerkt wurde, ist C. Al- 
bensis häufig mit dem Goldfuss’schen C. carinatus verwechselt worden. Aus dem böhmischen Cenoman 
ist mir bis jetzt kein einziges Stück bekannt, welches mit dieser Art übereinstimmend wäre. Die 
von Reuss und Gümbel citirten Stücke aus dem Exogyrensandstein von Malnitz und Drahomyschl 
stimmen vollkommen mit C. Albensis überein. 

Leider können die von Reuss schon im J. 1844 als ©. carinatus bestimmten Exemplare 
aus dem Unterguader von Tyssa und Pankratz nicht eruirt werden. Da aber aus dem böhmischen 
Cenoman sonst nur mit ©. Albensis übereinstimmende Formen bekannt sind, dürfte das Vorkom- 
men von (©, carinatus in der Kreide Böhmens ganz zweifelhaft sein. 

Es wäre noch hervorzuheben, dass das Vorkommen dieser Art auch in der sächsischen 
Kreide nicht sichergestellt wurde, und dass die von Geinitz (Elbthalgeb. I., p. 81) gemachten Be- 
merkungen sich nicht auf sächsische Exemplare beziehen. 


7. Pyszsurus lampas, de la Bäche sp. 1819. 
Tara 1, 


1839. Pygorhynchus conoideus Geinitz, Charakteristik d. Schichten und Petref. sächs.-böhmi- 
schen Kreideform. p. 90 und Index p. XIX. 

1849. Pygorhynchus rostratus Geinitz, Quadersandsteingeb. Deutschl. p. 222. 

1870. Pygurus lampas F. Roemer, Geologie Oberschlesien p. 335, Taf. 26, Fig. 10. 

1871— 75. Pygurus lampas Geinitz, Elbthalgeb. I. p, 83. Taf. 20, Fig. 1. 

1878. Pygurus lampas Cotteau, Peron et Gauthier, Echinides foss. de D'Algérie étage Cénom. 
p- 143. 


38 


1862—1881. Pygurus lampas Wright, British foss. Echinod. Vol. I. pag. 258, Pl. 58, Fig. 1. 
1881. Pygurus lampas Deichmüller, Sitzungsb. d. Isis Dresden, p. 97. 
1882. 5 „ Novák, Sitzungsb. d. k. böhm. Gesell. d. Wiss. 


Weitere Literatur siehe Cotteau Echinid. foss. dep. Sarthe. p. 191.) 


Schale gross, viel länger als breit, vorne sehr stumpf und breit gerundet, nach rück- - 
wärts und zwar über die Mitte der ganzen Länge an Breite zunehmend, hinten zugespitzt in 
ein schmales, am Hinterende schräg nach abwärts abgestutztes Rostrum auslaufend. Die Ober- 
seite ist hoch gewölbt, fast kegelförmig nach vorne und nach den beiden Seiten etwas steiler, 
nach hinten mässiger abfallend. Dort wo die Schale in die verschmälerte hintere Partie über- 
geht, ragen zwei vom Scheitel bis zum Ambitus hinabreichende, gerundete Kanten hervor, 
die am Ambitus mit mehr oder minder ausgeprästen Vorsprüngen endigen, und noch an der 
Unterseite deutlich markirt sind. Die beiden, hinter diesen Kanten liegenden Flanken sind 
etwas concav. 

Die Unterseite ist an den Rändern flach, in der Mitte ausgehöhlt, hinter dem Peri- 
stom, und zwar längs der Medianlinie jedoch schwach gewölbt. Der Ambitus ist ziemlich 
scharfkantig und an der Basis. Die grösste Höhe fällt mit dem Scheitel zusammen. 


Der Scheitel ist nach vorn excentrisch. 


Die Ambulaera schwach gewölbt, in der Nähe des Scheitels einander sehr ge- 
nähert, das unpaarige etwas schmäler als die beiden gleich breiten paarigen. Etwa in der 
Mitte der Höhe zwischen dem Scheitel und dem Ambitus verschmälern sich die Fühlerfelder 
ziemlich plötzlich, doch sie erweitern sich wieder an der concaven, inneren Partie der Unter- 
seite und bilden fünf vertiefte, vor dem Peristom plötzlich zu einem schmalen Streifen redu- 
eirte Phyllodien. 


Das Peristom ist verlängert fünfseitig, liegt vor der Mitte und ist von fünf grossen, 
höckerförmigen, an den stark verschmälerten Enden der Zwischenfühlerfelder angebrachten, 
mit den Phyllodien alternirenden Wülsten umgeben. 


Die Schale selbst konnte, da nur grobe Steinkerne vorliegen, nicht beobachtet werden. 


Maasse: Länge des abgebildeten Stückes: 85 mm., grösste Breite 57 mm., Höhe 
40 mm. 


Vorkommen. In Böhmen ist diese Art bis jetzt nur in dem unteren (cenomanen) Qua- 
dersandstein von Pankratz entdeckt worden. Von den drei untersuchten Exemplaren befindet 
sich je eines in der Sammlung des böhm. Museum zu Prag, im k. k. Hofmineralien-Cabinet 
in Wien und im geologischen Museum zu Dresden (Zwinger). : 


In England kommt die Art im Upper Greensand der Gegend von Lyme Regis vor. 


Aus Frankreich ist sie von Le Mans, Yi vré-l-Évégue, Coulaines (Sarthe) und von Fouras 
(Charente-Inferieure) bekannt. 


In Sachsen wurde sie erst vor kurzer Zeit, und zwar vom Herrn Dr. Deichmüller im 
unteren Quader der Brandmühle unweit Dohna entdeckt. Daselbst kommt sie ebenso wie bei 
Pankratz in Böhmen mit Catopygus Albensis vergesellschaftet vor. 


Z oh dd Na ze o bok o ork Ey p aa o bad dl Bl al zak a EZ Fe 
Kr EDER AR O a „W +84 > i - 


39 


In Ober-Schlesien entdeckte sie Prof. F. Roemer im cenomanen Sandstein von Sabschiitz. 
Ausserhalb Europa's wurde Pyg. lampas auch in Süd-Algerien, und zwar bei Bow 
Kail beobachtet. *) 


8. FTolaster cmf. laewis de Luc. sp. (In Schedulis). 
aE 


1869. Holaster? sp. Fritsch, Archiv für Landesdurchforschung v. Böhmen, I. Band, II. Sec- 
tion, pag. 203. 

1871. Holaster carinatus Geinitz, Elbthalgebirge I. pag. 84, Taf. 20, Fig. 5. 

1882. Ž 5 Noväk, Sitzungsb. k. böhm. Gesell. d. Wiss. 

1875. „ © Jaevis de Loriol Echinologie Helvétigue II. p. 319, Pl. XXVIL, Fig. 1—5. 


Hier auch die weitere Literatur. 


Aus den cenomanen Kreidebildunsen Böhmens ist mir bis jetzt nur ein einziges 
Exemplar bekannt, welches auf diese Art zurückgeführt werden dürfte. Leider ist es nicht 
gut erhalten, und ist daher die Bestimmung nur als annähernd zu betrachten. 

Die Schale dieses Stückes ist oval, herzfórmig, vorne schwach ausgeschnitten und 
gerundet, hinten bedeutend verschmälert. Ihre grösste Breite liegt etwa im ersten Drittel 
der ganzen Länge. Die Oberseite ist fast gleichmässig gewölbt, doch ist sie vorne etwas 
steiler als hinten und an den beiden Flanken. Die Vorderfurche ist sehr schwach markirt, 
und ist bloss auf die steile vordere Fläche beschränkt. Die Unterseite ist schwach gewölbt, 
vor dem Periston etwas ausgehöhlt. Der Ambitus ist mässig gerundet. Das erhabene Plastron 
trägt in der Mitte etwa 3 kaum angedeutete Protuberanzen. 


‚Scheitelapparat und Ambulacra konnten nicht beobachtet werden, ebenso die Lage 
des Periproktes. 


Peristom oval, querliegend, etwas eingedrückt aus Ende des ersten Drittels der ganzen 
Länge gelegen. 

Schale nicht erhalten. 

Vorkommen. Das abgebildete Stück stammt aus den cenomanen Kalkmergeln von 
Kuttenberg. 

Von Prof. Geinitz wird die Art ausserdem aus dem Unterquader von Tyssa an- 
geführt. **) 

Nach P. de Loriol erscheint die Art zum erstenmale im unteren Gault der Schweiz, 
woselbst sie bereits bedeutend verbreitet ist.***) Ihre grösste Verbreitung findet aber erst im 
Cenoman statt. In dieser Stufe ist sie nicht nur in der Schweiz, sondern auch in England 
(Upper Greensand von Chute Farm) und Frankreich sehr häufig. 


*) Echinides foss. de l’Algerie étage Cénomanien pag. 143. 
**) Elbthalgebirge I. p. 84. 
***) Echinologie Hélvetigue II. p. 323 et sgg. 


40 


Aus Deutschland ist sie von Essen an der Ruhr, sowie auch aus dem Unter-Plaener 
von Plauen *) bei Dresden bekannt. Von Wright**) wird die Art ausserdem noch aus dem 
Lower-Chalk von Lewes (Sussex) und von Folkestone angeführt. 

Bemerkung: Das vorliegende Exemplar stimmt auffallend mit dem von Geinitz Elbthal- 
gebirge I., Taf. 20, Fig. 5. abgebildeten, aus dem unteren Plaener, und zwar von Plauen, stam- 
menden Stücke, dessen Ambitus ebenfalls etwas gerundet und nicht so auffallend kantig erscheint 
wie bei den meisten französischen und englischen Repraesentanten dieser Art. ***) 


Von den auf A. suborbicularis bezogenen böhmischen Exemplaren unterscheidet sich die 
Art namentlich durch ihre sehr schwach ausgebildete vordere Furche, sowie auch den schwach ent- 
wickelten Ausschnitt, welcher nebstdem von keinen wulstförmig hervortretenden Kanten begrenzt wird. 
Ausserdem ist die Art etwas länger und verschmälert sich nach hinten viel rascher als dies bei A. 
suborbicularis der Fall ist. 


9 FTolaster suborbicularis, Defrance 1822. 
dně 16 ne, G 


1869. Cardiaster sp. Fritsch, Archiv für Landesdurchforschung von Böhmen, I. Band, II 
Section p. 240. 


1871. Holaster suborbicularis Geinitz, Elbthalgebirge I., p. 84, Taf. 20, Fig. 3—4. 


1873. 5 % De Loriol, Oursins fossiles de la Suisse II, Pl. XXVII. 
Fig. 9—10. 

1882. Holaster suborbicularis Novák, Sitzungsberichte k. böhm. Gesell. d. Wiss. 

1881. 5 Wright, British fossil Ech. of the Cret. form. p. 314. Pl. LXXIV 


» 
Fig. 1 a—e. (Hier auch die weitere Literatur.) 


Schale herzförmig, deprimirt, etwas länger als breit, vorne gerundet und in der Mitte 
tief ausgeschnitten, hinten nur wenig verschmälert und durch eine verticale Fläche quer abge- 
stutzt. Die grösste Breite fällt fast in die Mitte der Schale. Die Oberseite ist in der Längsrichtung 
nur wenig, in der Querrichtung dagegen stark gewölbt. In der Medianlinie bemerkt man eine 
vom Scheitel bis zum Periprokt sich hinziehende, gerundete Kante. Vor dem Scheitel beginnt 
eine anfangs kaum vertiefte, später aber tiefer werdende und sehr rasch an Breite zunehmende 
zu beiden Seiten von einer vorragenden Kante begränzte Furche, welche über die steile 
Vorderseite nach abwärts läuft, um das Peristom zu erreichen. Nach hinten verflächt die 


*) Geinitz Elbthalgebirge I. p. 84. 
**) Cretaceons Echinodermata p. 312. 

X) Auf den Umstand, dass bei dieser Art die Oberseite nicht immer unter fast rechtem Winkel in die 
flache Unterseite übergeht, hat schon P. de Loriol, dem ein sehr bedeutendes Vergleichsmaterial 
zur Verfügung stand, aufmerksam gemacht. In seiner Echinologie Hélvetigue II. p. 322 schildert er den 
Ambitus dieser Art wie folgt: „Pourtour rarement arrondi, le plus souvent tranchant, et formant avec 
la base un angle presque droit.“ 


41 


Oberseite viel mássiger und wird am Hinterende von einer elliptischen, perpendiculaeren 
Fläche abgeschnitten. Die Unterseite ist sehr flach, vor dem Peristom zu beiden Seiten der 
vorderen Furche wulstis. Am Hinterrande des letzteren beginnt ein nach hinten an Breite 
zunehmender, etwa mit fünf alternirenden Höckern versehener, über das unpaarige Inter- 
ambulacrum bis zum abgestutzten Hinterende reichender Wulst. Die grösste Höhe der Schale 
fällt mit dem Scheitel zusammen. 

Der Scheitel liest ziemlich weit vor der Mitte der Schale. 

Das unpaarige Ambulacrum besteht aus sehr feinen, rundlichen, schief gelegenen 
Poren. Die Paare sind anfangs dicht, entfernen sich jedoch desto mehr von einander, je mehr 
sie der vorderen Ausfurchung genähert sind. Die paarigen Ambulacra sind fast gerade, ihre 
vorderen Porenstreifen jedoch etwas schmäler als die hinteren. Die etwas divergirenden Poren 
sind desto kleiner und weiter von einander entfernt, je mehr sie gegen den Ambitus vorrücken. 

Peristom eingedrückt, querelliptisch und zweilippig, vorne gerundet, und am Ende 
des ersten Drittels der Schalenlänge angebracht. 

Periprokt oval, am Oberende einer elliptischen Analfurche gelegen. Letztere wird an 
ihrem Unterende von zwei, nicht stark markirten Protuberanzen begrenzt. 

Die übrigen Schalenelemente konnten, da nur Steinkerne vorhanden sind, nicht 
näher beobachtet werden. 

Maasse des in Fig. 9 abgebildeten Exemplares: Länge 50 mm., Breite 47 mm., 
Höhe 23 mm. 

Vorkommen. Selten in den Conglomeratschichten von Přemyschlan und Číčowitz bei Prag 

Ausserhalb Böhmens kommt die Art in der Schweiz (daselbst nach de Loriol, *) bereits 
im Albien) in England,**) Frankreich, im Grünsande von Essen an der Ruhr, im Unter- 
guader von Kippien und Welschhufa in Sachsen, ***) ferner bei Tournay in Belgien vor. In 
Polen soll die Art nach St. Zareczny, im Gebiete von Krakau und zwar bei Sudol entdeckt 
worden sein. 


10. FTemmiaster depressus Novák 1882, 
ARE SBS 


1882, Hemiaster depressus Novák, Sitzunesb. k, böhm. Gesell. d. Wiss. 


Die ziemlich kleine, ovale Schale dieser Art ist etwas länger als breit, vorne er- 
weitert, hinten etwas verschmälert und gerade abgestutzt. Ihre grösste Breite fällt vor die 
Mitte, die grösste Höhe zwischen den Scheitel und den Hinterrand der Schale. Die Oberseite 
ist ziemlich flach, nach vorne geneigt und niedergedrückt, nach hinten in Folge des wulstig 
hervorragenden unpaarigen Interambulacrum ziemlich erhöht. Der Ausschnitt des unpaarigen 
Ambulacrum ist wohl breit, aber schwach markirt. 


*) Echinologie Helvétigue II. partie p. 330, 

**) Wright, Cretaceous Echinodermata p. 316. 

***) Geinitz, Elbthalgebirge I. p. 84. 

6 


42 


Die Unterseite ist stärker gewölbt als die Oberseite, vor dem Peristom und zu 
beiden Seiten des Plastrums etwas eingedrückt. Der Umfang ist gerundet. 

Der Scheitel liegt hinter der Mitte der Schale. Die denselben zusammensetzenden 
Täfelchen sind jedoch nicht erhalten. 

-Das unpaarige Ambulacrum ist viel länger und etwas schmäler als eines des vorderen 
Paares. Die Porenpaare sind weit von einander entfernt und liegen in kleinen, rundlichen 
Grůbchen. Die Poren *) desselben Paares sind durch kleine, längliche, gegen den Scheitel 
convergirende Höckerchen von einander. getrennt. Die beiden Fühlergänge dieses Ambulacrums 
sind untereinander fast parallel. Das Zwischenporenfeld ist doppelt so breit, als jeder der 
Fühlergänge. Das ganze Fühlerfeld liegt in einer schmalen, nicht sehr tiefen Furche, die sich 
nach vorne derart verliert, dass der Ausschnitt des Vorderrandes kaum wahrnehmbar wird. 

Die paarigen Fühlerfelder liegen ebenfalls in schwach ausgehöhlten Furchen und sind 
ungleich. Die vorderen längeren zählen 14, die hinteren, viel kürzeren bloss 11 Porenpaare. 
Die Porenstreifen des vorderen paarigen Fühlerfeldes sind ebenfalls ungleich, indem der vor- 
dere. Porenstreifen bedeutend schmäler ist als der hintere. Ersterer ist S-förmig gekrümmt 


und besteht aus kleinen rundlich-ovalen Porenpaaren. Letzterer ist doppelt so breit als der _ 
erstere. Seine Poren sind gleich, guerliegend und gegen einander zugespitzt. Das Mittelfeld © 


ist kaum breiter als der vordere Streifen. Die ebenfalls blattförmigen, hinteren paarigen Am- 
bulacra sind oval und bestehen‘ aus. ziemlich gleichmässig entwickelten Porenstreifen. Jeder 
derselben besteht aus quer-ovalen, gegen einander zugespitzten Poren, von denen die der 
äusseren Reihe kaum merklich stärker entwickelt sind als die der beiden inneren. Das Mittel- 
feld ist etwas schmäler als jeder der beiden Streifen. 

Das Peristom liest im ersten Drittel der ganzen Länge. Es ist anerawals zweilippig, 
die hintere Lippe etwas nach vorne vorspringend. 

Die Lage und Form des Periproktes konnte nicht beobachtet werden. 

Die Warzen sind klein, gekerbt und von einem schmalen, glatten Hofe umgeben. Die 
der Unterseite sind etwas eröber als die der Oberseite, und zeigen deutlich durchbohrte Ge- 
lenkfortsátze. Die Zwischenräume sind mit kleinen, dicht gedrängten Körnchen bedeckt, 
zwischen welche sich einzelne, grössere Höckerchen einschieben. 

Das Peripetalband konnte wegen des ungünstigen Erhaltungszustandes nur stellen- 
weise beobachtet werden. (Taf. III. Fig. 1 9). 

Maasse. Das abgebildete Exemplar ist 20 mm. lang, seine grösste Breite beträgt 18 
mm., die Höhe 12 mm. 

Vorkommen. Das einzige, bekannte Exemplar ist dem cenomanen Kalkmergel von 
Zb yslav bei Časlau entnommen. 

Vergleichung. 

Die beschriebene Art nähert sich in Folge ihrer verkürzten, ovalen hinteren Peta 
loidien dem im Cenoman von Le Mans (Sarthe) vorkommenden Hemiaster similis d’Orb.”*) 


*) Da die die Poren tragenden Grübchen dieses Ambulacrums mit Kalkmasse ausgefüllt sind, konnten sie 
auch nicht beobachtet werden, und sind desswegen in Fig. 1 d) Taf. III. nicht dargestellt worden. 

**) Verg. Pal. franc. Ters. cret. Vol. VI. pag. 229. Pl. 874. und Cočřeau Echinides de la Sarthe PI XXXV 
Fig. 6—8 sowie Pl. LXII Fig. 8—11. 


Pa 


ger als bei der eben asehohsném: Art. 
Der Unterschied zwischen dem vorderen und hinteren Porenstreifen des vorderen 
: paarisen Ambulacrum ist übrigens nicht so auffallend wie bei der böhmischen Art. 
PRK Auch die beiden turonen Formen Hemiaster Leymeriei Desor*) und H. nucleus ** 
č _Desor, können aus denselben Gründen mit der neuen Art nicht verwechselt werden. 
; Re De Run nen ihrer grösseren Breite. und un Höhe nur noch mit dem 


: | manensis ‚Cotteau verwechselt werden. Durch die Form ihrer Fühlerfelder ist sie es auch 
von dieser Form leicht zu unterscheiden. 


JF 9 
12; : > x 


5) Vergl, Cotteau i Echinides de la Sarte Pl. a 
3 E) Ibid. Pl. XXXIX und Pl, LII. = 
i R ee Saattalrehtes I. p. 86. 


Nach % Beendigung ‚der zur. vorliegenden Abhandlung nöthigen | 


Zeichnungen ist auf Taf. II. etwas ‚freier Raum unausge 
geblieben. Diesen Raum benutzte ich zum Ausführen einiger A 
bildungen des erst kürzlich. im böhmischen Cenoman entdeckten 
regulaeren Echiniden Codiopsis. (doma Desm., dessen Be 


-© schreibung in einem der nächsten Motte gegeben werden. soll. 


Erklaerung der Tafeln. 


Tafel I. 


Fig. 1. Hemiaster depressus Nov. 

Aus dem unteren Plaener von Zbyslav. a) Oberansicht, 5) Seitenansicht, c) Unter- 
ansicht, d) Porenstreifen vergrössert, e) drei Täfelchen des vord. paarigen Fühlerfeldes vergrössert 
f) vergrösserte Warzen der vorderen Gegend der Unterseite, g) vergrösserte Partie des Peri- 
petalbandes, nebst einigen Warzen der Oberseite. 


Fig. 2. Hchinoconus sp. 


Mangelhaft erhaltenes Exemplar von Kamajk. «) von oben, 5) von unten, c) von 
hinten, d) einige stark vergrösserte Warzen der Unterseite. 


Fig. 3. Holaster laevis de Luc sp. 
Aus dem Unteren Plaener von Kuttenberg. a) Oberansicht, 5) Unteransicht, c) Seiten- 
ansicht, d) Vorderansicht. 
Fig. 4. Catopygus Albensis Gein. 
Ein niedriges Exemplar ohne Schale von Korycan. «) Seitenansicht, 5) Hinteransicht. 


Fig. 5. Desgleichen. 
Steinkern eines hochgewölbten Exemplar’s Ebendaher. a) Oberansicht, 5) Unteransicht, 
c) Seitenansicht, d) Hinteransicht. 
Fig. 6. Pyrina Krejcii Nov. 
Aus dem unt. Plaener von Zbyslav. «) von oben, 5) von unten, c) von der Seite, 
d) von hinten. 
Fig. 7. Desgleichen. 
Ebendaher. a) von oben, 5) von unten, c) von der Seite, d) von hinten. 


Fig. 8. Desgleichen. 


Ebendaher mit theilweise erhaltener Schale «) Oberansicht) 5) Unteransicht, c) Hinter- 
ansicht, d) vergrössertes Stück des vord. paarigen Fühler- und Zwischenfühlerfeldes, e) stark 


vergrössertes Schalenstück der Oberseite. 


46 


Fig. 9. Holaster suborbicularis Ac. 


Steinkern aus den Conglomeratschichten von Přemyschlan. a) Oberansicht, 5) Unter- 
ansicht, c) Seitenansicht, Z) Vorderansicht, e) Hinteransicht. 


(Die sämmtlichen Originale in der Sammlung des böhm. Landesmuseum zu Prag.) 


Tafel II. 


Fig. 1. Pygurus lampas da la Běche. 


Steinkern aus dem unteren Quader von Pankratz. a) von oben, b) von unten, c) von 
der Seite, d) von vorn. (Sammlung des k. k. Hofmuseums zu Wien.) 


Fig. 2. Pyrina megastoma Nov. 


Steinkern eines kleinen Exemplares von Kamajk bei Časlau. «) Oberansicht, 5) Unter- 


ansicht, c) Seitenansicht, d) Hinteransicht. (Sammlung des böhm.. Museum.) 


Fig. 3. Desgleichen. 
Ebendaher. Ausgewachsenes Exemplar mit theilweise erhaltener Schale. a) Oberansicht, 
b) Unteransicht, c) Seitenansicht, d) Hinteransicht, e) Einige Warzen versrössert. (Sammlung 
des böhm. Museum.) 
Fig. 4 Pygaster sp. 
Steinkern mit unvollständigem Hinterrande. Schale theilweise erhalten. Aus den Con- 
glomeratschichten von Piremyschlan. a) von oben, 5) Querschnitt, c) Scheitel vergrössert, d) einige 


Täfelchen des hinteren paarigen Fühler- und Zwischenfühlerfeldes vergrössert. e) Warze stark 
vergrössert. (Sammlung d. k, k. böhm. Universität.) 


Tafel ILI. 


Fig. 1. Pyrina Des Moulinsi d’Arch. 


Junges Exemplar mit theilweise erhaltener Schale von Kamajk bei Caslau. «) von 
oben, b) von unten, c) von der Seite, d) von hinten, e) Bruchstück des Scheitels nebst einem 


Theile seiner Umgebung vergróssert, f) schwach vergrössertes Stück des vorderen paarigen. 


Ambulacral- und Interambulacralfeldes. In der Mitte der Felder eine schmale, warzenlose 
Zone. g) Stark vergrösserte Partie desselben Fühlerfeldes, nebst einem Theile der beiderseits 
angrenzenden Interambulacra. 


Fig. 2. Desgleichen. 


Kleines Exemplar mit Schale, aus einer mit Kalkmergel ausgefüllten Lyditkluft bei 
Velká Ves nächst Korycan. a) von oben, b) von unten, c) von der Seite, d) von hinten. 


Tin, 4, Desgleichen. 


4 i Pacem eines grossen Exemplares. oehrlafen, a) von oben, b) von en. c) von der 
Seite, d) von hinten. 


(Fis. 5. Codiopsis Doma Desm. Sp. 


Por dem Exogyrensandstein von Holubitz. a) von oben, b) von unten, c) von der 
Seite, da) Partie eines Fühler- und Zwischenfühlerfeldes vergrössert. e) Vergrösserung des 
_Unterendes eines Porenstreifens in der Umgebung des Peristoms. (Sammlung der böhmischen 
E ee zu er N ; | 


Taf.l 


0. Novak: Studien an böhm Kreideechinodermen. 


S®@8880 


© 


Druck Farský Prag. 


0. Novak ad nat. delin. 


‚Abhandlungen der k. bóhm. Gesell. d. Wissenschaften 1887 


0. Novák: Studien an böhm Kreideechinodermen. Taf. II. 


Druck Farsky Prag. 


0.Novák ad nat. delin. 


Abhandlungen der k. bůhm. Gesell. d. Wissenschaften 1887 


O.Novak: Studien an bóhm. Kreideechinodermen. Tall. 


O Novák ad nat delin. 


Druck Farský, Prag 


Abhandlungen der k bóhm Gesell. d Wissenschaften 1887 


LACHEN Fuss Fi. % 
KARL KÜPPER. 


n 


(Abhandlungen der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, II. Band.) 


w 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. 3.) 


PRAG. 


Verlag der köni l. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Grégr. 
» 1887. 


I. Die Flächen F“ mit Doppelkegelschnitt und ihre 16 Geraden. 


Der Gesichtspunct, den ich fůr die Betrachtung der Curven 4ter Ordnung mit 2 Doppel- 
puncten und der Flächen F* mit einer Doppellinie 2ten Grads A? im 5, Bande dieser Ab- 
handlungen (VI. Folge) aufgestellt habe, ergab sich naturgemäss aus der Polarentheorie. Das 
Wesen dieser Auffassung besteht darin, dass eine F* als durch eine gewisse quadratische 
Transformation in sich selbst übergeführt erscheint. 

Zum Verständniss des Folgenden genügt es, die Berechtigung einer solchen Auffassung 
in Kürze auf eine andere Weise darzuthun; ich werde dabei nur wenig von der früher ge- 
brauchten Bezeichnung abweichen. 

1. H? sei eine Regelfläche 2ten Grads, G ein Punct ausserhalb derselben, und «a? der 
Schnitt von JH? mit der Polarebene Z von c. Weist man einem beliebigen Puncte r denjenigen 
e zu, welcher auf or liegt und von 7 durch die Fläche JH? harmonisch getrennt wird, so 
erhält man eine quadratische Transformation (re) des Raumes, deren Centrum c, deren 
Ordnungslinie JH? ist. 

Hierauf lasse man die Paare 7, o den Ebenen R des Raumes in umkehrbar ein- 
deutiger Weise also entsprechen: Wegen der Lage von 7, e werden die beiden Kegel, welche 
aus diesen Puncten die Linie a* projiziren, sich in einem Kegelschnitt bd? auf H? durch- 
dringen; die Ebene von 5? ist dann R. 

Wenn nun umgekehrt JH? mit irgend einer Ebene A in 5? schneidet, und mit 7, © die 
Spitzen der Kegel bezeichnet, welche durch a? und 5? sich legen lassen, so fallen bekanntlich 
r, o auf einen Strahl von 6 — der zu der Schnittlinie RZ conjugirt in Bezug auf H* ist — 
und es ist auch 7 von © durch 4? harmonisch getrennt. Dabei zeigt sich, dass der Pol o" 
von R in Bezug auf HZ? in or liegt und von o durch 7, © harmonisch getrennt ist. 

Dreht sich die Ebene R um einen Punct p, so beschreibt 7, e eine Fläche 2ten Grads 
P?, welche durch a? geht, und in Bezug aufwelche p, Z Pol und Polare sind. Beschreibt daher 
R einen Büschel, dessen Axe die Gerade p p, = ist, so durchlaufen 7, © den Kegelschnitt e*, 
welchen die Flächen P?, P noch ausser a? gemein haben. Weil die Ebene des e* die Pole 
G* der Ebenen R enthält so muss ihr Pol in Bezug auf H* in e sein, und weil diese Ebene 
durch 6 geht, muss dieser Pol auch auf Z liegen, er ist somit der Schnittpunct 6 von e, 2. 

Ist po ein Punct von H?, so wird P? der Kegel, welcher a* aus p, projizirt, Denn 

1* 


4 


ist b* ein durch p, gehender Kegelschnitt von H*, r die Spitze eines durch a* und b? ge- 
henden Kegels (r) so ist, 7 po sowohl Kante von (7) wie von Fž. 

Stellt man sich demnach p auf der Geraden e variabel vor, so beschreibt P* einen 
Flächenbüschel mit der Basis a*, e* und gelangt p in einen der Schnittpuncte po von e, H?, 
so wird die Fläche P? einer der Kegel P? sein. Wir schliessen hieraus, dass e* nicht zer- 
fallen kann, wenn e die H* schneidet. 

Berührt dagegen e die Fläche H? in py, so zerfällte*in zwei durch p 
sehende a* schneidende Geraden. Denn die Ebene e* ist nach dem eben Gesagten 
die Polarebene von 6 in Bezug auf JH, sie geht durch p, und schneidet aus P“ zwei Geraden 
Po% Po% welche die e* ausmachen, diese Geraden schneiden až offenbar in den Berührungs- 
puncten der von & an a* möglichen Tangenten. 


Hervorzuheben ist: 

Wenn zwei Geraden e,, e, sich schneiden, so haben ej, e; ein Punctepaar r, o gemein, 
welches nämlich der Ebene zugewiesen ist, die den Bücheln (e,), (e,) gemeinsam ist. Wenn 
aber zwei windschiefe Geraden e, e, angenommen werden, so können e, e, keinen gemeinschaft- 
lichen Punct r haben. Denn or müsste sowohl e* als e? in dem an r gepaarten © schneiden, 
die Ebene A also die zu 7, © gehört, müsste sowohl im Büschel (e) als (e,) vorkommen. 

2. Wir nehmen jetzt irgend eine Regelfläche Q* an, die von Z in g* geschnitten 
werde Die den Tangentialebenen R von A* entsprechenden Paare haben 
alsdann zum Ort eine Fläche 4ter Ordnung F“ mit der Doppelcurve a? 

Beweis. e, e, seien zwei windschiefe Geraden der A*; sie werden von den Geraden 
der andern Schaar in homologen Puncten p, p, zweier projectivischen Gebilde (p)z(p) ge- 
schnittem. Diesen entsprechen zwei projectivisch aufeinander bezogene Bůschel (P?) x (P*), 
durch welche die #* erzeugt wird. 

Nun gibt es 3 Geraden ex... e, auf A?, welche 7° berühren, von denen vier (die mit 
unpaaren Indices) der einen, die vier e,eze,e, der andern Schaar angehören. Jene liefern 4 
Geradenpaare der F*, etwa aw, bß, cy, dd, diese 4 andere a,,, d,ßı, ©91; did}, zwei Gruppen 
I., II. bildend so, dass irgend ein Paar der einen Gruppe von jedem der andern in 2 Puncten 
r, e geschnitten wird, während eine Gerade, aus I entnommen von den nicht mit ihr ge- 
paarten in I nicht geschnitten wird, wohl aber von vier Geraden aus II. 

Diese 16 Geraden sind die einzigen auf F*. 


Beweis. p9,a sei eine Gerade von #*, wobei a nuf a*, po ebenfalls auf Z? liege. 
Durchläuft ein Punct r die p,a, so bleibt auch © auf einer durch po gehenden Geraden po, 


und zugleich bleibt © stets auf F*. Ist '£ der Pol der Ebene p, aa in Bezug auf H?; so. 


berührt &p° die H* in po und es entsprechen den durch čp“ gehenden Ebenen R jene Paare 
r, ©. Alle Paare der F* rühren aber von Tangentialebenen der ©? her, folglich muss p,£ eine 
Gerade der Q? sein. 

Man kann demnach schliessen: 

Jede Gerade a der F* wird von fünf andern windschiefen der 16 ge- 
schnitten. 

Welche Modifikation dieser Ausspruch erleidet, wenn die Flächen 4°, ©? nicht un- 


3 
3 


‘ 
i ; 


5 


abhängig von einander sind, wird später erörtert werden; zunächst bildet er die Grundlage 
der Untersuchung über: 

Das gegenseitige Verhalten der 16 Geraden. 

3. Unter einem Geradenpaar sind zwei sich schneidende der 16 zu verstehen. 

Da jede Gerade von 5 andern geschnitten wird, unter welchen kein Paar ist, so 
2 E 8 = 40 ver- 


liegen niemals drei Geraden in einer Ebene, und es existiren 


schiedene Paare. 

a) Durch zwei windschiefe Geraden a, d sind zwei andere c,, d, bestimmt, welche 
sowohl a als auch 5 treffen, und deshalb die Transversalen von a, b heissen; a, b 
sind alsdann die Transversalen von ©, d,: Das durch a*, a, b mögliche Hyperbo- 
loid hat mit #* noch einen Ort zweiter Ordnung gemein; durch einen Punkt « desselben, 
welcher auf keiner der Linien a*, a, b liegt, geht eine Transversale über a*, a, b, welche, 
da sie 5 Puncte mit F* gemein hat, unter den 16 sein muss. Jener Ort zweiter Ordnung 
besteht mithin ans 2 Transversalen von a und db. 

b) Wird noch eine Gerade c angenommen windschief zu a und b, so können diese 
drei abe höchstens eine und zwar, wenn es überhaupt möglich ist, nur eine der beiden č d 
zur Transversale haben. Dies ist nun in der That so, denn das Hyperboloid abc hat mit 
dem in «) benutzten ausser a, b noch 2 Geraden gemein, wovon die eine der c auf dem 
Kegelschnitte až begegnet, die andere somit 5 Puncte der F* enthält. Diese letztere nun 
soll mit d, bezeichnet werden, und die beiden Geraden, welche ausser abe noch d, treffen, 
heissen d, 0,. 

d) Das Auadrupel 0. 

Fasst man eine Gerade d auf, die zu a, 5b und c windschief ist, so können vier solche 
Geraden höchstens eine Transversale besitzen. Aus diesem Grunde können die vier auch 
nicht hyperboloidisch liegen, da unter dieser Voraussetzung die in «) gebrauchte Schluss- 
weise auf 4 Transversalen führen würde. Sollen aber abcď eine Transversale — unter den 16 — 
haben, so muss diese d, sein, weil es für abc keine zweite gibt; dann muss d entweder mit d 
oder 6, einerlei sein. 

Kann demnach eine zu abe windschiefe, von d, d, verschiedene Gerade d gefunden 
werden, so haben «abed keine Transversale auf F*. Eine solche d ist nun offenbar die Trans- 
versale, welche 0, d, ausser d, noch besitzen, denn würde sie z. B. a treffen, so hätten add, 
zwei Transversalen. Indem wir also diese Transversale mit d bezeichnen, so haben abded die 
Eigenschaft, dass die Transversalen von je dreien aus dieser Gruppe mit der vierten wind- 
schief sind, wir nennen abed ein Quadrupel Q. Die hier auftretenden 4 Transversalen 
seien mit a, by, cx, d, bezeichnet, je nachdem sie beziehlich windschief zu a, 5, c, d sind. 
Da dann a,b, c, d als Transversalen von je dreien a,, d,, c,, d, erscheinen, so liegt in letztern 
ein neuer Quadrupel Q, vor. 

Die 12 von den Q verschiedenen Geraden lassen sich jetzt leicht überblicken: Da die 
Transversalen von zwei beliebigen der A in ©, vorkommen, so existiert unter den übrigen 8 
keine Gerade, welche mehr als eine der © schneidet. Nun wird a von 5 Geraden getroffen, 
von welchen d,, c,, d, drei sind, bleiben zwei ©, «,, und diese müssen unter den $ sein. 


6 


Ebenso werden 5, c beziehlich von B, ß,, 7, 74 und d, wie schon angenommen wurde, von d,d, 
geschnitten. Die hier aufgezählten «, «,, B, By - - . . sind sámmtlich verschieden, da keine 
derselben 2 der © schneidet, und sie machen zusammen mit den Q, die 12 Geraden ausser- 
halb @ aus. 

Es zeigt sich, dass es keine Gerade gibt, die zu jeder in Q enthaltenen windschief 
ist. Weil aber a,, d,, ©, 0, 0, allein d treffen, so muss jede von diesen verschiedene- 
Gerade entweder « oder b oder c schneiden, mit andern Worten eine Gerade, die weder a, 
noch 5 noch c schneidet, muss unter den fünf d treffenden sein. Man sieht sonach, dass d, 
0,, 0, die einzigen zu abe windschief liegenden sind. Da endlich weder d, noch 0, mit abe 
ein Quadrupel liefern, so folgt: Durch 3 beliebige windschiefe Geraden ade ist ein 
Ouadrupel A = adcd, welches sie enthält, eindeutig bestimmt. 

Zugleich ist alsdann das Quadrupel ©, der Transversalen gegeben, welches mit A 
ein Doppel-Quadrupel QQ, bildet. Entnimmt man irgend 3 Geraden diesem Doppel- 
Quadrupel, so sind sie nur dann zu je zwei windschief, wenn sie zu Q, oder Q, gehören; 
demnach muss ein Quadrupel, welches mit QQ, 3 Geraden gemein hat, mit Q oder O, iden- 
tisch sein. 

Ehe wir die 8 ausserhalb QQ, befindlichen Geraden betrachten, ziehen wir daraus, 
dass d, d,, ©, die einzigen Geraden sind, welche weder a, noch 5, noch c schneiden, eine 
wichtige Folgerung: 

Sind gegeben 4 windschiefe Geraden, so bilden sie entweder ein Quadrupel (wie abed) 
oder nicht (abed, abcd,); im ersten Falle existiert keine zu allen 4 windschiefe, im letztern 
nur eine 0, oder 0). Unter den 16 ist eine Gruppe von 6 windschiefen Geraden 
unmöglich; eine solche von 5 Geraden hat stets eine einzige Transversale. 

Zur Bestimmung von A diente uns die Transversale d,, sie lieferte d, 0, und darauf d 
als deren 2te Transversale; indem man der Reihe nach a,, 5,, c, die Rolle von d, übernehmen 
lässt, findet man, dass die 8 Geraden ausserhalb QQ, zu zweien die Transversalen von a, a; 
b,b,;c,c;d,d, sind. Jede dieser 8 schneidet also eine einzige von Q und 
zugleich eine — die homologe — von Q.. 

Nun wird « geschnitten von a, a,, somit noch von drei Geraden, welche, da « nicht 
noch eine Gerade von ©, und ebenso nur die a, aus Q, trifft, unter den sechs 8 ß, y 7ı 06, 
vorkommen müssen. Sie seien B,y,0;. 

&, kann aber keine dieser Geraden treffen, weil die beiden Transversalen von «a, 
in a und a, vorliegen, und da «, «, windschief sind, so bilden «, ß, 7, d, ein Quadrupel Q,’. 

a, welche weder 8, noch y, noch 0, trifft, muss hiernach sowohl von B, als von y, d 
geschnitten werden; und man hat in «ßyd ein Quadrupei ©. ©' und Q,’ liefern das Doppel- 
Quadrupel Q’Q,’; denn 0 ist windschief zu «, B, y; muss mithin «, ß, y, schneiden. 

Die 12 Geraden ausserhalb © ordnen sich demnach auf 3 Quadrupeln an, von denen 
zwei ein Doppelquadrupel bilden, das andere Q, ist. Es entsteht die Frage, ob man diese 12 
nicht auf andere Weise auf drei Quadrupel X, Y, Z vertheilen kann? Enthielte X drei Ge- 
raden von Q,, so folgte: X= Q,, mithin nach dem oben über ein Doppelguadrupel Bewie- 
senen: YZ= VU. 

Wenn ferner X eine Gerade etwa a, enthält, so muss X noch eine Gerade mit O, 


7 


gemein haben; denn andernfalls müssten drei Geraden von X in @’Q,’ vorkommen. Wären 
diese in dem nämlichen Theil des Doppelquadrupels, so wäre X identisch mit diesem, könnte 
folglich a, nicht enthalten. Gehören die 3 Geraden zu verschiedenen Theilen, so sind sie nicht 
zu je zwei windschief. Gesetzt, X enthielte a,, d,; dann muss Y oder Z die Geraden c,, d, 
enthalten. Denn das Quadrupel, in welchem c, liegt, darf mit X keine Gerade gemein haben, 
wenn die verlangte Vertheilung überhaupt möglich sein soll. Kommen nun c,, d, in Y vor, 
so darf Z aus dem eben angeführten Grunde keine Gerade von Q, enthalten, folglich muss Z 
entweder Q’ oder Q,’ sein. 

Es folgt zugleich: Wenn ein Quadrupel mit dem beliebig angenommenen 
a, b,c,d, nur eine Gerade a, gemein hat, so muss es auch eine Gerade von 
abced enthalten, und diese kann keine andere als a sein. In der That hat jedes 
Quadrupel, in welchem a, a, sind, weder eine Gerade in O, noch in Q,, ausser a, qa,. 

Nachdem wir erwiesen, dass entweder 

1 Z=Q oder 2), — U, 
so nehme man etwa 1) an. 

Alsdann gebe man X die Geraden a,, d,. Zu diesen sind in Q,’ nur zwei windschief, 
nämlich 7,, d,; und diese liefern auch ein Quadrupel a,d,y,0,: Denn die Transversale d — 
über a,d,c, — schneidet d,, oder was auf dasselbe hinausläuft, die Transversale über a,b,d, 
schneidet c,, mithin y, nicht und deshalb ist a,5,d,y, ein Quadrupel. Hiernach ist klar, dass 
Y=cd,.o,ß,, und wie die Vertheilung der 12 Geraden auf 3 Quadrupel geschehen kann 
und muss. 

4. Die Geradenpaare und ihre Anordnung in 5 Systeme ©. 

a, & sei irgend einer der 40 möglichen Geradenpaare. Es gibt — ausser e — 4 Ge- 
raden, die a, und ebenso 4, die « treffen, die übrigbleibenden 6 sind also windschief zu a und a, 

b sei eine dieser 6. Nach Abzug der beiden Transversalen über d, a, der beiden 
über 5, «, bleibt noch eine Gerade B, welche 5 schneidet, aber weder a noch « trifft, mithin 
zu jenen 6 gehört. Man sieht hieraus, dass durch ein Paar a, « drei andere b, B; c, y; d,d 
bestimmt sind, so dass von diesen 4 Paaren jedes gegen die 3 andern windschief ist. Vier 
solche Paare bilden deshalb eine unzertrennbare Gruppe Il. 

Ist d, die Transversale von a, b, c, so muss d, entweder d oder d treffen, da die 
zu d, d windschiefen 6 Geraden mit d, © selbst die Gruppe I ausmachen. Indem wir d als 
die von d, geschnittene Gerade annehmen, liefern nach 3) abed ein Quadrupel Q. 

Analoger Weise muss die Transversale 0, über «ßy entweder d, oder d treffen. Fánde 
aber ersteres statt, so wäre eByd ein Quadrupel, welches mit © die einzige d gemeinschaftlich 
hätte. Dann aber müsste gemäss der in 3) hervorgehobenen Folgerung d, sich unter aßy 
befinden, was nicht möglich ist, da keine dieser 3 Geraden zwei der abc schneidet. Wenn 
somit 0, und d sich treffen, so ist eByď ein Quadrupel ©. 

Ergänzt nun A, = a,5,c,d, das Quadrupel © zum Doppelguadrupel, so liegen die 
ausserhalb QQ, befindlichen 8 Geraden auf einem Doppelguadrupel. Von diesem muss mithin © 
der eine Bestandtheil sein; Q,’ = «,ß,Y,0, ist der zweite. Es ist aus 3) klar, dass die Paare 
a,%, dißı, &Yı, did, eine neue Gruppe II liefern, die man als durch I schon gegeben: an- 
sehen kann, und insofern als Ergänzungsgruppe von I betrachten wird, als I und II sämmt- 


8 


liché 16 Geraden umfassen. Zwei solche Gruppen bilden ein System © von Paaren. Auf 
diese Weise lassen sich alle 40 Paare in fünf verschiedene Systeme unterbringen. Insofern 
eine bestimmte der 16 Geraden mit 5 andern gepaart ist, gibt sie Anlass zu 5 verschie- 
denen Gruppen, die jede in einem der 5 Systeme auftritt. 


5. Die 5 Kummerschen Kegel (0). 

Die 8in einem © vorkommenden Paare sind in 8 Ebenen enthalten, - 
welche alle durch denselben Punct c gehen. 

Der Beweis beruht auf folgendem Satze: 

Hat man zwei Büschel (Y*), (Z?) von Flächen 2ten Grades, von welchen der eine die 
Kegelschnitte a?, 5°, der andere a*, c* zur Basis hat, so enthalten die Ebenen YZ, auf welchen 
sich irgend zwei Flächen Y*, Z? durchdringen, einen festen Punct o: 

Eine solche Ebene Y, Z, schneide die Ebene B des 5* in der Geraden d, und die 
Ebene C von c? in c,; © sei der Schnittpunet von b,c,; er liest auf der Schnittlinie BC. 

Sind Y?, Z* zwei beliebige der Flächen so, gehen Z?, Z? durch a? auf der Fläche Y7 
und durch c? ausserhalb Y?; folglich schneiden sich die Ebenen Z,Y,, ZY, in einer festen 
Geraden von ©, d. h. in c,; also hat ZY, mit B eine durch 6 geherde Gerade % gemein. 
Die Flächen Y*, Y gehen durch a? auf Z und durch 5? ausserhalb Z; folglich - müssen die 
Ebenen ZY, ZY, sich auf der Ebene B durchschneiden also in d, und es geht YZ durch o. 


Jedes Paar der Gruppe I wird von jedem der II geschnitten, daher liegen 2 Paare 
aus verschiedenen Gruppen stets auf einer durch a? gehenden Fläche 2ten Grads. Setzt man 
demnach 5?=b5, B, c®=e, y; und nennt B, C, A,, B,, G, D, die Ebenen der Paare 
b, B; c,y, aw, etc.; so schneieen sich dem Satze zufolge diese 6 Ebenen in einem Puncte o, 
und wenn man dann etwa a, «; d, d die Rolle von 5ß, cy zuweist, so ergibt sich die oben 
aufgestellte Behanptung. 


Nach 2. wurden die Paare b, 6$=b?, c, y — c" durch 2 Geraden e,, e, von A? ge- 
liefert, Schneidet eine variable Gerade e der Fläche Q? diese e;, e, in y, z und heissen 
Y?, Z* die diesen Puncten zugeordneten Flächen, so sind diese in den Bůscheln (a*, 52), 
(a?, c*), und durchdringen sich in e? auf F*, d. h. F* wird durch diese projectivisch auf ein- 
ander bezogene Büschel erzeugt. Dabei geht die variable Ebene E des e? stets durch 6, und 
schneidet F“ in einem zweiten Kegelschnitt e’, welcher zu der Geraden e, von Q? gehört, die e 
auf der Ebene Z — in & — trifft. Die Ebene Z ist Polarebene von 6 in Bezug auf H?, und 
umhüllt deshalb einen Kegel 2ten Grads (6). Zugleich berührt E die #* doppelt, nämlich in 
den Puncten 7, ©, die der Ebene ee, = R zugewiesen sind, und sowohl in e* als e? liegen 
müssen. i 

Die 5 mit einer bestimmten Geraden a gepaarten liegen in5 durch a 
gehenden Ebenen, und in jeder von diesen liegt eine Spitze 6 von einem 
der P* doppelt umschriebenen Kegel 2ten Grads. 

Der Ort des Punctes 6 ist q?, der Schnitt von ©? und Z, die Ebene ee, ist Tan- 
gentialebene von Q? im Puncte 6; also gehen diese Ebenen ee, durch einen festen Punct Z 
den Pol von Z in Bezug auf A*, und ihre Punctepaare 7, © liegen zugleich auf H* und der 
Fläche Z*; mithin auf einer Raumeurve 4ter Ordnung 6%. 


9 


6. Der in der vorigen Nummer aufgestellte Satz über die Büschel («*, b*), (a?, e?) 
führt unmittelbar zu der Consequenz, dass diese Büschel auf jedem Strahl des fixen 
Punctes o identische Involutionen 7 ausschneiden. Die Doppelpuncte 
dieser j haben alsdann zum Ort eine Fläche 2ten Grades JH" 


Beweis. F? sei dem einen Büschel entnommen, und werde von einer beliebigen durch 
G gehenden Ebene Y in y* geschnitten. Es leuchtet sofort ein, dass die Flächen des Bü- 
schels (a*, y?) dieselben 5 ausschneiden, da eine solche j bestimmt ist durch ein Paar, wovon 
der eine Punct © ist, der andere in der Ebene von a? liegt, und durch ein zweites auf Y?. 

Wird hierbei Y variabel gedacht, so liegen die Spitzen der Kegel, welche zugleich 
až und y” enthalten, auf einer Fläche AH. Jeder Strahl von c durchdringt A? in zwei Puncten 
r und e, die, wie man sieht, die Doppelpuncte der auf diesem Strahl auftretenden j sein 
müssen. Nach dieser Vorbemerkung lässt sich zeigen, dass die Tangentialebenen 
der 5 Kegel (6) die einzigen Bitangentialebenen von ** sind. 

Gesetzt B sei eine Bitangentialebene, sie enthält zwei Kegelschnitte von F*, etwa d* 
und e*; diese schneiden sich auf a? und überdies in 2 Puncten r, o, den Berührungspuncten 
von B, F*. 

Durch a*, e* lege man eine Fläche Z?, so wird dieselbe einen Kegelschnitt e* aus F? 
schneiden, dessen Ebene C offenbar ro enthält — als Schnittpuncte von d* und e*. Mit Hülfe 
der hier aufgestellten Büschel (a*, 5°), (a?, c*) lässt sich F* projectivisch erzeugen, und es 
werden die Ebenen, auf welchen sich homologe Flächen Y“, Z* durchdringen, nach 5. einen 
festen Punct c der Geraden ro enthalten und einen der 7* doppelt umschriebenen Kegel (6) 
umhůllen. Um die letztere Aussage zu rechtfertigen, stelle man sich eine Ebene F vor, 
welche až in z, w, b* in y, %,, ec” in z, 2, schneidet, dann sind in F zwei projectivische 
Kegelschnittbüschel (zz, yy,), (2%, 22) zu denken, deren Erzeugniss eine C* der F* sein 
wird. Alsdann müssen die Geraden, welche die construirten Punctepaare der C* tragen, be- 
kanntlich einen Kegelschnitt berůhren. 

Zieht man von G an alle Flächen Y? oder Z? Tangenten, so tritt H* als Ort ihrer 
Berührungspuncte auf. Bestimmt man ferner von o in Bezug auf die Kegelschnitte e*, in 
welchen #* von je zwei homologen Flächen Y?, Z? geschnitten wird, die Polaren, so erzeugen 
diese eine Regelfläche 3?; denn die Polarebenen von 6 in Bezug auf die Y* und Z* drehen 
sich um 2 feste Geraden, und sind einander projectivisch zugewiesen. In jeder Ebene durch 
G und e* befindet sich noch ein Kegelschnitt ež von F*, welcher e? auf a” und sonst noch 
in 2 Puncten 7, o schneidet, deren Verbindungslinie durch 6 geht. Die Polaren von 6 in 
Bezug auf ež und e? treffen sich in 0’, der von 6 durch 7, © harmonisch getrennt ist; sie 
sind Geraden der Z? von verschiedenen Schaaren, jede schneidet H? in den beiden Puncten, 
wo sie respective e?, ež begegnet. Wenn es sich ereignet, dass diese beiden Punete für ein e* 
Zusammenfallen, so existirt von 6 an e? nur eine Tangente, d.h. e? zerfällt. Die Fläche =; 
enthält aber acht Geraden — von jeder Schaar 4 — welche H? berühren. Mithin treten unter 
den e* 8 Geradenpaare auf, die in 2 Gruppen von 4 Paaren geordnet sind derart, dass je 
2 Paare derselben Gruppe windschief sind, während jedes Paar der einen Gruppe auf jedem 
der andern aufsteht. 


[57 


10 


Da es, wie wir bewiesen haben, auf 7* nur 5 differente Systeme solcher Gruppen 
gibt, so existiren auch keine andere doppelt umschriebenen Kegel, als die uns jene Systeme 
lieferten. 

7. Zusammenhang der 5 Kegel: 

Wir fanden (v. Band V der Abh.) die 8 Doppeltangenten einer C* in 4 Paare an- 
geordnet und bezeichneten mit 6, 0’, 0”, 6" die Schnittpuncte von je einem Paare, dabei- 
zeigte sich, dass von 6 4 einfache Tangenten an die C* gehen, deren Berührungspuncte wir 
7,,7%,,7,,t, nannten. Die Paare gebenüberliegender Seiten des Vierecks z,z,r,7, schneiden sich 
in 6’,0”,0”’. Legt man hiernach durch 2 der Puncte, 6, 6,,0,,0;, 6, etwa durch 6, 6, Ebenen, 
se schneiden diese gewisse C* aus F% Die Raumcurve t*, welche 4? und Z; gemein haben, 
wird durch eine solche Ebene in 4 Puncten z,, ?,, T, T, geschnitten, so dass or einfache 
Tangenten der C* sind. Also gehen durch 6, die Verbindungslinien zweier Paare der vier 7 
etwa 7,7, 7,7,. Dreht sich demnach die schneidende Ebene um oo,, so erkennt man, dass 6, 
die Spitze eines der Kegel 2ter Ordnung ist, welche die i* enthalten. Ein Gleiches gilt von 
02, G3, 0,; das heisst: 63, 62, 63, 6, formiren das conjugirte Quadrupel der 
Flächen 4°, Z? — die letztere Fläche hiess in der citirten Abhandlung des 5. Bandes S—. 

Die Raumcurven 6* (a. a. Orte V.) 

Am Schluss der Nr. 5 ergab sich, dass die zu © gehörende 6* die Durchdringung 
von F* mit einer durch a? gehenden Fläche Z* darstellt. Diese Z? ist der Ort der Paare r, o 
für alle durch den Punct z gelegten Ebenen R, und z ist der Pol von Z in Bezug auf Z?, 
oder Z* ist dem Kegel z(a°) längs a? umbeschrieben. Dieser Punct z, welcher auch Pol von 
Z in Bezug auf A" ist, hängt jedoch, was seine Lage betrifft, nur von F* selbst ab. 

Legt man nämlich durch die Tangenten von a* je ein Paar Tangentialebenen an A? 
und verbindet deren Berührungspuncte, so muss jede solche Verbindungslinie durch z gehen; 
d. h. z ist von Z durch ein solches Paar Ebenen harmonisch getrennt. 

Wir haben schon früher bemerkt, dass ein solches Ebenenpaar durch eine Tangente 
von a* gehend, die beiden durch diese möglichen Tangentialebenen der F* für ihre beiden 
in a? sich durchsetzenden Mäntel sind, werden indess noch einmal näher hierauf eingehen. 
Die Bestimmung des Punctes z ist demnach ganz unabhängig von der Fläche Q?, und wir 
können von allen andern Raumcurven 6;, 63 etc. aussagen, dass durch jede und a? 
eine Fläche 2ten Grads Z? bestimmt ist, die dem Kegel z(a?) längs a® umbe- 
schrieben ist. 

Hieraus folgt sodann leicht, dass man irgend 2 der Rameurven 6*, etwa o*, 6+ als 
Grundeurven zweier Büschel 2ten Grads annehmen kann, um mittels derselben die F* BG 
jeetivisch zu erzeugen. 

Da aber der Kegel (6) als Fläche in dem einen Büschel auftritt und F'* längs o* 
berührt, so muss die ihm zugewiesene Fläche p* im Büschel (6?) durch 6* gehen, mit an- 
dern Worten: je zweiderdöRaumcurven o? liegen auf einer Fläche 2ten Grads 

Im Allgemeinen ist ein Punct des a? Biplanarpunct von #*, doch sind auf a? 4 Uni- 
planarpuncte (Wendepuncte bei Clebsch) 1,2,3,4 auf a*. Es sind die Berührungspuncte der ge- 
meinschaftlichen Tangenten von a? und g*; und durch sie gehen sämmtliche Raumcurven 6* 
(conf. Band V.). Beachtet man, dass o* und o? auf o" liegen, so ergibt sich, dass 6%, 6+ sich 


3 


11 


in 4 anderen Puncten 1’ 2’ 3° £ einer Ebene X treffen müssen. Wir werden jetzt zeigen, dass 
diese Ebene X mit der Ebene Z von 1234 coinzidirt, dass demnach 1 2 3 4 unendlich 
nahe der Gruppe 1254 sind. 

Durch einen Kegelschnitt A* des Bůschels (1234) und o*, o* lassen sich 2 Flächen 
2ten Grads resp. %°, 47 legen; variirt dabei jener Kegelschnitt K*, so erhält man zwei pro- 
jectivisch aufeinander bezogene Bůschel (W*) A (%?). Das Erzeugniss dieser Büschel besteht 
offenbar aus Z, ferner einer Ebene X durch 172/3°4 — indem w", W? ausser XK? noch einen 
Kegelschnitt K7, der 1'2'3'4 enthält, gemein haben — endlich aus der den Büscheln gemein- 
samen Fläche 9°. Nun muss X der Z aus dem Grunde unendlich nahe liegen, weil bei der 
Annahme až = K? man statt W* die Z?, statt W? die Z? erhält, zwei Flächen, welche nach 
dem Obigen den Kegel za? längs a? berühren, sich also in zwei zusammenfallenden Kegel- 
schnitten až, a? durchdringen, von denen a? in X fällt. Wir schliessen demnach, dass je 
zwei der Curven o* sich in den 4 Uniplanarpuncten der #* berühren. Auch 
bemerkt man, dass zwei homologe Flächen w?, %? sich längs K? berühren müssen. 

8. Die Curven o* gehören zu einer oo' Schaar von Curven s?, längs 
welchen 7* von Flächen #? berührt wird. 

Man kann, wie gesagt, F* projectivisch durch 2 Büschel von F? erzeugen, wovon der 
eine 6* zur Basis hat, der andere irgend eine der 4 andern o/. Wenn daher F? beliebig 
durch 6* gelegt wird, so schneidet sie aus #* noch s*, so dass auch durch s* und 6? eine F* 
geht. Somit hat man auch in 6*, s* die Basen zweier zur Erzeugung der F* dienlichen Büschel. 
Weil aber in dem einen die Fläche 77 selbst ist, so folgt wie unter 7., dass der F? im andern 
eine Fläche homolos sein muss, die F“ längs s“ berührt. 

Die Raumcurve 6* gehört ferner zu einer oo* Schaar von Curven 
4 Ordnung der F*, welche sämmtlich aus 6 durch Kegel 2 Grades pro- 
jizirt werden und längs welcher F* von einer 4; mit 2 Doppelpuncten be- 
růhrt wird. 

R, sei eine Ebene, welche aus Q?, H? die Kegelschnitte p*, p; schneidet, 79, © seien 
die Spitzen der beiden Kegel, welche «°, p, in einander projiziren. Die Flächen P?, welche 
den Puncten p von p? zugewiesen sind, gehen alle durch r,, 09. und werden von einer 7 
eingehůllt, die a* zur Doppellinie, 7, 0, zu Doppelpuncten hat. 

Jedem Puncte p von p* entspricht P?, welche durch die Kegelschnitte e?, e? von #* 
geht, die den in p sich schneidenden Geraden e, e, von Q* entsprechen. Aber je zwei Flächen 
P’, P} schneiden sich in einem der Geraden p; p, entsprechenden Kegelschnitt k?, dessen 
Ebene X die Polarebene des Durchstosspunctes von py p, und Z ist in Bezug auf H*; daher 
liegen 79; © in X. Berührt p; p, den p°? etwa in py, so wird kf die Schnittlinie zweier un- 
endlich nahen in P? vereinigten Flächen. Der Ort von k; ist sodann die Enveloppe der P*; 
er ist leicht projectivisch zu ermitteln. Zu dem Ende nehme man zwei feste Tangenten von p* 
an I, II und schneide sie in %, t durch eine variable Tangente. Wenn die den I, II ent- 
sprechenden Kegelschnitte k?, kž sind, so wird die Fläche 7} dem Büschel (a?, ki), T; dem 
Büschel (a?, ki) angehören, und 77, T? durchdringen sich in k?, welcher der Geraden 4 t, 
entspricht. Da nun (T?) X (7%), so beschreibt k? eine Fläche 7}, wie sie vorher näher definirt 
wurde. Jede P? berührt F* längs k?*, welche der Tangente von p* im Puncte p entspricht. 


9* 


12 


Diese Tangente liegt in der Ebene ee,, der das Paar 7, o zugewiesen ist. Mithin fällt 7, © 
auf k? und da e?, e: durch » und e gehen, aber auch auf P? liegen, so berührt P? die F* 
in r, e. Durchläuft endlich p die p?, so dreht sich die Ebene ee, um einen festen Punct % 
den Pol von R, in Bezug auf Q°, folglich ist der Ort des Paares r, o die Raumeurve 4* Ord- 
nung, in welcher die durch a? gehende 3°? die F* noch durchdringt. 

Um das Verständniss des Vorstehenden möglichst unabhängig von einer früheren Ent- _ 
wickelung zu machen, möge die Bestimmung der Tangentialebenen von F* in den gepaarten 
Puncten r, e gegeben werden. 7, © sei erhalten durch die Ebene R = ee, — welche die Ge- 
raden e, e, von Q? bestimmen. — Die P? für den Schnittpunkt p von e, e, schneidet aus F* 
die Linien e?, e’, auf welchen r und e liegt, und berührt F% in 7,©. Es handelt sich daher 
um die Tangentialebenen von P?. 

Trifft e die A? in po, Po/, so sind dies nach 1. die Spitzen zweier zugleich durch a*, e* 
gehenden Kegel, folglich fällt der Pol von E in Bezug auf P* in die Gerade e, etwa nach p; 
ebenso liegt der Pol von E; — in welcher Ebene ej ist — auf e, in p,. Daher sind pp, , op) die 
gesuchten Tangentialebenen. Was die Lage der Puncte p, p, gegen p betrifft, so ist leicht darzu- 
thun, dass p von p durch p, p' harmonisch getrennt wird, und dass demzufolge pp, einerlei ist 
mit der Polare ven p inBezug auf die in der Ebene ee, aus H? geschnittene Linie 2%" Grades. 
Jene harmonische Trennung bedeutet aber, dass p, p zu der Involution j gehören, die vom 
Bůschel (P?) = (a*, e?) auf pp bestimmt wird. Diese j hat zu Doppelpuncten die Kegelspitzen 
Po, Po’; eines ihrer Paare besteht aus den Puncten a, e, der Ebenen 3, E; ein zweites liegt 
auf P?. Weil wegen der Definition von p, p das in P? liegende Paar der j sowohl p von a, 
als p von e harmonisch trennt, so hat man in p, p wiederum ein Paar von j, wie man sofort 
sieht, wenn man durch Projection die j auf einen Kegelschnitt überträgt. 

Durch Anwendung unserer Construction zeigt sich der biplanare Charakter eines Doppel- 
punctes © von až: Das Paar r, ©, von welchem « der eine Punct ist, befindet sich auf dem 
Strahl or und die Ebene R, von welcher es herrührt, muss die Z in der zu 6e in Bezug 
auf H* conjugirten Geraden schneiden, und Tangentialebene von A? sein. Die Conjugirte zu oz 
ist die Tangente xt von a*, und durch xt gehen zwei Tangentialebenen der Q?, die als R 
auftreten. Berührt eine dieser R in p die Q* und schneidet sie 4°? in k?, so wäre die Polare 
von p in Bezug auf k? mit & durch eine Ebene zu verbinden, wodurch offenbar die benutzte 
R selbst entsteht. 

Verleot man & in einen der Puncte 1, 2, 3, 4, wo die Tangente von a* ebenfalls A* 
berührt, so erhält man nur eine X, die Tangentialebene des Kegels z(a*). (v. 7.). 

Wir fanden (6.) eine Regelfláche Z als Ort des Punctes 0’, der von Z durch ein 
variabeles Paar 7, e der F“ harmonisch getrennt wird. Sie ist gemäss der einleitenden Be- 
trachtung die Polarfigur von ©? in Bezug auf H* und schneidet 7° in t*, auf welcher die 
Berührungspuncte aller einfachen von 6 an F* möglichen Tangenten liegen. Diese č* hat 
8 Puncte p mit Q? gemein, durch welche die 8 Geraden e ...e; von A* gehen, 
die zur Bestimmung der 16 Geraden von #* führten. 

Indess wird es für die Folge von Nutzen sein, die acht e auf eine neue Art zu be- 
stimmen, und zwar, sie durch eine Hůlfsfláche direkt aus A? zu schneiden: 
H*, ©? durchdringen sich in einer Raumeurve &*, deren Tangentenfläche — 8% Ordnung — 


13 


©? in der doppelt zu záhlenden R* und einem Ort 8 Ordnung schneidet, welcher, wie leicht 
zu begreifen, in die e zerfällt. 

9, Die F? mit č Doppelpuncten D; und ihre Geraden. 

a) Wenn H?, A? sich in einem Puncte D, berühren, so wird*) D, Doppelpunct von F*, 
natürlich auch: Doppelpunct der R*, deren Tangentenfläche jetzt 6‘ Ordnung ist. Letztere 
schneidet ©* in 4 Geraden e, die paarweise verschiedenen Schaaren angehören, und der adop- 
tirten Bezeichnungsweise conform e,, €,; ©, ©; heissen mögen. Sie liefern 4 Geraden- 
paare der Fi: e,y; d,d;c,,7,; dy, d,, welche ein Doppelquadrupel bilden. 

Zum Beweise beziehe ich mich auf Fig. 1., zu deren Motivirung die 2. Anmerkung 
dient. Man erkennt als Transversale der 3 windschiefen ec,d die Gerade y,, zu der ebenso 
wie zu jenen d, allein windschief liegt. Folglich ist ce,d0, ein Quadrupel und dieses wird 
ec, 80, 
ddıyyı 

Ermittelung der andern 4 Paare: 

Durch D, gehen 2 Geraden e,, e, der A* und berühren hier H?. Jede derselben ver- 
tritt auch die ihr unendlich nahe (benachbarte), be- 
ziehlich e,, e,. Denn jede Ebene durch e, schneidet R* 
in zwei Puncten, ©? in zwei durch dieselben gehenden 
Geraden, die beide sich mit e, vereinigen, wenn die 
um e, sich drehende Ebene e, aufnimmt. Während nun 
e, das Paar a,, ©, liefert, gibt die benachbarte e, ein 
windschiefes d,, ß,, wobei a, unendlich nahe bei d,, © 
bei B, zu denken ist. Ebenso erhält man durch e, und 
die ihr benachbarte e, die Paare a, «; b, B in analoger 
Disposition. 


durch dd,yy, zum Doppelguadrupel ergänzt. 


Fig. 1. 


Die beiden Transversalen von a, B sind in dy, 0, 
die von b, « in a, B, gegeben, und entsprechend liegen in a, B und 5, « die Transversalen 


*) Anmerkung 1. Zur Erläuterung mag an dieser Stelle Folgendes dienen: Zur Construction des 
Schnittes C* von F* mit einer beliebig durch 6 gelegten Ebene © verfahre man also: e sei der Pol 
von Ein Bezug auf Z?; die durch e gehenden Tangentialebenen R der Q? liefern die in € befindlichen, 
auf C* fallenden Paare r. ©. Sei h? die Schnittlinie von &, H*, welche auf a? die Puncte «, x habe. 
Alsdann kann man die fraglichen r, © durch Benützung der Tracen in © der durch e gedachten R finden. 
Diese umhüllen einen Kegelschnitt qg5 und man erlangt ein Paar 7, ©, indem aus =, r die Puncte 
projizirt, welche irgend eine Tangente von g; mit 2* gemein hat — als Schnittpuncte der Projizi- 
renden. — 

Auf einer Geraden durch &, welche R® in y schneidet, treten nur 2 Puncte » auf, entspre- 
chend den von y an g; möglichen Tangenten, wobei die Paarlinge e auf yr fallen müssen. Daraus 
folst, dass z und x Doppelpuncte der C* sind. 

Wenn Z?, Q? sich in D, berühren, so dass für jede durch 6D, gehende © der Pol e in 
die gemeinschaftliche Tangentialebene der Flächen Z°, Q? fällt, so berühren sich auch g?, A* in D,. 
Bestimmt man sodann die auf &D, — oder £D, — vorkommenden r der C*, so zeigt sich, dass diese 
beiden Puncte in D, coincidiven, weil die beiden von D, — als y angesehen — an g? möglichen 
Tangenten zu einer einzigen vereinigt sind. Folglich haben &D, und ıD, je zwei in D, zusammen- 
fallende Puncte mit F* gemein, und alle Schnitte dieser Fläche mit den durch oD, denkbaren 
Ebenen & bekommen in D, einen Doppelpunct. 


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} 4 ji P, 7 2 PN dak 


14 


resp. von by, ©, und a,, ß, vor. Aber jede der hier auftretenden vier durch D, gehenden 
Geraden zählt für zwei, weshalb man sie binäre nennen kann, um sie von den zuerst ge- 
fundenen 8, den unären zu unterscheiden. Es wird nicht überflüssig sein, anzugeben, 
welche Transversalen zwei nicht im nämlichen Quadrupel liegende unäre Geraden haben, 
z. B. c, d. Es sind dies offenbar a, und ,, das heisst zwei benachbarte oder eine binäre. 
Ebenso haben e,,d,; 0, v; 93, 41 je zwei benachbarte Transversalen, resp. in den bináren 
(a,b); (m, Bı); («, B). (Vergl. Nr. 14.) *) | 

b) Berühren sich H°, A* in D,, D,, so werden diese Puncte Doppel 
puncte der F'. 


Es sind 2 Fälle zu unterscheiden : 

Erstens. R* besteht aus 2 Linien 2'* Ordnung und in Q? liegt keine Tangente 
von R*. Durch D, aber (ebenso durch D,) gehen 2 Geraden e,,e, der Q?, sie liefern 2 Paar 
durch D, gehende binäre Geraden von F}. So treten im Ganzen 8 binäre Geraden auf, welche 
die 16 umfassen. 


Diese F? ist wie die unter 8. behandelte die Enveloppe von oo" Flächen P*: Eine 
Ebene F durch D,,D, gelegt, schneidet F in einer C* mit 4 Doppelpuncten, d. h. in zwei 
durch D, D, Kegelschnitten 5°, e’, die sich noch auf a? treffen. Durch «a*,e* lege man eine 
beliebige Fläche Z), welche aus F} die Linie c? schneidet. c? geht dann durch D, D, und 
hat auch mit až zwei Puncte gemein. In a?, 52; a?, c? liegen jetzt die Grundcurven zweier 
Bůschel (Y?), (Z*) vor. Schneidet eine Y? ausser a?, b? noch y? aus F, so hat y? zwei Punkte 
mit a*, und 2 Puncte mit c* gemein; mithin wird eine Z?, die noch einen Punct von y* auf- 
nimmt, die y* ganz enthalten. Somit lässt sich F% projectivisch durch die Bůschel (Y?), (Z*) 
erzeugen. Aber man kann zur projectivischen Erzeugung auch die Büschel (a*, y*), (a*, ec?) 
wählen, denn die Y7 geht durch 5?, und offenbar liegen «a?, b?, c* auf einer Fläche 2 Ordnung. 
Heisst diese 77, als im Büschel (a?, c?) befindlich, so entspricht sie der Y? in der projecti- 
vischen Beziehung. Nun geht aber eine andere Z} des Büschels (a?, c?) durch y*; und dieser 
muss eine Y} entsprechen, die längs y? die F? berührt. Jede Y* des Büschels 
(a*, b?) schneidet hiernach aus F? eine y? aus, längs welcher F; von einer bestimmten Fläche 
2ten Grades berührt wird. 


*) Anmerkung 2. Entnimmt man der in Nr. 4 construirten allgemeinen Gruppe I zwei beliebige Paare 
a, &; b, B, so erkennt man darin 4 Combinationen von je 2 windschiefen Geraden. Man erhält dem- 
nach eben so viele Combinationen von je zwei Transversalen. Es ist klar, dass die 8 Transversalen 
sämmtlich verschieden sind, und dass keine derselben in der Gruppe I vorkommt. Mit anderen 
Worten, die Geraden der Gruppe II sind selbst die Transversalen. Wenn daher a,, ©; 8,, B, zwei 
Paare von II sind, so hat man in ihnen 4 der gedachten Transversalen. Nun sind c,, d, die 2 wind- 
schiefen Transversalen von a, 5; 4, ©, die der Combination «, P. Folglich müssen in der Theil- 
gruppe a,, &,; d,, B, noch 2 Combinationen windschiefer Transversalen sein. Setzt man voraus, 
dass eine dieser Combinationen den windschiefen a, 5 angehört, so muss die andere zu ©, ß gehören. 
Will man daher durch Zeichnung die vorliegenden Paare wiedergeben, so kann man a, « beliebig 
annehmen, auf diesen die Paare ae, = xy, b,f, =) beliebig aufsetzen, wobei x, r auf a, y,y auf « 
stehen mögen. Alsdann muss 5, B so gezeichnet werden, dass seine Geraden zugleich auf x, y und 
auf r, y stehen. Wenn dann d die « trifft, so muss 5 auch r, nicht aber p schneiden, weil im letztern 
Falle B auf y,t stände, und keine der Combinationen aus zvy würde 2 Transversalen zweier wind- 
schiefen der Paare a,«; b, 8 liefern können. 


15 


Zweitens. X" besteht aus der Geraden D,D, und einer durch D, u. D, gehenden A*: 

Die Tangentenfläche der R* ist 4ter Ordnung und hat mit A? die doppelt gezählte R* 
und noch zwei Geraden e,, e, gemein. 

Diese ergeben 2 Paar unäre Geraden. Durch D, geht eine von D,D, verschiedene 
Gerade e; der Q?, sie liefert zwei binäre Geraden durch D,, ebenso verhält es sich bei D,. 
Wendet man endlich auf D, D,, welche 4? in jedem ihrer Puncte berührt, unsere Construction (1.) 
an, so ist zu beachten, dass D,D, die Ebene Z in 6, auf a? trifft, dass demnach die beiden 
an až von &, zu ziehenden Tangenten zusammenfallen — ihre Berührungspuncte in 6, selbst 
liegen. — Es fallen mithin die beiden binären Geraden, welche D,D, liefert, mit ihr zusammen, 
und es liegen die Geraden der 7* vor in 2 Paar binären = 8, der quaternären D,D, = 4 
und 4 unären Geraden. 

c) Berühren sich 7°, A* in 3 Puncten D,, D,, D, und besteht R* aus den Geraden 
D,D,, D,D,, nebst einem Kegelschnitt R* durch D,D,, so geht durch D, u. D, noch je eine 
Gerade e der Q?, wodurch man 2 Paar binäre Geraden bekommt. Durch D3 gehen dann noch 
die quaternären D,D,, D,D,, und ausserdem hat 7} keine Gerade. 

d) Berühren sich 7°, Q? in 4 Puncten D, so hat Fi nur die vier quaternären Geraden 
DD D, Do DD... DiD:: 

Weil eine quaternäre Gerade % stets den Flächen H* und A* gemeinsam ist, so liest 
der Pol o“ jeder durch % gehenden Ebene in Bezug auf H? auf %, und es ist $ ein Bestand- 
theil von č* (8.). Hieraus folgt, dass eine Gerade, die von 6 nach irgend einem Puncte von ? 
gezogen wird, hier die #* berühren muss, und dass č* im Falle c) aus 2 Geraden und einem 
Kegelschnitt, bei d) aus 4 Geraden besteht. 


e) Die Regelfläche 7? mit Doppelkegelschnitt. 

Berühren sich H?, A* längs d, welche die in Z liegenden Curven až, q? von H?, A? 
im nämlichen Puncte © durchdringt, so nehme man 6 beliebig auf q? an. Die Gerade e der A?, 
welche durch 6 geht, schneidet d in p,, die beiden Tangenten, die sich von 6 an a* ziehen 
lassen, berühren až in a, e«. Dadurch ergeben sich 2 Geraden poa, Po« der F$ in der Polar- 
ebene apoe von 6 in Bezug auf H?. In jedem Puncte von d treffen sich daher 2 Geraden, 
deren Ebene einen Kegel 2te" Grads einhüllt, nämlich die Polarfigur von g? in Bezug auf H?. 
Legt man ferner durch d irgend eine Ebene F, welche a? noch in a schneidet, zieht hier die 
Tangente an až, die 2 Puncte $,, &, von g* enthält, so liefern die zugehörigen e,, e, zwei 
Paare von Geraden, von welchen je eine Gerade durch « geht, beide aber in F sein werden. 


II. F* und ihre 27 Geraden. 


10. Es werde vorausgesetzt, dass A* die Ebene Z im Puncte g berührt, dass somit g? 
aus zwei Geraden c, ©, der A? besteht. Bedeutet R eine variabele Tangentialebene von A?; 
r, © das ihr zugewiesene Paar auf einem Strahl von G, 6' den Pol von R in Bezug auf 4?, 
so ist 7 von o harmonisch getrennt einmal durch 6, 6”, sodann durch die Z°. Hiernach ist 
auf jeder durch G gehenden Geraden 7, o bestimmt, wenn o“ bekannt ist. Der Ort von o“ ist 


16 


aber die Polarfigur Z; von A? in Bezug auf H*, die im vorliegenden Falle durch 6, den 
Pol von 3 geht. 

Nimmt man die Raumcurve 4*, in welcher H?, 37 sich durchsetzen, als Basis eines 
Flächenbüschels (p*) an, so sieht man sogleich, dass die Puncte 7, o auf einem Strahl von 6 
die Doppelpuncte der von (p?) auf diesem Strahle bestimmten Involution sind, weil 7? und X 
in diesem Büschel sind. Also ist der Ort von r, o einerlei mit dem Orte für die Berührungs- 
puncte der von 6 an die p® möglichen Tangenten, d. h. mit dem Erzeugniss F* des Bůschels 
(9?) und dem dazu projectivischen Büschel der Polarebenen von 6 in Bezug; auf die einzelnen g*. 
Die Axe des letztgenannten Büschels wird dann eine Gerade der F*; sie ist die Schnittlinie 
von Z —. Polarebene von 6 bezüglich 7° — und der Tangentialebene von &/ im Puncte 6, 
somit die Polare g von g in Bezug auf a*. F®? enthält ferner až — ais Schnitt von Z, H* 
und die beiden Geraden 7, A der Z, die sich in 6 schneiden, und in der 
eben erwähnten Tangentialebene dieser Fläche liegen. 

Alle auf F% denkbaren Geraden ordnen sich naturgemäss in 2 Kategorien: A) solche, 
welche a? treffen, B) solche, welche auf g stehen. Jener gibt es 16, die nach Nr. 2 bestimmt 
werden. Was die in der Abtheilung B) befindlichen Geraden betrifft, so kann in einer durch q 
gelegten Ebene E nur dann eine solche vorkommen, wenn der Kegelschnitt, den E mit der 
ihr entsprechenden ©“ gemein hat, zerfällt. Damit dies geschehe, muss entweder Berühruns 
stattfinden zwischen Z und 9°, oder ©? muss eine Kegelfläche sein. Soll ersteres sein, so muss 
der Pol c von E bezüglich p? auf dieser Fläche liegen, d. h. @® muss die durch 6 gehende 
27 sein, und es ergeben sich die Geraden 7, 4; was die zweite Möglichkeit angeht, so exi- 
stiren im Büschel (9°) — oder durch ť* — vier und nur 4 Kegel, deren Spitzen (nach 7.) 
G1, G2, 0,, G, sind. Mithin geht durch jeden dieser Puncte ein Geradepaar (resp. 4, A1; la, As; 
ete.) und ausser den 5 Paaren 7,4; 1,,A, ete. gibt es keine Gerade der F*, welche g trifft; 
F® enthält daher im Ganzen 27 Geraden. 

11. Arrangement der 27. 

Zunächst ist zu bemerken, dass keine Gerade der Abtheilung B 2 der Kegelspitzen 
G enthält; da sonst in der durch sie und q gehenden Ebene 4 Geraden liegen würden. 

Die 16 A denken wir in die 5 Systeme © (v. 4.) angeordnet, oder, was auf eins 

abeced N je By 9 j 
a bed (061719, 

Versteht man unter a, « irgend ein Paar, so liest in seiner Ebene X noch eine 
Gerade von 7°, die weder g ist, noch unter der A; mithin eine der B sein muss, z. B. 4,. 
Die Ebenen %, €, ©, der drei Paare 5, B; c, y, d, d die mit a, « die Gruppe I constituiren, 
gehen ebenso wie X durch 6,. Da aber die Gerade, in welcher A von einer der drei anderen 
Ebenen geschnitten wird — als Transversale von 4 Geraden — auf F* liest, so muss sie 7; 
sein, d. h. die Geradenpaare einer Gruppe in A werden von einer Geraden 
der Abtheilung B geschnitten. In dem System ©,, welches die Gruppe I enthält, be- 
findet sich die Gruppe II: a,«, ; b,B, ete. die 4 zugehörigen Ebenen A, $, ete. müssen sich 
entweder in Z, oder in A, durchschneiden. Wäre !, die Schnittlinie, so Könnte das Paar a,,«, 
nicht wie es sein muss auf jedem Paar der Gruppe I stehen; mithin ist A, die Schnitt- 
linie. — 


hinausläuft, in zwei Doppelquadrupel i 


17 


Jede der 10 Gruppen hat demnach eine der Geraden B zur Transversale, und es 
leuchtet ein, dass man auf diese Weise alle 10 Geraden B erhält. Jede Z wird somit ge- 
troffen von q, A und 4 Geradenpaaren aus A. Sie kann aber von keiner ferneren Geraden 
geschnitten werden. Denn wäre m eine solche, so gehörte sie nothwendig in die Abtheilung 
A, und in der Ebene /m wäre noch eine zweite u der A. Durch m, u wäre sodann eine der 
10 Gruppen bestimmt; diese wurden aber alle berücksichtigt. 


Fassen wir endlich eine Gerade « von A auf: Sie ist mit 5 Geraden derselben 
Abtheilung gepaart, die zu je 2 windschief sind; also wird « noch von 5 verschiedenen zu 
je zwei windschiefen von B geschnitten. Wenn etwa a von? geschnitten wird, so kann sie 
nicht auch von A geschnitten werden, da sonst «a, 7, A, q in einer Ebene lägen, folglich wird 
a von 5 Geraden B getroffen, von den übrigen nicht. Damit ist dargethan, dass jede 
der 27 von fünf und nur fünf Paaren geschnitten wird. 


Unter q werde eine willkührliche der 27 verstanden; die übrigen 26 sind in 2 Ab- 
theilungen A’, B" zu denken, von welchen B' die 5 auf g stehenden Paare p; ., bz.. P; um- 
fasst. Es entsteht die Frage, ob den 16 Geraden in A’ auch die Eigenschaften zuzusprechen 
sind, welche den eben betrachteten A zukommen, und es wird diese Frage bejaht 
werden müssen, wenn nachgewiesen ist, dass eine Jede der 16 von fünf windschiefen in 4’ 
geschnitten wird; denn auf dieser Eigenschaft allein beruhte die Untersuchung 1. 

Den erforderlichen Nachweis liefern wir dadurch, dass wir die Geraden A’ mit Hülfe 
der als gegeben angesehenen 3’ also covstruiren : 

Sind px ... p, irgend vier Paare aus B", m, w das noch fehlende Paar, so entnehme 
man jenen vier zu je zwei windschiefe Gerade. Da dieselben die Transversale q haben, so 
liefern sie noch eine, *) und diese wird auf F" liegen, sowie zu den A’ gehören. 

Wendet man dies Verfahren so oft an, als es die Paare px ....p, gestatten, nämlich 
2% — 16mal, so erhält man sämmtliche 4’, weil nicht die nämliche Gerade zweimal auftreten 
kann, da sie bei dieser Unterstellung wie leicht zu sehen, in der Ebene irgend eines der 4 
Paare enthalten wäre, was nicht möglich ist. Nun wird die Gerade m ausser von g, w noch 
von 8 Geraden der A’ getroffen, w von den 8 andern. 

Daraus folgt, dass jede der construirten Geraden fünf windschiefen der 5’ begegnet, 
und da sie q nicht trifft, ebenso keine der fünf anderen aus BD’, im Ganzen doch von 10 
Geraden getroffen wird, so müssen unter diesen 10 fünf windschiefe der Abtheilung 4’ sein. 
Erwägt man, dass q von Keiner der 4’ getroffen wird, so kann man sagen: 

Je zwei windschiefe der 27 haben fünf Transversalen unter ihnen. 

Für die 16 Geraden 4’ gelten sonach ohne Weiteres die in Nro 3 u. 4 entwickelten 
Beziehungen. Umfasst man alle 27, so existiren, weil jede mit 10 andern gepaart ist 
=- — 135 verschiedene Paare. 

Ist a, « ein solches, so liegt in seiner Ebene A noch die Gerade /. Es gibt nun noch 
8 Gerade, welche a treffen, « nicht, 8 andere, welche «, nicht aber a treffen; die übrigen 


*) Selbstverständlich ist, dass 4 windschiefe Gerade der F® nicht hyperboloidisch liegen können. 
3 


18 


97 — 16 — 3— 8 Geraden x sind daher windschief sowohl zu a als zu «. Da auf / ausser 
dem Paar a, « noch 4 Paare stehen, deren Geraden weder a, noch « treffen, so sind diese 
die acht ©; d. h.: 


Jedes Paar a, «a bestimmt eine einzige Gruppe von 5 Paaren, unter 
welchen a, « vorkommt. Die Ebenen dieser Paare schneiden sich in einer 
bestimmten der 27 Geraden — in Z — Die 135 Paare vertheilen sich somit: 
in = verschiedene Gruppen, welche einerlei mit denjenigen sind, die 
auf je einer der 27 stehen. 

12. a, b, c seien drei windschiefe der 27; einer derselben etwa c weisen wir die Rolle 
der g zu, dann fallen a,b in die Abtheilung A’. Dieselben haben, wie eben gesehen, 5 Trans- 
versalen, von welchen (nach 3, a) zwei in 4’ sich befinden, folglich sind die 3 andern in B". 
d.h. Drei windschiefe der 27 haben drei Transversalen unter ihnen. 

Wie viele Geraden gibt es, die keine der 3 angenommenen schneiden. 

Ausser den 3 Transversalen hat jede der Combinationen ab, «ac, be noch 2, ferner 
wird a auschliesslich noch von 10—3—4 = 3 Geraden geschnitten, und gleiches gilt für 5, c. 
Demnach bleiben 27”—3.3—3.2—3—3 = 6, von welchen jede zu a, b und c windschief ist. 


Vier windschiefe a, b, c, d besitzen 2 Transversalen č, ti, also können 5 windschiefe 
a,b,c,d,e höchstens 2 Transversalen haben. Wenn wir der e die Rolle von g übertragen, 
so dass a, d, c, d unter den A’ sind, so werden diese 4 entweder ein Quadrupel © bilden 
oder nicht. 

a) Wenn ersteres stattfindet, so liest von den beiden Transversalen &,,t, (nach 3 d) 
keine in der Abtheilung 4’, also treffen beide e. Alsdann gibt es in A’ keine zuabed wind- 
schiefe, weil aber die in 5’ enthaltenen auf e stehen, so existirt unter den 27 über- 
haupt keine, die windschief zu abede wäre. 


Wird umgekehrt angenommen, dass die 5 windschiefen Geraden 2 Transversalen 
haben, so können abcd keine Transversale unter den A’ besitzen, folglich bilden sie unter 
diesen ein Quadrupel, und es muss jede der 22 Geraden wenigstens einer der 
fünf begegnen. 

b) abed ist kein Quadrupel, und es werde abe durch d zu einem Quadrupel abed. 
Von den Transversalen %, č, der abcd gehört alsdann eine etwa ť, unter die A’, während č, 
auf e steht. Hier haben somit abede die einzige Transversale č. Ferner wird č, von a, 
b, c, d und noch einer Geraden f aus A’ getroffen, und es sind d, f, d die einzigen gegen 
a, b und c windschiefen der A’ (v. 3. d, wo statt d, f, d beziehlich d, d,, d steht). 

Mithin sind dies auch die einzigen zu adce windschiefen; d aber schneidet d, dagegen 
schneiden d, f einander nicht. Das heisst: Es existirt nur eine einzige Gerade f, 
welche keiner der abede begegnet. 


Es ist damit bewiesen, dass mehr als 6 windschiefe unter den 27 überhaupt nicht 
denkbar sind, und dass, wenn abedef sechs zu je 2 windschiefe Gerade sind, d. i. 


eine Geradensechs bilden, je 5 derselben eine und nur eine Transversale 
besitzen. 


ke 4 l po 
Fr R "W 


19 


Fünf windschiefe Gerade haben, wie aus dem Vorstehenden erhellt, 
wenigstens eine Transversale. Gehören 5 solche Gerade der Abtheilung A’ an, so 
haben sie nur eine Transversale: Nämlich — nach 3. d — haben sie eine einzige Trans- 
versale unter den A’, wäre eine zweite m möglich, so müsste dieselbe zu den 10 auf e ste- 
henden Geraden B’ gehören. Auf m stehen ausser e und der « in der Ebene em nur noch 
4 Paare von Geraden aus 4’; also trifft m nur 4 windschiefe Gerade dieser Abtheilung. 


Will man sich deshalb eine Geradensechs verschaffen, so braucht 
man nur zueirgend 5 windschiefe der Abtheilung 4’ zu fügen. Es ist zweck- 
mässig, die Geraden einer Sechs mit @,, @ . .. a, zu bezeichnen, unter (a) soll ihre Ge- 
sammtheit ausgedrückt werden. Je 5 « haben eine einzige Transversale d, nämlich 8;, wo © 
diejenige der Zahlen 1,... 6 ist, die bei den fünf angenommenen « nicht als Index ver- 
wendet wurde. Je zwei 5 sind hiernach die beiden Transversalen einer bestimmten Combi- 
nation von vier a, folglich windschief, und die b liefern eine zweite Sechs (b). 

Die 12 Geraden a, 5 heissen nach Schläffi eine Doppelsechs, für welche das Zeichen 
(ab) stehen mag. Aus der Construction von (ab) geht hervor, dass a; Transversale über die 
fünf 5 ist, denen der Index 7 fehlt, dass also (ab) durch ein und dasselbe Verfahren erlangt 
wird, man mag von den a oder den d ausgehen. 

Wie schon bemerkt, hat jede Combination von vier a ihre beiden Transversalen in (b) 
und vice versa. Ebenso hat jede Combination von drei a ihre 3 Transversalen in (b); da- 
gegen hat eine beliebige Combination von zwei « fünf Transversalen (Nr. 11), wovon in (b) 
nur 4 vorliegen. 

Also entspricht jedem Zweier a, a der « eine bestimmte, nicht in (ad) befindliche 
Gerade a; x; und es sind die 15 auf diese Weise gefundenen a; „ von einander verschieden, 
weil sonst eine derselben mindestens drei a träfe, also in (5) wäre, was ausgeschlossen wurde. 
Durch a; » sind demgemäss sämmtliche 15, ausserhalb (ad) liegende Geraden der F* reprá- 
sentirt; sie sind aber offenbar auch durch das Zeichen b, „ darstellbar, wenn man darunter 
die nicht in («) vorkommende Transversale von 5,, b. begreift. 

Auf eine positive Bestimmung von a; kommt man sogleich, wenn man bedenkt, dass 
die Paare a;, dx; ax, b; von der Schnittlinie ihrer Ebenen getroffen werden, dass diese somit 
eine der 27 ist, auch weder unter («) noch (5) vorkommt, weil (@) nur windschiefe zu az, (b) 
nur windschiefe zu 5; enthält. Man wird zugleich gewahr, dass az. x, d; + die nämliche Gerade 
bezeichnen, für welche man kurz i% setzen kann. Behält © seinen Werth, während k die von 
č verschiedenen annimmt, so erhält man in den čk die 5 (windschiefen) Transversalen über A, bi 

Zu einer ik gibt es überhaupt — wie zu jeder Geraden — 16 windschiefe. Als 
Transversale von a;, a, kann ik keine der andern a treffen, da sie dann in (5) wäre, ebenso. 
wird čk von keiner der vier 5 geschnitten, die weder den Index č, noch k haben. Sodann 
ist @% windschief zu jeder andern ik, die mit ihr einen gemeinsamen Index hat, d. h. zu 
S neuen Geraden. Hiemit sind die 16 erschöpft, welche tk nicht treffen. 

Folglich muss jede ky, für welche sowohl i, als k, von č und k verschieden sind, die ik 
schneiden. 

3+ 


20 


Zu 12 sind unter dem 15 ik windschief: 
13, 1,9,3, 16 
| 23, 24, 25, 26 

und diese 8 Geraden sind ein Doppelguadrupel OO,. Will man aus OO, drei zu je zwei wind- 
schiefe Gerade haben, so muss man sie entweder dem Q oder ©, entnehmen, und 4 windschiefe 
sind allein die Geraden von © oder Q,. Also kann man aus den 15 k Gruppen von höch- 
stens 5 windschiefen bilden, und zwar gehört eine gegebene ik zu zwei und nur zwei solchen 
Gruppen. Jede dieser Gruppen besitzt 2 Transversalen, respective az, bs; ax, bz, mithin 
sehört keine derselben einer Sechs an. 


13. Construction der Doppelsechs (ab). 


Zu einer Geraden a; ist unter den b eine einzige windschief, nämlich 5, ihre homo- 
loge. Sollen mithin in (ab) mehr als zwei gegenseitig windschiefe möglich sein, so müssen 
sie sämmtlich entweder zu (a), oder (b) gehören. 


Erstens: (ab) ist bestimmt durch zwei willkührliche homologe Gerade a,, by. 

Von den 10 auf d, stehenden Geraden scheide man die 5 Transversalen über a, und by 
aus, dann bleiben 5 windschiefe Gerade «a, ... a, übrig. Soll nun die Doppelsechs möglich 
sein, so müssen darin 5 Gerade sein, die alle von 5, geschnitten werden, und gegen a, 
windschief sind; offenbar sind @, ... a, die einzig möglichen, und durch die 6 windschiefen 
a... a, ist jetzt auch (b) bestimmt. 


Zweitens. Durch 4 windschiefe Gerade ist (ab) bestimmt. 

Die vier Geraden müssen entweder zu (a) oder (b) gehören, sie seien @,a,a,a,. Von 
den 3 Transversalen über a,a,a, treffen zwei a,, die dritte muss zu a, windschief sein, sie 
heisse d,. Die etwa mögliche Doppelsechs muss daher a,, db, zu homologen haben und ist 
nach dem Vorigen bestimmt. Nämlich es existiren 5 und nur 5 Gerade, die alle von 5, 
geschnitten werden, dagegen windschief zu a, sind; offenbar sind a,a,a, drei derselben. 


Drittens. Werden von (ab) nur drei Gerade a,a,a, gegeben, so müssen deren 
Transversalen ebenfalls in (ab) sein, und zwar als 8, b, b,. a, a, haben, abgesehen von den 
drei D, noch zwei Transversalen, von welchen jetzt keine die a, schneidet. Eine dieser z. B. 6, 
muss homolog zu a, sein. Nimmt man dies an, so ist (ab) bestimmt, genügt auch der Be- 
dingung, a, a, zu enthalten. 


Viertens. Soll (ab) zwei windschiefe enthalten, nicht als homologe, was erledigt 
wurde, so seien es etwa b, b,. Dann sind von ihren 5 Transversalen irgend 4 als a,a,a,a, 
in der gesuchten (ab), und die Doppelsechs ist auch bestimmt. Denn a,a,a, haben ausser den 
auf a, stehenden d,, b; noch eine Transversale, windschief zu a, ; also müsste diese die zu a, 
homologe b, werden. 

Setzt man dies fest, bestimmt danach (ab), so kommen in (ab) vor b,, d; als Trans- 
versalen von a,, die windschief zu 5, sind; demzufolge sind auch a,a,a, als Transversalen 
über 5,b,b, in (ab). 


Fünftens. Ist nur eine Gerade a, der zu suchenden (ab) gegeben, so kann und 
muss man als homologe b, irgend eine der 16 zu a, windschiefen setzen. 


21 


14 F? mit č Doppelpuncten. 

Der Fall, dass zwei windschiefe Gerade der F*, allgemeiner 2 solche der 7% be- 
nachbart — unendlich nahe — liegen, verdient eine besondere Berücksichtigung. Wir legen 
die Construction mittels zweier Geraden e,, e; — derselben Schaar von ©* angehörend — 
zu Grunde: e,, e; berühren JH* beziehlich in py, p3, welche Puncte den Curven R?, t* gemeinsam 
sind, die beide auf 7° liegen — letztere auch auf F*. &, 6, bedeuten wie früher die Durch- 
stosspuncte von ©, & in Z. 

Zieht man von 6, an a* die Tangenten &,a, 6,e — a, « sind ihre Berührungspuncte, 
so liefert e, das Geradenpaar p,a, p,«® der F*, wofür kürzer a, « geschrieben werde. In 
gleicher Weise gelangt man mittels e; zum Paare db, 8. Die Ebenen p,a«, p,bß sind die 
Polarebenen von 6,, 6, bezüglich 7° (1. u. 2.). 

Wenn nun e, sich in infinitum der e, nähert, so gelangt 5b in eine Nachbarlage von a 
und gleichzeitig B in eine solche von ©. Auch p,p, muss unendlich klein werden; denn so- 
bald e, die Lage von e, annimmt, decken sich die Polarebenen von &,, 63, und wäre p, pz 
endlich, so fielen in dieselbe zwei verschiedene Geradenpaare, und nebstdem der Kegelschnitt, 
welcher der durch 6, gehenden Geraden der andern Schaar von A* entspricht, was nicht 
möglich. Also sind a, b ebenso wie «, B benachbarte windschiefe Geraden der F“. Ferner 
berühren sich in p, die Raumeurven R*, t*; aber e, berührt (Nr. 9) die R* in p,, mithin #* 
im selben Puncte, und auch F*, welche {* enthält. Weil die Geraden a, « der F* durch py 
gehen, die Fläche in p, eine Tangente — e, — besitzt, die ausserhalb der Ebene a« liest, 
so muss p, ein Doppelpunct von F*, also auch von £* sein. Nennen wir e, die noch durch p, 
gehende Gerade der Q?, so hat auch diese 2 Puncte von č*, in p, zusammenfallend, d.i. sie 
berührt 4° in p,. Jetzt haben H?, A? in p, die námliche Tangentialebene, und es liefert 
©, —= e, (nach 9. a) zwei windschiefe Paare a,, «,; by, B, von F*, wobei a,, By; &,, B, be- 
nachbart sind: 

Existirt auf F* eine Gerade a, zu welcher eine andere 5 von 7" be- 
nachbart und windschief ist, so besitzt F* einen Doppelpunct D, auf a, 
welche selbst zu vier in D, zusammenstossendenbinären Geraden der F* 
gehört. 

a) F? mit einem Doppelpunct D.. 

Wir legen die in Nro 10 auseindergesetzte Erzeugung der F® mittels des Büschels 
(9°) zu Grunde, und behalten die schon gebrauchten Benennungen, wonach F% in der Ebene = 
den Kegelschnitt až und die Gerade g, A“ in Z die Geraden e, © hat. 6,...6, sind die 
Spitzen der vier durch die Basis č* von (p?) gehenden Kegel 2ten Grads. Sie sind (7.) conju- 
girt in Bezug auf 4°, Z? also auch in Bezug aut H?, A*, da Q? die Polarfigur von Z* be- 
züglich JH? ist. Die von g verschiedenen 26 Geraden vertheilen sich in 2 Kategorien A, B; 
erstere umfasst die auf až stehenden 16, letztere die 5 Paare 7, A, die auf g stehen, und von 
denen jedes in einem der 6 zusammenstösst. 

Wenn JH", A* sich in D, berühren, und demgemäss (Anm. 1) D, Doppelpunct von 
FY wird, so fallen in D, zwei der Kegelspitzen 6, etwa 63, o,, und o,, o, finden sich in der 
gemeinsamen Tangentialebene von 4°, A? für den Punet D,. — Die windschiefen Geraden- 
paare /,, A, und /,, A, vereinigen sich jetzt, und man kann Z, zu l,, A, zu A, benachbart 


22 


auffassen. Zu den 4 bináren Geraden der Abtheilung A, die ebenso wie unter 9. bezeichnet 
werden sollen, treten also noch zwei hinzu: /,, 43, oder auch /,, A4. 


Die unären Geraden bestehen aus dem Doppelquadrupel DD, =, N aus der 


dd, Vy 


Kategorie A, den 3 Paaren 7, A (durch 6), 1A, (durch 6,), ferner /, A, (durch 6,) aus B, 


endlich aus q. 

Betrachten wir eine binäre Gerade a aus A; a ist mit drei andern 8,, «, «, gepaart, 
und es müssen die drei Ebenen ab,, ae, ae, je eine Gerade aus B enthalten (Nro 11). Nun 
kann aber eine solche Ebene keine der bináren /, A, enthalten; weil die 6 in D, zusammen- 
treffenden Geraden Kanten des Kegels sind, auf welchem die Doppelpunctstangenten der durch 
D, gelegten ebenen Schnitte von F* liegen (v. Anmerkung 1.). 

Die Ebene a« geht als Polarebene von 6, durch 6; muss daher entweder 7 oder A 
aufnehmen — z. B. 7. 7%, I; seien die in ab,, au, befindlichen Geraden. Zu jedem der drei 
gedachten Paare existirt ein benachbartes windschiefes Paar: So gehört zu a, « das Paar b, B, 
und es muss (Nro 11) die Ebene 5ß ebenfalls durch 7 gehen. Gleiches gilt für Z, 2;: 


Die 6Ebenen, welche jezwei der binären Geraden verbinden, gehen 
durch je eine Z oder A der sechs unären Geraden in B; und durch eine be- 
stimmte Z geht noch eine unendlich nahe Ebene, in der 2 binäre Gerade 
aus A sind. 

Die auf einer 7 stehenden Paare sind sonach : q, A; 2 benachbarte Paare binárer Ge- 
raden, und die beiden noch fehlenden Paare müssen in dem Doppelquadrupe 
O9, vorkommen. 

Man sieht hieraus, dass eine beliebige der 6 unáren 7, A nur zwei windschiefe des 
Quadrupels und zwei andere von ©) trifft. 


Aber © hat 2 Transversalen, welche beide in B sein müssen; folglich zu den binären 

gehören; es seien diese /,, /,. ©, hat ebenfalls zwei Transversalen, welche nur A,, A, sein 
ce, 90, A,A, 

dd, yyı 4 2 

Hiernach begegnet 7; der A, und 4 unären Geraden c, c, 9, d,, also noch vier an- 
dere Geraden, die keine andern sein können, als die 4 binären in A; dasselbe gilt für A,. 
Folglich trifft auch die binäre a sowohl 7; als A,, sie begegnet 5 binären Geraden und den 
mit diesen gepaarten unären. 


können. Auf diese Weise erlangen wir die Doppelsechs: i 


Wie wir eben sahen, verhält sich jede der unáren Z, A ebenso wie die q, nämlich sie 
wird von 3 Paaren unärer und 2 Paaren binärer Geraden geschnitten. Man kann dasselbe 
leicht für eine unäre Gerade in A nachweisen, z. B. für e: 


c ist gepaart mit den unáren dy, 7, v, (siehe die Doppelsechs), und die Ebenen cd,, 
cy, cy, enthalten drei verschiedene /, unter welchen weder Z; noch Z,, noch A, noch A, sein 
kann. Auf ce stehen somit 3 Paar unäre Geraden. Ueberdies wird e noch geschnitten von 
ax, by aus A, von /,, !, aus B; folslich müssen diese Geraden zu 2 Paaren sich combiniren 
lassen. @,, by sind aber (nach 9.) benachbart und windschief, Z;, Z, ebenfalls; daher stehen 
auf c zwei benachbarte Paare binärer Geraden a,, lz; by, U. 


MCT 


23 


Der bináre Charakter von Z, A, ist eine Conseguenz der Umkehr des im Eingang 
dieser Nummer ausgesprochenen Satzes. 


Befindet sich auf einer Geraden ® der F* — oder F? — ein Doppel- 
punct D, ausserhalb der Doppellinie a? so enthält F* eine der « benach- 
barte, gegen sie windschiefe Gerade. 


Nämlich die Ebenen F des Büschels durch © schneiden aus F? Curven 3ter Ordnung 
C,, welche sämmtlich D und den 2ten Doppelpunct auf « enthalten, überdies © in einem 
variablen Puncte f schneiden. 

Dabei entsprechen die Puncte f projectivisch den Ebenen F. Wählt man unter jenen 
C? drei beliebige, so bestimmen ihre Tangenten in den f ein Hyperboloid «°, das sich F* 
längs © anschmiegt, mit andern Worten dessen der & benachbarte Gerade in jedem ihrer 
Puncte von F* einen mindestens von der 2ten Ordnung unendlich kleinen Abstand hat, oder 
ganz in F* liegt. 

b) F3 mit 2 Doppelpuncten D,, D.. 

Berühren sich H?, A? in D,, D,, so werden diese zu Doppelpuncten 
die 22, 

Zwei Fälle können eintreten: 


Erstens. A* besteht aus 2 durch D,, D, gehenden Kegelschnitten. Nach 9. 5) ist 
die erhaltene #3 stets Enveloppe von ao' Flächen 2ter Ordnung y?. Vier binäre Geraden 
gehen durch D,, vier andere durch D,. 


Zum Unterschied von 9. 6), wo D,, D, nicht in F% liegt, fällt diese Gerade hier 
auf F3, weil sie 4 Puncte der Fläche enthält. Sie muss auch, da sie 4? in D,, D, durch- 
stösst, auf g stehen. Hievon abgesehen ergibt sich dies also: 


? sei die Schnittlinie der Tangentialebenen, die 7°? und A* in D,, D, haben; auf t 
liegen, nebenbei bemerkt, die Spitzen 6,, G, zweier Kegel, welche die R* enthalten. č durch- 
stosse die Ebene Z in z, und 7’ sei von z durch D,, D, harmonisch getrennt. Alsdann ist 
die Ebene tz’ Polare von r bezüglich 4°, ©*, und sie muss durch 6 und durch den Punct g 
gehen, in welchen Q? die Z berührt. Deshalb muss die Polarebene von g in Bezug auf H? — 
welche bekanntlich durch q geht — auch z enthalten, d. h. z befindet sich in g. 


In dem Bůschel (p°) mit der Grundcurve č* sind die Kegel o,, 6,, und an die Stelle 
der anderen Kegel treten zwei Ebenen durch D,, D,. Nämlich t* ist der Ort für die auf 4? 
befindlichen Pole von Tangentialebenen der Q? in Bezug auf 4°. Mithin besteht t* aus zwei 
durch D,, D, gehenden Kegelschnitten in den Ebenen 24, Z- 


Das Ebenenpaar Z, Z ist somit eine @*, welche aus F* die doppeltgezählte Gerade 
D, D, schneidet. Die diesem Paare in der zu Grunde liegenden projectivischen Beziehung 
zugewiesene Ebene durch g ist also die qD,D,, und es schneidet die letztere aus F* zwei 
in D, D, vereinigte binäre Geraden — eine guaternáre 2; = 1, = 44 =4,. 

Die Kegel o,, 6, liefern zwei unäre Paare 7,, A,; I, A,, beide auf g stehend. Endlich 
besteht noch das unäre Paar 7, A durch o. 

Auf Z stehen, wie oben die bináren a, «, wie die benachbarten 5, ß. 


24 


Bezeichnen wir die in D, zusammenstossenden binären durch e, v; d, 0; ©, Vy; dy, ©, 
wobei benachbart sind: R 
cd, vd, cıdı, Yıdı; 
so wird dieselbe Z von zwei benachbarten Paaren dieser Gruppe getroffen, und das Ste Paar 
ist q, A. Dasselbe Verhalten zeigen die 5 anderen unären Geraden 7, A; nur q zeichnet sich 
dadurch aus, dass sie die quaternäre D, D, trifft. 


Bei den binären tritt keinerlei Unterschied in ihrem Verhalten zu Tage. Z. B. «@ ist 
gepaart mit ©, &,, d,, die gleichwie a zu D, gehören. Dann enthalten die Ebenen ae, au, 
ab, drei windschiefe /, wovon keine Z; sein kann, sie seien wieder /, /,, ',. Legt man dem- 
nach durch al, eine Ebene, so muss die in dieser sich ergebende dritte Gerade nothwendiger- 
weise eine der binären von D, sein. Oder « wird ausser von ©, «,, b, noch stets von zwei 
windschiefen der Abtheilung A getroffen, die somit unter den in D, zusammenstossenden 
binären sein müssen. Diese müssen benachbart sein, weil, wenn sie einen endlichen Winkel 
bildeten, « und /, in ihrer Ebene liegen würden. Sie sind nach der festgehaltenen Bezeich- 
nungsweise in c,, d, gegeben. Die Ebenen ac,, ad, schneiden aus F“ je eine Gerade, die 
nicht eine der unären sein kann, weil a nur č, /,, Z; trifft, und die Ebenen al, al,, al, von 
ac,, ad, verschieden sind. Folglich schneidet ac, aus F* die /;, ad, die benachbarte 7,; also: 


Aufastehen3 Paare, aus je einer binären und einer unären Geraden 
gebildet, ferner zwei benachbarte Paare, bestehend aus der quaternären 
l, =, und 2 benachbarten c, d,. 


Hinsichtlich der quaternären 7; ist zu bemerken: Jede bináre von D, liegt mit einer 
von D, in einer durch Z, gehenden Ebene, so dass vier Paare binärer Geraden auf /, stehen. 
Das 5te Paar ist in der Ebene gl; und besteht aus q und der mit Z, vereinigten A,. Die vier 
auf l; stehenden Paare heissen: 

ac, Aıc, BO, Bid, (cf. 11.). 

Zweitens. R* besteht aus der Geraden D,D, oder !, und einer durch 

D,, D; gehenden Raumcurve 3ter Ordnung A? 


Nicht wie im vorhergehenden Falle wird q von /, getroffen. Denn 7, ist den Flächen 
H?, Q? gemeinsam, weshalb ihr Durchstosspunct &, in Z einer der Schnittpuncte von «a? init 
dem in die Geraden e, e, zerfallenden g* ist; 6, liege auf e,. Durch D, geht ausser Z,, mit 
welcher e,, e, vereint sind, die Gerade e, von A*, deren benachbarte e;, und deren Durch- 
stosspunct 6, = &, auf e liegt. Analog hat man in D? die e, mit dem Durchstosspunct 6; 
auf e, und ihre benachbarte e,. 

e, und e, liefern die unendlich nahen windschiefen Paare a, a; d, B; e,, e, ergeben 
c, v; d, 0, so dass wie oben 

ab, cd, «ß, yd unendlich nahe liegen, und sämmtliche 4 Paare windschief gegen- 
einander sind. 

Die Polarebenen der Puncte von e bezüglich 4° werden sich in einer durch © ge- 
henden Geraden der Fläche Z? — Polarfigur von A? — schneiden, das heisst in einer der 


Geraden č, A von Fž, etwa in Z. Durch diese 7 gehen somit die Ebenen der 4 gedachten 
windschiefen Paare. 


G RN a A KERR A oo o el P E IR or 
RAN: ' 


25 


Die Tangentenfläche der R* schneidet aus Q? zwei Gerade e,, e, (in Nr. 9 4. mit 
&, e, bezeichnet), welche die Sekante l, oder e, von Jí nicht schneiden, deshalb auf e, in &,, & 
stehen werden. Sie liefern 2 windschiefe Paare unärer Art: m, u; n, v, deren Ebenen die 
Gerade A enthalten müssen. Die Polarebene von 6, in Bezug auf JF? ist die Tangentialebene 
dieser Fläche in £&,, enthält folglich 7, und geht ebenfalls durch A. 

Von den 4 Kegelspitzen 6,..o, sind hier zwei in D,, zwei in D, zu denken; im 
Büschel (9?) sind nur die beiden Kegel enthalten, welche die ebenfalls zerfallende t* aus 
D,, D, projiziren. Denn da 6, ..0, das conjugirte Quadrupel von 4°, Q? darstellen, so sind 
sie Spitzen von Kegeln, welche durch die R* und die Gerade /, sich legen lassen. Es gibt 
aber nur zwei solche Kegel, deren Spitzen D,, D, sind. Uebrigens ist leicht zu sehen, dass 
I, ein Bestandtheil der č* wird. Nämlich č* ist der Ort der auf H? befindlichen Pole von Tan- 
gentialebenen der A? in Bezug auf 4° mit anderen Worten, der Berührungspuncte derjenigen 
Ebenen, welche Q* und H? berühren. 

Jede durch /, geleste Ebene F berührt gleichzeitig Q?, H* und zwar H? auf l,, etwa 
in ©, sie schneidet H? in einer durch z gehenden Geraden f Durch f geht an A? noch eine Tan- 
gentialebene ausser F, sie berůhre Z° in y auf f. 

Während sich F um 7, dreht, beschreibt « die Gerade !,, dagegen y einen zweiten 
Theil t* der **. Kommt Z' in die Lage, dass sie in D, oder D, die H? berührt, so gelangt 
sowohl © wie y nach D,, bez. D,. 

t? enthält mithin D, und D,; und wird aus ihnen durch 2 Kegel D}, D? projizirt, 
die zu den w* gehören. Die Polarebenen von 6 in Bezug auf D’, D? schneiden aus diesen 
Flächen 2 Geradenpaare /;,, 4,; lo, A,, die als bináre zu betrachten sind. Sie stehen auf q, 
welche überdies noch von 7, A getroffen wird. 

Die 27 Geraden der F* sind nunmehr dargestellt 

durch 7 unäre q, /, A, m, u, n, v. 
durch 4 binäre Paare a, ©; c, v; I, A1; l, An. 
und die quaternäre Gerade l,. 

Auf g stehen 7, A und die binären Paare Z,, A); 2, A. 

Auf 7 stehen g, A und die unären a, «; bß, cy, do. 

Auf A stehen q, / die quaternäre /,, und m, u; nv. 

Da e,, €, e,, e, die Gerade e, schneiden, welche m, u liefert, so muss m, u auf jedem 
der Paare «a, bB, cy, dd stehen, also muss m (ebenso w) 4 windschiefen der genannten Paare 
begegnen und zwar dürfen die aus benachbarten Paaren genommenen windschiefen keinen 
endlichen Winkel einschliessen. Trifft aber m die benachbarten «, 5 und die c, d; so muss 
u zugleich e By d schneiden. 

Das Gesaste gilt in gleicher Weise für n, v, so dass wenn » Transversale über abyd 
ist, v es über «ßcd sein muss. 

Dies genügt, um die auf m stehenden Paare zu erkennen: Wie oben hervorgehoben 
enthält die Ebene m, u (als Polarebene von 6;) die Gerade A. Da 6, 6, zur selben Schaar 
gehören, so sind m, u, n, y windschief gegen die quaternäre 7,. Aber die Ebenen ma, mb 
müssen aus F* je eine Gerade / ausschneiden (11.). Wenn nun diese nicht durch denselben 
Doppelpunct D,, oder D, gingen, so wäre ,=D, D, selbst in ma und mb, was dem wider- 

4 


26 


streitet, dass m und U, sich nicht begegnen. Aus demselben Grunde kann keine dieser Z 
durch D, gehen, und weil endlich a, 5 benachbart sind, so müssen die / zwei unendlich nahe 
der a in D, befindlichen, etwa Z, und die ihr benachbarte sein. Analog ergeben sich in den 
Ebenen me, md 2 unendlich nahe 4: 


Auf m stehen /, u und zwei benachbarte Paare al,, bl,, sowie cl,, dl,. 
Es ist klar, dass sich die 3 unären n, u, v genau wie m verhalten. s 


Betrachten wir eine bináre a. Da 6,, 6, verschiedenen Schaaren zukommen, so liegt 
a mit /, in einer Ebene, und es muss in dieser noch eine von den auf g stehenden Ge- 
raden liegen. 

7 ist diese nicht, denn Z; schneidet A, ist mithin windschief zu 7. Kann es /, selbst 
sein? In diesem Falle müsste die Ebene al, die F? längs l, berühren. 


Wir verweisen auf Nr. 9 d, wo gezeigt wurde, dass die Polarebene von &, bezüglich 
H?, d. h. die Tangentialebene der JH? im Puncte &, die F? längs Z, tangirt. Diese Ebene 
enthält aber die Gerade A, gegen welche a windschief liest, da a die Z trifft. 


Auch kann keine der Geraden /,, A, inder Ebene al, sein, weil in den Ebenen al,, 
al,, eine der unáren m uv enthalten ist, die windschief gegen /, liegen. 


Demnach folst, dass a, !; von einer /,, A, geschnitten werden. 


Also stehen auf a die Paare: 

u, Lom, 3 nl; la l 
— in letzteren sind 2 Paare vereint. — 

Was 7, angeht, so steht auf ihr zunächst 43, q,, sodann a, m. Es handelt sich darum, 
ein Paar zu finden, dessen beide Gerade zu « und m windschief sind, und welches von den 
Geraden n, u, -v eine enthält. Da nun » mit a, u mit m in einer Ebene liegt, so könnte 
allein v zu diesem fraglichen Paare gehören. v ist gepaart mit n, «, B, c, d, und von diesen 
treffen n, « die a, während c, d die Gerade m schneiden; so dass einzig das Paar vB übrig 
bleibt, dessen Geraden zu a und m windschief sind; mithin steht auch v»ß auf č. Ueberdies 
wird 2, geschnitten von der quaternären l; und einer der bináren c, y; so dass auf / wie 
auf a drei unäre Paare, ein binäres stehen. 


Was endlich die guaternáre /, betrifft, so enthalten die 4 Ebenen, welche durch sie 
und bez. a, « c, y gehen, noch je eine der Geraden l; y,, 2, A,, und ausserdem enthält die 
Ebene 4, 4 die quaternäre Gerade doppelt. 


Damit sind für alle Geraden die auf ihnen stehenden 5 Paare nachgewiesen. Als 
selbstverständlich wurde stets angenommen, dass eine Gerade, wenn sie einer andern begegnet, 
auch die dieser letztern benachbarte treffen muss, nur.in einem Doppelpunct ist dies nicht 
nöthig. Wenn die Ebene eines binären Paares die Gerade « aus F* schneidet, und & nicht 
durch den Doppelpunct geht, welchem das gedachte Paar zukommt, so steht auf © auch das 
benachbarte Paar. Wenn hingegen die Geraden eines binären Paares je einen Doppelpunct 
tragen, wie in dem zuerst behandelten Fall dieser Nummer a, c,, wo dann = die quaternäre 
Gerade /, ist, so wird 7; von dem Nachbarpaare d, d, nicht getroffen, weil diese Paare nicht 
windschief liegen. 


er 
M. 


3 


27 


c) Fi mit 3 Doppelpuncten D,, D,, D;. 

Berühren sich 4°, A* in 3 Puncten D, so zerfällt R* in 2 Gerade D, D,, D, D, 
und eine durch D,, D, gehende Linie 2ten Grads. t* besteht ebenfalls aus den genannten 
Geraden und einem Kegelschnitt t* durch D,, D,. 

Die drei Geraden sind quaternäre der F, die eine D, D, = U, trifft q (nicht «a*) die 
beiden anderen stehen in 6, 6, auf a?, durch &, geht e, durch &, sodann ©. 

Durch D, geht ausser D, D, noch eine Gerade von A*: e,, welche © in &, trifft, 

dunchnDyitgeht LeymHioyN) ebinsnegt un, 

Mittels e,, e, ergeben sich die binären Paare a, « und a, ©, die nicht windschief 
sind, und wobei conform unserer unveränderlichen Bezeichungsweise a, © sich treffen etwa 
in 7, ebenso ©, a, in o. Es ist r, o das Punctepaar der F}, das der e, e, verbindenden Ebene 
R zugewiesen wurde. 

In dem Büschel (9°) befindet sich der Kegel D?, welcher aus D, die zerfallende Curve 
t? projizirt. Die Polarebene von 6 in Bezug auf ihn schneidet aus D3 zwei binäre Gerade !,,A,, 
die auf g stehen. In demselben Büschel ist noch ein Paar Ebenen &,, Z, wovon jene 
alle D enthält, diese den Kegelschnitt £*. Dieses Ebenenpaar schneidet F3 ausser t* in der 
doppeltgerechneten quaternären Geraden Z, ; nämlich die demselben projectivisch entsprechende 
Polarebene von 6 enthält q und /,, berührt mithin 73 längs lz. 

Die unären Geraden /, A sind wie bisher vorhanden. 

Wie früher gezeigt, berührt die Polarebene von &, bezüglich H? längs D,D, die F3, 
die entsprechende Ebene von 6, berührt längs D,D, diese Fläche. In diesen Ebenen befinden 
sich aber beziehlich Z, A; so dass die eine quaternäre — D,D, — ! trifit, die andere A. 

Auf g stehen: 2, A, die binären Z,, A, und die quaternäre 7, zweimal. 

Auf Z stehen: g, A, das binäre Paar «a,, «, und sein benachbartes 8,, B, ; die quater- 
náre D,D,. 

Auf A: g, 7, das bináre Paar a, « und das benachbarte 5, B. 

Man muss hier bemerken, dass, wenn ad und «8 benachbart sind, im andern bináren 
Paare a,ß,, eb; es sein müssen, wenn unsere Bezeichnung gültig bleiben soll. Denn « trifft 
dieser zufolge die Geraden &, d, — nicht a, B — « trifft ax, By — nicht a,, by —, und 
zwei windschiefe Gerade, welche « begegnen, und in einem ausserhalb « liegenden Puncte 
D, einander unendlich nahe sind, müssen benachbarte sein. 

Die binäre Gerade a wird also geschnitten von « und in der Ebene a« liegt noch A, 
ferner von ©., und in der Ebene ae; liegt noch /,, endlich geht durch a und die quaternäre 
D,D, eine Ebene. Diese muss noch eine Gerade von F% enthalten, welche aus den oben 
angeführten Gründen nicht D,D, selbst, auch nicht Z oder A sein kann. Da sie aber nach 
Früherem eine der auf q stehenden Geraden sein muss, so folgt, dass sie /, oder A, sein wird. 
Auf a steht sonach das unäre Paar «, A, ein Paar gebildet von der quaternären /, und b,, 
sowie das benachbarte /,, «,, endlich ein Paar bestehend aus den guaternáren D,D, und ů,, 
welches zwei vereinigte Paare repräsentirt.*) 


*) Bemerkenswerth ist der Specialfall, wo AR* aus einem Kegelschnitt r® und 2 in D, auf r? sich 
treffenden Geraden D,D,, D,D, besteht. Alsdann wird die Tangente von 7“ im Puncte D, die dritte 
4* 


28 


Indessen gewährt wohl folgende Construction von 2, A, die klarste Einsicht in das 
Verhalten der binären und quaternären Geraden: 

Man ziehe aus D, die beiden Transversalen über a, a, und ©, «,, so müssen diese 
einmal auf F" liegen, sodann können sie nicht auf a* stehen, weil es durch D, nur eine ein- 
zige Transversale über a, a? gibt, nämlich D,D,, die in Anbetracht der Lage von ég, 6, zu a, 
windschief ist. .Stehen aber die Transversalen auf g, so sind sie offenbar einerlei mit /,, A,: 

Diese Construction kann ähnlich benutzt werden, um die Paare č, A,; 2,, A, der 


vorigen Nummer (Zweitens.) zu finden. Dort hätte man von D, aus über c, g3 7, 9 je eine 


Transversale !,, A,; ebenso sind /,, A, identisch mit den durch D, über a, g; B, q möglichen 
Geraden. 

d) F3 mit 4 Doppelpuncten D. 

Berühren sich H?, Q? in 4 Puncten D, so dass R* — gleichfalls t* — aus den 
Geraden: 


(I) D,Dy, D,D,, D,D,, D,D, ; 
besteht, so werden diese quaternäre Gerade der Fi und stehen auf a", zugleich paarweise 
auf e, ©. 


Aber auch die Geraden D,D,, D,D, treten als quaternäre auf, und da sie H* in 
D,, D, — bez. D,, D, — begegnen, so treffen sie a" nicht; sondern g. Durch die Geraden (I.) 
lässt sich kein Kegel 2ten Grads legen, wohl aber zwei Ebenenpaare 3,, 3,; Z, 2,, wovon 
jenes die Schnittlinie D,D, diese D,D, habe. 

Die Polarebene von 6 in Bezug auf 2,3, geht durch g und berührt Fž längs D,D,, 
da sie diese Gerade doppelt ausschneidet. Genau so verhält sich die Ebene durch g und D,D,. 
Die unären Geraden A, /, die auch der Z? angehören, bleiben hier bestehen, sie sind mit q 
die einzigen unären; binäre gibt es nicht. 

Von den quaternären (I.) sind D,D,, D,D, windschief, ebenso die beiden andern; 
dieselben treffen mithin beide entweder e, oder e,; etwa e. Weil die Polarebenen aller Puncte 
von e durch Z gehen, so stehen jene guaternáren auf Z, die beiden andern auf A. 

Wie oben dargethan, berühren die Ebenen !D,D,, £D,D, die F? beziehlich längs D,D,, 
D,D,. So ist das Verhalten der unären Geraden hier ein gleichartiges, auf jeder steht ein 
unäres Paar und jede wird von 2 windschiefen quaternären Geraden getroffen. 

Hiernach wäre es überflüssig, etwas betreffend das Verhalten der quaternären Geraden 
zu sagen, da dies deutlich aus dem Vorstehenden erkannt wird. 


quaternäre Gerade, und die binären fallen aus. Der Kegel aber, welcher aus D, der #3 umschrieben 
ist, zerfällt, weil die 3 quaternären Geraden in einer Ebene D,D,D, liegen. Jetzt sind nur noch die 
3 unären g, Z, A vorhanden. Weil nun die č mit D,D, eine Ebene bildet, so muss jede durch D, 
gehende Gerade, die nicht in der Ebene D,D,D, enthalten ist, wohl aber in D,D,7 die F® noch in 
einem auf Z befindlichen Puncte treffen, der nie unendlich nahe bei D, fällt. Hieraus folgt sodann, 
dass D, ein Uniplanarpunct mit der Tangentialebene D,D,D, ist. 

Besteht R* aus 2 sich in D, berührenden Kegelschnitten »?, so wird D, Bi- 
planarpunct (Specialfall ad 2.). Gleiches tritt ein, wenn R* ohne zu zerfalleninD 
eine Spitze hat (Specialfall ad a). Ausser g, 7 A gibt es im ersten Falle noch 2, im 
zweiten noch 6 unäre Gerade. 


29 


II. Beziehungen der verschiedenen Geradensechs unter sich und zu 
anderen Gebilden. 


Für die geometrische Untersuchung der auf einer Fläche 3ter Ordnung F" befindli- 
chen Gebilde liefern die nachstehenden Erörterungen unentbehrliche Hülfsmittel. 


A Verhalten einer gegebenen Sechs (a,..a,) gegen die 2landeren Ge- 
raden und die noch möglichen Geradensechs. 


Irgend eine Gerade von F? gehört entweder zu den a,:oder zu den sechs 5, welche 
mit jenen die Doppelsechs («5) bilden, oder zu den 15 Geraden c, von welchen jede zwei, 
aber nur zwei der a trifft. Eine dieser c wird durch ©% bezeichnet, wenn sie a;, a; schneidet. 
Zwei der 15 Combinationen bedeuten zwei windschiefe, oder zwei sich schneidende c, je 
nachdem sie einen Index gemein haben, oder nicht. 


Will man daher unter diesen c drei windschiefe angeben, so müssen je zwei der- 
selben einen gemeiusamen Index besitzen. Nun können hiebei nur zwei Fälle eintreten, ent- 
weder alle drei haben den nämlichen Index, wie 12, 13, 14; oder man hat zu nehmen 12, 
13, 23. Im letztern Falle wird jede der noch möglichen Combinationen c entweder keine der 
Zahlen 1, 2, 3 enthalten, und eine solche c wird 12, 13 und 23 schneiden, oder c enthält 
ewta 1, also noch eine von 2, 3 verschiedene Zahl, und muss demgemäss 23 schneiden. Es 
gibt folglich keine c, welche zu allen drei: 12, 13, 23 windschief ist. 


Sollen sonach 4, zu je zwei windschiefe c gewählt werden, so müssen sie sämmtlich 
einen gemeinschaftlichen Index bekommen. Da es nun 5 Combinationen mit einem gemein- 
“ schaftlichen Element — etwa 1 — gibt, so existiren unter den c noch Gruppen von 5 Wind- 
schiefen, nicht aber von mehr. 

Weil ferner jede der 5 Geraden 12,13,14,15,16 sowohl a, als 8, schneidet, und 
die andern 5, welche noch auf «a, stehen, unter den 5 sind, die 5, welche noch b, treffen 
unter den a; so ergibt sich, dass a; von jeder c getroffen wird; welche den Index 7 hat, nicht 
aber von den übrigen c. 


Ferner folgt, dass fünf c zur Bildung einer Sechs nicht gebraucht werden können, 
da sie zwei Transversalen haben. Immerhin kann man aber vier c nehmen z. B. 12,13, 14, 
15 wodurch (v. 13.) eine sie enthaltende Sechs bestimmt ist. Die beiden fehlenden Geraden 
sind hier leicht aufzufinden: Sie müssen nämlich unter den « und 5 sein, und von diesen 
sind offenbar a;, d, allein windschief zu den angenommenen vier c, und wie dies sein muss, 
auch windschief zu einander. Also: 

Eine Geradensechs, welche vier c enthält, nimmt a und die homo- 
loge db auf. 

Wenn demnach eine Sechs zwei a enthält, und aus diesem Grunde keine 5 enthalten 
kann, aber auch nicht vier c, so folgt, dass sie wenigstens noch eine a enthalten muss, mehr 
aber auch nicht, weil sie sonst mit (a, ... a;) selbst identisch wäre. 


30 


Man kann sofort die Sechs angeben, zu welcher drei beliebige a — 4,44; — ge- 
hören. Die fehlenden drei können nur unter den c sein, und es dürfen die entsprechenden 
Combinationen keine der Zahlen 1, 2, 3 enthalten, müssten demnach sein: 45, 46, 56 und 
in der That genügen diese. 

Wir schliessen hieraus: 

Die ausser der zu Grunde gelegten Doppelsechs (ab) noch vorkom- - 
menden Geradensechs bestehen entweder 

1. aus drei beliebigen a und drei dann bestimmten c; oder 

2. aus drei d und drei c, oder 

3. aus einer a, der homologen 5 und vier c. 

Nehmen wir ad 1. an: a, a, a, 45, 46, 56 so muss deren Ergänzung die Transver- 
salen b, d, b, von a, a, a, besitzen, folglich noch 12, 13, 23; so dass diese zu 2 gehört. 

Nehmen wir aber ad 3. an: 

12,13, 14,15, a, By, 
so ist deren Ergänzung offenbar: 

62, 63, 64, 65, a,, 51; 
gehört sonach auch zu 3. 

Mithin: Eine von (ab) verschiedene Doppelsechs hatentweder in ihrer 
einen Hälfte drei a, in ihrer andern drei d — die Transversalen jener a — 
oder aber in der einen Hälfte ein a und ein 5 mit gleichem Index č, sodann 
in der zweiten Hälfte auch ein a und ein 5 mit demselben von č ver- 
schiedenen Index. Ý 

Durch Annahme der drei a oder 5 ist im ersten Fall die Doppelsechs bestimmt, im 
zweiten ist sie es auch, wenn man über die aus (« b) zu nehmenden Geraden verfügt hat. 
Z. B. bedinst die Wahl a,, d, für die eine, «a,, b; für die andere Hälfte, dass in dieser 
letzteren die vier e: 12, 13, 14, 15 vorkommen, denn diese c müssen den Index 1 haben, 
weil sie sämmtlich «a, treffen und dürfen 6 nicht haben, weil sie mit a; windschief sind. Man 
kann hier noch zufügen: 

Ausser (ab) existirt keine Sechs mit weniger als drei c. Verwendet man nun zur 
Bildung einer solchen drei e mit demselben Index, d. h. drei, mit welchen noch zwei andere 
c windschief liegen, so muss von diesen eine in die Sechs eingehen; denn die 3 fehlenden 
können nach obigem weder auschliesslich a, noch bd, noch theils a, theils 5 sein. 

$5. Verhalten der Geradensechs gegen einen auf F? liegenden Kegel- 
schnitt a”. 

In der Ebene von a? liege die Gerade q von F*, und es mögen die 16 auf a* ste-- 
henden Geraden die Abtheilung A, die 10 andern die Abtheilung B bilden. (v. 10.) 

1. Nimmt man zur Construction einer Sechs vier Gerade aus A — a,%,4a, — 
so sind 2 Fälle zu unterscheiden: 

a) Die vier a sind unter den A ein Quadrupel (v. I. 3), mit anderen Worten, 
unter den A ist keine windschief gegen alle vier. Da von den beiden Unbekannten g nicht 
die eine sein kann, weil die andere dann g träfe, so müssen diese beide zu B gehören. In 
diesem Falle stehen (v. I. 3.) die beiden Transversalen über a,a,a,a, auf q. 


C 


31 


b) a,a,a,a, bilden kein Quadrupel, haben also eine der A zur Transversale t. Dann 
gibt es noch eine Gerade in A, welche t schneidet, mit den 4 angenommenen windschief 
ist, daher zusammen mit q die Sechs completirt. 

Eine Geradensechs, welche genau drei, oder zwei der Abtheilung A entnommene Ge- 
raden besitzt, kann nicht existiren: Denn bei dieser Voraussetzung kann g nicht zur Sechs 
gehören, da sonst die fehlende zwei oder drei in A wären; also müssten die zu den drei, 
resp. zwei in A befindlichen noch erforderlichen drei resp. vier auf q stehen. Somit würde 
g zur ergänzenden Sechs gehören, und träfe wenigstens eine der in A angenommenen Geraden, 
was nicht stattfindet. 

3. Soll endlich die Sechs eine einzige a, von A enthalten, so ist sie durch diese 
Forderung auch bestimmt; ‚denn es gibt 5 Transversalen von a,, g; folglich auch 5 zu a, 
und untereinander windschiefe, auf q stehende Gerade. 

Im Falle 1. a) verhält sich die ergänzende Sechs ebenso wie die angenommene, da 
die Transversalen eines Quadrupels wieder ein solches bilden. Die auftretende Doppelsechs 
hat in jeder Hälfte vier einpunctige und vier Nullsecanten von až. 

Bei 1. 5) verhält sich die ergänzende Sechs wie ad 3. Die Doppelsechs hat in der einer 
Hälfte 5 einpunctige, 1 zweipunctige Secante q, in der andern eine einpunctige, und 5 Null- 
secanten des a*. 

Bei 3. ergibt sich dasselbe wie ad 1. 5). 

Anwendung: 

Man lege im Falle 1. a) durch a“ und das Quadrupel a, a, a; a, eine Fläche F*, so 
durchdringt sie die F% noch in einer Raumourve 6ter Ordnung R®, für welche die Geraden 
(ax ... a;) wie sofort erkannt wird, 4 punctige Secanten sind. Hieraus folgt, dass durch R* 
keine zweite F*, noch weniger F* möglich ist. Ferner ergibt sich, dass die ergänzende 
Sechs (d,....5,) aus Nullsecanten von R® besteht: 

Zunächst kann ži? keine 4 noch 5 punctige Secante ausser den a besitzen, da diese 
mit irgend einer a in einer Ebene liegen müsste. Eine Transversale 5 über fünf « kann des- 
halb diesen a nicht sämmtlich anf R“ begegnen, ebensowenig 4 oder drei a auf R* treffen. 

Würde dies aber für zwei a — oder nur ein a — stattfinden, für die anderen 3 — 
oder vier a — nicht, so hätte eine durch drei der letzteren geleste F* mehr als 12 Puncte 
mit R° gemein. 

Kann nun 5 keine der fünf a auf R* schneiden, so kann sie auch sonst keinen Punct 
von R“ enthalten, weil dann gar mehrere F? durch R“ gingen. Die 15 Geraden c sind jetzt 
2 punctige Secanten der %°, weil jede c mit einer a und einer 5b in einer Ebene liest. Wenn 
man alsdann durch 2 vierpunctige Secanten a und die c, welche diese a schneidet, ferner 
einen Punct p auf R“ einen Büschel von F? lest, so wird durch die F? noch ein variabler 
Punct g aus HR" geschnitten, woraus der rationale Character der Curve hervorgeht; also Rs. 
(v. Bobek in den Sitzb. der kais. Akad. der Wissensch. 1887. März.) 

Legt man im Falle 3. durch a?, a, eine Fläche F?, so wird F% von dieser noch in 
R* durchdrungen, für welche die Geraden a offenbar 3 punctige Secanten sind. Sodann ist q 
eine 5 der ergänzenden Sechs, und zwar 1 punctige Secante der R°. Gleiches gilt von den 
anderen b, da jede a* und a, trifft. Hier sind die fünfzehn c, wovon jede mit einer a und 


32 


einer b in einer Ebene liegt, 2punctige Secanten. Ist p das Geschlecht der R®, so ist p—1 
die Mannigfaltigkeit der durch a*, a, möglichen Flächen 2ter Ordnung, also y—1=2, p=23. 

(V. Nöther’s gekrönte Preisschrift über die ale. Raumeurven.) _ 

C. Auf F? befinde sich die Raumeurve 3ter Ordnung AR}. 

Damit ist eine Doppelsechs gegeben (ab), deren eine Hälfte a aus 
Nullsecanten, die andere aus 2punctigen Secanten der Curve besteht. 


Man überzeugt sich hievon leicht in folgender Weise: Eine Tritangential-Ebene der 


F*, zeigt, dass immer eine Gerade c vorhanden sein muss auf F*, die Rj 1punctig schneidet. 
Alle 2punctige Secanten von R?, welche c schneiden, erfüllen eine Regelschaar F*, von welcher 
wie man sieht, zwei Gerade in die Fläche F® fallen müssen. 

Hat hiernach R? eine 2punctige Secante b; auf F®, so treten in den 5 Tritangential- 
ebenen durch 5; auch 5 windschiefe Nullsecanten a auf. Würde man durch eine dieser a 
Tritangentialebenen legen, so fände man 5 windschiefe 2 punctige Secanten. 

Diese können aber- nicht die einzigen sein, weil sie sonst bei drei verschiedenen 
Nullsecanten auftreten müssten, drei windschiefe Gerade der F% aber nur 3 Transversalen 
haben. Folglich sind wenigstens 6 zweipunctige Secanten auf F*, mehr aber nicht, weil auf 
F% keine Gruppe von mehr als 6 windschiefen Geraden existirt. 

Ebenso folst, dass es 6 Nullsecanten gibt, die auch zu je zwei windschief sein müssen. 
Liefern also jene Bisecanten die Sechs (b, ... d,), so müssen die Nullsecanten ihre Ergänzung 
bilden, da eine derselben fünf 5 schneidet. 

Es ist somit klar, dass die fünfzehn c Ipunctige Secanten von %} sind. Was die Lage 
aller möglichen Sechs gegen R? betrifft, so findet sich Alles, was man darüber sagen kann, 
unter X. schon ausgeführt. 


Um aber bei gegebener (ab) eine Raumcurve A, zu construiren, welche die eine 
Hälfte b zu Bisecanten hat, braucht man nur 4 dieser b als Sehnen von &; anzunehmen 
sowie noch 2 Puncte 9, 5’ auf F*. 
Die sich ergebende Curve hat dann 10 Puncte auf F'*. Zu einer lten Anwendung 
benutzen wir die Doppelsechs, welche durch 3 beliebige a bestimmt ist. Sie ist 4.: 
a a, a, 45, 46, 56 
(ea v b; b, M 
Lest man durch &, und ihre drei einpunctigen Secanten 45, 46, 56 eine F*, so 
durchdrinst diese F% noch in R° und es werden sowohl die angenommenen 1 punctigen Se- 
canten c als auch a, a, a, für die R, Quadrisecanten sein. 


Fasst man nun in der andern Hälfte eine zweipunctige Secante d von R3 auf, so trifit 
sie noch zwei der angenommenen c. ist folglich Nullsecante der R*. Wenn man dagegen in 
dieser Hälfte eine der einpunctigen Secanten von Jé betrachtet, so schneidet sie jede der 
angenommenen c, wird somit auch Nullsecante der %°. Auf diese Weise finden wir demnach 
die unter ©. behandelte R$ wieder. 

Bei dieser Gelegenheit dürfte es angezeigt sein, eine Mittheilung von Herrn Em. 
Weyr „Ueber rationale Raumcurven“, publicirt in den Sitzungsberichten dieser Gesellschaft, 
Jahr 1882 in einigen wesentlichen Puncten richtig zu stellen. 


A 


33 


Erstens wird (pag. 163) bewiesen, dass durch eine rationale R“ eine einzige F* 
möglich ist. Der Beweis stützt sich darauf, dass der Restschnitt öter Ordnung, den zwei durch 
eine R" gehende F? gemein haben eine der von Sturm betrachteten Formen haben müsse; 
aber diese Formen umfassen nicht alle Fälle. 

Uebrigens ist die Behauptung nicht wahr; und Herr Weyr selbst gibt (pag. 162) 
eine R$ an mit einer fůnfpunctigen Sekante D. 

Durch diese gehen sicher ©&o! Flächen F", weil jede F*, welche D enthält und noch 
durch 14 beliebige Puncte der R? geht, diese Curve ganz aufnehmen wird. 

Eine zweite Correctur ist von besonderer Wichtigkeit, weil wir durch sie dazu ge- 
langen, alle denkbaren AR klar zu erkennen. 

Die Trisecanten einer AR} sind die Erzeugenden einer Regelfläche F,,, welche F? 
ausser in RS in einem Ort 24ter Ordnung schneidet, und es muss dieser Ort aus Geraden 
von 4" bestehen. 

Hieraus wird pag. 164 geschlossen, insofern eine Quadrisecante für 4 Trisecanten zu 
rechnen hat: „Eine R5 hat 6 Quadrisecanten.“ Allerdings ist 4.6=24; aber muss denn 
eine Gerade, welche zugleich auf F,, und F? liest vier Puncte mit RŠ gemein haben, und 
ist es undenkbar, dass sie nur drei, oder etwa 5 Puncte dieser Curve enthält? Offenbar 
müsste eine derartige Annahme ausgeschlossen sein, wenn die obige Folgerung gezogen 
werden darf. Die Sache verhält sich wirklich ganz anders, indem die in Rede stehenden 
gemeinsamen Geraden von 50, F? theils 3, theils 4, theils 5 punctige, endlich auch aus- 
schliesslich Quadrisecanten sein können. Streng wird man also verfahren: 

Besitzt R} eine 5punctige Secante S; nicht aber mehr, was man annehmen kann, 
weil sonst R} auf einer F” läge, und als eine hinreichend bekannte Curve nicht weiter in 
Betracht zu ziehen wäre — so reprásentirt S; 10 Trisecanten, bleiben 24 — 10 = 14 gemein- 
schaftliche Gerade von F). F*. 

Da 14 nicht durch 4 theilbar ist, so kann diese Zahl nicht durch lauter Quadrise- 
canten aufgebracht werden; d. h. F,,, F* haben sicher eine Gerade S; gemein, die nicht 
mehr als Trisecante für Rj ist. Mittels der F,,, oder auch wie Weyr pag. 165 zeigt man, 
dass S, noch von 3 Trisecanten ausserhalb der Curve R; geschnitten wird. Diese sind dem- 
nach ebenfalls auf F* und bestimmen mit S; drei Tritangentialebenen der F*, in welchen 3 
Nullsecanten von R$ sein werden. Mithin muss das durch diese und S; geleste Hyperboloid 
noch 9 Puncte der R“ ausschneiden. Dies Hyperboloid hat aber mit #? nur noch zwei wind- 
schiefe Gerade gemein, also muss von diesen die eine 5punctige, die andere 4punctige Se- 
cante der R; sein. Wir finden demnach: a) Hat R? eine 5 punctige Secante, so hat 
sie auch eine einfache Trisecante auf #?, zudem aber auch eine Quadrisecante; und 
es ist auch keine 2te Quadrisecante von F% möglich, wenn nicht eine F? die Curve ent- 
halten soll. 

b) Hat Rj eine einfache Trisecante auf F", so besitzt sie eine 5 punc- 
tige und eine 4 punctige Secante. Im Gesammtschnitt 24. Ordnung rechnen diese 
beiden für 10 — 4 Trisecanten, bleiben also noch 10 gemeinschaftliche Gerade von F, F, 
die sämmtlich einfache Trisecanten der R“ sein werden. 

Durch diese R} gehen, wie schon oben bemerkt ao' Flächen dritter Ordnung. 


5 


94 


Wird jetzt die Voraussetzung gemacht, dass R, keine fůnfpunctige Secante hat, so 
kann sie auch keine einfache Trisecante auf F* haben, und es muss der Gesammtschnitt 24. 
Ordnung aus lauter, d. i. sechs Quadrisecanten bestehen. Durch diese Rj geht keine 
zweite F". 

Endlich sind wir zur Umkehr berechtigt: 

Geht durch Ró nur eine #?, sodass sie demgemäss keine fünfpunctige 
Secante haben kann; so besitzt sie 6 Quadrisecanten. (Siehe ®.) Gehen aber 


zwei F? durch R$, so besitzt sie nothwendig eine fünfpunctige und eine 


Quadrisecante; weshalb dann auch eine Regelfläche #3 durch die Curve geht, welche die 
Bpunctige Secante zur doppelten, die 4punctige zur einfachen Leitlinie hat. 


Daher: Die Restcurve dieser RS besteht aus einer doppeltzählenden 
und einer einfachen Geraden, die sich nicht treffen. (Nöther.) 


2, Anwenduns. 

Man verstehe unter %* drei windschiefe Gerade der F?: a, a,, a, und schneide F? 
mit einer durch %* gelesten F? in Až. 

Um zu sehen, wie die ausserhalb %* befindlichen Geraden der F? sich gegen a,, a, az 
verhalten, bediene man sich irgend einer Doppelsechs (a b), in der die Gruppe %* vorkommt. 

Es zeist sich dann sofort, dass für %* sechs Nullsecanten existiren, wovon drei zu 
den a, drei zu den fünfzehn c gehören, nämlich: 

Úno a Gao O, dd. DU 

Auch besitzt %* sechs Bisecanten : 

12, 13, 23 und dy, 5, dy, 

Ueberdies sind die Transversalen der R°, nämlich b,, b;, d, dreipunctige, alle übrigen 
neun Geraden c einpunctige Secanten. 

j Demzufolge hat Rj: 

Sechs Spunctige, ebenso viele Ipunctige, neun 2punctige, drei Nullsecanten; doch 
bilden hier weder die dreipunctigen, noch die einpunctigen Sekanten eine Geradensechs, wie 
dies oben stattfand. 

Wegen der Resteurve %* kann R, keine der Species vom Geschlechte Null sein. Wäre 
aber a>1, so müssten durch %* wenigstens ©o! Flächen 2ter Ordnung gehen, was nicht 
möglich ist, also p = 1. Für diese R? ist jede der angenommenen «a Quadrisecante; denn 
die Ebene durch a, und die einpunctige Secante 5, der R“ enthält noch 12, eine zweite 
Ipunctige Secante der Curve. 

Wird umgekehrt auf F? eine RÜ — vom Geschlecht 1 — vorausge- 
setzt, so muss ihre Restcurve aus 3 windschiefen Quadrisecanten der R$ 
bestehen. 

Beweis. Um möglichst kurz zu sein, werde #3 ohne Doppelpunct gedacht. Durch 
die gesuchte Restcurve muss eine, aber nur eine F? gehen; sie muss deshalb eine Gerade 
zum Bestandtheil haben, da sonst oo? F* durch sie möglich wären — R3 —. Ihr zweiter 
Bestandtheil kann, wie man gleich einsieht, keine zerfallende oder nicht zerfallende Linie 
2ter Ordnung sein, folglich könnte er nur aus zwei windschiefen Geraden, oder einer doppelt 


D 


95 


zählenden Geraden bestehen. Wäre die Unzulässigkeit letzterer Annahme bewiesen, so folgte 
von selbst, dass die drei Geraden zu je zwei windschief sein müssen. 


Ist aber im Restschnitt eine doppelt zählende Gerade a, so ist auch eine einfache «a, 
darin. Nun können die durch a, gehenden zwei F* nicht eine der a, benachbarte windschiefe 
enthalten, weil F% auf a, keinen Doppelpunct hat (v. 11), sie können auch nicht längs «a, 
eine gemeinschaftliche Tangentenebene besitzen.") 


Soll aber eine F* durch a, existiren, für welche diese a, im Schnitt 7%, F% doppelt 
zählt, so kann a, nur dann einfach auf /"* sein, wenn F* noch eine der a, benachbarte die a, 
treffende oder nicht treffende Gerade von F? enthält. Da aber Beides nach dem Gesagten 
ausgeschlossen erscheint, so könnte nur noch «a, eine doppelt zählende Gerade der /* sein. 


Wäre jetzt a, windschief zu a,, so könnte eine solche #* nicht auch a, enthalten; 
schneidet sich dagegen a,, @,, so genügt jede der oo! F*, welche aus der Ebene a,«, und 
irgend einer durch a, gelegten Ebene besteht, der Forderung, und das Geschlecht der Rž 
wäre = 2. 

Hiernach hat Ri drei windschiefeQuadrisecanten, worunter nebenbei 
keine zwei benachbarte sind. 


D. Die Quadrisecanten aller MR. 


Die supponirte Existenz einer Quadrisecante bedingt ersichtlich mindestens 7 scheinbare 
Doppelpuncte für die R$; alıop=3. 

Erstens. R53 hat entweder keine Quadrisecante, oder ‘unendlich viele. Nämlich, 
wenn sie eine hat, so liest %$*) auf einer F?,; hat mithin die eine Schaar von Geraden zu 
Quadrisecanten. Dass R3 keine Quadrisecante zu haben braucht, zeist das angeführte zweite 
Beispiel (B). 


1) Man kann den Satz aufstellen: 


Wenn eine Gerade a, im Schnitt zweier F? doppelt zählt, diese F* ohne Doppelpuncte sind, 
so gibt es im Büschel dieser F" stets eine Regelfläche Fý mit der Doppelgeraden az. 


Es ist klar, dass die Flächen eine der a, benachbarte windschiefe Gerade nicht enthalten. 
können. Gesetzt, in a, fielen zwei sich schneidende Gerade der Flächen zusammen. In der alsdann 
auftretenden gemeinschaftlichen Tangentenebene liege noch a, von F®. Lest man durch ap, a, irgend 
eine F?, so hat diese mit F? eine R* gemein, die a, in zwei Puncten schneidet. A* ist die Basis 
eines Bůschels 72, der mit dem Ebenenbüschel durch a, die F? erzeugt; mithin bekommt diese zwei 
Doppelpuncte auf a,. Soll nun in anderer Weise a, doppelt zählen, so betrachte man eine Ebene E, 
welche a, in einem beliebigen Puncte s schneidet; dann müssen sich die Curven, welche E mit den 
F% gemein hat, in s berühren; d. h. in jedem Puncte von a, haben die beiden F" eine gemeinsame 
durch a, gehende Tangentenebene. 


Legt man hierauf eine Ebene durch a,, so wird diese Bitangentialebene beider F*®, und ihre 
Berůhrunospuncte auf a, werden die nämlichen zwei Puncte sein. Die F* haben ausser a, noch eine 
Raumeurve R’ semein, eine beliebige durch a, gelegte Ebene enthält nur 2 Puncte dieser Curve 
ausserhalb a,, also ist a, 5punctige Secante der Rp’. Die adjungirten Flächen 2ter Ordnung haben, 
wie im Text zu sehen, sämmtlich die a, zur Doppellinie, ihre Mannisfaltigkeit ist also 2; folglich 
p=3=7—4. Alsdann aber liegt (Bobek a. a. 0.) R* auf einer Regelfläche Fý mit 
der Doppelgeraden a,. 


36 


Zweitens. AS liegt auf einer Regelfläche F%, deren Doppelgerade einzige Quadri- 
secante der Curve ist.*) Eine zweite kann die Curve nicht besitzen, da diese auf F% liegen 
würde; die Geraden von F®, die einfache Leitlinie mitgerechnet sind Bisekanten der RS. 

Drittens. AR? hat 3 windschiefe Quadrisecanten. 

Viertens. „R5 hat entweder sechs Quadrisekanten, oder nur eine, und in diesem 
Falle stets eine 5punctige Secante. 


Schlussbemerknng. Eine nahe liegende Anwendung bietet die Bestimmung der 
Ordnung z für die Trisecantenfläche F* einer auf F% liegenden Raumcurve. 

Handelt es sich 1. um R}, so ist diese Curve — weil vom Geschlechte 1 — fünffach 
auf F*. Ihre drei Quadrisecanten a, a, a, sind 4fache Gerade dieser Fläche. Ferner befinden 
sich unter den Geraden von F? noch 6 Trisecanten der R, nämlich die sechs zur Gruppe 
a a, windschiefen a,, a,, a,, 45, 46 56. (v. X); daher 32 =5.6+3.446, z=16. 

2. R% ist Afach auf F*. Die Resteurve, welche eine durch AR? geleste F? aus F? 
schneidet, besteht aus einem Kegelschnitte a? und einer ihm nicht begegnenden Geraden Z 
Diese 7 wird Quadrisecante von AŽ, und demnach 4fache Gerade der F*; überdies hat R? 
8 Trisecanten auf F%, nämlich die Geraden 4, Ay, lo, 45 .../,,A,, welche weder a* noch Z 
treffen; daher 32 —4.6—4—8, 2 = 12. 

3. R} ist 3fache Curve von F*, und wird durch eine irreductibele Ji“ zum voll- 
ständigen Schnitt zweier F" ergänzt. Es sind auf 7" 6 Gerade, welche R? nicht treffen (v. ©). 
Sie sind Trisecanten von R und zwar die einzigen, welche diese Curve auf F* haben kann, 
also:32—=3.6+6,2 =8. 


*) Bobek a. a. 0. 


Druckfehler: 


In Nr. 1. lies o’ statt o!, und in der drittletzten Zeile e?, e? statt e, e,. 
In Nro 2. zu Anfang: (p) "A (»,) statt (p) x (p) 
2? NP: „ Paz). 


i 


AUBERRIDE  & 


PERATUR VON PRAG 


Dr. STANISL. KOSTLIVÝ. 


“ (Abhandlungen der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folse, II. Band.) 


‘ ’ k 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. 4.) 


: PRAG. ; 
böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Gregr. 
1887. 


Verlag der königl. 


Über die mittlere Temperatur von Prag besitzen wir verschiedene Angaben. Die 
erste Bearbeitung der meteorologischen Verhältnisse Prag’s rührt von Fritsch her, der in 
seinen „Grundzügen einer Meteorologie für den Horizont von Prag“ !) eine mittlere Jahres- 
temperatur von 7669 R — 9:58°C bei Verwendung der Jahre 1771—1846 angibt. 

Später hat Jelinek in seiner Abhandlung „Über den täglichen Gang ?) der vor- 
züglichsten meteorologischen Elemente aus den stündlichen Beobachtungen der Prager Stern- 
warte abgeleitet“ auch den jährlichen Gang behandelt. Nachdem er aus den 8—9 jährigen 
Beobachtungen den Werth 7:16°R = 89590 findet, des zu kurzen Zeitraumes wegen die 
Monatmittel als nicht sicher genus ansieht, benützt er gleichfalls die ihm von Fritsch mit- 
getheilten Werthe. 

Kreil führt in seiner „Klimatologie *) von Böhmen“ bei Benützung der Jahre 1771 
bis 1859 dieselbe mit 7:5989R = 9509G an, welcher Werth anch in Wild’s „Temperatur- 
verhältnisse des russischen Reiches“ und in Studnička's „Všeobecný Zeměpis“ benützt wurde. 

In den „Jahrbüchern *) der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmasnetismus“ 
ist als Normalmittel für den 20jährisen Zeitraum (1848—1867) das Jahresmittel mit 
743°R = 9299 C angegeben. Noch wollen wir erwähnen der Angabe Chavanne’s,’) wenn 
auch die von ihm veröftentlichten Daten sehr wenig Vertrauen verdienen, mit 9:39°C. 

Schliesslich hat Augustin in seiner Abhandlung „Das Klima °) von Prag“ für 
den 40jáhrigen Zeitraum 1840—1879 die mittlere Temperatur gerechnet und erhielt als 
Jahresmittel 9:16°C, also einen gegen Fritsch um 0'42°, gegen Kreil einen um 0'34° niedri- 
geren Werth, Wenn wir jedoch selbst diese niedrisere Angabe Augustin’s mit 916°C als 
richtiger ansehen und dieselbe auf’s Meeres-Niveau redueiren, so ergibt sich mit Rücksicht 


1) Abh. d. kgl. böhm. Ges. der Wiss. V. Folge. VII. Band, Prag 1850. 

2) Denksch. d. k. Acad. d. Wiss. II. Band. II. Abth. Wien 1851. - 

®) Nach dem Tode des Verfassers auf Kosten der k, Acad. der Wiss. in Wien herausgegeben von Dr. 
C. Jelinek. 

+) Neue Folge, VI. Band. Jahrg. 1869. 

5) Die Temperaturverhältnisse von Österreich-Ungarn, dargestellt durch Isothermen, Wien 1871. 

°) Sitzber. d. königl. böhm. Ges. der Wiss., Jahrgang 1880, pag. 314 ff, In einer späteren Abhandlung 
„Jak se užívá vzorce Lambertova-Besslova v meteorologii“ (Čas. pro pěst. math. a fys. 1885) findet 
er 9359 für einen 80jihrigen Zeitraum. 


1* 


4 


auf die Seehöhe von Prag mit 202 m und eine mittlere Temperaturabnahme von 05% pro 
100 m eine mittlere Temperatur von 9:16+-1'01=10'17°C im Meeres-Niveau; wenn wir 
aber die erschienenen Isothermenkarten von Dove, Wild und Hann betrachten, sehen wir, 
dass diese Temperatur wenigstens um 0:6—0'7°C zu hoch ist, da sich aus den Karten nach 
Schätzung eine Temperatur von 95, höchstens 9:69 ergeben würde. 

Auch Kreil fand!) bei der Reduction der Temperaturmittel auf eine Normalebene von. 
70 Toisen = 136 m Seehöhe, dass die Temperatur von Prag um 0'52°R = 0:65°C zu hoch 
sei. Nachdem er nämlich aus allen vorhandenen Temperaturbeobachtungen die in der Höhe 
von 70 Toisen herrschende Temperatur mit 7409 R = 9259 C ermittelt hatte, berechnete er 
für die einzelnen Stationen mit Rücksicht auf ihre Höhenlage und auf die Temperaturabnahme 
mit der Höhe die entsprechenden Temperaturen und bildete die Differenzen zwischen Beob- 
achtung und Rechnung (B—G), wobei er hinzufüst: „Diese Unterschiede oder, wenn man sie 
so nennen will, Fehler der Stationen geben sofort die Temperatur (N) an, welche die Station 
unter übrigens gleichen Umständen zeigen würde, wenn sie auf der Normalebene von 70 Toisen 
Seehöhe läge, denn es muss N = (B—G) + 7409 sein“. Die Differenzen erklärte er als von 
Local- und anderen Einflüssen abhängig. 

Bei Gelegenheit der Bearbeitung des aus Böhmen bisher een Materiales, 
namentlich zum Zwecke der Feststellung der Normaltemperaturen für die einzelnen Stationen, 
war für mich der zwingende Grund entstanden, näher auf diese Frage einzugehen, da Prag für 
die Periode 1851—1880 als Normalstation gewählt werden musste, indem für diese Periode Prag 
allein eine continuirliche Reihe aufweist, mittelst welcher die Beobachtungsreihen der einzelnen 
Stationen auf die Periode 1851—1880 reducirt werden mussten. Als ich die bereits an der 
Anstalt vorhandenen Zusammenstellungen der Temperaturmittel von Prag benützte, an welche 
nur die letzten Jahre nach 1875 angeschlossen wurden, und Differenzen der einzelnen Mittel 
gegen Prag zu rechnen begann, fiel mir schon bei der Bearbeitung der ersten Station ein 
plötzlicher Sprung in den Differenzen der Jahresmittel vom Jahre 1870 zu 1871 auf, der 
sich auch dann bei allen weiteren, zur Constatirung versuchsweise verwendeten Stationen 
zeigte, so dass der Grund in der Prager Reihe zu suchen war, welche somit, bevor sie als 
Normalreihe benützt werden konnte, auf ihre „Homogenität“ geprüft werden musste, d.h. es 
musste vorerst ermittelt werden, ob während des ganzen Zeitraumes 1851—1880 keine Änderung 
des Localeinflusses eingetreten ist. 

Nachdem die Art und Weise der Aufstellung des Thermometers laut den „Magnetischen 
und meteorologischen Beobachtungen auf der k. k. Sternwarte in Prag“ keine Änderung erfuhr, 
musste dies in den verwendeten Thermometern liegen, was auch im 31. Jahrgange pag. XXX 
vollkommen seine Erklärung fand. 

Director Hornstein hat im Jahre 1871 die Correctionen der an der Slon 
befindlichen Thermometer ermittelt, von welchem Jahre an die Correctionen unmittelbar an 
die abgelesenen Stände angebracht wurden, während in früherer Zeit die Angaben des Thermo- 
meters ohne irgend welche Correctionen aufgenommen wurden, wobei jedoch stets in den 
Jahrbüchern darauf verwiesen ist, dass wegen Unzulänglichkeit der Mittel die Thermometer 
einer genauen Vergleichung nicht unterzogen werden konnten. 


I) Klimatologie pag. 314. 


s 


5 


Es war daher nothwendig, an alle frůheren Angaben die durch Hornstein gefundenen 
Correctionen anzubringen. Bei dieser Gelegenheit sei es mir gestattet, Herrn Director Prof. 
Dr. L. Weinek den verbindlichsten Dank auszusprechen für seine gütige Unterstützung in dieser 
Angelegenheit, welcher mit grosser Zuvorkommenheit alle gestellten Anfragen bezüglich der 
verwendeten Thermometer beantwortet, sowie auch gestattet hat, die auf im Folgenden zu 
besprechende Art und Weise rectificirten Daten zu veröffentlichen; auch Herrn Adjuncten 
Dr. G. Gruss bin ich für seine Mühewaltung zu grossem Danke verpflichtet. 


Verwendete Thermometer und deren Correctionen. 


Die zu den Beobachtungen verwendeten Thermometer waren folgende: 


1. Jänner 1850 — 17. September 1868 9%, . . . Jerak 144, 
17. September 1868 10b, — 12. October 1868 1, . . . Jerak 205, 
12. Oetober 1868 2%, — 6. Jänner 1869 1%, . . . Jerak 144, 
6. Jänner 1869 2%, — 7. Februar 1869 1%, . . . Jerak 205, 


7. Februar 1869 2", — Ende Decemb. 1870 ..... Jerak 144, 
1. Jänner 1871 — 13. März 1872 1%, .°. »Jerak 205, 
13. März 1874 — Jerak 248 I 


Im „34. Jahrgange“ pag. XV ist wohl die Angabe enthalten, dass Jerak 248I vom 
1. Jánner 1873 an zu den Beobachtungen verwendet wurde; einer freundlichen Mittheilung 
des Herrn Dr. Gruss entnehme ich jedoch folgendes: „Das Tagebuch zeigt evident, dass erst 
am 13. März 1874 die neuen Thermometer Jerak Celsius neu eingesetzt wurden u. z. vor 
2" Nachmittag. 

Vor dem 13. März 1874 wurden, wie das Tagebuch auch ausdrücklich sagt, die 
Originallesungen der Thermometer (Jerak 205a, b) in Reaumur-Graden gemacht, an diese die 
Correctionen angebracht, die corrigirten Ablesungen hierauf in Celsius-Grade verwandelt und 
in die entsprechende Rubrik im Tagebuche eingetragen.“ 

Wie erwähnt, wurden die Correctionen erst durch Hornstein im J. 1871 ermittelt aus 
zahlreichen Vergleichungen in freier Luft; an stürmischen und regnerischen Tagen wurden 
nur wenige oder gar keine Vergleichungen gemacht. Als Normaltemperatur wurde bis zu einer 
genauen Feststellung der Siedepunkte das Mittel aus den Angaben der 3 Thermometer: 
Normal Baudin 2863 (Celsius) auf der Glasröhre bis '/; Grade getheilt, bei 0° und 100° bis 
Yo, Normalthermometer von Geissler in Bonn (Celsius) auf der Glasröhre bis !/,„° getheilt 
und endlich ein älteres Normalthermometer von J. Morstadt in Prag (Réaumur), die Theilung 
auf einer Messingscala bis '/, Grad. Obgleich zu letzterem Thermometer eine Correctionstafel 
beigegeben war, in welcher die Resultate der von Morstadt mit grösster Sorgfalt nach 
Bessel’s Methode ausgeführten Untersuchung des Calibers der Röhre enthalten sind, weicht 
dasselbe dennoch beträchtlich ab von den Angaben der beiden anderen Normalthermometer 
Baudin und Geissler. Nach den im Jahrgange 31. der „Magnet. und meteor. Beobachtungen“ 
pag. XXXIII veröffentlichten Vergleichungen zwischen Baudin und Morstadt ergaben sich 
nachstehende Differenzen, die des Vergleichs wegen in Celsius-Grade umgewandelt wurden: 


bei 09 bei 109R bei 209 R bei 28“ R 
Baudin-Morstadt. . . 014. . .—031. . .—08l. . .— 101 
während die Differenzen 


Baudin-Geissler. . . +006. ..+003. ..— 002... . — 0:09 
betrugen. 


Nach den Erfahrungen, die wir mit einem Normalthermometer Baudin an der k. k. 
Centralanstalt für Meteorologie in Wien gemacht haben, sind die Angaben der Normalthermo- 
meter von Baudin sehr verlässlich, wenn nur auf den jeweiligen Stand des Eispunktes ge- 
nügend Rücksicht genommen wird. Dies hat mich bewogen, in Anbetracht der rasch zunehmenden 
und beträchtlichen Correctionen von Morstadt und der Übereinstimmung von Baudin mit- 
Geissler, die Temperaturangaben auf Baudin 2863 allein zu beziehen, was, wie aus Folgendem 
ersichtlich wird, die verlässlichsten Resultate aufweist. 


Auch Hornstein sah sich später veranlasst (Jahrg. 34. pag XV), die Correctionen von - 
Jerak 248I auf Baudin 2863 zu beziehen. Nachdem aber die Correctionen dieses letzteren 
Thermometers bei jeder Ablesung berücksichtist wurden, erscheint es uns nicht nothwendis 
diese hier aufzunehmen und verweisen nur auf die obbezeichnete Stelle der Jahrbücher. 


Bis zum Jahre 1870 wurden die Correctionen an keine Lesung angebracht, in letzterem 
Jahre nur in der Jahreszusammenstellung. Nachdem Thermometer Jerak 144 seit 11. Februar 
1541 (siehe 1. Jahrg. „Verbesserungen“) in Verwendung stand, kann vorausgesetzt werden, 
dass im Jahre 1851 dasselbe bereits vollkommen mit Bezug auf den Eispunkt zur Ruhe ge- 
kommen war, so dass die durch Hornstein ermittelten Correctionen für den ganzen Zeitraum 
1851— 1370 geltend angenommen werden können. 


In der folgenden Tafel folgen unter A die Unterschiede der gleichzeitig gemachten 
Lesungen der Thermometer: Baudin 2863, Jerak 1444 und Jerak 2050 nach den Angaben 
im 31. Jahrgange pag. XXXIII. Nachdem aber nach den Bestimmungen des Nullpunktes mit 
frisch gefallenem Schnee am 20., 21. und 31. December 1870 für Baudin sich eine Correction 
von — 0'10° herausgestellt hat, so erhalten wir die Correctionen der Thermometer bezogen 
auf Baudin als Normalthermometer (mit Rücksicht auf den um 0:19 höheren Eispunkt) durch 
Anbringen der Correction von — 010°C=—0'08°R an alle Differenzen. Die wahren 
Correctionen sind in der Tafel unter B enthalten, während in C die angewendeten Correctionen 
bezogen auf '/; (Baudin 4 Geissler + Morstadt) wiedergegeben sind. Nachdem diese bis zum 
13. März 1874 1%, in Verwendung kamen, ist es nothwendig, um auch den Zeitraum vom 
1. Jänner 1871 bis 13. März 1874 auf Baudin 2863 allein zurückzuführen, die unter D ent- 
haltenen Zahlen an die publieirten Werthe anzubringen. 


BET > r " 


Tafel I. 


A. B. 
Baudin 2863 Correctionen 
 — Jerak | — Jerak Jerak Jerak © 
144a 205 a 144a 205 a 
R? R“ R“ R“ 
15 | —009 | 50:08 | —0:18 | —001 
14:03 0310 | "12 F001 
132-203 27 29 125002 
2 OD 012001 
Be oe 008 
KOR O0 036 | ro 
| er 
s |— 07|— 06|— 16|— 4 
T |— 09|— 08|— 18|— 17 
G ný | 20 17 
Bp D04 ee |= la 
ea | ada 
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DE OS da 30028 
le DA BA | 389110000 
O: 25 2 34 =330 
p En PELCO | INT VE KOD) 
B Sv S24 | 39. | — 83 
Sour Ale 633 
338 DA ee 
Deka 2975 46135336 
S40, 09249, | 38 
Z AG 80. | 55: 20:39 
8 | — 56|—32|— 60|— “| 
95356245 
O SAE IB 1030) GA 
| 50400 :650| 51 
o|o 0683751 
BE 603 AMA rg 50 
HO AO | 1692 | 49 
PDA OD 40 0 1:29, 
16 265. 440 4 | 049 
ee 6 | =50 


1) Bezogen auf '; (Baudin + Geissler + Morstadt) nach Jahrg. 31. 


C. D. 

Re ler Differenz 

1871—13/,1874 B—C 

Jerak Jerak Jerak Jerak 
144 a 205 a 144 a 205 a 

RY Re R R" 
— 0:14 | — 0:11 | —006 | — 0:06 
— 19 | — 0:08 | — :06 | — 0 
— 2| — 09 | — 0 | — © 
— 26 | — 14 | — 04 | — 04 
— 235 | — 19 | — 04 | — 04 
— 1129| — 2 | — 04 | — © 
— 38 | — 26 | — 01 | — U 
— 3 | — 28|— 01 | — U€ 
DY 2 EOS 04 
— 37 | 028 A005 
— 3928 — :03 | 
— 43 | 31 | — :03.| — © 
— 46 | — 32 | — :03 | — 06 
— 51 | — 33 | — :04 | — 06 
— 54 | — 34 || — :06 | — 0 
— 56 | — 37 || — 06 | — 08 
— 57 | — '39 | — 06 | — 08 
— 58 | — 422 | — 07 | — :09 
— 60 | — 41 | — 08 | — 110 
— 59 | — 40 | — 10 | — 10 
— 58 | — 38 | — +11 | — 1 
— 60 | — 338 | — 11 | — 1 
— 68 | — 38 | — +11 | — 1 
— 65 | — 39 | — +11 | — 1 

pas. XXXIV. 


A. 2: kudsvěndété Correc- zapezko 
Baudin 2863 Correctionen gr BC 
— Jerak | — Jerak Jerak Jerak Jerak Jerak Jerak Jerak 
144a 205 a 144a 205 a 1444 205a 144a 205 a 
Io Big R° R“ R? R? R“ R? 
18 —..:69 | — 4 | — 18 | — 51 | — 67 | — 40 — 1 
19 — 71 | — 42 | — 80 | — 51 | — 168 | — 3 a 0 
20 — U | — :39 || — 380 | — 48 || — 168 | — 36 || — 12 I 
a |. ee — 
22 — 74 — || — A3 — — 72 — = UMU, — 
| 000 | O a 022010100 ne 
24 — 8 - — W — — 86 — (= M. -= 
25 — 4 — | —1:03 — — 9 — a I V 
26 — 1:00 — — 1:09 — — 9 — (== 1 — 
27 — 0:97 — — 1:07 — — % — p — 
28 — M — — 1:04 — 92 — — 11 — 


Zur weiteren Begründung der Richtigkeit dieser Correctionen könnten sowohl die 
Vergleiche zwischen Geissler und Jerak 144a, als auch die Eispunktsbestimmungen von Jerak 
205a mit einer Correction von — 0'295 im Jahre 1871, — 0:32° im Jahre 1872 dienen (vergl. 
unter B bei 09). Mit Rücksicht darauf wurde an A eine Correction von — 0:09 statt — 0:08° 
angebracht. 

Das Thermometer Baudin 2863 stimmt auch fast vollkommen mit einem Pariser 
Normalthermometer, welches Herr Renou im September 1868 mit Jerak 1445 verglichen hatte. 
Es ergab sich: 


Temperätur Renou Jerak 144. !) Renou — Baudin 
— Jerak 1445 — Jerak 1445 — Jerak 144 a — Jerak 144a 

čo RE boby Son cislo MOO MOLO 00T er — 060 . 2... — 062 
DEE ÚRO A 55s o OZP 66 068 
130395: ee EE, 966,4 :069 
OOA 5 IO o ee SOLE RUP oa — ©68-. < <. — 069 
JEHO o SO 608 YEWOVS VAS 3 674 == 
SY On 2 00 LO a OT L DTA 
T000 Wen O (000 OT V048 
20:0R., 22 OS SA SOD o rn 


Es stellt sich somit ein äusserst geringer Unterschied für die beiden Thermometer 
heraus. Es erscheinen hiedurch die in Tafel I. unter B und D angeführten Correctionen als 
vollkommen begründet. Wie wir später sehen werden, ergibt sich auch durch Anbringung 
dieser Correctionen eine volle Übereinstimmung mit den Beobachtungen an anderen Stationen 
in Böhmen. 


1) Nach Versleichungen Murmann’s 1868—69 und 1870 —71. 


Die Temperaturmittel 1851—1885. 


Um möglicherweise vorkommende Druckfehler zu erkennen, sowie auch zur eigenen 
Controlle wurden die mittleren Temperaturen in 2 Decimalen für die Stunden 6%, 2%, und 
10*,, sowie auch das 24stündige Mittel den „Magnet. und meteor. Beobachtungen“ entnommen, 
gleichzeitig aber auch */„ (6-2--10) gebildet. Im Falle der Nichtůbereinstimmung (mit 
Rücksicht auf die Reduction auf wahre Mittel) wurde das 24stündige Mittel neu gerechnet. 
Nachdem an alle diese Mittel die im Vorangehenden angegebenen Correctionen angebracht 
wurden u, z. bis zum Jahre 1872 incl, in Reaumur-Graden (worauf dann erst die Mittel in 
Celsius-Grade umgerechnet wurden), von 1873 an in Celsius-Graden, entstanden die Tabellen, 
die im Anhange wiedergegeben werden und welche von Monat zu Monat für den Zeitraum 
1851—1885 die mittleren Temperaturen der Stunden 6%, 2%, und 10%,, sowie auch die 24- 
stündigen Mittel enthalten. Eine Wiedergabe der Mittel '/„ (6 2-10) schien vollkommen 
überflüssig. Für einzelne Monate des Jahres 1853, sowie auch für alle des Jahres 1868 wurde 
das Mittel der 3 Stunden benützt und auf wahres, 24stündiges Mittel reducirt. 

Entsprechend dem Beschlusse des Meteorologen-Congresses in Wien (Sitzung vom 
10. September 1873): „als Perioden für die Berechnung der Normalwerthe Intervalle von 
5 Jahren (Lustra) zu wählen und das nächste Lustrum mit dem 1. Jänner 1876 zu beginnen“, 
wurden auch für je 5 Jahre die mittleren Werthe gerechnet, sowie auch für die ganze 55- 
jährige Reihe, welch’ letztere wir hier der grösseren Übersichtlichkeit wegen folgen lassen. 


Tafel LI. 
Mittlere Temperatur 1851—1885. 


6ha 2bp 10h, | 4 (62-110) Zen A ein st 

Jänner —_209| 035 | — 132) —101 |—115| 014 |— 009 | — 0:10 
Februar — 146| 2:09 | — 0:29 011 0:02 | — 0:09 | — 0:08 | — 007 
März 0:84| 5:96 2-68 3:16 317 | + 0:01 |+ 0:01 | — 0:01 
April 517 | 12-10 7:79 8:35 8:55 | + 0:20 10:29 | +4 0:24 
Mai 971 1703 | 12:33 13:03 13:29 | + 0:26 | + 0:32 |-+ 030 
Juni 14:05 | 2099.. 16:35 17:13 1743 | 0:30) + 0:37 | +.0:32 
Juli 15:66 | 23:08 | 18-16 18:96 19:28 | + 0:32 | + 0:37 40:35 
August 1491| 22-31 | 1751 1824 18-51 | + 0:27 | +032 | -032 
September 11-41 | 1871 | 13:95 1469 1486 | 10:17 | + 0:22 | + 0:20 
Oktober 6:91 | 12-40 8:63 9-31 9:29 | — 0:02 | — 0:01 | — 002 
November 2:05 | 467 9:72 3:14 3:07 | — 0:07 | — 0:07 | — 0:07 
December — 1:10) 083 |—065, — 031 |— 0:40 | — 0:09 | — 0:08 | — 0:08 
Winter | —155, 109 | —-0%5 —040 |—051|—011| — = 

Frůhling 524 | 1170 7:60 818 SA O6 = 

Sommer 14:87| 22:13 17:34 18:11 18:41 | — 030 — — 

Herbst 6.79| 1193 8-43 9:05 907|—002| — — 

Jahr — 634| 11771 8155| 878 8833| —010| — - 


1) Sitzb. d. königl. böhm. Ges. der Wiss. Jahrg. 1879 pag. 436. 


10 


Es ergibt sich somit ein gegenüber der Angabe Augustin’s um 0'33° C kleinerer 
Werth. Nachdem nun Augustin in einer seiner früheren Abhandlungen ") alle an der k. k. 
Sternwarte in Prag verwendeten Thermometer und die betrefienden Zeiträume anführt, und 
somit vorauszusetzen war, dass die mittleren Temperaturen ?) entsprechend corrigirt wurden, 
musste die Frage beantwortet werden, ob die Weglassung der 11 Jahre von 1840—1850 und 
die Hinzufügung der letzten 6 Jahre (1880—1885) einen so grossen Einfluss (*/;°) auf den 
mittleren Werth der Temperatur ausüben konnte, da die fortgesetzte Abnahme desselben von 
den Angaben Fritsch’s angefangen herab bis zu dem nun ermittelten Werthe von mancher . 
Seite als eine seculare Änderung aufgefasst, zu mindest jedoch gewiss als eine fortgesetzte 
Änderung des Localeinflusses gedeutet werden könnte. 


Nachdem Augustin jedoch ganz entgegen den Beschlüssen des Meteorologen-Congresses 
die Decennien mit 1840 beginnt, erscheint eine Gegenüberstellung der Daten nothwendig. 

Nachdem auch noch an die Monatmittel des Jahres 1850 die betreffenden Correctionen 
angebracht wurden, und ein Jahresmittel von 8409 C ermittelt wurde, ergab sich nach- 
stehendes Resultat, wobei wir nur die Jahresmittel verwenden wollen: 


Angabe aus den Tafeln 


Decenaun) Augustin’s des Anhanges DE 
1850—59 9-11 8:44 — 067 
1860—69 9:79 911 — 0:68 
1870—79 8:78 8:75 — 0:03 
höchstes Mittel. | 11:14 Jahr 1868 10:49 Jahr 1868 — 0:65 
709 „ 1864 0:20 
niedrigstes 2, 20290, LOL 7-19 1871 | au 0-10 

Differenz . . 3:85 3:40 


Wir haben somit den Grund der Differenzen darin zu suchen, dass Augustin es ver- 
absäumt hat, die Correctionen an die einzelnen Stände anzubringen, In wie weit nun die An- 
gaben von Fritsch und Kreil richtig sind oder einer Correctur und welcher bedürfen, wird 
nur durch das Eingehen auf die Originalaufzeichnungen und Notizen über Thermometer- 
Vergleichungen zu constatiren sein, was freilich nur durch die k. k. Sternwarte allein wird ge- 
schehen können. 


Wenn ich es nun unternommen habe, die Temperaturmittel für die Periode 1851—1885 
festzustellen, so war es eben der zwingende Grund, dass Prag als Normalstation für die Be- 
arbeitung der Temperaturverhältnisse Böhmens gewählt werden musste; dies möge auch der 
Entschuldicungserund sein, dass ich in dieser Beziehung der geehrten Direction der k. k. 
Sternwarte Prag vorgreife, anderentheils geschah es auch infolge Ausspruches Director Hann’s: *) 
„dass jede Reihe von Mitteltemperaturen, auch wenn kein Verdacht gegen sie vorliest, durch 


2) Sitzber. 1879 pag. 410. 
2) Sitzber. 1880 pag. 314 al. 2. 
3) Die Temperaturverhältnisse der öster. Alpenlánder. II. Theil. Sitzb. Wien 1885. Bd. 91. pag. 445. 


Beer" 
2 i 


11 


Differenzen gegen correspondirende Mittelwerthe von Nachbarstationen auf ihre „Homogenität“ 
geprüft werden muss, bevor man sie zu weiteren Untersuchungen verwerthet“, da auch bei 
den Stationen auf die an der Centralanstalt aufbewahrten Originalaufzeichnungen zurück- 
gegangen werden musste. Ob es gelingen wird, die ganze bis zum Jahre 1771 zurückreichende 
Reihe homogen zu machen, ist fraglich, da mit dem Jahre 1846 eine Änderung in der Auf- 
stellung stattfand und Fritsch trotz eifrigsten Nachsuchens es nicht gelang, für alle verwendeten 
Thermometer die Vergleichungen aufzufinden. 


Merkwürdigerweise hat auch Director Hann gefunden, dass die ältere Reihe der 
Temperaturmittel in Wien, welche bis 1775 zurückgeht, gleichfalls eine um etwa 069 zu 
hohe Mitteltemperatur gibt und sah sich daher veranlasst, bei der Aufstellung der wahren 
Temperaturmittel für Wien (Favoritenstrasse 30) nicht hinter 1830 zurückzugehen. 


Reduciren wir nun den neu gefundenen Werth auf das Meeres-Niveau, erhalten wir 
883 —1'01 =9-84°C, welcher Werth mit den Isothermenkarten besser übereinstimmt und 
bei welchem der Einfluss der Stadtlage sich mit 0:3—0'4% ergeben dürfte. Fast derselbe 
Werth zeigt sich auch, wie wir später sehen werden, durch den Vergleich mit den Tempera- 
turen anderer benachbarter Stationen. Dies bestätigt also gleichfalls die Richtigkeit der an- 
gewendeten Correctionen. 


Dadurch, dass sowohl die 24stündigen Mittel als auch die Combination ';(6--2—-10) 
zur Ableitung des 35jährigen Normalmittels benützt wurden, sind wir auch in der Lage, die 
Reductionsgrössen für diese Stundencombination aufzustellen, welche in vorhergehender 
Tafel unter 4 angegeben sind; vergleichen wir dieselben mit den Daten Augustin’s, so finden 
wir namentlich bei der Verwendung von nur 18 Jahren (ältere Reihe) bedeutend grössere 
Correctionen zur Reduction auf das wahre, 24stündige Mittel. Bei Verwendung von 38 Jahren 
nähern sich die Grössen mehr den unter < enthaltenen Werthen, offenbar der Einfluss der 
bereits corrigirten Temperaturen nach dem Jahre 1870, 

Bevor wir jedoch auf die Begründung der Richtigkeit der angewendeten Correctionen 
und Verlässlichkeit der Beobachtungen an der k. k. Sternwarte mit Hilfe der Beobachtungen 
anderer benachbarten Stationen eingehen, möge es gestattet sein, aus der 35jährigen Reihe 
einige Schlüsse zu ziehen, die dabei zu beachten sein werden. In Folge der unregelmässigen 
Schwankungen der Temperatur ist es wichtig, den Grad der Unsicherheit der Monat- und 
Jahresmittel, sowie auch den wahrscheinlichen Fehler eines 35jährigen Mittels festzustellen, 
woraus sich auch dann leicht die Anzahl der Jahre angeben lässt, welche nothwendig sind, 
um den wahrscheinlichen Fehler auf + 0'1° herabzudrücken. 


Für die Schwankungen der Monatmittel hat zuerst Dove ein Maass aufgestellt durch 
die „mittlere Veränderlichkeit der Temperatur“, darunter verstanden „die ohne Berücksich- 
tigung des Zeichens genommene Summe der Abweichungen jedes Monats der einzelnen Jahre 
von dem allgemeinen Mittel desselben Monats bestimmt aus dem ganzen Zeitraum und dividirt 
durch die Anzahl der Jahre“ (von Hann richtiger „mittlere Anomalie“ oder „mittlere Ab- 
weichung“ genannt). 


Nach diesem Vorgange erhält man für die einzelnen Stunden-, Monat- und Jahres- 
mittel, sowie für die Mittel der Jahreszeiten die in folgender Tafel enthaltenen Werthe, wobei 
2* 


12 


nnter Winter, Frühling ete. nicht die mittlere Abweichung des Winter-, Frühlingsmittels zu 
verstehen ist, sondern die Abweichung für einen durchschnittlichen Winter-, Frühlings- 
monat etc. 


Tafel III. 


Mittlere Abweichungen. 


= 


6hg 2hp 10bp des Mittels 
Jänner ..... =+ 2:03 am 1.09 22:00 =12:1:99 
Februar . ... . 2:59 2:36 2:49 2:45 
März we 1:62 2:01 1:69 Sk 
VOV PSA OBA 1:35 1:80 1:43 1:50 
Ma a ike 1:88 150 1:58 
Jun a ö 0:83 1:49 1:09 1:14 
Jule 0:85 1:47 1:10 1:14 
INusust le 1= 0:76 1:32 1:05 1:05 
September. . . . 0:84 141 1:03 1:07 
October 0 1:30 1:49 Sl 1:92 
November . . - . 1:61 1:82 1:65 1:69 
December . .. . 244 2:36 2:45 241 
TD Blato oo + 2:35 + 2:14 Seil + 2:23 
Brühlıinssser ae: 1:41 1:90 1:54 1:62 
Sommer. . .. .. - 0:81 1:45 1:08 Teil 
Herbst 1:25 1:5 1:30 1:33 
Jahren eu + 070 | + 0:81 +072 + 0:72 


Wenn wir zunáchst den jáhrlichen Gang der mittleren Veránderlichkeit ins Auge 
fassen, finden wir die bekannte allgemeine Erscheinung, dass die Veránderlichkeit am gróssten 
im Winter, im Sommer und den ersten Herbstmonaten am kleinsten. Die Erklárung dieser 
Erscheinung ist nicht nur darin zu suchen, dass, wie Dove und Wild anführen, der Abstand 
der Isothermen im Sommer viel grösser ist im Vergleiche mit jenen des Winters und daher 
die Winde im Sommer nur geringere Temperaturänderungen bedingen, sondern auch dass die 
allgemeine Luftdruck-Vertheilung und dem entsprechend auch die Temperatur-Vertheilung viel 
grösseren Schwankungen unterworfen ist im Winter wie im Sommer, wie wir später sehen 
werden. Die Abhängigkeit der Wärmevertheilung von der des Luftdruckes ist in den Arbeiten 
Hoffmeyer’s und von Teisserene de Bort ausführlich behandelt worden; in der 5. Lieferung 
von „Berghaus’ physikalischem Atlas“ bringt Director Hann die Luftdruck- und Temperatur- 
verhältnisse des Monates December zweier unmittelbar auf einander folgenden Jahre zur 
Darstellung, welche auch in dem von uns benützten Zeitraume die grössten positiven und 
negativen Abweichungen aufweisen, des December 1879 (mittlere Temperatur in Prag — 8:89, 


13 


Abweichung — 8:49) und des December 1880 (mittlere Temperatur — 42", Abweichung 469), 
aus welchem Entwurfe der Einfluss ausserordentlich in die Augen springt. 

Die kleinste Veränderlichkeit weist der August und der September auf, während das 
Maximum auf den Februar und December fällt. Bei Hann’s Untersuchungen der Veränderlichkeit 
in den Alpenländern für den 30jährigen Zeitraum 1851—1880 ergab sich auch ein zweites 
Maximum im Mai neben dem Hauptmaximum im December; ersteres tritt wol hier auch noch 
in der Periode 1851—1885, doch bedeutend schwächer ausgeprägt auf, sowie auch das 
secundäre Minimum im April abgeschwächt sich zeigt, während die kleine Veränderlichkeit 
des Jänner gegenüber den Monaten Februar und December noch immer auffällt. Nach den 
Untersuchungen Wild’s!) geben bereits 30jährige Mittel relativ ziemlich richtige und auch 
absolut bis auf etwa 10°, des ganzen Betrages sichere Werthe der Veränderlichkeit der 
Monatmittel, doch hat Hann, um entscheiden zu können, inwieweit der Gang der Veränder- 
lichkeit blos der Jahresperiode 1851—1880 eigenthümlich war, die gefundenen Werthe der 
Veränderlichkeit der Monatmittel mit den von Dove für einige Orte des Alpengebietes mit 
längeren Reihen ermittelten verglichen und kommt zu dem Schlusse?): „Es scheint demnach 
die grosse Veränderlichkeit der Maimittel eine Eigenthümlichkeit der Periode 1851/80 zu sein, 
ebenso die des December gegenüber dem Jänner. Die Beständigkeit des Juni und des 
September wird durch die mittleren Abweichungen längerer Perioden bestätigt. Unsere 
30jährige Normalperiode 1851/80 zeichnete sich durch eine ungewöhnlich grosse Veränderlich- 
keit der December- und Maimonate aus.“ 

Nachdem Hann nur Stationen der Alpenländer anführt, wollen wir noch einige nörd- 
licher gelegene Stationen der Arbeit Dove’s entnehmen; leider hat derselbe nur die mittlere 
Veränderlichkeit der einzelnen Monate angeführt, die des Jahresmittels aber Wild für ganz 
andere Zeiträume abgeleitet u. z. für Prag (40 J) 0:71, Wien (40 J) 0:74, Breslau (40 J) 0:80. 


Tafel IV. 
Station Prag | Wien München Leipzig | Leobschütz | Breslau 
Anzahl der Jahre 92 | 90 31, 53 | 45 | 75 
Periode 1771/1865 | 1775/1864 | 1825/66 1760/1865 | 1805/49 | 1791/1865 | 
Jänner... -209 247 2:59 2:79 2:54 319 
Februar ... 241 2:21 241 248 2:35 254 
MEZ da To 1:88 176 1:65 1599 1:70 ZT) 
| PAD | 173 1-72 139 154 1:65 1:63 | 
Ma a vat 1:49 151 163 161 1:26 150 | 
UD ole 1:06* 1109) 1:01* 1075 1:36 15182 
Ad ass | 130 1:26 1:04 1:31 121 1:20 
TOT S To Mot 133 1:30 1-11 1:35 1:33 1'36 
September . .| 1'20* 1195 0:96 101° 1:14* WD 
October . . . 134 1:42 1:10 114 158 153 
November. . . | 154 139 178 1:45 1:51 174 | 
December.. . .| 2:38 2:31 2:29 240 2:38 Zu 
Il 


ı) Wild: Temperaturverhältnisse des russichen Reiches. I. pas. 259. 
2) Sitzber. Wien 1884, 90 B. pag. 613. 


14 


Ganz entgegen dem Resultate fůr die Periode 1851/85 finden wir hier das Maximum 
der Veránderlichkeit im Jánner, wáhrend das Minimum auf die Monate Juni und September 
fállt und somit auch das Minimum des August verschwunden ist. Můnchen und Leipzig zeigen 
jedoch trotz der lángeren Reihen ein secundáres Maximum im Mai an. 

Für die einzelnen Stundenmittel ist meines Wissens die mittlere Veränderlichkeit 
bisher noch nicht aufgestellt worden. Wir finden beim näheren Eingange auf die Tafel III. 
zwar denselben jährlichen Gang der Veränderlichkeit ausgesprochen, während jedoch dieselbe 
in den Abend-, namentlich aber in den Morgenstunden gegen den Sommer hin rasch abnimmt, 
worauf sie wieder gegen den Winter rasch zunimmt, zeigt dieselbe für die Mittagszeit be- 
deutend geringere Schwankungen, so zwar, dass sie im Winter kleiner ist als für die Morgen- 
und Abendbeobachtung, in den anderen 3 Jahreszeiten jedoch fast doppelt so gross als für 
die Morgenbeobachtung ausfällt, während die Veränderlichkeit der Abendbeobachtung sich 
ziemlich in der Mitte hält. Namentlich zeichnen sich die mittleren Temperaturen Morgens in 
den Monaten Juni bis September durch geringe Veränderlichkeit aus, die sich oe des 
Jahresmittels ziemlich nähert. 

Auch hiefür ist es nicht schwer den Grund anzugeben. Die Abweichungen der Tem- 
peratur hängen gewiss auch vom Grade der Bewölkung ab. Der Charakter eines trüben und 
eines heiteren Monates muss sich im Sommer haupsächlich in der Mittagszeit, wo die Insolation 
am kräftigsten, in den Temperaturmitteln ausprägen als zu einer Zeit, wo entweder die 
Bestrahlung noch gering oder bereits gänzlich aufgehört hat und daher auch die Veränderlich- 
keit der Stunden um Mittag herum und am Nachmittage grösser als in den Morgen- und 
Abendstunden; nachdem letztere an der Erwärmung während des Tages insoferne participirt, 
als infolge des aufgespeicherten Wärmevorrathes die Temperatur nicht so tief sinken kann, 
zeigt sich auch eine grössere Veränderlichkeit in den Abend- als in den Morgenstunden. 

Im Winter hingegen ist an trüben Tagen die Temperatur gewöhnlich über dem 
Normalwerthe, dabei aber nur geringen Schwankungen im Laufe des Tages unterworfen; es 
wird daher der aufsteigende Ast der normalen Temperaturcurve sich immer mehr der mittleren 
Temperatur nähern und somit die Abweichung immer geringer werden, bis sie um die Zeit 
des Temperatur-Maximums, welches im Winter um 2% herum eintrifft, am kleinsten ausfällt. 
An heiteren Tagen hingegen, an welchen die Temperatur meist unter dem Normalwerthe 
liegt, wird sich eine grössere Amplitude einstellen und daher die Temperatur um die Mittags- 
zeit herum dem mittleren Werthe (gewissermassen von unten) sich nähern und somit die 
Abweichung gleichfalls geringer werden als in den Morgen- und Abendstunden. Fritsch hat 
gleichfalls die mittlere Anomalie gerechnet für einen 70jáhrigen Zeitraum (1775—1846 mit 
Weglassung der Jahre 1798 und 1799) und erhielt als mittlere Veränderlichkeit des Jahres-. 
mittels + 0:69°R = 0:869 C, während der hier behandelte Zeitraum von der halben Dauer 
(35 Jahre) blos + 0:73°C ergibt, wodurch die Reihe als viel vertrauenswürdiger sich erweist. 

Von grossem Interesse sind auch die grössten und kleinsten Werthe der Abweichungen, 
gewissermassen als Marksteine, bis zu welchen die mittlere Temperatur sich erhoben hat 
resp. gesunken ist, die in den folgenden Tafeln V. und VI. gleichzeitig mit den betreffenden 
Jahren, in welchen dies geschehen, angeführt erscheinen; als Resultat beider folgt die Tafel 
(VII.) der absoluten Schwankung der einzelnen Mittelwerthe. 


Tafel V. 
Grósste positive Abweichung. 


| u a— 10000 


6ha Alp 10h, Mittel © 
| Betrag | Jahr | Betrag Jahr | Betrag | Jahr | Betrag | Jahr 
Jänner . 43 1884 47 1366 43 1884 43 1866 
Februar. . 49 69 46 69 4:6 69 47 69 
Marz men... 3:8 59 5:3 82 44 82 45 82 
VIDÍM 23010 05, 0 25 69 3:9 85 2:9 |69,85 3:0 69 
Mal I Na 3:5 68 57 68 | 45 65 46 68 
ATR er. 21 75 34 77 2:7 77 2:6 77 
Jule 6% 2. 22 59 3:9 59 30 59 30 59 
Aueuster Ser De 68 312 59 25 59 25 59 
September. . . 24 66 34 74 28 14 24 74 
Oktober. . . 24 57 3:5 byl 2:9 57 2:9 B 
November . . . 3:6 72 41 72 a 72 3:8 72 
December. . .| 48 80. 45 |52,68 4:4 |68, 80 46 80 
Jahr au a: 150 1868 | 1:81 1868 | 155 1868 1:66 1868 
Tafel VI. 
Grösste negative Abweichung. 
6h4 2hp 10bp Mittel 
Jämer . <... 6:2 1864 | 62 1864 6:6 1864 6:4 1864 
Februar. . 73 55 67 55 70 B (M05 
Marz eíže 52 53 59 53 53 3302 5:6 53 
April 3:6 52 4:2 53 3:4 52 34 52 
Mai 3:0 76 33 51 1°2.3:07 10831 76 
Bun 1 92302 22 84 | 37 SA oe 28700 
Juli 2:6 56 3:1 60 BT 33,0 560% 115.227 151,60 
August © 4 | 17 85 2:8 82 2234.04 21 2810182 
September. . -| 25 77 37 51 255171 28 U 
Oktober. . . . 3:7 66 44 91 39 jl 34 81 | 
November. . . 62 58 64 58 6:2 58 6:3 58 | 
December . . 3:8 79 7:6 79 3:5 79 84 | 79 
Jahr Zeit Ji 1871 1:82 1864 | 1:76 1864 | 174 1864 | 
| 


16 


Tafel VII. 
Absolute Schwankung der Monat- und Jahresmittel 1851—1885. 

6ha ho 10hp Mittel 
Jánner Er 10:5 10:9 10:9 107 
IMAP 4 a | 122 113 11:6 11:6 
März ar 9:0 112 9:7 10:1 
A pral cb or 61 81 6:3 64 
Malen ae 65 9:6 75 er 
JM 9 S02 09, 8 43 71 54 54 
ul SA 4:8 70 57 5:7 
August 3:8 6:0 47 4:6 
September 49 l 48 52 
October 6:1 79 61 6:3 
November . 9:8 10:5 9-9 10:1 
December . 13:6 1D 12:9 13:0 
Jahre: 321 3:63 SPL 3:40 


Auf den ersten Blick ersieht man aus der letzten Tafel, dass im Winter die absolute 
Schwankung bedeutend grósser ist und zwar mehr wie doppelt so gross als im Sommer, fůr 
die Stunde 6*, mehr wie dreimal so gross. Für jede der Stunden, sowie auch für das Mittel 
sinken die extremen Monate im Winter erheblich tiefer unter den Mittelwerth als sich die 
warmen Monate über denselben erheben; von Mai bis August erscheinen die positiven Ab- 
weichungen dem Betrage nach grösser als die negativen (im Juni sind für den 35jährigen 
Zeitraum die Werthe ganz gleich). 

Im Jahresmittel fallen die negativen Abweichungen sowohl für die Morgen- als Abend- 
stunden grösser aus als die positiven und nur in der Mittagsstunde erreichen beide gleiche 
Werthe. Das kälteste Jahresmittel geht jedoch entschieden wieder tiefer unter den Mittel- 
werth herab, als sich das wärmste über denselben erhebt. Daraus lässt sich vermuthen, dass 
die positiven Abweichungen an Zahl die negativen Abweichungen übertreffen werden, was 
auch aus Folgendem zu ersehen ist. 


Zahl der Abweichungen. 
24std. 


6ha am 100 tel 
unter — 1509.. =. s 2 4 2 2 
„ —10° bis — 159. . .4 3 4 3 
a Wr 2:00 0 4 5 6 
s 00° „ —059. ..6 4 5 4 
». +05 „ 00.8 9 6 8 
E00 0er 7 10 9 
5 DO 10 3 2 2 
über MH s da sea 1 1 1 jl 
unter: 15 15 16 15 
über 0D Aa od: 20 20 19 20 


17 


In unserem 35jährigen Zeitraume waren 20 Jahre mit einer positiven Abweichung 
oder 579, der Fälle und nur 43°, mit einer negativen Abweichung; am häufigsten traten 
positive Abweichungen bis zu 1° auf u. z. 17mal in 35 Jahren oder fast 50°, der Fälle. 


Wahrscheinlicher Fehler des 35jährigen Mittels. 


Die in Tafel III. angeführten Werthe der mittleren Abweichungen setzen uns in den 
Stand, den Grad ihrer Sicherheit, den wahrscheinlichen Fehler zu ermitteln. Hiebei verwenden 
wir die bekannte, von Fechner aufgestellte Formel: 


a 
od = ÚB Vor : 


wo a die mittlere Abweichung und » die entsprechende Anzahl der Jahre bedeutet. 

Nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung sind die wahrscheinlichen Fehler 
der mittleren Resultate umgekehrt proportional der Quadratwurzel aus der Zahl der Beobach- 
tungen (hier also Jahre, wie man auch aus vorstehender Formel leicht erhält bei Voraus- 
setzung, dass n und z, genügend gross ist), also 


woraus für w, = + C'1° folgt: 
m = 100nw? 


n 
— — W 
zn— 1 


Für n=35 ist 
N, = 1249107. 
Die folgende Tafel gibt uns den so ermittelten wahrscheinlichen Fehler, sowie die 
Anzahl Jahre, welche nöthig sind, um die Mittel auf + 0'1° zu erhalten. 
Tafel VIII. 


ne S nn ee un ann en andren nme nn nn 12 


] T ya ee 
M OVK aa ee Jahre nöthig für w=—+ 01° C 
ká 64 | dp | 10% |4(6+2+10)| 6 2, 10h, |1/,(6--2--10) | 
Jänner = 0:29 | #024 | #029! & 0:29 | 299 207 290 23022) 
Februar "38 "34 "36 ODS 404 449 435 
März 23 29 "24 ZO 293 207 219 
April "19 "26 21. 22 132 235 148 165 
Mai "18 Sl "22 ODA EVS 256 163 172 i 
Juni "12 21 "16 TOK 50 161 86 sh“ 
Juli 12 21 | "16 "16 52 157 88 91 
August 11 | "19 15 "15 42 | 126 80 er 
\ September 12 "20 15 19. 2.50 1 144 77 78 
October | "19 lt 17 "18 123 | 161 106 | 115 
November 23 "26 24 24 188 239 197 205 
December "D5 "34 ‘35 35 | 432 404 435 425 


15 


Wahrscheinlicher Fehler eines Kek A ate 
35jährigen Mittels Jahre nöthig für v= 401° C 
6ha 2hy 10%) |2/,(6-+2-+10)| 6ha 2h, 10%, |7,(64+2+10) 
Jahr #010 #012 | #040) #011 36 48 38 39 
Winter -+034 | #031 #033 | # 0:33 400 3321, 2387 379 
Frůhline © 20 27 0:22 023° 144 262 172 186 
Sommer 212 oil: 0:16 0:16 48 148 85 685 
Herbst 18 23 0:19 019 113 179 123 126 
Mittel +021| +05 +022| +023 | 155 | 25 | 176 179.. 
Daraus ersehen wir, dass die Jahresmittel für 6%., 2%, und 10%, sowie auch das 24- 
stündige Mittel fast bis auf +0'1° sicher sind, die Mittel für die Wintermonate hingegen 


noch auf + 0:39 unsicher, die Sommermonate sogar noch auf + 0:16 bis +.0:20° Während 
unsere 35jährige Reihe fast ausreicht, das Jahresmittel bis auf F 0'1° zu erhalten, sehen wir 
dass man kaum je im Stande sein wird, die Temperatur eines der Wintermonate auf + 019 
ermitteln zu können, da hiezu fast 400 Jahre und darüber als nothwendig erscheinen, durch 
welch’ ganze Zeit der Localeinfluss immer derselbe bleiben müsste, was wol nicht zu er- 
reichen ist, da sich, wie Hann von der Temperaturreihe von Klagenfurt nachgewiesen hat, 
selbst ein Einfluss der weiteren Umgebung auf die Temperatur zeigt. 

Dadurch ist begründet, warum in den Temperaturtabellen des Anhanges die Monat- 
mittel der einzelnen Jahre nur bis auf Zehntel-Grade genau gegeben werden; die Jahresmittel 
hingesen sind auf 2 Decimalen gerechnet. 

Einen geringen wahrscheinlichen Fehler haben auch die Morgentemperaturen von Juni 
bis September (fast -+ 0:19), während die Mittagsbeobachtungen nur auf +0'2° sicher er- 
‚scheinen, für erstere würden 42—52 Jahre genügen, während für letztere bis zu 161 Jahre 
nothwendig erscheinen. 


Der jährliche Gang der Temperatur. 


Mit Benützung der bekannten Lambert-Bessel’schen Formel erhalten wir auf Grund- 
lage der in Tafel II. enthaltenen Mittel für den Zeitraum 1851—1885 nachfolgenden Ausdruck: 


T = 8826 —- 10'480 Sin (« + 267° 52”) -E 0:4802 Sin (2x +179 41") + 
-+ 02471 Sin (Be + 86° 54°) 
und zwar das Jahr mit Mitte Jänner (15'5) beginnend. 
Diese Gleichung wurde nicht nur dazu verwendet, die Eintrittszeiten der Extreme und 


des Mittels zu bestimmen, sondern es wurden auch die in der folgenden Tafel IX. enthaltenen 


Temperaturwerthe der Tagesmittel für Dekaden (eigentlich für 36 aequidistante Epochen) 
berechnet. 


19 


Pater IX. 


Jährlicher Gang der Temperatur nach Dekaden. 


(Nach der Rechnung.) 


| Betrag Änderung | Betrag boa | Betrag "Änderung 
| | | | | ” 
| — 0:28 | 177 | T 
Jänner 6.|— 123 0:03.) Mai 7., 1184 a | September 6. | 16:49 Pi; 
6 196 ee 21330 be 041114897 Ee 
-E022 $ + 150| | | — 1:79 
» 26.104 957)» 27. 1500 1131 » ..26.| 1818 | on! 
Februar 5. | — 0'61 ns Juni 6, || 1631 | I'Oetobenn rd (S 07 5 
2 065 1.08 | 210 
| „1.174004 Loss. » 16) 1739 108 a ee 
20:92 1109|.» 26.| 18:24 | © nen! 1276-99 ae 
Mir 7.) 20117 | Juli 7. 18:85 | | November 6. |’ 5-00 => 
-E 132| | + 0:35 (179) 
BERN 7 398 11:31 I 1990 10:08 p OLO a 
ENTE 484167, » 20. 1928 | 091 10 on 
April. 6.| 651 jE 1.77 | Ausust 7.| 19:07 059 December 20497 0:88 | 
ro 828 „17 |-1855 0:39 Z 
26. | 1007,71 97.| 1769 | 086 Eh 
> =: EE | — 1:20 ; Ol sie 15028 
| | | i | 
Es erreicht das Tagesmittel 
den höchsten Stand mit. . . 19299 am 25. Juli 


„ niedrigsten Stand mit. — 1289 „ 10. Jänner 
Differenz. . . 20'57°. 

Wir sehen somit, dass der Coäfficient des 1. Gliedes nahezu gleich ist der halben 
Amplitude, Die Temperatur steist vom 10. Jänner bis 25. Juli, somit durch 206 Tage, 
während sie nur 169, also 37 Tage weniger, braucht, um wieder bis zum tiefsten Stande 
zu sinken. 

Die mittlere Jahrestemperatur wird erreicht 


am 20. April und 
„ 18. October; 


es hält sich somit die Temperatur 181 Tage über dem Mittel, während sie 184 Tage unter 
demselben verweilt. > 

Nachdem es für praktische Zwecke wichtig ist, an welchem Tage die Temperatur 
eine gewisse Höhe („Schwellenwerth“) erreicht hat, wollen wir die auf graphischem Wege er- 
mittelten Zeiten für 0°, 5°, 10° und 15° angeben, 


3* 


20 


Es erreicht die Temperatur bleibt daher Tage 
darunter darůber 
den Werth 0° am 14. Februar 

„ 12. December 57 308 

kr 2D A MEZ 5 559 

„ 6. November TE 

5 109° 57255 Anal 
„ 12. October 196 169 
še BV o lem 
254 111 


„ 16. September 


Der jährliche Gang der Temperatur, wie er sich im Durchschnitte der 35 Jahre zeigt, 
wäre daher folgender: Mit zunehmender Tageslänge zu Anfang des Jahres, wo das Tages- 
mittel der Temperatur einen Stand von 10° unter dem Jahresmittel hat, sinkt dieselbe noch 
weiter und erreicht am 10. Jänner den tiefsten Stand des Jahres mit — 1'28°, von da an 
steigt dieselbe durch 206 Tage, anfangs langsamer, erreicht 0° am 14. Februar und bei stets 
rascherer Zunahme (siehe Tafel IX.: Änderung) 5° am 28. März und das Jahresmittel am 
20. April, um welche Zeit die Temperaturzunahme am raschesten (1:89 in 10 Tagen) erfolgt; 
das Steigen dauert zwar an, doch die Zunahme geschieht in stets langsamerem Tempo, am 
25. April wird das Tagesmittel von 10°, am 27. Mai jenes von 15° erreicht, bis schliesslich 
am 25. Juli das höchste Tagesmittel im Laufe des Jahres eintritt, worauf der Temperatur- 
rückgang sich einstellt, welcher nun durch 184 Tage andauert u. z. zuerst langsamer, das 
Tagesmittel von 15° wird am 16. September erreicht, mit immer rascheren Schritten geht die 


Abnahme vor sich (im October bis zu 2:19 in 10 Tagen), bis das Tagesmittel, nachdem es- 


am 12. October den Werth von 10° passirt hat, bereits am 18. October dem Jahresmittel 
gleich wird. Die Abnahme erfolst von da an immer langsamer, das Tagesmittel von 5° wird 
am 6. November und am 12. December jenes von 09, der Beginn der Frostperiode, erreicht. 
Durch 57 Tage hält sich das Tagesmittel unter dem Nullpunkte und erreicht den Keen 
Stand von — 1'28° am 10. Jänner. 

Um die Formel mit anderen von Hann für den Zeitraum 1851—1880 gerechneten *) 
zu vergleichen, wurden auch für Prag für denselben Zeitraum die Constanten ermittelt, welche 
jedoch äusserst geringe Unterschiede gegen jene des 35jährigen Zeitraums aufweisen. 


Seehöhe Winkelconstanten Coěfficienten 
Hectometer V DM OM U Uz Uz 
Prag 1851—1885. . .20 267952' 17941 86054’ 10:48 0:48 0:25 
„  1851—1880. . . 2:0 267 49 11 51 90 21 10:60 0:50 0:28 
‚München ea: 53 269 3 352 47 60 45 10:11 0:60 0:29 
Kremsmünster . . . . 38 2690 346 3 da 10:72 0:61 0:22 
NE odaj5 A 2220 once 23 268 50 815 0 63 16 10:86 052 0:15% 


Da nun eine Differenz von 19 in der ersten Winkelconstante einer Verschiebung des 
Minimums um nahezu 1 Tag gleichkommt, sehen wir, dass für Prag sich eine Verfrühung 


?) Temperaturverhältnisse. III. Theil. Sitzb. Wien 1885. Bd. 92. 


21 


desselben um 1 Tag gegenüber den anderen Stationen ergibt. Der 1. Coöfficient (welcher 
nahezu gleich ist der halben Amplitude) fällt gleichfalls kleiner aus mit Ausnahme jenes von 
München. 

Aus diesem Grunde wurden noch für andere nördlicher gelegene Stationen die Con- 
stanten für 1851—1880 gerechnet u. z. waren die Resultate: 


Bodenbach. . 14 267927 289 3 80" 14’ 19:20 0:30 022 
Gönner 2:2 267 14 27 52 23 11:12 0:39 0:36 
Breslau . . . 15 ZOE zb 73 14 10:80 0:35 0:38 
Dresden... .12 267 0 19 53 Bi 9:85 0:59 0:36 


Daraus ersieht man, dass thatsächlich die 1. Winkelconstante beim Vorschreiten gegen 
Nord kleiner wird, wodurch die Verfrühung des Minimums in Prag gerechtfertigt erscheint; 
ja selbst die 2. Winkelconstante übergeht beim Vorschreiten gesen Norden aus dem 4. Qua- 
dranten durch Null in den 1. und wird immer grösser. 

Es ist somit auch der jährliche Gang in Bezug auf die Hauptphasen in Überein- 
stimmung mit den Beobachtungen anderer Stationen. 


Weitere Prüfung der Temperaturmittel mit Hilfe der Beobachtungen an 
anderen Stationen in Böhmen. 


Das hier zusammengestellte Material ist im Verlaufe der Arbeit über die Temperatur- 
Verhältnisse von Böhmen entstanden, indem, wie bereits erwähnt wurde, Prag als Normal- 
station mit einer vollständigen und wie sich auch herausstellen wird, vollkommen brauchbaren 
„homogenen“ Reihe 1851—1880 für die Stationen gewählt werden musste. Nachdem auch die 
in den letzten 5 Jahren in Thätigkeit getretenen Stationen in die Arbeit aufgenommen werden 
sollten, wurde die ganze 35jährige Periode in Bezug auf ihre „Homogenität“ untersucht. 

Wenn ich nun diese Untersuchung der Vertrauenswürdigkeit und Brauchbarkeit der 
Prager Beobachtungsreihe selbstständig behandle, so war mir Veranlassung gegeben durch 
die schweren Angriffe,!) welche „die Prager Beobachtungsreihe als vollkommen unbrauchbar“ 
darstellten, „um sie als Normalstation für die anderen Orte Böhmens wählen zu können® — 
ohne jedoch Nachweise beizubringen oder vielleicht nur versucht zu haben — und „die Noth- 
wendigkeit behaupteten, bei allenfalsigen Reductionen gezwungen zu sein, die Beobachtungen 
anderer ausserhalb Böhmens gelegener Stationen I. Ordnung z. B. Wien, München, Leipzig, 
Krakau, wo andere klimatische Verhältnisse herrschend sind, zu verwenden,“ da bei dem an- 
gegebenen Vorgange der Reduction meine ganze Arbeit hienach einer sicheren Grundlage 
entbehren würde, wovon sich im Folgenden gerade das Entgegengesetzte herausstellen wird. 

Bekanntlich hat Dove durch seine eingehenden Untersuchungen über die gleichzeitige 
Vertheilung der Temperatur über der Erdoberfläche nachgewiesen, dass grössere Abweichungen 
vom normalen Gange der Temperatur nicht local auftreten, sondern über grössere Strecken 
der Erdoberfläche sich gleichzeitig in gleichem Sinne und nahe gleichem Ausmaasse vertheilt 


!) Athenaeum 1885. 


22 


zeigen und die Unterschiede der Temperaturmittel benachbarter Orte für gleiche Zeitperioden 
nahezu constant bleiben, worauf die Methode der Reduction auf eine Normalperiode beruht. 

Eine strenge und umfassende Untersuchung der Sicherheit dieser Methode und der © 
auf solche Weise erhaltenen Mittelwerthe hat erst Hann im L. Theile seiner „Temperatur- 
verhältnisse der österreichischen Alpenländer“ durchgeführt. Bei Verwendung von nur ver- 
lässlichen Resultaten der Stationen — alle nicht homogenen Reihen wurden unberücksichtigt © 
gelassen — gelangt er zu folgenden Schlüssen: 

„Selbst wenn - die Station 100 und 200 Kilometer von der Normalstation entfernt 
liegt, genügen für die Wintermonate 18 respective 33, für die Sommermonate S und 13 Jahre, 
um die mittleren Werthe der Differenzen bis auf -+019 sicher zu stellen. Wir. erhalten 
demnach auf diesem Wege schon aus wenigen Jahrgängen sehr genaue relative Werthe der 
Mitteltemperaturen, welche man ja bei Veroleichungen der klimatischen Unterschiede allein 
benóthigt. Wollte man hingegen solche Vergleiche auf die Mittelwerthe selbst stützen, so 
würden für die Wintermonate 3—400 Jahre von Beobachtungen nöthig sein, um der Zehntel- 
Grade sicher zu sein, für die Sommermonate auch nahezu 100 Jahre.“ (Verel. auch Tafel VIII.) 

Die mittlere Veränderlichkeit der Differenzen fand er nun abhängig sowohl von der 
Entfernung, als vom Höhenunterschiede beider Stationen und zwar ist die betreffende Relation 
für die Differenzen der Jahresmittel in den österreichischen Alpenländern: 


V = 0:23 + 000131 2E+ 00283 A F, 


wo E die Entfernung in Kilometern und AH die Höhendifferenz in Hunderten von Metern 
bedeutet. 

Es wird aber auch umgekehrt aus der grösseren oder kleineren Constanz der Diffe- 
renzen — da dieselben für gleiche Zeitabschnitte des Jahres nur innerhalb eines gewissen 
kleinen Spielraums schwanken werden — auf die Verlässlichkeit der Normalstation zurück 
geschlossen werden können und zwar je kleiner sich die mittlere Veränderlichkeit gegenüber 
der aus obiger Formel gerechneten ergibt. 

Die folgende Tafel X. gibt uns die Differenzen der Jahresmittel einiger Stationen mit 
längerer Beobachtungsreihe; wir beschränken uns hier auf die Untersuchung der Jahresmittel, 
auf deren Empfindlichkeit auch Hann hingewiessen hat, während die Differenzen der Monat- 
mittel in dem allgemeineren Theile ihren Platz finden sollen. Die verwendeten Stunden- 
combinationen sind im Kopfe unter den Stationsnamen ersichtlicht gemacht, für Prag wurde 
gleichfalls das Mittel der Stunden und nicht das 24stündige Mittel benützt, 


23 


Tafel X. 


Differenzen der Jahresmittel einzelner Stationen gegen Prag. 


(Station — Prac.) 


le PBEOTATAT-ROHL- 
no 
Seesen ká brán SL A Ba P 
233% PŘEL TE 
= s E010 C0 Co L- G3 00 1- 1300 ©1000 a-OaNAaRN= 
O E o oo dá 
Sa PP ac AP 
vý ES; 00 ODRA AAMOTOOnTT-NYA | © He0000 
jm ŽE | SSS 5 S So o o o oo ooo o oooo9© | |joSo5o9088 | 
ae are see P PP 


oden 
bach 


Lobositz 


= a ZK OK non EA de 
Bel ee P oa er 
m Ga 
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(o 
PS TH 101010 3 60 I SO SOON 
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B | PE le 
AS MOHOTAMATNNAN00 M4044 D7-+OPWooo0r%0n 
= 5 | PO S 9 So ooo So ooo ooo0099 | on HnöSsssososs 
G 
S- Es ASE 120 | Pel je om dalas al (ela 
an |Š ©D ©D O3 B 00 = 3M (OAO LO 00 ©> OD 0 P L WO 
28 2 Er Er T | s ee et ir 
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Ps oocma E Aa kona oP GP ae 
EB s | | | ee 7— O ry ra 1 mn ra r a r Ki DO zu DO u Du m u 
A |: di PEPE EP APP PP 
| Bo- F a 


„| Boden- 
6. 2. 10.|6. 2. 10.|7 


Mittel | —017|—041|—118|— 172 20,0 — 151|—12|—02|— 181/074) 


24 


Anmerkungen. Lobositz. Seit 1878 Stundencombination '/4(7-F25-2%X9) auf Y,(6+ 2-10) reducirt. Correction 

des Reaumurthermometers, welches bis Mai 1872 benützt wurde, laut Schreiben H. Dr. Hanamann’s 
— 0:19, angebracht. e 

Böhm. Leipa. Trotz geänderter Aufstellung in den letzten Jahren Differenzen sehr constant. 

Weisswasser. Seit 1873 Stundencombination Y,(6+2--9) auf Y,(6-+2--10) reducirt. Cor- 
rection des Thermometers Réaumur — 0:04° laut Schreiben Prof. Peřiná's angebracht. 

Čáslau. Ältere Reihe (bis 1872) an der Dechantei Cäslau, Correction des Thermometers un- 
bekannt; seit 1874 im 2. Stocke der Bůrgerschule, cca 12 m höher, freiere Lage. 

Eger. Die Differenzen gegen Bayreuth und namentlich gegen Elster viel constanter, Entfernung 
von Prag 150 Kilometer. 


Schon auf den ersten Blick überrascht uns die Übereinstimmung der Jahresmittel- 
differenzen im Verlaufe der ganzen Beobachtungsreihe; wir wollen trotzdem noch die mittlere 
Veränderlichkeit, wie sich dieselbe aus Tafel X. ergibt, mit der aus der früher angeführten 
Relation Hann’s gerechneten vergleichen. 


© = ’ 
s 2 
N © 3 
Etauiom aan NT ee SR a 
© E = ‚© © = A = &n 33 
= [e2) = = >> = a a F © 
Entferng. in Kilom. . 51 18 68 48 70 18 90 85 149 67 
Höhendiff. geg. Prag — 36" — 60 51 102 18 258 1835 192 260 104 


V gerechnet .-. ...0:35° .0:56. 038° 037. 033 045.045 2.04220:5572 040 
V beobachtet - . . . 0:09 07 09 "12 "15 :07 sl :12 25 "12 


Im ungůnsticsten Falle, grosse Entfernung und grosse Höhendifferenz, ist dennoch 
die mittlere Veränderlichkeit um mehr als auf die Hälfte der durch Rechnung erhaltenen ge- 
sunken; gegen Tabor ist dieselbe auf den sechsten Theil, gegen Bodenbach auf ein Fünftel 
des Betrages nach Rechnung aus Hann’s Formel gesunken. 


Wohl ist zu berücksichtigen, dass auch die Temperaturverhältnisse in Böhmen relativ 
viel gleichförmiger sich gestalten als in den Alpengegenden, so dass überhaupt kleinere 
Werthe zu erwarten waren; doch bezeugen die ermittelten Werthe mit grosser Bestimmtheit 
die Verlässlichkeit des Beobachtungsmaterials an allen Stationen. Doch nichtnur das all- 
gemeine Jahresmittel, auch jene für die 3 Beobachtungsstunden zeigen geringe Veränderlich- 
keiten, wie wir von einigen Stationen anführen wollen: 


Lobositz Bodenbach _Weisswasser Tábor Písek 
Bro 0-18 0:14 +010 0-11 
eo ÚPB 0:17 016 021 0:17 
00315 0:09 0:21 0:20 0:08 


Zur Erläuterung der Sicherheit der mittels Reduction nach Prag erhaltenen Monat- 
mittel möge das Resultat der Reduction nach Prag und einer zweiten Station folgen. 

Es wurde hiezu die verlässliche Beobachtungsreihe von Bodenbach gewählt und als 
zweite Normalstation Görlitz. Es ergaben sich folgende auf die Periode 1851—1880 redu- 
eirte Mittel: 


25 


J. F. M. A. M. J. J. A. S 0. N. D Jahr 
nach Prag: —120 — 047 2:77. 8:08 12:58 17:08 18:39 17:74 1406 8:99 3:12 —044 838 
„ Görlitz: — 124 — 0:32 2:73 8:15 12:67 17:19 18:46 1756 1415 8:98 3:10 —0'47 8:44 


Wir erhalten somit ein recht zufriedenstellendes Resultat; die grösste Differenz (0'15°) 
zeigt sich im Februar und ist dies die Folge des abnorm kalten Februar 1870 in Nord- © 
deutschland, indem Bodenbach um 259 (normal blos —+- 04°) wärmer war als Görlitz, während 
die Differenz gegen Prag (gleichfalls ohne Rücksicht auf die Höhendifferenz) —0'1° (im 
Mittel — 0'2°) betrus. Wenn wir übrigens die grosse Veránderlichkeit der Monatmittel des 
Februar berücksichtigen, welche wir mit + 2'45° ermittelt haben, sowie den wahrscheinlichen 
Fehler des 35jährigen Mittels mit + 0359, finden wir diese Differenz gewiss nicht bedeutend. 


Das Jahresmittel ist um 0':06° verschieden und könnte dies selbst eventuell auf eine 
Correction des Thermometers in Görlitz zurückgeführt werden. 


Auch. die Beobachtungsreihe von Eger gibt nach Prag und Bayreuth reducirt, recht 
übereinstimmende Werthe, obgleich man nach Tafel X. versucht wäre, auf einen geänderten 
Localeinfluss in Eger zu schliessen, wovon man jedoch in den Differenzen gegen Bayreuth 
keine Bestätigung erhält. Es ergab sich: 


J. F. M. A. M. J. J. A. S. 0. N. D. Jahr 
nach Par . — 2:61 — 165 131 693 1141 1582 1742 1660 12:78 755 1:18 — 2:46 702 
„ Barenti) — 2:64 — 174 152 696 11:49 1593 1754 1676 13:04 768 123 —244 T711 


Mit Rücksicht darauf, dass der wahrscheinliche Fehler des 35jährigen Mittels im 
Winter + 0'33°, in den Sommermonaten noch + 0'2°, ja sogar des Jahresmittels noch + 0'1° 
beträgt, erscheint das Resultat gewiss als ein zufriedenstellendes. Diese Beispiele bringen wol 
genügend klar die volle Brauchbarkeit der Prager Beobachtungsreihe vor Augen. 


Der Einfluss der Stadtlage. 


Durch die im Vorangehenden durchgeführte Untersuchung der Temperaturreihe 1851 
bis 1885 ist somit bis zur Evidenz nachgewiesen worden, dass dieselbe vollkommen „homogen“ 
sich herausstellt und Prag daher als Normalstation zur Reduction der übrigen Stationen Böh- 
mens vollkommen brauchbar ist; damit sollte aber nicht ein Einfluss der Stadtlage auf die 
Temperatur selbst vielleicht geleugnet werden, vielmehr wurde schon früher darauf verwiesen, 
dass im Vergleich mit den Isothermenkarten sich ein Einfluss zeigt in der Erhöhung des 
Jahresmittels um 0:3—04 C. 


Denselben Werth erhalten wir auch aus den Beobachtungen der benachbarten Sta- 
tionen, wenn wir mit Rücksicht auf die Höhendifferenz und eine Temperaturabnahme von 
05189 für je 100 m die mittleren Temperaturdifferenzen zwischen Prag und den Stationen 
rechnen und dieselben mit den beobachteten und in Tafel X. angegebenen Differenzen ver- 
gleichen. 


26 


o - > 
= = a E 
S E n E: = 
Station = E p s E x : : : EB 
© E © e E = 2 = S ES 
Höhendiff A m m = © E m E F © 
öhendiff. 
gegen Prag — 36 —060 51 102 18 258 185 122 260 104 
in Met. 
a 1.019 40:31 —026. —053 —040 —1:34  —096 —063 —134 —054 
g 4 
Tempdiff. 
vání —017 —041 — 1:28!) —172 —070 —1667) —1'27 —021 —181 — 074 


Unterschied -0:36 4072 +1:0%2 +119 -030 40:32 -0-31 -040 1047 -+020 


Zur Feststellung des Localeinflusses dürfen wir gewiss solche Stationen nicht verwenden, 
an welchen ein Localeinfluss (selbst der weiteren Umgebung) sich bemerkbar macht. Eine 
fast überraschende Übereinstimmung zeigen die Stationen Lobositz, Časlau, Tabor, Písek, Eger 
und Oberleitensdorf, während Bodenbach, Böhm.-Leipa und Weisswasser in Folge der weiteren 
Umgebung (Wälder, Berge) offenbar zu kühl sind, Pilsen hingegen viel zu warm.?) Wenn wir 
letztere ausscheiden, erhalten wir im Mittel aus den ersteren Stationen 033° C, um welchen 
Betrag Prag zu warm ist. : 

Denselben Betrag erhielt Hann °) bei Feststellung des Stadteinflusses auf die Tem- 
peraturreihe von Wien. Freilich stand ihm ein viel reichhaltigeres Material zu Gebote: 3 
Reihen von Temperaturaufzeichnungen in der Stadt, dann für die nächste Umgebung im 
Norden, Westen und Süden der Stadt die Aufzeichnungen an mindestens je 4 Orten, ausser- 
dem eine 3. Reihe von ganz benachbarten Stationen im weiteren Umkreise, so dass er an 
einem Landstreifen von 25 Km Länge und 10 Kilom. Breite Temperaturaufzeichnungen von 
14 Stationen verwenden konnte. 

Wir besitzen leider keine Temperaturaufzeichnungen aus der nächsten Umgebung 
Prag's und wollen daher in erster Annäherung den Stadteinfluss im Verlaufe des ganzen 
Jahres aus den Beobachtungen der oben genannten Stationen, welche auch im Jahresmittel 
fast genau gleiche Werthe für den Stadteinfluss ergaben, zu ermitteln versuchen. 

Zu diesem Zwecke reduciren wir die auf die Periode 1851—1880 zurückgeführten 
Monatmittel der Stationen auf die Seehöhe von Prag (202 m) und zwar unter Benützung der 
von Hann *) ermittelten Werthe der Temperaturabnahme für die Alpen und eliminiren den 
eventuellen Localeinfluss an den Stationen dadurch, dass wir die Werthe in ein Mittel zu- 
sammenfassen, welches wir dann mit den 30jährigen Mitteiwerthen für Prag vergleichen wollen, 

Der grösseren Übersichtlichkeit wegen wollen wir in folgender Tafel die Resultate 
blos mit 1 Decimale anführen und nur bei den Differenzen die 2. Decimale beibehalten, weil 
der jährliche Gang besser hervortritt. 


T) Bei Böhm.-Leipa und Tabor wurde die Stundencombination Y,(7+2-+-10) auf Y/,(6+-2-+-10) zurückgeführt. 
7) Auch ist mir vorläufig die Correction des Thermometers nicht bekannt. 

5) Temperaturverhältnisse. II. Theil, Sitzber. d. kais. Akad. Wien 1885. Bd. 91. 

-*) Temperaturverhältnisse. III. Theil, Sitzber. d. kais. Akad. Wien 1885. Bd. 92. 


27 


Tafel XI. 


Ober- | 
Lobositz | Čáslau Písek Eger | leitens- | Mittel Prag || Ditt. 

dorf | 1851/80 | 
Jämer ....1—-19| —15| —20 | —18 | —16 | —18 | — 1:2 |— 0:60 
Februar. . . -| —08| —06 | —05 | —06| —05 | —06 | — 0:2 | — 0:34 
Marz 2-9 2:6 32 2:8 31 29 81 |—015 
Anne. 2.7. | +87 8:6 87 85 89) 87 87 | 1.0:01° 
ENTE N ea 1 13:03, 3000192 |. 13:11. 132. | — O 
Bun odk bad |- 1T5| 124). 172) 1074| 175) 1074| 175 |—015 
ER a 10518:921 48:99 18:9, 19:0: 191. 19:0.) 19-2 —- 0:29 
p August....| 1838| 182| 1835 181| 1856| 1883| 187 |—088 
| September . .| 1444| 1428| 144| 141| 145| 144 | 149 | —043 
October... |x, 86 93 9:2 8-8 90 90 |- 94 |— 040 
© November. .. 25 2:6 DEI 23 2:6 2:9 2:5 | — 0:39 
December. . .| —14 | —13 | —13| —16 | —11 | —1T3 | — 06 | — 070 
| Jah any M | 843 | 849 | 848 | 832 | 859 | 846 | 8:79 |—033 


Die in der letzten Columne enthaltenen Differenzen geben uns somit den Betrag an, 
um welchen die Temperatur von Prag zu hoch (—) oder zu tief (+) ist infolge Stadtein- 
flusses. Der jährliche Gang prägt sich sehr deutlich aus. Wir finden das Maximum des Local- 
einflusses im Winter und im Herbste, während im Frühjahre die kleinsten Differenzen auf- 
treten, ja im April sogar die Differenz positiv wird. 

Daraus ersieht man deutlich die abkühlende, sowie die wärmebewahrende Wirkung 
der Häusermauern. 

Wenn im Frühjahre bei zunehmender Declination der Sonne die Temperaturzunahme 
erfolgt, so geht dieselbe im Freien viel rascher vor sich als in Städten, wo die Mauern ab- 
kühlend auf die Temperatur wirken, so dass sich der erwärmende Einfluss mildert, ja sogar 
ganz in das Gegentheil umschlägt. Wir finden vom Winter bis zum April eine succesive Ab- 
nahme der negativen Differenzen. Im April, zur Zeit der grössten Wärmezunahme (wie wir 
früher gesehen haben), ist der erwärmende Einfluss schon Null geworden. Von da an erwärmt 
sich die Stadt langsam immer mehr im Vergleiche mit dem Freien, die negativen Differenzen 
werden successive grösser, bis dieselben im September ein secundäres Maximum erreichen, 
da die Mauern jetzt wärmebewahrend sich verhalten, so dass die Temperaturabnahme im 
Herbste weniger rasch erfolgt als im Freien. Der grösste erwärmende Einfluss zeigt sich 
jedoch im Winter selbst, wo die Stadt bis zu 0'7° wärmer sich zeigt (im December) als das 
freie Land. 

Eine Beeinflussung im ähnlichen Sinne, wol aber in abgeschwächtem Maasse, dürfte 
auch beim täglichen Gange zu erwarten sein und es liessen sich wol Anhaltspunkte bei der 
Bearbeitung der anderen Stationen vielleicht abgewinnen; nachdem aber seit Jänner 1886 in 

4* 


28 


Lobositz ein Thermograph aufgestellt ist, dürfte diese Frage einige Jahre wol noch offen ge- 
lassen werden. : 
Zum Schlusse wollen wir nun noch auf die Mittelwerthe der Tafel XI., die uns in 
erster Annäherung die Landtemperatur der Umgebung Prags geben, die Lambert-Bessel’sche 
Formel anwenden. Es ergibt sich: 
T = 8470 + 1097248 Sin (© + 268° 54) + 0'493 Sin (22 + 357023) + 
—+ 01233 Sin (32 — 83° 2°). 
Es erreicht das Tagesmittel 
den höchsten Stand mit. . . 19:01 am 24. Juli 
„ hiedrigsten Stand mit. — 2:09° „ 9. Jänner 
Differenz . . 21:10°, 


Die mittlere Jahrestemperatur mit 8:47% wird erreicht 


am 18. April und 
„ 17. October. 

Die Amplitude fällt sonach um 0:5° (gegen 20°57°) höher aus, die Tage des Eintrittes 
vom Maximum und Minimum, sowie auch der mittleren Jahrestemperatur im Herbste er- 
scheinen um 1 Tag verschoben, das Jahresmittel der Temperatur im Frühjahre wird um 2 
Tage früher erreicht, wie auch von Vornherein zu erwarten war. 


KO o 


Anhang. Tab. I. Mittlere Luft-Temperatur um 6 Uhr Morgens. Prag. 
m | + = 5 - : 

(le = 7% 5 © = z 8 | 
= E = sl = B || £ E 5,8 5 | Jahr 

Be ala le | s |: |8Š| 8 |አAš 
1851 —14|—21| 12, 76 | 76 13:0 |142 1142 [101 | 89| 00 —01608| 
52 | 06) 07|)—19| 16'|101 |141 1158 |151 |115 | 54| 51, 30,678 
53 | 06,—30 |—44| 29 | 94 1144 1162 |141 111 | 66 | 20 —7°2| 5:22 
54 |—26|—14| 16| 36 [10:3 (134 1153 1138 | 97 | 65 | 01, 14598 
55 |—37|—87| 03| 39 | 83 |145 |149 |149 | 97 | 92 | 26|—71|489 
56 |—15| 10|—13| 57 |100 |143 115111501101 | 64 |—06.-—07 596 
57 |—40|—54|: 14| 55 | 91 |132 1159 [158 |115 | 93 |-01| 07607 
58 149 1801-09 | 36 | 8:9 |149 |150 |149 [121 | 74 |—41"—01| 4-89 
59 |—06| 11| 46, 56 |107 |140 [179 1169 |109 | SO | 1536| 795 
60 | 04 —27|—-02| 52 |11:2 |141 (1837 |142 |113 | 62 | 00|—18 59% 
61 |—67| 07| 29| 36 | 83 |159 [154 |159 1121| 59| 37 —12]637 
62 —31|—183| 27| 73 (119 1132 |156 |144 |109 | 90 | 35-07 6:95 
63 | 15| 05| 34| 52 1102 1142 1141 1157 |122 | 78 | 41| 22) 758 
64 |—83|—18| 29| 32 | 75 (139 1138 |136 |117 | 54| 0757471 
65 |—17 —84|—21| 55 |129 |122 |175 |151 |113 | 63 | 44 —05| 6:04 
66 | 19| 97 11| 72| 81 |158 (158 |137 11358 | 32°| 36| 14735 
67 |—20| 27| 00| 69 | 94 1141 |148 |149 |120 | 73 | 15 —17]| 666 
68 --20| 24| 20| 51 1132 |156 [163 |17°0 1121 | 78| 12| 33784 
69 (—32| 35| 01| 77 1117 1122 1164 [145 |117 | 48 | 29| 02.687 
70 —19|—72 —14| 42 (106 |140 (162 |148 |100 | 63 | 3:3|—54 5-29 
71 —72 —40| 14| 53 | 76 |123 (161 |152 |113 | 43| 03 —70 468 
72 -21| 02) 24| 72 (119 1139 |158 1145 |129 | 82 | 57| 2270 
73 | 09/-10| 24| 43 | 87 1142 |171 1156 1110| 87 | 32|—06 703 
74 |(—07|—16| To| 71| 73 135 |175 [139 |128 | 63 | 05 |—14 634 
5 | 02|—77|—21| 44 |10'8 |162 159 (163 | 99 | 51 | 18|—29|565 
76 —47|—11| 29| 74 | 6T|152 |162 (151 |113 | 85 |—01| 09651 
TT | 11) 14, 03| 41 | 84 1157 1163 |162 | 89°| 48 | 43| 02.680 
78 —11| 12 23| 66 (111 |137 |149 |158 |133 | 88 | 20|-20) 722 
79 —26| 08| 02| 47 | 89 1149 |141 |160 1122 | 73 | 07|—99|561 
80 —26|—33| 06| 70 | 94 140 |168 |144 |123 | 83 | 35| 37.697 
81 —68 —-17 11| 30 | 99 |135 |165 |152 (103 | 43| 35| 05577 
82 |—06|—08| 43| 53 |102 |12-3 |155 (13:8 |124 | 78| 38| 04704 
3 122| 1029| 35 |103 |143 |155 |142 |120 | 75 | 34, 08,641 
84 | 22| 02| 20| 32 1101 |11-9 1162 (139 |114| 71, 183| 18 688 
5 |—43|—01| 14| 66 | 93 1150 |164 |132'|115 | 71| 24 |—10 645 

Mittel | 
1851—55 | 1:3 12:9 1-06 | 3:9 | 91 1139 [153 |144 |104 | 73 | 20|—20 579 
56—60 |—2:1|—28| 07| 51 1100 |141 1151 |154 1112 | 75 —07 |—11 602 
61—65 | 37 |-21| 20| 50 [102 (139 |153 |149 |116 | 69 | 33 |—12 633 
66—70 |—14| 08) 04| 62 |106 1143 |159 1150 [119 | 59| 25 |—04 680 
71—75 —18|-28| 10, 57| 93 |140 165 |151 116 | 65| 23|—19 628 
76—80 —20 |—02| 13| 60 | 89 1147 1158 1155 [116 | 75 | 21|—14|662 
81—85 123 |-03| 12| 43 |100 113-4 |160 [141 |115 | 68 | 29 |-04| 651 
1851—85 |—209 | —146 | 0:84 [5:17 [9:71 | 14:05 15:66 14-911 11-41 691 | 205 en 6:34 

l u 


30 


Anhang. Tab. II. Mittlere Luft-Temperatur um 2 Uhr Nachmittags. : Prag 
ZZ UI Z 

! = = = EN © = = | | 

= É = < = > 5 22T 
| | 

1851 | bol 15| 5:8 13:0 |1311*|19:8 (20:7 1212 in 22 1:41 10:69 

52 3) 36| 44 | 8:8 118:6 (211 125271227 |18:3 11:9 18 93 |12:62, 

53 22 —01| 0:1°| 79|15:7 |20:1 \22-9 (22:0 (182 1119| 35 —4&7| 9:97 

54 —02 1:3) 6:0 111-9 |18:3 |18:3.|23:1 120:3 (179 12:8 | 27 3:3 11132) 

55 |—1:5 Ere0r 42 | 94 |16:3 \21:3 (2171221 |172 |146 | 52 — 4610-11 

56 0:7 42| 4:6 15:3 |17:0 (208 (205 22:3 1175 143 | 19°)  17&|1170 

57 |\—-1:6 —10| 61 |122 (190 |22:0 (23:2 242 |192 1159 | 30 2:5 11197 

58 74 —-21| 48 |114 15:9 23:8 (21:6 1217 (210 1122 —1:7° 1:8110:73 

59 1719| 37, 95 (11:7 (174 |21°9 270 255 172 1133 | 48 |—1:8 12:67 

1860 2:31—0:3| 42 |11:7 \18:4 |21:6 (201071213 |176 |10:3 | 24 | 0:0110:79 

61 —39| 46| 82 | 95 (151 (221 1239 (245 |172 140, 71 ı 0411194 

62 |— 14 1:0| 9:7 |15:2 1201 |19'7 \22:6 |21:9 1195 1138 | &1 | 18|12:49 

63 39| 48, 79 \12:5 |180 (20:7 121-3 (247 1185 |144 | 67 3:6 11311 

64 —58| 18, 88 | 92 1140 (213 (209 |20°0 1177 |104 | 41 —35| 989 

65 0:8 —39| 1:9 |146 (224 |180 |26:7 |21:3 20:5 |13:3 | 68 | 12|1196 

66 51 6:0, 5:6 |15:0 14:6 |23°9 | 20:7 |20°4 21:2 (123 | 60 3:0112:81 

67 0:3 56| 4:1 1117 |16:8 |20:6 |21:1 |23°4 |18:9 (109 | 3:7 0:3 11:39; 

68 02 5:6| 6:6 |112 122-7 (231 |24:6 |24:6 (220 135 | 3:3 5:3 113°52 

69 |—02| 67| 46 15:8 (19:2 |18:3 |248 (204 20:3 1105 | 52 | 2:0 112:29 

1870 053 —29 22114 | 18:9 19:9 (245 (20:3 (16:7 |115 | 64 |— 3:8 10:44 

71 |—47—04| 90 |110 (144 1174-1235 |231 (200 | 95| 31 |—41|1015 

12 (—04| 27| 86 (145 |19:4 (19:9 (241 (215 20:5 |146 | 88 401318 

13 39 17, 83 |12:0 |14:3 20:7 (25:1 1247 |17:9 141 | 63 1:9 12:57 

74 1838| 23| 69 1135 1139 (211 (269 |213 |2%-1 |138| 25 —0:3|12:15 

75 1:8 —3'0| 30 |11:3 1185 |23:7 1230 1251 |188 | 87 | 41 —11|11:17 

16 |—25 24| 74 |149 |135 (22:5 (235 (234 171 (145 | 19 3:2||11:83 

77 32 42 5:1 1104 |145 (244 \231 1237 15:6 |11:2 | 79 | 1:5112:06 

78 | 07| 40| 58 |13:6 |18:2 |22:1 (209 |22:6 120.1 |135 | 48 | 02|1222 

29 |-—0:7 31| 46 |11:0 |15:8 (21:8 |20:0 (23:2 /20:9. 1112 | 23 — 68 10:53 

1880 |— 0:6 13 73 \143 (15:0 (209 (241 (214 |190 |121 | 64 5.1 |12:19 

sl |—32 1:3. 05:72129:27 77.732197 24671223171716:2017 80717653 2-5 | 10:85, 

82 21 41 11:3 |12:7 (16:8 |18:6 |23:0 |19:5*|185 |12:3 | 63 1:812:25 

8 | 12, 37| 14 | 97 |185 214 |22:3 (21:6 (184 112:6 | 67 2:3 11:66 

54 4:6 5:3 8:57 11031 18:62 10:37 12353. 122:4°120:1 10:22 3:7 3:6 112:30 

ER 85 |—0%5 44| 64 |16:0 |16:7 24:3 |22:9 120-4 |181 12:0 | 50 0:8 112:20 

Mittel 

1851—55 1:0: 0:3 7 2.121022 16:4 12.0212 P27 21572 NS 3:00 43 0:1 10:94 - 

56—60 || ©4| 09| 5:8 |125 (173 |22:0 22:5 1230 (185 |132 | 21 0.8 ‚11:57 

61—65 —13 PON 12:28 S02 0259 23:2 122: O D2 Oza 0:7|11:88 

66—70 | 11 4:2 | 4:6 13:0 1184 (212 231 (218 119:8 | 117 | 49 1:2|12:09|: 

T1—75 05 07| 72 (125 |161 |20:6 | 245 (231 1199 !121 | 50 011184 

76—80 | 00 3:0 6:07 |12:8 | 15:4 122:3 22:3 12291185 1125 | 47 0:6 111:77 

81—85 | 08 3:9| 67 (115 |176 (2031 23:2 (212 |18:3 | 11:0 | 5:6 22| 1185 

1851—85 | 0:35 | 2:09 5:96 | 12:10, 17:03 20:99. 23:08 zes 12:40 467 0:83 1171 


King r . 
N o bh 


Anhang. Tab. III. Mittlere Luft-Temperatur 10 Uhr Abends. 


= s bh = 5 

B E BAboo= = ae 

S N Ne See 

1851 -08--10| 28| 92 | 94 (155 163 |170 |115'|10 
52 19| 16| 07| 4413-4 |166 (196 1178 |13:6 | 7 

53 11 24-26) 50 |11:6 |16°4 |18-4 |174 |13°4 | 8 

54 114 06| 32| 73 [133 |147 18-1 1162 (129 | 8 

55 |—34|—78| 15| 62 |116 |164 173 [177 (126 |11: 

56 —-08| 15, 06| 96 12:1 |164 |157 |177 1127 | 8 

BT |(—36,—36| 25| 79 [124 |166 18:4 |18:8 |141 |11 

58 |—42|—61| 14| 70 |113 J188 |175 |171 |155| 8 

| 59 93, 20, 63| 79 (127 |165 (212 |200 1127 | 9 
1860 08|-19| 13! 73 1131 167 |155*1164 (1327 
61 —54| 18| #7| 59 1107 |178 |184 |189 |136 | 8 

62 2308| 54100 |152 |156 |179 |16:8 |140 |10: 

63 23| 22| 45| 81 |132 (16:1 [16:7 119:1-\14°0 |10 

64 |-79'—05| 48| 59 | 9:3'|16:2 164 |153'|135 | 7 

65 |—07—68|—07| 92 168 | 143 207 |169 1147 | 8 
66 | 28| 34| 26|101 1103 1182 (166 |159 (159 | 6 

67 —15| 35| 12| 85 1123 (159 (170 |180 |143 | 8 

68 |—14| 34| 36| 73 |167 (179 (180 (198 |154| 9 

69 |—22| 43, 151107 1141 |13:6° 195 (161 |155 | 6 
1870 (—12|—57| 02| 67 136 |157 193 |163 1120 | 7 
71 =64—29| 4473| 94 137 |181 1181 |147 | 60 
7217| 11| 45| 96 |140 |15:7 |18:9 |170 |156 |10 

73 1504| 45| 73 [103 |161 |19-9 |19-2 (13:3 |10 

74 0405| 32| 92 | 98 |161 211 |168 1163 | 8 

75 04|—62| 04| 72 13:9 |185 (18:1 |196 |135 | 6 

716 —36| 0603| 45| 99 | 9-7 |178 1187 |185 (130 |10: 

77 16 22| 21| 64 |105 [191 (186 |18:8 |115'| 6 

78 |—07| 22| 35| 93 1135 |169 |170 181 |159 | 9 

79 |—21| 13, 19| 68 1115 |169 (159 |184 |155 | 8 
1880 |—22|—15| 31| 97 |115 |161 |182 (166 |147| 9 
81 (—53| 00| 29| 54 1129 |154 1192 |173 (122 | 5 

82 04| 14 71| 79 |124 |1&3 |179 |155 |144 | 9 

8 —11| 22|—12| 58 [184 |174 |174 16:9 |140 | 8 
84 | 30, 18, 45| 57 1135 113-9 |186 1171 |144 | 8 

8 —29| 17| 30|107 |120 |185 |18:7 |158 |142 | 8 

Mittel 

1851—55 |-05 —19| 11| 64 |11-9 |159 |179 1172 |128 | 9 
56—60 1-15 1-16| 24| 79 1123 |170 |17°7 |180 |13:6 | 9 
61-65 | 28 —08| 37| 78 |130 |160 |18'0 (174 |140 | 9 
3 66—70 |—0-7| 18| 18| 87 (184 |163 |182 (172 (146 | 7 
T1—75 (—12|—1:8| 34| 81 |115 |160 |192 (181 |147 | 8 
76-80 —14| 09| 30| 84 [11:3 |174 |17°7 |181 141 | 8 
81—85 |—12| 14 33| 71 128 1159 \184 |165 |138 | 8 
1851—85 — 132 — 0:29 | 2:68 | 7-78 |12-33,16:35| 18:16 175111395 8: 


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32 


Anhang. Tab. IV. 24stündige Temperaturmittel. Prag, 
(E ———————————————— 
a 3 en 
= A A Ei = "= = a | 25| 2 | 8 85 | Jahr 
s | B | | 42 | 8 | 813.4 |82| 8 (85 5> 3 
1851-06-06 331101 |104 |165 1174 |179 |122 |110 | 09 | 05| 825 
52 1:9) 19| 1141| 52°1145 \176 (20:8 |18:9 |147 | 84 | 62 3:9 9:59 
53 12 |—19—24| 5:6 |12:6 |17:2\19:7\18:1 1144 | 8:9 | 97 6:1 750 
54 |—16|—03 36| 79 1144 \15:8 (193 (171 1138 | 92 | 12 2:2 | 855 
55 |—29|—69| .20| 67 |12:3 1177 |18:4 \185 |133 (115 | 37 |—61| 735 
56 1—0:7 21 1:3 104 (13:2 |17:5 |16:8 (186 (156 | 98 | 02 0:0 8:57 
57 |—31|—35 8:3, 87 13:6 |177 (19:2 |19:9 |152 1122 | 12 15| 8:83 
58 |—36|—55 18, 77 1124 |197 184 |181 1603 | 95 —32 0:6 | 7:68 
59 04 22 69| 85 1137 178 |22-3 21-0 |137 104 | 28 —30|, 9:73 
1860 11 =1:6 771:8)68:3# 145 17287 16:67 17:61 12 7797 70:9 2 
61 555, 23, 52, 66 |115 (19:1 |19:4°)20:1 1145 | 9:6 | 51 = 0:6 | 994 
62 2:5 —04 59/110 (16:1 |165 1189 1177 149 |11:1 | 46 0:2 8:50 
63 35| 24| 53| 87 1140 |174 |18:0 (20:2 1154 (10:8 | 51 2:5 10:19 
64 |—76|—03 55| 62 |105 (177 173 1165 144 | 77 | 21 —49| 709° 
65 |— 0:7 — 6:6 — 0:4 10:1 1177 |15:1 22:0 |180 |15:7 | 95 | 53 0:1 8:82 
66 31 39| 32\109 (111 \19:6 (178 |170 172) 72| 44 |, 2:0) 818 
67 ı-12| 38 17) 91 \13:0 1172 (179 |191 1153 | 88 | 23 |(—15| 9:79 
68 —13 38, 41| 81 1179 192 20:3 (20:8 (16:7 10:3 | 20 | 40|1049 
69 I 21 47 211116 |15:3 |147 \20:6 173 1160 | 72 | 38 | 0:8) 9:33 
1870 |—11|—54| 05| 76 |147 |16:8 |20:2 1172 |130 | 85 | 44 1-49 7:63 
71 —61|—25| 50| 81 |108 1146196 192 156 | 65 | 13 |—58| 719 
72 |-15 12| 52 10:6 |154 (168 (200 1179 1165 1110 | 69 | 2:9 10:94 
73 |-20 00| 52| 81 11:3 |171 (211 202 (142 |11°0 | 44 | 04, 958 
74 | 08) o1| 37,101 |105 |172 (222 |176 1173 | 95 | 1:3 |—11| 9:06 
75 05 |—57| 04, 78 |147 |19:8 |192 |20:6 |142 | 69 | 27 —23| 923 
76 |—3°7 04) £9|110 |10:2*|187 |19:8 (19:4 |13°9 |10:9 | 0:6 17898 
77 19 2:5 25| 71 11:3 |20°0 |19-4 (19:9 |12:1°| 76 | D8 0:6 | 9:23 
7s —0:5 24) 371100 |146 117.8 117-9 !18°9 |165 |107 | 31 —11| 950 
79 |—1:9 197 2:2| 77 12:2 (181 (16:9 (19:4 |16°3 | 89| 1:3 8:8 783 
1880 1—19|—14| 36|105 |12:1 |171 |198 |177 |155 | 97 | £6 4-2 | 9:29 
81 I—52| 00| 32) 60 |136 |16°3 |20:2 (184 |130 | 59°) 45 12 || 8:09 
82 05| 14 77| 89 1134 |154 (191 (164|153 | IS | 47 0:9 | 9:46 
83 |—08 22|—08| 66 |142 181 |18:6 1179 1149 | 9:6 | 47 10| 8:85 
84 30 23 50| 65 |145 |147 19:9 |181 (155 | 86 | 23 25| 941 
1885 |— 27 2:0| 3:7 114 12:9 |19°7 \197 \16°8 |148 | 91 | 35 — 0:4 | 921 
1851—55 — 0:4 — 1:6 15| 71 |12:8 |170 1191 (181 1137 | 98 | 2:9 —11| 825 
56—60 — 12 —13 3:0| 8:77 13:5 |18:1 |18:7 1190 |146 [10:0 | 04 —04| 8:59 
61-65 28 —05| 43| 85 1140 172 19:1 185 (150 | 97 | 44 05 8:91 
66—70 |—05| 22| 2:3| 95 (144 1175 |19:4 |18:3 (156 | S4 | 34 | 0:1 920 
71—75 1014| 3:9) 89 |19:5 (17911204 19:1 \15:6 | 9:0 | 3:3 1:28:86 
16—80 — 12 11 34| 93 121 1183 |18:8 (191 |149 | 9:6 | 31 —0:7 | 89 
81—85 — 10 16 38| 79 |13:7 |16:8 |19:5 |175 (147 | 86 | 39 1:0 9:00 
1851—85 |—1:15| 0:02 | 3:17 |8:55 | 1329| 17:43, 19:28, 18:51| 14:86 9:29 |3:07 —0:40| 8:83 
\ 


VY SEEDISY KESUNTFATE 


der 
DESTONERNENO POZOROVÁNÍ ONDROMETRISCHEN BEOBACHTUNGEN 
provedeného v Čechách v roce in Böhmen während des Jahres 
(SS. SS: 
Sestavil Zusammengestellt von 
Dr. F. J. Studnička, Dr. E. J. Studnička, 
v. ř. professor mathematiky na cís, král. č. universitě l o. 0. Professor der Mathematik an der k. k. b. Universität 
w Praze. zu Prag. 
Druhé řady ročník III. Der zweiten Reihe III. Band. 
V PRAZE. PRAG. 
Nákladem král, české společnosti nauk. — Tiskem dra. Ed. Gregra. Verlag der k. b. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck v. Dr, Ed. Grégr. 


1888. 1888. 


PŘEDMLUVA. 


Porovnáním příslušných seznamů stanic pozná se 
nejlépe, že v minulém roce skoro žádné pozoruhodnější 
změny se tu nestaly. Během těch patnácit let, co jsem 
řídil nynější dešťoměrnou síť v Čechách, vyvinula se 
konečně přese všechny rozmanité proměny u ní taková 
stálost, že výsledky pozorování ve velkém a v celku 
budou moci vykazovati potřebnou spojitost. 

Nemohu však zde nepřipomenouti, což zejména za 
hranicemi vlasti naší asi jest neznámo, že v minulém 
roce aspoň potud provedena byla důležitá změna ve 
funkcionování naší nedostižené dosud sítě pozorovací, 
že uznáno bylo za dobré podříditi ji hojně zaměstna- 
nému technickemu bureau, aby se prý uspořilo několik 
set zlatých ročně, aniž by se při tom bylo k tomu při- 
hlédlo, jak celá tato nynější síť během času povstala 
a se vyvinula. 

Nebyv tázán nechtěl jsem vyšším instancím své 
patnáctileté zkušenosti v tomto oboru nabyté vnucovati 
a nevidí se mi tedy než tuto veřejně prohlásiti, že ne- 
budu nijak zodpovědným za to, kdyby se v budoucnosti 
nemilá snad zkušenost učinila, že tu jednáno bylo ukva- 
peně. Ostatně připouštím milerád, že nelze žádati od 
každého, aby znal a oceniti dovedl všechny podrobnosti 


| hyetologicke, a poznamenávám zvláště, že zejména pří- 
| slušný referent v. zemského výboru, hrabě Ferdinand 
- Chotek v patřičných kruzích i nalezl svrchovaného uznání 


- své pozornosti, jakouž věnoval dešťoměrné síti naší. 


É 


VORREDE. 


Der Vergleich der betreffenden Stationsverzeichnisse 
zeigt am besten, dass im verflossenen Jahre fast keine 
auffallenderen Veränderungen stattgefunden haben. Im 
Laufe der 15 Jahre, in welchen ich das jetzige ombro- 
metrische Netz in Böhmen geleitet, hat sich schliesslich 
bei allerlei Wechselfällen doch eine solche Stabilität 
dabei entwickelt, dass die Beobachtungsergebnisse im 
Grossen und Ganzen die nöthige Kontinuität aufzuwei- 
sen im Stande sein werden. 

Nicht unerwähnt darf hier jedoch bleiben, was na- 
mentlich im Auslande unbekannt sein dürfte, dass im 
verflossenen Jahre insoferne eine wichtige Aenderung 
im Funktioniren unseres unerreicht da stehenden Netzes 
herbeigeführt wurde, als man dasselbe einem vielbeschäf- 
tisten technischen Bureau unterzustellen für gut befun- 
den hatte, angeblich um einige hundert Gulden jährlich 
zu ersparen, ohne hiebei auf die Provenienz des ganzen 
Netzes Rücksicht zu nehmen. 

Ungefrast wollte ich höheren Instanzen gegenüber 
nicht meine diesbezüglichen fünfzehnjährigen Erfahrungen 
zur Geltung bringen und sehe mich daher nur veran- 
lasst, hier öffentlich jede Verantwortung von mir abzu- 
lehnen, sollte man in der Zukunft die unliebsame Er- 
fahrung machen, dass man voreilig gehandelt hat. In- 
dessen will ich gerne zugeben, dass es nicht Jedermanns 
Sache ist hyötologische Details kennen und würdigen zu 
sollen, und muss besonders hervorheben, dass namentlich 
der diesbezügliche Referent im h. Landesausschusse, 
Graf Ferdinand Chotek die vollste Anerkennung seiner 
dem ombrometrischen Netze gewidmeten Aufmerksamkeit 
in den betreffenden Kreisen gefunden hat. 


Konečně budiž mi dovoleno pripomenouti, že jsem 
již přikročil i ku prvnímu spracování dešťoměrných vý- 
sledků dosud nashromážděných a sice spisem, vydaným 
od komitétu pro přírodovědecký výzkum Čech, zvaným 
„Základové destopisu království Českého“ (S dešťopisnou 
mapou a několika dřevotisky. V Praze, v kommissí u Řiv- 
náče, 1887.) 

Měl jsem tu hlavně na zřeteli, abych číselně vyjádřil 
vliv lesa na poměry srážek vodních se týkající v naší 
vlasti, a tím poskytl obmýšleným změnám lesnických 
zákonů příslušného základu spolehlivého. 


Dosavadní příznivé posudky této knihy dokazují, 
že podniknutí mé nebylo bez užitku, čímž jsem dosta- 
tečně odměněn za namáhavou práci jemu věnovanou. 
A i četní pozorovatelé naší sítě dešťoměrné mohou z toho 
poznati, že jejich měření vodních srážek mělo svůj cíl 
i užitek! 


V Praze, dne 31. ledna 1838. 


Prof, Dr, F. 


Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass ich 
auch schon eine erste Verarbeitung der bisher ange- © 


sammelten ombrometrischen Resultate unternommen habe — 


und zwar in der-vom Comité für naturwissenschaftliche 
Durchforschung Böhmensherausgegebenen Schrift „Grund- 
züge einer Hyetographie des Königreiches Böhmen“. (Mit 
einer Karte und mehreren Holzschnitten. Prag, Komm.- 
Verlag von Řivnáč, 1887). 5 

Es hatte dies hauptsächlich den Zweck, um den - 
Einfluss des Waldes auf die Niederschlagsverhältnisse 
des Landes ziffermässig darzustellen und so der beab- 
sichtisten Aenderung der Forstgesetze eine diesbezüg- 
liche verlässliche Basis zu bieten. 5 

Die bisherigen günstigen Recensionen des Buches 
sprechen dafür, dass mein Unternehmen nicht nutzlos 
war, was mich hinreichend für die dabei aufgewendete 
mühevolle Arbeit entschädigt. Und auch die zahlreichen 
Beobachter unseres Ombrometernetzes können hieraus 
„entnehmen, dass ihre Niederschlagsmessungen nicht zweck- 
und fruchtlos waren! 


Prag, den 31. Jänner 1888. 


J. Studnicka. 


V 


němé suite v Čechách ln v mute 1887. — Onbrometriscké Stationen Böhmens während: des Jahres 1897, 


Zeměpisná | Nadmoř-| Roční množství | áno Sa AR | Star stan d 
Jméno stanice Geografische |ská výška, Jahresmenge d. © 179] MR 
: šířka |Hóheúber| sráž. vod.|dnů srážk. 
Name der Station | délka | Sika (m | Nieder- | Nieder- pozorovatele — des Beobachters — 
Länge | Breite | Meere schlags. |schlestage . | 
Ji | 
2. Adolsgrün © (31034 |50044'| "750 | 625, | 192 | Walter K. te | 
2. Aicha B. a 173 | Schiller Karl Lehrer | 
Dub Český 32 40 50 40 | 328 730, fi chuller K a | 
3. Alberitz = 133 | Kleissel J. ; | 
Malmäfice sl S80 7 431 426, eisse > 
4. Albrechtic a > 1 R ek) Čr maAnti örster 
Niprechtiek 33 43 au 83, 280 Cervinka Ant. + a : 
5. Althůtten 7 S Roschev.. x. k. Förster 
Staré Hutě 32 46 |49 50 470 Da 16 Rosche a en: 
i ER örster 
ns 32 50 |4s 58 | 663 | 665, | 185 | Günther R. es 
ů FE örster 
en 132 42 |49 2021 630 | 644, | ! 80 | Muck Kar. ení 
8. Altthiergarten 9 u Klesbor örster 
Stará Obora 3202000 420 496, 6 | v. Kleeborn ru | 
9 Amonsgrůn © (30 14350 2| 580 | 489, | 170 | Dobner Ant. ne 
A en Förster 
Au Snärensberz (51 45 |48 512) 1004 | 493, | 106 | Müller Er: ne 
lei Förster 
a an 33 29 |50 4321 970 1457, | 177 | Hroch W. ne 
= Pf: pay 
12. nussergeild 31 15.149 1| 1058 | 839, | 163 | Králík Gr. a 
árenw : Oberförster 
13. Bärenwalde 30 40 |50 26| 890 | 822, | 186 | Pinsker Joh. er 
dor = : Förster 
at 34 050 31 | 450 | 634, | 125 | Knittel Jos. © ení 
Sr 
allem 31 40 |49 49| 450 | 555, | ! 77 | Gůtter 
» : 
Gym. Prof. 
16. Benesch ER 
Benešoy  . |82 21 \49 47 | 373 | 632, | 164 | Kurka J. R. som. pro 
11. BeneschanD. 39 18 (48 44| 668 |"709. | 96 | Suchan J. kaple 
N mM. i 
jo | ke Klostergeistl. 
18. Beniena St. |i31 30.149 46 | 475 | 570, | 121 | Vondras Sig. en 
Sv. Dobrotivá | | Sa 
| W. na 31 51 |50 20 | 237 | 414, | 112 | Bidlo Ant. Se 
Br i i B. Sch. Direktor 
Zn Bergreighenstein 37 13149 .9|..239 | 506, | 151, | Weber H. L. len kr 
Hory Kašperské m ne 
EI Berkom Unter, | ıl 158 | 421, | 111 | Rychnovský V. be 
Beřkovice Dolní |> 7 90 232 15 3 y “ Be hosp. 
p Bezun 82 27 |50 22| 285 | 441, | 144 | Švejcar Jos. (oka 
: | k. k. Ók. Adjunkt 
zus 32 27 [50 22 | 280 | 468, | 138 | Zimmermann Jul. | © k h. příručí 
ie Förster 
rel 31 50150 47 | 194 | 667, | 129 | Bernatzky W. Ka 
1 Sy Forstadjunkt 
23. Bilichov [31 34|50 16 | 420 | 524 | 125 | Koldinsky E. Teen pie 


VI 


2 


Disionimd sinice v (echäch čimé v rate 1887, — Onlrametisto Salon Pines vina : Jine 18 


Zeměpisná Nadmoř- | Roč 3 
Jméno stanice G Saksoke wer ne Jmeno — Name | Stav — Stand 
Name der Station | délka | šířka |Höhe über 5142. vod.|dnů srážk. : 
Lánge | Breite u: ns ee pozorovatele — des Beobachters 
26. Bili m mm | 
Zm 31026 |50938'| 197 | 390, | 139 | Winter Ad. Badhaus dir. 
27. Binsdorf ředitel lázní 
: 31 56 |50 491| 382 413, 144 | Stein R. Oberförster 
28. Bišic N nadlesni 
Byšice 32 17 |50 19| 189 | 483, | 185 | Protzer M. Förster 
29. Bistrau lesnik 
Bystré 34 11,49 38 | 638 393, 138 | Kryšpín Jos. Oberlehrer 
30. Bistrau 5 nadučitel 
Bystré 34 149 38 | 633 | 450, 167 || Wolf Max k. k. Verwalter 
31. Bistrie a. d. A. c. k. v. správce 
Bystřice n. Úhl. 30 49 149 184) 430 | 489, 128 |-Höll Ed. Oberförster 
32. Bitov nadlesni 
2 30 51,49 25| 590 | 381, | 139 | Kocholatý Jos. Förster 
‚33. Blatná lesnik 
; 31 33 |49 25) 440 | 449, | 107 | Baštář Joh. Förster 
34. Bösig lesnik 
Bezdez 92 22 |50 8323| 500 | 593, 164 | Fechtner Jos. p 
35. Bósie b. i esní 
Ped 33 54 50 31 || 490 | 507, | !85 | Kamm A. Förster 
36. Bohnau lesnik 
Banin 34 8/49 40 | 419 | 39, 144 | Schneider Fr. Pfarrer 
37. Bohnau s farář 
Banín 34 8 |49 40 405 388, 161 Prutschek Fr. k. k. Fórster 
38. Bohouškowic A c. k. lesník 
Bohouškovice 31 58 |48 563, 760 | 656, 129 | Hauber F. Förster 
39. Bor lesnik 
1 31 31 |49 41 || 750 | 908, | 131 | Pollak K. Förster 
40. Borau % lesnik 
Borová 33 26 |49 3843| 550 592, 134 | Rohr Joh. Förster 
41. Borec lesnik 
» 31 39 (50 31 | 350 — — || Huschak Ed. Förster 
42. Borotic 2 lesnik 
Backee (81 55 (49 441 470 544, 139 | Rösler Adolf Oberförster 
43. Bošín nadlesni 
5 32. 52 |00..2 390 529, 160 | Horák Er. B 
44. Brandeis a. d. E. esník 
Brandýs n. Lab. 32 20 150 11 185 | 564; | 159 | Zalabäk Fr. Förster 
45. Brannä | lesník 
ň 33 14|50 37 | 474 | 639, | 138 | Schmied L. Horstmeister 
46. Branžov < lesmistr 
: 32 7|49 33 | 580 | 744, | 108 | Bien Ferd. Förster 
47. Braunau lesnik 
Broumov 84 0|50 35 |) 410 | 536, | 175 | Čtvrtečka P. Gym. Direktor 
48. Brenn gym. ředitel 
Brenná 32 18 |50 39 291 407, 98 Pyhann G. k. k. Oek. Adjunkt 
49. Brennporičen c. k, h. příručí 
Poříč Spálená |> 16 [49 37 | 415 | 503, | 146 || Prokůpek Al. Forstadjunkt 
50. Břeskowic lesní příručí 
Vřeškovice 30 56 |49 32 | 416 | 250, | ! 76 | Novotný J. Kaplan 
kaplan 


O S 7 aká T M 
a TAP FE ření 

+ 4 RT, 

EIERN 


1 61. 


n 


Zeměpisná Nadmoř- Roční množství — = — 
Jméno stanice | Geografische |skä mei | Tankesmenge d. Jméno — Name Stav — Stand 
Name der Station | délka | šířka Höhe üb (sráž. vod.|dnů srážk, 
Länge | Breite | „oem, | Aiier- | Nieder | pozorovatele — des Beobachters 
51. Břewnow m mm : 
R 829 1" br 332 539, 194 Kutzer K. Stiftsgärtner 
52. Březnic | kläst. zahradnik 
Březnice 31 49 33 | 460 | 458, | 121 | Machek J. Verwalter 
53. Břištan správce 
Bříšťany 93 19 | 265 | 522, | 127 | Procházka Jos. k. k. Fórster 
54. Brník čo k. lesník 
Brníky 32 59 380 723, 137 Zechner Bi) Ba 
55. Bruch ’ esnik 
> 91 37 | 400 | 550, | 108 | Wolf Reinh. Förster 
56. Brünnl 5 lesník 
Dobrá Voda |” 45 | 695 | 749, | 130 | Raab Is. nn 
57. Brůnnlitz arář : 
Brněnec 34 38 349 396, |! 85- || Doubek F. J. Dampfmühlbes. 
58. Brunnkress ri majitel p. mlýna 
Řeřišné 33 30 | 570 | 601, | 182 | Woborník Ea. Forster 
59. Buchers esník 
Puchoř 32 36 | 898 | 884, | 129 | Fischbeck Jos. ne 
60. Buchwald 151 z ehe 
Bukovina | 58 | 1162 | 875, | 165 | Železný Jos. Förster 
Buč | lesnik 
Pe (31 31 | 580 | 559, | 149 | Kotzorek J. Dorn 
62. Buda-Mukařov |- esník 
d 32 591, 420 712, 105 Kropáček Kam. en 
63. Budenic esnik 
Budenice 31 19 | 225 | 403, | 138 | Poche Fried. Hofbesorger 
64. Budin sprävce dvoru 
Budyně 31 25 | 156 | 390, |! 75 | Proskočil Joh. a 
65. Budweis 3 S 
Budějovice ‚2 59 | 384 | 652, | 119 | Soběslavský Jos. Gym. Diener 
66. Bukowan | sluha gym. 
Bukovany 91 34 | 530 500, 100 | Bauer Verwalter 
67. Bukwa | správce 
» a 13 | 600 || 432, 91 | Hirschberg N Er 
68. Bustehrad Sr R : 
2 ‚sl 10 | 342 | 446,:| 112 | Rosam k. k. Ok. Adjunkt 
69. Bzi | c. k. h. příručí 
; ‚32 11 | 480 | 424, | 113 | Mikeš Jos. Verwalter 
70. Chabeřic | SBESVCA 
Chabeřice ‚32 45 | 370 | 464, | 100 | Heller Hugo k. k. Ok. Adjunkt 
71. Chlomek | c. k. h. příručí 
5 = 23| 254 | 400, | 98 | Javůrek Vinz. F 
72. Chlum | lesník 
[33 51 | 528 693, 138 | Wacner F. Förster 
lumčě u lesnik 
13: Chlumčan [3 Oek. Verw 
Chlumčany 1 38 | 390 | 212, |! 73 | Engel A. ek. Verw. 
74. Choceň a hosp. správce 
ž 33 0 | 310 | 484, 154 | Endıys Ant. B. Sch. Direktor 
75. Chotěboř ředitel m. škol 
: 33 44 | 485 | 637, | 160 | Ryba Joh a a o 
i | lesni kontrolor 


VO 


Zeměpisná | | Nadmoř-| Roční množství | Jméno — Name | Stav — Stand 
Jméno stanice Geografische |ská výška, Jahresmenge d. : 
Name der Station | délka Šířka dem | Moon, en pozorovatele — des Beobachters — 
Länge | Breite | Meere || schlags. |schlgstage 
n es 390 37 |500 2°, 340 | 509, | 139 | Mikes Jos. ee 
schau 30 52 40394. 360 || 392, | 163 | Hayne G- Ea 
78. Chrást 81 40 |49 2741 470 | 516, | 133 | Sýkora Fr. a 
79. Chrbina 81 46 |50 2 || 280 | 479, ) 172 | Schimpke Ant. : = Bi 
80. Ohristinberg 31 41 48 55 | 890 | 608, | 115 | Rulf Joh. ee 
81 Christianburg (51 47.150, 4931 480 | 704, 139. || Czech Fr. k 
82. Ohrudím 83. 97 |49 5T | 270 | 485, | 192 | Bernhard J. Ir a 
83. Chrudim 33 27 |49 57 | 270 | 413, | 184 || Eckert H. a es 
S mustenie  j81 49.150 0) 285 | 1456, | 182 | Horešovský J. 3 os 
un 33 10 |49 531 400 | 436, | 175 | Keil Jos. nik. 
86. Chynská a 81 23 |49 33 | 670 |"995, | 194 | Tichý W. a 
87. Cibus 33 331,50, 710953 || 578, a6 |Petosmie Jos u 
88. 31 29 |50 20.| 240 | 251, | 179 | Rosner W. en 
89. Citov 32 4.50 23 | 182 439, | !73 | Rosenzweig Joh. nn 
90. Čaehnov 33 44 |49 441 650 || 651, | 158 | Knetl Fr. s 
o Časlau 133 2149 57| 263 | 615, | 141 | Kuthan Jos. s 
92. Čejkov 32 58149 22 | 680 | 556, | 143 | Boháček Em. ae 
98; o 31 33 |49 221) 480 | 501, -93 | Dragoun Ant. I 
94. non ‚33 54 |50 24| 520 | 546, | 157 | Malý Odon ne 
“> Ge 33.49 50 5|| 265 | -AT6, | 153 || Zenker H. 
96 sam 155 16/50 22 | 275 | 406, | 114 | Hejmann a 
97. a an P 14 |49 173. 480 | 439, | 96 | Franzl Rud. sní ni 
5: Zemice Velka |ŠÍ 15 |50 12 320 | 484, | 104 | Hahnel Jos. De 
99. Černilov 33 35 50, 1@| 250 | 396, | 156 | Horáček Br. a 
I: Černovic (82 38 |49 32 | 594 | 689, | 104 | Hazuka Ferd. N 


A h 
ee ern 


Distomime stanice v Čechách: inne v vorn 1897, — Undromeirische Stationen Bühmens währen (s Jima IT, 


“ 


Distomtme slaniee v Čodkách čimé v mw I 


IX 


887. — Ümbrometnische Nationen Bühmens wáhrond des Jahres 1887, 


Zeměpisná |Nadmot- | Roční množství K PN) Be 
Jméno stanice Geografische |ská výška, Jahresmenge d. Auenı Name | Stav — Stand 
Name der Station | delka šířka |Höhe über) sräz. vod.|dnů srážk, Ta K 
RE & d Nieder- | Nieder- au 
N Länge | Breite Medıe schlags. Schlesihe> OV = Ber 
101. Čestín I3g0. 46° |a9049" | 483 | 605, | 145 | Böhm Jos. an 
) Ge | 
102. Cimelie a G F se Schlossgärtner 
A sı 44 |49 28 | 430 | 570, | 116 | Přáda Rob. Apoo zent 
103. Čisowic ; i = R Förster 
ayite če 59 |49 52 | 435 451, 119 | Kulhänek E. lesak 
104. Čistá (88 16 150 32| 430 | 558, | 167 | Mládek W. Der 
» | N 
105. Daubitz-Hint. | $ Förster 
Doubice zadní 92 4 |50 552) 300 | 838, | 191 | Michel Jul Töne 
ae [38 24 |49 54 | 420 | 507, | 147 | Nevečeral Jos. ne 
107. Deutschbrod Gym. Prof. 
Brod Německý [33.15.4936 425 461, 144 | Dufek H. gymn. professor 
DOS Dobranov |32 16 150 41| 258 | 402, | 181 | Liebich Jos. po: 
109. Dobrai os (31 44 |50 7 880 | 416, | !75 | Placht Jos. ne 
110. Dobrai-Kl. : k. k. Ók. adjunkt 
Dobrá Mal. ‚31 45 50 7 380 419, ! 73 | Bára 0. c. k. h. příručí 
UL Dan [33 57 |50 19 634 | 561, | 93 | Obst Ant, ae 
kl Data 33 24 |49 28 505 | 562, | 111 | Hausser Chr. ae 
en (31 5149 47 | 370 | 511, | ! 70 | Kalabza Joh. SROP OA en 
» = ) 
114. Dobroviiov (33 049 48| 415 | 612, | 188 | Čenský Fr. ne 
ska 33 49450 173| 295 | 416, | 140 | Flesar Ant. en 
116. Dobšic 9 Fórster 
De 31 53 [48 594| 590 | 605, | 124 | Edelbauer Ad. Da 
117. Dörflas-Naketen | z Förster 
Oujezdec Nahý 30 21 |49 50| 510 461, 129 || Manner Konst. Tenik 
Tarw 
ie 31 349 38 | 450 | 354, | !59 | Peters K. er 
119. Drachenbers 139 45 |50. 4sıl 590 | 619, | 128 | Weber Joh. Tee 
n 
nc 31 48 |50 9| 322 | 415, | 78 | Smetana F. opojení“ 
P bono <|- jm Jik 
poho 83 44 |50 24 | 290 | 488, | 181 | Ulmenstein Fr. v. | Forstmeister 
nel Ne 30 491150 151) 570 | 504, | 160 | Zarda Leop. a 
en [31 241150 361| 230 | 254, | 118 | Gruss Adolf P: 
125. Dymokur ed, Schlossgärtner 
Dymokury 32 52 \50 15 | 220 481, 116 | Reimer A. an zahtedailt 


2 


BE 7 py Čo E 2 
EN né ea L“ 


Jméno stanice | Geografische (aké witkal Jahrosmonge a.| Jméno — Name | Stav — Stand 
urn Er ae en N Ser pozorovatele — des Beobachters 
126. Eger soe 21500 57 | 455 | 394, | 148 | R.v.Steinhaussen | Gym. Prof. 

Cheb 2 N gym. prof. 
nich wald 31 27 |50 41) 400 | 518, | 128 | Hruška P 
Snad 81 27|50 41| 403 | 555, | 108 | Novák aj da 
ee 31 10 180 38 | 720 | 758, | 143 | v. Růmmler De 
130. sı 11 |50 34| 387 | 535, | 108 | Bittner J. a Bi 
131. P 30 16 |49 34 | 670 | 473, | 123 | Schmidt K. ea 
132. en — [80 54149 73) 800 | 780, | 143 | Hoermam es 
‚133. nn 33 1150 23) 200 | 529, | 110 | Permer Ford. a 
Be Ob \s2.272160 4 | 700 | 811, | 141 || Wojtěch 7. en 
195. en 30 37 |50 13 | 625 | 427, | 143 | Merker Joh. a 
136. on 81 5/50 3) azo | 426, | 128 | Kleissl Jos. A 
ken 30 18 |50 11 | 402 | 483, | 162 | Dobrauer Ant. ns 
138, anenberg 32 6149 3 | 392 | 489, | !83 | Wácha R, a 
al 33 20 |49 37 | 520 | 608, | 171 | Neumann Wilh. P. 

140. u u 31 16 |49 54 930 | 501, | 122 | Tauschek Joh. ns 
Fr an 32 33 |50 4sıl 380 || 685, | 170 | Bergmann Joh. a 
un Be 30 54 |49 491| 380 | 433, | 120 | Heller H. ee 
13. Priedrichsthal (33 16 50 44 | 735 | 986, | 167 | Kinschel Fr. A 
I 33 54150 214) 565 | 605, | 172 | Heller K. an 
-=> a 30 17 |50 28 909 | 706, | 159 | Petržilka Fr. u 
Pplk so 44 |49 19 | 580 | 434, | | 84 | Kalkant Jos. N 

le Sn 81. 1|50 19 | 256 | 350, | 93 | Hodek G. a l 
Mo en 31 18 |48 57 1105 | 460, | 189 | Koydl Fa. a 
Eins 30 52 |60 12 | 675 | 403, | 193 | Leyder Joh. u 

10. Geitschhäuser (3 55 (50 35 | 465 | 532, | 101 | Homolka Fr. en 


Us vý 
V 


v nz 


je 


: 


= 


2 j| 


k“ 
Bin ni v stanloe V v Ünbch ČIMÉ V T000 m — Onromelnsché Stationen Bühmens während des Jahres 1887, 


Jméno stanice 


Name der Station 


XI 


di 
Länge 


Zeměpisná 
Geografische 


élka šířka 
Breite | 


Jméno — Name 


Stav — Stand 


pozorovatele — des Beobachters 


. Georgsberg 


Rip 


. Glashütte 


Sklennä Hut 


. Glashütten 


Sklennä Hut 


4. Glashütten 


Sklennä Hut 


. Glatzen 


» 


. Glosau 


Dlazov 


. Göhren 


Jerno 


. Görsbach 
. Goldbrunn 


. Gottschau 


Kocov 


. Grafengrůn 


» 
. Granitz 


Hranice. 


. Grasslitz 


Kraslice 


. Gratzen 


Nové Hrady 


. Grossbůrglitz 


Vřešťov 


. Grossenteich 


Veliký Rybník 


. Grossmergthal 


» 
. Grosspriesen 


Březno Velké 


. Grottau 


Hrádek 


. Grůnbauden 


Zel. Bouda 


. Grulich 


Králíky 


. Habr 
. Hadovka 
. Haid 


. Haida 


Bor 


al 


32 


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32 


al 


30 2 
30 


0.58. |509 237 
50 37 
49 35 
6149 22 
50 1 
49 


50 


150 
49 4 
49 
49 
48 


50 20 


48 


Nadmoř- | Roční množství 

ská výška| Jahresmenge d. 

Ea 

|| schlags. schlgstage| 

937 452, 91 
805 | 531, | 150 
578 = — 
700 D88 108 
860 | 521, | 204 
512 556, 173 
800 — — 
474 | 761, | 158 
1100 | 461, | !98 
470 | 307, | !80 
720. | 460, | 173 
470 | 560, | 123 
510 | 569, | 144 
540 | 550, | 105 
272 | 572, | 106 
472 | 307, | 125 
396 | 774, | 144 
150 472 185 
266 | 739, 133 
185 | "480, | 107 
572 | 832, | 148 
455 | 740, | 168 
520 | 467, | 116 
540 | 490, | 228 
360 773, 183 


Schreck Adolf 
Renner Jos. 
Kaderävek 
Tejnil J. 
Ahnert Em. 


Schweizar Fr. 


| Cartellieri M. 


Pietsch Fr. 


Růžička Ant. 
Plocek R, 
Engel Fr. 
Rössler K. 
Newisch L. 


Málek Fr. 


Schiller Fr. 


| Jungnickl E. 
| Mohaupt Ant. 
| Čermák F. 

| Holub Konrad 
| Hamböck J. 

| Titlbach F. 


| Horký Fried. 


| Czabaun Adf. 


Watzlawik W, 


Holejschovsky Joh, 


Förster 
lesnik 

Förster 

lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Rentverw. 
důchodní 
Forstverw. 
lesní spr. 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 

B. Sch. Direktor 
ředitel m. škol 
Gartenaufseher 
zahr. dozorce 
k. k. Forstadj 
c. k. lesní příručí 
Förster 
lesnik 

k. k. Förster 
c. k. lesník 
Oberförster 
nadlesni 
Schuldirektor 
Sk. reditel 
Förster 
lesnik 
Oberförster 
nadlesni 
Förster 

lesnik 

Förster 
lesnik 
Oberförster 
nadlesni 
Förster 

lesnik 


XII 


Ješťaněmé stanine v Úsoháck čimé v nove 1887. — Onhromelische Stationen Bihmens während des Jahres IN | 


Jméno stanice Bene an Jahresmenge č Aalen! — Name | nz Stand 
m | ne En | un pm „ná pozorovatele — des Beobachters 
zus. a 330 59,500 3| 430 | "551, | 129 Sequard Jos. an 
1m. a 32 501149 44 | 390 | 651, | 130 | Čihák L. Dt 
173. ne 32 404/50 44 | 500 941, 183 Neuwinger Jos. De 
179. nn 80 48 149 441| 450 | 400, | 117 || Schneider W. 
180. en 30 14 |50 132) 600 | 539, | 139 | Licha Ant. en 
tel. en [81 41.150 264| 290 | 297, | 177 | Hemmerle J. De 
182. Za 34 12 50 9| 600 | 752, | 137 | Löffler Joh. Fans 
185: 132 17 |50 30 | 440 | 497, | 94 | Holý Jos. - 
184. ‚32 23 50 39 | 302 | 543, | 121 | Rödling Leop. Ko 
185. a 30 16.|49 48 | 510 | 4so, | !78 Keil R. Be 
I sein |80 1650 17.1 650 || 537, | 147 ||'Gotiftiea 
en Gere) 80 16 |50 18| 660 | 593, | 166 | Hamböck le 
1 ne 33 20 149 57| 275 | 546, | 104 | Čzisehka F. a, 
129. Hermekretschen 3] 541150 5241 140 | 641, | 158 | Jarosehka H. De 
a [3045149 >5| 80 | | | Maas na. De 
uk by [32 8 (50 574 510 | 487, | 155 | Makovský K. a 
122 a 32 18 |50 571| 290 | 461, | 198 | Hejlek Flor. n. 

n a 32 38 49 0| 490 | 571, | 189 | Novotný Mor. nn 
En m 82 19 |50 34| 276 | 573, | 171 | Pinc K. POS 
> en [81 88 a8 49 | 865 | 636, | 142 | Schmidt Joh. p 
0, ent 32 22 |50 15 | 197 | 385, | 174 | Reinwarth Ed. I 
| 197 a 32 35 |50 38 | 406 | 597, | 138 | Srb Jos. 
> o Kostel (33 99 |50 16| 190 | 430, | 165 | Mölzer Fr. Ne 
VSB N 33 34 |49 46 | 568 | 482. | 109 | Rozvoda H. dí 
N a |32 349 37| 520 | zıa, | 122 | Melliva Jos. oe 


ae > h > 1 We 
+ XII 


En. ní v Üeehäch čimé v zove 1887. — Ombromelnoché Stationen Böhmen während des Jalhres 1887. 


Jméno stanice nano IK výška ne U nee by Stav — Stand 
er Station a Ma RG Kirn Bl pozorovatele su des BeobauEE HE 
| | Ilse FT AR — aš 
201. Be © | 309 15" |50° 90° | 780 | 617, | 170 | Bühner Jos. ol 
A ana [81 23 |50 27 | 280 | — | — | Šrámek A. er 
203. nn 32 23 |50 49 | 456 | 656, | 146 | Schulz Joh. u 
204 Hodenic  |32 A148 443 705 | 686, | 168 | Hussar Ad. a 
205. Hobenelbe  I33 163150 38 | 484 | 787, | 154 | Kubricht 
206. Vyšší Brod (81 58448 374| 555 | 591, | 139 | Enslén Joh. oak 
207. Boha 132 32 |50 18 | 249 | 458, | 198 | Koeíř J. nů nc: 
208. ee 33 32 |50 18 | 249 | 451, | 132 | Leder Lad. a 
209. Di (81 50 50 12 | 285 | 395, |! 79 | Macháček A. ona a 
210. Horažďovic 31 31 [49 18)| 450 | 427, | 136 | Kraus Joh DD ce 
all. Hotelie 31 52 (50. 2 | 374 | 526, | 99 | Bubeníček Jos. ze we: 
212. une 33 26 50 19 | 273 | 469, | 112 | Kozák A. en 
215. es Is3 26|50 19 | 273 | 456, | 137 | Voženílek Joh. En a 
214. ER (32 s!|so 21| 157 | 435, | 90 | Kubát M. ne 
215. en \30 45 49 37| 390 | 458, | 133 | Žabka Gust. a 
216. eh ‚32 31 |50 20| 210 | 466, | 88 | Unlíř Joh. E 
217. hen věty [32 29 50 24| 250 | 427, | 108 | Pavlík o K“ 
218. le |51 50/5018 |- 198 | 408, | 187 | Šejhar Fr. ln 
| a mie 31 55 |50 5| 340 | 444, | 119 || ša W Hr 
ins 31 55.50 5| 340 | 492, | 137 | Hacker Fr. er ae 
221. Hraběšín 33 149 51) 285 || 530, | 187 | Garkisch es 
222. an 31 55 |50 35) 180 | 484, | 187 | Štěpánek W. | Zoo ARO 
223. en 81 10 |49 153) 450 | 507, | 135 | Blahouš W. S 
ně 31 12 49 35 | 380 | 448, | 101 | Picker Jos, ná 
22 lovy 31 9150 03) 500 | 460, | 90 | Suske K. Dome 


» 


| lesnik 


Disnärd sni v Úkbách né v rate 1887, — Onbrumerische Sttimou Bühnen währen di na I, 


Jméno stanice er a, en P | Stav — Stand 
Name der Station a a en Sir, Nieder pozorovatele — des Beobachters 
en a 51011 [50° 4| 563 | 498, | 120 | Leicht Jos. ser 
o a (82 213/50 35) 318 | 590, | 121 | Škrdle Da he 
ee 30 5349 5411 544 | 307, | 111 | Kroupa Vin. I 
229. Hurkenthal  |31 „0 |49 8| 1010 | 922, | 176 | Blaschek Jos. ee 
au 30 8149 45y 732 | 720, | 163 | Nickerl W. 
2 N 34 050 9) 480 | 578, | 144 | Chlumecky Al. ee 
a Zendovka © © (52 20 (48 o1| 40 | — | — | Vitzany Joh. o 
= a 33 39 |50 19 | 274 | 340, | 104 | Novák Fr. en 
— ení 33 45 |50 33| 290 | 499, | 127 | Beer Vinz. s 
233. nn 31 53 |50. 5| 360 |.417, | 117 | Hacker Fr- = a 
an v [3L 51 (50 16: 200 | 416, | 87 | Döm Joh. E I 
Di 30 54 49 30 | 440 | 373, | ! 75 | Padowec 
es = 33 1-50 26| 280 | 537, | 144 | Vaňaus J. I En 
8 Po [38:1 [50 22) 290 | 253, | 109 | Leidler Oskar E 
et 82 249 56} 358 | 387, | 126 | Hyberger Georg | Törster 
za 132 40 49 sn 580 | 511, | 127 | Michálek W. Se 
nen all 30. 40: 50 | 200 1030, | 163 | Sauba Fr. De 
a don | 33 47 |50 34 | 570 | 635, | 159 | Knittel Kar. De 
ea [32 34 50 | 216 | 41, | 96 | Šámal Ernst a | 
ee 80 57 |50 22 297 | 343, | 142 | Schneider Ant, | Dr: een | 
N 132 42 49 47 | 332 | 555, | 167 | Procházka Nord. | Blatrer 
se o 32 42 |49 47 332. | 562, | 126 | Fritsch Leop. k n 
en 81 050 54 | 729 | 700, | 159 | Langenauer ns 
sa Čs no: 32 57 49 35,| 520 | 648, | 108 | Sagl L. Den 
ey BU 1948 1 928 | 758, | 151 | Schmurpfeil E. s | 
| | | 


fon stani v Che Adv mo 1867, — Ondromekivle Sonn Dino während des Jahres | 


I Jméno stanice 
Name der Station 


Zeměpisná 


Geografische 


| délka 
| Lánge 


šířka | 
Breite 


Jméno — Name | 


XV 


Bl. 


Stav — Stand 


pozorovatele — des Beobachters 


. Kaltenberg 


» 
. Kamaik a. d. M. 
Kamýk n. Vltav. 
. Kamenic J. H 
Kamenice mysl. 


. Kamnitz-B._ 
Kamenice C. 
. Kaplie 
Kaplice 


„ Karlstein b. Svr. 
5 u Sm. 
57. Kbel 


Kbely 

. Kbel 
Kbely 

. Kirnscht 


Jetrichovice zad. 


. Klattau 
Klatovy 

. Kleinbocken 
Bukovina M. 
. Klenau J. H. 


Klenovä mysl. 


. Klokočov 
. Kluk 


. Kochänek 


» 
. Kocourov 


» 


. Königgrätz N. | 


Novy Hradee 
. Königsjäger 
Krälostov 

. Königswart 


Kinzvart 
. Kohling 

: Kohout 

k Kohoutov 
; Kales 

; Koleč 


» 
. Kolín 


| 
332. 2. DODÁ 


31 55 |49 39 | 


31 3|49 51 
32 5150 48 
32 9|48 4 
33 44 |49 43 
31 2149 30 
31 2|49 30 


30 57 149 24 
32 2|50 45 


32 513/49 514 


| Roční množství 
al ahresmenge d | 
k 
schlags. |schlestage, 
| 1949, 169 
| BB da 
289, | 106 
Da 1077 
S83 17 
702, | 199 
4244 | 124 | 
448, | 135 
(SS 102 
403, | 132 
OB | KORUNU 
531, | 149 
735, | 142 
307,2 108 
507: 1.179 
611, | 168 | 
388, | 128 
478, 106 | 
493, | 138 
554, | 153 
509, | 103 
381, | !86 
393, | 98 
566, | 159 


Wanka 


| Potůček F. 


Charvát Fr. 
| Kořínek 
| Bartoš Em. 


| Pompe Ant. 


Vokoun Jos. 
Simänek Joh. 
Zika Jos. 
Giessübel 
Vogelgsang 
Nespor Joh. 


Eschler Jos. 


Schmiedt 


| Morávek Al. 


Froněk Ad. 
Míšek Ant. 
Stock Fr. 

Friml Alex. 


Zákora K. 


Starauschek 


Reisenauer Al. 


Schupík Joh. 
Danda Al. 


Mulatsch J. 


Fórster 

lesník 

Förster 

lesnik 

Förster 

lesnik 
Oberförster 
nadlesní 
Kaplan 

kaplan - 
Förster 

lesnik 

Pfarrer 

farář 

k. k. Ok. Adjunkt 
c. k. h. přívučí 
Fórster 

lesník 

B. Sch. Direktor 
ředitel m. šk. 
Pfarver 

farář 

Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 
Forstadjunkt 
lesní příručí 
Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 

Fórster 

lesník 

Pfarver 

farář 4 

k. k. Ok. Adjunkt 
c. k. h, příručí 
Professor 
professor 


XVI 


Dešťoměrné stanice v Cochäch čimé v roce 1887. — Ombrometrisché Stationen Röhmens während des Jré 8. : 


Jméno stanice ee ud výška Mena Jméno — Name | Say 
Name der Stakion a En en Sr. Nieder. pozorovatele — des Beobachters 
216. Komorsko 319 41|49946y| 590 | 471, | 112 | Leiss Fr. ee 

; 
Beh: 32 15150 15 | 170 | 414, | 93 | Kratochvíl B. Ne 
s. S abosete 32 47 |49 11| 590 | 526, | 195 | Bohutinský W. un 
ee 31 (34/50 1240430010004 (Horakie. nd 
2e0. Koschumberg 33 42 |49 52 | 300 | 336, | 157. | Celler Jos. ena 
281. nn ad A 33 53 |50 7| 288 | 464, | 139 | Spiegel K. A 
—z en [38 46 |50 29 | 500 | 501, | 173 | Kober Rob. N 
- an (81 25 (50 40| 350 | 315, | 127 | Bittner ee 
s en 31 55 |49 47 | 380 | 463, | 112 || Arnost Alex. on 
a 32 331150 42 | 360 | 671, | 114 | Darou J. ne 
2 m 133 1 |49 5331 272 | 572, | 185 | Schrut J. o 
a 32 11 150 53 | 450 | 876, | 196 | Hanke Hugo Be 
as ok 82 9150 50 | 535 | 902, | 182 | Seidel J. se 
an 31 ı9 |49 58 | 384 | 462, | 105 | Popelka Gust. Da n 
20 a [81 24 |50 39.) 300 | — | — | Ludwig Ferd. a 
I 3058149 30 | 370 | 430, | 110 | Tredl Ant Se ne 
ea 131 49 150 ı7 | 214 | 535, | 124 | Klíma Kasp. u 
ee [31 59 |a8 49 | 530 | 594, | 129 | Fukárek H. - a 
c an (83 28 |49 54 | 316 | 538, | 106 | Zeidler Adolf ne 
ee [38 33 |50 24 | 293 | 457, | 149 | Neumann K. 
23 Kun gab | 31 36 |50 42 | 234 | 543, | 129 | Procházka Fr. a 
en 32 47.49 5| 590 | 585, | 147 | Novotný Fr. a 
298. Kundraliz 31 46 |50 35.) 500 | 449, 4287. || Zopf Joh. ne 
299. Kupferberg 30 47 50 25| 838 | 582, | 135 | Pták Mor. a 
300. Ku 83 55.149 40 | 564 | 430, | 100 | Svoboda Jos. en 


g Jmeno stanice Geografische | 

-| Name der Station | délka | šířka 

Länge | Breite 

© | 

-A 301. Kuteslawic | , 2 

p: Chudoslavice © 1215 So 

i 302. Květov (81 56 |49 26 

R 2% | 

-| 303. Kytín [81 53 |49 51 

i » 

-E 304. číny 33 37 |49 431 
305. a 32 54|49 14 
K (81 1074911 
ee 31.20 | 501 38. 
er 34 0 40.2 
309. nu 32 41 |50 17 
310. Ban (81 28 |50 21 
-811. Ledec 32 45 50 21 
312. Ledec 33 42 |50 13 
313. an (32 51 |49 4 
314. Leitmeritz | 

Litoměřice nel 
315. a (83 59 |49 53 
316. ho, 131 7 |49 32 
317. Lhota b. Trebn. 

nu Treben aan) 90 
918. Lhota šárová 133 13 |50 241 
319. Lhota-Mittel | 

5 Prostřední S ed 
320. Lhotka b. Nevekl. 

u Nere|22 9149 45 
921. Libčany 133 22 |50 12 
322. Libějic 7 

Libějice N 

ak Baer [33 1|49 29| 

-| 324. Libochovic | 

Libochovice 6 a 
325. Libus- (31 38450 231 


» ll 


Zeměpisná 


XVII 


Jméno — Name | Stav — Stand 


pozorovatele — des Beobachters 


Nadmoř- | Roční množství 

ská výška| Jahresmenge d. 

Höhe úber| sráž. vod.|dnů srážk. 

| 
260 550, 101 | Beran K. 
350 503, 137 | Jiskra Aug. 
430 570, 92 | Hofman Jos. 
630 542, 150 || Rybička Jos. 
610 557, 134 | Strohmayer Fr. 
520 509, 127 | Friedl Adolf 

750 733, 154 || Karäsek Fr. 
600 Sul, 142 | Janisch Joh. 
257 484, ! 76 | Strejček K. 
195 370, 112 | Kurz Jos. 
265 | 494, 131 | Deska Mich. 
250 432, 114 | Budil Fr. 
670 608, 171 | Kiethier Leop. 
158 431, 160 | Maschek Joh. 
350 528, 160 | Vajrauch J. 
450 | 496, 135 | Dolanský Jos. 
490 | 609, 103 | Lang Fr. 
280 Hal, 117 | Mälek Joh. 
380 | 506, | 103 | Čemus Jos. 
460 573, 119 || Gut Jos. 
276. |‘ — = Wanek Jos. 
465 | 539, 130 | Částka J. 
520 | 643, 142 | Barták Ion. 
163 400, 96 | Hofbauer M. 
164 | 371, 126 | Němec Ant. 


| 


| k. k. Forstadj. 
| c. k. lesní příručí 


Förster 
lesník 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Oberförster 
nadlesní 
Forstadjunkt 
lesní příručí 
Förster 
lesnik 
Pfarrer 
farář 
Tischler 
truhlär 

B. Sch. Professor 
prof. m. Skoly 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Professor 
professor 
Schuldiener 
školník 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Bräuer 
slädek 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 
Förster 
lesnik 


XVIII 


Disáaměmé vlanite v Úobách Čmé v 00 1897, — Onhruneriche Stale Rimes yield la IN. 1 


« 


Jméno stanice ne Bu Jahresmenge d. Jméno ee Sur | Stay Saul 
en Lane Breite en Bee Side pozorovatele — des Beobachters 
o do |a2n0’ Doris, 560 | 693, | 122 | Sperling Jos. oder 
S ısı 52 |50 8 340 | 422, | 116 | Sirůček Jos. P 
S om 30 531.49 563| 588 | 456, | 183 | Hacker A. n 

‚ Lighwerd Tosch.) 31 54 |50 46 | 150 | 612. | 140 | Liedl Joh. Be: 
a 34 17|50 4| 520 | 654, | 164 | Braza Joh. k 
es 9 a1 |49 44| 402 || 675, | 130 | Hrádek E. W. Fr u 
un 31 54 |50 5| 360 | 394, | 90 | Weiner L. ea 
en 81 314149 33 | 580 | 523, | 137 | v. Gillern V. a 
a 33 511149 461| 560 | 645, | 130 | Diener Jos. a | 
n 31 4149 31 | 446 | 494, | 144 | Krejear G. n 
‚ Lükavie U (31 049 86 | 843 | 418, | 109 (Bisl Joh. I 
‚ Iukawie U. Jar 0|49 s6| 343 | 858, | 94 | Woozadlo 7. a 
ar 31 10 149 12) 985 | 831. | 154 | Čada Mn. s 
‚ Machendorf ©“ (32 39 |50 47 | 353 | 697, | 175 | May Karl o 

: 
‚ Maendeyk sa 549 50| #23 | 527, | 157 | Mneek Jos on = 
> Maonio JJ |as 22 |50 23 350 | 479, | 91 | Hoch Adalb, De 
‚Manguretbon 32 so |a9 2| 520 || 504, | 173 | Heinrich Er. one 
> Marschendorf (33 29 |0 40 | 565 | 675, | 144 | Steigerhof | 
‚ Marschgrafen (30 51 |a9 36 | 392 | 434, | 182 | Popp Ge; De M 
a 31 49 |50 221| 260 | 423, | 114 | Miller Jos. VA 
an 80 56 |50 16 | 400 | 317, | !53 | Makas Fr. Ds M 
o 32 44 150 18| 270 | 549, | 145 | Rakušan Rob. De 
‚Medi a2 9 |50 80 | 20 517, | 158 | Wolf Fr A | 


OVA 


„ 


351. 


352. 


Jmeno stanice 
Name der Station 


Melnik 


Merklín 
» 
. Městec-Voj. 


. Michelsberg 


Michalovice 


. Mies 


Stribro 


. Milau 


Milovy 


. Milčín 


» 


. Mileschau 


Milešov 


. Minkowic 


Minkovice 


. Mireschowic 


Miresovice 


. Miskoles 


Miskolesy 


. Miskowie 


Miskovice 


. Misov 


Mysov 


. Mladějowic 


Mladějovice 


. Mníšek 
. Modlín 


. Mohr 


Mory 


. Moldautein 


Vltavotýn 


. Morau-Ober 


Morava Horní 


. Mrakau 


Mrákov 


. Můhlloh 


» 


. Mühlörzen 


Mileřsko 


. Mukařov 


» 


. Nabočan 


Nabočany 


. Náchod 


» 


XIX 


Diatuněné stake v Dchch čímé v re 1887. — Ondromeiule Sttien Bomas währe is Jano 187 


ne Ara Tatra | Jméno — Name | Stay — Stand 
Lines a! en“ Ser | „inde pozorovatele — des Beobachters 
390 8509 21V 220 | — — | Winkler Fr. en 
30 52 |49 34 | 490 |"425; | 178 | Brunner Jos. een 
33 341149 41 | 670 |*590, | 120 | Bratränek en 
30 27,49 543| 510 | 399, | 176 | Til Joh.. ee 
30 40 |49 45 | 395 | 399, | 99 | Tebenszky Ig. Ene 
33 45449 40 | 600 | 665, | 178 | Brosig Rud. Bu 
32 20 |49 34 | 640 | 667, | 155 | Tischler Ant. ne 
31 36 |50 32 | 392 | 492, | 103 | Matoušek rn 
31 58 |50 14| 190 | 437, | 92 | Köhler Fr. u ne 
(81 2750 30 | 350 | 413, | 120 | Beer Bernard nn 
‚33 40 |50 241| 280 | 534, | 170 | Jarkovský V. er 
[82 121150 91| 230 | 514, | 109 | Romig Th. a 
81 24|49 37 | 620 -| 529, | 141 || Geyer 0. es 
31 431|49 14 | 396 | 505, | 148 (| Almesherger P k 
31 55 |49 52| 416 | 488, | 90 | Lorenz ne 
30 46 149 23 | 650 | 375, | 116 | Štípek Joh. hr 
131 550.17 |) 250 | 405, | 105 | Zeman V. a 
32 5.49 14 | 356 | 485, | 118 | Sakař Ant. ee: 
‚34 29 |50 9) 700 | 971, | 164 | Adámek Joh. Me. 
(81 42150 8) 390 || 409, | 90 || Löschner Alex, en 
30 193/49 403. 650 | — | — | Ruppert M. Be) 
31 53 |50 42 | 354 | 582, | 166 | Schmelovský Jos. | je 
32 351150 341| 258 | 544, | 142 | Němeček E. a 
38 88 |49 57 | 240 | 454, | 120 | Waněk Aug. se 
38 50150 255] 372 | 508, | 206. | Kober Max ee: 


3* 


XX 


Def stane v Úobách čimé v raw 1887, — Ombrumehrische Stationen Brhmens während des Jahres ABIT, 


Jméno Pe Geograhsche ká vá Jahres d. an — We | 

Name der Station | Tanke m un. Ile m pozorovatele — des Beobachters 
ee 390 lage 49| 350 | 508, | 108 | Schnurpfeil Be. 
en. a Sha |30 18 |50 23 | 670 | 537, | 170 | Trexler A. n 
378. en 33 291|49 52 | 390 | 486, | 115 | Němec V. Born 
mn 31 31 149 46| 520 | 574, | 102 | Mašek F. I | 
en 32 849 48} 340 | 475, | 105 | Seemann Hugo | 
PL en 30 551149 513| 478 | 360, | 189 | Baner E 
až a 81 15 |49 29 | 439 || 445, | 156 | Šťopka Raf. a 
os ne 30 28 |49 25 | 680 | 599, | 104 | Vokurka Fr. Be 
a s0 13|50 »0| zoo | — | — || Hakn w. a | 
= wo 31 45 |49 2924| 490 | 480, | 135 | Sluka 
20 en 32 3/50 41 | 321 | 500, | 129 | Milde Fr. nn a 
nd. |32 40 49 9| 478 | 550, | 162 | Schóbl Fr. P 
388. Neuhaus au 30 183150 3 | 758 | 683, | 164 | Schneider Ant. P 
= Do 30 13 |49 42 | 560 | 409, | 109 | Nestler F. De 
390. Dun 31 53 |48 38| 690 | 638, | 142 | Gafzo Gab. ee 
al. ee 32 1950 6| 255 | 558, | 150 | Neiser Ig. a 
n. en 30 201|49 35 | 490 | 405, | 98 | Liebl Fr. Tor 

| 393. a 32 15|50 50 | 557 | 928, | 192 | Neumann W. ee 
an nn 32 39 |50 5041 450 | 768, | 139 | Hausmann Fr. De 
ee De. Is3 37 \50 19 | 260 || 416, | 116 || Watznauer Ferd. ns 
296. Teusaliel 31 5249 19| 529 | 545, | 115 | Holý M. a 
Be ln 31 24450 193. 230 | 261, | 166 | Zirkl Joh. ee 
= der "mas 49 (49 51 400 |*500, | 101 | Knölle Fr. l 
Dr ae, 82 1150 37 | 290 | 521, | 134 | Patzelt Wilh. pe | 
ee Zámky 92 ŠL |50 163) 200 | 508, | 108 | Kholl Ant, Re 

: F 


Im v 


„ 


XXI 


Homer ei v Üechich din v ro A887. — Onbrmerische Station Bohmens während des Jahres 1897 


m ele 
| Länge | Br a: | hlhos: deals Bezirayatele — des BSOD 
san | 310214 50PAlš, 840 | 634, | 157 | Fischer J. a a 
#02. Nenstadt b. Friel. [30 55 |50 55 | 510 (1052, | 154 | Kluch Jos. er 

203. Sao 31 28 |48 494) 855 | 700, | 148 | Charvát N: 

404. a Svět 33 550 4T| 683 |1100, | 182 | Jeně F. pe 

405. vý 32 49 |50 49| 780 | 1043, | 181 | Bartel Fr. De 
an ‚30 59 149 32 | 400 | 448, | 95 | Waimam K a 

(407. nr 80 59 |49 32 || 355 || 424, | 121 | Vorel W. a 

408. Zorn 33 31 |50 20| 260 | 462, | 122 | Haak Jos. ie E Pon: 

409. en 31 58 |50 50 | 150 | 596, | 139 | Vorreith K. en 

ne 32 23 |50 40| 294 | 517, | 132 | Bergmann Joh. Pen 

all. en 80 55.149 28| 480 | 487, | 92 | Kheres K ne 

#12. Oberod |3L 450 28| 340 | 466, | 98 | Góra B. a 

#13. Oberlichtenwädlisg 20 |50 50.1 450 | 986, | 156 | Duspiwa Ant. en 

11. Obis 31 32.49 53 | 402 | 310, | 100 | Arnošt Fr. Rana 

> 

nu 32 13 |48 46| 640 | 494, | 129 | Příhoda Fr. er 

#16. Obere |32 42 |50 52 | 506 | 976, | 182 | Böhm Fel a 

ei Olfzbaus 30 45 (50 15 | zo | — | — | Rott K. E 

418. Sa 33 47 |50 16 315 | 451, | 140 | Dlouhý Ge. en 
měřice 33 2 50. 16 250 | 513, | 108 | Šíma Jos. a 

ee [31 22 |50 37 | 310 | 578, | 118 | Pftzuer ne | 
A ZK 30 48 |49 121| 780 | 885, | 180 | Schweiger Joh. a 

k: en 32 40 49 28 | 574 | 492, | 120 | Novák Fr. P | 
= a 31 26,49 40 | 640 | 532, | 91 | Zvonař F. Oberförstr | 
in 33 27|50 3|| 220 | 493, | 133 | Sova Fr. a 

E = Dos 33 473149 47 | 650 | 609, | 162 | Paďour 2. Torten 


XXII 


Disdaměmé stanice v Čeokách čímé v mee 1887. — Onbromelscke Šlalioen Bilan währen Jine 187. 


Jméno stanice 
Name der Station 


Zeměpisná 
Geografische 


délka | šířka 
Lánge | Breite 


Nadmoř- 
ská výška 
Höhe über 
dem 
Meere 


Roční množství 
Jahresmenge d. 


Jméno — Name | Stav — Stand 


pozorovatele — des Beobachters 


426. Paseky 


» 


. Pašinka 


» 
. Paulinenhof 
» 

. Pelestrov 

» 
. Penčic 

Penčice 
. Perná 
» 

. Peruc 


» 
. Petrkov 


. Petrowic (Šelč.) 
Petrovice 

. Petrowie (Kác.) 
Petrovice 

. Petrowie (Milč.) 
Petrovice 

. Petschau 
Becov 

. Philipsberg 

» 

. Pičkowic 
Býčkovice 

. Pilgram 
Pelhrimov 

. Pilsen 
Plzen 

. Pisek 

. Planin 
Planiny 

. Plass 
Plasy 

. Plöckenstein 

. Ploškowic 
Ploškovice 

. Podlažic 
Podlažice 

. Podles b. Příbr. 

u : 

. Podluh 
Podluhy 

. Podmoklic 
Podmoklice 


31° 56’ | 499 15' 


32 5150 0 
32 26 
SBB 
132 29 
581 


31 


al 


32 O 


44 


22 


49 


22 


oa lee 
schlags. |schlestage 
522, | 140 
569, 140 
554, 105 
648, 106 
542, 153 
248, Yo 
650, 105 
595, 152 
538, 99 
B77, 101 
550, 112 
334, 108 
381, 95 
573, 128 
284, 106 
502, 158 
564, 147 
394, 95 
710, 149 
468, 115 
579, 149 
513, 145 
439, 122 
403, 175 


Jablonsky Joh. 
Wenzel Jos. 
Bitterlich Wilh. 
Rosslaw Hugo 
Janaczek Joh. 
Freiberg Fr. 
Gold Wilh. 
Netusil W. 
Barth Jos. 
Kahoun Jos. 
Kubíček Fr. 
Unger Georg 
Kalkant J. jun. 
Jebautzke W. 
Mollenda K. 
Cipera Jos. 
Tonner Fr. 
Gruber Jos. 
Holeček 
Kopřiva J os. 
Palmstein je 
Hrubý Ant. 


Freygang Ad. 


Koudelka A. 


Pietschmann Ant. 


Fórster 

lesník 
Verwalter 

h. správce - 
Förster 

lesnik 
Oberförster 
nadlesní 
Sägewerksleiter 
sprävce pily 

! Förster 

lesnik 
Schlossbesorger 
zám. správce 
Fórster 

lesník 
Schlossgártner 
zám. zahradník 
Oberlehrer © 
nadučitel 
Förster 

lesnik 

Förster 

lesnik 

Förster 

lesnik 

Pfarrer 

farář 

Professor 
professor 
Professor 
professor 

R. Sch. Direktor 
-ředitel r. šk. 
Förster 

lesnik 
Forstadjunkt - 
lesní příručí 
Fórster 

lesník Ě 

k. k. Hofeártner 
c. k. dv. zahradník 
Oberfórster 
nadlesní 
Forstmeister 
lesmistr © 
Kohlereirev. 
rev. uhlí 
Fórster 

lesník 


A, 2 


Jméno stanice 
Name der Station 


úoměrné stanice v. Úecháh činné V vor 


XXIII 


1887, — mbrometrische Stationen Bühmens während des Jahres 1887, 


Roční množství 
Jahresmenge d. 
sráž. vod. dnů sräzk, 
Nieder- 
schlags. |schlgstage) 


Nieder- 


Jméno — Name | 


Stav — Stand 


pozorovatele — des Beobachters 


451. Podol-Kalk . 
Podol Väpen. 
Polic 
Police 
Polic-Ober - 
Páleč Horní 
Polic-Ober 
Páleč Horní 
. Poněšic 
Poněšice 
. Postelberg 
Postoloprty 
. Poštowic 
Postovice 
. Prag 
Praha 
. Prag 
Praha 
. Prepych 
Přepychy 
. Přerov-Alt 
Přerov Starý 
. Přestic 
Přestice 
. Příbram 
. Příchowic 
Příchovice 
. Přítočno 


452. 
453. 
454. 


» 
. Přívrat 
» 
. Prorub 
Proruby 
. Proseč 


» 
. Proseč-Woboř. 
m AVobož. 
. Psář 
Psáře 
. Ptenín 


. Pürslitz 
Křivoklát 
. Pürstling 


n 
. Rabenstein 
- Rabštýn 
. Rabín 


n 


| © Zeměpisná | Nadmoř- 
Geografische |sk& výška 
délka | šířka |Möhe üben 
| Länge Breite Meere 
330 90° | 490 537 480 
33 53 150 32 | 450 
392 Alto 42| 245 
32 4150 42 | 245 
32 9/49 6| 450 
31 22 |50 22 | 190 
31 48 |50 181] 202 
32 5 50 5| 200 
‚32 5150 5| 202 
133 47 |50 14 | 308 
32 30 |50 10 | 175 
31 0149 341| 370 
31 40 |49 41 | 474 
31 0/49 34 | 350 | 
31 48,50 7 | 360 
134 4|49 5541| 450 
133 38 |50 28 | 480 
'33 201]49 491| 560 
PS 48 |49 24 575 | 
32 38 |49 45 | 450 
80 51 |49 32 | 412 
(81 33150 2 | 340 
31 9,48 58 | 1167 | 
130 58.150 3| 477 
31 52|49 5, 485 


674, 
567, 
396, 
524, 
579, 
298, 
408, 
472, 
489, 
496, 
482; 
396, 


463, 


| 385, 


351, 
485, 
589, 
614, 
482, 


545, 


| * 390, 


467, 
914, 
345, 
355, 


153 
129 
103 
125 
135 
103 
109 
128 
118 
144 
133 
120 
108 
121 

66 
153 
167 
128 
IS) 
152 

98 
138 


183 


105° 


167 


Iser 

John Joh. 
Kachler Chr. 
Sandner Ad. 
Kroh Fr. 
Kalina Fr. 
Schreier Jos. 
Studnička Fr. 
Weineck K. 
Vávra Jos. 
Walter K. 
Hák F. 
Lang Jos. 
Stach H. 
Svoboda V. 


Stránský Em. 


| Kubelka Evald 


| Zaak Fr. 


Baltus Fr. 


Werner Ant. 


Masek 


Buck O. 


Schimann Adolf 


Bayer Jos. 


| Zöglinge der 
chovanci 


Förster 

lesnik 
Forstverwalter 
lesni sprävce 
Pfarrer 

farář 

k. k. Amtsdiener 
c. k. úř. sluha 
Fórster 

lesník 
Bergverwalter 
horní správce 
Schaffer 

Safar 

Dr. Univ. Professor 
dr. univ. professor 
Dr. Sternw. Dir. 
Dr. ředitel hvězd, 
Kaufmann 
obchodník 

Förster 

lesnik 

Oek. Adjunkt 

h. příručí 
Schuldirektor 
ředitel škol 

Oek. Verwalter 

h. správce 

k. k. Ok. Verwalter 
c. k. hosp. správce 
Förster 

lesnik 

Förster 

lesnik 

Förster 

lesnik 

Oberförster 
nadlesni 

k. k. Förster 

c. k. lesník 

Ok. Adjunkt 

h. příručí 
Oberforstrath 

V. lesní rada 
Fórster | 
lesnik 
Kammerdiener 
komornik 
Ackerbauschule 
školy rolnické 


N 


ý 


Desiontrug slanike v Česhách čimné v noce 1887, — Ombromelnsole Sladonen Bühmens: während des Jins 


Jméno stanice ee ská výška en es — Name Stav — Stand 
Name, der Station ers el dem | Sr. Nele pozorovatele — des Beobachters 
416. a 390 30 [500 82 | 380 | 602, | 181 || Jungnickl A. n en 
am, ae 81 49 |50 20 | 240 | 442, | 143 | Jonák Schafler 
478. un si 1\s0 ıs| 260 || 325, | 89 | Rosenkranz ne 
a 81 24|50 6| 330 | 309, | 187 | Fahoun Fr. a 
480. ce 81 50 |50 10 | 322 | 332, | 94 | Zima Aug. us 
481. Reichenberg 39 44 |50 46 | 375 | 848, | 184 | Walter Ad. Bi 
482. En 32 19 |50 Aı | 270 | 502, | 146 | Svoboda Fr. En Be. 
483. nu 81 59 |50 5231 257 | 779, | 133 | Teuschl W. P 
s na 30 54 |50 34 | 778 | 885, | 145 || Womačka Jos. Pórster 
485. on 31 549 35 | 445 | 377, | 193 | Gerstenkorn A. a 
> p 32 45 |49 46 | 410 | 423, | 126 | Helzel Fr. 5 = Da 
487. Du 32 550 51 350 | 771, | 154 || Chládek N 
488. a aj 33 11 \50 421) 894 | 587, | 113 | Svoboda Wilh. a 
282. en 33 421149 50| 440 | 471, | 96 | Anderle W. Kr 
0 Do 33 24 50 42 | 812 | 955, | 116 || Vorreith Hugo ne 
491. P 32 16 |50 48 | 460 | 798, | 174 | Ducke Heinr. Zní 
492. oo 31 16150 30! 400 | 256, | 165 || Kranel Fr. R 
238. Ns 33 29 |49 48 | 600 | 655, | 112 | Wagner Ant. Be 
B na (Krašov) (31 15 |49 57 | 310 | 394, | 113 | Růžička Ant. Ron 
nn a 34 8|50 10 || 580 | 665, | 138 | Ezer Joh. Oberförsten 
re 32 28 |50 401. 340 | 585, | 147 | Finger Fr. P 
6%. žomt | Jar 19 |s9 59 0 | 004, | ur [čáne der. | Don noky 
pe 32 2 |48 39 | 540 | 566, | 112 | Richter Ed. me 
o 33 37 |49 55 | 265 | 445, | 143 | Šťastný Vinz. na 
ne 32 511149 55 | 350 | 718, | 129 | Sirový W. en 


Ds 


N nan 


n 


N 


M% u TR 


BL! 
M 


němé stanlee v Čeká čimé v nove 1887, — Ombrometrische Stationen Bühmens während des Jahres 1897, 


M 


XXV 


Zeměpisná | Nadmoř-| Roční množství | Jméno — Name | Sta = St m 
Jméno stanice | Geografische ská výška| Jahresmenge d. 8 | č an 
Name der Station | délka | šířka |Fóhe über! sráž. vod.dnů sräzk. 
Linge | Breite nn en | pozorovatele — des Beobachters 
| m | mm I aE a, 
‚ Bothengeube . 310 8 (50034 | 810 |'762, | 191 | Stradal Fr. Daten 
Holen 131 7 |50 81 | 350 | 428, | 145 | Sachs Edm. Tuner 
ee 31 54 |48 503 550 | 553, | 95 | Swejda Mat. nn 
. Rothaujezd | ; Förster 
Újezd Červ. 31 30 50 30 | 520 414, 159 | Kaltofen Frz. Tesıık 
505. Rothaujezd B | Förster 
Újezd Červ. 31 54 149 22 415 465, 133 || Butta G. lesník 
506. Rothaujezd ER k. k. Ök. Adjunkt 
Újezd Červ. |- 30 150 5. 398 | 394, | ! 84 || Novotný Fr. c. k. hosp. příručí 
507. Roželau ye 5 v i Forstadj. 
Roželav 31 27 |49 33 625 106, 158 | Dvořák Ic. lesní přír. 
S18 Azul 81 32 |49 36 | 525 | 777, | 136 | Rost R. en 
509. Rudolfi J. H. - . h Förster 
et 3l 91,50 81 451 ||*450, 120 | Werner Jos Heanik 
A (33. 90 (501140 |.,686 || zer, |. 159. | Krámský Ge. N 
» 
32004750) 4712690: |- 784, | "178 || Ringelhein R. P 
512. Rumburg 5 Schuldirektor 
$ = 32 13 |50 57 382 734, 173 | Lenk Jos. rediteekel 
513. Ruppau | 5 k. k. Förster 
Roupov nee Te 22 | 971, k az E | €. k. lesník 
514. Ruppau | : k. k. Ók. Adjunkt 
Baar ‚80 55 149 32 | 430 400 143 | Nepomucký J. | ek. h. příručí 
515. Ruppersdorf 2 | Förster 
RAprochnce 33 55 |50 38 500 155, 132 | Birke Ant. nie 
516. Salmthal 7 5 Förster 
| : 30 29 |50 21 850 17, ı 142 Peter W. Ten 
517. Sandau Pfarrer 
Žandov 182 4|50 43 256 581, 150 | Stolle K. farář | 
518. Sandau ale : k. k. Ok. Adjunkt 
Zandov 92 4150 45 | 256 601, 118 Nemeg Ant. c. k. h. příručí | 
519. Sattel F | Oberfórster 
Sne 35 59 150 21 720 743, 145 || Moebes E. a dlesnt 
520. Sazenä 2 ; č 2 Gärtner | 
: 31 57 50 18| 175 | 464, | 142 | Šťastný Joh. zahradník 
521. Schaben 30 14150 8| 450 | 387, | 180 | Moder W. řád | 
522, Schatawa a ö Förster 
Stay, 31 28 48 5641| 790 505, 139 || Amort Ant. lesnik 
>23. Schätzenwald (31 10449 4| 920 | 588, | 174 | Schmiedt J. Ba 
524. Srhelesen & Förster | 
Želizy ‚32 8 (50 254| 200 | 495, 132 | Patzelt Jos. lesni 
Do chlosweld (51154949). 950- | 511, |- 160. | Hlawsa A. Dune 
4 


Dunn sni v Čebéch An. v mor 1887, — Omromlisle Sata Binar wäh IN file W. 3 


Zeměpisná „ | Nadmoř- | Roční množství 2 | pů 
Jméno stanice Geografische |skä výška| Jahresmenge d. Zu sní | a Sim 
Name der Station | délka | šířka |Höhe über) sráž. vod.dnů srážk. : 3 
m R d Nieder- | Nieder- čá 
Lánge | Breite ska a 8 NEA pozorovatele des Beobachters 
526. Schlüsselburg 3 j 9í ae : Forstadjunkt 
a 310 97 |490 2617| 460 | 397, | 161 | Horálek J. ee 
527. Schmelzthal 30 15 |49 55 | 620 | 454, | 153 | Fischer Jos. n, 
528. Schnapautzen z Oek. Adjunkt 
a sı 3|49 37 || 349 | 370, | ! 70 || Mares S. ner 
529. Schneeberg ERROR RR Förster 
Sněžník 31 45 |50 47| 584 631, 154 | Linhart Fried. lesaık 
530. Schneidmühl (39 37 |50 11 | 590 |"553, | 134 | Stefan A. n 
531. Schönbom © (39 14 (50 55| 518 | 828, | 142 | Imhof K. s 
932. Sehöninger 31 57 |48 5141 900 | 360, | 130 | Krbeček Al nn 
533. Schwabin b. Zbirow E Direktor 
a Zita |31 26 |49 51 | 564 | 516,,| 136 | Vaněk Jos. a: 
nen bo 36 |49 620504 | =, || heine Ne nn 
pao ochwavzbach 51 47 (As X | 725 || 625, | (128 | Ballne Fr. 
536. Schwarzthal Glasf.-Dir. 
en 32 20 48 42 | 686 | 820, | 185 | Hausa R. ee 
537. Schweinitz | 2 Kaplan 
Sviny Trhové 92 18 |48 50 | 452 552, 125 | Beran M. kaplan 
PS 512860 4010500, | dis, 012220 nenn ne: Pe 
M 5, 7500| 10 360. 2103 ||MKotle vn 
» 
540. Schwojka k Fórster 
Svojkov 32 16 |50 433 400 | 545, | 174 | Vetter A. lesník 
o 31 45 |50 38| 490 | 408, | 127 || Rissel Jos. os 
ne 31 36 49 22 | 510 | 600, | !88 | Suchardek 
s m 30 551|49 26 | 470 | 318, | 125 | Steiner Joh. ie 
en 32 46 |50 19 | 265 | 586, | 123 | Drábek Ant. a 
čá mm 82 5|49 144) 398 | 467, | 9% | Klauda P 
546. Sendražic EES Pfarrer, b. Notär 
Sonate 33 28 (50 17 272 47T, 137 | Pittermann Jos. farář, b. notář 
547. Senftenberg IR ona , Gärtner 
sít 34 8|50 5 468 601, 139 Němeček Fr. vahradaik 
548. Senožat : Förster 
Senožaty 32 52 149 34 | 460 514, 122 | Bambas Joh. lesník 
u  ichon 30 48449 29! 500 | 350, | 164 | Krel W. ne 
550. Siebengiebel 37 29 |50. 43.075 | 950, | 1e5 | Horák. Al 


551 


553 


555. 


Jméno stanice Sr sů výške Tahiesniénk dl ns 71 Name Stav — Stand 
De der Stxtion Dane Lu Ks Nıer | Nnle pozorovatele — des BOOT 
re p 17 |50945'| 922 | 1200, | 189 | Kratochvil an 
992 Biberserin 130 152150 16| 680 | 488, | 163 | Erhart A. n 
nr [33 6 |49 33 | 530 | 658, | 178 | Auerham 7. a 
neh: 38 48 50 24 | 284 | 475, | 137 | Valenta Wilh. s, 
a (31 55 49 53 | 549 | 499, | 118 | Glückselig K. nn 
en 31 6/49 31 | 512 | 428, | 120 | Wollmaun Fr. at 
En 31 48 |49 36 500 | 575, | 129 | Jiskra Ang: oN 
s (81 53 [50 13| 246 | sea, | ! 75 | Pokorný Fr. k a 
a 33 34150 14) 262 | 357, | ! 08 | Rück Hein. PAK 
POR 34 3150 9| 400 || 582, | 144 | Mally Ant. a 
a 33 10 |50 151) 230 430, | 109 | Nyklíček Rob. a 
| Šmedoy © (31 15.|a0 38| 450 | 432, | 98 | Mašatá J. in 
au 33 32 50 18 | 239 | 456, | 156 | Goldmann Al. u 
Ben [81 a7 \49 38 | 491 | 567, | 112 | Písařík Joh. ae 
eh 33 33/49 5241 350 | 502, | 122 | Tomsa Adolf Dir 
; 
a, 32 23 49 16 | 403 | 498, | 148 | Kukla Mat. 
Se 31 40 |49 31 | 490 "180, 110 | Šebek Heinr. 
| Sofenselloss © (39 21Jla8 401l 749 | 879, | 129 | Roller M an 
ie 132 26 |50 13% 182 | 443, | 149 | Czermak B. Din 
 Sonnberg 139 91148 48) 543 | 622, | 115 | Štufka Adolf m 
‚ Sonneberg (32 94150 45| 360 | 649, | 135 | Schneider J. en 
al || 902-684) 5028| 250 582, | 175 | Stein Emil jeník 
ne 130 46 |50 28 | 805 | 804, | 190 | Hawel A. Be 
sa (33. 49:50. 132 450 | 527, | 136 | Steinbach W. re 
3 


XXVII 


: 3 ER NR EN ae Pop lní an 
XXVII el Pe 


Dešťoměmné stanice v Cochäch čimé v rose 1887, — Omlbrometrische Stationen Böhmens lie IN Jin I 


Jméno stanice Goonrsché on eng una — ala: | Stav — Stand ; 
Sams der Ao ans ne RG Nr. Nie pozorovatele — des Beobachters | 
en 31041 |509377| 402 |*416, | 176 | Klinger Ant. n j 
SP san 32 4|49 51| 210 | 498, | 140 | Paur Jos. ně | 
578. sm 81 30 |49 35 | 650 | — | — || Morawetz Jos. Di 3 
579. a 33 2 |50 45| 910 | 853, | 185 | Votoček Hugo De k 
580. en 30 5449, 91) 950 | 935, | 176 | Stipek ně | 
a none) 81 43.|50 17 230 | 357, | 138 | Čížek Fr. a | 
= u 31 37.|49 304 550 || 554, | 143 | Vilita M. niet | 
ale 31 24 49 44 | 470 | 406, | 98 || Leske Hugo A | 
584. Strassdorf  |ig9 95 |50 5 | 250 | 591, | 155 | Přibík“ De 
= Sn b. Echütenh.Igı 8 149 123] 710 | 505, | 137 | Chodl Fr. Hozor 
2 en 32 14 |50 28|| 290 || 536, | 128 | Märek Fr. De | 
a 32 30 |50 24 | 218 | 476, | 111 | Košťák Ant. De j 
ee 33 97 |49 Aral 620 | 770, | 153 | Stoupa Ant. a 
2 a 31 950 11 s68 | 341, | 98 | Kašpírek Joh. Be 
un: 31 16 49 35| 530 | 519. | 128 | Laitl K. Ken 
al a sı 3|49 61 860 | 955, | 193 | Bělohlávek Th. Ente 
592. m. 32 ı7 |49 32 | 580 |’Aro, | 125 | Patrik AL. | B 
ei 32 5.48 48 | 600 | 624, | 130 | Hájek J. 
en En 34 7150 8) 500 | 646, |” 169 || Bečka Ed. Bi 
= N sı 49/60 4| 380 | 378, | 179 | Petraš Mor. Re 
un m 83 5149 40| 393 | 675, | 134 | Seidler Karl eg 
s en 32 41|50 43 | 790 | 916, | 170 | Sluka Fr. A 
2 nn 33 35 |50 121] 240 | 411, | 98 | Spora K. 
> yon = de a2 38149 7) 457 | 508, | 181 | Heinrich F. u 
nzTabor 32 20.149 25 | 423 | 460, | 125 || Hromádko Fr. Professor 

n professor 


XXIX 


Zeměpisná Nadmoř- | Roční množství | Tm4nn 
Jméno stanice Geografische |ská výška, Jahresmenge d. 

Name der Station m Šika ur m rá IN er. pozorovatele 3: des Beobachters | 

601. oc (31055 |500 ar) 347 499, 91 A 5 n Me něj 

602. man 32 14 [50 513 658 | 956, | 191 | Kleinwächter J. et 

603. Rn bl. (32 18 |50 48 | 570 | 864, | 189 | Erben H. nn 

no 30 36.149 27 | 428 | 420, | 129 | Weher Jos. th 

605. ge 31 33 |50 19 | 340 | 457, | 139 | Bělohoubek A. en 

a Tone 31 38 |50 44| 450 | 596, | 187 | Homig 7. Laer 

ng 30 32 |49 59 | 658 | 372, | 145 | Oswald Alois ee 

608. ee. 31 39 (50 10 | 405 480, 99 | Vandas Thom. en 

nme jar a6.jas 89. 900 | —.| — | Lenz Jos en 

Be: 32 502149 39 | 445 | 478, | 107 | Šeplavý Al. 

611 Tomkovin (32 10148 50 | 414 | 497, | 107 | Hohb Fr. Ba 

nt 34 51/50 19 | 750 | 485, | 149 || Friedrich Fr. iz | 

> Ber 31 53 |49 5821| 380 | 519, | 109 | de Pauli a 

=- Br 33 47150 26 | 390 | 510, | 161 | Vlček K. ler 

ng 31 39 50 39 | 154 || 394, | 108 || Josst en 

re 33 4149 52 | 270 | 641, | 125 | Klapka Ant. en 

a 32 49 |50 35 | 363 | 581, | 157 | Pelikovský P. a nn 

- als 33 45 (50 9 | 253 570, 118 | Masner Jos. De | 

ae 33 30 50 0 250 |'608, | 93 | Lindner J. a | 
| 620. ie o an 81 35 49 27 | 444 | 511, | 121 | Podzemský K. ne 

ee 31 a8 |50 5| 389 | 421, | ! 73 | Mulač Karl P En oak | 

er 81 31 49 32 | 583 |*600, | 155 | Gut re | 

en ne: 30 18150 19 | 642 | 681, | 184 | Höffer Joh. hajný. | 

ee 81 28 |49 371| 650 | 734, | 139 | Lipansky A. De | 
| 65. Wartenberg (32 28 |50 42| 310 | 499, | 142 | Wiede B. a | 


XXX 


Detněné sa v Čeká čmné v re A887, — Onkmlivde Samen Bühnen vůlí da Jie M 


Zeměpisná |Nadmor-| Roční množství | eh VK 
Jméno stanice Geografische |sk& výška| Jahresmenge d. un u | p sa. 
Name der Station | délka | šířka |Möhe ber stř vod. nt San 
Hs 3 d Nieder- | Nieder- ne 
Länge | Breite de u In | ee pozorovatele des Beobachters 
626. Včelákov |3g0397|49049°| 500 | 481, | 157 | Fischer A. a 
627. Wejpert ň : Förster 
| Vejprty 30 4271507729 180 816, 206 | Lorenz W. lesník 
628. Weissbach 32 54150 52 | 505 | 1225, | 113 | Kinzl K. ne 
629. Weisswasser 39 28 |60 30.j,304 | 1609, 173 || Peřina Adalb. en 
630. Wekelsdorf-Ob. a 2 Gutsverw. 
Teplice Horní |35 50150 36 | 468 550, | 153 | Ebenhöch Alfred a 
Wels 32 s 48 50|| 549 | 600, | 110 | Vavreyn B. ER 
632. Welhartic Na. Oberförster 
Velhartice.. 31 3149 16 | 615 678, 152 | Schreiber Luise nadlesní 
633. Weltrus i x Förster 
T 32 0150 17| 175 | 424. 93 | Melzer Jos. ye 
634. Wenzelsdorf | 30 18 |49 391| 790 437, 145 | Ruff Fr. ae 
635. Werscheditz ra | 3 Gutsbesitzer 
Verusice 30 50 150 8% 575 984, 106 | Eckert-Hetzel K. velkostatkář 
se, Wsstee 33 15|49 5ı | 315 | 563, | 142 | Končický Jos. P 
SE Wale 52 42 |49 50 | 450 | 704, | 117 || Rerych K. a 
638. Widobl | Verwalter 
| ER 31 19 |50 231. 240 | 340, | 111 | Hoch Fr. Sn 
a 30 33149 42 | 440 |”400, | 110 | Svoboda Fr. n 
a [81 450 a1 | 280 |*321, | !81 | Kraus M. a. 
641. Wildenschwert | 3 Oberlehrer 
Ustí n. Orlicí 3 4/49 5 340 523, 11 Novak Er, nadučitel 
642. Wildstein , Verwalter 
Vilštein sl 10 [29 37 492 924; 30 | onou IE správce 
643. Wilhemshöhe (33 1 (50 49 970 | 995, | 178 | Jäckel W. A 
644. Winterberg Bas Forstadjunkt - 
Vimberk 2 SU. > 716 464, nm lesní příručí 
sn ne \30 56 |50 18 320 | 307, | !66 | Rudolf K. a 
| X 
nm la sla 0] as | 6%, | u [zur P 
P m 80 47|49 34| 450 | 430, | 101 | Janka Wilh. Ener 
m 92 33 49 43 | 364 | 622, | 179 | Gabriel W. se 
649. Woborist | soký Gärtner 
Oboriste SL 49 |29 M 980 918, 68 Kamenicky zahradnik 
650. Wobrok | 4 Förster 
en 32 750 334) 300 "500, | 132 | Kammel E. er 


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XXXI 


1, — (mlrometrische Stationen Bühmens während des Jahres A897, 


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Jméno stanice en ská výška Jabresnenge E Jméno Zana SM a 
p DENN a En ES Kir. tete pozorovatele — des Beobachken; 
651. ee 390 49° |500261| 230 || 442, | 107 | Hoke J. Toter 

652. ae |30 193)50 29 | 850 | 667, | 177 | A. v. Uiblagger en 
"abe s2 ı9 |50 s0|| 363 | 509, | 129 | Šťovík K. Eo 
een sı 13 |50 7) 390 | 454, | 134 | HeynMor. 
an 32 413150 31| 324 | 523, | 185 | Porsch Jos. ua 

656. R [31 50 149 31| 468 | 555, | 102 | Kubias Ant. Beer 

"I one 30 56 |50 118) 550 | 429, | ! 70 | Mendl Jos. DER 

98. Wortona 135 363.49 42| 650 | 518, | 118 | Daněk Ant. De 

ON ge 33 52 |50 331) 575 | 519, | 121 | Žák Er. et 

Sc. Wostieiek 32 30 |49 50| 455 | 649, | 105 | Chroust I. une 
ae 33 42 50 16 | 236 |"450, | !80 | Souček ne 
u na 31 33 49 39 | 660 | 877, | 148 | Sagel Bes 
"as 31 48 |49 23 | 450 | 491, | 144 | Urban Jos. Es 
te 31 52 50 IL | 265 | 418, | ! 87 | Haaser Herm. Beer 

665. 31 1/49 39 | 450 | 495, | ! 85 | Tast Ant. na 

Bon en 33 30 50 9) 250 | 375, | 143 | Syka A. N 

5 N 32 49 |49 293 535 | 667, | 165 | Grat as 

668. ee Chäst'33 31 149 55 | 280 | 593, | 120 | Wagner Šlechtislav o 
ee | 5 |48 3 02.) — — | Rupp Joh. ($) ns 
a 38 32 |49 29 | 475 | 465, | 181 | Prexl Dom. ae 

un Re: [38 144 49 541| 527 | 666, | 106 | Manlik A. En 
ee ls 5149 49 || 002 | 755, | 133 | Ilem KL dc doví 
p s 133 31150 17| 250 | 434, | 120 | Wolschan Quido E k ie 
R Zdoradiny [32 42|49 48 | 410 | 638, | 130 | Homolka W. Pk oo 
a 32 18149 19 | 450 495, | 112 | Křepinský H. en 


XXXII 


Desiomännd skanice v Čechách čímé v moe 1897. — Omhrometrische Salma Pühmens während des Jine 1 


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Jméno stanice een: sd šk a Avey ee | Stav — Stand 
Name der Station a er „dem pm ; Nee el — des Beobachters 
676. en 31° 56° [50° 14 | 208 | 421, | 127 | Čejka Ferd, eo 
ao“ (52 56, 49 (19 | W 0 andaen, 
en 31 27|50 44| 893 | 653, | 125 | Tandler A. RE 
en 32 1|49 8| 420 | 520, | 106 | Bezecný Rudolf De 
nn 31 45 50 17 | 216 | 405, | 150 | Kozel Rudolf u 
nn 32 1850 47 | 360 | 657, | 161 | Ducke H. eh 
682. au 31 51 150 14 | 228 | 390, | !80 | Šperl K. Ban 
ODB 51 150 Mae 208 | 508 19 | Bereron k. k. Ók. Adjunkt 

Er c. k. h. příručí 
k 33 2|49 53 | 270 | 556, | 131 | Horák Ferd. Verwaller 

» sprävce 
685. Žďár b. Rokyc. (31 17 |49 44 | 435 | 599, | 187 | Hořice Ferd. au 

oa U an lesnik 
686. Zaikov Velky 31 2 49 5 | 730 | 665, | ! 82 | Knorre Fr. en: 
De. > E av 33 29 |49 42 | 550 | 649, | 155 | Pacholík Ie. a 
ne 31 46 150 16 | 256 | 437, | 127 | Grund Gust. a 
689. Aare 32 44 |49 48 | 430 | 482, | 130 | Nötzl Aug. se Se 
0 Zidane 31 54 5027| 50 | — — | Cartellieri Be. 
o m 31 40|50 6| 398 | 436, | 95 | Valta J. A 
Do u 31 10 |49 29 | 480 | 456, | 100 | Kurz V. N 
ae) sa 28) 618 | 538, | 130 | Skála Fr. na 


*) Hvězdičkou * 


srážkami zůstal daleko pod číslem průměrním. 


Mit einem Sternchen * versehene Angaben sind bezüglich eines Monates aus der nächsten Umgebung ergánzt worden. Das 


Ausrufungszeichen ! gibt an, dass die Zahl der Niederschlagstage tief unter dem Normale geblieben ist. 


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Ombrometrischer Bericht für den Monat Januar 1887. 


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13 
(! Znamená tu bouřku.) (! Bedeutet hier ein Gewitter.) 


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Dešťoměrná zpráva za měsíc leden 188%. 


Ombrometrischer Bericht für den Monat Januar 1887. 


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Ombrometrischer Bericht für den Monat Januar 1887. 


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Ombrometrischer Bericht für den Monat Januar 1837. 


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Dešťoměrná zpráva za měsíc květen 1887. 
Ombrometrischer Bericht für den Monat Mai 1887. 


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Prof. Dr. F, J. Stadnička. 


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Dešťoměrná zpráva za měsíc květen 1887. 
Ombrometrischer Bericht für den Monat Mai 1887. 


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Ombrometrischer Bericht fůr den Monat Juli 1887. 


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Dešťoměrná zpráva Za měsíc srpen 1887. 
Ombrometrischer Bericht für den Monat August 1887. 


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Dešťoměrná zpráva za měsíc srpen 1887. 
Ombrometrischer Bericht für den Monat August 1887. 


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Dešťoměrná zpráva Za měsíc září 1887. 
Ombrometrischer Bericht für den Monat September 1887. 


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Dešťoměrná zpráva za měsíc září 1887. 
Ombrometrischer Bericht für den Monat September 1887. 


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(I Znamená tu bouřku.) (! Bedeutet hier ein Gewitter.) 


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Dešťoměrná zpráva za měsíc listopad 1887. 


Ombrometrischer Bericht für den Monat November 1887. 


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Dešťoměrná zpráva za měsíc prosinec 1887. 
Ombrometrischer Bericht für den Monat December 1887. 


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NATÜRLICHSTE BERECHNUNG 


MUSIKALISCHER TONLEITERN. 


VON 


Prof. Dr. WILHELM MATZKA, 


K. K. REGIERUNGSRATH UND ORDENT. MITGLIED DER K. BÖHM. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN, 


(Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, 2. Band.) 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. ©.) 


PRAG. 
Verlag der kónigl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Grégr. 
1888. 


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In ihren Abhandlungen „VI. Folge, 11. Band, mathematisch-naturwissenschaftliche 
Klasse Nr. 7“ hatte im Jahre 1882 die königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften meine 
Abhandlung, betitelt: „Kritische Berechnungen der musikalischen Töne und der diatonischen 
Tonleitern“, gütigst veröffentlicht. Als erwünschte Vervollstándigung dieser vorangegangenen 
Abhandlung dürfte die vorliegende sicherlich angesehen werden. — Meine dermalige Ge- 
schäftslosigkeit und die Unmasse von Langweile, welche mir die, von den Hornhautflecken 
beider Augen und von einer Linsentrübung verursachte Unfähigkeit zu lesen, schon seit vier 
Jahren auferlegt hat, leiteten mich, trotz meines Alters von 88 Jahren, vor einigen Monaten 
zufällig auf die in jener Schrift erörterten Berechnungsweisen zurück, und ein hiebei blitz- 
artig aufgetauchter Gedanke führte mich rasch zu einer äusserst einfachen, ebenso gründlichen 
als kurzen rechnenden Bestimmung der zwischen die beiden, ohnehin naturgemäss festgestellten 
Stammtöne, der Prim und der Octav einzuschaltenden zwei, sowohl mit ihnen als auch 
unter sich consonirenden Haupttöne — die Quint und die Terz — aus welchen vier Tönen 
alle übrigen nach völlig bestimmten Gesetzen ganz leicht durch einfache Rechnung sich ergeben. 

Auch darf ich wohl auf zwei interessante Ergebnisse meiner Forschungen aufmerksam 
machen, nemlich zunächst auf meinen Nachweis, dass die von dem gelehrten Akustiker Chladny 
verlangte Beschränkung der Primfactoren in den Nennern und Zählern der als regelrechte 
Brüche dargestellten Werthe der musikalischen Töne, auf die drei kleinsten Primzahlen 2, 3, 
und 5, zwar in der Theorie der Musik aufrecht erhalten werden soll, jedoch in der Praxis 
der Musik unter gewissen Bedingungen fallen gelassen werden kann; und dann auf das wich- 
tige Tableau der 13 diatonischen Dur-Tonleitern, in denen anfänglich einer der einfachen 
ursprünglichen Töne der Stamm-Tonleiter und nachher einer der erhöhten Töne zum jedes- 
maligen Grundtone genommen und sämmtliche Töne so wie deren Intervalle völlig genau in 
denselben Verhältnissen wie in der Stamm-Tonleiter bestimmt wurden, 

Derartige rein theoretische Abhandlungen über Tonlehre, zumal jene, wie die vor- 
liegende und die oben erwähnte, welche sich der Zifferrechnungen bedienen, können freilich 
den ausübenden Musikern und zwar den diehtenden und lehrenden Musikern höchstens einiger 
Massen, den blos spielenden jedoch kaum einen erheblichen Nutzen gewähren; gleichwohl 
wird nicht ungern zugestanden werden, dass die in diesen Abhandlungen vorkommenden durch 
bestimmte Zahlen ausgedrückten Tonwerthe dem Musiker überhaupt einen klaren und scharfen 
Einblick in Verhältnisse und Masse der Auf- und Niedersteigungen, der Erhebungen und Sen- 
kungen der musikalischen Töne gewähren; auch müssen solche rechnende Erforschungen der 
Töne sicher in den Grundlagen der Musikwissenschaft ihren gebührenden Platz erhalten, 


LL 


1* 


A: Vorbegriffe. 


Nr. 1. Bei der Vergleichung der Töne in Bezug auf ihre Höhen gehen wir von dem 
Erfahrungssatze aus, dass ein Ton desto höher ist als ein anderer, wenn die Anzahl der in 
einer sehr kurzen Zeit ihn erzeugenden raschen Schwingungen (Vibrationen, Erzitterungen) 
elastischer Körper oder Stoffe grösser ist, als jene der in gleicher Zeit diesen anderen Ton 
hervorbringenden Schwingungen; oder kürzer wie gewöhnlich ausgedrückt, wenn seine Schwin- 
gungsanzahl grösser ist als die in einerlei Zeit bestehende Schwingungsanzahl des letzteren 
tieferen. Bestimmter und um die Untersuchung mittels Zahlen führen zu können, folgert man 
hieraus, dass die Höhen zweier nach einander oder zusammen klingenden Töne sich so zu 
einander (geometrisch) verhalten, wie die Anzahlen der, in gleichen Zeiten, von einem schwin- 
genden Körper oder Stoffe zur Entstehung dieser Töne vollbrachten Schwingungen. Dem zu- 
folge wird die relative (beziehungsweise) Höhe oder Überhöhung eines Tones über einen tie- 
feren, durch den Quotienten der Anzahl der den ersteren Ton erzeugenden Schwingungen 
durch die Schwingungszahl des letzteren dargestellt. 


Nr. 2. Vergleicht man eine Reihe von Tönen hinsichtlich ihrer beziehlichen Höhen, 
so ist es am natürlichsten, die Anzahlen der Schwingungen aller Töne durch die Zahl der 
Schwingungen des tiefsten Tones zu dividiren; wornach der erste Quotient=1 wird, die an- 
deren Quotienten, falls die Töne steigend, immer höher und höher nach einander gereiht 
sind, grösser als 1, also unechte Brüche oder ganze Zahlen werden, welche steigende Quo- 
tientenreihe als, den betrachteten Tönen entsprechende Stufen von Tonhöhen angesehen zu 
werden pflegen. 

Hiebei beachtet man den wichtigen Erfahrungssatz, dass zwei Töne, bei denen die 
Anzahl der Schwingungen des höheren Tones doppelt so gross als die des tieferen ist, 
gleiche Wirkung auf das menschliche Gehörorgan ausüben, daher einander wechselseitig ver- 
treten können, indem man jedes Tones Schwingungszahl, welche grósser als das Doppelte der 
kleinsten (dividirenden) Schwingungszahl ist, auf ihre Hälfte herabsetzt, so dass der möglich 
grösste der obigen Quotienten nur =2 erfolgen kann. Dem gemäss kann die Musiklehre sich 
darauf beschränken, dass sie nur Tonquotienten in Betracht zieht, welche im Allgemeinen 
grösser als 1, jedoch kleiner als 2 sind, so dass der kleinste 1, der grösste 2 ist. 

Von den gesammten möglichen derartigen Tonguotienten, Tonverhältnissen oder Inter- 
vallen (in der Sprache der Musiker), werden in der ausübenden Musik nur acht als so- 
genannte Töne oder Tonhöhen hervorgehoben, durchweg nacheinander steigend gereiht, 


mit den germanisirten lateinischen Ordnungszahlen Prim, Secund, Terz, Quart, Quint, Sext, 


Septim und Octav benannt und hier mit I, II, III, IV, V, VI, VII, VII bezeichnet; von 
denen offenbar die Prim = 1, die Octav = 2 sein muss. 

Eine solche steigende Reihe von Tönen wird eine Tonleiter oder Tonscala 
genannt, und es handelt sich fůr die Aufstellung einer solchen nur um die Ermittelung der 


fehlenden 6 Zwischentöne, welche Ermittelung auf einem sehr einfachen Wege hier ausgeführt 
werden soll. 


C 


ei it . K 
OE x " 
jl “ nc 
a i 
5 ' 
er . 
ad- vé 


B. Auffindung neuer Tonquotienten oder Tonwerthe. 


. 3. Ein interessantes, vor Kurzem von mir erdachtes Verfahren zur Auffindung 
von ee aus je einem Paare bereits irgend wie sefundener Tonwerthe besteht darin, 
dass man von einem solchen Tonpaare das arithmetische Mittel (oder kürzer das Mittel) 
beider Töne, d. i. die halbe Summe derselben, als neuen Tonwerth aufstellt. 

Hiezu erfassen wir den vorhin betrachteten und als Prim einer allgemeinen Tonleiter 
angesehenen Ausgangston oder Stammton, dessen Tonwerth wir durch die Zahl 1 (Eins) dar- 
stellen und sehen die mit 2 dargestellte Octav als die nächste Ableitung von derselben an. 

Um deutlich und richtig verstanden zu werden, bezeichnen wir die Anzahl der zur 
Hervorbringung jenes Stammtones erforderlichen Schwingungen eines elastischen Körpers mit 
n, daher nach obiger Einleitung die Schwingungszahl der Octav mit 2 n; sonach ist 

a) das Mittel dieser zwei Schwingungszahlen, nemlich ihre halbe Summe 

(n+2n):2=3%n; 
folglich entspricht ihr 
der Tonwerth 32: —=23=1} als (arithmetisches) Mittel der Prim 1 und der Octav 2. 


b) Ferner, betrachten wir als nächstes Mittel das zwischen dem eben gefundenen und 


-der Prim, daher wieder das Mittel ihrer Schwingungszahlen 5n und n, nemlich 


(n 3n):2=žn 
als neue Schwingungsanzahl, welcher der Tonwerth &n:n—=3= 12 entspricht und als Mittel- 
ton zwischen der Prim 1 und dem Tone 2 silt. 


c) Endlich bestimmen wir das dritte arithmetische Mittel wieder aus der 
Prim und dem so eben gefundenen Mittel 3, nemlich das Mittel ihrer Schwingungsanzahlen 
>n und n, welches 
(n+-in:2—3n 
ist, mithin auf den Tonwerth 32:1 = = 1+ hinleitet. 


Nr. 4. Diesen drei als Mittel erhaltenen neuen Tönen 3, $, 2, müssen wir nun zwischen 
der Prim 1 und ihrer Octav 2 die entsprechenden Zwischenstellen genau anweisen; wozu wir 
festsetzen, dass jedes solche Mittel in der Mitte zwischen seinen beiden Grenzstellen seine 
Stellung erhalten solle. 

Zunächst haben wir das Mittel $ der Prim 1 und der Octav 2 zwischen die erste 
und achte Stelle, also auf die Stelle, der wir die Nummer (1--8):2— 4; anzuweisen hätten, 
zu bringen. Da es aber keine solche gebrochene Nummer gibt, so fügen wir um den vor- 
anstehenden Dividend (1—-8) durch 2 theilbar zu machen, ihm die noch unbestimmt ge- 
lassene Zahl +1 bei, und finden so die Nummer 

days ıı 

Dem zufolge geben wir dem zweiten Mittel & diejenige Stelle, deren Nummer zwischen 

der so eben berechneten und der von der Prim besetzten ersten Stelle die arithmetisch mitt- 


lere Nummer, d. i. 2 Až 
l1+2+ 52) :2=24° 


sein muss. 


Ferner kommt das dritte Mittel 2 in die Mitte der mit dieser letzteren Nummer und 

der Nummer 1 der Prim benummerten Stelle; ihre Nummer ist demnach 
1+2+°2°) i 

Aus dem letzteren Quotienten, so wie schon aus dem vorletzten erhellet mit voller Be- 
stimmtheit, dass, wie unerlässlich, von den bisher unbestimmt gebliebenen Vorzeichen (+) 
kein anderes als das obere bestehen kann und sohin sind die bisher unbestimmt gelassenen 
3 Stellenummern nun entschieden folgende: 5, 3, 2 oder V, III, II. 

Aus diesen etwas weitwendigen Forschungen ergibt sich uns sonach die folgende, 
leider zweimal unterbrochene, aufsteigende Reihe festgestellter Tonwerthe: 

Prim I, Secund II, Terz III, Quint V, Octav VIII, 
1 = ® Ye 2, 

deren Ergänzung von uns allmälich im Nachstehenden vollbracht werden soll. 


C. Allgemeine Berechnungsweisen von Tönen mittels der Intervalle derselben. 


Nr. 5. Um die noch der Tonleiter fehlenden drei Töne zu ermitteln, sind wir ge- 
nöthigt andere Berechnungsweisen von weiteren Tönen aus bereits bekannten Tonpaaren zu 
benützen, namentlich zunächst: 

a) Die Bestimmung des Intervalls zwischen jedem auf irgend eine Weise eben ge- 
fundenen Tone zu einem bereits früher bestimmten und bekannten des Intervalls; oder ihren 
Tonguotienten zu berechnen, welcher dann in Bezug auf den Stammton oder die Prim als 
neuer Ton zu gelten berechtiget ist. 

Ist nemlich 4 ein schon bekannter und s ein neu aufgefundener Ton und zwar dieser 
tiefer als jener, so ist das Intervall beider Töne der mit gw zu bezeichnende Quotient é:s = gu 
und da er auch = gu:1 ist, kann er als Tonwerth gu eines neuen Tones höher als die 
Prim angesehen werden. 

Einiger Massen beachtenswerth ist der Sonderfall, wo der in Vergleich gezogene 
bekannte Ton, t, die Octav 2, also =2 ist; da dieser Tonwerth s zwischen 1 und 2 liest, 
folglich hier drei Töne aufsteigend die Reihe 1<s<<2 bilden, so ist der Tonguotient 
der beiden ersten = > und jener der beiden letzten Töne — Weil aber in der Musik- 
lehre die Prim 1 und die Octav 2 als Gleichklánge und sonach als einander aeguivalent 
(gleichgeltend) angesehen werden und für den Tonwerth s die Prim 1 als Theiler, die ihr 


aeguivalente Octav 2 dagegen umgekehrt als Dividend gebraucht werden, so pílegt man in 


s 
: 2 
ander aufzufassen und daher insbesondere den zum bekannten Tone s neu berechneten == 


der rechnenden Musiklehre diese beiden Töne und 3 als umgekehrte Töne von ein- 


(d. i. das Intervall des Tones s zur Octav 2) den umgekehrten Ton von oder zu s zu nennen. 
So ist z. B. von der Quint 3 der umgekehrte Ton 2:3 — 4. 

Da dieser Ton $ auch = 1+, sowie der Ton 3=14 und der Ton $-—1+ ist, von 
welchen Tönen ersterer die Terz, letzterer die Quint ist; so liegt nothwendig und offenbar 


7 


3 zwischen $ und 3, daher muss der Ton $ zwischen die Terz $ und die Quint 3 als Quart 
in die Tonleiter eingestellt werden. 
Noch mag bemerkt werden, dass das Product jedes Paares erento Töne s und 


— Z gleich 2 ist, 


b) Die oben aufgestellte Division č:s — gu = gu:1 können wir als eine folgenreiche 
Rechnungsweise bezüglich der Erniedrigung oder Vertiefung der Töne benützen. Sie lässt 
sich nemlich dergestalt auffassen, dass man einen bekannten Ton % um einen angegebenen 
Ton s vertieft oder erniedrigt und damit auf den in Frage stehenden Ton gu herabkommt; 
wornach man einen Ton č um einen anderen Ton s erniedrigt, indem man jenen durch diesen 
dividirt und den entfallenden Quotienten č als den gesuchten tieferen Ton anerkennt. 

Verwechselt man (was jederzeit erlaubt ist) in obiger Division den Theiler und den 


Quotienten miteinander, ertheilt ihr demnach die gleichgeltende Form = Zst 80 


zeigt sie, dass wenn umgekehrt der Ton č um den angewiesenen Ton gu erniedrigt wird, man 
bis auf den fraglichen Ton s herabsteigt. Z. B. Senkt sich ein veränderlicher Ton von der 
Octav 2 um eine Quint 3, so gelangt er, da 2:3=# ist, auf die Quart +; umgekehrt, senkt er 
sich nur um die Quart %, so bleibt er schon bei dem Tone 2:4=3, d. i. bei der Quint stehen. 

c) Ertheilt man endlich derselben Theilung ť: s = gu nach dem Satze, dass der Theiler 
mit dem Quotienten multiplicirt, den Dividend wiederherstellt, die Gestalt 2=s. qu— qu.s; 
so wird ersichtlich, dass man einen gegebenen Ton s um einen anderen ebenfalls bekannten 
Ton gu, oder umgekehrt einen angegebenen Ton gu um einen angewiesenen s, beide Male 
auf den fraglichen Ton ? erhöhen (steigern, erheben) wird, wenn man die Tonwerthe jener 
beiden Töne mit einander multiplicirt. Z. B. Die Erhöhung der Quint $ um eine Quart 4 
oder umgekehrt die Erhöhung einer Quart $ um eine Quint 3 führt auf die Octav 2; oder 
wie man sich auch sonst ausdrücken darf, die Octav 2 ist die Quart der Quint 2 oder sie 
ist die Quint der Quart $ 


D. Specielle Berechnung von Tonwerthen als Tonquotienten. 


Nr. 6. Schon aus den drei bisher aus der Prim abgeleiteten Haupttönen der Octav 2, 
der Quint $ und der Terz 3, vermögen wir nun mittels Theilung der grösseren Tonwerthe durch 
die kleineren eine unzählbare Menge neuer Tonwerthe (Töne) zu berechnen; von deren Bruch- 
form schon hier angeführt werden kann, dass ihre Nenner und Zähler keine anderen als die 
drei kleinsten Primzahlen 2, 3, 5 enthalten können, weil auch blos diese in jenen drei, den 
Rechnungen zu Grunde liegenden Haupttönen als Factoren oder Divisoren vorkommen und 
weil alle hier vorkommenden Rechnungen endlich sich auf Multiplicationen von Brüchen mit 
Brüchen zurückleiten lassen. Wir beginnen die beabsichtigten Rechnungen, welche hier aus- 
schliesslich Bestimmungen der Intervalle je zweier allmälich gefundener Töne sein werden: 

a) mit der Verbindung der Octav 2 mit der Quint ž und finden die Intervalle: 
2:3=4Z= 1'331, wie schon oben; | ž:$—= $— 13—= 1125, die bereits früher anders be- 

stimmte Secund, nebst ihrem umgekehrten Ton: 
5 ZE ie se ar 1.6875; U. s. w. 


b) Verbinden wir die Octav 2 mit der Terz 5 und finden die Intervalle: 
2:4=3=16 | 33 = 5 = 144 =128 | i3:3— 143 =, = 1024, u. s. w. 

c) Von den so eben ermittelten Tonwerthen enthalten die in a) eben so wie ihre Grund- 
lagen 2 und 3 die allerkleinsten Primzahlen 2 und 3; dagegen die in 5) aus 2 und 3 ab- 
geleiteten Tonwerthe die Primzahlen 2 und 5; daher wollen wir noch trachten auch Tonwerthe 
aufzufinden, welche in ihren Nennern und Zählern das dritte Paar dieser drei Primzahlen, 
nemlich 3 und 5 vereinzelt potenzirt enthalten. 

Derartige Tonwerthe ergeben sich in nachstehender Weise als neue Intervalle: 


*=]'2 und sein umgekehrter Ton: 
= | ad ee ei, | 2 221%. 

Diese zwei umgekehrten Tonwerthe 3 und 2, welche blos die Primzahlen 3 und 5 
enthalten, dienen demnach der ausgesprochenen Absicht zur Grundlage und liefern uns, wofern 


wir sie mit der Octav 2 nicht in's Verhältniss stellen, eben solche Tonwerthe, namentlich: 


ee a ee 

Diese hier wenigstens in den Anfängen vollbrachte Bestimmung von Tonwerthen, 
welche nur zwei, der drei kleinsten Primzahlen 2, 3, 5, in ihren Nennern und Zählern ein- 
fach oder potenzirt enthalten, ist zwar nicht uninteressant, führt aber wie voranstehende Bei- 
spiele zeigen, sehr rasch zu grossen Nennern und Zählern; desshalb empfiehlt es sich, diese 
Einschränkung unserer Rechnungen aufzugeben, dagegen die drei abgeleiteten Haupt-Töne 2, 
3 und ž für das vorgesteckte Ziel nach Bedürfniss zu verbinden, jedoch von den bereits ge- 
fundenen Tönen die nachstehenden dergestalt zu benützen, dass wir jedem Tone seinen um- 
gekehrten unterstellen: 


3 3 6 9 10 27 32 27: 

1, 2) 43 59 83 92 ı0 253 35 u. S. W. 
4 8 5 16 9 32 25 50 

2, N ER 99 5 37) Le? a2 u. S. W. 


d) Suchen wir sonach das Intervall der Terz zur Quart, so ist es 4: = 1 == 
1'066 und hiezu der umgekehrte Ton 2: ers 190, anne čas wir 3:5 — r — 
154 =10416 und umgekehrt 2: s=2 —2— 212. 


20 7TZ 

Nr. 7. Bemerkungen: Die hier berechneten Intervalle zeigen genügend, dass wir 
aus den drei abgeleiteten Haupt-Tönen 2, 3, 3 eine beliebige Anzahl neuer musikalischer 
Töne als Intervalle bereits bekannter Tonpaare zu bestimmen vermögen. 

Die reine Musiklehre darf nun allerdings mit dem berühmten Acustiker und Musiker 
Chladny verlangen, dass als musikalische Töne nur jene angesehen werden sollen, deren 
Tonwerthe dieser Forderung entsprechen; die praktische Musik dagegen, kann (wegen der 
entschiedenen Unmöglichkeit der vollkommenen Stimmung der Töne der Musikinstrumente) 
es keinesfalls vermeiden, dass manche ihrer anzuwendenden Tonwerthe auch grössere Prim- 
factoren in sich aufnehmen, ohne dass die beziehlichen Töne als schrill klingende sich her- 
vordrängen; namentlich solche die von den, der obigen Forderung entsprechenden Tonwerthen 
in den Schwingungszahlen nur um wenige Einheiten sich unterscheiden. So z. B. ist das Ver- 
hältniss der Prim 1 zur Terz 1:5, kann aber auch 1:30 oder 1: 300 gestellt werden. Würden 


400 
nun statt 50 Schwingungen entweder blos 49 oder nr mehr, nemlich 51 Schwingungen, oder 


9 


im anderen Falle anstatt der 500 Schwingungen entweder 499 oder 501 Schwingungen ge- 
macht werden, so hätte man einerseits die zu kleinen Terzen 49, 493 und anderseits die zu 
grossen Terzen 34, 301, deren Zähler die Primzahlen 7, 17, 499 und 167 sind. Offenbar 
können diese kleinen Abweichungen um eine einzige Schwingung von 50 und 500 derselben 
an das menschliche Gehör nicht zur Wahrnehmung und Unterscheidung gelangen, daher von 
demselben die unrichtigen Töne dennoch als richtig befunden werden. 

In Wirklichkeit gibt es Töne, welche von einem Fortepiano oder einem ähnlichen 
Saiteninstrumente gegeben werden, denen andere der obigen Forderung des gelehrten Aku- 
stikers Chladny nicht entsprechende Töne so äusserst nahe liegen, dass sie auch von einem 
sehr scharfen Gehöre kaum als fehlerhaft erkannt werden können. So ist der Ton d=2 
offenbar sehr nahe an dem höheren Tone ® und zwar ist ihr Intervall 3:2—= 44 —=1. 4, im 
Vergleiche mit dem Komma ££ schon sehr klein. — Hier unten (siehe H, Nr. 20) werden 
wir das erhöhte d als dis = 7# finden, welches wir wie folgt umwandeln: 73 — 70.13:60.15 = 
2.2522 —17,333, woraus sofort erhellt, dass das Intervall des dis ober dem Tone ; den 
äusserst wenig von 1 verschiedenen Ton 335 — 1,4, beträgt. — Ferner ist ebendort eis = 125 
dargestellt und nahe — 1335 =, -133513 - 153x, folglich ist es = ">> äusserst nahe 
oder fast gleich 42. 

Solche einfache Näherungswerthe von als gewöhnliche Brüche dargestellten musika- 
lischen Tonwerthen, können auch regelmässig nach der bekannten Lehre von den Ketten- 


brüchen berechnet werden. 


E. Aufstellung und Durchforschung der von der Prim 1 bis zur Quint 
8 reichenden Tonreihe. 


Nr. 8. Nun wir die früher in Frage gestandene Quart $ nach der in C («) erörterten 
Rechnungsweise gefunden und sonach die obige lůckenhafte Tonreihe zum grössten Theile 
ausgefüllt haben, so betrachten wir zuvörderst die in vielerlei Hinsicht interessante fünf- 
oliedrige Tonreihe, sammt ihren vorhin bereits berechneten Intervallen von Ton zu Ton: 


T II, IH, IV, Y, 
1 5 4 3 3 2 
9 10 16 3 
5 9 15 s" 


Nr. 9. Von diesen Intervallen (Massen der Aufstufungen oder Erhebungen) der Ton- 
paare sind die drei ersten 2, !°, +$, die grössten und wichtigsten in der angewandten Musik 
und werden, insofern sie als der Ordnung nach gegen den Ausgangston, die Prim 1 herab- 


sinkende Töne angesehen werden können, wie folgt benannt: 


2 der grosse ganze Ton, 
19 der kleine ganze Ton und 
18 der grosse halbe Ton. 
An ihrer Bruchform lässt sich das Besondere bemerken, dass die Anzahl der Schwin- 
gungen des höheren Tones jene des tieferen beziehungsweise um deren Sten, 9ten oder 15ten 


Theil, also beziehlich auf jede 8, 9 oder 15 Schwingungen um Eine übertrifft. — Bestimmen 


2 


10 


wir von diesen drei neuen Tónen ebenfalls ihre Intervalle, so erhalten wir folgende Zu- 
sammenstellung: 


Töne: 3 “u. 18 | und die Gleichungen 2 — 40. 81 
Intervalle: 54, es I 
Das hier aufgefundene höchst kleine Tonintervall 24 = 15% ist bekanntlich so gering, 


dass zwei um dasselbe verschiedene Töne vom Me nenen Geier als fast gleich aufge- 
nommen werden und pflegt man dasselbe das Komma oder zur Unterscheidung von ähnlichen 
sehr kleinen Intervallen das syntonische Komma zu nennen. — Das Intervall 3 =1,; 
nennt man den kleinen halben Ton. 


Die zwei voranstehenden Gleichungen zeigen, dass der grosse Ganzton 2 den kleinen 
19 nur um, ein Komma übersteigt und dass der kleine Ganzton sich in der grossen und 
kleinen Halbton zerlegen lässt oder auch erreicht wird, wenn man einen der beiden halben 
Töne um den anderen erhöht. 


Intervalle von Paaren getrennter Töne obiger Tonleiter. 


Nr. 10. Steigt man von einem gewissen Tone aus, den man als ersten zählt, mit 
Übergehung eines Tones oder zweier, oder dreier Töne, beziehungsweise auf den dritten, 
vierten oder fünften, so nennt man das sich ergebende Intervall von jenem ersten Tone bis 
zu diesem dritten, vierten, fünften überhaupt eine Terz, Quart oder Quint. 


a) Dieses letztere grosse Intervall, die Quint, I::)V=1::3=3, welches einen 
für das menschliche Gehör sehr angenehmen Zweiklang gibt, hat sich uns bekanntlich zu 
allererst als (arithmetisches) Mittel der Prim 1 und der Octav 2 ergeben und spielt in der 


ausübenden Musik eine hervorragende (dominirende) Rolle. 


b) Die Quart fanden wir als Intervall der Quint $ und der Octav 2d..=2:3=#; 
zu ihr steht demnach die Prim im Verhältniss: I::I’=1::# = #; in unserer fünfgliedrigen 
4 
a 


Tonreihe haben wir zwei Quarten, nemlich 1::IV=1::3=&% und I::V=2::3= 


Be 

c) Die wichtigsten und angenehmsten der grösseren Tonintervalle sind die Terzen; 
in unserer fünfgliedrigen Tonreihe finden wir deren drei. — Das Intervall von der ersten 
Tonstufe zur dritten 1::I1I=1::3=# ist die Haupt-Terz und erhält den Beinamen grosse 
oder Dur-Terz. — Das Intervall von der dritten zur fünften Tonstufe II::V=3::3=& ist 
kleiner als jene erstere, aber grösser als die Secund, wird genannt die kleine oder Moll- 
Terz. Da das Intervall der grossen und kleinen Terzen ž:$ = 35 — 155 ist, so lässt sich die 
kleine Terz £ als die Vertiefung der grossen Terz 3 um den kleinen halben Ton 35 ansehen. 
Diese kleine Terz pflegt in den Tonleitern an die Stelle der grossen gesetzt zu werden, um 
die Wirkung der auf diese andere Tonleiter sich stützenden Musikstücke auf das Gemüth 


wesentlich abzuändern. — Die Aufsteigung von der zweiten zur vierten Tonstufe II::IV = 


*) Der hier gebrauchte doppelte Doppelpunkt oder Doppelkolon soll das Verhältniss der vorangehenden 
Zahl zur folgenden in der Weise andeuten, dass die Grösse des Verhältnisses als der Quotient des 
zweiten Verhältnissgliedes durch das erste dargestellt wird. 


11 


2:43 =32= 1185 ist kleiner als eine kleine Terz und zw.ist 32 = 3:69) 4:84, mithin 


der Tonwerth einer um das Komma erniedrigten kleinen oder einer schwachen kleinen Terz, 
die aber der kleinen Terz selbst in der ausübenden Musik gleich geachtet wird, 


F. Bestimmung der Sext und Septim und Ergänzung der achtgliedrigen 
Dur-Tonleiter, 


Nr. 11. So wie die Nummer 6 mitten zwischen 4 und 8 liest, lässt sich auch die Sext 
als Mittel der Quart und Oktav darstellen; es ist demnach VI=}(4-+2)=3. — Für die 
Septim nehmen wir an, dass gleichwie zwischen den Nummern 7 und 2 die Nummer 5 genau 
genug mitten inne liegt, die Quint, das Mittel der Secund und Septim sei, nemlich, dass wir 
setzen dürfen $—+($ + VID, woraus wir erhalten VU=M—2= 5 —2—1, 

Nr. 12. Andererseits stützt man sich auf die Erwägung, dass die beiderlei Terzen 
dem menschlichen Gehör wohlthuende Zweiklänge bildend, nicht oft genug in die Tonleitern 
aufgenommen werden können, und fordert daher, dass die Sext hier die Dur-Terz 5 der Quart # 
und die Septim die gleiche Terz der Quint $ sein soll. Demgemäss wird die Sext=4.3—=3 
und die Septiim=3.3= +, wie so eben gefunden. 

Nr. 13. Auf ER Weise haben wir demnach die Lücke, welche zwischen der, bisher 
blos die ersten fünf Töne mit der grossen Terz 3 enthaltenden Tonleiter und der schon Ein- 
gangs zu Grunde gelegten Octav 2 noch bestand, durch Feststellung der Sext und Septim 
ausgefüllt und die achtgliedrige Dur-Tonleiter vollkommen zusammengestellt; sie ist 
sonach wenn wir dem üblichen Brauche folgend als Prim den Grundton c wählen, die nach- 


stehende: 
I JI III IV V VI VI VII 
c d e Ir g a h a 
PR av Sob aja c 2 
a 10 1 9 10 a 16 
8 9 1 8 9 B 9* 


Diese nunmehr vervollständigte achtgliedrige Dur-Tonleiter enthält nebst den früheren 
in E, Nr. 8 gefundenen grösseren Intervallen: 

a) noch die zwei Quinten: I::VI=2::3 = 
JV VW 

d) die zwei Quarten: III:: VI == EV, 

PSI A a: 
c) endlich die drei Terzen: IV::VI—4::5—=3=II, 
— 3 1 
E 


III: 33 — III (siehe G, Nr. 14). 


12 


G. Ermittlung der Sext und Septim falls die grosse oder Dur-Terz ž durch 
die kleine oder Moll-Terz £ ersetzt wird und Vervollstándigung der Moll- 
Tonleiter. 


Nr. 14. Aus der vorhin aufgestellten Dur-Tonleiter wird dadurch, dass man die grosse 
oder Dur-Terz 3 durch die kleine oder Moll-Terz £ ersetzt, der Grund zur Moll-Tonleiter 
gelegt, für welche sonach auch die Sext und Septim angemessen zu bestimmen sind. — Um 
diese 3 Moll-Töne von den entsprechenden Dur-Tönen in der Schrift zu unterscheiden, werden 
wir über den römischen Zahlzeichen der letzteren einen Punkt setzen, jene daher mit IH, 
VI und VII bezeichnen. 

Gleichwie nun die Nummer 6 zwischen 3 und 8 ziemlich genau in der Mitte 'liegt, 
kann man auch die Sext als Mittel der Moll-Terz und Octav betrachten; daher ist 

Vee 

Fůr die Septim bedingen wir, dass so wie die Nummer 5 zwischen 3 und 7 genau 
mitten inne liest, sich auch die Quint als arithmetisches Mittel der Terz und Septim 
darstellen lasse, nemlich, dass wir setzen dürfen 3= ı@- VID, wornach sich ergibt 
WI =2=18. 

Nr. 15. Bilden wir eben so-wie im Vorhergehenden die Sext und Septim als Terzen 
und zwar als Moll-Terzen der Quart $ und der Quint 3, so finden wir die Wie. = 
und die VI=3.°=? wie vorher. 2 

Endlich finden wir eine Bestätigung dieser Rechnuncsergebnisse in Folgendem: Da 
das Intervall der kleinen Terz £ zur grossen Terz 3=3:%° — 35 ist, daher diese kleine Terz 
als Erniedrigung der grossen um den kleinen halben Ton 3% sich darstellt, so müssen wir, 
weil wir in der Dur-Tonleiter die grosse Terz auf diese Weise erniedrigten, auch die von 
der Terz abhängigen zwei Töne Sext und Septim der Dur-Tonleiter 3 und ** um die gleiche 
Stufe 25 vertiefen, d. h. sie durch den letzteren Bruch dividiren, somit ergibtosich uns für 
die Moll-Tonleiter die Set VI—:3ž = %, und die Septim VW 15:35 — 2, so wie in 
beiden früheren Rechnungen. 

Nr. 16. Dem zufolge haben wir aus der oben aufgestellten Dur-Tonleiter durch die 
übliche einen kleinen halben Ton betragende Erniedrigung ihrer Terz, Sext und Septim die 
entsprechende Moll-Tonleiter gebildet, wozu jedoch noch zu bemerken kommt, dass die an- 
gewandte Musik nach Bedarf entweder auch die in der Dur-Tonleiter aufgeführte Septim 15 
beibehált und dadurch die sogenannte harmonische Moll-Tonleiter gestaltet, oder 
durch Aufnahme der kleinen Septim 2 die melodische Moll-Tonleiter aufstellt. Diese 
beiderlei auf dem Grundtone c aufgerichteten Moll-Tonleitern sind sonach folgende: 


1.1: 10 V VI vos) ev ar vm 
04.08 JE sg AS č |8 | as. hes č = 
ea S | 5 
ne. 2 


Anmerkungen: 1. Das Intervall von as::h ist zusammengesetzt aus den Inter- 
vallen as::a und a::Ah, ist daher das Product (3::5)($:: 5) = 35.2 — einem kleinen 
3 


405 
halben Ton mit einem grossen Ganzton — 7ž; auch ist 15 — 25.3.3— 35.3. 2. Die hier 


[x = 
> M V 


13 


aufgestellten Dur- und Moll-Tonleitern nennt man diatonisch, insofern sie nur grosse 
Intervalle, nemlich Ganztöne und grosse Halbtöne enthalten. 


H. Einschaltung von Tönen durch Erhöhung und Vertiefung. 


Nr. 17. Den Komponisten von Tonstücken können die bisher begründeten diatonischen 
achtgliedrigen Tonleitern nicht vollständig genügen, weil die Intervalle von Ton zu Ton, nicht 
allein die Ganztöne, sondern sogar auch die grossen halben Töne zu hohe Tonstufen bilden. — 
Ein Gleiches zeigt sich, wenn die Prim der diatonischen Normal-Tonleiter durch eine beliebige 
andere oder wie man hierüber sich auszudrücken pflegt, der Grundton jener Tonleiter durch 
einen neuen ersetzt wird, mithin jeder Ton der Normal-Tonleiter im Verhältniss der beiden 
Primen oder Grundtöne erhöht oder vertieft wird. — In diesen beiden Fällen treten in die 
Tonpaare neue Töne als Zwischentöne ein oder sie werden in die Tonpaare einge- 
schaltet, erscheinen daher entweder deren tiefere Töne erhöht oder deren höhere erniedrigt. 
Als Mass der Erhöhung und Erniedrigung eines Tones hat man den kleinen halben Ton ží 
in Gebrauch gezogen, durch welche Zahl der zu erhöhende Ton (Tonwerth) zu multipliciren, 
der zu erniedrigende dagegen zu dividiren kommt [siehe C, Nr. 5, 8), e)]. 

Nr. 18. Unsere nächste Aufgabe ist es nun, die durch dieses Mittel gewonnenen kleinen 
Intervalle kennen zu lernen. Hiezu nehmen wir an, dass das Intervall © das der beiden be- 
grenzenden Töne und von diesen der untere mit s bezeichnet sei; dann ist der höhere =:s; 
bezeichnen wir zugleich abkürzend den kleinen halben Ton 3% mit m, so erhalten wir je 
nachdem wir 1.) einen Ton erhöhen oder 2.) einen vertiefen oder endlich 3.) beides zu- 
gleich ausführen im Allgemeinen folgende drei Gruppen von drei oder vier nacheinander auf- 
steigenden Tönen sammt ihren Tonverhältnissen und Intervallen: 

45 č 45 


s ms 0s DANE S Es Br MS = 
3 I 3 I m 3 I I m’ 3 
1 m. a 1, — d 1 m = 0 
9 3 3 3 m I I m’ 3 
M, —, - — Mm m — m. 
m m m 


Insbesondere erhalten wir nun je nach den Grössen von © folgende specielle In- 
tervalle: 


grosser kleiner grosser 
Ganzton - Halbton 
8 10 16 
ws 9 15 
— 25 2 25 
WM 37 24 54 
jevy 16 Mae ieh, 
= o ne) 
m 25 15 
I Bar AB sr Zz1 1b =. 
m? 625 125 2 
A s 
124: 1%% 


Aus dem letzten Ergebnisse leuchtet ein, dass wenn in ein Tonpaar, dessen Intervall 
ein grosser Halbton ist (wie z. B. in e zu f und Ah zu c), zwei Töne eingeschaltet werden, so 
liest der durch Erhöhung entstandene noch höher als der durch Erniedrigung erzeugte (wie 
z. B. eis> fes, his> ces); während sonst jedenfalls das Umgekehrte stattfindet. 


14 


Aufstellung der chromatischen Tonleiter. 


Nr. 19. Nach diesen Erórterungen wenden wir uns nun selbst zu den wirklichen Er- 
höhungen und den Vertiefungen der Töne der diatonischen Tonleitern. Zuvorderst müssen wir 
anführen, dass da wo diese Töne mit Buchstaben benannt werden, dem betreffenden Buch- 
staben entweder die Silbe čs oder die Silbe es angehánst wird, je nachdem der Ton erhöht 
oder vertieft wird, d. i. durch 33 multiplieirt oder dividirt wird. 

Nr. 20. I. Ton-Erhöhungen. 

Die Tonwerthe der durch Erhöhung entstehenden Töne erhalten wir sohin nach fol- 
genden Rechnungen: 


1. is=ec.m 


2. hs=d.m=2.3 = 7272 11719. 

3. eis=e.m=n 227 — 302. 

4 fis = f.m= 2.33 = 33 = 1388. 

5. gs=g.m= 8.33 = 35 — 19025 

6. as—=a.m= 3.33 — 125 = 17361 
sm zu ss es a = 169531 


Nr. 21. II. Ton-Erniedrigungen. 


Aus der vorhin beschriebenen Berechnungsweise für die Erniedrisung der Töne um 


einen kleinen halben Ton ergeben sich folgende Tonwerthe, wozu nur noch bemerkt werden 
muss, dass die Prim c=1 nicht auf 1:m=3*<-] herabgemindert werden kann, sondern 
diese Herabminderung an seiner Octav C=2 ausgeführt werden muss, daher ces —32>1 


erfolgt: 
I des = d.ım — 2.2: — 25 — 1:08: 
205 OM — A3 — ea die)klemer Terz. 
3. fes = fim=3.žE— 32 — 28. 
4. gs =g:m—=3.34— 38 =14 
DO SV ale: 
6. hes = him= S .jE=8=1L8 
T. es—c:m—=2.22 — Ss — 1D. 


Nr. 22. Von diesen durch Erhöhung und Vertiefung entstehenden Schalttönen werden 
jedoch nicht mehr als die, in die um einen ganzen Ton von einander abstehenden fünf Ton- 
paare einzuschaltenden erhöhten Töne, nemlich cis, dis, fis, gis, ais in Verwendung genommen, 
alle übrigen jedoch ausser Acht gelassen, weil die jetzt gebräuchlichen musikalischen Instru- 
mente zwar jene 5 erhöhten, nicht aber die 5 übrigen erniedristen hervorzubringen vermögen: 

Werden jene hervorgehobenen 5 Schalttöne gehörigen Ortes in die obige achttönige 
diatonische Tonleiter eingeschoben, so bildet sich eine 13tönige Tonleiter, welche die chro- 
matische genannt wird. Diese ist demnach die folgende: 


€ eis d dis een Eis g gis a ais h € 
1 25 9 5 5 4 25 3 25 B 125 15 
24 8 64 4 3 18 2 16 3 72 8 
25 am 225. Vana 10488 Io) 28 Dna 
24 25 24 15 15 24 25 24 15 24 25 15° 


“ : 
P S, V 


15 


J. Doppelte Erhöhung und Vertiefung mancher Töne. 


Nr. 23. In manchen musikalischen Compositionen werden sogar doppelte Erhö- 
hungen oder Vertiefungen um je einen halben Ton vorgezeichnet, wornach jene vorhin 
angeführten umgewandelten Töne auf ceisis, disis etc. erhöht oder auf ceses, deses etc. er- 
niedrigt werden. — Das Mass einer solchen Erhöhung oder Erniedrigung, nemlich der be- 
treffende Multiplicator oder Divisor ist demnach m. m = (35)’= $?5 = 1,1, = 1% oder auch 
mě = (1-F 3)?= 1 45 + ste Z 12; daher grösser als ein grosser halben Ton 1+', jedoch 
kleiner als ein kleiner ganzer Ton 14. Die auf solche Weise theoretisch gebildeten Töne 
können gar nicht mittels der jetzt üblichen musikalischen Instrumente hörbar gemacht werden, 
sondern müssen durch andere ihnen nahe liegende Töne von den beziehlichen Musikinstru- 
menten ersetzt werden, allein da sie in denjenigen Tonleitern vorkommen, welche einen ein- 
mal erhöhten Ton zum Grundton haben und die wir weiter unten zusammenstellen werden, 
so sind wir doch genöthigt hier ihre Tonwerthe zu berechnen: 


Nr. 24. Doppelt erhöhte Töne: 


1. eisis =cis.m= 33.22 — 825, 
2. disis — dis .m = 15.32 — 823, 
3. jists — fis .m— 35 „35 — 4833, 

4. gisis — gis.m = 23.23 — 35m 
5. wis — ais.m = Pž „ži — 4155 


Nr. 25. Doppelt erniedrigte Töne: 


1. deses = des:m = 31.33 — 555, 
Daneses OSE = as 12,5 

3. geses — geš:m = 35. Ž5 — 325: 
4. asas— as:m— 5.35 — 1251 
5. heses =hes:m = 3.35 — 114. 


K. Aufstellung der diatonischen Tonleitern für beliebige Grundtöne. 


Nr. 26. Soll irgend ein beliebiger Ton, £ der Grundton (die Tonika) einer diatonischen 
Tonleiter werden, so hat man diesen Ton um die in die diatonische Dur-Tonleiter aufgenom- 
menen Töne: 

1, 3 = a 2 3 In 2 

oder umgekehrt diese Töne um jenen Grundton ? nacheinander zu erhöhen, also [gemäss C, 
Nr. 5 c)] jene Tonwerthe mit dem Werthe & dieses Grundtones zu multipliciren. Bezeichnen 
wir nebstbei die allgemeinen Namen der Tonleitern: Prim, Secund ete. hier nicht durch die 
römischen Nummern, sondern durch die arabischen 1, 2 u. s. w. und hängen diese an des 
Grundtones Buchstaben rechts unten als Zeiger an, so machen wir zur allgemeinen Bezeich- 
nung der fraglichen Tonleiter die folgende Tonreihe und bilden sonach die ganz allgemeine 
Muster-Tonleiter: 


also die Töne: I 


16 


Nr. 27. Obwohl man zu Grundtönen diatonischer Tonleitern, deren Töne in der 
üblichen oder in einer beliebigen Ordnung nehmen könnte, so empfiehlt es sich doch, die- 
selben so zu wählen, dass die Quint einer jeden Tonleiter zum Grundton der nächst folgenden 
gewählt werde, weil diese neu entstehende Tonreihe von der vorhergehenden nur in der Septim 
des neuen Grundton's dadurch sich unterscheidet, dass diese letztere um einen kleinen halben 


Ton erhöht wird. — Zur Bildung einer solchen Reihe von Grundtönen stelle ich die Töne 
der diatonischen Tonleiter in folgendem Quinten-Tableau zusammen: 
€ d e f 
m Nye a Jos Ne, 


Fasst man hier von c als Stamm-Grundton die Töne stets schräg und zwar abwechselnd 
rechts hinab, dann rechts hinauf in eine Reihe zusammen, so erhält man die Reihe der 
Quinten, als: 
© g d a h jo 


in welcher jeder folgende Ton die Quint des unmittelbar vorhergehenden, also der nächst 
kommende Grundton ist; darin ist auch jeder Ton die Quart des nächst folgenden als des 
Grundtones. — Ferner ist ersichtlich, dass bei jedem in derselben Zeile stehenden Paare, 
wenn sein späterer Ton zum Grundton gemacht wird, der vorausgehende dessen Septim ist 
und für die neue Tonleiter um den kleinen halben Ton 2% erhöht wird; so z. B. wenn g der 
Grundton ist, wird f auf jis erhöht, wenn d der Grundton ist, wird c auf czs erhöht, u. s. w. 

Nr. 28. Wählen wir demnach die Töne der obigen Quintenreihe zu den nach ein- 
ander folgenden Grundtönen, so gewinnen wir nach genügender Vereinfachung der sich er- 
sebenden Tonwerthe das unten folgende Tableau von diatonischen Tonleitern. Da die aus den 
angezeigten Rechnungen hervorgehenden ursprünglichen Ausdrücke der fraglichen Tonwerthe 
mancherlei Reduktionen erheischen, damit nur die Endergebnisse in die Übersichtstabelle auf- 
genommen werden können, so führen wir hier die schwierigen Reduktionen zum deutlicheren 
Verständniss aus: 


oo == 41. = 

TEBE 3 ya 00 ya. fe. 
d 23a, Ds A a0 AA 

dTzh2=z1S.2.1 135 —33 (32.135) —es.21=cis.k, 
RT=i.,.3=3 236.293... 4—ais.h, 
fe ay 2 Isa se son. nk, 

fs 6=3.23.J3=1=12 (08. 129) ds. = disck, 

gis TZ.. == 16.88) = jse ty —feis.h, 
dis 9-2. 1 = 13 = 8 (M. 97) —eis. 14 —eis.h, 

dis = 15.73 — 1135 — 625 (538 1135) asts. 35 — cisis. k, 
ais A—=A4. 125 — 123 — (83.155) — dis 2° —dis:k, 

his = a = G = NN. MAB) = aisis. 2, = aisis.h 


L. Die Endergebnisse dieser Untersuchung stellen wir nun zusammen in 
folgende 


17 


Nr. 29. Úbersichtstabelle der diatonischen Tonleitern nach den Gliedern der 


obigen Quintenreihe. 


Grundton I I IND IV V VI VII VIII 
© 5 4 3 5 15 
Bil 8, 4 3 23 3 8 2 
Se c d e ur g a h č 
3 27 15 9 5 45 
N, ar 2 ae a 4l008 
denně g a.k h c d e fis.k g 
s 8 45 3 27 15 135 a 
g be d=3 s 64 32 2 16 8 123 4 
als oC: d e.k | fis.k g a.k h cis. k d 
3 15 25 10 5 25 25 10 
B sE 3 8 24 3 4 18 16 3 
rs a h cis d:k e ‚Js gis a 
3 45 25 5 15 25 ky 5 
E 3 4 32 16 3 8 24 64 2 
ro ak, e Jis.k gis a h cis dis € 
15 135 25 3 45 25 225 15 
as 8 12s 64 4 32 16 128 4 
c rv) h eis. k dis e Jis.k gis ais. k h 
DB 25 12 5 50 24 125 125 25 
js 5 ae 27 : 5 ag = č 
2: gis ais h:k eis dis:k eis is 
25 75 125 25 25 125 125 25 
= . 24 64 EGK 18 16 72 64 12 
fisbrmeas— 33 : % 2 5 5 5 = 
24 cis is eis Jis gis ais his ci 
23 ší 125 ší 15 125 31 5 25 
. 2 6 2 6 
cis 5 = gis— 35 : z, : : a 3 : = 
gis | ais.k his cis dis eis | fisis.k| gis 
15 675 375 25 225 125 1125 ver 
geb=ds=1: 64 512 256 16 128 64 1024 32 
* 18 eis.k | fists. k| gis as.k his eisis „k s 
125 125 625 125 125 625 $25 125 
dis5=ais— 1% % 2 u Tann Se n Ss = 
a his eisis | dis:k eis sis gisis is 
125 815 625 125 125 625 625 125 
ae 96 256 384 72 64 384 SB 45 
raky eis |fisis.k| gisis disis his cisis disis is 
125 1125 625 125 375 625 1875 125 
eis 5 — his = 125 64 2024 512 96 256 BE 102% B 
es his cisis.k| disis eis fisis.k | gisis | aisis.k is 


18 


Nr. 30. In den so eben aufgestellten 13 Tonleitern oder unter den sie enthaltenden 
91 Tönen erscheinen unverändert: 


1. Von den reinen (ursprünglichen) Tönen: 
c d e ij g a h 


in 2 3 5 1 3 3 6, zusammen in 23 Tonleitern; 
2. von den einfach erhöhten ursprünglichen Tönen kommen vor: 
cis dis eis jis gis ais his 
in 5 5 6 3 7 3 6, zusammen in 35 Tonleitern; 


3. von den nur um ein Komma erhöhten oder vertieften ursprünglichen Tönen er- 
scheinen: 
HS e. k, a. k, h:k, 
in 1 1 Z 1, also zusammen in 5 Tonleitern ; 
4. von den nur um ein Komma erhöhten oder vertieften einfach erhöhten ursprüng- 
lichen Tönen finden sich: 
cis.k, dis: k, eis. k, jis. k, gis, ais. k, his 
2 2 1 4 0 3 0, zusammen in 12 Tonleitern:; 
5. von den doppelt erhöhten ursprünglichen Tönen kommen vor: 
Cisis, disis, Jisis, gisis, aisis 
2 2 1 Kr 0, in Allem in 8 Tonleitern vor; 
6. von den nur um ein Komma erhöhten oder vertieften doppelt erhöhten ursprüng- 
lichen Tönen finden wir: 
cisıs . k, disis. k, Jisis . k, gisis . k, aisis .k, - 
2 0 4 0 1, in 7 Tonleitern vor. 
Als Abschluss dieser Untersuchung zeigt sich demnach, dass von den 13.7=91 
Tönen der 13 Tonleitern, 23 reine urprüngliche, 35 einfach erhöhte ursprüngliche, zusammen 
58 Töne vollständig, von ersteren 5 und von den letzteren 12 um ein Komma erhöht oder 
vertieft, wenigstens höchst nahe genau auf dem Fortepiano hörbar gemacht werden; endlich 
dass die doppelt erhöhten, eleichviel ob rein oder um ein Komma abgeändert, 8-- 7 =15 
Töne sich ganz und gar nicht richtig geben lassen. 


Nr. 31. Die ähnliche Zusammenstellung der Moll-Tonleiter können wir unter- 
lassen, weil jede Moll-Tonleiter aus der gleichnamigen, d. i. auf demselben Grundton errich- 


teten Dur-Tonleiter bestimmt wird, indem man die in dieser letzteren vorkommende Terz, . 


Sext und vielleicht auch Septim um einen kleinen halben Ton 33 erniedrigt. 


An den Tonwerthen vollbringt man dieses, indem man sie mit = =3+ multiplicirt, 
an den Buchstaben-Namen dagegen nach folgenden Růcksichten : 

1. An den ursprünglichen (umgeänderten) Buchstaben, indem man ihnen die Er- 
niedrigunossilbe es anhängt; 

2. bei den mit der erhöhenden Anhängssilbe čs versehenen Buchstaben diese Silbe 
weglässt; 


19 


9. an dem zur Doppelerhöhung die Doppelsilbe sis führenden Buchstaben die letzte 
Silbe unterdrückt; 


4. endlich das etwa mit dem Buchstaben als Multiplicator oder Divisor vorkommende 
Komma beibebält. Z. B.: Für die dis Moll-Tonleiter entnehmen wir aus der dis Dur-Tonleiter 
die Terz 33% — Jisis. k, die Sext !2Š = his und die Septim 1135 = cis?s. k und finden sonach 
für die dis Moll-Tonleiter: die Terz = jž-—Jis.k, die Sext — !5 —h und die Septim = 135 
— cis. k. — Dieselben Tonwerthe Sen wir auch, da sie sender in ihrer ursprünglichen 
Form der Reihe nach die Terz dis.z:m, die Sext dis. ž:m und die Septim dis. 15 :m, 
daher wegen dis—=d.m nenne d.2,d.3,d. 15, d.(3, 3, '5) sind, folglich auch 


wegen d = 3 auf die obigen Tonwerthe #5, '* und 135 ee dh werden können. 


Prag im Juni 1837. 


ÜBER DEN JAHRLICHEN GANG 


DER 


METEOROLOGISCHEN ELEMENTE 


ZC 


VON 


Prof. Dr. F. AUGUSTIN. 


(Mit + Tafeln.) 


(Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, 2. Band.) 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. 7.) 


PRAG. 


Verlag der königl. bohm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Grégr. 
1888. 


Einleitung. 


1. Neben den ersten Besründern der meteorologischen Beobachtungen in Böhmen, 
den Astronomen Stepling, Strnad und David hat sich die grössten Verdienste um die 
Meteorologie des Landes K. Kreil erworben. Er hatte nicht nur diesen Beobachtungen an 
dem von ihm im J. 1839 neu organisirten meteorologischen Observatorium zu Prag die 
damals möglichst weiteste Ausdehnung gegeben, sondern auch um die allseitige Bearbeitung 
derselben Sorge getragen. In seiner mit der Unterstützung der kais. Akademie der Wissen- 
schaften herausgegebenen Klimatologie von Böhmen sind sämmtliche bis zum Jahre 
1859 im Lande gemachte Beobachtungen in einer den damaligen Anforderungen der Wissen- 
schaft entsprechenden Weise verwerthet worden. In der Vorrede zu dem genannten Werke 
sagt Jelinek, dass es kaum ein Land existiren dürfte, dessen klimatische Verhältnisse mit 
grósserem Fleisse, mit mehr Umsicht und Sorgfalt behandelt sein mögen, als dies für Böhmen 
durch Kreil geschehen ist. In diesem Werke hat Kreil in gründlichster Weise zuerst die 
Berechnung der klimatischen Elemente an den einzelnen Stationen vorgenommen und ist 
hierauf zur Darstellung der Vertheilung derselben geschritten, um ein wo möglich vollstän- 
diges klimatisches Bild des Landes zu entwerfen. An einer eingehenden Bearbeitung der 
Windverhältnisse in Böhmen und der aussergewöhnlichen Erscheinungen, wie der Nordlichter, 
Erdbeben, Feuerkugeln, stärkerer Gewitter, Hagelstürme etc. ist der Verfasser durch den 
vorzeitigen Tod gehindert worden. 

Der unter so günstigen Verhältnissen begonnene Aufbau der Klimatologie Böhmens ist 
nach zweifacher Richtung hin fortzuführen. Vor Allem ist es nöthig in den meteorologischen 
Beobachtungen selbst zeitgemässe Reformen vorzunehmen, dieselben auf alle wichtigeren 
atmosphärischen Erscheinungen auszudehnen, namentlich aber eine selbständige meteoro- 
logische Station erster Klasse in einer besseren Lage, als in welcher sich die alte befindet, 
zu errichten. 

Sollen die meteorologischen Beobachtungen dem Zwecke, für den sie bestimmt sind, 
der Aufklärung der meteorologischen und klimatischen Verhältnisse des Landes wirklich 
dienen, so müssen sie kritisch gesichtet und bearbeitet werden. Eine scharfe Kritik des vor- 
handenen meteorologischen Materials zeigt sehr oft, dass vieles davon als unzuverlässig und 
unbrauchbar von der Bearbeitung auszuschliessen wäre. Es ist aber nicht bloss an dem neu 

1* 


4 


zu bearbeitenden, sondern auch an dem schon bereits bearbeiteten Beobachtungsmaterial eine 
eingehende Kritik zu úben und eine Umarbeitung der álteren meteorologischen Werke vor- 
zunehmen. Namentlich wäre Kreil’s Klimatologie von Böhmen einer eingehenden Revision 
zu unterwerfen und mit Hinzunahme des bis jetzt noch unverwertheten Beobachtungsmaterials 
zu vervollständigen. 


Dem Aufbau einer Klimatologie des Landes, welche den Fortschritten der Wissen- 


schaft entsprechen und den verschiedenen Interessen des Landes Rechnung tragen würde, 


müssen jedoch Einzelarbeiten vorangehen, in welchen das Material nach allen Richtungen hin © 


bearbeitet sein würde. Zur Erreichung des angedeuteten Zweckes wäre zuerst eine voll- 
ständige systematische Bearbeitung des von der meteorologischen Station zu Prag gelieferten 
Materials vorzunehmen. An derselben ist als an der ältesten und ersten Station des Landes 


das Material in solcher Menge uud Auswahl angehäuft, dass auf Grundlage desselben die 


nöthigen Kenntnisse über die Aenderung der klimatologischen Elemente gewonnen werden 
könnten. Die Bearbeitung der Beobachtungen wird einigermassen erleichtert durch das Vor- 
handensein von mehreren Abhandlungen und Untersuchungen, welche auf Grundlage derselben 
ausgeführt worden sind und welche hier besonders angeführt werden mögen. K. Fritsch 
hat in der Abhandlung: „Grundzüge einer Meteorologie für den Horizont von 
Prag')“ eine sehr ausführliche und sorgfältige Bearbeitung der älteren Beobachtungsreihe 
1771—1839 gegeben. K. Jelinek lieferte auf Grundlage der stündlichen Beobachtungen 
der Prager Sternwarte eine Untersuchung „Uiber den täglichen Gang der vorzüg- 
lichsten meteorologischen Elemente“.*) K. Kreil giebt in der „Klimatologie 
von Böhmen“ die Resultate der meteorologischen Beobachtungen aus beiden Reihen bis 
zum J. 1859. 

Von den Untersuchungen Hornsteins,°) welche auf den meteorologischen Be- 
obachtungen der Prager Sternwarte basiren, sind besonders zu nennen: „Uiber den Einfluss 
der Elektrizität der Sonne auf den Barometerstand“ und „Uiber die wahr- 
scheinliche Abhängigkeit des Windes von den Perioden der Sonnenflecke‘“. 
Endlich hat St. Kostlivy in der Arbeit „Uiber die Temperatur von Prag“) die 


Monat- und Jahresmittel der Temperatur für den 35jährigen Zeitraum 1851—1885 einer Re- © 


vision unterworfen und daraus Normalwerthe abgeleitet. 

Die langjährigen Beobachtungen zu Prag sind jedoch noch nicht einer allseitigen Be- 
arbeitung unterzogen und sind daraus noch nicht jene Resultate abgeleitet” worden, welche 
dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft entsprechen würden; namentlich ist es im In- 
teresse der Sache selbst zu bedauern, dass die neuere mit dem J. 1840 beginnende Be- 
obachtunesreihe noch nicht in gehöriger Weise ausgenützt worden ist. Es sind besonders 


die Daten dieser Reihe, da sie genaueren Beobachtungsinstrumenten entnommen worden sind, 


zur Ableitung von normalen klimatischen Mittelwerthen geeigneter als die Daten aus der 
älteren Reihe. Die Ursache davon ist hauptsächlich in der beschränkten Dotation der Stern- 


r) Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften V. Folge, VII. Band, Prag 1850. 
*) Denkschriften der kais. Akademie der Wiss. II. Band II. Abth., Wien 1851. 

3) Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wiss. 1872 und 1877. 

*) Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wiss. VII. Folge II. Band, Prac 1887. 


5 


warte zu Suchen, wie wir aus einer Aeusserung Hornsteins in der Vorrede zum 39. 
Bande der „Meteorologischen Beobachtungen“ erfahren. !) 

2. Um den Weiterbau der Meteorologie und Klimatologie Böhmens zu fördern, habe 
ich selbst die systematische Bearbeitung der Prager Beobachtungsreihe, soweit mir deren 
Daten in den Publikationen der Sternwarte zugänglich waren, unternommen und zuerst auf 
Grund der stündlichen Aufzeichnungen den täglichen Gang einiger meteorolo- 
gischen Elemente wie der Lufttemperatur, des Luftdruckes und des Regenfalles un- 
tersucht.?) Den Bedürfnissen Rechnung tragend habe ich auch eine vorläufige Berechnung 
der klimatischen Konstanten aus der neuern Beobachtungsreihe (1840—1879) durchgeführt 
und die Resultate, welche ich mit der Zeit zu ergänzen und zu vervollständigen gedachte, in 
einer Arbeit unter dem Titel das „Klima von Prag“ veröffentlicht. Im Anschlusse an 
diese Arbeiten wird in der vorliegenden Abhandlung der jährliche Gang der meteoro- 
logischen Elemente zu Prag auf Grund 80jähriger Beobachtungen (1800 —1879 näher 
untersucht. 

Gegen die in der vorliegenden Arbeit vorgenommene Vereinigung der beiden an der 
Prager meteorologischen Station vorhandenen Beobachtungsreihen in eine einzige lässt sich 
der Einwand erheben, dass die Beobachtungen, da sie nicht unter ganz gleichen Bedingungen 
angestellt worden sind, nicht zu ganz genau übereinstimmenden Resultaten führen. Würde 
es sich um die Ableitung von genauen Normalwerthen handeln, so könnte dieser Einwand 
die volle Geltung haben, denn es fehlt bei einigen Elementen wirklich an den nöthigen An- 
haltspunkten, um die ältere Beobachtungsreihe auf die neuere zurückführen zu können; da 
hier aber besonders der Verlauf der meteorologischen Elemente untersucht wird, so können 
dabei instrumentale und andere Fehler, welche mehr den Betrag, als die Aufeinanderfolge 
der Mittelwerthe beeinflussen, ausser Acht gelassen werden.*) Uibrigens kann man eingehende 
Kenntnisse über die Aenderungen der meteorologischen Elemente im Laufe des Jahres nur 
durch Darstellung derselben nach Tagesmitteln erlangen, welche wiederum nur dann zu 
den angedeuteten Zwecken benützt werden können, wenn sie aus langen Reihen abgeleitet 
worden sind. Würde man auf instrumentale Fehler Rücksicht nehmen, so dürfte man für 
die meteorologischen Elemente kaum 80—100jáhrige Tageswerthe erlangen, welche zur Dar- 
stellung des jährlichen Ganges in unseren Breiten nöthig sind. Nach Monats- oder Penta- 
denmitteln, welcher man sich bisher in Ermangelung von Tagesmitteln zur Darstellung des 
jährlichen Verlaufes der meteorologischen Elemente bediente, kann dieser Verlauf nur in all- 


!) In dem erwähnten Jahrgange p. VII. sagt Hornstein: Eine ausführliche Bearbeitung der meteoro- 
logischen Beobachtungen diesem Bande anzuschliessen war zwar beabsichtist, konnte aber nicht rea- 
lisirt werden, ohne die für diesen Jahrgang festgestellte Bogenzahl zu überschreiten. Dieselbe bleibt 
also dem nächsten Bande vorbehalten. In einem der nachfolgenden Jahrgänge klagt aber Horn- 
stein, dass wegen der geringen bewillisten Summe sogar die nöthigen Mittheilungen über die neuen 
aufgestellten Instrumente unterbleiben mussten. 

2) Sitzungsberichte der kön. böhm. Gesellschaft der Wiss. 1879—1882. 

2) In der Abhandlung „Über den Luftdruck in Wien“ Sitzungsberichte der kais. Akademie Band 76 
p. 907 sagt Hann, dass constante Fehler der Instrumente, Änderungen in der Seehöhe ete. auf den 
mittleren jährl. Gang weniger Einfluss nehmen. „Es kommt hier nur der Moment des Úberganges 
von einem Werth zum anderen ins Spiel, und ein einmaliger Sprung zu irgend einer Jahreszeit be- 
wirkt nur eine geringe Störung im vieljährigen Mittel.“ 


6 


gemeinen Umrissen erkannt werden, namentlich erscheinen die Extreme abgestumpft und die 
nichtperiodischen Veránderungen vollkommen beseitigt. Will man letztere kennen lernen, so 
muss man namentlich auf kürzere Zeiträume, wie die Tage, oder wenigstens auf Pentaden 
zurückgehen. 

Die vorliegende Arbeit ist hauptsächlich auf den Gebrauch der Tagesmittel ge- 
gründet; für die ältere Beobachtungsperiode 1800—1839 fand ich dieselben von Fritsch 
berechnet vor, für die neuere musste ich sie sämmtlich nebst den Correetionen zur Ver- 
einigung beider Reihen selbst berechnen. Daneben sollen auch die Pentaden- und Mo- 
natsmittel, welche besonders die Grundlage für klimatologische Untersuchungen bilden, 
ihre gehörige Verwendung finden, und wird der regelmässige von den Störungen befreite 
jährliche Gang der meteorologischen Elemente sowohl nach den Tageswerthen, als auch nach 
den Pentaden- und Monatswerthen und zwar nach letzteren auch unter der günstigen Be- 
dingung der vollen Heiterkeit des Himmels verfolst. Den nichtperiodischen Veränderungen 
oder der „Veränderlichkeit“ wurde eine grössere Aufmerksamkeit als es sonst bei den 
Darstellungen des jährlichen Ganges der meteorologischen Elemente zu geschehen pflegt, 
geschenkt. Es wurde bei sämmtlichen Elementen nicht nur der Betrag und die Häufigkeit 
der unperiodischen Aenderungen festzustellen gesucht, sondern bei der Temperatur und der 
Regenmenge auch ihre Aufeinanderfolge näher untersucht. 

Der „jährliche Gang“ und die „Veränderlichkeit“ wurde für nachfolgende Elemente ab- 
geleitet: 1. Luftdruck, 2. Lufttemperatur, 3. Atmosphärische Feuchtigkeit, 4. Bewölkung, 5. Nieder- 
schlag und Gevwitterháufigkeit, 6. Richtung und Stärke des Windes, 7. Häufigkeit der Stürme. 

Da die Flüsse einen nicht geringen Einfluss auf das Klima eines Ortes ausüben, so 
werden hier neben den jährlichen Aenderungen der klimatischen Elemente zum Schlusse auch 
die Aenderungen der Wasserstände der Moldau behandelt. Die Bedeutung des Flusswassers 
besteht hauptsächlich in der Einwirkung desselben auf die Temperatur, Luftfeuchtigkeit, 
Bildung von Nebel und Steigerung der Anzahl der Regentage. Ausserdem kann aus der 
Zu- und Abnahme der Wassermengen eines Flusses auf mehrere Vorgänge in der Atmosphäre 
geschlossen werden. 

Die ganze Arbeit zerfällt in zwei Theile, von welchen der erste die nöthigen Auf- 
schlüsse über die bei den. Beobachtungen gebrauchten Instrumente und über die Bearbeitung 
des vorhandenen Materials enthält, und wo auch über die Methode der Berechnung und Dar- 
stellung gehandelt wird. Im zweiten Theile wird der jährliche Gang und die Veränder- 
lichkeit der meteorologischen Elemente auf Grund zahlreicher Berechnungen untersucht. 
Die Veränderlichkeit der Elemente wird hauptsächlich nach den Monatsmitteln abgeleitet. 

3. Die Lage der Sternwarte im Klementinum ist: 509 5' N, 14° 26' E. v. Gr.; 
Seehöhe: 202 m. 

Schliesslich möge noch erwähnt werden, dass die Beobachtungen während der ganzen 
Zeit mit Ausnahme der Jahre 1840—45, in welchen sich das Beobachtungszimmer im I. 
anstatt im II. Stockwerke befand, an einem und demselben Ort ausgeführt worden sind. Bis 
zu Ende des Jahres 1872 bediente man sich dabei des alten Pariser Maasses, vom Jahre 
1873 an werden statt der Linien Millimeter und statt der Grade nach Reaumur die Grade 
nach Celsius gebraucht. 


I. Theil. 


Die Beobachtungen und ihre Bearbeitung. 


Quellen. 


4. Das Hauptquellenwerk für die ältere Beobachtungsperiode 1800—1839 sind 
„Fritsch’s Grundzüge einer Meteorologie für den Horizont von Prag“, 
welches ausführlich und auf Grund des aus den Beobachtungsjournalen geschöpften Materials 
gearbeitet worden ist. Neben diesem Werke sind auch die Schriften der k. k. patrio- 
tisch-ökonomischen Gesellschaft zu nennen, in welchen die Ergebnisse der an der 
Prager Sternwarte angestellten meteorologischen Beobachtungen vom J. 1817 angefangen regel- 
mässig veröffentlicht wurden. Ausserdem gibt noch Fritsch eine Zusammenstellung der Re- 
sultate aus den älteren Beobachtungen im I. Bande der Jahrbücher der k. k. Central- 
Anstalt für Meteorologie in Wien. 

Wie zu ersehen, sind für die ältere Beobachtungsperiode nicht die Beobachtungen 
selbst, sondern bloss die Resultate aus denselben veröffentlicht und der allgemeinen Benützung 
zugänglich. Die Bearbeitungen des Materials werden aber niemals so vollkommen, so allseitig 
und so ausgedehnt sein, um in allen Fragen genügende Auskunft geben und den ferneren 
Gebrauch der Originalbeobachtungen vollständig ersetzen zu können, und man sollte deshalb 
an den meteorolosischen Instituten nicht bloss um die Bearbeitung, sondern auch um eine 
sorgfältige Publieirung des älteren Materials Sorge tragen. Es wäre dies um so mehr anzu- 
rathen, weil die Journale nicht jedermann zugänglich sind und auch mit der Zeit verloren 
gehen können, wie es eben mit den Manuscripten an der Prager Sternwarte, welche die 
ältesten bis zum Jahre 1799 gehenden Beobachtungen enthielten, geschehen ist.") Freilich 
wäre die nachträgliche Publieirung des Materials mit grossen Schwierigkeiten verbunden, 
indem man früher eine strenge genaue Sichtung derselben vornehmen müsste; am besten 
liesse sich die Arbeit nach einzelnen Partien durchführen. Wenn dieses geschehen, könnte 
man dann das Werk Fritsch’s nach manchen Richtungen hin ergänzen und erweitern; ich 
habe z. B. in demselben namentlich die Zusammenstellungen der grössten und kleinsten 
Tagesmittel der Temperatur und des Luftdruckes für jedes einzelne Datum während der Pe- 
riode 1800—1839, verlässliche Verzeichnisse der Gewitter, Stürme etc., sehr ungern vermisst. 


!) Siehe Fritsch „Grundzüge“ p. 3. und 7. 


Nach Errichtung des neuen Observatoriums durch Kreil werden mit dem Jahre 
1840 die meteorologischen Beobachtungen der Sternwarte auf öffentliche Kosten regelmässig 
nach Ablauf eines jeden Jahres unter dem Titel „Magnetische und meteorologische 
Beobachtungen“ herausgegeben. Die Jahrgänge 1—10 mit den Beobachtungen vom J. 
1839—1849 hat Kreil, die letzten 3 Jahrgänge gemeinsam mit Jelinek redigirt. Diese 
Jahrgänge geben von einer ausserordentlichen Regsamkeit des Observatoriums auf dem Ge- 
biete der meteorologischen Beobachtungen Zeugniss, denn es wurden darin für alle meteoro- 
logischen Elemente stündliche Aufzeichnungen veröffentlicht, welche anfangs mit Hilfe frei- 
williger Beobachter, die sich aus Eifer denselben hingaben, und später durch Aufstellung 
autographer Instrumente erzielt worden sind. Ausserdem wurde auch den ausserordentlichen 
Erscheinungen eine verschärfte Aufmerksamkeit gewidmet. An den meteorologischen Beo- 
bachtungen haben sich neben Kreil während der genannten Periode namentlich betheiligt: 
Fritsch, Hackel, Grindel, Kuneš, Šafařík etc. 

Die Jahrgänge 11—27 mit den Beobachtungen vom J. 1850—1866 wurden unter 
der Redaction des Directors Böhm und der Adjuncten Kuneš (Jahrg. 11—13), Karlinski 
(Jahrg. 14—22) und Alle (Jahrg. 23—27) herausgegeben. Der Jahrgang 28 umfassend das 
Material für das Jahr 1867 ist vom Adjuneten Dr. Murmann publicirt worden. Unter 
Director Böhm fand nach Auflassung des ausserordentlichen Aushilfspersonals mit 1. Jänner 
1853 eine bedeutende Einschränkung der meteorologischen Beobachtungen statt, indem direkte 
Ablesungen an den Instrumenten nur dreimal während des Tages vorgenommen und die 
Aufzeichnungen der Autographen nur für einige Elemente reducirt und veröffentlicht worden 
sind. Auch wurden die Beobachtungen, welche unter Böhm ausschliesslich unter der Leitung 
der Adjuncten standen, nicht immer mit gleicher Sorsfalt ausgeführt und der Oeffentlichkeit 
übergeben. Wegen der vielen Rechnungs-, Druck- und sonstigen Fehler sind besonders die 
Jahrgänge 1853 —1855 und dann 1862—1867 mit Vorsicht zu gebrauchen. Dagegen erscheinen 
in jeder Beziehung musterhaft die Beobachtungen, welche durch Herrn Karlinski während 
der Periode 1856—1862 ausgeführt worden sind. 

Die Jahrgänge 29—42, welche die Beobachtungen vom J. 1868—1881 umfassen, sind 
vom Direktor Hornstein publicirt worden. Als Adjuncten, welche an den Beobachtungen 
thätigen Antheil nahmen und unter derer Aufsicht dieselben angestellt worden sind, fungirten 
während dieser Periode Dr. Murmann v. J. 1867—1872, Dr. A. Seydler v. J. 1872—1881. 
Wenn auch mit dem Jahrgange 1870 aus Ersparungsrücksichten die Beobachtungen eine 
weitere Einschränkung erfuhren, indem der Ombrometrograph ausser Thätigkeit gesetzt und 
für Luftdruck, Temperatur und Wind anstatt stündlicher zweistündige den geraden Stunden 
angehörige Werthe veröffentlicht worden sind, so gewannen dagegen sämmtliche Beobach- . 
tungen an Präzision. Director Hornstein hat nicht nur die meisten älteren Beobachtungs- 
instrumente durch neuere und genauere ersetzt, für die Temperatur und den Luftdruck 
Normalinstrumente angeschafft und die früher in Verwendung gewesenen Thermometer und 
Barometer damit vergleichen lassen, sondern hat auch strenge darauf geachtet, dass die Be- 
obachtungen pünktlich und genau ausgeführt, sowie auch sorgfältig berechnet werden. Die 
Aenderungen, die er in der Publication des Beobachtungsmaterials eingeführt hatte, waren 
zeitgemäss und für die weitere Bearbeitung desselben vortheilhaft. An der Anstellung und 


: 


o : : rn 


9 


der Reduction der Beobachtungen haben sich während dieses Zeitraumes betheiligt die Herren: 
Murmann v. J. 1869—1872, Seydler v. J. 1869—1881, Womela v. J. 1869—1873, 
Strouhal v. J. 1872—1875, Wenzel v. J. 1872—1878, Gruss v. J. 1876—1878, Bečka 
v. J. 1876—1882, Rosický v, J. 1878—1884. 

Ich bin bei der Bearbeitung des Beobachtungsmaterials und bei der Benützung des- 
selben zur Darstellung des jáhrlichen Ganges der meteorologischen Elemente nicht weiter- 
gekommen als bis zum J, 1879; nur in wenigen Ausnahmen habe ich die spáter gemachten 
Beobachtungen hinzugenommen. Der Grund davon war, dass hier, da sámmtliche Elemente 
vereinigt behandelt wurden, die Berechnungsarbeit lángere Zeit in Anspruch nahm und dass 
mit diesem Jahr die neuere Beobachtungsreihe einen 40jáhrigen Zeitraum umfasst und ich 
dann mit zwei 40jährigen Reihen zu rechnen hatte; nach Ablauf von 10 oder 20 Jahren 
wird man leicht Ersänzungen hinzufügen können. 

Der Jahrgang 43 mit den Beobachtungen für das J. 1882 ist vom Adjuncten Dr. G. 
Gruss, die Jahrgänge 44—47, welche die Beobachtungen der letzten Jahre 1883—1886 
umfassen, sind vom Director Dr. L. Weinek veröffentlicht worden. Eine Aenderung ist in 
diesen letzten Publicationen insofern zu bemerken, dass den Beobachtungen auch Bearbei- 
tungen einzelner Partien aus der neueren Reihe hinzugefügt werden. Bisher sind Zusammen- 
stellungen der Monatsmittel und Extreme des Luftdruckes, der monatlichen Nieder- 
schlagssummen und Extreme, ferner Zusammenstellungen der Gewitter und Hagel- 
fälle erschienen. 


Luftdruck. 


9. Der Luftdruck gehört zu den von der Localität am wenigsten beeinflussten mete- 
orologischen Elementen. Dagegen bedürfen die Beobachtungen vor ihrer Bearbeitung zahlreicher 
Correctionen wegen Gebrauch und Aufstellung der Instrumente. Für die ältere Beobachtungs- 
reihe hat Fritsch die an den gewöhnlichen Barometern gemachten Ablesungen des Luft- 
druckes auf Normalbarometer reducirt. Es standen während der älteren Beobachtungsperiode 
1800—1839 nur zwei Barometer im Gebrauche: das Barometer der meteorologischen 
Gesellschaft von Mannheim 1800—1829, und das Barometer von Watzl. Beide In- 
strumente wurden später im J. 1846 von Fritsch sorgfältig mit Normal-Barometern verglichen 
und ihre Angaben durch Anbringung von Correctionen in Uibereinstimmung gebracht. 

Vom J. 1840 wurde der Barometerstand abgelesen und in den Jahrgängen der 
„Beobachtungen“ publicirt: am Barometer Fortin 1840 bis 9. Juni 1846, an Grindel 
von 9. Juni 1846 bis 12. März 1865, an Kapeller 504 v. 13. März 1865 bis 1872 und an 
Tonnelot (nach Fortin) 831 von 1873 bis 1879. 

In den Angaben dieser Barometer ergaben sich sehr bedeutende Differenzen, die vor 
der Vereinigung derselben in eine Reihe beseitigt werden mussten. Besonders ungenau und 
zweifelhaft erscheinen die Barometerstánde vom J. 1847—1853, dann v. J. 1857—1864. Die 
Ermittelung der Correctionen, durch deren Anbringung diese Stände erst verwerthbar gemacht 
werden sollten, verursachte grosse Schwierigkeiten.!) Die sehr zahlreichen Correctionen, deren 


1) Siehe „Beobachtungen“ Jahrgang 6 und 7, 16, 31—43. 


[>] 


10 


Verzeichniss am Schlusse des Jahrganges 43 der Beobachtungen gegeben wird, sind 
durch Vergleichung mit dem Normalbarometer Pistor 279 und Spitra 189 abgeleitet 
worden. Die in dieser Arbeit zusammengestellten Werthe des Luftdruckes aus der neueren 
Reihe sind auf das Barometer Spitra reducirt. Durch die Zurůckfůhrung aller Daten der 
neueren Reihe auf dieses Barometer erhált man ein Jahresmittel des Luftdruckes fůr Prag, 
dass nur um 0:38 mm von dem aus der älteren Beobachtungsreihe gewonnenen Mittel - 
differirt. 

6. Obwohl neben der Temperatur auch der Luftdruck während der letzten Decennien 
des vorigen Jahrhunderts gemessen worden ist, so konnten dennoch nur 89jáhrige Mittel- 
werthe abgeleitet werden, weil sich die Messungen aus dem vorigen Jahrhundert nicht im 
Originale erhalten haben und weil aus den in den verschiedenen Schriften veröffentlichten 
Resultaten nicht zu ersehen ist, ob dieselben wegen der Temperatur des Quecksilbers corrigirt 
und auf eine bestimmte Normaltemperatur reducirt worden sind oder nicht. Ich musste mich 
deshalb bei Bildung der Mittelwerthe mit den Beobachtungen, welche in diesem Jahrhundert 
v. J. 1800—1879 gemacht worden sind, begnügen. 

Die älteren vierzigjährigen Beobachtungen des Luftdruckes v. J. 1800-1839 ind 
von Fritsch in seinen „Grundzügen der Meteorologie“ bearbeitet worden. Das Verfahren, 
welches er dabei befolgte, war folgendes: Da während dieser Periode nicht zu festgesetzten 
Terminen, sondern unbestimmt im Ganzen von 2 zu 2 Stunden von Sonnenaufgang bis 10 h, 
Abends beobachtet worden ist, so konnte sich Fritsch bei der Bildung der Mittelwerthe 
keiner von den jetzt gebräuchlichen Stundencombinationen bedienen, sondern musste dazu 
den grössten und den kleinsten während des Tages beobachteten Werth nehmen. Er berechnete 
die Tagesmittel des Luftdruckes nach der Formel 


Max. + Min. 
2 


und nachdem er die auf solche Weise gewonnenen Mittel für annähernd wahr hielt, so liess 
er dieselben uncorrigirt. Nur die aus den täglichen Mitteln berechneten Monatsmittel sind mit 
Hilfe der durch die autographen Instrumente in den Jahren 1842—1846 erhaltenen Ergebnisse 
nach der Formel 

M=ZM-+(M'—-MN)=M+C 


corrigirt worden, wo M das corrigirte, M’ das Mittel, um dessen Correction es sich handelt, 
M" das mehrjährige Mittel aus den Beobachtungen aller 24 Stunden und W" das in dieser 
Beobachtungsreihe dem A oukpodhouo Mittel bedeutet, sowie (W — W") die 
Correction = C. 

Um auch die von Fritsch in den „Grundzügen“ Tab. 113 gegebenen Tagesmittel 
mit den Mitteln der neueren Reihe, welche von mir nach einem anderen Verfahren berechnet 
worden sind, vereinigen zu können, werden hier Correctionen zur Reduction derselben auf 
24stündige Mittel abgeleitet. Die Berechnung solcher Correctionen für die aus den grössten 
und kleinsten Stundenwerthen gebildeten Mittel verursacht Schwierigkeiten, weil hier zu un- 
bestimmten Terminen und während einer beschränkten Zeit beobachtet worden ist. Ich habe 
diese Correctionen aus dem täglichen Gange des Luftdruckes zu Prag während 1842—1861 


11 


abzuleiten gesucht.*) Aus diesen für die Mitte eines jeden Monats geltenden Correctionen 
wurden die Correctionswerthe für die einzelnen Tage graphisch bestimmt, 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August September October November December 
— 002 0:05 0:06 008 0:09 007 0:07 0:07 0:05 0:00 0:00 — 008 

Durch die Anbringung dieser Correctionen sind die von Fritsch gegebenen 
Werthe auf 24stündige reducirt worden. Uibrigens sind diese Correctionswerthe in Folge der 
geringen täglichen Veränderungen des Barometerstandes so klein, dass man auch aus zwei 
beliebig gewählten Terminen annähernd wahre Tagesmittel bekommt. 

Die neuere meteorologische Beobachtungsreihe hat bis auf einige Lücken vom J. 
1840—1869 stündliche, vom J. 1870 an zweistündliche entweder direkt beobachtete oder nach 
den Aufzeichnungen des Autographen erhaltene Luftdruckwerthe, welche in den „Beobach- 
tungen“ regelmässig publieirt werden, aufzuweisen und es könnten daraus direct wahre 
oder 24stündige resp. 12stündige Tagesmittel gewonnen werden, wenn nicht die Bewältigung 
eines massenhaft angehäuften unbearbeiteten Materials grosse Schwierigkeiten bereiten würde. 
Man hat beinahe durch 30 Jahre (1840—1868) blos die Monatsmittel aus den 24stündigen 
Werthen gebildet und publicirt, die täglichen Mittel aber unbeachtet gelassen. Die nachherige 
Berechnung solcher Mittel für einen so langen Zeitraum wäre eine so mühselige und bei 
den vielen instrumentalen Fehlern eine so wenig lohnende Arbeit, in die sich jetzt kaum 
jemand einlassen dürfte. Ich habe einen kürzeren und weniger zeitraubenden Weg gewählt, 
um zu dem erwünschten Ziele zu gelangen und um annähernd wahre Tagesmittel zu gewinnen. 
Ich habe von den stündlichen die drei aeguidistanten zu den Terminen: 6“, 2”, 10P direct 
beobachteten Luftdruckwerthe genommen, daraus für jeden Tag die Mittel berechnet und 
durch Anbringung von Correctionen auf wahre Mittel reducirt. Durch die Vereinigung mit 
den 12stündigen Mitteln, welche während der Periode 1870—1879 für jeden Tag berechnet 
vorlagen und welche von den 24stündigen Mitteln nur wenig oder gar nicht abweichen, 
erhielt ich 40jährige (1840— 1879) Tagesmittel des Luftdruckes, die ich hier nach Vereinigung 
mit der älteren Reihe zur Darstellung des jährlichen Ganges dieses Elementes benützen konnte. 

Die Zurückführung der aus bestimmten Terminen berechneten Mittel auf wahre Mittel 
erscheint um so leichter, da eine lange Reihe stündlicher Aufzeichnungen des Barometer- 
standes, aus denen die Reductionswerthe berechnet werden können, vorliegt. Die für die 
Mitte des Monats geltenden, an die dreistündigen Mittel anzufügenden Correctionen zur Re- 
duction auf 24stündige Mittel, sind folgende: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. December 
012 008 0:05 000 — 0:02 — 0:02 — 0:03 —001 0:03 0:00 0:09 0:09 


Nachdem die in den beiden Reihen auf verschiedene Weise berechneten Mittel cor- 
rigirt worden sind, konnte eine Vereinigung derselben in eine einzige den Zeitraum 1800 
bis 1879 umfassende Reihe ohne Bedenken vorgenommen werden. Man findet die 80jáhrigen 
wahren Tagesmittel des Luftdruckes in der Tabelle 1 zusammengestellt. 


1) Über den täglichen Gang des Luftdruckes und der Lufttemperatur in Prag. Sitzungsberichte der k. 
böhm. Gesellschaft der Wiss. 1882. 


2* 


“ 


12 


Da noch in den 80jáhrigen Tageswerthen vielfache Störungen vorkommen, so wurden 
sie einer Ausgleichungsrechnung, von der später die Rede sein wird, unterworfen und sind 
die von diesen Störungen befreiten Werthe in der Tabelle 2 enthalten. Diese ausgeglichenen 
Tagesmittel des Luftdruckes werden zur Zeichnung der jährlichen Curve und zur Darstellung _ 
des jährlichen Ganges verwendet. 

Aus den Tagesmitteln der Tab. 1 wurden Pentadenmittel des Luftdruckes ge- 
bildet. Auch diese Mittel wurden einer Ausgleichungsrechnung, jedoch einer einfacheren als 
die Tagesmittel unterworfen, und sind sowohl die beobachteten als die berechneten Werthe 
in der Tabelle 3 zusammengestellt. 

Um das Fortschreiten des mittleren Luftdruckes verfügen und die bemerkenswerthen 
Störungen leichter auffinden zu können, wurden aus den Zahlen der Tab. 1 die Differenzen 
abgeleitet und ihre fünftägigen Summen sowohl mit als ohne Rücksicht auf das Zeichen in 
der Tabelle 4 zusammengestellt. Diese Zahlen sind also die Summen der Aenderungen für 
je fünf sich folgende Tage, aus denen sowohl die Raschheit als auch die Unregelmässigkeit 
im Fortschreiten des mittleren Luftdruckes ersichtlich wird. 

Die Monatsmittel des Luftdruckes für den Zeitraum 1800—1879 sind nach den 
in der Tab. 1 gegebenen Tagesmitteln sowohl für die bürgerlichen, als auch für die Normal- 
monate von 90:42 Tagen berechnet worden. Zur Controle wurden diese Werthe mit den aus 
den Monatsmitteln, welche später zur Veröffentlichung kommen sollen, abgeleiteten Durch- 
schnittszahlen verglichen. Um die Ergebnisse der beiden Beobachtungsreihen, aus denen sich 
die 80jährige Reihe zusammensetzt, in Bezug auf den jährlichen Gang des Luftdruckes beur- 
theilen und mit einander vergleichen zu können, werden sowohl für die Periode 1800—1839, 
als auch für 1840—1879, Monatsmittel gegeben. 

Der Luftdruck steht in einer engen Beziehung zur Heiterkeit des Himmels, nament- 
lich aber pflegt hoher Luftdruck vom heiteren Wetter begleitet zu sein. Es dürfte interes- 
siren, zu erfahren, wie hoch der Luftdruck in einem jeden Monate ist, bei dem gewöhnlich 
ein ganz klarer Himmel sich einstellt, und wie sich dabei der jährliche Gang des Luftdruckes 
gestaltet. Es wurden deshalb neben den Mitteln aus allen Tagen auch die Mittel aus den 
ganz heiteren Tagen während der Beobachtungsperiode 1840—-1879, deren Gesammtzahl sich 
auf 871 beläuft, für die einzelnen Monate berechnet. Die Zusammenstellung der Monatsmittel 
des Luftdruckes bei ganz klarem Himmel für die Gesammtdauer der Beobachtungen war 
unmöglich, da aus der älteren Zeit keine genaueren Einzelangaben über die Heiterkeit des 
Himmels veröffentlicht worden sind. 

Die nichtperiodischen Aenderungen der Monatsmittel des Luftdruckes 
(Differenzen von einem Monate zum anderen und Abweichungen vom Gesammtmittel) sind. 
aus den Zusammenstellungen dieser Mittel für die Periode 1800—1879 berechnet worden. 

Die extremen Werthe des Luftdruckes sind in beiden Reihen getrennt zu be- 
trachten, weil dieselben in der älteren Reihe 1800—1839 nur nach einigen Beobachtungs- 
terminen, in der neueren Reihe 1840—1879 aber viel genauer nach stündlichen Beobach- 
tungen oder aus den Aufzeichnungen des Autographen bestimmt worden sind. Es wurden für 
beide Perioden die mittleren Monats-, die mittleren und absoluten Jahresextreme berechnet. 
Die Extreme für jedes einzelne Datum des Jahres nach den 80jährigen Beobachtungen zu 


13 


geben, war mir nicht möglich, weil ich über das vollständige Beobachtungsmaterial aus der 
Periode 1800—1839 nicht verfügte. Für die neuere Beobachtungsreihe 1840—1879 gedenke 
ich diese Extreme später zu veröffentlichen. 


Lufttemperatur. 


7. Temperaturbeobachtungen an der k. k. Prager Sternwarte werden fast ununter- 
brochen vom J. 1771 bis auf die jetzige Zeit angestellt. Man hat also heutzutage zur Dar- 
stellung und Beurtheilung der Temperaturverhältnisse zu Prag eine 115jährige Reihe zur Ver- 
fügung. Da jedoch die Manuseripte der Beobachtungen vom Jahre 1771—1799 nicht mehr 
vorhanden und von den darin enthaltenen Beobachtungen nur die Resultate publieirt worden 
sind, so kann man aus der ganzen Reihe nur die Monatsmittel ableiten; Tagesmittel der Tem- 
peratur können nur aus den Beobachtungen vom J. 1800 an berechnet werden. Ich habe hier 
zur Darstellung des jährlichen Temperaturganges wie bei den übrigen Elementen auch nur 
SOjährige Beobachtungen 1800—1879 benützt. 

Die Nachtheile der Exposition der Beobachtungsinstrumente im Hofraume des Kle- 
mentinums habe ich bereits in der Abhandlung „Über den täglichen Gang der Luft- 
temperatur zu Prag“ besprochen.!) Durch die localen Einflüsse, Häusermassen, Rauch- 
atmosphaere der Stadt, Stagnation der Luft etc. wird namentlich die Mitteltemperatur gegen- 
über dem freien Lande erhöht, und erscheint der tägliche Gang der Temperatur mehrfach 
gestört. Der jährliche Temperaturgang, in welchem keine plötzlichen Biegungen der Curve 
vorkommen, wird von diesen Übelständen weniger betroffen und daher durch die hier ge- 
wonnenen Daten besser zum Ausdrucke gebracht als der tägliche. 

Die Temperaturbeobachtungen sind seit dem Jahre 1800 an verschiedenen Thermo- 
metern gemacht worden. Vom Oktober dieses Jahres bis Ende December 1813 stand das 
thermometrum „Gelpianum“, vom 1. Jänner 1814 bis 13. Juli 1827 das Thermometer 
„Hannaczik“ aus Wien und von diesem Zeitpunkte bis Ende 1839 ein anderes Thermo- 
meter, das in den Beobachtungsjournalen nicht náher bezeichnet ist, im Gebrauch, Fritsch 
konnte bei der Bearbeitung der an diesen Thermometern gemachten Beobachtungen aus Mangel 
an den dazu něthigen Anhaltspunkten keine Reductionen vornehmen, um dieselben ver- 
gleichbar zu machen. Bei allen diesen Thermometern war nämlich die Skale auf der Glas- 
röhre nieht eingeschnitten, sondern letztere an einer Holzskale befestist und konnte dann bei 
jeder Vergleichung, welche viele Jahre später vorgenommen wurde, als das Thermometer im 
Gebrauch stand, das Bedenken erhoben werden, dass der durch die Vergleichung ausgemit- 
telte Fehler durch eine im Laufe der Zeit eingetretene Verschiebung der Röhre an der Skale 
hervorgebracht wurde. 

Die von Fritsch für diese Beobachtungsperiode 1800—1879 gegebenen Tages- und 
Monatsmittel der Temperatur sind gleichfalls wie die Luftdruckmittel aus der halben Summe 
des täglichen Maximums und Minimums berechnet worden. Davon sind nur die Monatsmittel 
auf wahre Mittel mit Hilfe der Autographenaufzeichnungen der späteren Jahre gebracht, die 


!) Sitzungsberichte der kg. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1879, 


14 


Tagesmittel, die bloss zur Berechnung der Monatsmittel dienten und von denen sonst kein 
weiterer Gebrauch gemacht worden ist, blieben uncorrigirt. Soll also jetzt zur Darstellung 
des jährlichen Ganges eine Vereinigung derselben mit den Mitteln aus den späteren Beobach- 
tungen, die auf eine andere Art berechnet worden sind, stattfinden, so muss vorerst eine Re- 
duktion derselben auf 24stündige Mittel vorgenommen werden. 

Da die Beobachtungen während der ganzen Periode 1800-—1839 nicht zu fixen Ter- 
minen angestellt worden sind, sondern diese Termine mit dem Sonnenaufgang wechselten, 
indem im Allgemeinen alle 2 Stunden von Sonnenaufgang bis 10 h. p. beobachtet worden ist, 
so verursacht unter solchen Umständen die Ableitung der Correctionen wesentliche Schwierig- 
keiten und können solche Correctionen, wenn sie jetzt aus stündlichen Beobachtungen be- 
rechnet werden, nur auf eine beschränkte Richtigkeit Anspruch machen. Die Correctionen, 
welche ich aus dem täglichen Gang der Temperatur zu Prag!) berechnet und an die von 
Fritsch aus dem täglichen Maximum und Minimum der mit den Jahreszeiten wechselnden 
Beobachtungstermine abgeleiteten Tagesmittel der Temperatur *) zur Reduction derselben auf 
24stündige Mittel angewendet habe, sind folgende: 


Zeit Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Oktober Nov. Dec. 


1—5 — 024 — 030 —0'32 —0:16 — 0:01 0:04 0:04 — 0'022 — 0:19 — 0:30 —030 —. 0:23 
6—10 —0:25 —0'31 — 0:32 —012 0:01 0:04 0:03 — 0:05 — 0:22 —032 — 0:28 —022 
11—15 —025 — 0:33 —032 — 0:09 0:02 0:05 003 — 0'098 — 0:24 — 0:34 — 027 — 022 
16—20 —025 — 0:33 — 0:32 — 0:09 0:02 0:05 0:03 — 0:10 — 026 — 033 — 0:26 — 0:22 
21—25 — 026 — 0:33 — 0:30 — 006- 0:03 0:05 0:01 — 0:13 — 0:27 — 0:32 — 025 — 022 
26—31 0:29 —033 — 0,24 — 0:04 003 0:05 — 001 — 0:16 — 0:29 — 0:31 — 024 — 0:23. 


8. Bei der Messung der äusseren Lufttemperatur während 1840—1879 waren folgende 
Thermometer im Gebrauche: Thermometer Grindel vom 1. Juli 1839 bis 28. Jänner 1841, 
Fortin vom 29. Jänner bis 11. Feber d. J., vom 11. Feber 1841 bis jetzt verschiedene 
Thermometer von Jerak in Prag, die aber in den einzelnen Jahrgängen der „Beobach- 
tungen“ mit Ausnahme des 1 und der späteren von 31 an nicht näher bezeichnet werden. 
Durch Nachfrage habe ich erfahren, dass vom J. 1850—1868, 17. Sept. 2h p Jerak 144 a, 
vom 17. Sept. 1868 bis 12. October 1868 2 h p exc. Jerak 205 a, vom 12. October 1868 
bis 6. Jänner 1869 2 h p excl. Jerak 144 a, vom 6. Jänner bis 7. Februar 1869 Jerak 
205 a, vom 7. Februar 1869 bis Ende December 1870 Jerak 144 a, vom J. 1871 bis 
13. März 1874 Jerak 205 a im Gebrauche standen. Seit dem Jahre 1874 wird Jerak 248 
I nach Celsiüs getheilt, während alle früheren Thermometer vor dem J. 1874 mit der Ther- 
mometerscala nach Reaumur versehen waren, benützt. 

Die Reduction der an den angeführten Thermometern gemachten Ablesungen auf 
Normalthermometer findet erst seit dem J. 1870 statt, Bis zum J. 1872 wurden dazu mehrere 
zugleich (Jahrg. 31 p. XXXIV.), vom J. 1873 Normalthermometer Baudin 2803 verwendet 
(Jahrg. 34 p. XV). Ob die im Jahrgange 31 ermittelte Correctionstafel auch auf die in den 
früheren Jahren (vom J. 1841 an Jerak 144 und 205) gemachten Ablesungen der Tem- 
peratur in Anwendung gebracht werden soll, wird nicht näher angegeben. Bei nachträglich 


1) Sitzungsberichte der ke. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1879. 
2) Grundzüge einer Meteorologie Taf. 113. 


15 


ermittelten Correctionen bleibt es immer zweifelhaft, ob sie an die vorangehenden Ablesungen 
anzubringen sind oder nicht, denn es konnten möglicherweise mit der Zeit Veränderungen 
an dem Instrumente selbst vorgekommen sein und in solchen Fällen könnte man durch An- 
bringung der Correctionen grössere Fehler begehen, als wenn man die Beobachtungen uncor- 
rigirt lässt. Es wurden nur die in dem Jahrgange 1 ermittelten Correctionen zur Reduction 
der an dem Thermometer Grindel gemachten Ablesungen auf das Thermometer Nr. III. von 
Jerak und die im Jahrg. 31 angeführten Correctionen der an Jerak 144 beobachteten 
Daten zur Reduction an Normalthermometer benützt. Es wird eben der jährliche Gang durch 
Ausserachtlassung instrumentaler Correctionen nicht alterirt.!) 


Die Beobachtungen während der Periode 1840—1879 wurden nicht immer in gleicher 
Anzahl angestellt. Vom J. 1840—1852 wurde fast stündlich, vom J. 1853—1862 zu 5 Ter- 
minen, vom J. 1863—1869 zu 3 Terminen, vom 1870 an wiederum zu 5 Terminen direkt 
beobachtet. Da seit 1844 die direkten Beobachtungen durch Anfzeichnungen des Thermo- 
graphen (Kreil bis 1872, Hipp seit 1875) ergänzt werden, so stehen zur Bildung von 
Mitteln meist 24stündige Werthe zur Verfügung. Es wurden jedoch wie beim Luftdruck 
nur die Monatsmittel aus 24stiindigen resp. 12stündigen Werthen berechnet, die Tagesmittel 
dagegen sind aus den zu den Terminen 6°, 27, 10" gemachten Beobachtungen abgeleitet 
und dann durch Anbringung von Correctionen auf 24stündige Mittel reducirt worden. 

Es wurde bei Berechnung von Tagesmitteln der Temperatur die Stunden-Combination 
1(6° +2? 10?) deshalb benützt, weil zu den ihr angehörigen Stunden direckte Messungen 
des Thermometers ununterbrochen während der ganzen Beobachtungszeit vorgenommen worden 
sind. Ausserdem hat diese Combination den Vortheil, dass sie den Tag in 3 gleiche Theile theilt 
und die beiden Wendepunkte, Maximum und Minimum, sehr nahe berührt und weil die 
mittlere Unsicherheit der aus ihr gewonnenen Mittel nur + 0:07° beträgt. 

Tagesmittel der Temperatur nach dieser Stunden-Combination habe ich für jedes 
Datum der 30jähr. Periode 1840—1869 berechnet. Ich fand zwar aus gleichen Terminen ab- 


!) Ich habe es auch früher unterlassen sowohl bei der Berechnung des täglichen Temperaturganges als 
auch bei der Berechnung der Mittelwerthe (Klima von Prag), die im J. 1870-71 ermittelten Correc- 
tionen an die früheren Jahrgänge 1841—1869 anzubringen. Da ich es in dem Aufsatze „Über den 
täglichen Gang der Luftemperatur in Prag“ bei Besprechung der Beobachtungsinstrumente ausdrück- 
lich erwähnt habe, dass, da mit Ausnahme des I. Jahrganges der „Met. Beobachtungen“ 
erstim 31. Jahrgange und den folgenden über die Beobachtungsinstrumente und 
die mit denselben vorgenommenen Änderungen genauer berichtet wird, es un- 
möglich erscheint, sámmtliche Temperaturbeobachtungen auf eine einzige Reihe 
zurückzuführen, so kann ich eben nicht begreifen, wie Herr St. Kostlivy (Über die Tempe- 
ratur von Prag p. 10) auf denselben Aufsatz, ja sogar auf die betreffende Stelle (Sitzungsberichte d. 
kg. böhm. Gesellschaft der Wiss. 1879 p. 410) verweisen und dabei im Zweifel sein konnte, ob die 
Correetionen angebracht worden sind oder nicht. Ich habe die älteren Beobachtungen deshalb nicht 
corrigiren wollen, weil mir die Correctionen als zu spät ermittelt nicht ganz sicher erschienen. 
Stanisl. Kostlivy ist über diese Schwierigkeit bei der Ableitung der Temperaturmittel (Über die 
Temperatur von Prag. Abh. d. k. böhm, Gesellschaft der Wiss. p. 6) in folgender Weise hinweg ge- 
kommen: „Nachdem Thermometer Jerak 144 seit 11. Februar 1841 in Verwendung stand, kann vor- 
ausgesetzt werden, dass im Jahre 1851 dasselbe bereits vollkommen mit Bezug auf den Eispunkt zur 
Ruhe gekommen war, so dass die durch Hornstein ermittelten Correetionen für den ganzen Zeit- 
raum 1851—1870 geltend angenommen werden können. 


16 


geleitete Tagesmittel für die Periode 1848—1855 in den Jahrbůchern der k. k. Central- 
Anstalt für Meteorologie Bd. I—VIII publicirt, habe aber hier. von denselben keinen 
anderen Gebrauch gemacht als dass ich sie zur Vergleichung mit meinen Berechnungen und 
zur Controle herbeigezogen habe. 

Die für die Monatmitten geltenden Correctionen zur Reduction der aus verschiedenen 
. Stunden-Combinationen abgeleiteten Mittel auf wahre Mittel habe ich bereits in der Ab- 
handlung „Uiber den täglichen Gang der Lufttemperatur zu Prag“ (Sitzungs- 
berichte der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1879, Tab. 12) berechnet. Es sind 
hier die an die aus der Stunden-Combination 4 (6° + 2?-1- 107) berechneten Mittel anzu- 
bringenden Correctionen dieser Abhandlung entnommen. Aus den für die Monatsmittel gel- 
tenden Werthen sind die Correctiongrössen für die einzelnen Tage graphisch bestimmt und 
in nachfolgender Uibersicht zusammengestellt worden. 


Zeit Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Novemb. Decemb. 


1—5 — 0:98 —0:09 —0'0 013 0:30 035 038 0:36 0:27 012 _ — 0:06 — 0:08 
6—10 — 0:08 —0:09 —003 019 631 035 038 035 0:26 008 °—006 — 008 
11—15 —009 —009 —001 025 032 0:36 037 034 0:24 003. — 0:06 — 0:08 
16—20 —.0:09 — 008 0:01. ..029 032 0:37. 0:37. 0:32 0:22 ——001 —007 — 08 
21—25 — 0:09 — 008 0:05 029 0:33 038 0:37 0:31 020 —003 —0:07 — 0:08 
26—31 —0'09 —.0:06 009 0:30 034 038 036 029 016 —005 —007 — 008 


Durch Anwendung vorstehender Correctionen sind die 3stündigen Monatsmittel der 
Temperatur von 1840—1843, Jänner — April 1853, December 1867, und Jänner — December 
1868 auf wahre Mittel gebracht worden. 

Von den Tagesmitteln waren auf 24stündige zu corrigiren die Mittel für die Periode 
1840—1869; die in den „Beobachtungen“ publieirten Mittel für die Periode 1870—1879 
sind 12stůndige und bedürfen keiner Correction zur Reduction anf wahre Mittel. 


9. Nachdem die Tagesmittel der beiden Beobachtungsreihen auf 24stündige Mittel 
gebracht worden sind, so konnte eine Vereinigung derselben in eine Reihe stattfinden. Die 
80jáhrigen wahren Tagesmittel der Temperatur (1800—1879) in C sind in der Tabelle 5 zu- 
sammengestellt. 

Tabelle 6 enthält die ausgeglichenen 80jáhrigen Tagesmittel der Temperatur in C, 
welche zur Berechnung des jährlichen Ganges und der Zeichnung der Curve benützt werden. 

Aus den in der Tabelle 5 gegebenen Tagesmitteln der Temperatur habe ich die Mittel 
für Pentaden abgeleitet und in der Tabelle 7 zusammengestellt. Da auch diese Werthe 
Störungen zeigen, so sind ihnen noch nach der Lambert-Bessel’schen Formel berechnete 
fünftägige Mittel beigegeben. Setzt man das Pentadenmittel gleich dem Werthe des mittleren. 
Tages der Pentade, so kann man die normalen Tagesmittel durch einfache Interpolation aus 
den Normalpentaden erhalten. ; 

Um das mittlere Fortschreiten der Erwärmung und Abkühlung genauer verfolgen 
und die bemerkenswerthen Störungen leichter finden zu können, sind nach dem Vorgange 
Hann’s!) die Aenderungen von einem Tage zum nächsten für je fünf sich folgende Tage 


1) Über die Temperatur von Wien, Sitzungsber. der kais. Akad. d, Wiss. Bd. 76. Abth. II. p. 69. 


5 17 


(Tab. 5) sowohl mit als ohne Rücksicht auf das Zeichen addirt und in der Tab. 8 zusam- 
mengestellt. 

Nach den in der Tab. 5 zusammengestellten Tagesmitteln der Temperatur wurden 
Monatsmittel gebildet und zur Controle mit den aus den Monatsmitteln einzelner Jahrgänge 
berechneten Durchschnittswerthen verglichen. Dabei wurde die Erfahrung gemacht, dass die 
Resultate aus den von Fritsch für die Periode 1880—1839 berechneten Tagesmitteln 
(Tafel 113) und den Monatmitteln (Tafel 4) nicht ganz übereinstimmend sind. Ich gebe hier 
die durch Anbringung von Correctionen richtig gestellten Monatsmittel aus der älteren Be- 
obachtungsreihe 1800—1839. 

Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Decemb. Jahr 
— 217 —027 341 950 1546 1841 2025 1974 1564 981 3:93 0:69 9:53 

Die ältere Beobachtunssreihe gibt mit Ausnahme der Monate Jänner und Februar 
durchweg höhere Temperaturmittel als die neuere vom J. 1840—1879. Am grössten sind 
die Unterschiede im December und Mai 1:19 und 15%. Das Gesammtmittel ist 953“ 
gegen 916°. 

Nach Decennien eingetheilt erhält man während der ganzen mehr als 100jährigen 
Beobachtungsperiode folgende Mittel, wobei jedoch das Mittel des dritten Decenniums un- 
vollständig ist, indem die Beobachtungen für das Jahr 1798 und 1799 grösstentheils fehlen. 


10jährige Temperaturmittel aus der Periode 1776—1885. 


1776,85 1786/95 1796/1805 1806/15 1816,25 1826/35 1836/45 1846/55 1856/65 1866/75 1876/87 
9269 9.830 9:91° 9:930 10:009 9.530 867° 9140 9379 9190 9:00 
In der Aufeinanderfolge der Mittelwerthe der Jahrestemperatur findet man eine gewisse 
Regelmässigkeit, indem die mittlere Temperatur während der Periode 1776—1825 von einem De- 
cennium zum anderen steigt und während des Decenniums 1816—25 den grössten Werth 10:00° 
erreicht, dann aber schnell während der zwei nachfolgenden Decennien 1826—45 bis zum 8:67° 


herabsinkt, von da wieder durch zwei Decennien 1846—65 zunimmt bis 9:37“ und während der 


zwei letzten Decennien 1866—85 wiederum auf 9:00 herabgeht. Das Gesammtmittel der Tempe- 
ratur für die 110jährige Periode beträgt 9-44°. Im Ganzen haben die letzteren Decennien niedri- 
gere Mittelwerthe aufzuweisen als die ersteren; daraus auf eine allgemeine Abnahme der Luft- 
temperatur zu schliessen wäre jedoch zu gewagt, indem anderwärts das Gegentheil beobachtet 
worden ist. Vielmehr wäre diese Erscheinung auf die Ungenauickeit der Beobachtungsin- 
strumente, auf die Ungleichheit der Beobachtunostermine in der älteren Zeit ete. zurück- 
zuführen, ebenso wie eine Temperaturzunahme in verschiedenen Einflüssen lokaler Natur 
ihren Grund haben könnte. Die Abnahme der Mitteltemperatur des Jahres tritt noch deutlicher 
hervor, wenn man dieselbe für die einzelnen Beobachtungsperioden berechnet. 


Periode 1774—1797, 1800—1839, 1840—1867, 1868—1887, 
Mittel od 930 9208 8999. 
Das aus den ältesten Beobachtungen im vorigen Jahrhundert abgeleitete Mittel 9719 


ist um 0729 höher als das aus der neuesten Reihe berechnete. Die Abnahme des Jahres- 
mittels der Temperatur von einer Beobachtungsperiode zur anderen scheint den gleichen 


3 


18 - 


Schritt mit der Vervollkommnung der Beobachtungsinstrumente einzuhalten und es ist jetzt 
kaum möglich diese verschiedenen Werthe wegen der Unsicherheit der dazu nöthigen Cor- 
rectionen mit einander in Uibereinstimmung zu bringen. Die letzten 19 Jahrgänge ergeben 
das kleinste Jahresmittel der Temperatur 8999 (9:09), welches als der wahrscheinlichste 
Werth der Mitteltemperatur zu Prag anzusehen ist, da man annehmen kann, dass die jetzt 
im Gebrauch stehenden Beobachtungsinstrumente genauer konstruirt sind als die in früheren 
Zeiten angewendeten. *) 

Es wurden auch die Monatsmittel der Temperatur aus ganz heiteren Tagen während 
der Periode 1840—79 gebildet und mit den Gesammtmitteln aus dieser Periode verglichen, 
um zu sehen, wie sich der jährliche Temperaturgang bei ungehinderter Insolation und Wärme- 
strahlung gestalten würde. Die Bildung der Mittelwerthe aus 80jáhrigen Beobachtungen war 
nicht möglich, da die Beobachtungen aus der älteren Periode nicht vollständig publieirt 
worden sind. 


Dunstdruck. 


10. Die Ablesungen an zwei Thermometern, einem trockenen und einem nassen, werden 
vor dem Fenster des Beobachtungszimmers der Sternwarte dauernd erst seit dem Jahre 1840 
gemacht. In früherer Zeit scheint man mit solchen Beobachtungen, wie aus einer Äusserung 
Fritsch’s hervorgeht, nur Versuche angestellt zu haben, denn er sagt darüber: Das Psy- 
chrometer vom Prof. August kam bald nach seiner Erfindung auch an der Prager Stern- 
warte und zwar am 25. Juli 1826 zum Gebrauch, die damit angestellten Beobachtungen 
wurden jedoch bald wieder aufgegeben, weil man wahrscheinlich die grosse Sorgfalt scheute, 
mit welcher es zu behandeln ist, wenn es brauchbare Resultate liefern soll. In Folge dessen 
konnten für dieses Element nur 40jáhrige (1840—1879) Mittelwerthe abgeleitet werden. 

Die Tagesmittel des Dunstdruckes sind in gleicher Weise wie die des Luftdruckes 
und der Lufttemperatur nach der Stunden-Combination + (6*—- 2? -- 10?) berechnet und 
durch Anbrigung von Correctionen auf wahre Mittel gebracht worden. Diese Correctionen 
wurden aus den stündlichen Werthen, welche mit Hilfe eines Autographen?) während der 


1) Kostlivy berechnet in der Abhandlung „Über die Temperatur von Prag“ die mittlere Temperatur 
für diesen Beobachtungsort mit 8:839 C., indem er die von Hornstein in den Jahren 1870-71 er- 
mittelten Correctionen zur Reduction auf Normalthermometer ohne weiters auch an die vorherge- 
henden 19 Jahrgänge anbringt. Ob dieser Werth für die Mitteltemperatur von Prag der richtige ist, 
wird man jetzt kaum entscheiden können, sondern man wird abwarten müssen, welchen mittleren 
Werth die neueste von Hornstein begonnene Beobachtungsreihe mit der Zeit ergeben wird; mir 
scheint 8'83° für die Mitteltemperatur der Stadt, in welcher so viele lokale Einflüsse auf die Hr- 
höhung der Temperatur einwirken, zu niedrig; die neuesten und die senauesten Beobachtungen ergeben 
auch ein höheres Mittel als das in Betracht stehende. Auf die Berechnungen und Ausführungen 
Kostlivy’s kann ich hier nicht näher eingehen, da mir seine Abhandlung eben zugekommen ist, 
nachdem die vorliegende Arbeit bereits zum Drucke vorbereitet war, ich werde es bei einer anderen 
Gelegenheit thun. Vorläufig sei nur bemerkt, dass daselbst das Jahresmittel 1861 mit 9:94% und 1867 
mit 9:79° um 1° C. zu hoch, das Jahresmittel 1862 mit 8:50° und 1866 mit 8:78 um 1°C. zu niedrig 
angegeben erscheint. (Tab. IV. p. 32). 

2) Über die Einrichtung des Hygrometrographen siehe „Meteorologische Beobachtungen“ 
Bd. IH. und V. 


19 


Zeit 1844—1852 erhalten und von Kreil in der Klimatologie von Böhmen zur Darstellung 
der täglichen Periode des Dunstdruckes benützt worden sind. Man erhält für die mittleren 
Monatstage folgende Werthe in mm: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. 
—0:012. 2.0:00272.0:022:0:052520:07.°°.0:05°20:00.777,0:0727.0:11.72.0:042 70:02 ‚0:00 


Für die übrigen Monatstage wurden die Correctionen graphisch bestimmt; diese sind 
aber so geringfügig, dass man sie auch ohne einen beachtungswerthen Fehler zu begehen, 
vernachlässigen könnte. Man erhält schon durch die Combination der oben angegebenen 3 
Beobachtungstermine annähernd wahre Mittelwerthe des Dunstdruckes. 

Die durch die Anbringung obiger Cerrectionen auf 24stündige Mittel reducirten Tages- 
mittel des Dunstdruckes für die Periode 1840—1879 sind in der Tabelle 9 zusammengestellt. 
Tabelle 10 enthält diese Werthe ausgeglichen; dieselben sind zur Zeichnung der jährlichen 
Dunstdruckeurve Tafel II benützt worden. 

Die Tabelle 11 enthält die nach den Daten der Tabelle 9 abgeleiteten fünftägigen und 
auch die nach einem einfachen Verfahren ausgeglichenen Mittel des Dunstdruckes. Aende- 
rungen der Tagesmittel innerhalb von fünf Tagen sind in der Tabelle 12 zusammengestellt. 

Die Ableitung der Monatsmittel des Dunstdruckes ist in gleicher Weise vorgenommen 
worden, wie bei den übrigen Elementen. Neben den Mitteln aller Tage sind auch die Mittel 
aus ganz heiteren Tagen berechnet und zur Darstellung des jährlichen Ganges benützt worden. 


Relative Feuchtigkeit. 


11. Mit der Bestimmuns der relativen Feuchtiskeit wurde an der Sternwarte erst 
im Jahre 1844 der Anfang gemacht. Um 40jährige Mittelwerthe zu erhalten, wurden die 
späteren nach 1879 erschienenen Jahrgänge der „Beobachtungen“ herbeigezogen. Es 
sind hier bei diesem Elemente also ausnahmsweise die Mittelwerthe nicht für die Beobach- 
tungsperiode 1840—1879, sondern für die Periode 1844—1883 berechnet. 

Die Tagesmittel der relativen Feuchtiskeit sind in gleicher Weise wie die der übrigen 
Elemente nach der Stunden-Combination !/, (6° + 2? 10) abgeleitet und durch Anbringung « 
von Correctionen auf wahre Mittel gebracht worden. Zur Bestimmung der Reductionscorrec- 
tionen dienten 13- bis 14jährige stündliche Werthe (1839—1852), welche Kreil") zur Dar- 
stellung des jährlichen Ganges der relativen Feuchtigkeit benützt hatte. Die für die Monats- 
mitten geltenden Correctionen sind für einzelne Tage graphisch abgeleitet worden; eine Zu- 
sammenstellung der Correctionen für Pentaden wird in nachfolgender Uibersicht gegeben. 


Zeit Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. Oct. Nov. Dec. 

1-5 04 0:4 02 —06 —16 —16 —17 —15 —05 05 06 06 

6—10 04 03 01 —08 —16 —16 —17 —14 —02 05 06 06 
11—15 04 0:3 00 —10 —16 —16 —17 —13 00 05 07 05 


1) Klimatologie von Böhmen p. 187. 
3* 


20 


Zeit Jánner Februar Márz April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dec. 
16—20 0.4 03 —10 —12 —16 —16 —17 —12 02 0950572,0:5 
21—25 04 03 —02 —14 —16 —16 —16 —10 04 06 07 05 
26—31 04 02 —04 —16 —16 —16 —16 —08 05 001020:5 


Wahre 24stündige Tagesmittel der relativen Feuchtigkeit durch Anbringen der oben- 
stehenden Correctionen sind in der Tabelle 13 zusammengestellt. Tabelle 14 enthält die 
ausgeglichenen Tageswerthe der relativen Feuchtigkeit, welche auch zur Zeichnung der Jahres- 
curve Tafel II. benützt worden sind. 

Fünftägige Mittel berechnet aus den Tageswerthen der Tabelle 13 und dieselben nach 
einem einfachen Verfahren ausgeglichen, enthält die Tabelle 15. 


Bewölkung. 


12. Die Wolkenmenge wurde seit dem Jahre 1800 aufgezeichnet, und bediente man 
sich dazu bis zum J. 1839 der Zeichen, welche die Gesellschaft in Mannheim eingeführt 
hatte. Bei diesen Aufzeichnungen wurden 7 Stufen in der Bedeckung des Himmelsgewölbes 
mit Wolken unterschieden. Während der J. 1840—1845 war eine viel einfachere und eine 
grössere Genauigkeit gewährende Scala zur Bezeichnung des Grades der Heiterkeit einge- 
führt, indem ein völlig heiterer Himmel mit 1'0, ein völlig bedeckter mit 0'0, die Zwischen- 
stufen der Heiterkeit hingegen durch entsprechende Brüche bezeichnet wurden. Vom Jahre 
1844—1868 stand die Münchener Scala 0—4 zur Bestimmung der Himmelsansicht, nach 
welcher 0 einen ganz reinen, und 4 einen ganz bedeckten Himmel bedeutet, im Gebrauche. 
Vom J. 1869 an wurde die Bewölkung nach der Scala 0 (heiter) bis 10 (vollständig bewölkt) 
angegeben. i 

Bei der Bearbeitung des Materials für die 40jährige Periode 1800—1839 hat Fritsch 
alle die nach der Mannheimer Scala gemachten Beobachtungen der Wolkenbedeckung auf 
die Münchener Scala 0—4 reducirt. Die Berechnung der Mittelwerthe !) sowohl der täglichen 
als auch der monatlichen hat Fritsch in derselben Weise vorgenommen, wie bei den 
übrigen Elementen, indem er dazu die höchsten und niedrigsten Bewölkungsgrade, die 
während eines Tages aufgezeichnet worden sind, verwendete. 

Das Material für die neuere 40jährige Beobachtungsreihe habe ich bearbeitet und 
habe zur Ableitung der Tages- und Monatsmittel die zu den Terminen 6 h a, 2 h p und 
10 h p gemachten Beobachtungen benützt. Dabei sind die nach verschiedenen Scalen gege- 
benen Aufzeichnungen auf die Scala O—10 reducirt worden. Desgleichen musste auch die 
Umwandlung der älteren von Fritsch bearbeiteten Beobachtungsreihe auf die 10theilige 
-Scala durchgeführt werden, wenn man sie mit der neueren Reihe vereinigen wollte. 

Da die Mittelwerthe der Bewölkung für eine jede Reihe nach einer anderen Methode 
abgeleitet worden sind, so müsste man dieselben, um sie miteinander vereinigen zu können, 
auf wahre 24stündige Werthe reduciren. Ich habe solche Correctionen für die hier gegebenen 


!) Grundzüge einer Meteorologie, Tabelle 113, dann Tab. 67—70. 


je 


21 


Mittelwerthe der beiden Reihen aus dem täglichen Gange der Bewölkung zu Prag') zu be- ' 
stimmen gesucht, und bin für die beiden Methoden, nach welchen diese Mittel berechnet 
worden sind, zu nachfolgenden Resultaten gekommen: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. Oktober Nov. Dec. 
> Max. +- Min) 
010 — 003 — 008 — 0:06 — 0:13 — 008 005 010 —008. —010 —004 0:00 


1, (60-210) 
— 006 022 003 —001 001 010 —007 007 —016 —003 —002 026 


Die hier gegebenen Correctionen wurden jedoch an die zur Darstellung des jáhrlichen 
Ganges der Bewölkung benützten Mittelwerthe nicht angebracht, weil mir dieselben wegen 
der Kürze der Beobachtungsreihe, aus der sie abgeleitet worden sind, noch unsicher erscheinen 
und weil man durch ihre Vernachlässigung keine grossen Fehler begeht. Es können hier die 
in Rede stehenden Correctionen wegen ihres geringen Betrages bei der häufigen Umwandlung 
der nach verschiedenen Scalen gegebenen Beobachtungen auch kaum in Betracht kommen; 
durch die Scalenreductionen werden grössere Fehler begangen, als durch die Vernachlässigung 
dieser Correctionen. Wie weiter unten gezeist werden wird, gibt die neuere Beobachtungs- 
reihe für die Bewölkung in Folge der verschiedenen Beobachtungsmethode höhere Grade, 
als die ältere. 

In der Tabelle 16 wurden deshalb die uncorrigirten Tagesmittel der Bewölkung 
berechnet nach der Scala 0—10 für die 80jáhrige Beobachtungsperiode 1800—1879 zusam- 
mengestellt; dieselben Mittel ausgeglichen enthält Tabelle 17. Diese letzteren Werthe werden 
zur Zeichnung der Jahrescurve (Tafel II.) und zur Bestimmung des jährlichen Ganges der 
Bewölkung benützt. Tab. 18 enthält die fünftägigen nach der Tabelle 16 bestimmten Werthe. 


In der Tabelle 19 und 20 sind die fünftägigen Summen der heiteren und trüben 
Tage für die Periode 1840—1879 zusammengestellt. Als heiter wurden diejenigen Tage, deren 
Bewölkung im Tagesmittel < 2:0 resp. 20 Proc., als trüb diejenigen Tage angesehen, deren 
mittlerer Bewölkungssrad > 80 oder 80 Proc. betrug 

Bei der Zusammenstellung der Durchschnittszahlen der ganz heiteren und der ganz 
trüben Tage (Bewólkungsgrad 0 und 10) für die einzelnen Monate sind jetzt etwas grössere 
Werthe erzielt worden, als die in einer früheren Publication *) angegebenen. 

. Die Monatsmittel der Bewölkung sind aus den uncorrigirten Tagesmitteln der Tabelle 
16 für den 80jáhrigen Zeitraum 1800—1879 gebildet worden. Die für die Jahreszeiten gege- 
benen Zeichen-Combinationen beziehen sich nicht auf die Abweichungen vom Gesammtmittel, 
sondern von Decadenmitteln, um, da die Werthe für die ältere Periode kleiner ausfallen als 
für die neuere, die Anhäufung der negativen Abweichungen in der Periode 1800—1839 und 
der positiven in der Periode 1840—1879 zu vermeiden. 


!) Kreil Klimatologie von Böhmen p.381. stellt den täglichen Gang der Bewölkung zu Prag nach 13- 
jährigen Aufzeichnungen im Ganzen zu den 8 geraden Stunden dar. 
2) Klima von Prag. Böhm. Gesellschaft d. Wiss. 1881. 


22 


Niederschlag. 


13. Da regelmässige Messungen des Niederschlages seit Mai 1804 im Klementium 
angestellt worden sind, so können auch für dieses Element 80jáhrige Mittelwerthe abgeleitet 
werden. Bei der Sichtung und Bearbeitung des Beobachtungsmaterials erscheint es nothwendig, 
auch über die Aufstellung der Instrumente und über die Art und Weise der Messung 
zu sprechen 

Vom Jahre 1804—1839 wurden im Hofe des Klementinums gleichzeitig an zwei Ge- 
fássen, von denen das eine nur wenige Fuss von einer ziemlich hohen, gegen S Fronte 
machenden Mauer entfernt war, das andere nur wenige Fuss hoch über einem gegen N ab- 
fallenden Dache hing, Niederschlagsmessungen gemacht. Bei Niederschlágen mit S-Winden, 
war die Regenmenge in dem ersten, bei Niederschlägen mit N-Winden hingegen in dem letzten 
Regenmesser grösser. Unbegreiflicher Weise wurde nur die grössere Regenmenge gemessen, 
statt das Mittel beider Mengen zu nehmen. !) 

Dieser Vorgang bei der Messung des Niederschlages schien Fritsch nicht ganz 
correct zu sein, namentlich aber kamen ihm die bis 1839 gemessenen Niederschlagsmengen 
zu gross vor, und er glaubte deshalb dieselben auf den neueren Aufstellungsort vom J. 1840 
redueiren zu müssen. Die Unterbringung des Regenmessers im J. 1840 ist aber auch keine 
glückliche zu nennen. Das Instrument befindet sich seit dem genannten Jahre auf einem Dache 
in der Höhe von 22 m über dem Boden des Hofraumes und ist namentlich den W-Winden 
so sehr ausgesetzt, dass die gemessene Niederschlagsmenge zu klein ausfällt. 

Andere Uibelstände kamen auch bei der Bestimmung des Niederschlages durch den 
Autographen vor. Es wurde nämlich während der Periode 1849 —1869 zur Messung des 
Niederschlages neben der Massröhre auch ein registrirender Regen- und Schneemesser nach 
Kreils System gebraucht. Der autographe Regenmesser ?) war noch ungünstiger aufgestellt 
als der gewöhnliche, denn er befand sich am Dachfirst, um etwa 4 m höher, und war na- 
mentlich im Winter nicht viel verlässlich, indem durch die Oeffnung, durch welche der Schnee 
fiel, um auf der Schneeschale aufgefangen zu werden, auch der Hebel des Autographen dem 
Winde preisgegeben war. Es wurden zwar daneben die älteren Messungen des Niederschlages 
mit der Maassröhre fortgesetzt, um die mangelhaften Angaben des Autographen zu ergänzen; 
dieselben sind aber nicht publieirt worden. Uiberhaupt scheint es, dass während dieser Pe- 
riode den gewöhnlichen Schätzungen des Niederschlages weniger Werth beigelegt worden ist, 
als den Aufzeichnungen des Autographen. 

Die beiden Reihen der Niederschlagsmessungen führen in Folge der verschiedenen 
Aufstellung des Regenmessers zu Resultaten, die sehr weit auseinandergehen, so dass es 
schwer zu entscheiden ist, welche Resultate den Verhältnissen mehr entsprechen, ob die aus 
der älteren Periode gewonnenen oder aus der neueren. Da die beschränkten Localitáten der 
Sternwarte im Klementinum eine mustergiltige Aufstellung der Messapparate für den Nieder- 


1) Fritsch, Grundzüge ete. p. 8. 

2) Die Beschreibung desselben siehe in den „Meteor. Beobachtungen“ Bd. 10, in Kreils „Ent- 
wurf eines meteor. Beobachtunessystems“ p. 201, m den Sitzungsberichten der kais. Akademie der 
Wiss. 1850 und in Schmids Meteorologie p. 692. 


Re dd k v 


23 


schlag nicht gestatten, um die Frage nachträglich dadurch zu entscheiden, muss man sich 
deshalb nach anderwärts gemachten Niederschlagsmessungen umsehen. Es hatte bereits 
Hornstein Vergleiche zwischen den Messungen der Niederschlagshöhe am Regenmesser 
der Sternwarte und denen an einem in geringer Entfernung vom Erdboden im Wenzelsbad- 
garten!) angebrachten, den Einflüssen des Windes weniger exponirten Regenmesser angestellt. 
Wir werden hier noch eine andere auch auf der Neustadt?) gemachte Beobachtungsreihe der 
Niederschlagsmenge zur Berichtigung der Messungen der Sternwarte herbeiziehen. 


14. Fritsch hielt die Aufstellung des Ombrometers vom J. 1840 für besser als die 
frühere und redueirte deshalb sämmtliche Messungen vom J. 1805—1839 auf den neueren 
Aufstellungsort in der Höhe von 22 m über dem Erdboden. Da aber nur während 3 und dazu 
noch sehr trockener Jahre 1840—1842 an beiden Orten gleichzeitig Messungen des Nieder- 
schlages stattfanden, so sind die Unterschiede in den Resultaten beiderseitiger Regenauf- 
zeichnungen gross, etwa 25°/, ausgefallen. Durch Anwendung des sich aus den Unterschieden 
ergebenden Reductionsfactors (0'75) wurde die aus den älteren Messungen sich für Prag 
ergebende mittlere Niederschlagshöhe von 493 mm auf 370 mm herabgedrückt. Das war nun 
eine so kleine Ziffer, dass dadurch Prag als der trockenste Ort in Mitteleuropa erscheinen 
musste, welcher Umstand schon hinreichend gewesen wäre, ein Bedenken gegen das Verfahren 
Fritsch’s zu erheben. 

Ich gebe im Nachfolgenden die Resultate, wie sie sich aus der 35jährigen Beobach- 
tungsreihe 1805—1839 ohne Anbringung von Correctionen herausstellen. 


Mittlere Niederschlagssumme (1805—1839) in mm: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
25 W 28 38 56 74 66 63 43 23 al 29 493 


Die neueren auf dem Dache angestellten Niederschlagsmessungen der Sternwarte für 
die 45jáhrige Beobachtungsperiode 1840 — 1884 hat Dr. W. Rosický nach sorgfältiger Sich- 
tung des vorhandenen Materials bearbeitet, und fůr die einzelnen Monate folgende mittlere 
Niederschlagshöhen erhalten. °) 


Mittlere Niederschlagssumme 1840—1884 in mm: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
22 22 26 31 49 67 56 54 34 29 29 23 442 


5 Vergleicht man die unten im Hofraum des Klementinums und die oben auf dem 
Dache gemessene mittlere Niederschlagshöhe, so stellt sich im Jahresmittel nur ein Unter- 
schied von 5l mm heraus, während Fritsch aus 3jährigem Vergleiche einen Unterschied 


!) Die am Ombrometer im Garten des pflanzen-physiologischen Institutes von Prof. Dr. G. A. Weiss 
erhaltenen Niederschlagshöhen für die Jahrgänge 1873—1875 siehe in den „Meteor. Beobachtungen“ 
Bd. 34—36. 

*) Es werden bereits seit den J. 1874 ununterbrochen bis auf den heutigen Tag vom Prof. Dr. F. Stu- 
dnička in seinem Garten (1504—II.) Regenmessungen vorgenommen und regelmässig in den „Ombro- 
metrischen Berichten“ publicirt. 

3) Meteor. Beobachtungen Bd. 45 p. 49—52. 


24 


von 123 mm erhalten hatte. Es wären somit die Werthe der älteren Beobachtungreihe gewiss 
nicht mit dem Factor 0:75, sondern mit einem anderen zu multipliciren gewesen, um die- 
selben auf den letzteren Beobachtungsort zu bringen, und sie mit den Werthen der neueren 
Beobachtungsreihe vereinigen zu können. Man ersieht, dass 3jährige Niederschlagsmengen 
noch nicht zu endgiltigen Vergleichen zweier Beobachtungsreihen hinreichend sind. 

Nun stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre, zum Zwecke der Vereinigung 
beider Reihen die oben auf dem Dache gemachten Messungen der Niederschlagsmenge auf 
die im Hofraume zu Stande gebrachten Niederschlagshöhen zu beziehen und also die Re- 
sultate der älteren Reihe unverändert zu lassen und umgekehrt die neuere Reihe zu corri- 
giren. Aus 3jährigem Vergleiche (im Mittel der Jahre 1873—1875) der an einem im Wenzels- 
badgarten (1'/;, km südlich von der Sternwarte) aufgestellten Regenmesser gemachten Be- 
obachtungen hat Prof. K. Hornstein gefunden,') dass die am Regenmesser der Sternwarte 
gemessene jährliche Niederschlagshöhe ungefähr 88'/,°/, der Niederschlagshöhe in der Nähe 
des Erdbodens beträgt. Es ergab Sternwarte 4234 mm, Wenzelsbadgarten 4788 mm; Ver- 
hältniss: Wenzelsbadgarten = 100, Sternwarte 88:4. 

Eine längere und vollständigere Reihe von Niederschlagsmessungen als die eben be- 
sprochene liegt uns in neuerer Zeit vom Prof. Dr. F. Studnička angestellt im Garten des 
Hauses 1504—1II. vor. Dieselbe umfasst eine Periode von mehr als 10 Jahren,?) und kann 
somit schon mit viel mehr Sicherheit zum Vergleiche mit den Messungen der Sternwarte her- 
beigezogen werden, um die wahrscheinlichen Niederschlagsverhältnisse von Prag nach viel- 
jährigen Beobachtungen annähernd zu bestimmen. 


Garten 1504—II.: 10—-11jährige Mittel (Juni 1874—1884). 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Oktober Novemb. December Jahr 
23 2201358029) 258 21.1697 769 45 97 2035 520 


Sternwarte: 10-11jährige Mittel (Juni 1874—1884). 
19 21 30 »3 54 6978 54 40 35 27 33 472 


Sternwarte: (Garten 1504—II. — 100). 
83 9 86 94 93 90 90 90 90 89 95 90 90:8 


Die Messungen auf dem Dache der Sternwarte ergeben durchgehends in allen Mo- 
naten kleinere Niederschlagshöhen als die Messungen im Garten 1504—II. in geringer Höhe 
über dem Boden. Als Unterschied zwischen den mittleren jährlichen Niederschlagssummen 
ergibt sich 48 mm oder es beträgt die auf dem Dache gemessene Jahressumme ungefähr 
90:8%, von der Summe in der Nähe des Erdbodens. 

Durch die Vergleichungen der im Wenzelsbadgarten und im Garten 1504—]I. ge- 
machten Messungen der Niederschlagsmenge mit den Messungen auf dem Dache der Stern- 
warte erhält man als Resultat, dass im Ganzen die aus den letzteren berechnete mittlere 


1) Meteorologische Beobachtungen. Bd. 36. 
2) Ombrometrische Berichte. Abhandl. d. k. böhm. Gesellschaft der Wiss. 


I 


bo 


5 


Jahresmenge, 90%, von der aus den ersteren Messungen gewonnenen Menge beträgt. In 
einigen Monaten stellt sich zwar das Verhältniss zwischen den beiderseitigen Summen etwas 
anders heraus, die Unterschiede sind jedoch nicht sehr gross, so dass man sie bei der Re- 
duction vernachlässigen und nicht nur die Jahressummen, sondern auch die Monatssummen 
der ersteren Messungen um 10°/, vermindern könnte, um sie mit den neueren Messungen der 
Sternwarte vergleichbar zu machen. 

Zu demselben Resultate gelangt man, wenn man die beiden Reihen der Niederschlags- 
messungen der Sternwarte vergleicht. Man hätte die aus den älteren Beobachtungen 1805 
bis 1839 erhaltene und oben gegebene Jahressumme des Niederschlages etwa mit 0'90 zu 
multipliciren, um sie mit der aus der letzteren Zeit 1840—1884 sich ergebenden Summe ver- 
gleichbar zu machen. 

Die in letzter Zeit ausserhalb der Sternwarte angestellten Messungen der Nieder- 
schlagsmenge erwiesen sich gut übereinstimmend mit den älteren Messungen für die Periode 
1805—1839. Demnach stellt die ältere Beobachtungsreihe der Sternwarte die Niederschlags- 
verhältnisse richtiger dar, als die neuere mit der Aufstellung des Ombrometers vom J. 1840 
und es erscheint correcter die Resultate der letzteren Messungen auf den alten Aufstellungs- 
ort des Ombrometers zu reduciren als umgekehrt. Ich werde auch bei Verwerthung der 
sámmtlichen Niederschlagsmessungen der Sternwarte die neuere Reihe an die ältere an- 
schliessen und zu dem Zwecke die sich aus derselben ergebende mittlere Niederschlagshöhe 
durchgehends rund um 10°/, ihres Betrages erhöhen. Man erhält dann für die Beobachtungs- 
periode 1840—1884 folgende mittlere Werthe der Niederschlagsmenge in mm: 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Oktober Novemb. December Jahr 
24 24 29 3a 5A la OL 109 38 32 32 26 486. 


Die mittlere jährliche Niederschlagshöhe beträgt demnach nach diesen corrigirten 
Messungen 486 mm und nach Vereinigung beider Reihen im Mittel von 80 Jahren (1805 bis 


, 1884) 490 mm. Dieselbe ist um 120 mm grösser, als die von Fritsch berechnete und um 


54 mm grösser, als die sich aus den neueren Messungen auf dem Dache der Sternwarte er- 
gebende jährliche Niederschlagshöhe. 


15. Ebenso wie die mittlere Niederschlagsmenge, verursacht auch die Bestimmung 
der mittleren Anzahl der Niederschlagstage nach den beiden Beobachtungsreihen der Stern- 
warte erhebliche Schwierigkeiten. Man erhält als Durchschnittswerthe für die Monate und 
das Jahr: 


Periode Jänner Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept: Okt. Nov. Dec. Jahr 
1805—39 144 124 137 133 144 158 159 141 109 107 129 152 1637 
1840—84: 11:5 114 133. 11-1122 133 133 123 97. 11:1..12:2. 0120. 1444 


Der grosse Unterschied in der mittleren Jahreszahl der Tage mit Niederschlag der 
beiden Beobachtungsreihen ist offenbar darauf zurückzuführen, dass beide Reihen die mittlere 
Anzahl der Tage unrichtig (und zwar die ältere Reihe zu hoch, die neuere zu niedrig) an- 
geben. Man hatte in der früheren Zeit überhaupt alle Tage ohne Rücksicht auf die Messbar- 
keit oder Unmessbarkeit der Niederschlagsmenge gezählt, während in der neueren Zeit nicht 


4 


26 


nur die Zählung der Tage mit unmessbarem Niederschlag wecfiel, sondern auch bei der un- 
günstigen Aufstellung des Ombrometers mancher Tag für die Zählung verloren ging, der sich 
an einem geeigneteren Beobachtungsorte als Niederschlagstag erwiesen hätte. 

Dass die Aufstellung des Regenmessers auch vom Einfluss auf die Zählung der Tage 
mit Niederschlag sein kann, das wird ersichtlich aus den Anmerkungen, welche in den Pu- 
blikationen der Sternwarte besonders ausführlich seit 1370 den Beobachtungen beigefügt 
werden. Es werden darin nicht nur die Zeit, sondern auch die verschiedenen Niederschlags- 
arten angemerkt, und es erscheint auffallend, dass viele von den Tagen, an welchen Regen 
oder Schnee verzeichnet ist, in den monatlichen Ausweisen der Niederschlagstage nicht mit- 
gezählt werden. 

So steht z. B. beim 5. Mai 1870 die Anmerkung 21—22 h. Regen, 23 h. Hagel und 
Schnee; beim 10. April 1871 in den Stunden 3 h., 5 h., 7 h. p. Regen ete.; es sind aber 
-diese Tage dennoch nicht als Niederschlagstage gezählt, obgleich man nach dem mehrmaligen 
Erscheinen des Niederschlages auf die Messbarkeit seiner Menge schliessen könnte. Es wären 
nur 2 Fälle möglich, warum an den beiden genannten Tagen sich bei der Beobachtung keine 
messbare Niederschlagsmenge vorfand, und zwar ist entweder das Gefäss so ungünstig auf- 
gestellt, dass sich nur stärkere Regenfälle in demselben bemerkbar machen, oder geht bei 
einmaliger Ausleerung desselben während 24 Stunden ein Theil des aufgefangenen Wassers 
durch die Verdunstung vor der Ankunft des Beobachters verloren, so dass sich der Rest nicht 
mehr messen lässt. : 

Die nachfolgende Zusammenstellung der mittleren jährlichen Anzahl der Niederschlags- 
tage nach Decennien zeist von einer stetigen Abnahme derselben, welche nur mit der ver- 
schiedenen Art der Zählung zusammenhängen dürfte: J. 1840—1849 154, J. 1850—1859 161, 
J. 1860—1869 137, J. 1870—1879 139 und J. 1880—1884 135. 


Besonders auffallend ist die Kleine Anzahl der Niederschlagstage während des De- 
cenniums 1860—1869. Die mittlere jährliche Anzahl der Niederschlagstage für den ganzen 
45jährigen Zeitraum 1840—1884 beträgt 144-4. Werden aber auch die Tage mit unmess- 
barem Niederschlag, welche seit 1856 verzeichnet und bei näherer Betrachtung sich als wirk- 
liche Niederschlagstage ergeben dürften, mitgezählt, so erhält man für die einzelnen Decen- 
nien folgende Durchschnittswerthe: J. 1840—1849 154, 1850—1859 172, 1860—1869 149, 
1870—1879 155, 1880—1884 154; das Gesammtmittel für die ganze Beobachtungsperiode be- 
trägt 1571 Tage. Die Vertheilung der Tage auf die einzelnen Monate ist nun folgende. 


Mittlere Anzahl der Tage mit Niederschlag (1840—1884). 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. Oktober Novemb. Decemb. Jahr 
125 126 146 126 134 144 144 134 104 12:2 134 1327 oa 


Wie aus der nachfolgenden Betrachtung zu ersehen ist, důrften sich diese Werthe 
der Wahrheit am ehesten náhern. 

Vergleicht man die Anzahl der Niederschlagstage, welche Prof. Studnička bei 
seinen Regenmessungen im Garten 1504—II. fůr den Zeitraum 1874—1884 erhalten hatte, 
mit der mittleren Anzahl der an der Sternwarte während dieser Periode gezählten Tage, so 


27 


ergibt sich ein Unterschied von 16. Es beträgt nämlich die mittlere Jahreszahl der im Garten 
gezählten Tage mit Niederschlag 158, die an der Sternwarte 142. Ein Vergleich der im 
Wenzelsbadgarten gezählten Niederschlagstage während 1873—1875 mit der Sternwarte er- 
gibt im Mittel 141 gegen 127, also einen Unterschied von 14 Tagen. 

Daraus geht ganz deutlich hervor, dass die Aufstellung des Ombrometers auch vom 
Einflusse ist auf die Ergebnisse in der Zählung der Niederschlagstage und dass die jetzige 
ungünstige Aufstellung desselben an der Sternwarte die mittlere Anzahl der Niederschlags- 
tage für Prag kleiner erscheinen lässt, als sie sonst unter besseren Verhältnissen wäre. Man 
wird deshalb gut thun, wenn man auch die Tage mit geringem Niederschlag mitzählt; die 
auf diese Art für die 45jährige Periode 1840—1884 erhaltene mittlere Jahreszahl der Nieder- 
schlagstage 157'1 stimmt mit der im Garten 1504—II. beobachteten Zahl für die letzte 10- 
jährige Periode überein. 

Unter solchen Umständen ist es nicht zu verwundern, dass über die Niederschlags- 
verhältnisse von Prag die verschiedensten Angaben im Umlauf sind. Am unwahrscheinlichsten 
sind die von Fritsch gegebenen Daten für die mittlere Regensumme 395 mm und für die 
Anzahl der Niederschlagstage 163, wodurch auf einen Tag nur eine Regenmenge von 24 mm 
entfiele. Die nun richtig gestellten aus den sämmtlichen Messungen der Sternwarte abgelei- 
teten mittleren Werthe ergeben eine jährliche Niederschlagssumme von 490 mm mit 157 
Tagen. Die Niederschlagsmenge pro Tag würde demnach 3-1 mm betragen. Auffallend ist es, 
dass während der 80 Jahre (1805—1884) keine grössere Niederschlagsmenge binnen 24 St. 
beobachtet worden ist als 54 mm. 

16. Die ältere Reihe der Niederschlagsmessungen an der Sternwarte vom J. 1805 
bis 1839 ist von Fritsch in den „Grundzügen der Meteorologie“ p. 100—126 bearbeitet 
worden. In der Übersichtstabelle 113 p. 161—170 wird für jedes Datum des Jahres sowohl 
die mittlere Regenmenge als auch die Anzahl der Tage mit Niederschlag gegeben. Von diesen 
letzteren Zusammenstellungen ausgehend, habe ich zunächst die dort in Par. Linien berech- 
neten mittleren Tagesmittel des Niederschlages in mm umgewandelt. Da die für die Regen- 
menge in gleicher Weise wie für die übrigen meteorologischen Elemente berechneten Tages- 
mittel zu klein ausfallen, weil nicht jeder Tag ein Regentag ist, so habe ich hier, um nicht 
mit kleinen Zahlen rechnen zu müssen, die wirklich gemessenen Summen den Tagesmitteln 
vorgezogen. Es wurden somit aus den von Fritsch gegebenen Mitteln der Niederschlags- 
menge Summen gebildet und dieselben durch Multiplication mit 1:33 auf ihren ursprünglichen 
Werth ") zurückgeführt. 

Die in den „Meteorologischen Beobachtungen“ für die Periode 1840—1849 
publicirten Niederschlagsmessungen sind nach Anbringung der dort gegebenen Correctionen 
unverändert beibehalten worden. Die Angaben des Autographen für die Periode 1850—1859 
mussten dagegen, da sie bei näherer Betrachtung nicht ganz genau und verlässlich erscheinen, 
durch die an der Maassröhre vorgenommenen jedoch aber nicht publieirten Messungen er- 
gänzt werden. Das dazu nöthige, sehr gewissenhaft zusammengestellte handschriftliche Mate- 


1) Fritsch hatte bekanntlich die während 1805—1839 gemachten Messungen durch Multiplication mit 
0:75 auf den neueren Beobachtungsort reducirt. 


4* 


28 


rial hat mir Herr Dr. W. Rosický, der die Resultate der Messungen fůr die Periode 1840 
bis 1884 in den „Meteor. Beobachtungen“ Jahr. 45 veröffentlicht hatte, freundlichst 
zur Benützung überlassen. Mit Hilfe dieses Materials konnte ich die Prüfung und Sichtung 
der autographen Aufzeichnungen vornehmen. An den Messungen von J. 1870—1884 ist nichts 
auszusetzen, und konnten deshalb diese ohne weiters zur Berechnung der Gesammtsummen 
der Niederschlagsmenge verwendet werden. 


Die für die ganze Periode 1840—1884 berechneten Tagessummen der Niederschlags- 
menge wurden in Folge der früheren Auseinandersetzungen, da sie bei der ungünstigen Auf- 
stellung des Ombrometers zu niedrig erscheinen, durchweg um 10°/, ihres Betrages erhöht, 
um sie mit den älteren 35jährigen Summen, welche unter besseren Umständen zustande ge- 
kommen sind, vereinigen zu können. 


Nach Vereinisung der beiden Reihen entstand die Tabelle 21 und 22, von denen die 
erstere die wirklich gemessenen, die letztere die ausgeglichenen 80jährigen Tagessummen der 
Niederschlagsmenge 1805—1884 enthält. Die letzteren Summen sind Tafel III. graphisch 
dargestellt. 

Tabelle 23 enthält die Tageswerthe der Regenintensität. Diese wurden aus den 
in der Tab. 21 für die SOjährige Beobachtungsperiode 1805—1884 gegebenen Niederschlags- 
mengen und der in der Tab. 26 jedem Datum des Jahres zukommenden Anzahl der Nieder- 
schlagstage berechnet. Die Regenmenge pro Regentag stellt der Quotient Niederschlags- 
Alone | 
Häufigkeit 
aus derselben zu ersehen ist, ob die Regen schwach und langdauernd, oder kurz und aus- 
giebig sind. 

Die Tabelle 24 stellt die fünftägigen Summen der Niederschlagsmenge, welche aus 
den Daten der Tabelle 21 und die fünftägigen Summen der Regenintensität, die nach den 
Zahlen der Tabelle 23 gebildet worden sind, dar. Die neben jeder Gesammtsumme der Nieder- 
schlagsmenge stehende Zahl ist der Quotient aus dieser Summe und der Anzahl der Be- 
obachtunssjahre. 

Die Tabelle 25 enthält die ausgeglichenen fünftägigen Summen und Mittel der Regen- 
quantität und Regenintensität, welche aus den Summen in der Tabelle 24 gebildet worden 
sind. Es findet daselbst die Zusammenstellung der einfach ausgeglichenen jedem 5. Tage zu- 
gehörigen mittleren Summen der Niederschlagsmenge und der mittleren Regenmengen pro 
Regentag statt. Diese Werthe sind, da die nach den ausgeglichenen Tagessummen gezeichnete 
Curve noch sehr gezackt aussieht, zur graphischen Darstellung des jährlichen Verlaufs der 
Regenquantität und der Regenintensität benützt worden. 


dar und dient hauptsächlich zur Beurtheilung des Charakters der Regen, indem 


Die mittleren Monatssummen der Niederschlagsmenge sind aus den Tagessummen 
Tabelle 21 abgeleitet und zur Controle mit den Mitteln aus den Monatssummen der ein- 
zelnen Jahrgänge verglichen worden. Dieselben erscheinen nach dem oben angedeuteten Ver- 
fahren erhöht. 


Die Differenzen von einem Monate zum anderen und die Differenzen der Monate © 


gegen das Normalmittel sind für die 80jáhrige Beobachtungsperiode 1805—1884 aus den 
corrisirten Monatssummen gebildet worden. ; 


29 


Die Abweichungen der jahreszeitlichen Summen der Niederschlagsmenge von dem 
Mittelwerth wurden zu ausführlicheren Zusammenstellungen über die Aufeinanderfolge der 
trockenen und nassen Jahreszeiten benützt. 


17. Berechnung der Anzahl der Tage mit Niederschlag. Es erscheint 
ziemlich schwierig nach den Messungen der Sternwarte über die Anzahl der Niederschlags- 
tage genaue Auskunft zu geben. Die ältere Reihe gibt die Anzahl dieser Tage offenbar zu 
hoch, die neuere wiederum zu niedrig an. Um wie viel die beiden Reihen von der wahren 
Anzahl nach der einen oder anderen Seite abweichen, das anzugeben ist jetzt unmöglich, und 
ich habe deshalb bei der Vereinigung beider Reihen eine Correction vermieden in der Vor- 
aussetzung, dass dabei eine Ausgleichung stattfindet. Man erhält im Mittel aus beiden Reihen 
die jährliche Anzahl der Niederschlagstage ziemlich richtig mit 154. 

Tabelle 26 enthält die Anzahl der Tage mit Niederschlag, die nach den 80jáhrigen 
Messungen 1805—1884 auf jedes Datum des Jahres entfallen. Die von Fritsch für die 
35jährige Beobachtungsperiode für jedes Datum in Procenten gegebene Anzahl der Tage musste 
bei der Vereinigung beider Reihen auf ihren ursprünglichen Werth zurückgeführt werden. 

In der Tabelle 27 sind die Wahrscheinlichkeitswerthe der Niederschläge für jedes 
Datum des Jahres zusammengestellt. Diese Zahlen repraesentiren den Quotient aus Häufig- 
keit der Regentage: Anzahl der Beobachtungstage und geben auch mit 100 multiplicirt an, 
wie viel Niederschlagstage unter 100 Beobachtungstagen zu den verschiedenen Zeiten des 
Jahres vorzukommen pflegen. Zur Berechnung des nach Monaten dargestellten jährlichen 
Ganges der Niederschlagshäuflskeit ist die Benützung der Niederschlagswahrscheinlichkeit 
correcter, als jene der mittleren Anzahl der Tage mit Niederschlägen, da sich bei diesen letz- 
teren auch die verschiedene Zeitdauer der Monate geltend macht. 

Die Háufigkeits- und Wahrscheinlichkeitswerthe des Niederschlages fůr Pentaden sind 


in der Tabelle 28 zusammengestellt. Die Wahrscheinlichkeit wurde durch den Quotienten Er 


abgeleitet, wobei Z die Pentadensumme und » die Anzahl der Beobachtungsjahre bezeichnet. 

Tabelle 29 enthält die nach der Tabelle 28 berechneten Pentadenmittel der Regen- 
háufigkeit und die einfach ausgeglichenen Werthe der Regenwahrscheinlichkeit. Die ersteren 
Zahlen sind zur Zeichnung der Jahrescurve der Regenhäufigkeit (Tafel III.) benützt worden 


Gewitter. 


18. Die Gewitteraufzeichnungen an der Sternwarte, welche seit dem Jahre 1300 vor- 
genommen werden, leiden an einigen Mängeln, die entweder in der Localität oder in der 
nicht immer gleich gewissenhaften Sorgfalt der Beobachter ihren Grund haben. Das Klemen- 
tinum, in welchem die Beobachtungen angestellt werden, befindet sich in einem dicht be- 
völkerten Stadttheil mit lebhafter Passage, wo unter dem Gassenlärm schwächere Donner von 
den in der Ferne vorbeiziehenden oder auch in der Nähe sich schnell’ bildenden und ebenso 
schnell schwindenden Gewitterwolken für den Beobachter, der sich nicht fortwährend oben 
auf dem Dache befindet, verloren gehen können. Ich habe durch längere Zeit Gelegenheit 


30 


gehabt wáhrend des Sommers in einem ausserhalb der Stadt gelegenen Garten genaue Ge- 
witterbeobachtungen anzustellen und dieselben mit denen an der Sternwarte zu vergleichen. 
Das Resultat dieser Vergleichung war, dass, von anderen Umständen abgesehen, trotz der 
grossen Sorgfalt, die in letzterer Zeit dieser Erscheinung zugewendet wird, die Gewitter, 
welche sich bloss durch einzelne Donner manifestiren, an der Sternwarte sehr oft nicht be-. 
merkt werden. Es kann somit nicht die Gesammtzahl der den Horizont von Pras passirenden 
Gewitter zur Aufzeichnung kommen, und sind die für den Ort berechneten Mittelzahlen nicht 
ganz richtig. 

Die älteren Gewitterbeobachtungen von 1800—1839, welche Fritsch nach Monaten 
und Jahreszeiten zusammengestellt hatte, umfassen auch einzelne Blitze und Wetterleuchten 
ohne wahrnehmbaren Donner und geben mithin die mittleren Zahlen zu gross an. Scheidet 
man dagegen, wie es eben bei der Bearbeitung der neueren Reihe 1840—1884 geschehen ist, 
die Wetterleuchten von der Zählung der Gewitter aus, so erhält man bei den lückenhaften 
Aufzeichnungen wieder kleinere, den Verhältnissen nicht ganz entsprechende Mittelzahlen 
der Gewittertage. 

Ich habe zur Darstellung des jährlichen Ganges der Gewitterhäufiskeit nach den auf 
jedes Datum oder jede Pentade entfallenden Zahlen der Gewittertage die älteren Beobach- 
tungen, da die dazu nöthigen Zusammenstellungen nicht gegeben worden sind und mir die 
Orisinalaufzeichnungen nicht zu Gebote standen, nicht benützen können und wird deshalb 
der Gang nur auf Grund 4öjähriger Aufzeichnungen (1840—1884), welche noch nicht hin- 
reichend sind, um einen ganz verlässlichen Verlauf zu bieten, verfolst. 

- Ich habe mir zuerst ein Verzeichniss der Gewittertage für die angegebene Beobach- 
tungsperiode nach den in den einzelnen Jahrgängen der „Meteorologischen Beobach- 
tungen“ veröffentlichten Anmerkungen über die Gewitter gemacht und nach diesem Ver- 
zeichnisse die jährliche Periode der Gewitterhäufigkeit und Gewitterwahrscheinlichkeit be- 
rechnet. Nachdem ich mich aber überzeugt hatte, dass die Gewitteraufzeichnungen in den 
„Beobachtungen“ nicht vollständig publieirt worden sind, so musste ich zu den Beobach- 
tungsjournalen, welche mir vom Director der Sternwarte Herrn Dr. L. Weinek bereitwillis 
zur Verfügung gestellt worden sind, Zuflucht nehmen und dieselbe Arbeit noch einmal 
durchführen. 

Tabelle 30 enthält die Zusammenstellungen der auf jedes Datum des Jahres treffenden 
Gewittertage während der 45jáhrigen Beobachtungsperiode 1840—1884. 

Tabelle 31 die nach diesen Zusammenstellungen berechneten Pentadensummen. Die 
mittleren Gewitterwahrscheinlichkeitswerthe, welche zur Zeichnung der Curve (Tafel III.) be- 
nützt worden sind, wurden aus den Pentadensummen der Gewittertage und der Anzahl der 


Beobachtungsjahre 


z í 
bin abgeleitet. 


Richtung und Stärke des Windes. 


19. Aufzeichnungen des Windes werden an der Sternwarte zu Prag und zwar nach 
der Richtung seit 1800, nach der Stärke seit 1802 vorgenommen und wir können deshalb 
bei der Bearbeitung dieses wichtigen meteorologischen Elementes ebenso wie bei den übrigen 


al 


über 80jihrige Reihen, welche zur Ableitung genauer Resultate hinreichen, verfügen. Im In- 
teresse der Sache müssen wir es jedoch bedauern, dass der Werth dieser Aufzeichnungen 
durch die ungünstigen Local- und andere Verhältnisse beeinträchtigt wird. Wenn es schon 
an und für sich schwierig erscheint inmitten einer grösseren Stadt zuverlässige Windbeobach- 
tungen zu bekommen, so wird diese Schwierigkeit noch durch die Thal- und Kessellage Prags 
vermehrt. Dazu gesellen sich noch andere Übelstände, welche in der Art und Weise der Auf- 
zeichnung selbst liegen. In Hinsicht auf alle diese Umstände ist bei Bearbeitung des vor- 
liegenden Materials eine strenge Sichtung desselben unumgänglich nothwendig. 


Die Beobachtungen der Windesrichtung und Stärke wurden bis zur Aufstellung des 
Autographen im J. 1849 an einer auf dem astronomischen Thurme aufgestellten Windfahne 
gemacht. Die Richtung wurde an dem Pfeil, der sich über dem am Gipfel des Thurmes der 
Sternwarte angebrachten Globus befindet und die Spitze des Wetterableiters zur senkrechten 
Axe hat, beobachtet. Die Stärke des Windes wurde nach der Schnelligkeit der Bewegung 
zweier kleinen Rädchen geschätzt, welche an der Gallerie des astronomischen Thurmes und 
zwar an seiner SW- und SE-Kante angebracht sind. Wenn dieser Umstand auch die mittlere 
Stärke des Windes nicht afficirt hat, so ist er doch gewiss auf die mittlere Stärke der ein- 
zelnen Richtungen von nachtheiligem Einfluss gewesen. Die Richtung konnte dagegen nur 
während des Tages, so lange der Pfeil von unten sichtbar war, also im Winter nur von 
Sh. a. bis 4 h. p., im Sommer zwischen 6 h. a. und 8 oder 10 h. p. beobachtet werden. 


Mit Anfang des Jahres 1849 wurde auf dem hohen Dache des Klementinums zu Regi- 
strirungen der Richtung und Stärke des Windes ein Autograph von Kreil') aufgestellt, der 
bis 1877 in Thätigkeit verblieb. Im Jahre 1870 wurde neben dem Kreil'schen Wind- 
autographen ein Anemometer nach Robinson aufgestellt. Zu Ende des Jahres 1877 wurde 
für die Windautographen an der alten Stelle ein Locale sammt Terrasse erbaut. Dieses Lo- 
cale besteht aus einem geräumigen Zimmer, welches in den Dachstuhl so hineingebaut worden 
ist, dass dessen obere Plattform in der Höhe des Dachfirstes liegt. Dabei wurde auch das 
ältere Kreil’sche Instrument beseitigt und durch neuere verlässlichere Apparate ersetzt. Es 
wurden seit 1878 zu den Registrirungen der Richtung und der Stärke des Windes benützt: 
Osler's Anemometer mit Windfahne (von Adie) und Robinson’s Anemometer mit Wind- 
rädern (von Adie). Daneben wurde auch noch der kleinere Robinson’sche Apparat, der seit 
1870 aufgestellt war, beibehalten. Zur Publikation der Aufzeichnungen wird die Richtung des 
Windes von Osler, die Geschwindigkeit von Robinson genommen. 


Bei der Aufstellung der registrirenden Apparate wurde die blosse Schätzung des 
Windes nach Richtung und Stärke noch weiter in der alten Art und Weise fortgesetzt und 
in die Beobachtungsjournale eingetragen, ohne dass darauf ein grosser Werth gelegt worden 
wäre. Erst Hornstein hat diesen direkten Schätzungen des Windes durch die Beobachter, 
welche zuweilen den Messungen durch Registrirapparate, wie sich weiter unten zeigen wird, 
überlegen sein können, die gehörige Geltung verschafft und für deren Publicirung gesorgt. 


!) Die Beschreibung dieses Apparates siehe in den „Meteor. Beobachtungen“ Bd. X.; Kreils 
„Entwurf eines meteor. Beobachtungssystems“, Wien 1850; Schmidts „Lehrbuch der Meteorologie“ 
p. 486 etc. 


32 


20. Windesrichtung. Obgleich die ältere Beobachtungsreihe der Windaufzeichnungen 
in Bezug auf die Windrichtung von Fritsch sehr ausführlich bearbeitet worden ist, so konnte 
ich dennoch von den gewonnenen Resultaten keinen Gebrauch machen, weil ich bei der Be- 
arbeitung der neueren Reihe 1840—1879 einen anderen Weg eingeschlagen habe. Fritsch 
hatte nämlich auf die Berechnungen der Windrichtung nach der Lambertischen Formel 
das Hauptgewicht gelegt und die Häufigkeit der einzelnen Windrichtungen nur nebenbei be- 
handelt, während ich umgekehrt die grösste Aufmerksamkeit den einzelnen Richtungen schenke 
und die Berechnung der mittleren Windrichtung mehr als Nebensache behandle. Zu einer 
vollständigen Umarbeitung der Beobachtungen vom J. 1800—1839 hatte ich auch nicht den 
Muth, weil erstlich während dieser Periode nicht zu fixen Terminen beobachtet worden ist 
und weil es dann für mich beschwerlich gewesen wäre, mir die Orisinalaufzeichnungen, deren 
Benützung längere Zeit in Anspruch genommen hätte, zu verschaffen. 

Zur Berechnung der Tabellen habe ich die nach der Schätzung erhaltenen Wind- 
aufzeichnungen für die Periode 1846—1848 und 1871—1879, die nach autographischen An- 
gaben für die Periode 1849—1870 benützt. Ich hätte auch gerne für die Periode 1849—1870 
von den in den Journalen aufgezeichneten Windschätzungen, wenn dieselben nicht damals als 
nebensächlich behandelt worden wären, Gebrauch gemacht. Zur Herstellung der Windtafeln 
wurden nicht alle während des Tages gemachten Aufzeichnungen, sondern bloss die den Ter- 
minen: 6 h. a., 2 h. p., 10 h. p. zugehörigen genommen. Wenn zu den Terminen 6 h. a. 
und 10 h. p., wie es während der Periode 1840—1848 bei kurzen Tagen der Fall war, keine 
Aufzeichnungen vorlagen, so habe ich dafür die Windrichtungen der nächststehenden Termine 
8 h. a. und 6 h. p. eingesetzt. Alle meine Berechnungen beziehen sich auf die 8 Haupt- 
striche, die zuweilen nach 16 Strichen gemachten Aufzeichnungen der Windrichtung habe ich 
durchweg auf 8 Striche reducirt in der Weise, dass ich die beobachtete Anzahl jeder Zwischen- 
richtung halbirt und immer eine Hälfte zur vorangehenden und nachfolgenden Hauptrichtung 
addirt habe. 

Meine hauptsächliche Sorge war darauf gerichtet aus dem für die Periode 1840 bis 
1879 vorhandenen Material verlässliche Windtafeln sowohl für einzelne Tage als auch für 
Pentaden zu berechnen, welche man mit der Zeit weiter führen und nach Zuwachs des Be- 
obachtungsmaterials vervollständigen könnte. Fritsch hat eben die Windvertheilung nach 
Tagen, obgleich er dieselbe zur Bestimmung der mittleren Windrichtung berechnen musste, 
nicht publieirt und dadurch die Arbeit bei der Anlage solcher Windtafeln für die ganze Be- 
obachtungszeit erschwert. Über die Wichtigkeit solcher die Vertheilung der Winde nach 
kürzeren Zeitabschnitten darstellenden Tafeln kann kein Zweifel bestehen, wenn man be- 
denkt, dass dadurch manche Eigenthümlichkeiten im jährlichen Gange der übrigen meteoro- 
logischen Elemente, welche im grossen Maasse von den Winden beeinflusst werden, erklärt 
werden können. 

Tabelle 32 enthält die nach den Terminen: 6 h., 2 h., 10 h., während der Periode 
1840—1879 jedem einzelnen Datum des Jahres. zukommenden Windesrichtungen. Ein 40- 
jähriger Zeitraum erscheint noch sehr kurz zur Herstellung von Windtafeln, welche zur Dar- 
stellung der jährlichen Periode der Richtung des Windes benützt werden könnten. Diese 
Tafel, deren Zustandebringung sehr viel Zeit in Anspruch genommen hatte, wurde lediglich 


nur zur Herstellung nachfolgender drei Tabellen, welche die Vertheilung der Windrichtungen 
nach Pentaden darstellen, benützt. 

Es wurden zusammengestellt: in der Tabelle 55 die fünftägigen Summen aus den 
für die einzelnen Tage gegebenen Häufigkeitszahlen der 8 Windrichtungen, in der Tabelle 34 
diese Summen auf 1000 Beobachtungen reducirt, in der Tabelle 35 die ausgeglichenen redu- 
eirten Summen, welche auch zur Zeichnung der Curven Tafel IV. benützt worden sind, Zur 
Verfolgung der Änderung in der Häufigkeit der Windrichtungen nach der Windvertheilung an 
einzelnen Tagen reicht die 40jährige Beobachtungsreihe noch nicht hin und es wird bloss 
die Vertheilung nach Pentaden, Monaten und Jahreszeiten berücksichtigt. 

Die Windvertheilung nach Monaten und Jahreszeiten für die Periode 1840—1879 aus 
täglichen Terminen, auf 1000 Beobachtungen reducirt, ist in der Tabelle 36 enthalten. Durch 
die Angaben dieser Tabelle werden die in dem Klima von Prag!) gegebenen Háufigkeits- 
zahlen der Windrichtungen etwas corrigirt. 

Windrichtungen und Calmen kann man nur nach 13jährigen Beobachtungen Tab. 37 
geben, indem die Calmen bei den Windaufzeichnungen der Sternwarte erst seit dem J. 1871 
näher beachtet werden. 

Zur Berechnung der mittleren Windrichtung wurde die Lambert’sche Formel in 
der nachfolgenden Form angewendet: 

aa E — W — [NE — SW —- (SE — NW)] cos 45° 
N— 8 + [NE — SW — (SE — NW)] cos 45° 
indem für E, W, NE... die auf 100 reducirten Háufigkeitszahlen der betreffenden Wind- 
richtungen eingesetzt wurden. 

Die 40jährige Periode ist noch zu kurz, um eine regelmässige Aufeinanderfolse der 
Werthe für die mittlere Windrichtung nach Tagen geben zu können und wurde deshalb die 
Arbeit für die Periode 1840—1879 nicht durchgeführt. Es kommen noch in den nach Pen- 
taden berechneten SOjáhrigen Werthen Störungen vor, wie man sich aus den Zusammen- 
stellungen in der Tabelle 38 überzeugen kann. Nach meiner Meinung hätte Fritsch besser 
gethan, wenn er in der Tabelle 113 anstatt der mittleren Windrichtung für jedes Datum die 
Windvertheilung nach einzelnen Richtungen zusammengestellt hätte. 

21. Die Windstärke. Die Messungen der Windstärke werden an der Sternwarte 
seit dem Jahre 1802 vorgenommen. Vom J. 1802—1849 wurden dieselben durch einen sehr 
unvollkommenen Apparat nämlich durch zwei kleine an der Gallerie des astronomischen 
Thurmes angebrachte Rädchen nach der Scala O—4 bestimmt. Es muss in Vorhinein erwähnt 
werden, dass die auf diese Art während der Periode 1802—39 geschätzte Windstärke viel 
grössere Resultate ergeben hatte, als die in späteren Jahren beobachtete Stärke. 

Während der Periode 1849—1877 wurde zu autographen Aufzeichnungen der Wind- 
stärke ein Winddruckmesser von Kreil benützt. Die Windstärke, welche von 1849—1869 
für jede Stunde, seit 1870 für jede gerade Stunde in den „Meteor. Beobachtungen“ 
publieirt wird, ist in Decagrammen durch den Druck auf eine Fläche von 100 Quadratzoll 
ausgedrückt. Da der Kreil’sche Autograph den Fehler hatte, dass er schwache Luft- 


!) Sitzungsberichte der kg. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1882. 


or 


34 


strömungen nicht sicher anzeigte,') so erhält man nach seinen Aufzeichnungen wiederum zu 
kleine Werthe der mittleren Windstärke. 

Nachdem zu Ende des J. 1877 ein zweckmässiges Locale für die Windmessapparate 
eingerichtet worden war, wurde an Stelle des Kreil’schen ein Robinson’scher Anemometer 
zur Bestimmung der Windgeschwindigkeit gesetzt. Ein kleiner Robinson, dessen Aufzeich- 
nungen neben Kreil in den „Beobachtungen“ publicirt worden sind, fungirte seit 1870. 
Die von den beiden Robinson’schen Apparaten, deren Angaben ziemlich übereinstimmen, 
gewonnenen mittleren Werthe der Windgeschwindigkeit für die Periode 1871—1884 sind: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. December Jahr 
Zl Z) ZPS ZS 2 B 21 2:0 19 2:0 2-1 22 


Die hier nach den Aufzeichnungen des Anemometers berechnete mittlere jährliche 
Windseschwindiskeit 2:2 Meter pro Secunde ist kleiner als die nach der 10theiligen Scala 
geschätzte mittlere Windstärke. Vergleicht man die einzelnen Jahrgänge nach dem Jahres- 
mittel der Windgeschwindigkeit und der Windstärke, so findet man in der Mehrzahl derselben 
für die letztere einen grösseren Werth als für die erstere, während es nach der Erfahrung 
umgekehrt sein sollte.) Auffallend klein ist auch die bei den srössten Stürmen registrirte 
Windgeschwindigkeit, sie beziffert sich nur auf 10—12 Meter pro Secunde. 

Unter solchen Umständen können die registrirten Windgeschwindigkeiten kaum mit 
Erfolg bearbeitet werden. Es frägt sich nun, worin der Grund dieser sonderbaren Aufzeich- 
nungen liegen mag, ob in den Instrumenten selbst, deren Aufstellung, oder am Ende in der 
Reduction der Aufzeichnungen. Nach mehrmaliger Prüfung der Apparate ist es kaum an- 
zunehmen, dass dieselben irgend wie fehlerhaft wären. Über die Reductionen wird im 42. 
Bande der „Meteorologischen Beobachtungen“ p. III. berichtet, dass eine Um- 
drehung des mit dem registrirenden Sehraubengange versehenen Cylinders an dem grösseren 
Robinson 7000 Umdrehungen der Halbkugeln entspricht. Ist also R die Zahl der Revo- 
lutionen des Registrircylinders in einem Tage, so ist die mittlere Windgeschwindiskeit an 
diesem Tage genähert 


N 3 X 2rz X 7000 R 
er 86400 


= 09217 R Meter in Secunde. 


Ist ferner während der Zeit i, in Stunden ausgedrückt, der Zuwachs der Ordinate in 
der Zeichnung des Adie’schen Anemometers E Centimeter, so ist die mittlere Geschwindig- 
keit während dieser Zeit 


v = Meter in Secunde, 


r) Meteorologische Beobachtungen Jahrg. 34. 

2) Nach einer Untersuchung von Scott (Jelinek’s Anleitung zur Anstellung meteorologischer Beobach- 
tungen 1876, p. 118) sollte die Windgeschwindigkeit ausgedrückt in Metern nahezu das dreifache 
sein von der nach der 10theilicen Scala geschätzten Windstärke. Das Jahresmittel der Wind- 
geschwindigkeit müsste sich demnach im vorliegenden Falle anstatt auf 2:2 wenigstens auf 7 Meter 


herausstellen, wenn der Apparat zur Bestimmung derselben in einer freien ungeschützten Lage 
aufgestellt wäre. 


3D 


wo C eine Constante bedeutet. Mittelst der eben gemachten Zahlenangaben findet man leicht 


TKM zoo 
welcher Werth bei der Benützung der Zeichnungen des Anemometers in Übereinstimmung mit 
anderen Stationen angewendet wird. Aus den Ablesungen aus älteren Robinson ergab sich 
im Mittel aus sämmtlichen Bestimmungen C= 3'152. Beide Instrumente, obwohl in ihren 
Dimensionen so sehr verschieden, geben also für die Windgeschwindigkeit äusserst nahe den 
gleichen Werth. 


Zur Erklärung der Missverhältnisse zwischen den Aufzeichnungen der Windgeschwin- 
digkeit und den Schätzungen der Windstärke bleibt kein anderer Grund als die Exposition 
der registrirenden Instrumente in einer gegen den Wind durch Thürme und hohe Häuser ge- 
schützten Lage. In einer freieren Lage aufgestellt würden diese Instrumente gewiss grössere 
Werthe für die Windgeschwindigkeiten liefern. Wie sehr die Messungen der Windgeschwin- 
digkeit durch Registrirapparate von der Localität beeinflusst werden können, hat Jelinek 
(Anleitung 1876 p. 114) an dem Beispiele in Wien gezeigt, wo das in der Stadt gemessene 
durchschnittliche Maximum der Windgeschwindigkeit nur 13, das auf der Hohen Warte ausser- 
halb der Stadt aber 30:7 Meter per Secunde betrus. 


Da wir aus den Aufzeichnungen des sich im „Windschutze“ befindlichen Anemo- 
meters die gesuchte Stärke der Luftbewegung nicht genau erfahren können, so müssen wir 
hier bei Bearbeitung der Daten den blossen Schätzungen den Vorzug geben und nur im Noth- 
falle, wo die geschätzten Daten nicht ausreichen, anemometrische Aufzeichnungen, aber bloss 
nur die älteren für den Winddruck, benützen. Es ist dieses besonders für die Periode 
1849—1870 nothwendig, während welcher man in die Aufzeichnungen des Autographen grosses 
Vertrauen setzend die Abschätzungen der Windstärke nicht sehr genau betrieb. Während 
dieser Zeit war der Kreil’sche Winddruckmesser im Gebrauch, dessen Aufzeichnungen 
nach den im Bde. 10, 17 und 29 der „Meteorologischen Beobachtungen“ bestimmten 
Constanten reducirt worden sind. Die in Decagr. (Winddruck auf eine Fläche von 1000 
Zoll) ausgedrückten Messungen wurden auf die Schätzungen der Windstärke nach der damals 
gebräuchlichen Scala 0—4 nach einer im 17 Bande der „Beobachtungen“ angeführten 
Relation: 15 Dg=1, 40 Dg=2, 100 Dg=3, 180 Dg = 35 gebracht. 

22. Gegen die bisher angeführten Schätzungen der Windstärke kann hauptsächlich der 
Vorwurf erhoben werden, dass sie nicht immer in gleicher Weise gemacht worden sind, 
sondern dass sie von Zeit zu Zeit grossen Schwankungen unterworfen waren. Schon während 
der Periode 1802—1839 beobachtete Fritsch eine regelmässige Abnahme der Windstärke, 
deren Ursache nicht so sehr in einer seculären Schwächung, sondern vielmehr in der minder 
sorgfältigen Schätzung derselben zu suchen wäre. Diese Abnahme dauerte ununterbrochen 
bis zum Jahre 1870. Von dieser Zeit an werden auf Veranlassung Hornsteins die 
Schätzungen der Windstärke mit mehr Sorgfalt ausgeführt als es früher der Fall war. 

Nachfolgende Mittelwerthe (Scala 0—10) geben am besten von der Verschiedenheit 
der directen Messung der Windstärke während der verschiedenen Perioden Zeugniss. 


5* 


36 


Periode Jänner Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Noy. Dec. Jahr 
1802.39. 43:3. 1° 3:44 .3:5 1.0814 © 33 Mesa ar 9:0), Dar ae ae 
18402198. 315680 22:0. 2158, 17.22 TA TA ATI 97 
BB—. 28 ZP a az 202202245 

Nach den älteren Schätzungen erhält man einen mittleren Jahreswerth der Wind- 
stärke 3:2; die neueren Beobachtungen dagegen ergeben nur die Hälfte davon 1:6. Die 
neuesten Schätzungen mit dem Jahresmittel 2:3 befinden sich so ziemlich in der Mitte der 
älteren und neueren Ergebnisse. í 

Da es im vorliegenden Fall nicht so sehr auf die Ableitung eines richtigen Mittel- 
werthes als vielmehr auf die richtige Darstellung der jährlichen Änderungen der Windstärke 
ankommt, so können die verschiedenen Reihen der Windstärkemessungen ohne Bedenken in 
eine einzige vereinigt werden, denn wir haben in den vorstehenden mittleren Monatswerthen 
keine wesentlichen Differenzen in Bezug auf den Verlauf derselben zu verzeichnen und es 
gleichen sich die zu hohen und zu kleinen Werthe mit einander vereinigt aus, wie daraus 
zu ersehen ist, dass der für die ganze Beobachtungszeit erhaltene mittlere Windstärkegrad 
dem aus der neuesten Reihe abgeleiteten gleichkommt. 

In der Tabelle 39 sind die S0jährigen Tagesmittel der Windstärke vom 1802—1881 
auf die Scala O—10 bezogen zusammengestellt. Dieselben sind in Ermangelung sicherer 
Correctionswerthe nicht auf 24stündige Werthe reducirt worden. Tabelle 40 enthält die aus- 
geglichenen Tageswerthe der Windstärke, welche zur Zeichnung der Curve (Tafel II) ver- 
wendet worden sind. 

In der Tabelle 41 werden die beobachteten und die ausgeglichenen Pentadenmittel 
der Windstärke, welche aus den Zahlen der Tabelle 39 abgeleitet worden sind, gegeben. 


Stürme. 


23. Es ist kaum glaublich, dass man aus den vieljährigen Windaufzeichnungen einer 
meteorologischen Station erster Ordnung die richtige Anzahl der Stürme, einer so auffälligen 
Erscheinung, nicht ganz genau erhalten kann. Erstens ist es oft schwer zu entscheiden, wenn 
man einen Wind als Sturm bezeichnen soll, und ist eben deswegen eine Unsicherheit in 
den Aufzeichnungen der Stürme, welche namentlich auch durch den Gebrauch verschiedener 
Windstärkeskalen vermehrt wird, zu bemerken. Dann werden die Schätzungen der Wind- 
stärke nur zu gewissen Terminen vorgenommen und kommen oft kürzere Stürme, die keinem 
von den Beobachtungsterminen angehören, nicht zur Aufzeichnung. Der Autograph, welcher 
die Windstärke kontinuirlich aufzeichnet, steht so sehr unter dem Einflusse der Localver- 
hältnisse, dass die Registrirungen desselben gerade in Bezug auf die grösseren Windstärke- 
grade sehr mangelhaft erscheinen. Namentlich gilt das vom Robinson’schen Anemo- 
meter, an dem während der ganzen Zeit der Aufstellung keine Windgeschwindigkeiten, die 
man dem Sturme angehörend bezeichnen könnte, beobachtet worden sind. Der Kreil’sche 
Winddruckmesser hat in dieser Hinsicht bessere Dienste geleistet, so dass seine Aufzeichnungen 
in manchen Fällen doch verwendbar erscheinen. 

Ich habe bei den Zusammenstellunsen der „Sturmtage“ hauptsächlich die ge- 
schätzten Windstärken, und da diese nur zu einigen Terminen vorgenommen worden sind, 


97 


auch die Anmerkungen über ausserordentliche Erscheinungen benützt. Es ist dabei nur zu 
bedauern, dass diese Anmerkungen nicht immer mit gleicher Sorgfalt gemacht worden sind. 
Oft geben die öffentlichen Tagesblätter über solche Erscheinungen, die das allgemeine Inte- 
resse erregen, besseren Bescheid als die Beobachtungsjournale einer meteorologischen Station 
mit angestellten Beobachtern. 

Die Zählung der Stürme ging nach folgenden Gesichtspunkten vor sich. Es wurden 
als Stürme angesehen: bei den Windstärkeschätzungen nach der Scala 0—4 die Windstärke- 
grade 3:5—40, bei den Schätzungen nach der Scala O—10 die Grade 7—10. Da in den 
Sommermonaten die Stürme in Begleitung von Gewittern auftretend eine kürzere Dauer 
haben und oft keinen der Beobachtungstermine treffen, so mussten auch die Anmerkungen 
bei den Gewittern berücksichtigt werden. 

Während der Periode 1850—1870 scheinen mir die Abschätzungen der Windstärke 
nicht ganz verlässlich zu sein, ich habe deshalb in dieser Periode die Bestimmung der Stürme 
zuerst nach den Aufzeichnungen des Kreil’schen Autographen durchgeführt und dann einen 
Vergleich derselben mit den geschätzten Windstärken vorgenommen. Es wurde vom Jahre 
1850—1855 ein Winddruck von 100, vom Jahre 1856—1870 ein Winddruck von 180 Decagr. 
auf die Fläche von 1000 Zoll als durch einen Sturmwind verursacht angesehen. 

Die Zusammenstellungen der Stürme wurden für den 44jährigen Zeitraum gegeben. 
Es wird zunächst bloss die Häufiskeit der Stürme verfolgt und wurden zu diesem Zwecke in 
der Tabelle 42 die jedem Datum des Jahres zufallenden Sturmtage verzeichnet. In der Ta- 
belle 43 sind die Pentadensummen der Sturmtage und die daraus sich ergebenden Wahr- 
scheinlichkeitswerthe in derselben Weise wie bei den Gewittern berechnet enthalten. Diese 
Wahrscheinlichkeitswerthe sind zur Zeichnung der Curve (Tafel II) verwendet worden. 


Wasserstand der Moldau. 


24. Die mittleren und extremen Höhen des Wasserstandes der Moldau, die in Prag an 
manchen Stellen eine bedeutende Breite von 280 Met. erreicht, sind in den Tabellen 44 und 
45 zusammengestellt. Dieselben wurden aus den Aufzeichnungen, welche seit Juli 1840 bis 
1879 inden „Meteor. Beobachtungen“ publieirt werden, nachdem sie mit den Original- 
beobachtungen am städtischen Rathhause verglichen worden sind, berechnet. Die Messungen 
wurden in der Altstädter Brückenmühle, wo sich der Pegel des Wehrennormale befindet, vor- 
genommen. Die Aufstellung des Pegels vor einer Wehre soll hier weiter nicht untersucht 
werden. Bei den Angaben des Wasserstandes in den „Meteor. Beobachtungen“ bis 
zum Jahre 1862 wurde der Nullpunkt der Beobachtungsscala, um negative Zahlen zu ver- 
meiden, um 1 Fuss (Wiener Maass) unter dem Normalpunkt, der sich in der Höhe von 186 
Meter!) über dem Meere befindet, angenommen. Die Aufzeichnungen vor 1870 geschahen 
meistens 2mal (Morgens und Abends), in den letzten Jahren aber nur (7 Uhr Morgens) einmal 
während des Tages. Die früheren im Wiener Maasse ausgedrückten Angaben sind hier auf 
das Metermaass reducirt worden. Das Zeichen — bedeutet: unter dem Nullpunkt des Normal’s. 


!) Nach den Berechnungen des Herrn Prof. Dr. K. Ritter Kořistka. 


Methode der Berechnung und Darstellung. 


Elimination der Störungen. 


25. Eine SOjährige Beobachtungsreihe erscheint noch zu kurz, um solche Tagesmittel 
zu liefern, die von allen unperiodischen Störungen frei wären und die man ungeändert zur 
Berechnung des jährlichen Ganges gebrauchen könnte. Wenn dennoch der jährliche Gang 
der meteorologischen Elemente durch die Aufeinanderfolge der Tagesmittel dargestellt werden 
soll, wie es eine genauere und eingehendere Erkenntniss der meteorologischen Erscheinungen 
unumgänglich erfordert, so müssen vorerst durch eine Ausgleichungsrechnung aus den rohen 
Mittelwerthen wenigstens die grössten Unregelmässigkeiten eliminirt werden. Gegen dieses 
Verfahren, nach welchem man die Unregelmässigkeiten, von welchen man annimmt, dass sie 
nur zufällig sind und mit der Länge der Beobachtungszeit von selbst verschwinden werden, 
eliminirt, wird der Einwand erhoben, dass mit der rechnerischen Abrundung der Reihe auch 
regelmässig wiederkehrende Escheinungen, welche charakteristische Merkmale des jährlichen 
Ganges der meteorologischen Elemente bilden, beseitigt werden können.!) Um diesem Übel- 
stande vorzubeugen, erscheint es nothwendig nur solche Ausgleichungsverfahren in Anwendung 
zu bringen, durch welche ein genauer Anschluss an die beobachteten Werthe gesichert wäre. 


Das einfachste Verfahren zur Beseitigung der Störungen aus einer Reihe von Werthen 
besteht darin, je drei unmittelbar auf einander folgende Werthe in ein Mittel zu vereinigen 
und so eine neue Reihe zu bilden. Die auf diese Weise gebildeten Mittel bieten nun weit 
geringere Unregelmässigkeit dar, indem sie aus einer dreimal so langen Reihe abgeleitet er- 
scheinen. Durch einfache Wiederholung des Rechnungsvorganges kann man noch eine weitere 


1) Dr. C. Lang „Das Klima von München nach 67jährigen Beobachtungen“ 1883 vermeidet die An- 
wendung einer Abrundungsformel aus dem Grunde, weil man die Genauigkeit der Rechnung auf die - 
Spitze treibend mit ihr beträchtlich weiter geht als die Fehlergrenzen der Beobachtungen dies zu- 
lassen. Dr. W. v. Bezold „Über die Fortschrite der wissenschaftl. Witterungskunde während der 
letzten Jahrzehnte „Meteor. Zeitschrift“ 1885 p. 314 sagt: Das Bestreben recht bald zu guten Mitteln 
zu gelangen verleitet nämlich zu allerlei rechnerischen Kunststücken, durch deren allzu eifrige Be- 
nutzung leider die Ergebnisse mancher während langer Jahre mit vieler Mühe gesammelter Beobach- 
tungsreihen gar wesentlich an Werth eingebüsst haben. Es mögen deshalb in allen Fällen, wo man 
sich genöthigt sieht, die Curven, welche den mittleren zeitlichen Verlauf eines Phaenomens darstellen 
sollen, durch Anwendung von Interpolationsformeln zu glätten, auch die rohen Mittel zugleich ver- 
öffentlicht werden. 


V 


39 


Elimination der Störungen herbeiführen. Gewöhnlich wird bei dieser Operation der zu ersetzende 
Werth mit dem doppelten Gewicht genommen und somit das neue Mittel nach der Formel 


M=--(@+2%+0) 


gebildet. In der vorliegenden Arbeit wurde von dieser Formel häufig bei Ausgleichung der 
Pentadenmittel, aus denen die grössten Unregelmässigkeiten während einer längeren Beobach- 
tungszeit von selbst verschwinden, Gebrauch gemacht; bei der Ausgleichung der Tagesmittel 
bediente ich mich einer anderen Formel. 

Bei den Tagesmitteln müsste das obige einfache Verfahren mehrmals wiederholt 
werden, wenn befriedigende Resultate erzielt werden sollten. Es ist nöthig mehr Glieder zur 
Bildung der neuen Mittel in die Ausgleichungsrechnung herbeizuziehen. Jelinek bediente 
sich bei Berechnung des jährlichen Temperaturganges in Wien!) zur Elimination der Stö- 
rungen aus den Tagesmitteln der Bloxam’schen Methode, nach welcher man 19 Glieder 
nimmt, um irgend ein Mittel W, durch den Ausdruck 


ar (ar on AMS 100; LM) 


zu ersetzen. Bei der Bildung der Mittel wurde dem mittelsten Gliede das Gewicht 10 und 
den anderen Gliedern 9, 8... immer um 1 abnehmende Gewichte beigelegt. Ähnlich verfuhr 
später auch Herr Director Hann bei der Ausgleichung der Tagesmittel der Temperatur zu 
Wien, welche aus einer längeren Beobachtungsreihe?) abgeleitet waren, indem er 9 Glieder 
zu einem Mittel in der Weise vereinigte, dass er das Mittel des Tages, dessen normale Tem- 
peratur zu bestimmen war mit 5, das Mittel des vorangehenden Tages mit 4 ete. multiplicirte 
und die Summe der Producte mit 25 dividirte. 

Kürzer und rationeller als die Bloxam’sche ist die Methode, welcher sich Herr 
Director Galle zur Ableitung des jährlichen Ganges der Temperatur zu Breslau?) aus 
85jährigen Tagesmitteln bedient hatte. Nach dieser Methode werden die Tageswerthe einer 
ganzen Woche zur Ermittlung des Werthes ihres mittelsten Tages in der Weise benützt, dass 
den entfernteren Tagen nur ein entsprechend geringerer rasch abnehmender Einfluss ein- 
geräumt wird, weil der Schluss von einem benachbarten Tage auf den Tag » durch die Mittel 
M,, M,,... wegen der vorkommenden Biegungen der Jahrescurve des meteorologischen Ele- 
mentes um so unsicherer wird, je weiter jener Tag sich von n entfernt. Man wird deshalb 
aus den zu vereinigenden Tageswerthen nicht einfach das arithmetische Mittel ziehen können, 
sondern hat das Mittel so einzurichten, dass die Beobachtungen mit grossen Fehlern seltener, 
die mit kleineren Fehlern öfter in der Beobachtungsreihe vorkommen und zwar entsprechend 
dem Gesetze der bekannten Wahrscheinlichkeits-Function 9 (4). 


1) Über die mittlere Temperatur zu Wien nach 90jährigen Beobachtungen. Sitzungsberichte der kais. 
Akademie der Wiss. 1866. 

2) Über die Temperatur zu Wien nach 100jährigen Beobachtungen. Sitzungsberichte der kais. Akademie 
der Wiss. 1878. ; 

3) Mittheilungen der königlichen Universitäts-Sternwarte zu Breslau über die bisher gewonnenen Resul- 
tate für die geograph. und klimatologischen Ortsverhältnisse, p. 48. Breslau 1879. 


40 


In einer besonders günstigen und zugleich einfachen Weise gestaltet sich hierbei in 
Betreff der Feststellung der Gewichte der einzelnen Beobachtungen die Benutzung von sieben 
neben einander liegenden Beobachtungen 


0040) NO Ja; 


wenn man d 12mal, c und e 9mal, b und f 4mal, « und 9 Imal in das arithmetische Mittel 
aus 40 Zahlenwerthen eingehen lässt und demnach W, nach der Formel 


M, = z (4444-90 1844-96-49) 


berechnet. Wenn man námlich zu den diesen Coefficienten 12, 9, 4, 1 entsprechenden Werthen 
der Function (4) 

0:564, 0'423, 0:188, 0:047 
die zugehörigen / nimmt 

0:00, 0:53, 1:03, 1:58, 
so sieht man, dass diese fast genau in gleichen Intervallen fortschreitend ebenmässig den 
Zeitabständen von » proportional sind. Wollte man auf strenge Genauigkeit Verzicht leisten, 
so könnte man auf eine leichte Weise das W, schon aus 5 Werthen nach der Formel 


M, = 643044443219) 
oder aus 3 Werthen nach der Formel 


My = p Be- 4d + 80) 
mit einiger Annáherung berechnen. 
Nach der oben bezeichneten Methode sind die Tagesmittel des Luftdruckes, der Tem- 


peratur, des Dunstdruckes, der relat. Feuchtigkeit, die Tagessummen der Niederschlagsmenge 
ausgeglichen und die ausgeglichenen Werthe zur Zeichnune der Curven verwendet worden. 


26. Lambert-Bessel'sche Formel. Eine vollstándigere Ausgleichung der beobach- 
teten Tageswerthe und in Folge dessen regelmässiger verlaufende Jahreseurven würde man 
durch die Anwendung der Lambert-Bessel’schen Formel erhalten. Ich habe es aber 
unterlassen mit Hilfe dieser Formel in der Ausgleichung der Werthe weiter zu gehen als es 
nach der einfacheren Methode gescheben ist, weil die Berechnung der Normalmittel für jedes 
Datum nach der Formel bei sámmtlichen Elementen sehr viel Arbeit erfordert hätte, die viel- 
leicht nicht einmal lohnend gewesen wäre, wenn man bedenkt, dass die Beobachtungen unter- 
localen Einflüssen stehen und dass man endlich mit einer weitgehenden Ausgleichung der 
Daten auch charakteristische Merkmale der Jahreseurve beseitigen kann. Solche mühevolle 
und langwierige Berechnungen können bei Darstellung des jährlichen Ganges einzelner Ele- 
mente, aber nicht bei Arbeiten, in welchen sämmtliche Elemente behandelt sind, ausgeführt 
werden. Ich habe mich deshalb in der vorliegenden Arbeit bloss auf die Berechnung; der Con- 
stanten der Lambert-Bessel’schen Formel nach Monatsmitteln und bei einigen Elementen 
daneben noch auf die Bestimmung der Minima, Maxima und Media beschränkt. 


41 


Die Formel wurde hier in der Form 
Y = W + u, sin ( + €)—- u, sin (Vy + 22) u, sin (vy |- 3x7) ... 
gebraucht, wo % den mittleren Jahreswerth, y den je dem » Monate entsprechenden Werth, 
x die Zeit in Graden ausgedrückt bedeutet. 

Bei 12 aequidistanten Werthen lassen sich die Constanten der Lambert-Bessel- 
schen Formel mit Leichtigkeit bestimmen. Unter Anwendung der Methode der kleinsten Qua- 
drate kommt man zu nachfolgenden Endgleichungen, aus denen sich die wahrscheinlichsten 
Werthe der Constanten ergeben: 


W, 

p A K Pe ak + a 
2 

pi = Ale sch 005 24... Hanoi come] 
2 : 3 

u=%l G sin 2— © sin 22 ... -k an sin (n — 1)z] 


ne leder, cos 22 —- a, cos 4z— ... + €n—1 608 2(n—1)z] 


[ a, sin 22 € sin 42 ... + An sin 2 (n—1)z] 


Da im vorliegenden Falle die Anzahl der Glieder 12 beträgt und sich in Folge dessen 
die Rechnungsoperation auf die Multiplication der gegebenen Mittelwerthe mit sinus und 
cosinus von 309 und 609 beschránkt, braucht man nicht alle Glieder der Gleichung zu be- 
rechnen, sondern man kann durch Vereinigung mehrerer Glieder Kürzungen vornehmen. 
Karlinski hat zur leichten Berechnung der Constanten nachfolgende Gleichungen abgeleitet.“) 


na +8+8 

= = [ro + R, cos 309 — R, cos 60°] 
-= = [rz +2, sin 309 L 2, sin 609] 
p 5 [R,-E(8, — 8) cos 609] 

de = [A + 4) sin 602] 


1 
D3 — ao — A] 


2) Rozprawy i sprawozdania z posiedzien Akademii Umiejetnosci w Krakowie VII. 1880, p. 59. 
6 


42 


Die in diesen Gleichungen vorkommenden Summen und Differenzen werden aus nach- 


folgender Zusammenstellung der monatlichen Mittelwerthe berechnet: 


(0) lí u III IV V 
VI XI X IX VII VII. 


Die Summen und die Differenzen dieser Werthe sind: 


s=0-+VI s, = MI+-IX roz O— VI r = II— IX 
s 1+ Al s, IV — VIII sl == M "= IV— VIN 
s—=H+X s- V +VI roz X 7, ZMV: 


Auf gleiche Weise werden auch die weiteren Summen und Differenzen berechnet: 


9 = 0+ 5 P R 8— 8 = "— 7 
IE >, — R=s—5, Z ls 


984 P 2 jk R s— 4 as 

Die Constanten u, %,, %,.. .%, Vo) % ... werden auf bekannte Weise aus 

MM Im rn 08 U 
bestimmt. 

27. Graphische Darstellung. In den beigegebenen Tafeln I—IV. wird der jähr- 
liche Gang der meteorologischen Elemente auf Grund der ausgeglichenen Tageswerthe dar- 
gestellt. Solche Curven bringen die im Laufe des Jahres vor sich gehenden Änderungen der 
meteorologischen Elemente mit allen ihren Eigenthümlichkeiten viel deutlicher zur Anschauung 
und bieten eine viel bessere Orientirung über dieselben dar als die blossen Zahlenreihen. 
Das richtige Bild vom jährlichen Gange der atmosphaerischen Erscheinungen können nur die 
Tages- resp. noch die Pentadenwerthe geben, durch die sonst übliche graphische Darstellung 
der Monatsmittel erhält man eine Jahrescurve, die von der wahren in vielen Stücken abweicht, 
namentlich werden in einer solchen Curve die Extreme abgestumpft und die Anomalien ver- 
wischt. Die Curven wurden auf metrisch eingetheiltem Papier in der Weise gezeichnet, dass in 
das Coordinatennetz die Tage des Jahres als Abscissen und zwar bei allen Elementen im 
Maasstabe von 1 mm auf 1 Tag, die Tagesmittel als Ordinaten und zwar im Maasstab von 
10 mm bei der Temperatur auf 1° C., beim Luftdruck und Dunstdruck auf 1 mm, bei der 
Bewölkung und der Windstärke auf 1 Grad der 10Otheiligen Scala ete. eingetragen worden 
sind. Bei der Temperatur, Luftdruck, Bewölkung, Niederschlagsmenge und Intensität wurden 
zur Zeichnung. der Jahrescurve 80jährige, bei der atmosphaerischen Feuchtiskeit, der Wind- 
vertheilung, der Häufigkeit der Stürme und Gewitter 40jährige Werthe verwendet. 


Bestimmung der Veränderlichkeit. 


28. In einzelnen Jahrgängen erfährt der jährliche Gang der meteorologischen Ele- 
mente mannigfache Abweichungen vom vieljährigen normalen Gange und es ist auch für 
die Ableitung dieses Ganges wichtie die verschiedenen Abweichungen zu bestimmen. Bei 
den Tages- und Pentadenmitteln habe ich in der vorliegenden Arbeit bloss die Störungen, 
welche nach Ausgleichung derselben zurückgeblieben sind und welche sich als regelmässig 


45 


wiederkehrend erweisen, angeführt und untersucht, bei den Monatsmitteln werden dagegen die 
Unregelmässigkeiten ausführlicher behandelt, indem dieselben für jedes Jahr der Beobachtungs- 
periode bestimmt und dann nach Betrag und Häufigkeit verfolgt worden sind. Zur Aus- 
führung der gleichen Arbeit bei den Tagesmitteln, wie es Hann in den „Untersuchungen 
über die Veränderlichkeit der Temperatur“ (Sitzungsberichte d. k. Akad. 1875) cethan hatte, 
wäre vorerst eine eingehendere Bearbeitung der einzelnen Elemente nöthig. 

Vor Allem wurden die Durchschnittswerthe aus den grössten und kleinsten Monats- 
mitteln der ganzen Reihe bestimmt und mit den aus der Periode sich ergebenden extremen 
Mittelwerthen verglichen. Wie wichtig es für die Erkenntniss der meteorologischen Er- 
scheinungen ist neben den vieljährigen Monatsmitteln überhaupt auch die Durchschnittswerthe 
aus den grössten und den kleinsten Monatsmitteln, sowie die Differenzen derselben die ape- 
riodische jährliche Schwankung abzuleiten, erhellt am besten bei den vieljährigen 
Monatsmitteln des Luftdruckes. So beträgt im 80jáhrigen Durchschnitte das Septembermittel, 
welches von allen 12 Monatmitteln am grössten ist, 745:0 mm, das kleinste Monatmittel, 
welches auf April fällt, 742-3 mm und die jährliche periodische Schwankung ist somit 2:7 mm. 
Dagegen wurde ohne Rücksicht auf die Periode das höchste Monatsmittel mit 749-4, das 
kleinste mit 7391 und daraus die aperiodische jährliche Schwankung mit 10.3 mm berechnet. 
Diese ist 3'Smal grösser als die periodische Schwankung, welche letztere in keinem einzigen 
Jahre beobachtet worden ist, indem sich die Schwankungen zwischen 5:0 und 18:6 mm be- 
westen. Würde man die jährlichen Änderungen des Luftdruckes bloss nach den vieljährigen 
Monatwerthen beurtheilen, so würde man darüber eine sehr irrige Vorstellung haben. Der 
geringe Betrag der periodischen Schwankung wird durch die Unbestindigkeit der extremen 
Monatsmittel, deren Eintritt nicht so sehr an gewisse Monate gebunden ist, sondern einen 
Spielraum von mehreren Monaten besitzt, verursacht. Um diesen Spielraum zu bestimmen, 
wurde bei jedem Elemente die Vertheilung der extremen Monatsmittel auf die einzelnen 
Monate angegeben. Das schwankende Auftreten der extremen Mittel hat Störungen in der 
Aufeinanderfolge der Monatsmittel zur Folge, die hier gleichfalls für jeden Jahrgang ermittelt 
und deren Häufigkeit bei jedem Elemente verfolgt worden ist. 

In Folge der häufigen Störungen in der Aufeinanderfolge der Monate geben die pe- 
riodischen Änderungen oft nur einen geringen Bruchtheil von den Änderungen der Monats- 
mittel überhaupt an, wie man sich überzeugen kann, wenn man die Differenzen des einen 
Monates zum nächsten im jeden Jahrgang bildet und das Mittel aus allen Jahrgängen mit 
der periodischen Änderung vergleicht. Die periodische Änderung ist nur der Rest, der 
nach Elimination der Störungen übrig bleibt und ist desto kleiner, je grösser die Störungen 
waren. Durch die periodischen Änderungen allein wird die Aufeinanderfolge der Monatsmittel 
und die Raschheit des Fortschreitens der meteorologischen Elemente von einem Monate zum 
anderen noch nicht ausreichend bestimmt und es ist zur besseren Erkenntniss des jährlichen 
Ganges der Elemente nöthig neben den periodischen Änderungen auch die aperiodischen zu 
berechnen. Diese aperiodische Veränderung ist die Differenz aus der Gesammtveränderung 
und der periodischen Änderung. Es wurde in der vorliegenden Arbeit für die Monatsmittel 
sämmtlicher Elemente sowohl die Gesammtveränderung als auch die periodische gegeben und 
daraus die aperiodische Veränderung abgeleitet. 

6* 


44 


29. Mittlere Anomalie. Neben den Differenzen der Monatsmittel aufeinander- 
folgender Monate wurden auch die Mittel der Abweichungen der Monate und der Jahre in 
den einzelnen Jahrgängen vom Gesammtmittel ohne Rücksicht auf das Zeichen oder die „mitt- 
lere Anomalie“ der Monats- und der Jahreswerthe der meteorologischen Elemente gebildet. 
Den kürzesten Weg zur Berechnung derselben gibt Kremser‘) in nachfolgender Weise an. 
Es ist die mittlere Abweichung offenbar 


»+4 AM—a9+MAX— M 


n n 


wo « diejenigen Werthe sind, die kleiner als das Mittel M, X diejenigen, welche grösser und 
i die Zahl der «, k die Zahl der X, n die Gesammtzahl bedeutet. Nun muss aber, wenn M 
richtig berechnet ist 


Q k 
Z(M— a) = — Z(X—M), oder M— Ze = — (ZX — kM); 
die mittlere Abweichung ist { 
2M — Zr) _ 2(ZX— kM) 
n E n : 
Die ganze Rechnungsoperation ist somit die: entweder addirt man diejenigen Werthe, 
die kleiner als die Mittel und zieht die Summe von dem dfachen Mittel ab, oder man addirt 


die grösseren Werthe und zieht davon die kfachen Mittel ab; jede dieser Differenzen mit = 
multiplicirt, gibt die mittlere Abweichung. 


30. Die Abweichungen der einzelnen Jahre können als Störungen betrachtet werden, 
die um so unwahrscheinlicher werden, je grösser sie sind. Sie dienen zugleich dazu, die wahr- 
scheinlichen Fehler zu berechnen, welche den Mittelwerthen einer »jáhrigen Reihe zu- 
kommen, und umgekehrt kann aus denselben auch die Zeitdauer, welche nöthig ist, um nor- 
male Werthe mit einer bestimmten Sicherheit zu erhalten, festgestellt werden. 

Der wahrscheinliche Fehler w des Mittels aus einer endlichen Zahl » von Beobach- 
tungswerthen einer bestimmten Grösse wird bekanntlich nach folgender von Gauss auf- 
gestellten Formel berechnet: 

(1) w = 0:61449.. Ve 
n(n — 1) 

So lange die Zahl der » Werthe, aus denen das Mittel gezogen wird, nicht sehr gross 
ist, wird man keinen Grund haben, von dieser sichersten Formel abzuweichen; bei einer 
grossen Anzahl » erscheint die Quadrirung der Abweichungen beschwerlich. Eine mühelosere 
Ableitung des wahrscheinlichen Fehlers kann anstatt aus der Summe der Fehlerquadrate aus 
der einfachen Fehlersumme 37 nach folgender Formel ?) - 


(2) eg, 


U Vn = 


2) Meteor. Zeitschrift 1884 p. 94. 
2) Siehe Prof. Dr. Sawitsch: „Methode der kleinsten Quadrate“ 1863, p. 170. 


45 


vorgenommen werden. Zwar reicht die Sicherheit der Bestimmung des wahrscheinlichen Fehlers 
auf diesem Wege nicht so weit als nach Ableitung aus der Summe der Fehlerguadrate, aber 
der Unterschied an sich ist nicht gross. 

An Stelle dieser letzteren Formel (2) hat G. Th. Fechner zur Bestimmung des 
wahrscheinlichen Fehlers die nachfolgende Formel,") die jetzt in der Meteorologie allgemein 
benützt wird, abgeleitet: 

; 1:195502 32 1195502 
(3) w= Tu = ——— v. 
V2n—1 n Vin— 1 

Bei der Anwendung der Formel kommt es darauf an den Coefficienten von v zu finden. 
Für » — 40 hat dieser Coefficient von v den Werth 013450, für n = 80 den Werth 0:09481, 
Da in der vorliegenden Arbeit entweder 40- oder 80jáhrige Mittelwerthe berechnet und die 
mittlere Anomalie derselben bestimmt worden ist, so erhált man den wahrscheinlichen Fehler 


w — 013450 . v für 40jáhrige Mittel 
—0:094819000 0080000 s 


Die Anwendung dieser Formel in der Meteorologie empfiehlt sich neben grosser Zeit< 
ersparniss vorzüglich durch die Einführung der mittleren Abweichung. Die Formel wird um 
so richtiger, je grösser ». Die Abweichungen der nach (1) und (3) berechneten Fehler sind 
für n=40 oder 1 = 80 nur klein und können für unsere Zwecke vernachlässigt werden. So 
z. B. beträgt für das 80jáhrige Jahresmittel der Temperatur der wahrscheinliche Fehler nach 
der Formel (1) 0:076, nach (3) 0'077; Formel (2) gibt abweichend davon 0'096 den Fehler 
viel grösser an. ; 

Die mittlere Anomalie wird nicht bloss zur Bestimmung der Sicherheit eines Mittel- 
werthes, sondern auch zur Auffindung der für eine bestimmte Genauigkeit normaler Beträge 
erforderlichen Länge der Beobachtungen benützt. Man kann etwa die Frage stellen, wie viel 
Beobachtungsjahre nöthig sind, um das Mittel auf +% sicher zu haben. Da nach den Regeln 
der Wahrscheinlichkeitsrechnung der wahrscheinliche Fehler eines mittleren Resultates der 
Quadratwurzel aus der Zahl der Beobachtungsdaten umgekehrt proportional zu setzen ist, so 
ist die Zahl 1, der Beobachtungsjahre, welche auf jedem Orte nothwendig wäre, um den wahr- 
scheinlichen Fehler w für » Jahre auf w, = 0'10 zu redueiren nach der Formel 

ww? 
N —N w® 
zu berechnen und wir bekommen bei 40jährigen Beobachtungen dafür den Ausdruck 4000 w?, 
bei 80jáhrigen 8000 w?, 

31. Die Bildung der Abweichungen der einzelnen Jahrgänge vom vieljährigen Mittel 
oder die Bestimmung der Anomalien empfiehlt sich noch aus anderen Gründen als den eben 
angegebenen; man kann nämlich aus der Combination der Abweichungszeichen und den Zu- 
sammenstellungen über die Aufeinanderfolge der Monate, Jahreszeiten und Jahre mit gleichen 
oder mit verschiedenen Anomalien, Schlüsse auf den Witterungscharakter kommender Monate 


!) Jubelband von Poggendorf’s Annalen 1873 p. 73. 


46 


und Jahreszeiten machen. Ich habe bei sámmtlichen Elementen nach der Combination der 
Abweichungszeichen die Wahrscheinlichkeit berechnet, mit welcher der nächste Monat im an- 
deren Sinne vom vieljährigem Mittel abweicht, als der laufende. Bei der Temperatur und der 
Niederschlagsmenge habe ich die Aufeinanderfolge der Jahrenzeiten und der Jahre ausführ- 
licher sowohl nach dem Betrage als nach der Dauer der Anomalie behandelt. 


II. Theil. 


Resultate der Berechnung und der Untersuchung. 


Jährlicher Gang des Luftdruckes. 


32. Der Luftdruck zeigt im Laufe des Jahres 2 Maxima und 2 Minima. Verfolet 
man die ausgeglichenen Tagesmittel Tab. 2, so erhält man für die Beträge und die Ein- 
trittszeiten der Extreme des mittleren Luftdruckes nachfolgende Resultate. 


Das Hauptmaximum 7458 mm im jährlichen Gange des Luftdruckes fällt auf den 
1. Jänner. Seine Eintrittszeit ist im Laufe der Zeit grösseren oder geringeren Schwankungen 
unterworfen. Nach der älteren Beobachtungsreihe fiel dasselbe verspätet auf den 8. Bebzuar, 
nach der neueren etwas verfrüht auf den 29. December. 


Das Hauptminimum 741'7 mm entfällt im Ganzen auf den 11. April; die älteren 
Beobachtungen haben den 17., die neueren den 9. April als die Eintrittszeit desselben er- 
geben. Sein Erscheinen in der jährlichen Periode ist weniger schwankend als das Erscheinen 
des Hauptmaximums. 


Das 2. Maximum 7455 mm im jährlichen Gang des Luftdruckes erscheint den 
16. September. Nach der älteren Beobachtungsreihe entfiel es verspätet auf den 3. October. 


Das 2. Minimum 742'8 mm tritt den 24.November ein; der neueren Reihe zufolge 
wurde es den 14. November, nach der älteren Reihe aber erst den 9. December beobachtet. 


Der geringe Unterschied im Betrage der beiden Maxima 0'30 mm zeigt, dass sich 
der Ort an der Grenze zwischen dem westeuropaeischen dem Seeklima angehörigen und dem 
osteuropaeischen kontinentalen Gebiete befindet. Der Unterschied im Betrage der beiden Mi- 
nima 742-8 und 741:7 mm ist dagegen 1:10 mm. ; 


Der Betrag der Amplituden des jáhrlichen Ganges des Luftdruckes nach Tagesmitteln 
beziffert sich auf 410 und auf 2'70 mm. 


Die Entfernung des 1. Maximums vom 1. Minimum beträgt 101 Tage, des 1. Mini- 
mums vom 2. Maximum 158 Tage, des 2. Maximums vom 2. Minimum 59 Tage, des 2. Mi- 
aimums vom 1. Maximum 47 Tage. Es nimmt somit der mittlere Luftdruck im Laufe des 
Jahres während 205 Tage zu und während 160 Tage ab. 


47 


Tabelle 1. 


Tagesmittel des Luftdruckes nach 80jährigen Beobachtungen 1800—1879. 
700 mm + 


Mai 


Juni 
Oktober 


Decemb. 


Novem. 


August 


SHE 


Daum 
Januar 
Februar 
März 
April 
Juli 


46:17 | 44-26 | 43-26 | 42-76 | 42-77 | 4443 | 43-42 | 43-86 | 44-69 | 44:06 | 44-30 | 43-16 
45:62 | 4428'| 43-89 | 42-26 | 42-92 | 44-25 | 43-72 | 4378 | 45:30 | 44-40 | 4447 | 4386 
| 45:78 | 4414 | 43:66 | 42-14 (42-73 43:72 | 43-61 | 43:75 | 45-47 | 45-46 | 44:06 | 4373 
| 45:42 | 45:03 | 43-92 | 42:78 | 42-34 | 43:42 | 43-83 | 43-24 | 45:05 | 46:03 | 44-37 | 43-67 
45-49 | 44-60 | 43:87 | 43:64 | 42-99 | 43-35 | 44-25 | 43-44 | 44-87 | 45:63 | 44-55 | 43-45 
45-72 | 43-87 | 43-29 | 43-66 | 42-94 | 43-40 | 4453 | 43:44 | 44-86 | 45-80 | 44-78 | 43-44 
46:11 | 4420 | 43-17 | 42-97 |42-75 |43 90 | 44-50 | 43-88 | 44-42 | 45:07 | 4489 | 4434 
45:50 | 45-09 | 42-10 | 42-43 | 42-48 | 43-69 | 43-90 | 43-79 | 44-63 | 43-75 | 44-25 | 44-00 
45:47 | 44-49 | 42:31 | 41-36 | 41-94 | 43:35 | 43-81 | 43-42 | 44-70 | 43-49 | 44-01 | 4400 
| 44-97 | 4490 | 42-89 | 41:42 | 42-20 | 43:26 | 43-75 | 43-66 | 44-63 | 43-90 | 44-44 | 44-73 
„14414 | 4483 | 43-47 | 40:95 | 49-79 | 43-75 | 43-85 | 4431 | 45-00 | 4391 | 43-86 | 44-99 
„| 44-39 | 44:62 | 42:74 | 41-73 | 42-46, 4408 | 43:46 | 45-10 | 45-46 | 43-81 | 4421 | 45-33 
„| 4475 | 4483 | 42:67 | 42-36 |42:02 43-63 | 43-85 | 44-62 | 45:48 | 44-66 | 4451 | 45-39 
14.| 4430 | 45-38 | 43:56 | 42-49 | 42-62 | 43-49 | 44-09 | 43-80 | 45-23 | 44-91 | 42-80 | 45-37 
15., 4414 | 4520 | 43-71 | 42-21 | 42-71 | 43-46 | 43-81 | 43:40 | 45:59 | 4462 | 42:54 | 4504 
16.) 4498 | 44-12 | 44-25 | 41-79 | 42-77 | 43-49 | 43:57 | 43-75 | 45-70 | 4402 | 42-70 | 43-91 
17. 45:50 | 43-90 | 44-15 | 41-00 |43-10 | 43-41 | 43-73 | 44-10 | 45-50 | 43-72 | 43-29 | 43-54 
18. | 45-69 | 44-33 | 42-96 | 41-67 43:01 | 43:86 | 43-28 | 44-60 | 45-07 | 43:61 | 4487 | 43:59 
19. | 4406 | 45:27 | 42-37 | 42-30 |43:25 | 43-91 | 43:07 | 43-97 | 45-11 | 43-89 | 4534 | 43-86 
20. | 43:02 | 45:23 | 42-37 | 42-74 | 43-53 43:60 | 42-43 | 43-72 | 45-24 | 4392 | 4454 | 44-36 
21.| 43-90 | 4469 | 42-15 | 42-36 | 43-27 | 43-81 | 42-81 | 43-80 | 4436 | 4438 | 43-82 | 44-38 
22.| 4454 | 4431 | 42-37 | 42-36 43:07 | 43:70 | 43:40 | 4395 | 4436 | 44-90 | 42-61 | 4391 
„14475 | 43-74 | 42-39 | 42-16 | 43:17 43:67 | 43:77 | 43-91 | 4454 | 4450 | 4920 | 43-59 
24.| 44-75 | 43-73 | 41:83 | 42-41 | 43-04 44-04 | 43:39 | 44-11 | 44-64 | 43-92 | 42-38 | 4469 
„| 45'01 | 44:02 | 41:67 | 4291 (42-78 | 4417 | 4328 | 4473 | 44-94 43:92 (4267 
26.| 44-82 | 42-70 | 42-34 | 42-90 | 42-88 | 43-78 | 43:54 | 44-82 | 45:57 | 4462 | 43-26 | 4451 
27.| 44-60 | 42-05 43:00 | 42-45 | 43:24 44:04 | 44-01 | 44-72 | 45:56 | 4428 | 49-82 | 4451 
28.| 44-37 | 42-39 | 49-30 | 41:89 | 43:45 |44:00 | 4422 | 44-90 | 44:77 | 4423 | 43:05 | 4441 
29.| 43-37 41:94 | 42-06 | 43-80 | 43-86 | 43-92 | 44-63 | 4456 | 4411 | 4288 | 4485 
30. | 43-75 42-39 | 42-27 | 43-31 | 43-64 | 43-72 | 44-75 | 4443 43-88 | 42-67 | 45:66 
131. 43-83 42-68 43-80 43:67 | 4452 | 43:56 


ERNEST E 


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wm O 


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© 


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ot 


48 


Tabelle 2. 


Ausgeglichene 80jáhrige Tagesmittel des Luftdruckes 1800—1879 in mm 


700 + 
B S BY ee | ae = 
1.| 458 | 441 | 434 | 42:6 | 425 | 43:9 | 43:8 | 43:7 | 449 | 44:9 | 442. | 433 
2.| 458 | 442 | 43:4 | 42:6 | 42:6 | 43:9 | 43:8 | 43:7 | 449 | 45:0 | 449 | 434 
3.| 457 | 443 | 434 | 42:7 | 497 | 43:8 | 43:9 | 43:7 | 449 | 451 | 443 | 43:6 
4.| 45:7 | 443 | 434 | 42:8 | 427 | 437 | 440 | 436 | 449 | 45:1 | 444 | 437 
5.| 45:7 | 444 | 434 | 42:8 | 42:7 | 43:6 | 441 | 436 | 449 | 45'1 | 444 | 438- 
6.| 45:6 | 444 | 43:3 | 42:7 | 42-7 | 436 | 441 | 43:7 | 448 | 450 | 444 | 43-9 
T. 45:6 | 445 | 432 | 426 | 42:7 | 43:6 | 441 | 43:7 | 44:8 | 44:8 | 444 | 440 
8. 454 | 446 | 431 | 423 | 426 | 436 | 441 | 43:8 | 44:8 | 445 | 444 | 449 
9.| 45:2 | 447 | 431 | 421 | 426 | 436 | 440 | 439 |:448 | 443 | 443 | 444 
10.|| 45:0 | 447 | 430 | 418 | 425 |. 43:6 | 439 | 440 | 449 | 442 | 442 | 446 
11.| 448 | 44:8 | 431 | 41:7 | 425 | 43:6 | 43:8 | 441 | 45:1 | 442 | 44:1 | 44-7 
12.| 448 | 448 | 43:1 | 41:7 | 425 | 43:6 | 43:8 | 442 | 452 | 442 | 439 | 448 
13.| 447 | 448 | 432 | 418 | 425 | 436 | 43:8 | 442 | 453 | 442 | 43:8 | 44:8 
14.| 447 | 448 | 43:3 | 41:9 | 426 | 43:6 | 43:8 | 44-1 | 45:4 | 442 | 435 | 44:7 
15.|| 447 | 447 | 43:3 | 419 | 42:7 | 43:6 | 43:8 | 440 | 455 | 442 | 435 | 447 
16.| 447 | 447 | 43:3 | 419 | 428 | 436 | 436 | 440 | 455 | 442 | 435 | 443 
17.|| 447 44:6 | 43:2 | 41:9 | 430 | 43:7 | 435 | 440 | 454 | 441 43:6 | 442 
18.| 44:6 | 446 | 431 42:0 | 43:1 | 43:8 | 43:3 | 440 | 453 | 441 43:7 | 441 
19.|| 44-5 | 446 | 42:9 | 421 | 432 | 43:9 | 431 | 440 | 451 | 441 437 | 441 
20.| 44:5 | 446 | 42:7 | 423 | 43:2 | 439 | 431 | 440 | 449 | 441 | 43:7 | 441 
121.| 445 | 445 | 425 | 49:3 | 432 | 43:9 | 43:1 | 440 | 448 | 442 | 43:6 441 
22.| 445 | 443 | 424 | 424 | 43:2 | 439 | 432 | 440 | 448 | 442 433 | 442 
123.| 445 | 440 | 423 | 425 | 432 | 439 | 43:3 | 441 | 448 | 442 | 49:8 | 443 
24.| 445 | 438 | 42:3 | 495 | 432 | 439 | 434 | 44:3 | 44:8 | 44:2 | 49:8 444 
125.| 445 | 436 | 423 | 425 | 432 | 43:9 | 43:6 | 445 | 449 | 442 | 49:8 | 445 
26.| 445 | 435 | 423 | 49:5 | 43:2 | 43:9 | 43:7 | 44:6 | 44:9 | 442 | 499 | 446 
27. 444 | 434 | 424 | 42-4 | 43:3 | 43:9 | 43:8 | 447 | 449 | 442 | 42:9 | 447 
28.| 443 | 43:4 | 424 | 494 | 434 | 439 | 43:8 | 447 | 44:9 | 442 | 43:0 | 44-9 
29.| 44:2 42:4 | 424 |43:6 | 43:9 | 43:8 | 44:7 44:8 441 | 43:0 ! 452 
30.1 44-1 42:5 | 49-4 | 43:8 | 43:8 | 43:8 | 447 | 448 | 441 | 451 | 455 
31.| 441 42-5 43:8 43:8 | 448 44:1 45:7 


a nit Pe 


49 


Am raschesten steigt der Luftdruck wáhrend der Zeit vom 2. oder Herbstminimum 
zum 1. oder dem Wintermaximum um 0'08 mm in einem Tage. Am raschesten sinkt der 
mittlere Luftdruck vom 1. Maximum zum 1. oder dem Frůhlingsminimum im Ganzen um 
0:04 mm pro Tag. Es sind somit die Änderungen im jährlichen Gange des Luftdruckes 
während des Winterhalbjahrs grösser, als während des Sommerhalbjahrs. Vom 11. April bis 
24. November ändert sich der mittlere Luftdruck im Ganzen nur um -+008 mm; vom 
24. November bis 11. April dagegen um + 0:05 mm für einen Tag. 

33. Es geschieht jedoch weder das Steigen noch das Fallen des mittleren Luftdruckes 
ganz regelmässig, sondern kommen in den verschiedenen Theilen der Luftdruckcurve Stö- 
rungen vor, von denen hier die hauptsächlichsten, die nicht zufällig, sondern beständig zu 
sein scheinen, näher in Betracht gezogen werden sollen. 

In dem langen aufsteigenden Aste der Curve vom 1. Minimum zum 2. Maximum ist 
besonders die Senkung in der zweiten Hälfte des Juli stark ausgebildet. Vom 15.—20. Juli 
sinkt das Tagesmittel von 743'8 auf 743:1 mm herab. Diese tiefe Einsenkung, welche den 
aufsteigenden Ast der Luftdruckcurve in zwei ungleich lange Theile spaltet, hat unzweifelhaft 
ihren Ursprung der sommerlichen Auflockerung des Luftdruckes bei der grössten Wärme zu 
verdanken. Sie macht sich je weiter nach Osten desto mehr bemerkbar, bis sie an Orten mit 
rein kontinentaler Lage als das Hauptminimum erscheint.‘) Gleichzeitig schwindet auch das 
sommerliche Maximum, so dass wir in einem kontinentalen Klima nur ein einziges Maximum 
im Jänner und ein einziges Minimum im Juli finden. Die Luftdruckextreme bei kontinentaler 
Lage entsprechen den Temperaturextremen. Hier finden wir also schon eine Andeutung zum 
kontinentalen Minimum im Juli. 

In dem absteigenden Ast der Luftdruckeurve vom 1. Maximum zum 1. Minimum trifft 
man auf eine bedeutende und lang dauernde Hebung, des Luftdruckes zwischen dem 1. und 
23. Februar, die ihre höchste Höhe den 13. Februar mit 0'7 mm erreicht. Diese Hebung, welche 


sich durch ihren Betrag und durch ihr häufiges Erscheinen bemerkbar macht, wird von einer 


grösseren Heiterkeit des Himmels und von einem der srössten Kälterückfälle, der Februar- 
kälte, begleitet. Sie ist ohne Zweifel auf die Verspätungen des Luftdruckmaximums zurück- 
zuführen, wie daraus zu ersehen ist, dass nach der älteren Beobachtungsreihe das Haupt- 
maximum erst auf den S. Februar entfiel. Es erscheinen um diese Zeit häufig Anticyklonen, 
welche eine grössere Heiterkeit des Himmels gleichzeitig mit einer grösseren Kälte bringen. 

Die anderen Unregelmässigkeiten im jährlichen Verlauf des Luftdruckes wie z. B. die 
Senkung von 13.—28. December, die Hebungen von 1.—7. October, von 2.—11. November 
etc, sind minder bedeutend als die oben angeführten und dürften mit der Länge der Be- 
obachtungsdauer verschwinden. 

Über dem Jahresmittel hält sich der Luftdruck vom 6. December bis 23. Februar, 
vom 20. Juni bis 10. Juli, vom 9. August bis 12. November im Ganzen 197 Tage. Unter dem 
Gesammtmittel bleibt er im Ganzen 168, um 29 Tage weniger. Der Luftdruck sinkt somit 
tiefer unter das Mittel, als er sich über dasselbe erhebt; zur Zeit des Minimums steht er 
2:2 mm unter, zur Zeit des Maximums 19 mm über demselben. 


1) Über den jährlichen Gang des Luftdruckes in verschiedenen Gegenden siehe Woeikof’s: Klimate 
des Erdball’s I., Tab. VIII. 


7 


50 


34. Pentadenmittel. Nach den in der Tab. 3 enthaltenen ausgeglichenen Werthen 
entfällt das grösste Pentadenmittel auf den 1.—5. Jänner mit 745’4 mm, das kleinste auf 
11.—15. und 16.—20. April mit 742-1 mm. Der Unterschied beträgt 9:3 mm. Das dem sommer- 
lichen Maximum entsprechende Pentadenmittel findet man vom 13.—17. und vom 18.—22. 
September mit 7451 mm und das dazu zugehörige kleinste Pentadenmittel 7432 mm den 
27. November bis 1. December. Die Differenz dieser beiden Mittel beziffert sich auf 1:9 mm. 
Die unausgeglichenen Werthe ergeben als Maxima 7457, 7455 mm und als Minima 7419, 
742:6 mm; die Amplituden sind dann 3:8 und 2:9 mm. 

Dem Jahresmittel 743:8 mm am nächsten stehen die Pentadenmittel vom 25. Februar 
bis 1. März, dann alle Juni- und Julipentaden mit Ausnahme vom 21.—25. Juli, die Pentaden 
im August bis 23., die Novemberpentade 13.—17. und die Pentade von 2.—6. December. 

Während der Sommermonate Juni, Juli und August bleibt also ' der mittlere Baro- 
meterstand durch längere Zeit nahe auf derselben Höhe, welche sich nur wenig von der nor- 
malen unterscheidet. Grössere Abweichungen finden wir nur in der zweiten Hälfte des Juli, 
wo der Barometerstand etwas tiefer unter das Jahresmittel sinkt und zu Ende August (vom 
22.),wo er sich über dasselbe erhebt und dann rasch zum Septembermaximum ansteigt. Diese 
Erhebung des Barometerstandes zu Ende des Sommers bringt auch einen Umschlag in der 
Witterung hervor; mit ihrer Einstellung weicht das sommerliche Regenwetter dem klaren 
Herbstwetter. 

Nach den Zahlen der Tab. 4 entfallen die kleinsten Änderungen des mittleren Luft- 
druckes auf die Monate Mai—September durschschnittlich mit 1:39 mm in fünf Tagen; 
während der übrigen Monate October—April beträgt die fünftägige Durchschnittsänderung 
+ 2:08 mm. Die grössten Änderungen entfallen auf die Pentade von 16.—20. Jänner + 4-26 
und auf die Pentade von 17.—21. November + 3'785 mm. Am raschesten fiel der mittlere 
Barometerstand während der Pentade von 6.—10. April mit 2-71 und am raschesten stieg er 
während der Pentade von 27.—31. December mit 1:66 mm. 

Von den Störungen im jährlichen Gange des Luftdruckes blieben die hauptsächlichsten, 
wie die Erhebung im Februar und die Senkung im Juli auch in den Pentadenmitteln bestehen. 
Nach den ausgeglichenen Pentadenmitteln Tab. 3 trifft die Hebung die drei Pentaden von 5. 
bis 19. Februar und die Einsenkung die Pentaden von 15.—24. Juli. 


35. Monatsmittel des Luftdruckes für die 80jáhrige Periode 1800—1879 aus den 
Tagesmitteln der Tab. 1 abgeleitet sowohl für die bürgerlichen 'als auch für die normalen 
Monate von 30:42 Tagen sind folgende: 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 


B. M. 74481 74429 742:89 742:28 .742:91 74374 74369 74408 74499 74436 74371 744:36 
N. M. 74483 74421 742.83 74229 742:97 74370 74370 74410 74497 74436 74368 74440 
Differenz — 0:02 0:08 0:06 — 0:01 — 0:06 0:04 — 0:01 — 0:02 0:02 0:00 0:03 — 0:04. 


Eine Sonderung der mittleren Werthe nach bürgerlichen und nach Normalmonaten 
ist, da die Differenz zwischen denselben verschwindend klein ausfällt, unnöthig und werden 
deshalb in der weiteren Ausführung der Arbeit nur die Werthe für,die bürgerlichen Monate 
berücksichtigt. 


i 


Tabelle 3. 
Fünftägige Mittel des Luftdruckes 1800—1879. 700 mm + 

- = i - (=== 
k | Beo- | Aus- ] Beo- | Aus- = | Beo- | Aus- | ; | Beo- | Aus- | 

| ze bacht. | gegl. Bee bacht. | gegl. Zt bacht. | gegl. AN bacht.| gegl. 

3. Jänner | 457 | 454 | 3. April | 427 | 425 2. Juli | 437 | 43:9 | 5. Oktob. | 456 | 448 

EBENE: 45:6 | 452 | 8 „ 424 | 423 ae 442 | 439 | 10. „ | 43:8 | 445 

ISOR, 44.4 | 449 || 13. „ 41.9 | 421 | 12. z 438 | 438 | 15. „ 44:6 | 44-3 

UBS 5 447 | 446 | 18. „ 419 | 421 | 17. „ 435 | 436 | 20. „ 442 | 443 

ABS 446 | 445 | 23. „ 494 | 49:3 | 22, „ 432 | 435 | 25. z 44:3 | 449 

Dane 449 | 444 | 28. „ 42:3 | 494 | 27, „ 43:8 | 436 | 30. %„ 44:0 | 442 

2. Februar | 443 | 444 3. Mai 42:7 | 42:5 1, Aug. || 43:8 | 43:7 4. Novemb.| 445 | 442 

ka ka 44:5 | 445 Sa; 42:5 | 42:6 ER 43:6 |438 | 9. „|| 443 | 44-1 

ee 44:9 | 446 | 13. „ 49:5 | 427 | 11. d 44:3 | 439 | 14., || 434 | 439 

TU 44-6 | 445 | 18. „ 43:1 | 429 | 16. „ 43:9 | 440 |19. „ | 444 | 436 

anne 44:3 | 440 || 23. „ 431 | 482 | 21. „ 43:9 | 442 |24 „ 42:6 | 433 

EIER 44:9 | 436 | 28. „ 43:3 | 434 | 26. „ 447 | 444 |29. „ 42:9 | 432 

4. März 48:7 | 43:3 | 2. Juni | 43:9 | 436 | 31. „ 448 | 447 | 4. Decemb.| 43:6 | 437 

GES“ 498 132 | 7. „ 43:5 | 437 5. Sept. | 449 | 449 | 94. „ 444 | 443 

VA 434 | 430 | 12, „ 43:6 | 436 | 10. „ 449 | 450 |14. „ 45:0 | 445 

195 42:8 | 428 | 17. „ 48:6 | 437. | 16. „ 455 | 451 |19. „ 440 | 444 

Du, 42:1 | 425 | 2. „ 43:8 | 438 | 20. „ 44.8 | 451 | 24. %„ 44:3 | 446 

207 42:5 | 425 | 27. „ 44-0 | 439 | 25. „ 451 | 448 |29. „ 451 | 45:0 

| 30546: 447 | 45:0 
Tabelle <. 
Anderungen des Luftdruckes innerhalb von fünf Tagen in mm 
| 

Zeit mm | mm | Zeit mm | mm Zeit mm | mm Zeit mm | mm 
1.—5. Jän. — 0:45 41-40) 1.—5. April | 0:90 + 2:14 30.—4. Juli | 06114 1'27128,—2. Okt. | 0'594 221 
6.—10. „ |-1:58) 236| 6.—10. „ |-271] 283| 5—9. „ 0:50) 1706| 3—7. „ |(—171 319 
Mo 0:84 206|11.—15. „ 0:84| 2:10110.—14. „ 0:06| 1:40) 8.—12. „ | 0911 1-63 
16.—20. „ |— 108| 426|16.—20. „ 0:57) 2:91115.—19. „ |—138 1:70|13.—17. „ |—105| 155 
21.—25. „ 0:92 1:30121.—25, „ 0:54 0:96 20.—24. „ 0:95 1'93|18.—22. „ 0:89| 1-69 
26.—30. „ |—0'99 191,26.—30. „ |— 0:13] 1'89)25.—29, „ 0:44] 1:44123.—27. „ |— 027) 167 
31.—4. Feb.| 0:77 191| 1.—5. Mail— 0:13] 1:33|30.—3. Aug.|—058| 0761 28.—1. Nov. | 0:24 1:58 
B,—9. „ || 0:30) 2:96) 6—10, „ |—015l 185| 4—8. „ 0:18. 1110| 2.—6. „ 0:42. 124 
10.—1A. , 0.301 122|11.—15, „ |—0'02| 1:52) 9.—13. „ 0:38| 2:98) 7—11. „ |—132 224 
15.—19. , 0:03 2'71|16,—20. „ 0501 1'20114.—18,. „ 017| 223|12.—16. „ |—092| 3:02 
20.—24. „ |— 121, 179|21.—25. „ |—0'39| 0:79.19.—23. „ 014 0'72|17.—21. „ |— 168, 3:78 
25,—1. Märrı— 1:13) 3'07|26.—30. „ 0:92|  1:90|24.—28. „ 0:52) 1'261 22.—26. „ 021 191 
2—6. „ |—0'72| 124| 1.—4.Junil— 045] 1'7129.—2. Sept.| 0'841 1'30|27.—1. Dec. | 104 180 
7—11.„ |—053| 307 5—9. „ |—009| 119, 8.—7. „ 12-084 126 2—6. „ 0:48, 132 
12.—16. „ 141) 175|10—14 „ 020° 144 8—12. „ |— 085, 099, 7.—11. „ 0:99 167 
17.—21. „ |—178 2:22 15.—19. „ 014] 092 13.—17. , |—041| 135|12—16. „ |—-179 191 
22.—26. „ |—063| 2:07 20.—24, „ 047| 0.9518.—22. „ |—053| 123|17.—21. „ 0:37) 131 
27,—31. „ |—0'24 188|25.—29. „ |— 055 1'07|23.—27. „ 0:23] 1:83|22.—26. „ |— 0:58 162 
| al 1:66 186 

| 


7 


* 


52 


Die grössten Monatsmittel entfallen auf September 74499 und auf Jänner 74481 mm; 
die kleinsten auf April 74228 mm und auf November 743'71 mm. 

Die Schwankung zwischen dem Maximum im September und dem Minimum im April 
beträgt 2:71 mm und zwischen dem Maximum im Jänner und dem Minimum im November 
110 mm. 

Als Gesammtmittel ergeben die 80jáhricen Beobachtungen 743:84 mm; die älteren 
40jährigen ein etwas grösseres 74403 mm, die neueren 40jährigen dagegen ein etwas klei- 
neres Mittel 74365 mm. Dem Jahresmittel am nächsten kommen die Monatsmittel der 
Sommermonate Juni—August und das Monatsmittel im November. Über dem Jahresmittel 
befinden sich die Mittel der Monate von August bis Februar mit Ausnahme von November, 
unter demselben die Mittel der Monate von März bis Juli. Die Abweichungen der Monats- 
mittel vom Jahresmittel sind folgende: 

Jänner Februar März April Mai Juni Juli Ausust Sept. Oktober Nov. Dec. 
1097 045 —09%5 —156 —093 —010 —015 -+024 14115 -+052 —013 052. 

Das kleinste Monatsmittel sinkt um 0:41 mm tiefer unter das Jahresmittel, als sich 
das grösste darüber erhebt. 

Die Depression des Luftdruckes in der Mitte des Sommers macht sich auch bei den 
Monatsmitteln bemerkbar, indem das Julimittel im Ganzen kleiner erscheint, als das Mittel 
im Juni. Sie ist aber noch nicht so stark ausgebildet, um, wie es weiter nach Osten ge- 
schieht, das Sommermaximum in zwei kleinere Maxima zu trennen. In manchen Perioden 
wird, da sich die Depression nur auf die zweite Hälfte des Monats erstreckt, das Julimittel 
grösser als das Junimittel. Nach Kreil,!) welcher die Beobachtungsreihen von Prag, Wien 
und Mailand in Bezug auf diese Erscheinung untersucht hatte, war in einer 60jährigen Be- 
obachtungsdauer der Luftdruck während der ersten 30 Jahre im Juni grösser als im Juli, in 
den letzten 30 Jahren in Gegentheile kleiner. Kreil glaubt, dass diese Schwankung perio- 
disch sei und dass sie ungefähr eine Dauer von 60 Jahren habe. i 

Die oben angeführten 80jährigen Monatsmittel des Luftdruckes wurden der Berechnung 
der Constanten der Lambert-Bessel’schen Formel zugrunde gelegt. Man erhält zur Dar- 
stellung der jährlichen Periode des Luftdruckes die folgende Formel: 


B, — 143:843 | 0:824 sin (1669 5"— x) 40528 sin ( 65° 22) 
— 0'490 sin ( 55° 24° + 3%) + 0:154 sin (2019 55’ | 4x). 
Die nach dieser Formel berechneten Normalmittel des Luftdruckes sind: 


Jänner Februar März _ April Mai Jwi Juli August Sept. October Nov. Dec. 
74486 74413 742095. 74223 74993 743075 74366. 74413 74495 74439 748071. 74436. © 
Der Winkel ist in der oben angeführten Formel vom 15:22. Jänner gezählt; wollen 
wir aber den Winkel vom 1. Jänner rechnen, so müssen wir die Winkel-Constanten in der 
Reihe um 15°, 30° u. s. w. verkleinern. Wir erhalten dann: 
B/ — 143-843 + 0'824 sin (151° 59 + &)-1 0523 sin ( 35° 2' | 2x) 
-+ 0490 sin ( 10° 24° + 3x) 4 0:154 sin (1419 55’ + 4x). 


1) Klimatologie von Böhmen p. 320—325. 


53 


Die nach der Formel berechneten wichtigsten Elemente des jährlichen Ganges sind: 


1. Maximum 74496 mm den 20. September 


1. Minimum 74223 „ ,„' 15. April 
2. Maximum 74486 „ „ 14. Jänner 
2. Minimum 74371 „ „15. November. 


Die Media erscheinen den 25. Februar, 4. August, 4. und 27. November. Der Betrag 
der Amplituden ist 2:73 und 1'15 mm. 


36. Vergleicht man die hier aus den Monatsmitteln gewonnenen Resultate des jähr- 
lichen Ganges des Luftdruckes mit den Resultaten aus den Tagesmitteln, so findet man nicht 
unbedeutende Unterschiede. Es sind zwar die Unregelmässigkeiten aus den Monatsmitteln 
verschwunden, damit erscheinen aber auch die Extreme zu viel abgeschwächt, und in Folge 
dessen die Amplituden viel kleiner, als bei den Tagesmitteln. 

Ferner ergeben die Monatsmittel das Maximum des Luftdruckes im September, während 
es nach den Tagesmitteln entschieden auf den Jänner fällt. Das Januarmittel ist nach 80- 
jährigen Beobachtungen um 0-18 mm kleiner als das Septembermittel. Überhaupt ist der Be- 
trag und auch des Eintreffen des Hauptmaximums nach den Monatsmitteln viel unsicherer zu 
bestimmen, als nach den Tagesmitteln, wie aus der Vergleichung der beiden Beobachtungs- 
reihen und zwar unter I. der älteren 1800—1879 und unter II. der neueren 1840—1879 zu 
ersehen ist. 

Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
I. 74458 74462 | 74343 74247 74329 74411 74394 74439. 74512. 74499 7483-87 743049 
II. 74504 74396. 74235 742008 74253 74337 74343 743:67 74480 748073. 74355 74523 

Wáhrend nach den Tagesmitteln in beiden Reihen das Hauptmaximum entschieden 
auf die Wintermonate (den 8. Februar und den 29. December) und das 2. Maximum auf den 
September fällt, behauptet in der älteren Beobachtungsreihe und in der 80jáhrigen Gesammt- 
reihe das Septembermittel den Vorrang vor dem grössten Mittel der Wintermonate. 

Der hier abgeleitete jährliche Gang des Luftdruckes stimmt mit dem Gange der Luft- 
temperatur nur in wenigen Stücken, da sich hier sowohl kontinentale als auch maritime 
Verhältnisse geltend machen, überein. Ausser dem, dass das Maximum des Winters mit dem 
Temperaturminimum zusammenfällt, werden bei grösstem Luftdruck die kleinsten Temperatur- 
änderungen von einem Tage zum anderen und bei den niedrigsten Ständen im April und 
November die grössten Änderungen beobachtet. 


37. Einfacher und auch mit dem jährlichen Gang der Lufttemperatur übereinstim- 
mender gestaltet sich der jährliche Gang des Luftdruckes bei ganz klarem Himmel. 
Die Berechnung der Monatsmittel des Luftdruckes aus den Mitteln der ganz heiteren Tage 
während 1840—79 ergab folgende Resultate, aus denen der Gang hinlänglich ersichtlich wird. 

Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
75347 75168. 748:37 748.04 746950 74611. 74600 74553. (74733 74957 753927 75291. 

Das Jahresmittel wurde mit 749'06 mm berechnet und ist um 5'22 mm höher, als 

das aus den Gesammtbeobachtungen abgeleitete Mittel. 


54 


Der jährliche Gang zeigt nur ein Maximum im Jänner mit 753:47 mm und ein Mi- 
nimum im August 74553 mm, Das Maximum des Luftdruckes entspricht hier genau der 
Epoche des Temperaturminimums, das Minimum nahe der Epoche des Temperaturmaximums 
und wir sehen hier einen umgekehrten jährlichen Gang wie bei der Lufttemperatur, indem mit 
dem Steigen der Temperatur ein Fallen und umgekehrt mit dem Fallen der Temperatur ein 
Steigen des Luftdruckes verbunden ist. Die Luftdruckverhältnisse wären hier bei ganz klarem 
Himmel so einfach wie an Orten mit rein kontinentaler Lage. : 


Die Amplitude ist 7:94 mm bedeutend grösser als bei den 40jährigen Monatsmitteln, 


Es stellt sich das Verhältniss zwischen den beiden Amplituden auf 7:94:3:15= 252 heraus. 

Der Luftdruck an ganz heiteren Tagen ist in allen Monaten bedeutend höher als im 
Mittel aller Tage wie aus den nachfolgenden Differenzen der Mittel aus ganz heiteren Tagen 
und den oben zusammengestellten 40jährigen Mitteln (1840—1879) zu ersehen ist. 

Jänner Februar März April. Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec, 
BASma 0021101025070 0003: 2 TA ZD 80253 384912685 

Der Gang der Unterschiede schliesst sich genau an den Gang des Luftdruckes bei 
ganz hinterem Himmel an. Sie sind am grössten im November und im Jänner 8—10 mm 
und am kleinsten im August nicht ganz 2 mm. 

38. Die Vertheilung des Luftdruckes in unseren Breiten nach den Jahres- 
zeiten hängt hauptsächlich von der Vertheilung von Land und Wasser in der Weise ab, dass 
allgemein im Winter der höhere Luftdruck über dem Lande, im Sommer umgekehrt über dem 
Wasser herrscht. Die Grösse und der Gang der Veränderungen wird deshalb nicht durch die 
geographische Breite, sondern durch die maritime oder kontinentale Lage des Beobachtungs- 
ortes bestimmt. Die grössten und regelmässigsten Veränderungen im jährlichen Gange des 
Luftdruckes findet man auf den Continenten. 

Nach den für die einzelnen Monate konstruirten Isobarenkarten von Europa !) hält 
sich über dem europaeisch-asiatischen Continente ein höherer Luftdruck als über dem atlan- 
tischen Ocean während des ganzen Winterhalbjahrs von October bis März. Das Luftdruck- 
maximum in Osten ist besonders stark ausgeprägt in der Mitte des Winters im Jänner, in 
welchem Monate die Isobaren am meisten zusammengedrängt sind. Im April und Mai findet 
ein Übergang von der Vertheilung des Luftdruckes im Winter zu der Vertheilung im Sommer 
statt; durch die rasch erfolgende Erwärmung des Continentes wird das Maximum über dem- 
selben abgeschwächt und erscheint weiter gegen Norden und Westen vorgerückt; der Zwischen- 
raum zwischen den Isobaren ist sehr gross. In den Monaten Juni, Juli und August ist die 
Vertheilung umgekehrt wie im Winter, das Maximum des Luftdruckes befindet sich im Westen 


über dem Meere und im Osten auf dem Continente herrscht unter dem Einfluss der Insola- 


tion niedriger Luftdruck. Der Monat September zeigt ein zweites Moment des Überganges, 
das Maximum des Luftdruckes ist zum zweitenmale in Mitteleuropa auf seiner Rückreise 
gegen den Osten begriffen. 

Im jährlichen Verlauf des Luftdruckes zu Prag machen sich beide Maxima und zwar 
im Winter das kontinentale und im Sommer das maritime geltend. Die doppelte Wendung 


1) Rykatchef: La distribution de la Pression atmosphéric dans la Russie d’Europe. Repertorium für 
Meteorologie Bd. 4; Hann, Atlas der Meteorologie. 1837. 


ng = 


D5 


im jährlichen Gang des Luftdruckes hat nicht ihre Ursache, wie man früher glaubte,') in dem 
ungleichen Drucke der atmosphärischen Luft und der atmosphärischen Feuchtigkeit, sondern 
resultirt aus der Vertheilung des Luftdruckes um den Beobachtungsort. Von den beiden Ma- 
ximis, welche hier nahe an Grösse gleich sind, trifft das kontinentale die Mitte des Winters, 
das maritime aber, welches ein Steigen des Luftdruckes gerade in den heissesten Monaten 
verursacht, erreicht hier den grössten Werth Ende Sommer und Anfang Herbst. Da die beiden 
Maxima die extremen Jahreszeiten treffen, so ist damit das Erscheinen der Minima in den 
Übergsangszeiten Frühling und Herbst gegeben. Das Frůhlingsminimum ist tiefer als das 
Herbstminimum, weil zu seiner Ausbildung eine längere Zeit vorhanden ist, als zu der des 
Minimums im Herbst; denn es beträgt die Entfernung der das 1. Minimum einschliessenden 
Maxima 259, die Entfernung derselben bei der Einschliessung des 2. Minimums dagegen nur 
106 Tage. 

Der einfache jährliche Gang des Luftdruckes bei wolkenlosem Himmel beruht darauf, 
dass die vorübergehenden Maxima, welche heiteres Wetter bringen, im Winter viel beträcht- 
licher ausgebildet sind als im Sommer. 

39. Extreme des Luftdruckes. Das mittlere Monatsmaximum des Luftdruckes er- 
reichte nach der älteren Reihe 1800—1839 den höchsten Werth im Jänner mit 757'96 mm 
und den kleinsten im Juli 750'51 mm, nach der neueren Reihe den höchsten Werth 758:68 
im December, den niedrigsten im Juli 750'79 mm. Es zeigt somit nur eine einfache Wendung 
ebenso wie das mittlere Minimum. Dieses hatte während der ersten 40 Jahre den höchsten 
Werth 735:63 mm im August und den niedrissten im Jänner 727'23 mm, während der zweiten 
40 Jahre den höchsten Werth gleichfalls im August 73480 mm und den niedrigsten im März 
726:07 mm erreicht. 


Gang der mittleren Monatsextreme während 1800—1879. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Maximum 75772 5615 56:08 52:80 5140 5118 5072 5109 5372 5497 55:97 57-73 
Minimum 2777 28:07 26:97 29:09 32:06 3411 3486 3522 33:83 2957 2842 28:45 
Differenz 29:95 2808 29:11 2371 1934 1707 15:86 15:87 1989 2540 2755 29:28. 


Die mittlere Schwankung der Monatsextreme ist am grössten im Jänner 29-95 mm, 
am kleinsten im Juli 15:86 mm und August. Das mittlere jährliche Maximum beträgt nach 
den älteren Beobachtungen von 1800—1839 76013 mm, das Minimum 72324 mm, die mitt- 
lere Schwankung 36:89 mm; nach den neueren Beobachtungen 1840—1879 beziffert sich das 
Maximum auf 761:45, das Minimum auf 72002 und die Schwankung auf 41:43 mm. Das 
absolute Maximum trat während der älteren 40jährigen Periode den 8. Februar 1821 mit 
76881, das absolute Minimum den 2. December 1806 mit 709-32 mm, während der neueren 
40jährigen Periode das Maximum den 27. December 1840 mit 766'24, das Minimum den 
26. December 1856 mit 713'20 mm auf, Die absolute Schwankung ist 59:49 mm, 

Die Eintrittszeit des absoluten jährlichen Maximums fällt im Mittel aller 80 Jahre 
auf den 24. Jänner (ältere Reihe 7. Februar und die neuere 10. Jänner), des Minimums den 
12. Februar (28. Jänner bis 27. Februar). Als Grenzen für die Eintrittszeiten beider Extreme 


!) Fritsch, Grundzüge einer Meteorologie von Prag p. 51. 


56 


erhalten wir für das Maximum den 1. October 1870 und den 19. April 1806, für das Mi- 
nimum den 2. October 1871 und 29. April 1813. Die Häufigkeit des absoluten Maximums in 
den einzelnen Monaten war: October 3, November 1, December 13, Jänner 31, Februar 15, 
März 18, April 1; des Minimums: Oktober 4, November 2, December 6, Jänner 19, Februar 
15, März 23, April 11. 

40. Veränderlichkeit der Monatsmittel des Luftdruckes. Vergleicht man die 
Durchschnittswerthe aus den höchsten und den niedrigsten Monatsmitteln des Luftdruckes 
während der Periode 1800—1879, oder die aperiodischen Maxima, Minima und Schwankungen 
mit den oben abgeleiteten periodischen, so findet man beträchtliche Abweichungen. Das ape- 
riodische, aus den grössten und den kleinsten Monatsmitteln gebildete Maximum und Minimum 
7149-35, 739:07 mm weicht von dem periodischen Maximum und Minimum um 4536 und 3:21 mm 
ab. Die aperiodische Schwankung der Monatsmittel des Luftdruckes ist 10:28: 2:71 = 3'79mal 
grösser als die periodische. Wie aus den Differenzen der extremen Monatsmittel hervorgeht, 
kam die periodische Schwankung 2:71 mm in keinem einzigen Jahrgang vor. Die Unterschiede 
der extremen Monatsmittel waren in allen Jahrgánsen der 80jáhrigen Periode 1800—1879 
grösser als 2:71 und zwar so, dass der kleinste von diesen Unterschieden 5:02 mm betrug. 
Es schwankten während der ganzen Beobachtungszeit die Differenzen der extremen Monats- 
mittel zwischen 5:02 im Jahre 1816 und 1858 mm im Jahre 1879. Die grossen Änderungen 
zeigen schon von kontinentalen Luftdruckverhältnissen des Beobachtungsortes. Von den höchsten 
Monatsmitteln näherte sich nur eines (Jahrgang 1816 744:76 mm) dem periodischen Ma- 
ximum und von den kleinsten Monatsmitteln nur die im Jahre 1834 mit 742:93 und 1855 mit 
74235 mm dem periodischen Minimum; sonst waren in allen Jahrgängen die höchsten 
Monatsmittel grösser als das periodische Maximum und die niedrigsten Monatsmittel kleiner 
als das Minimum. 

Die grossen Differenzen zwischen den periodischen und den aperiodischen Verände- 
rungen des Luftdruckes erklären sich aus dem schwankenden Auftreten der grössten und 
kleinsten Monatsmittel. In den einzelnen Jahrgängen trifft das kleinste Monatsmittel sehr 
selten den April und das höchste Mittel noch seltener den September, sondern sind beide 
sehr oft auch noch auf andere Monate vertheilt, wie aus der nachfolgenden Übersicht zu er- 
sehen ist. 


Häufigkeit der extremen Monatsmittel in Procenten. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb 


1. Max. 18 19 6 8. = 1 — — 11 12 9 z1 
MnO 9 SLO 4 4 2 1 — 6 15 16 
2. Max. 14 10 11 2 1 6 8 5 17 11 4 11 
22 Min 29 6 3. 10. 10 U 7 2 2 5 8 14. 


Aus den Háufigkeitszahlen, welche zeigen, wie oft in 100 Jahren die extremen Monats- 
mittel einen jeden Monat treffen können, geht hervor, dass das höchste Monatsmittel nur in 
11 Fällen von 100 dem September zukommt und dass dieser Monat in Bezug auf das Auf- 
treten des grössten Monatsmittels anderen Monaten, December, Februar, Jänner und October 
nachsteht. Man kann für das Eintreffen des grössten Monatsmittels im September nur mit 


57 


einer Wahrscheinlichkeit von 0:11 rechnen. Dass aber trotzdem dieser Monat im vieljährigen 
Durchschnitte das grösste Mittel aufweist, ist dem Umstande zuzuschreiben, dass sich der mitt- 
lere Luftdruck im September ziemlich gleichbleibt, wie das häufige Auftreten des zweitgrössten 
Mittels und das seltene Erscheinen kleiner Mittelwerthe beweist. Die Wintermonate, in denen 
die höchsten Mittelwerthe viel häufiger als im September vorkommen, haben daneben auch 
sehr oft die kleinsten Mittelwerthe aufzuweisen, welche dann das vieljährige Mittel her- 
abdrücken. 

Was die einzelnen Jahreszeiten betrifft, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass das höchste 
Monatsmittel den einen oder den anderen Monat trifft, sehr verschieden. Die geringste Wahr- 
scheinlichkeit, dass ihre Mittel die höchsten im Laufe des Jahres sein werden, haben die 
Sommermonate: sie beträgt nur 0'01; dann folgen die Frühlingsmonate mit 0:09, dann die 
Herbstmonate mit 0:32: die grösste Wahrscheinlichkeit des grössten Mittels haben die Winter- 
monate 0:58. 

Bei dem Auftreten des kleinsten Monatsmittels ordnen sich die Jahreszeiten so, dass 
zuerst der Sommer mit der kleinsten Wahrscheinlichkeit 0:07 kommt; dann folgt der Herbst 
mit 0:21, Winter mit 0:34 und zuletzt Frühling mit 0:38. 

Das kleinste Monatsmittel wurde am háufigsten in Márz mit 18 und im April mit 
16, ferner im November und December mit 15 und 16 von 100 Fällen beobachtet. Während 
der ganzen Beobachtungsdauer kam es mit Ausnahme September in allen Monaten vor, und 
ist deshalb in seinem Auftreten noch unbeständiger als das höchste Mittel. 


Im Ganzen kommen sowohl die grössten als die kleinsten Monatsmittel im Sommer 
am wenigsten vor. Die Zeit kann man so bestimmen, dass man die Jahreshälfte vom Sep- 
tember bis Februar nimmt. Man kann mit einer Wahrscheinlichkeit von 0:90 darauf rechnen, 
dass das grösste Monatsmittel einen dieser Jahreshälfte angehörigen Monat trifft. Die Jahres- 
hälfte, in welcher die kleinsten Monatsmittel sich bewegen, fängt zwei Monate später an; sie 
erstreckt sich über die Monate November bis April und hat die Wahrscheinlichkeit des Ein- 
treffens des kleinsten Mittels 0:83. 

Das schwankende Auftreten der extremen Monatsmittel hat vielfache Störungen im 
jährlichen Gang des Luftdruckes zur Folge. Nach den vieljährigen Mitteln fällt der Luftdruck 
von Jänner bis April, von diesem Monat bis zum September steigt er mit Ausnahme von 
Juni auf Juli; im October und November ist der Luftdruck wiederum fallend, im December 
und Jänner steigend. Im periodischen Verlaufe sind also die Differenzen der aufeinander fol- 
genden Monate von Jänner bis April, von Juni und Juli, von September bis November ne- 
gativ und die Differenzen der Monate April bis Juni, Juli bis September und November bis 
Jänner positiv. In den einzelnen Jahrgángen ist die Aufeinanderfolge der Monatsmittel oft 
eine ganz andere als die hier angegebene; die Änderungen der Monatsmittel erfolgen im ent- 
gegengesetzten Sinne als die periodischen, so dass der Luftdruck steigt anstatt zu fallen und 
umgekehrt. Wie oft Störungen in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel vorkommen, dazu 
gibt die nachfolgende Übersicht die Aufklärung. 


58 


Häufigkeit der Störungen in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel des Luftdruckes 
in Procenten. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
44 39 45 45 185747750 34 41 44 42 48. 


Am häufigsten kommen Unregelmässigkeiten in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel 
vor von Juli auf August, von December auf Jänner u. s. w. Die aperiodischen Änderungen 
sind in diesen Monaten ebenso zahlreich wie die periodischen, d. h., es pflegt das nachfol- 
gende Monatsmittel ebenso oft kleiner zu sein wie oft es grösser ist als das vorangehende 
Monatsmittel. Am seltensten sind die Störungen in den Monatsmitteln von August auf Sep- 
tember, von Mai auf Juni und von Februar auf März mit 34—399,. 

In der Aufeinanderfolge der Monatsmittel finden öftere Unregelmässigkeiten statt; 
diese verändern sich von einem Monate zum anderen in einem grösseren Masse, als nach. 
den periodischen Änderungen zu erwarten wäre. 


Mittlere Änderungen der Monatsmittel des Luftdruckes (18001879). 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
4460 +410 +34 +24 +200 -187 +158 +19 +320 +353 —434 +461. 


Im Ganzen beträgt die Änderung der Monatsmittel des Luftdruckes von einem Monat 
zum anderen + 3:14, die periodische Änderung dagegen nur + 0:62; letztere ist 5mal kleiner 
als erstere. 

Die mittlere Veránderlichkeit der Monatsmittel des Luftdruckes befolst im Laufe des 
Jahres einen regelmässigen Gang, der sich an den Temperaturgang anschliesst; sie ist am 
grössten in den kältesten Monaten von December auf Jänner +461 und am kleinsten in 
den wärmsten Monaten von Juli auf August + 1:58 mm; der Unterschied beträgt 3:03 mm; 
vom Maximum zum Minimum nimmt sie regelmässig zu, und vom Minimum zum Maximum 
regelmässig ab. Bei den periodischen Änderungen fällt die grösste auf die Monate Februar- 
März, August— September und die kleinste auf Juni—Juli. Ihr Verlauf ist kein so regel- 
mässiger, wie bei den Änderungen überhaupt. 

Eliminirt man aus den oben gegebenen Zahlen die periodischen Änderungen, so er- 
hält man als Reste die aperiodischen Änderungen, deren Beträge sind: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
—+ 4:08 E270 +28 +18 117 +18 +119 -E108 -5257 4318 -5369 2414. 


U 


Wie aus diesen Zahlen zu ersehen ist, sind die unperiodischen Anderungen des Luft- 
druckes bedeutend grösser als die periodischen, und es ist bei Beurtheilung der Luftdruck- 
verháltnisse des Beobachtungsortes zu denselben Růcksicht zu nehmen. Der positive Antheil 
in diesen Werthen ist gleich dem negativen. 


Grösste Änderungen der Monatsmittel des Luftdruckes während 1800—1879, 
Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
—124 —114 —86 79 56 —54 49 84 — 110 —126 —132  — 118 

1833 1863 1356 1833 1856 1804 1801 1865 1865 1807 1805 1864. 


D9 


Diese Zahlen geben die Grenzen an, zwischen denen sich die Anderungen der Monats- 
mittel des Luftdruckes bewegen. In den Sommermonaten sind die extremen Werthe fůr die 
Veránderlichkeit des mittleren Luftdruckes 2mal kleiner, als in den Wintermonaten. 


Die Wahrscheinlickeit der Veränderung eines Monatsmittels um mehr als 4 mm ist: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
0537 0463 0375. 0213 0113 0125 0'050 0'113 0313. 0'386 0'463 0'525. 


Die mittlere Änderung der Jahresmittel beträgt -+ 102 mm; die grösste positive 
Änderung wurde in den Jahresmitteln von 1833 auf 1834 mit 2-99, die grösste negative in 
den Jahresmitteln von 1815 auf 1816 mit 2:33 beobachtet. 


41. Anomalien des Luftdruckes. Bestimmt man die aperiodischen Änderungen der 
Monatsmittel des Luftdruckes durch die Abweichungen der Monate und Jahre in den einzelnen 
Jahrgängen vom Gesammtmittel, so erhält man für die 80jährige Beobachtungsperiode fol- 
sende Resultate. 


Mittlere Anomalie der Monats- und Jahresmittel des Luftdruckes. 


Jänner Febr. März © April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
-E279 +318 -288 -5228 #129 -E148 +131 -114 -5172 +226 -E250 4365 4075. 


Die mittlere Anomalie der Monatsmittel des. Luftdruckes erreicht ihr Maximum im 
December mit + 3:65 und ihr Minimum im August mit + 114 mm. Die Abweichungen im 
December sind im Ganzen 3'2mal grösser als im August. Die Abnahme der mittleren Ano- 
malie vom Maximum zum Minimum erfolst nicht ganz regelmässig, indem kleinere Erhebungen 
derselben im Februar und dann im Juni und Juli zu beobachten sind. 

Die Anomalien des Luftdruckes sind am grössten im December und in den übrigen 
Wintermonaten, weil in diesen sowohl die grössten als die kleinsten Monatsmittel vorzukommen 
pflegen. Wie oben gezeist worden ist, entfällt auf den December das grösste Monatsmittel 
in 100 Jahren 21mal und das kleinste 16mal, auf Februar das grösste Mittel 19mal und das 
kleinste 9mal u. s. w. In den Sommermonaten kommen die extremen Monatsmittel nur selten 
oder gar nicht vor und sind deshalb die Anomalien zu dieser Zeit viel kleiner als in den 
Wintermonaten. Im August, dem Monate mit der kleinsten mittleren Anomalie, wurde während 
80 Jahren das grösste Monatsmittel gar nicht, das kleinste nur Imal beobachtet. 


Grösste Abweichungen der Monatsmittel des Luftdruckes vom Gesammtmittel während 
1800—1879. 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
871 7:87 8:08 6:00 4:67 344 407 429 5:91 793 9:51 10:46 2:56 
1864 1863 1854 1844 1833 1826 1803 1802 1865 1807 1839 1857 1834 

— 835 —1014 — 778 —682 —362 —426 —395 —460 —503 —656 —531 —781 — 2:30 
1814 1879 1876 1879 1845 1843 1816 1870 1809 1841 1803 1801 1816. 


Absolute Schwankungen der Monatsmittel des Luftdruckes wáhrend 1800—1879. 


Jänner Feb, März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. Jahr 
17:06 18:01 1586 1282 829 770 802 889 1094 1449 1482 1827 486, 


g*+ 


60 


Sowohl die mittleren als die absoluten Anomalien der Monatsmittel des Luftdruckes 
geben kleinere Werthe als die mittleren und absoluten Änderungen, wie auch aus der nach- 
folgenden Zusammenstellung zu ersehen ist. 


Quotient aus den Änderungen der Monats- uud Jahresmittel des Luftdruckes und den 
Anomalien. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Nov. Dee. Jahr 
1:65 1'238 120 106 1:54 1:26 1:20 174 1:84 1'56 1:73 126 136. 


Wahrscheinlicher Fehler der Monats- und Jahresmittel des Luftdruckes in mm. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. Jahr 
-0265 —+0302 +0:273 +0:216 —0'122 ©0140 +0123 +0:108 +0:163 40'222 +0:237 40-346 +0:071. 


Zahl der Jahre, die erforderlich sind, um den wahrscheinlichen Fehler des Mittels auf 
—+010 mm zu redueiren. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Nov. Dec. Jahr 
558 725 596 373 119 157 123 93 212 394 449 857 40. 


Normale Jahresmittel bis auf +0'10 mm sicher zu erhalten, bedarf es einer 40- 
jährigen Beobachtungsreihe; bei den Monatsmitteln genügen im August 100, in den Monaten 
Mai bis Juli 100—150 Jahre; dagegen wird es bei den Wintermonaten noch lange dauern, 
bis man zur Feststellung von genauen Normalwerthen gelangen wird. 

Wahrscheinlichkeit dafür, dass der nächste Monat im anderen Sinne vom vieljährigen 
Luftdruckmittel abweicht, als der laufende. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
0538 0488 0488 0'450 0'525 0425 0450 0475 0'550 0'500 0'438 0'475. 


Jährlicher Gang der Lufttemperatur. 


42. Die jährliche Periode der Temperatur folet dem Stande der Sonne gegen den 
Horizont. Die Erwärmung der Erdoberfläche und dadurch auch ihrer Atmosphaere wird um so 
grösser sein, je höher die Sonne ist und je länger sie über dem Horizont verweilt. Von der 
Mitte des Winters an steigert sich die Wärme in Folge der wachsenden Länge des Tages 
und der zunehmenden Höhe der Sonne, erreicht aber nicht ihr Maximum zur Zeit des längsten 
Tages und des höchsten Sonnenstandes, sondern einige Zeit danach, weil auch noch bei ab- 


nehmender Sonnenhöhe und Tageslänge einige Zeit lang die Insolation über die Ausstrahlung © 


das Übergewicht behält. Erst in dem Moment, in welchem die Sonne soweit gesunken ist und 
der Tag soviel abgenommen hat, dass die Insolation der Erkaltung durch Ausstrahlung das 
Gleichgewicht hält, tritt das Maximum der Temperatur ein. Ebenso bleit die Temperatur 
noch einige Zeit nach dem Wintersolstitium im Sinken bis die Sonne soweit gestiegen ist, 
dass die Insolation die Ausstrahlung überwindet. 

Nach den Daten der Tabelle 6 erhält man folgende Resultate in Bezug auf den jähr- 
lichen Temperaturgang zu Prag. 


ER 


Tabelle 5. 


Tagesmittel der Temperatur nach 80jáhrigen Beobachtungen 1800—1879. 


kr 
m 


| Datum | 


— 
Poj o SZ A o 


0 o 0 | 0 0 0 0 0 0 0 0 0 
— 192 | — 1:27|1:53| 6:78 | 12-45 | 16:91 | 18:69| 20:39| 17:64 | 13:32 | 672 1:94 
— 184|— 1:10) 1:74| 727 | 12:40 | 17:32 | 18:67 | 20:40| 17:23 | 13:18 | 5-97 1:96 
\— 108, — 082 1:96 | 7441289 | 17:79 | 18:86 20-54| 17-31 | 12-91 | 598 141 
| — 2:06 | — 0:59 | 2:17 | 747 | 12-90 | 17-98 | 19:22| 20-53| 17:17 | 12:50 | 5:60 1:16 
252 — 0:48 | 213 | 7:66 | 12:76 | 1791 | 19:31| 20:39 | 16:94 | 12:42 | 5:37 1:65 
|— 2-46 | — 0:18 | 2:06 | 7:83 | 13:06 | 1791 | 19:69| 20:04| 17-18 | 11:98 | 5:00 1:85 
| — 2-72| — 044 | 2:36 | 8-44 | 13:66 18:05 | 19:65 | 1972| 1703 | 11:74 | 5:19 1:27 
| — 255 — 0:71 274 | 854 | 1431 | 1792 | 20:08| 19:98, 16:89 | 11:90 | 5:17 1:35 
1 — 2:62 | — 0:56 | 2:75 | 8:50 | 1425 | 18:00 | 20:02| 20:04 | 16:66 | 11:53 | 4-82 1:28 
|—2:74| — 082 | 2:44 | 8-38 | 14:04 | 18-32 | 20:02| 19:80 16:89 | 10:75 | 4-30 051 
| — 2:62 | — 1:43, 2:35 | 850 | 13:88 | 18-47 19:64, 19:86 | 16:37 | 10:53 | 436 0:48 
JI — 2:72 | — 1:20 | 2:47 | 8:35 | 1416 | 18:22 | 19:66| 19:81| 15:82 | 10:48 | 3:61 0:37 
— 2:62 | — 1:44|260| 8:47 | 1433 | 18:39 | 19-71|20'11| 15:54 | 10:19 | 326 0:58 
| — 2:04 | — 0991 | 2:34 | 9:01 | 14:01 | 18:37 | 19:92| 2014 15:36 | 9:81 | 353 0:03 
| — 2:12 | — 0:63 | 3:02) 913 | 1415 | 18:22 | 20:31| 2028| 15:14 | 972 ' 346 011 
235 0:10|2:74| 9:03 | 1461 | 18-22 | 19-90| 19:92| 14-88 | 9:50 | 3:58 0:40 
22 017|3:29| 935 | 1454 | 18:03 | 19:99| 19:40| 15:12 | 9:63 | 342 0:29 
— W 0:22 | 350 | 9:62 | 1504 | 17:91 | 20:20| 19:07) 15:50 | 9:42 | 3:08 | — 009 
'— 1:35 | — 0:18 | 3:37 | 9:81.| 15:11 | 17:92 | 20:25| 19:31 | 15:10 | 9:31 | 2:85 | — 036 
— 0:82 | — 0:29 | 3:18 | 10:06 | 15:10 | 18:10 | 20:26 | 19:41| 14-54 | 9:37 | 2:47 | — 069 
— 1:64 0:12 | 3:47 | 10:47 | 15-91 | 18:36 | 20:15 | 1942| 14-40 | 8:82 | 2:53 | — 0:79 
— 9! 0:59 | 3:52 | 10:23 | 16:09 | 18:91 | 2020| 19:17| 13:88 | 8:10 | 2:37 | — 081 
— 58 0:67 | 3:65 | 10:48 | 16:19 | 18:86 | 20:48| 18:87 | 13:81 | 8:10 | 2:78 | — 048 
— 0-90 1:05 | 418 | 10:71 | 16:24 | 18:27 | 20:60| 18:65| 1418 | 8:41 | 2:47 | — 061 
— 061 1:49 | 429 | 11:06 | 16°13 | 18:25 | 2040| 18-40 | 13:95 | 8:06 | 2:48 | — 090 
— 094 | 1:95 | 411 | 10:95 | 15:72 | 18-57 | 2039| 18:47| 1351 | 7:76 | 2:03 | — 1:36 
— 0:96 1:69 | 468 | 10:93 | 15:95 | 18-71 | 2028| 18-51| 13:49 | 753 | 2:09 | — 1:42 
— 0:90 1:54 | 5:12 | 11°43 | 16:32 | 18:82 | 20:07 | 18:70 | 14:11 711 | 230 | —- 0:90 
| — 082 5:83 | 11:48 | 16:76 | 19:07 | 20:27 | 18:68| 13:64 | 675 | 2:48 | — 1:26 
— 097 6:06 | 11:65 | 16:96 | 19-22 | 20:20| 18-42) 13:14 | S73 | VB |=) | 
| — 0:98 6:13 16:95 | 2039 18:23) | 6:82 | — Il 


62 


Tabelle ©. 


Ausgeglichene 80jährige Tagesmittel der Temperatur 1800-1879. 


= N S 5 N =! = e 8 = E E B A 
1.|— 1775 | — 109 | 1:65 | 6:75 | 12:22 | 17:08 | 18:85 | 20:39| 17:72 | 13:31 | 6:48 2:04 
2.|—1:85|—102| 1:75) 709 | 12:50 | 17-37 | 18-86 20-44 17-44 | 13:10 |610| 1-81 
3.| — 2:00 | — 0:86 | 1:90 | 732 | 12:71 | 17:64 | 18:96 | 20:46 | 17:36 | 12:87 | 5:87 1:59 
4.|— 2:15 — 0:67 | 2:02 | 753 | 12:86 | 17-83 | 1891| 20:42 | 17:15 | 12:61 | 561 151 
5.1 — 2:36 | — 0:50 | 2-10| 772 | 13:02 | 17:80 | 19:29|20:30| 17:09 | 12:34 | 5:36 152 
6.|— 2:48 | — 0:46 | 2:21 797 | 13:30 | 1796 | 19:58) 20:10| 17:03 | 12:09 | 521 5D 
7.|— 2:56 |— 050 | 2:36 821 | 13:66 | 17-98 | 19:76, 19-98| 16-98 | 11:88 | 5-11 144 
8.|— 2:61 | — 0:63 | 2:51 | 8:40 | 13:95 | 18:02 | 19:90 | 19:93 16:87 | 11:66 | 5:00 128 
9.|— 2:63 | — 0:77 | 2:55 | 8:45 | 1409 | 18:12 | 19-94, 1992| 16:75 | 11:35 | 475 104 
10.) — 2:66 — 0:96 | 2:50 | 8:46 | 14:08 | 18:23 | 19:87 19:91 | 16:58 | 11:00 | 4:46 0:77 
11.|— 2:65 | — 1:15 | 2:46 | 8:47 | 14:08 | 18:31 | 19:80 | 19:90| 16:28 | 10:63 | 423 0:57 
12.| — 2:59 | — 1:24 | 2:52| 851 | 14:11 | 18:34 | 19:76 | 1994| 15:93 | 10:39 | 3:77 0:51 
13.) — 2:45 | — 1:16 | 2:63 | 8:64 | 1416 | 18:34 | 19:82| 20:03 | 15:62 | 10:16 | 3:57 0:35 
14. — 2:30 | — 0% | 2:77, 8:84 | 1420 | 1831 | 19:94 20:09| 15:36 | 9:93 | 3:50 0:27 
15.|— 2:21 — 0:52 2-90 | 9:02 | 14:35 | 18-25 | 20:03| 20:03 15-19 | 9:77 | 3:48 0:23 
16.1 — 2:08 | — 0:16 | 3:04 | 9:26 | 1449 | 18:16 | 20:06 | 19:81 | 15:14 | 962 | 3:44 0:20 
17.|— 1:87 0:01 | 3:17 | 9-37 | 14-68 | 18:07 | 20:09, 19-54| 1512 | 953 | 331, 0:11 
18.) — 1:61 0:04 | 3:31 | 9:60 | 14:81 | 18:02 | 20:15 | 1937| 15:11 | 944 | 3:10 | — 0:10 
19, — 141 0:00 | 3:33 | 983 | 15:14 | 18:05 | 20:20 19:32| 14:98 | 930 | 2:86 | — 0:35 
20. | — 134 0:00 | 3:34 | 10:03 | 15:41 | 18:20 | 20:23 19:32 14:65 | 909 | 2:66 | — 0:57 
21.|— 143 0:19 | 3:44| 10:23 | 15:72 | 18:42 | 20:24| 19:27 | 1433 | 879 | 2:56 | — 058 
22.| — 1:50 0:48 | 3:60 | 10:37 | 15-98 | 18:60 | 20:31, 19:12| 1410 | 847 | 2:54 | — 0:69 
23.|— 137 0:80 | 3:77 | 10:53 | 16:12 | 18:61 | 20:40| 18'91| 14:00 | 8:28 | 2:54 — 069 
24.|— 1:13 1121 4:00 | 10:71 | 16:14 | 18:52 | 20:45 | 18:70| 13:93 | 8:17 | 2:48 — (077 
25. — 0:94 1:44 | 4:20 10:87 | 16:06 | 18:47 | 20:43, 18:56, 13:83 | 801 | 2:36 | — 0:95 
26. || — 0:89 1:65 | 442 | 11:00 | 16:03 | 18:55 | 20:37 | 18:51 13:72 | 7:77 | 2:30 | — 103 
27.| — 0:91 1:68 | 470 | 1114 | 16-14 | 18:71 | 20:28 18:53 | 13:70 | 746 | 220 — 1720| 
28. || — 0:91 1:67 | 5:20 11:32 | 16:35 | 18:85 | 20:23) 18:57) 13:70 | 718 | 2:27. — 123 
29. || — 0:93 5:63 | 11:56 | 16:63 | 18:96 | 20:23 | 18:52! 13:63 | 693 | 2:30 — 129 
30. || — 0:98 6:01 | 11:85 | 16:84 | 18:96 | 2028| 1829| 13:48 | 6:79 | 2:22 — 145 
31.) — 102 6:36 16:98 20:34| 18:06 6:67 — 158 


ee VO 


63 


Das Minimum erreicht die mittlere Tagestemperatur mit — 2669 den 10. Jänner, 
20 Tage nach dem Wintersolstitium und 10 Tage nach dem Eintreffen des Luftdruckmaximums. 
Nach der älteren Reihe entfiel das kälteste Tagesmittel auf den 8. Jänner, nach der neueren 
auf den 13. Jänner; es ist somit die erste Hälfte dieses Monats die kälteste Zeit des Jahres. 

Das Maximum der mittleren Tagestemperatur 20469 tritt am 3. August, 43 Tage 
nach dem Sommersolstitium ein. Nach der älteren Beobachtungsreihe kommt das höchste 
Tagesmittel den 4. August, nach der neueren den 23. Juli zum Vorschein. Die wärmste Zeit 
des Jahres mit Tagesmitteln über 20° entfällt (nach der beigegebenen Zeichnung Tafel I.) auf 
die zweite Hälfte Juli und die erste Hälfte August mit 2 Epochen der höchsten Wärme und 
zwar den 24. Juli und den 3. August. Der Verlauf der Temperatur erscheint um das Ma- 
ximum herum unregelmässig, indem dieses durch eine Depression zu Ende Juli in 2 Maxima 
getheilt wird. 

Die Amplitude im jährlichen Gange der Temperatur nach den Tagesmitteln be- 
trägt 23°12°. 

Die Mitteltemperatur des Jahres nach den 80jáhrigen Aufzeichnungen ist 9:35° 
und die Tage, welche die gleiche Temperatur mit dem Gesammtjahr besitzen, sind der 
17. April und der 19. October. Die Temperatur hält sich daher 185 Tage über dem Mittel 
und 180 Tage darunter. Das Minimum fällt daher tiefer (12:01") unter das Medium als sich 
das Maximum darüber erhebt (11:11°). 

Die Zeitdifferenz zwischen dem Minimum und dem 1. Medium beträgt 97 Tage, 
zwischen dem 1. Medium und Maximum 108 Tage, zwischen dem Maximum und 2. Medium 
77 Tage, zwischen dem 2. Medium und dem Minimum 83 Tage. Die Periode der Wärme- 
zunahme vom 11. Jänner bis 3. August umfasst 205 Tage, die der Wärmeabnahme 160 Tage, 
also 45 Tage weniger. 

Da die Periode der Wärmeabnahme um 1!/, Monat kürzer ist als die der Wärme- 
zunahme, so sinkt im jährlichen Gange die Temperatur schneller als sie steigt. Am raschesten 
sinkt die Temperatur im October und in der ersten Hälfte des November um 0229 für einen 
Tag, und am raschesten steigt sie in der Zeit von 24. März bis 13. April gleichfalls um 
0:22°; diese rasche Temperaturzunahme erfolgt unmittelbar nach dem Frühlingsaequinoctium ; 
dagegen verspätet sich die raschete Wärmeabnahme mehr als einen Monat nach dem Herbst- 
aeguinoctium; die geringsten Wärmeänderungen fallen auf den Jänner und auf den Juli. Im 
Ganzen erhält man als Änderungen der Temperatur von einem Tag zum anderen während 
der Zeit vom Minimum zum 1. Medium 0'12°, vom 1. Medium zum Maximum 0'10°, vom 
Maximum zum 2. Medium 0:14° und vom 2. Medium 014°. 

43. Die Zunahme und Abnahme der Temperatur im jährlichen Gang hält nicht den 
gleichen Schritt mit der zunehmenden oder abnehmenden Sonnenhöhe und Tageslänge, sondern 
wird mehrfach durch verschiedenartige Einflüsse gestört, so dass oft mit zunehmender Sonnen- 
höhe und Taceslánge die Temperatur fällt und mit abnehmender steigt. Besonders bedeutend 
sind die Störungen im jährlichen Temperaturgange während der extremen Jahreszeiten Winter 
und Sommer, wo die durch den Einfluss der Insolation und Wärmeausstrahlung verursachte 
Bewegung der Lufttemperatur langsamer erfolgt. Viele von diesen Störungen verschwinden 
jedoch mit der Länge der Beobachtungszeit, nur die grösseren und die zu gewissen Epochen 


64 


regelmässig wiederkehrenden machen sich in den vieljährigen Mitteln bemerkbar. Verfolgt 
man die nach den ausgeglichenen 80jährigen Tagesmitteln der Temperatur construirte Jahres- 
curve (Tafel I.), so sieht man, dass die meisten der noch in den ausgeglichenen Werthen 
zurückbleibenden Störungen dem längeren aufsteigenden Ast der Curve zukommen, der ab- 
steigende Ast verlauft dagegen viel regelmässiger. Es sind dies die sogenannten Kälterück- 
fälle oder Temperaturdepressionen in der Zeit vom Minimum zum Maximum. 

Von den Störungen der Temperatur im aufsteigenden Aste der Jahrescurve, von denen 
die grösseren eine gewisse Berühmtheit erlangt haben, sind die folgenden durch ihr häufiges 
Auftreten beachtenswerth. Die Erkaltung von 7.—17. Februar, von 9.—14. März, von 8. 
bis 13. April, von 9.—14. Mai, von 12.—22. Juni und von 9.—15. Juli. Auffallend ist, dass 
von Jänner bis inclusive Juli alle Monate ihre Kälterückfälle haben und dass diese immer 
das Ende der 1. Monatshälfte treffen. 

Wie der Sommer 2 Maxima der Wärme, so hat auch der Winter 2 Minima aufzuweisen, 
die aber sowohl in Bezug auf die Eintrittszeit als auch auf den Betrag weiter auseinander 
liegen als die Maxima, und zwar das 1. den 10. Jänner und das 2. einen Monat später den 
12. Februar, welches Minimum auf das häufige Erscheinen der sogenannten Nachwinter zu- 
rückzuführen ist. 

Die Februarkälte zwischen dem 7.—17. verursacht die tiefste Störung in dem nor- 
malen Verlauf der Temperatur, denn es findet in dieser Epoche eine Erniedrigung der mitt- 
leren Tagestemperatur um mehr als 0:5° C. statt. Sie steht mit einer Erhebung des Luft- 
druckes, mit einer Abnahme der atmosphärischen Feuchtiekeit, der Bewölkung, der Nieder- 
schlagsmenge, der Windstärke und der Häufiskeit der W-Winde in Verbindung. Man sieht, 
dass zu dieser Epoche in dem normalen Verlauf aller meteorologischen Elemente Störungen 
vorkommen. 

Die Kälte im Winter erscheint in längeren oder kürzeren Perioden, die in den ein- 
zelnen Jahrgängen oft sehr unregelmássie auf die Wintermonate vertheilt sind. Eine ununter- 
brochene Periode mit Tagesmitteln unter Null von der Dauer 62 Tage wie sie der normale 
Temperaturverlauf (18. December bis 17. Februar) gibt, kommt höchst selten vor, in den 
letzten 40 Jahren wurde eine ununterbrochene zweimonatliche Kálteperiode nur einmal und 
zwar nur im Jahre 1871 beobachtet. Sonst dauern die längsten Kälteperioden nicht viel mehr 
als einen Monat; in der grösseren Anzahl der Jahre kommen Perioden von der Dauer von 
1—3 Wochen, in manchen Jahrgängen wie 1863 und 1866 nur von einigen Tagen zum Vor- 
schein. Der im ganzen milde Charakter unserer Winter wird durch das Eindringen der ocea- 
nischen Barometerminima und durch die sie begleitenden SW- und W-Winde, welche einer 
Entwickelung langdauernder Kälteperioden durch Wärmeausstrahluns hinderlich sind, ver- 
ursacht. In den Wintermonaten wechselt häufig der niedrigste Luftdruck mit dem höchsten 
ab, wie oben bei der Vertheilung der Maxima und Minima des Luftdruckes und bei den 
monatlichen Schwankungen desselben gezeigt worden ist. 

Zur Zeit der niedrigsten Wärme im Anfange Jänner findet man den höchsten Luft- 
druck und es erreichen auch die sonst vorherrschenden oceanischen W-Winde ein Minimum 
der Häufigkeit den 10. Jänner gleichzeitig mit dem Minimum der Lufttemperatur. Ein rasches 
Fallen des mittleren Barometerstandes von seinem Maximum den 1. Jänner, welches den 


65 


ganzen Monat andauert und die damit in Verbindung stehende Verstirkung der W-Winde 
haben eine schnelle Erwärmung der Luft zur Folge, es tritt nach den Kälteperioden im An- 
fange Jänner plötzliches Thauwetter ein. Unter der Einwirkung der warmen W-Winde, welche 
in der kurzen Zeit von einem Monat das Maximum der Häufigkeit erreichen, steigt die Tem- 
peratur vom Minimum viel rascher auf als es durch die blosse Zunahme der Insolation ge- 
schehen würde. Die zweite Hälfte des Jänner erscheint gegenüber der ersten viel wärmer, in 
14 Tagen nimmt die mittlere Tagestemperatur vom Minimum um mehr als 15“ zu, und es 
zählte die zweite Hälfte des Jänner während der 40jährigen Beobachtungsperiode 1840—1879 
292 Eistage, d. h. Tage mit der Mitteltemperatur unter Null, um 85 weniger als die erste 
Januarhälfte. Die stark zunehmenden W-Winde sind es, welche eine rasche Wendung im 
jährlichen Verlaufe, ein plötzliches Umbiegen der Temperaturcurve im Jänner verursachen. 

Wie die Kälteperioden, so pflegen auch die Wärmeperioden in unseren Wintermonaten 
nicht von langer Dauer zu sein. Da sie hauptsächlich auf das Fallen des Luftdruckes zurück- 
zuführen sind, so dauern sie gewöhnlich nur so lange, als sich der Luftdruck niedrig erhält; 
mit steigendem Luftdruck stellt sich ein Windwechsel, Ausheiterung des Himmels und eine 
Erkaltung der Luft ein in Folge der noch stark überwiegenden Wärmeausstrahlung des Erd- 
bodens ein. Im Februar besteht noch ungeschwächt das barometrische Maximum in Osten 
über dem europaeisch-asiatischen Continent mit grosser Kälte und ist von dort ein Vorrücken 
des hohen Trockenheit und Kälte bringenden Luftdruckes nach Westen immer zu gewärtigen, 
wenn dort Veränderungen im Luftdrucke vor sich gegangen sind. Da der Luftdruck in West- 
und Mitteleuropa während der zweiten Hälfte des Januars in Abnahme begriffen ist, entsteht 
eine Bewegung desselben von Osten, wo derselbe noch so hoch ist, wie im Jänner, gegen 
Westen. Als Ursache der Bewegung der Luftmassen vom Continent im Osten gegen das Meer 
im Westen zu dieser Zeit könnte wohl das Minimum der Temperatur, das sich über dem 
Meere später als auf dem Continente einstellt, angesehen werden. 

Eine Erhöhung des Luftdruckes im Februar, die nach der älteren Beobachtungsreihe 
1800—1839 zum Hauptmaximum geworden ist, ergibt sich nicht bloss aus dem normalen 
Verlauf der Tagesmittel (Tafel I.), sondern auch aus dem höheren Betrage des mittleren 
Monatsminimums, das die Minima der beiden Nachbarmonate um 0:3—1'1 mm übertrifft und 
in Folge dessen auch eine geringere Monatsschwankung verursacht.") Durch die barometrische 
Erhebung werden die W-Winde, welche ihren Ursprung dem abnehmenden Barometerstande 
verdanken, auf einige Zeit wieder verdrängt, die Windstärke nimmt mit der Abnahme der 
Häufigkeit dieser Winde merklich ab, der Himmel heitert sich dermassen aus, dass da auf 
die Mitte Februar das Minimum der Niederschlagsmenge entfällt. Wir befinden uns dann im 
Gebiete eines Barometermaximums und da in diesem Monate die Ausstrahlung des Erdbodens 
noch ein bedeutendes Übergewicht über die Insolation besitzt, wie daraus zu ersehen ist, dass 
der Februar bei ganz klarem Himmel ein Temperaturmittel von wenigstens — 5'4° C. haben 
müsste, so stellt sich mit dem Eindringen von trockener Luft eine Abkühlung ein, die sich 
zu desto intensiveren Kältegraden entwickelt, je klarer der Himmel und je ruhiger die Luft ist. 


I) Aus der Zusammenstellung der Monatsextreme des Luftdruckes $ 39 ist ersichtlich, dass die monat- 
liche Schwankung der mittleren Extreme 28'1 mm beträgt und um 2 mm kleiner ist als im Jänner 
und um 1 mm kleiner als im März. 

9 


66 


Im Februar kommen wie im Jahre 1841, 1842, 1855, 1858, 1865, 1870, 1875 noch 
Kälteperioden vor, die sich fast über den ganzen Monat erstrecken und die namentlich in 
der Monatsmitte bei hohem Barometerstande intensive Káltegrade aufweisen. Im Ganzen hatte 
während 80 Jahre (1800—1879) der Februar 35mal oder 44°/, Monatsmittel unter Null auf- 
zuweisen. Eistage kommen in diesem Monat noch 11'7 vor. Die Jahresminima der Tempe- 
ratur sind in der Epoche des eigentlichen Kälterückfalls vom 7.—17. Februar 20mal oder in 
189, alle Fälle beobachtet worden. 


Der Wärmerückgang in Folge der Februarkälte scheint über einem grossen Theile 
von Europa verbreitet zu sein, denn ebenso deutlich wie in Prag tritt er auch in den viel- 
jährigen Beobachtungen von Greenwich,!) Wien,?) an den meteorologischen Stationen von 
Norddeutschland) etc. hervor; dagegen ist er nicht mehr so deutlich in den Beobach- 
tungen von St. Petersburg?) wo freilich das Temperaturminimum erst den 24. Jänner er- 
scheint, wahrnehmbar. 

Die Kälterückfälle im März sind nicht so stark ausgebildet und haben auch keine so 
bestimmte Epoche für ihr Erscheinen als die Rückfälle im Februar; sie scheinen am wirk- 
samsten zu sein in der Epoche vom 9.—14. März (Tafel I.). Sie entstehen auch in Folge 
einer Erhöhung des Luftdruckes und einer Abnahme in der Häufigkeit der W-Winde, welche 
im Anfange März nach der vorangegangenen Unterbrechung während der Februarkälte ein 
zweites Häufiskeitsmaximum erreicht haben. 


Auch der Kälterückfall vom 8.—13. April ist wie der im März unbedeutend; er macht 
sich nur durch einen Stillstand in der Zunahme der Temperatur, welche vorher Ende März 
und Anfang April sehr rasch vorgeschritten ist, bemerkbar. Es ist dies die Zeit, in welcher 
der mittlere Luftdruck das Hauptminimum erreicht, so dass die Abkühlung ihren Ursprung 
nicht mehr wie im Winter dem hohen Luftdrucke verdankt, sondern vielmehr den kalten E- 
und N-Winden, welche im Anfange April, nachdem der W-Wind nach seinem Maximum im 
März sich zu stillen beginnt, häufiger wehen. Die E- und NE-Winde, welche um die Mitte 
April das Frühlingshäufiskeitsmaximum erreichen, sind dabei viel kälter als zur Zeit des 
Herbstmaximums, wo sie von einer während des Sommers erwärmten Landfläche wehen. Kälte- 
Perioden mit Tagesmitteln der Temperatur unter Null kommen jedoch im April nur vereinzelt 
vor und haben selten die Dauer von einigen Tagen wie z. B. im Jahre 1842, 1852 und 1804; 
Nachtfröste sind dagegen bei der grossen Trockenheit der E-Winde häufiger. 


Die Periode der Eismänner, d. i. der Kälterückfall um die Mitte Mai, welcher von 
den Temperaturstörungen allein die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, macht 
sich in den ausgeglichenen Tagesmitteln der Temperatur (Tab. 6 und Tafel I.) nicht so deutlich 
bemerkbar als der früher besprochene Rückfall im Februar. Dass diese Rückfälle im Mai in 
dem lansjährigen Durchschnitte beinahe verschwinden, liest in ihrem Auftreten zu verschie- 


!) Glaisher: Quarterly-Journal of the Met. Society. Oct. 1876. 
2) Hann: Über die Temperatur von Wien. Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wiss. 1877 p. 690. 
35) Hellmann: Über den jährlichen Gang der Temperatur in Norddeutschland. Zeitschrift des kónigl. 
statistischen Bureau’s. Jahrg. 1883. 


*) Wahlen: Der jährliche Gang der Temperatur in St. Petersburg. Repertorium für Meteorologie. 
Bd. VII. 1880, 


67 


dener Zeit von einem Jahre zum anderen, wodurch die Depressionen des einen Jahres mit 
Temperaturerhöhungen des anderen Jahres zusammenfallen und sich dadurch bis zur Un- 
kenntlichkeit abschwächen. So stellte sich im Jahre 1876 die Maikälte erst den 20. des Mo- 
nats ein, in einer Zeit, wo in den anderen Jahren die Temperatur schon ziemlich hoch zu 
sein pflegt. Übrigens können sich auch wegen der vorgeschrittenen Insolation und der raschen 
Temperaturzunahme in Mai keine so langen Kälteperioden ausbilden wie in den vorangegan- 
genen Monaten mit kürzeren Tagen. 

Der Grund, warum der Temperaturrückgang im Mai so berühmt geworden ist, liegt 
darin, dass dabei die Temperatur durch starke nächtliche Ausstrahlung bei Heiterkeit des 
Himmels leicht auf Null sinken und dadurch der eben rasch entwickelten und noch zarten 
Vegetation schädlich werden kann. Je milder der vorangegangene Winter oder je rascher die 
in der Regel vorausgehende Wärmezunahme war, desto gefährlicher ist das Eintreffen des 
Maifrostes. Wie oft wir auf die von unseren Landleuten so sehr gefürchteten Maifröste 
rechnen können, lässt sich aus den Temperaturbeobachtungen der Sternwarte nicht bestimmen; 
denn in 100 Jahren sind nur 6mal und zwar im Jahre 1782, 1787, 1850, 1864, 1876, 1877 
Maifröste im Hofe des Klementinums aufgezeichnet worden. Ausserhalb der Stadt im Freien 
aufgestellte Instrumente hätten in Bezug auf die Temperaturminima in Prag ganz sicher zu 
anderen Ergebnissen geführt, als die unter dem Schutze der Rauchatmosphaere der Stadt und 
der umgebenden Häusermauern stehenden Instrumente der Sternwarte. Hann!) zeiste, dass 
die in Wien unter ähnlichen Umständen wie in Prag angestellten Temperaturbeobachtungen 
im Mittel um 2-5° höhere Minima ergaben als die in einer freien Atmosphaere ausserhalb 
der Stadt gemachten Beobachtungen und dass im Frühling und Herbst, wo die nächtliche 
Wärmestrahlung sehr gross ist, die Temperatur in der Nähe des Bodens im Freien auf Null 
sinken kann, wenn das Minimum-Thermometer in der Stadt 3° R. anzeigt. Welche Tempe- 
ratur in Prag man als Grenze der Reifgefahr im Frühling namentlich aber im Mai bezeichnen 
sollte, lässt sich schwer sagen, da bisher keine gleichzeitigen Temperaturbeobachtungen im 
Freien ausserhalb der Stadt mit denen an der Sternwarte angestellt worden sind. 

Die Kälterückfälle im Mai sind in der Temperaturcurve durch einen Stillstand in der 
Temperaturzunahme vom 8.—13., in der Luftdruckeurve durch eine Depression und in der 
Bewölkungscurve durch zunehmende Trübung des Himmels nach einer vorangegangenen Aus- 
heiterung zwischen dem 1.—9. Mai angedeutet. Besonders bemerkenswerth in dieser Epoche 
sind aber die Windverhältnisse. Die aus der neueren 40jáhrigen Beobachtungsreihe (1840 bis 
1879) nach Pentaden berechneten (Tab. 35) und graphisch dargestellten ausgeglichenen Häufig- 
keitszahlen der Windrichtungen (Taf. IV.) zeigen für die vorherrschenden W-Winde das Mi- 
nimum der Häufigkeit gerade in den Pentaden vom 13. und 18. Mai. Bei dem Zurücktreten 
dieser Winde um die Mitte Mai machen sich nun andere Winde geltend, die sonst bei ihrem 
überwiegenden Vorherrschen seltener erscheinen, und nähern sich alle Richtungen so einander, 
wie zu keiner anderen Zeit des Jahres. Die W-Winde werden iu ihrer Vorherrschaft auf 
kurze Zeit von den N- und NW-Winden, welche zusammen eine Háufigkeitsziffer von 32°), 
gegenüber 15'7°/, der West-Winde erlangen, abgelöst. Besonders aber sind die Kálterůckfálle 


1) Die Temperatur von Wien. Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wiss. 76. Bd. 1877. 


9* 


68 


auf die N-Winde, welche nach der neueren 40jáhrigen Beobachtungsreihe vielleicht etwas ver- 
früht das Maximum der Häufigkeit im Anfange Mai erreichen, zurückzuführen. Da sie aus 
kälteren Gegenden entstammen, so führen sie uns kältere Luftmassen zu, die in der Regel 
eine trockene und klare Witterung zur Folge haben, welche in der Nacht eine starke Aus- 
strahlung der Erdoberfläche und der darauf befindlichen Pflanzen gestattet. 

Nachdem durch die in April und Mai erfolgte raschere Erwärmung des Continentes 
in Osten Europa’s der Gegensatz zwischen West und Ost verschwunden, macht sich hier auf 
kurze Zeit der Gegensatz in den Wärmeverhältnissen zwischen Nord und Süd durch das Ein- 
brechen der Nordwinde geltend. Es findet in der Mitte Mai ein Übergang von den Wind- 
verhältnissen und der Luftdruckvertheilung des Winters zu den Windverhältnissen und der 
Luftdruckvertheilung des Sommers statt. Die Isobaren, welche in den vorangegangenen Monaten 
namentlich während des Winters zusammengedrängt waren, liegen in Mai weit auseinander; 
das continentale Maximum des Winters ist bereits sehr schwach und in mehrere Theile auf- 
gelöst. Für uns ist besonders wichtig das Gebiet mit höherem Luftdrucke, welches sich im N 
von Europa befindet und in der Zwischenzeit der Umkehr der Temperaturdifferenzen zwischen 
Land und Meer die Wind- und dadurch auch die Temperaturverhältnisse eines Theiles von 
Europa beherrscht. Das Maximum der Häufigkeit der Nordwinde in Mai ist mit höherem 
Luftdrucke im NW- und N-Europa’s während dieses Monates in Verbindung.!) 


Wie dem Háufigkeitsmaximum der N-Winde im Mai, so entspricht dem Maximum der 
NW-Winde im Juni, welches den 16. Juni eintritt, ein Kälterückfall, der sich von 12.—22. 
Juni hinzieht, der aber trotz seiner längeren Dauer und seines konstanteren Auftretens nicht 
so allgemein bekannt ist, wie derjenige im Mai, weil er der Vegetation nicht mehr gefährlich 
ist. Dieser Rückgang ist über ganz Mitteleuropa nördlich von den Alpen verbreitet und wird 
auf das damit zusammenfallende erste Eintreten unserer Sommerregen zurůckgefihrt.?) Ein 
Vergleich der verschiedenen Curven des Recenfalles mit den Jahrescurven der Windrichtungen 
und der Temperatur zeigt, dass mit dem Maximum der NW-Winde um Mitte Juni das Ma- 
ximum sowohl der Regenquantität als auch der Regenhäufiskeit und Intensität zusammenfällt 
und dass also zu dieser Zeit ein kühles regnerisches NW-Wetter herrscht. 


Der Kälterückfall im Juni bildet den Anfang eines sehr unregelmässigen und schwan- 
kenden Temperaturverlaufes, welcher durch zwei volle Monate vom 12. Juni bis 14. August 
dauert und die Bestimmung des Temperaturmaximums erschwert. Wie während der kältesten, 
so erscheint auch während der wärmsten Zeit des Jahres der Temperaturgang vielfach gestört. 
Grössere oder kleinere Kälteperioden entsprechen hier dem sommerlichen Häufiskeitsmaximum 


!) Hypothesen zur Erklärung des Phaenomens haben aufgestellt: Erman in Berlin, Astronom. Nach- 
richten Bd. 16; Sainte-Claire-Deville, Comptes rendus Tome LX.; Mädler, Schumachers 
astron. Jahrbuch für 1843; Dove, Über die Rückfälle der Kälte in Mai (Abhandlungen der köngl. 
Akademie der Wiss. zu Berlin 1856) ete. In neuerer Zeit haben die Frage behandelt: Assmann, 
Die Nachtfröste des Mai 1882, Magd. Zeitung; Dr. v. Bezold, Die Kälterückfälle in Mai, Abhandl. 
der k. bayer. Akademie der Wiss. II. CI. XIV. Bd, II. Abth. 1882. 

2) Dove: Über die Zurückführung der Temperaturcurve des Jahres auf die ihr zu Grunde liegenden 
Bedingungen (Monatsberichte der berliner Akademie 1870); Hellmann: Über die Sommer-Regen- 
zeit Deutschlands. Pogg. Annalen 1875 CLIX.; Über den jährlichen Gang der Temperatur in Nord- 
deutschland 1883. 


69 


der W-Winde den 2. Juli, der tiefen Einsenkung des Luftdruckes vom 12.—27. Juli und dem 
zweiten Maximum der Regenquantität den 11. August, Erst in der zweiten Hälfte August be- 
ginnt mit rasch zunehmendem Luftdruck, abnehmender Häufigkeit der W-Winde und der Quan- 
tität des Regens eine ruhigere Zeit und ein regelmässigerer Gang der Temperatur, der bis 
zum Minimum anhält. 

In dem absteigenden Aste der jährlichen Temperaturcurve werden keine so grossen 
Unregelmässigkeiten beobachtet, wie in dem aufsteigenden. Das Sinken der Temperatur er- 
folgt, da es eine kürzere Zeit dauert, rascher und regelmässiger als das Steigen derselben. 
Die sogenannten Wärmerückfälle vermögen das Sinken der Temperatur nicht so lange auf- 
zuhalten wie die Kälterückfälle das Steigen, sie machen sich in der Temperaturcurve nur 
als Verzögerungen der Wärmeabnahme bemerkbar. 

Besonders verzögert erscheint der Temperaturgang in der zweiten Hälfte September 
durch den sogenannten Nachsommer, dessen häufiges Erscheinen gleichfalls wie das des Nach- 
winters auf hohen Luftdruck zurückzuführen ist. Es stellt sich Mitte September mit dem 
zweiten Maximum des Luftdruckes ein ruhiges und klares Wetter ein, bei welchem die Inso- 
lation zur vollen Geltung kommen und die Temperatur während des Tages zur bedeutenden 
Höhe bringen kann. Bei ganz klarem Himmel wäre im September das Monatsmittel der Tem- 


. peratur noch um 1'5° höher als das allgemeine Mittel. 


In den nachfolgenden Monaten würde hoher Luftdruck in Verbindung mit heiterem 
Himmel die Temperaturabnahme mehr beschleunigen als verzögern, wie es besonders im October 
geschieht; im Winterhalbjahr ist es umgekehrt der niedrige Luftdruck mit bewölktem Himmel, 
der die starke Wärmeausstrahlung hindert und die warmen Luftströmungen, die zur Erhöhung 
der Lufttemperatur am meisten beitragen. Namentlich erscheint in Folge der grossen Be- 
wölkung der Temperaturgang während der Monate November und December bedeutend ver- 
zögert. Auf das herbstliche Minimum des Luftdruckes vom 23.—30. November und das 
gleichzeitig damit auftretende Maximum der Bewölkung ist der Novemberrückfall der Wärme 
zurückzuführen. Dagegen dürfte der Rückfall vom 4. December mit dem häufigen Erscheinen 
der SW-Winde in Verbindung stehen. 

44. In unseren Breiten hängen die Temperaturverhältnisse fast ebenso sehr von der 
Richtung des Windes als von dem Stande der Sonne oder eigentlich dem Grade der Insola- 
tion ab. Da sie auch Wärme aus entfernten Gegenden mitbringen, so können sie je nach der 
Gegend, aus der sie wehen und je nachdem sie mit der Insolation oder ihr entgegen wirken, 
viel zur Erhöhung oder Erniedrigung der Temperaturgrade beitragen. Bei Beurtheilung des 
jährlichen Temperaturganges ist daher auch auf die jährliche Periode der Windrichtung, d. h. 
auf das Erscheinen der Häufigkeitsmaxima der einzelnen Windrichtungen zu achten. 

Während des Sommerhalbjahrs erfolst nun die Drehung des Windes (Tab. 35) im Sinne 
gegen den Uhrzeiger also von E, NE im April über N im Mai nach NW im Juni und W im 
Juli und es erreichen während dieser Jahreshälfte das Maximum der Häufigkeit nach ein- 
ander Windrichtungen, die abkühlend auf die Lufttemperatur wirken. Die Verzögerungen und 
Störungen im aufsteigenden Aste der jährlichen Temperatureurve haben ihren Ursprung dieser 
eigenthümlichen über Nord erfolgenden Winddrehung zu verdanken. Es sind besonders die 
Epochen der Häufigkeitsmaxima der genannten Richtungen durch Abkühlung der Luft gekenn- 


70 


zeichnet. Mit der Verstärkung der E-, NE- und N-Winde im Frühling stellt sich kühles 
und trockenes, mit der Verstärkung der NW- und W-Winde im Sommer kühles und nasses 
Wetter ein. 

Im Winterhalbjahr geht die Drehung des Windes im entgegengesetztem Sinne als im 
Sommerhalbjahr vor sich, indem die Häufigkeitsmaxima der Windrichtungen mit dem Uhr- 
zeiger oder mit dem scheinbaren täglichen Lauf der Sonne von E über S nach W erfolgt. 
Es erreichen das Häufigkeitsmaximum nach einander die E-Winde Ende September, die SE- 
Winde Ende October, die S-Winde Anfang Jänner, die SW-Winde Anfang December und Mitte 
Februar, die W-Winde Anfang Februar und März. Wie daraus zu sehen ist, bekommen wir 
in der Jahreshälfte mit kurzen Tagen wärmere Luftstromungen, die die von der Sonne er- 
haltene Wärme zu erhöhen im Stande sind, während in der Jahreshälfte mit langen Tagen 
die Luftströmungen meist aus kälteren Gegenden wehend der Insolation entgegenwirken. Die 
Windrichtung im Winterhalbjahr wirkt dagegen vereint mit der Insolation zur Erhaltung 
höherer Wármegrade. Durch das Vorherrschen warmer Luftströmungen, welche in Verbindung 
mit einer grösseren Wolkenbedeckung des Himmels eine starke Wärmeausstrahlung des Erd- 
bodens und die Entwicklung grosser Kältegrade hindern, erscheint unser Herbst und unser 
Winter verhältnissmässig warm. Die Epochen der Háufigkeitsmaxima dieser Richtungen sind 
in der Temperaturcurve entweder durch Erhebungen wie z. B. die der E-Winde Ende Sep- 
tember, der SW-Winde Anfang December, der W-Winde Anfang Februar oder durch ver- 
zögerte Temperaturabnahme vor dem Eintreffen und durch beschleuniste Temperaturzunahme 
nach dem Eintreffen des Minimums gekennzeichnet. 


45. Kreil') theilt nach den Epochen des Eintrittes der mittleren Tagestemperatur 
und der Temperatur unter Null das Jahr in Zeiten von ungleicher Dauer, die er physische 
Jahreszeiten nennt. Es würde demnach der physische Winter den Zeitraum begreifen, binnen 
welchem das Tagesmittel der Temperatur unter Null steht. Der Frühling die Zeit bis zum 
ersten Eintritte der mittleren Jahrestemperatur, der Sommer jene vom ersten bis zum zweiten 
Eintritte der mittleren Jahrestemperatur, der Herbst die Zeit von der mittleren Jahrestempe- 
ratur bis zur Temperatur unter Null. Die Dauer dieser Jahreszeiten bildet einen wesentlichen 
Beitrag zur Erkenntniss des Klimas eines Ortes. Nach den Zahlen der Tabelle 6 würde die 
Dauer der physischen Jahreszeiten in Prag betragen: Winter 60, Frühling 60, Sommer 185, 
Herbst 60 Tage. Nach dieser Eintheilung würden auf den Sommer mehr als auf alle übrigen 
Jahreszeiten Tage entfallen; ein so langer Sommer könnte nur in dem Sinne des Sommer- 
halbjahrs aufgefasst werden. 


Dem Sommer gegenüber erscheint der Winter durch die aus dem normalen Verlauf 


sich ergebenden Tagesmittel unter Null zu kurz bemessen; die eigentliche Eisperiode dauert 
länger als 60 Tage (vom 18. December bis 16. Februar). Im Mittel aller Beobachtungen stellt 
sich der erste Eistag den 23. November, der letzte am 14. März ein; die Dauer der Eis- 
periode beträgt 112 Tage und ist somit noch einmal so lang als die sich aus dem normalen 
Gang ergebende. Die längste Eisperiode 1852 betrug 154, die kürzeste 1826 43 Tage. Der 
erste Eistag überhaupt erschien den 28. October 1869, der letzte den 17. April 1852; die 


1) Klimatologie von Böhmen p. 348. 


EEE DENE 


71 


Zwischenzeit ist hier 173 Tage also nahe die Hälfte des Jahres. Die Frostperiode hat eine 
längere Dauer, der erste Frost erschien am frühesten den 6. October 1865, der letzte am 
spätesten den 20. Mai 1876, was für den Spielraum des Frostes eine Periode von 227 Tagen 
ergibt, ganz frostfrei sind hier eigentlich nur 4 Monate Juni—September. 

46. Pentadenmittel. Das kleinste berechnete Pentadenmittel (Tab. 7) entfällt auf 
16.—20. Jänner mit — 2209, das beobachtete — 2:629 um 10 Tage früher auf den 6.—10. 
Jänner; das grösste Pentadenmittel erscheint übereinstimmend nach Beobachtung und Rech- 
nung den 30. Juli bis 4. August; es beträgt 20°4°. 

Die Jahresschwankung der Temperatur nach berechneten Pentadenmitteln ist 22589, 
nach den beobachteten 23:00°, 

Dem Jahresmittel am nächsten kommen die Pentaden vom 16.—20. April und vom 
18.—22. October. 

Die gróssten Anderungen entfallen auf die Monate Februar, September und October 
mit einer mittleren fünftägigen Summe 1'50°; die kleinsten Änderungen auf August mit 0'84°, 
Die grösste fünftägige Summe der Änderungen 235° entfiel auf die Pentade 16.—20. Jänner. 
Am raschesten stieg die mittlere Temperatur während der Pentade 27.—31. März um 2:00°, 
am raschesten fiel sie während der Pentade vom 8.—12. October um 171°. Kälterückfälle 
entfallen nach den fünftägigen Summen der Temperaturänderungen auf die Pentade vom 5. 
bis 9. Februar, vom 21.—25. Mai, vom 10.—14. und vom 15.—19. Juni, vom 15.—19. und 
vom 25.—29. Juli; Wärmerückfälle auf die Pentade vom 23.—27. September; der Wärme- 
rückfall Ende November ist nur durch eine kleine negative Summe 0:15 in der Pentade vom 
27. November bis 1. December angedeutet; ebenso der Rückfall im December vom 12.—16. 

Bei der Darstellung des jährlichen Ganges der Temperatur durch Pentadenmittel be- 
kommt man kein so detaillirtes Bild wie bei der Darstellung durch die Tagesmittel; es treten 
bei der graphischen Darstellung der beobachteten Werthe nur die hauptsächlichsten von den 
Störungen ganz deutlich wie die Rückfälle im Februar und in den Sommermonaten Juni und 
Juli hervor; zu den übrigen Unregelmässigkeiten findet man im Verlauf der Curve nur An- 
deutungen wie zu den Kälterückfällen im April und Mai und zu dem Wärmerückfall im No- 
vember; der nach der Lambert-Bessel’schen Formel berechnete jährliche Temperaturgang 
verläuft ganz regelmässig. 

47. Monatsmittel der Temperatur. Im Nachfolgenden sind die 80jáhrigen Monats- 
und Jahresmittel der Temperatur, abgeleitet nach den Daten der Tab. 5, zusammengestellt. 
Neben den Mittelwerthen für die bürgerlichen Monate B. M. wurden auch die Werthe für 
Normalmonate von 30:42 Tagen berechnet. 


Jänner Februar‘ März April Mai Juni Juli 
N.M. — 1'800 —0031 3:560 9586 14960 18'310 20002 
B. M. —1786 —0124 3:301 9:301 147338 18233 19'922 
Differenz — 0'014 +.0:093 +0259 +02835 40222 +0:077 +-0:080 
August Sept. October Nov. December Jahr 
N. M. 19441 15311 9:667 3'633 0:105 9:396 
B. M. 19505 ’ 15415 9819 3722 0:130 9348 
Differenz —0064 —0'104 —0152 —0:089 —0:025  —- 0048. 


Tabelle 7. 
Fünftägige Mittel der Temperatur (1800-1879). 


Zeit Beo- | Be- Zeit Beo- | Be- Zeit Beo- | Be- Zeit Beo- | Be- 
bacht. |rechn. bacht. rechn. bacht. | rechn. bacht.| rechn. 
1.—5. Jän. — 2:02 — 177! 1.—5.April| 7:32| (6:54 30.—4. Juli | 18:93 | 19:37 |28.—2. Okt.| 1348) 12:92 
6.10. „ |— 262|—1:93| 6.—10. „ 834| 776| 5—9. „ 19:75 | 1953) 3—1. „ 12-31) 12-11 
11.—15. „ |— 242 — 2:17|11.—15. „ || 8:69| 8:93|10.—14. „ || 19:79 | 19-70| 8.—12. „ 1104, 1121 
16.—20. „ | 160|— 2:20, 16.—20. „ | 9:57 | 10:01|15.—19. „ || 20:13| 19:88 |13.—17. „ 9:77) 10-22 
21.—25. „ |— 130|— 2:04|21.—25. „ | 10:59| 11:09|20.—24. „ || 20:34| 20:07 |18.—22. „ 901 912 
26.—30. „ |— 0:92|— 1:71|26.—30. „ | 1129| 12:02) 25.—29. „ || 2028| 20:24 |23.—27. „ 7:97) 793 
81.—4. Feb.|— 0:95, — 1:23] 1.--5. Mai | 12:68 | 12:82 |30.—3. Aug. | 2038| 20:36 28.—1. Nov.| 683 673 
5.—9. „ 047074 6.—10. „ |13:86| 13:57) 4—8. „ | 2013| 2036| 2-6. „ 557 556 
10.—14. „ | 1:16 — 0:19 11.—15. „ | 1411| 1427| 9.—13. „ | 19'92| 2023| 7.—11.,„ | 477 449 
15.—19. „ —0:06| 0:33|16.—20. „ | 1488| 14°96 | 14.—18. „ 19:76 | 19:88 |12.—16. „ 3:49| 3:55 
| 20.—24. „ 043] 0'79|21.—25. „ | 1611| 15:70||19.—23. „ || 1924| 19-36 | 17.—21. „ 2:87 2:79 
25.—1. Mára | - 1:63, 1.21126.—30. „ || 16:35 | 16:18 24.—28. „ 18:55 | 1871| 22.—26. „ 2:43| 2:02 
Dr 2:01 164|31.—4.Juni| 17-39 | 17:00 | 29.—2. Sept. | 17:64| 17:89|27.—1. Dec. | 225 171 
lí , 2:53 2131 5.—9. „| 17°96| 1761| 3.—7. „ | 1713| 1703| 2—6. „ 161 118 
12.—16. „ 2:73) 2721 10.—14. „ || 18:36| 1815| 8.—12. „ 1653| 1615 | 7.—11. „ 0:98) 0:92 
OT 3:36| 3'46|15.—19. „ || 18:06 | 18:59 | 13.—17. „ 15:21 | 15:29 |12.—16. „ 0:30 0:50 
MR, , 3:95 442|20.—24. „ || 18:50 | 18:93 18.—22. „ 14:69 | 14:48 |17.—21. „ |—0:33| 0:02 
= 5:57 5'49|25.—29. „ | 18:68| 1918| 23.—27. „ 13:79 | 13:70 |22.—26. „ | 0:83 — 0:51 
A een ren. 
Tabelle 8. 
Anderungen der Lufttemperatur innerhalb von fünf Tagen. 
Zeit Zeit | | Zeit Zeit 
| | l : | 

1.—5. Ján.|— 0:54 + 0:94] 1.—5. April | 1:05 41:05 30.—4. Juli | 0094 1:19 28.—2. Okt. |— 1:30 -- 1:66 
6.—10. „ |— 0:16) 0:74 6.—10. „ 067 0:99| 5.—9. „ a OD 86 Ni. 
B — 0:27, 1:09|11.—15. „ 0:53| 1:03|10.—14. „ 023 1:05) 8—12., | 171 171 
16.—20. „ 071 2:35|16.—20. „ 1744| 1-44 15.—19. „ | 0:05] 077|13—17., |-075 1:01 
PP 0:70, 1:56|21.—25. „ 0:58| 1:08, 20.—24. „ 0:14. 0:76|18.—22. ,„, |—132| 144 
26.—30. „ |—0:04| 0:32)26.—30. „ 1:50 1:54|25.—29. „ |—0:20| 0:60/23.—27. „ |—100| 1:61 
31.—4.Feb.| 0:50 1:08, 1.—5. Mai| 0-65) 0:93|30.—3. Aug.| 0:33] 0:35|28.—1. Nov.|—-1:12) 134 
5.—9. „ |—0:34 124 6.—10. „ 0:82! 1:68| 4—8. „ |--049 1.13) 2—6. „ |—-0:8 118 
10 la, 019) 1:89|11.—15. „ 0:73] 1:37) 9.—13. „ 0011 0:39] 7.—11. „ |— 158, 170 
15.—19. „ || 0:34 1-36) 16.—20. „ 130 1:46 14.—18. „ —0'83| 1:59|12.—16. „ |—019, 0:97 
20.—24. 5 1:80| 1:8021.—25. „ |- 0:19) 0:8519.—23. „ |—066| 0:88117.—21. „ |—105| 1-17 
|25.—1. März) 0:26) 1:08|26.—30, „ 1:23) 125|24—28. „ |—0:07| 0:47|22.—26. „ |—029| 123 
2—6. „ 0:62| 0:84| 1.—4.Juni| 0:96, 1-18, 29.—2.Sept.|— 1:36|  154|27.—1. Dec. |— 013) 0:95 
7.—11. „ 010! 0:92 5.—9. „ 041 067. 83—7. „ |—042| 0:90 2—6. „ 1069| 207 
12.—16. „ 0.821 1:38110.—14. „ |—0:10) 0:74] 8—12.,„ |—185| 181 7—11., |—-0'90| 1:06 
= 0:23, 0:8715.—19. „ |— 012] 0:50113.—17. „ |—0:04 128|12—16., |-010) 122 
a > 1:16| 1:52]20.—24.', || 0:15)  1-a7lı8s.—22 „ | 1:69) 1691721., | 1410) 1:10 
A 2:00, 2:00125.—29. „ | 0:87) 0:87123.—27, „ 0:30 1:68122.—26. „ |—061| 1:27 
| | 127.—31., |—050| 164 

! W II l I 


13 


Die Mittel der Normalmonate sind von Februar bis Juli grösser als die der bürger- 
lichen Monate und von August bis Jänner kleiner. Das Jahresmittel der 365 Tage ist um 
0:0489 höher als das Mittel der bürgerlichen Monate von ungleicher Länge. Man hat das 
Gesammtmittel dieser Monate mit 1'0051 zu multipliciren, um das Mittel der aequidistanten 
Monate zu bekommen. 

Die Jahresschwankung der Temperatur beträgt nach den Mitteln der bürgerlichen 
Monate 21:71°, nach den Mitteln der Normalmonate 21:80°, 


Dem Jahresmittel am nächsten stehen die Monatsmittel im April und October; die 
mittlere Temperatur hält sich 7 Monate über und 5 Monate unter dem Mittel des Jahres; 
das kleinste Monatsmittel entfernt sich in Folge dessen im Ganzen um 11:19, das grösste 
dagegen um 10:6" von dem Mittelwerth. 

Die nach den Monatsmitteln gezeichnete Temperaturcurve verläuft zwar ganz regel- 
mässig, gewährt aber nicht das richtige Bild des jährlichen Temperaturganges, indem sie sich 
um die Epochen der Extreme zu sehr verflacht und die Anomalien der Temperatur nicht er- 
kennen lässt. 

48. Die obigen Temperaturwerthe sind zur Berechnung der Constanten der Lambert- 
Bessel’schen Formel benützt worden und ergaben nachfolgende Resultate: 

Up U Uz U, U Uz Up DA v 0 Vy 4 
N.M. 9'396 10.996 0235 0'291 0109 0136 0'236 26904! 321044" 1330 0 343017’ 241035’ 


B.M. 9'348 10997 .0:218 0290 0'115 0114 0:258 268°%4' 327037’ 125°20’ 342049’ 2410 5’ 
N.-B. +.0'048 — 0:001 +0:017 +0:001 —0:006 + 0:022 —0:022 —-190" —5°53’ +-7%40’ 0028’ -1.0030', 


Zur Ableitung der Function, welche den Wärmegang im Jahreslaufe darstellen soll, 
darf man streng genommen nur gleichwerthige aus gleich langen Perioden abgeleitete Mittel 
verwenden. Da jedoch die Unterschiede in den Werthen nur bei den Winkelconstanten 
nennenswerthe Grössen erreichen, diese Änderungen jedoch bei der Kleinheit der Unterschiede 
in den Zahlencoefficienten von keinem wesentlichen Einfluss auf die Eintrittszeiten der Ma- 
xima und Minima, ihre Beträge und auf die Wiedergabe der beobachteten Werthe sind, so 
kann man sich bei der Umständlichkeit des Verfahrens zur Ableitung der aequidistanten 
Werthe für Normalmonate ganz gut mit den Mittelwerthen für bürgerliche Monate begnügen. 
Für den Fall, wenn nicht Tagesmittel vorhanden sind, aus denen die aequidistanten Werthe 
direct berechnet werden können, hat Weihrauch mehrere Methoden !) zur Ableitung der- 
selben aus den Mittelwerthen der bürgerlichen Monate vorgeschlagen, die zu praecisen und 
verlässlichen Resultaten führen, die sich aber kaum allgemeine Geltung verschaffen dürften, 
da der durch die Ableitung der aeguidistanten Werthe erhaltene Gewinn mehr als aufgewogen 
wird durch die Umständlichkeit des Verfahrens. 

Eine genaue Darstellung des jährlichen Temperaturganges erfordert, dass die Con- 
stanten der Bessel’schen Formel aus Tagesmitteln berechnet werden. Da aber diese lang- 
wierige Arbeit nur von Wenigen unternommen werden dürfte, so handelt es sich darum zu 
bestimmen, ob man die nach den Monatsmitteln berechneten Constanten zur Darstellung 


2) Zeitschrift der österr. Gesellschaft für Meteorologie. 1883. 
10 


74 


ebenso gut benützen kann wie die nach den Tagesmitteln, oder ein Verfahren zu finden, nach 
welchem man aus der Formel für die Normalmonate die für die Tagesmittel herstellen könnte. 
Die Unterschiede in den Constanten der Bessel’schen Formel für die Tagesmittel und die 
Normalmonate kann man aus den Berechnungen dieser Constanten nach 118jáhrigen Tempe- 
raturbeobachtungen in St. Petersburg ersehen.") 


Constanten der Bessel’schen Formel für St. Petersburg. 


U Uz Uz U u, V DB ©, DA 4 

365 Tage 13'529 0:531 0'333 0:105 0:057 264941" 122% 6° 2440 1’ 22033’ 120029’ 
N. Monate 13'378 0:541 0'304 0:058 0:052 26442’ 123°32’ 240052’ 64046’ 9051’ 
Differenz 0,151 —0'010 0:029 0047 0:005 —0% 1’ —1%26’ 30 9’ —42°13’ | 110938/. 


Zur Umwandlung der für die Monatsmittel berechneten Constanten der Bessel’schen 
Formel für Tagesmittel haben wir nur das Verfahren Bravais’,?) welcher zu diesem Zwecke 
die Grad-Constanten aller Glieder im Verhältniss des Bogens zum Sinus von — s = 
etc. vergrössert, die Winkel-Constanten dagegen unverändert lässt. Die oben gegebenen 
Unterschiede in den Constanten zeigen, ob dieses Verfahren berechtist ist oder nicht. Nach 
Wahlén“) erhält man auf diese Weise ziemlich befriedigende Daten sowohl für die Form 
als auch die Amplitude des jährlichen Ganges. 

Ich habe mich dieses Verfahrens, da bis jetzt kein besseres ermittelt worden ist, zur 
Herstellung der für die Normalmonate berechneten Constanten der Lambert-Bessel’schen 
Formel für die Tagesmittel bedient und zur Darstellung des jährlichen Temperaturganges zu 
Prag folgende Formel (der Winkel & vom 1. Jänner gerechnet) abgeleitet: 


T, — 9396 4 11-299 sin (2549 #4 x) + 0246 sin (2919 44 | 3) 
+ 0323 sín ( 88° 0 13x) |- 0:132 sin (2830 17 I 4x) +- 
+ 0185 sin (1669 35' + 5x) + 0'369 sin (1809 0’ — 6%). 


Nach dieser Formel sind die Mittelwerthe fůr jeden 5. Tag (Tab. 7) berechnet und 
sind auch die Hintrittszeiten der Extreme und der Media bestimmt worden. Es entfállt das 


Minimum — 2229 auf die Phase 15952' den 17. Jänner 

Maximum © 20409 , „, „212924 „ 4 August 
1. Medium Area 10327677, 162 April 
9. Z 90 987057019. October. 


Die Jahresschwankung der Temperatur nach der Bessel'schen Formel beträgt 22-629 
etwas weniger als die nach den Tagesmitteln berechnete. Die nach der Formel bestimmte 
Eintrittszeit des Minimums erscheint um 7 Tage verspátet gegenůber der nach den Tagesmitteln 
festgestellten Epoche; die Eintrittszeiten des Maximums und der Media sind dagegen über- 


1) Wild: Die Temperaturverhältnisse des russischen Reiches p. 240. Supplementband zum Repertorium 
für Meteorologie 1881. 

2) Voyage en Scandinavie. Meteorologie. Tome II. p. 324. 

3) Der jährliche Gang der Temperatur in St. Petersburg. Repertorium 7. Meteorologie Bd. VII. p. 20. 


75 


einstimmend. Durch die Verspätung des Temperaturminimums wird die Dauer der Temperatur- 


 zunahme nach der Rechnung um etwas kürzer als sie sich nach der Beobachtung ergaben hatte. 


49. Wie sich der jährliche Temperaturgang bei ungehinderter Insolation und Wärme- 
ausstrahlung gestaltet, kann man am besten aus den für die ganz heiteren Tage abgeleiteten 
Mitteln und dem Vergleich derselben mit den Gesammtmitteln einer bestimmten Beobachtungs- 
periode ersehen. Es werden im Nachfolgenden zu diesem Zwecke die Mittel der wolkenlosen 
Tage und die Mittel aller Tage während der 40jährigen Periode 1840—1879 gegeben. 


Periode 1840—1879 Jänner Februar März April Mai Juni Juli Aug. Sept. October Nov. Dec. 
Mittel wolkenloser T. —846 —5'36 2:73 941 15:82 1955 2195 21'46 1657 9:24 0:00 — 6:36 


Gesammtmittel — 140 0:02 3:17 9:11 1400 1806 19:60 1925 15'20 981 350. —0'43 
Differenz —706 —538 —044 0:30 182 149 2:35 221 137 —057 —350 —5:93 
Periode 1840—1879 Winter Frůhling Sommer Herbst Jahr 
Mittel wolkenloser Tage — 673 * 932 20:99 8:60 8:05 
Gesammtmittel — 060 3:76 18:97 9:50 9:16 
Differenz — 6:13 0:56 2:02 — 090 — 1:11. 


Nach der graphischen Darstellung dieser Monatswerthe der Temperatur scheint die 
Heiterkeit des Himmels keinen Einfluss auf die Eintrittszeiten der Extreme auszuüben, denn 
es fallen ziemlich übereinstimmend sowohl die Minima der Temperatur aus ganz heiteren Tagen 
und aus allen Tagen als auch die Maxima nahe auf dieselbe Zeit; dagegen ist der Einfluss 
auf die Beträge der Extreme namentlich der Minima desto grösser; die Minima unterscheiden 
sich um 7:06°, die Maxima um 2'35°. Dass das kleinste Monatsmittel bei vollständiger Aus- 
heiterung des Himmels um mehr als 7° tiefer erscheint als das gewöhnliche Monatsmittel, 
das grösste Monatsmittel dagegen nur um 2'/,° höher, das ist der grösseren Bewölkung und 
den Windverhältnissen des Winters zuzuschreiben, die die Wintertemperatur erhöhen. Der 
Sommer ist bei uns viel heiterer als der Winter und es wird deshalb eine völlige Heiterkeit 
des Himmels das Temperaturmittel nicht so viel steigern wie eine völlige Heiterkeit im Winter 
dasselbe erniedrist. 

Die Jahresschwankung der Temperatur beträgt nach den mittleren Werthen der ganz 
heiteren Tage 30419, nach den Werthen aus allen Tagen 21:09. Der jährliche Temperatur- 
sang bei ganz klarem Himmel hätte schon einen rein kontinentalen Charakter, die Jahres- 
amplitude wäre hier schon so gross wie in Moskau, das um 2391 östlicher gelegen ist 
als Prag. 

Die Eintrittszeiten der Media sind übereinstimmend, dagegen erfolgt der rascheste 
Gang bei ganz klarem Himmel während der Temperaturzunahme früher, während der Tempe- 
raturabnahme etwas später bei völliger Heiterkeit des Himmels als im Mittel aller Tage. Die 
srössten Änderungen finden vom 15. Februar bis 15. März mit 8099 und vom 15. October 
bis 15. November mit 9249 statt. 

Die Temperaturmittel der ganz heiteren Tage sind in den Monaten vom April bis 
September grösser, in den Monaten vom October bis März aber kleiner als die Mittel aller 
Tage. Das Jahresmittel der Temperatur ist 8'05° mehr als um 1° kleiner als das Gesammt- 
mittel, weil die Abweichungen der Temperaturmittel während des Winterhalbjahrs grösser 
sind als während des Sommerhalbjahrs. 

10* 


76 


Unter Null würden sich bei ganz klarem Himmel die Temperaturmittel befinden vom 
15. November bis 6. März, im Ganzen 111 Tage, also noch einmal so viel als sich im viel- 
jährigen Mittel ergibt. Man sieht, dass unsere Winter bei völlig klarem Wetter nicht nur 
eine um etwa 6°tiefere Temperatur hätten, sondern, dass sie noch einmal so lang wären als 
unsere aus langjährigem Durchschnitte resultirenden Winter mit ihrer grossen Trübung des 
Himmels. Der Winter würde nicht nur die 3 Monate December, Jänner und Februar um- 


fassen, sondern sich noch auf einzelne Theile der Nachbarmonate November und März er- 


strecken. 

50. Veränderlichkeit der Monatsmittel der Temperatur. Die Durchschnitts- 
werthe der extremen Monatsmittel der Temperatur während der Jahre 1800—1879 sind 20:51“ 
und — 312; die jährliche aperiodische Schwankung der Monatsmittel der Temperatur beträgt 
23:639, um 1:929 mehr als die periodische. Davon entfällt 0:599 auf das höchste Monatsmittel, 
welches um so viel grösser als das Julimittel und 133° auf das tiefste Monatsmittel, das um 
so viel niedriger erscheint als das Januarmittel. 

Die Temperaturveränderungen von einem Monate zum anderen im Mittel von 80 
Jahren betragen: 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Gesammt-V. —+3:35 -3:77 -6:00 +5:46 4374 42:05 +1'37 —3'98 —5:60 —6:10 -+3:92 43:49 


Periodische V. +1'67 +3:42 46:00 —5:44 —3:49 4+1'69 — 042 — 3:98 —560 —610 — 3:59 —1'92 _ 


Aperiodische V. +1'68 +035 0:00 +0:02 40:25 40:36 +0'95 000 0:00 0:00 +0,33 +1:57. 


Die Temperaturveránderungen von Jahr zu Jahr betragen + 1:149. Die aperiodischen 
Veränderungen haben im Ganzen einen viel kleineren Werth als die periodischen; das Verhält- 
niss der letzteren zu den ersteren ist 3:61: 0:46. Die Temperaturperiode ist mehr ausgebildet 
als die Periode des Luftdruckes, bei welchem Elemente die aperiodischen Veränderungen das 
Übergewicht behalten, da sowohl die grössten als die kleinsten Mittel einen und denselben 
Monat treffen können. Bei der Lufttemperatur sind nur in den Monaten Juli, December und 
Jänner die aperiodischen Änderungen etwas grösser, oder nahe so gross als die periodischen. 

Die aperiodischen Veränderungen der Monatsmittel der Temperatur haben mit den 
periodischen einen entgegengesetzten Verlauf; sie sind am grössten vom Jänner auf Februar 
und vom Juli auf August, wo die periodischen Veränderungen am kleinsten sind, und ver- 
schwinden völlig dort, wo die periodischen Veränderungen wie von März auf April und von 
September auf October ete. am grössten sind. Aus der Unregelmässiskeit des Temperatur- 
ganges im Sommer und Winter lässt sich auf das schwankende Auftreten der höchsten und 
der niedrigsten Wärme schliessen. 


Häufigkeit der extremen Monatsmittel in Procenten. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
46 26 3 — — 13 50 37 — = — 25. 


Man ersieht, dass kaum in der Hälfte der Fälle das niedrigste Mittel die Mitte des 
Winters und das höchste die Mitte des Sommers trifft. Die Wahrscheinlichkeit für das Zu- 
treffen des höchsten Wärmemittels im Juli ist 0:50 etwas erösser als die Wahrscheinlichkeit 
für das Zutreffen des niedrigsten Mittels im Jänner 0:46, weil sich das erstere über einen 


17 


Spielraum von 3, das letztere aber von 4 Monaten erstreckt.“) Die Wahrscheinlichkeit für 
das gleichzeitige Eintreffen der extremen Mittel in den beiden genannten Monaten gleicht 
nur 0'23. Ein anderer Unterschied im Erscheinen des niedrigsten und höchsten Monatsmittels 
besteht darin, dass das erstere fast in derselben Anzahl der Fälle verfrüht im December 25 
wie verspätet im Februar 26 vorkommt, während bei dem letzteren die Verspätungen im August 
ein grosses Übergewicht haben über die Verfrühungen im Juni. 

Das schwankende Auftreten der extremen Monatsmittel der Temperatur verursacht 
Abweichungen von der aus dem vieljährigen Durchschnitte sich ergebenden Aufeinanderfolge 
der Monatsmittel. Durch das Hinzukommen noch anderer Störungen wird der Verlauf der 
Monate oft ein sehr unregelmässiger, indem der nachfolgende Monat im aufsteigenden Ast 
der Curve kühler, in dem absteigenden wärmer erscheint als der vorangehende.. Die Häufig- 
keit der sogenannten Kälte- und Wärmerückfälle in der Aufeinanderfolge der Monate während 
100 Jahre wird aus folgender Zusammenstellung ersichtlich. 


Häufigkeit der Störungen in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel der Temperatur. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli © August Sept. October Nov. Dee. 
35 21 = 1 9 19 43 1 = — il 30. 


Von Störungen ganz frei blieb der jährliche Temperaturgang nach Monatsmitteln nur 
vom März auf April und vom September auf October und vom October auf November, d. i. 
es war in 100 Jahren (resp. 80 J.) das Mittel im März niemals grösser als im April und das 
Mittel im September und October niemals kleiner als im October und November, April war 
einmal und zwar 1876 wärmer als Mai. Am häufigsten (43mal) erscheint in der Aufeinander- 
folge der Monatsmittel August wärmer als Juli und Jänner 35mal wärmer als Februar. 


Grösste Veränderungen der Monatsmittel der Lufttemperatur. 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Betrag 114 131 170 10:7 87 71 —46 —99 —102 —130 —146 — 113 
Jahr 1848 1827 1800 1812 1866 1865 1874 1807 1866 1858 1840 1826. 
51. Anomalien der Temperatur. Die durchschnittlichen Werthe der mittleren Ab- 
weichungen der Monate und Jahre abgeleitet aus 80 Jahren sind: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
+253 +25 +178 +160 +171 +118 +122 +127 +122 +135 +169 +253 +081, 
Die mittlere Anomalie der Temperatur erreicht ihren grössten Werth in den Winter- 
monaten December bis Februar, ihren kleinsten Werth im Juni. Die Abnahme der Anomalie 
vom Februar zum Juni und die Zunahme von diesem Monate zum December erfolst nicht 
regelmässig, indem Mai und Juli höhere Werthe aufweisen als die vorangehenden Monate. 
Die Anomalien der Temperatur sind in den Wintermonaten am grössten wie die Anomalien 
des Luftdruckes, im Sommer ist es umgekehrt, es entsprechen im Mai und August den klei- 
neren Anomalien der Monatsmittel des Luftdruckes grössere Anomalien der Temperatur. 


1) Nach Lang: „Das Klima von München“ traf daselbst unter 56 Jahren das kleinste Monatsmittel 
26mal auf Januar, 19mal auf December, 10mal auf Februar und 1mal auf März. 


78 


Häufigkeit der positiven Abweichungen in Procenten. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
54 56 57 54 46 50 46 4 54 56 59 61 57. 


In den Monaten Mai, Juli und August überwiegen die negativen, in allen übrigen 
Monaten sowie auch beim Jahresmittel die positiven Abweichungen der Temperatur. Nach 
diesen Daten sind milde Winter und kühle Sommer wahrscheinlicher als kühle Winter und 
heisse Sommer. 


Grösste Abweichungen der Monatsmittel der Temperatur vom Gesammtmittel während 
1800—1879. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
5:83 5:37 470 T725 5:00 495 3:94 6:17 3:46 411 3:38 5:87 2:08 
1834 1869 1822 1800 1811 1811 1834 1807 1810 1811 1824 1824 1811 

— 796 —689 — 668 — 423 — 452 —354 —364 —344 —334 —327 —650 —891 —231 
1838 1838 1845 1817 1876 1871 1844 1833 1877 1805 1858 1879 1829. 


Absolute Schwankung der Monatsmittel der Temperatur. 


Jänner Feb. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
13:79 12:26 11:38 1148 952 849 758 9:61 6:80 738 988 1478 439. 


Wahrscheinlicher Fehler der Monats- und Jahresmittel der Temperatur. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. Jahr 
0:240 0241 0169 0'144 0'162 0107 0'116 0121 0'116 0128 0:160 0'240 0077., 


Zahl der Jahre, die erforderlich sind, um den wahrscheinlichen Fehler des Mittels auf 
—+0:10° €. zu redueiren. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Nov. Dec. Jahr 
460 464 229 169 210 92 108 117 108 131 205 460 47. 


Normale Jahresmittel bis auf =#+ 0'10° C. sicher zu erhalten, bedarf es einer 47- 
jährigen Beobachtungsreihe; bei den Sommermonaten ist die Beobachtungszeit zur Erhaltung 
eines sicheren Normalmittels mehr als 2mal, bei den Wintermonaten 10mal so lang als bei 
dem Jahresmittel. 

52. Aufeinanderfolge der unperiodischen Temperaturänderungen. Die für 
die einzelnen Jahrgänge gebildeten Abweichungen der Monats- und Jahresmittel der Tempe- 
ratur sind zu einer ausführlicheren Untersuchung über die Aufeinanderfolge der unperiodischen 
Temperaturänderungen benützt worden. Die Untersuchung wurde nicht bloss auf den 80jáh- 
rigen Zeitraum beschränkt, sondern ist auf sämmtliche Beobachtungen, welche 111 Jahrgänge - 
vom Jahre 1773—1885 (die Beobachtungen vom Jahre 1798 und 1799 fehlen) umfassen, aus- 
gedehnt worden. 

Es wurden Zeichen-Combinationen der Temperaturanomalien sowohl für die Aufein- 
anderfolge der Monate als auch der Jahreszeiten gebildet, und ist auch die Wahrscheinlich- 
keit für das Eintreffen einer jeden Combination berechnet worden, um zu sehen, mit welcher 
Sicherheit man aus dem Witterungscharakter des laufenden Monates oder der Jahreszeit auf 
den Charakter des nachfolgenden Monates oder Jahreszeit schliessen kann. 


WA 


79 


Zur Erlangung bestimmterer Resultate ist den verschiedenartigen Erwärmungsverhält- 
nissen während einer Jahreszeit in der Weise Rechnung getragen worden, dass die Jahres- 
zeiten sowohl nach der Intensität der Erwärmung und der Erkaltung als nach ihrer Dauer ge- 
ordnet und hierauf mit der Temperaturanomalie der nachfolgenden Jahreszeiten verglichen worden 
sind. Es wurde besonders darauf gesehen, welchen Einfluss die durch Wärme oder Kälte be- 
sonders hervortretenden Jahreszeiten auf die Witterung der nachfolgenden Jahreszeiten nehmen. 

Bei der Berücksichtigung der Jahreszeiten nach der Grösse der Anomalie wurden 
drei Gruppen unterschieden. Es wurde eine Jahreszeit als „warm“ oder „kalt“ angesehen, für 
welche die Temperaturanomalie mehr als einen Grad, als „mässig“, wenn dieselbe weniger 
als einen Grad betrug. Ferner wurden die Jahreszeiten nach den Zeichen der Temperatur- 
anomalien in den einzelnen Monaten geschieden. Bei der Verbindung der monatlichen Mittel 
in jahreszeitliche werden verschiedenartige Verhältnisse in ein Ganzes zusammengefasst und 
es kann auch eine Jahreszeit als warm oder kalt ausfallen, in welcher bloss nur ein warmer 
oder ein kalter Monat vorkam. Es wurden deshalb Unterschiede gemacht zwischen den Jahres- 
zeiten, indem eine jede warme oder kalte Jahreszeit in drei Gruppen nach der Verschieden- 
heit der Monatszeichen geschieden worden ist. 

53. Wenn man die Zeichen der Abweichungen zweier aufeinanderfolgenden Monate, 
Jahreszeiten und Jahre vom Gesammtmittel (+ der warmen, — der kalten) kombinirt, so er- 
hält man für die 111jährige Reihe (1773—1885) folgende Resultate. 


Zeichen-Combinationen der Temperaturanomalien für die Aufeinanderfolge der Monate. 


++ +- -+ -= +++- -+ 
Jánner—Februar 37 20 24 30 © Juli— August 34 24 15 38 
Februar—März 38 24 24 25 August— September 32 br 28 34 
März— April 37 26 20 23  September— October 33 26 21 31 
April—Mai 27 30 24 30  October—November 35 20 31 25 
Mai—Juni 26 26 31 23 _ _November—December 48 17 22 24 
Juni—Juli 35 21 22 33 December—Jánner 41 29 15 26. 


Es blieben in der Aufeinanderfolge der Monate in 775 Fällen die Zeichen gleich (po- 
sitiv oder negativ), in 557 Fällen fand ein Wechsel der Zeichen statt. Die Wahrscheinlichkeit 
dafür, dass auf einen warmen oder kalten Monat ein solcher von gleicher Eigenschaft folge, 
ist im Ganzen 0'578. Man kann daraus ersehen, dass die Störungen der Temperatur ge- 
wöhnlich eine längere Dauer haben, so dass sich ihre Wirkung über einige Monate erstreckt. 


Wahrscheinlichkeit 
der Zeichen- des Zeichen- der Zeichen- des Zeichen- 

folge wechsels folge wechsels 
Jänner— Februar 0:600 0'400 Juli— August 0'649 0:351 
Februar— März 0:568 0:432 August— September 0:595 0'405 
März— April 0:586 0414 September— October 0:577 0'423 
April—Mai 0'513 0:487 October—November 0541 0:459 
Mai—Juni 0487 0513 November— December 0:649 0351 


Juni—Juli 0'612 0:388 December— Jánner 0604 0'396. 


80 


Die Wahrscheinlichkeitsgrösse für die Folge oder den Wechsel der Zeichen je zweier 
Monate hat im Laufe des Jahres einen regelmässigen Gang. Sie hat 2 Maxima und Minima; 
das erste Maximum fällt auf die Monate Juli und August mit 0:658, das zweite auf die Mo- 
nate November und December mit 0655. Die beiden Werthe für die Erhaltung der Tempe- 
ratur über oder unter dem Normale sind nahe doppelt so gross als die Wahrscheinlichkeits- 


werthe für den Wechsel der Temperatur, so dass man hier 2 gegen 1 wetten kann, dass, wenn 


der Juli und der November zu kalt oder zu warm wird, dieses auch der August und der 
December sein werde. Die Wahrscheinlichkeit für die Änderung der Temperatur im nach- 
folgenden Monate ist am grössten in der Übergangszeit vom Frühling zum Sommer von Mai 
bis Juni 0'513 und im Herbst von October bis November 0:464.") 

54. Die Zusammenstellungen der Zeichen für die Abweichungen der mittleren Tem- 
peratur in den Jahreszeiten und die Berechnung der Wahrscheinlichkeit für die Erhaltung 
und für den Wechsel derselben ergab folgende Resultate. 


Zeichen-Combination. Wahrscheinlichkeit der Zeichen-Combination. 

++ +- -+ -= K o PAP 
Winter— Frühling 29 AU 20.8 026 024 021 029 055 045 
Frühlins— Sommer 28 2472205239 025 022 018 035 0:60 040 
Sommer — Herbst 23 20002099, 025 018 025 032 057 043 
Herbst— Winter 30 A9. 2.30 027 023 023 027 054 046 
Winter— Sommer 27 2022 O2 025 027 020 029 054 046 
Winter— Winter 33 25. 24 29 023 023 022 027 055 0%45 
Sommer— Winter D28. nm 022 020 030 0283 050 0:50 
Sommer— Sommer 23 ZOO 021 024 022 033 054 046 
Jahr— Jahr 36 232224228 032 021 022 025 057. 043. 


Wie bei der Aufeinanderfolge der Monate, so ist auch bei den Jahreszeiten die Wahr- 
scheinlichkeit für die Erhaltung des Temperaturcharakters grösser als für den Wechsel des- 
selben. Am grössten ist die Wahrscheinlichkeit für die Folge der negativen, dann für die der 
positiven Abweichungen. Es ist dieses besonders bei den Jahreszeiten Frühling, Sommer und 
Herbst der Fall, so dass, wenn der Frühling oder der Sommer kühl erscheint, sehr wahr- 
scheinlich auch der Sommer resp. Herbst kühl sein wird. Dieses gilt auch von den Jahres- 
zeiten, die weiter auseinanderliegen wie vom Winter und Sommer und umgekehrt. Nach einem 
kalten Winter folgt am wahrscheinlichsten auch ein kalter Sommer und desgleichen nach 
einem kalten Sommer auch ein kalter Winter. Da bei uns milde Winter und kühle Sommer 


vorwiegend sind, so kann man am ehesten, wie es in den Zusammenstellungen ersichtlich © 


ist, nach einem milden Winter im nachfolgenden Jahre wieder einen solchen und nach einem 
kühlen Sommer gleichfalls einen kühlen Sommer erwarten. Aus diesem Grunde findet auch 
ein häufigerer Temperaturwechsel von der einen extremen Jahreszeit zur anderen statt, indem 
nach einem milden Winter ein kühler Sommer und nach einem solchen Sommer ein milder 
Winter am wahrscheinlichsten ist. Z. B. wurden in letzter Zeit vom Jahre 1878—1885 durch 


1) Siehe darüber Sprung: Lehrbuch der Meteorologie 1885 p. 382 und van Bebber: Witterungs- 
kunde II. Th. p. 438—448. 


81 


8 Jahre hintereinander kühle Sommer mit Mitteltemperaturen, die tief unter der normalen 
standen, beobachtet. Die Winter waren dagegen alle bis auf einen einzigen und zwar vom 
Jahre 1879—80 warm. 

Bei der Temperatur des Jahres finden wir gleichfalls wie bei den Temperaturen der 
Jahreszeiten die Tendenz sich längere Zeit über oder unter dem Mittelwerth zu erhalten. Am 
srössten ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass nach einem warmen Jahr ein solches von 
gleicher Eigenschaft folgen werde. 

55. Verfolet man die Aufeinanderfolge der Jahreszeiten nach der Grösse und der 
Häufiskeit der Temperaturanomalien oder mit anderen Worten nach der Intensität und der 
Dauer der Erwärmungen und Erkaltungen, so gelangt man für die 111jährige Beobachtungs- 
periode zu nachfolgenden Resultaten. Die Zusammenstellungen werden zunächst für den Winter 
und die nachfolgenden Jahreszeiten gemacht, wobei diejenigen Winter als warm oder kalt be- 
zeichnet wurden, deren Temperaturanomalien mehr als 1° C. betragen. Als mässige Winter 
werden hier diejenigen verstanden, deren Temperaturanomalie sich in den Grenzen + 1:0° 
und — 1:0°C. bewegt. 


Häufiskeit der negat. Temperaturabweichungen in den dem Winter nachfolgenden Jahreszeiten. 


Frühling Sommer Frühling Sommer 
Zahl der Fälle Procente 
Warmer Winter 39 14 18 36 46 
Mässiger „ 35 20 22 55 62 
Kalter 5 37 23 22 62 59. 


Nach einem warmen Winter ist eher ein warmer Frühling und Sommer zu erwarten 
als ein kalter; nach mässigem und strengem Winter sind umgekehrt kalte Frühlinge und 
Sommer häufiger als warme. Werden noch die sehr strengen Winter mit der Abweichungs- 
summe der 3 Monate von mehr als 7°, deren Zahl freilich nur 12 beträgt, in eine Gruppe 
vereinigt, so ist die Anzahl der Procente für die nachfolgenden kühlen Frühlinge 67 und 
die nachfolgenden kühlen Sommer 75. Die Unterscheidung in warme und sehr warme Winter 
gibt für die nachfolgenden Jahreszeiten keine anderen Resultate als die oben angegebenen. 
Besonders auffallend erscheint, dass nach mässig warmem oder mässig kaltem Winter am wahr- 
scheinlichsten ein kühler Sommer nachfolst. 


Wahrscheinlichkeit der negativen Abweichungen der Monatsmittel der Temperatur. 


März April Mai Juni Juli August 
Warmer Winter 036 0:48 0:48 0:46 0:41 0:48 
Mássiger „ 0:37 0:45 0:54 0:52 0:46 0:46 
Kalter 5 0:43 0:49 6:57 0:52 0:62 0:62. 


Eine stetige Zunahme der negativen Abweichungen bis in den August nimmt man 
nur nach kalten Wintern wahr, nach mässigen oder warmen Wintern dauert diese Zunahme 
bis in den Mai; von diesem Monate nehmen die negat. Abweichungen ein wenig ab. 

Stellt man die Winter nach der Dauer der Erwärmungen und Erkaltungen zusammen, 
indem die erste Gruppe diejenigen Winter umfasst, in welchen alle 3 Monate eine positive 

11 


82 a 

Abweichung zeigen, die zweite Gruppe 2 positive und eine negative Abweichung, die dritte 
eine positive und zwei negative, die vierte umgekehrt eine negative und zwei positive Ab- 
weichungen, die fůnfte und sechste Gruppe 2 und 3 negative Abweichungen der Monats- 
mittel enthált, so erscheinen davon die kalten Frůhlinge und Sommer in folgender Weise 


abhängig. 


Häufigkeit der negativen Temperaturabweichungen. 


Frühling Sommer Frühling Sommer 
Zahl der Fälle Procente 

Warmer Winter (3 Monate warm) 29 10 11 94 38 

» (2 9) 9022 8 9 36 41 

s „  (& Monat warm) 10 7 8 70 80 
Kalter „PAS a at) 

4 » (2 Monate kalt) 39 23 21 59 54 

83 SB) > 3) 11 8 9 13 81. 


Diese Zusammenstellung zeigt, dass eine dauernde Erkaltung oder Erwärmung im 
Winter den Witterungscharakter der nachfolgenden Jahreszeiten Frühling und Sommer mehr 
beeinflusst als eine intensive Kälte oder Wärme des Winters. Die Zahlen sprechen von einer 
häufigen Andauer der Erkaltung oder Erwärmung vom Winter bis in den Sommer hinein. Be- 
sonders ist in extremen Fällen nach einem durch alle 3 Monate andauernden warmen oder 
kalten Winter ebenso ein warmer resp. kalter Frühling und Sommer mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit zu erwarten. Wenn es erlaubt ist aus einer kleineren Anzahl der Fälle einen 
Schluss auf die kommende Jahreszeit zu ziehen, so scheinen kalte Frühlinge und Sommer 
nach einander auf diejenigen Winter zu folgen, in welchen ein Monat entweder zu warm oder 
zu kalt ist und über die Temperaturanomalie der ganzen Jahreszeit entscheidet. 

Die Gruppirung der Frühlinge nach der Grösse der Temperaturanomalie führt in 
Bezug, auf die Häufigkeit der Abweichungszeichen in den nahestehenden Jahreszeiten zu nach- 
folgenden Resultaten. 


Häufigkeit der negativen Temperaturabweichungen. 


Sommer Herbst Sommer Herbst 


Zahl der Fälle Procente 
Warmer Frühling 32 12 11 37 94 
Mässiger h 51 32 23 63 45 
Kalter £ 28 18 20 64 71. 


Nach warmen oder kalten Frühlingen, die einen Wärmeüberschuss oder einen Wärme- 
mangel von mehr als 19 C. haben, ist ein Wechsel im Temperaturcharakter der nachfolgenden 
Jahreszeiten sehr wenig wahrscheinlich, die entgegengesetzten Abweichungen sind nicht nur 
viel seltener sondern auch kleiner als die gleichsinnigen. Ein kühler Sommer folst häufig 


nicht nur nach kaltem sondern auch schon nach einem mässig kalten oder mässig warmen 
Frühling. 


vd 
M, 
] 


je 


83 


Háufigkeit der negativen Abweichungen der Temperatur im Sommer und Herbst nach der ver- 
schiedenen Vertheilung der Anomalien der Frůhlingsmonate betrachtet. 


Sommer Herbst Sommer Herbst 
Zahl der Fälle Procente 
Warmer Frühling (3 Monate warm) 18 5 6 28 33 
& A (2 pů 7) 25 13 10 52 40 
» n (1 5 9) 7 4 4 57 57 
Kalter $ (1 en kalt ) 12 9 8 75 67 
si b (2 R Sn) 32 19 16 59 50 
vý (3 5 ER) 16 10 10 62 62. 


Sind alle drei Frühlingsmonate warm oder kalt, so ist am wahrscheinlichsten auch 
der nachfolgende Sommer und Herbst warm oder kalt; bei zwei warmen Monaten und einem 
kalten oder umgekehrt bei zwei kalten und einem warmen Monate kann man keinen Schluss 
auf die Temperatur der nächstfolgenden Jahreszeiten machen. Am ehesten ist ein kalter 
Sommer und Herbst nach einem solchen kalten Frühlinge, in welchem zwei Monate warm 
oder normal und ein Monat gewöhnlich April oder Mai mit excessiver Kälte vorkommt, zu 
erwarten. Kühl waren auch in der Mehrzahl der Fälle die Jahreszeiten nach einem Früh- 
linge, in welchem sich ein zu warmer Monat am häufigsten der März vorfand. 

Sommer. Die Zusammenstellungen der Temperaturabweichungen nach ihrer Grösse 
für den Sommer und die nachfolgenden Jahreszeiten führen zu den nachstehenden Resultaten. 


Häufigkeit der negat. Temperaturabweichungen in den dem Sommer nachfolgenden Jahreszeiten. 


Herbst Winter Herbst Winter 
Zahl der Fälle Procente 
Heisser Sommer 20 3 10 15 50 
Mässiger „ 67 35 al 52 46 
Kůhler s 24 16 12 67 50. 


Nach diesen Zahlen erscheint die Temperatur des Herbstes von der des Sommers in 
der Weise abhängig, dass nach einem heissen Sommer in 85 von 100 Fällen ein warmer 
Herbst und nach einem kalten Sommer in 67 von 100 Fällen ein kalter Herbst nachfolgt. 
Nach mässig warmen oder mässig kalten Sommern, deren grosse Anzahl auffallend ist, kann 
schon häufiger ein Wechsel in der Temperaturabweichung des nachfolgenden Herbstes ein- 
treffen, als nach einem sehr warmen oder sehr kühlen Sommer. 

Dagegen ergibt sich aus diesen als auch den oben für die Zeichencombinationen zu- 
sammengestellten Zahlen, dass man vom Sommer auf den nachfolgenden Winter mit keinerlei 
Wahrscheinlichkeit schliessen kann. Nach den Temperaturanomalien überhaupt erhält man 
die Wahrscheinlichkeit 050 sowohl für die Erhaltung als auch den Wechsel der Zeichen und 
gruppirt man die Anomalien nach ihrer Grösse, wie es hier geschehen ist, so kommt man 
auch zu keinem besseren Resultate. In der Aufeinanderfolge der Jahreszeiten nach mässig 
warmen und mässig kühlen Sommern kommen etwas mehr warme als kühle Winter zum Vor- 
schein, was sich aus dem Umstande erklären dürfte, dass im Winter die positiven Temperatur- 
abweichungen häufiger sind als die negativen. 

11* 


84 


Häufigkeit der negativen Temperaturabweichungen im Herbst und Winter nach verschiedener 
Vertheilung der Abweichungen des Sommers. 


Herbst Winter Herbst Winter 


Zahl der Fälle Procente 
Warmer Sommer (3 Monate warm) 26 9 16 2135 62 
x n (2 5 sů) 14 5 7 36 50 
a h (1 Monat nn 14 8 5 57 36 
Kalter k (db kalt) 
4 ks (2 Monate „ ) 37 20 17 54 46 
h 5 (3 5 3) 20.2 11 60 55. 


Die Gruppirung der Sommer nach der Dauer der Erwärmung oder Erkaltune führt 
in Bezug auf die Abweichungen der nachfolgenden Jahreszeiten besonders aber in Bezug auf 
die Temperatur des Winters zu anderen Resultaten als die Gruppirung nach der Intensität 
derselben. Man hat nämlich in den extremen Fällen mit langen warmen oder langen kühlen 
Sommern (in welchen die Abweichungen aller drei Monate über oder unter der Mitteltempe- 
ratur liegen) viel eher einen kalten als einen warmen Winter zu erwarten. Dagegen folst in 
der grösseren Zahl der Fälle ein warmer Winter nach einem solchen Sommer, in welchem 
ein Monat zu warm oder zu kalt war. Nach solchen Sommern, in welchen zwei warme oder 
zwei kalte Monate vorkommen, ist ein kühler Winter fast ebenso wahrscheinlich wie ein 
warmer. In dieser Gruppirung der Sommer und der Winter gibt sich eine auffallende Regel- 
mässigkeit in der Abnahme und Zunahme der Temperaturanomalien des Winters kund, aus 
der zu ersehen ist, dass man vom Sommer nur in Ausnahmsfällen auf den Temperatur- 
charakter des kommenden Winters schliessen kann. 

Herbst. Die Temperatur des Herbstes schliesst sich an die Temperatur des Sommers 
an und man sollte deshalb für die nachfolgenden Winter gleiche Resultate erwarten, die bei 
der Betrachtung der Temperatur des Sommers abgeleitet worden sind. Die nachfolgenden 
Zusammenstellungen sollen zeigen, ob nicht doch einige Unterschiede vorkommen können. 


Häufigkeit der negat. Temperaturabweichungen in den dem Herbst nachfolgenden Jahreszeiten. 


Winter Frühling Winter Frühling 
Zahl der Fälle Procente 
Warmer Herbst 22 9 10 41 45 
Mässiger „ 60 32 34 53 57 
Kalter S 28 14 13 50 46. 


Aus diesen Daten kann man nur nach einem warmen Herbst auf einen warmen Winter 


mit einiger Wahrscheinlichkeit schliessen, dagegen kann man nach einem kalten Herbst mit 


derselben Wahrscheinlichkeit einen kalten wie einen warmen Winter erwarten. 


Häufigkeit der negativen Abweichungen der Temperatur im Winter und Frühling nach ver- 
schiedener Vertheilung der Abweichungen des Herbstes. : 
Winter Frühling Winter Frühling 
Zahl der Fälle Procente 
Warmer Herbst (3 Monate warm) 23 8 9 35 39 
a N (2 s 69) 30 17 21 57 70 


85 
Winter Frühling Winter Frühling 
Zahl der Fälle Procente 
Warmer Herbst (1 Monat warm) 5 1 3 20 60 
Kalter kalt) 5 3 2 60 40 
A n (2 A z) 32 14 16 44 50 
” » (3 » » ) 16 12 9 75 57. 


Von dem Temperaturcharakter des Herbstes auf den des Winters kann wiederum 
nur in den extremen Fällen, nach einer durch alle drei Monate andauernden Erwärmung 
oder Erkaltung geschlossen werden. Nach einem sehr warmen Herbst folgt in 65°, der Fälle 
ein warmer, nach einem dauernd kalten Herbst in 75°/, ein kalter Winter. Diejenigen Fälle, 
in welchen ein Herbstmonat so warm oder so kalt war, dass er die entgegengesetzten Ab- 
weichungen der anderen zwei Monate übertraf, waren nicht hinreichend zur Erlangung ver- 
lässlicher Resultate. Nach einem warmen Herbste, in welchen zwei Monate warm und einer 
kalt ist, folgt eher ein kalter als ein warmer Winter, nach einem kalten Herbst in welchem 
zwei Monate kalt und ein Monat warm ist, dagegen ein warmer als ein kalter Winter. 

Die oben ohne Rücksicht auf die Intensität und die Dauer der Erwärmung oder Er- 
kaltung gemachten Zusammenstellungen der Zeichencombinationen der Temperaturanomalien 
ergeben einen etwas grösseren Werth für die Gleichheit als für den Wechsel des Zeichens.') 


56. Extreme der Lufttemperatur. Die mittleren Monatsextreme der Temperatur 
konnten nur aus den Beobachtungen der neueren Reihe 1840—1879 mit Sicherheit ab- 
geleitet werden. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 


Mittleres Max. 8-1 94 147 DSO 20:3 82:20 AO AO OMZ O 12:3 92 
n Min. — 131 —109 —67 —07 32 OR OST O4 52 O7 —55 — 113 
Differenz... . 21'2 20:3 214 DOOR DA OM 3 aka 2 al Ona 0,© 17:8 205. 


Die Schwankungen der mittleren Monatsextreme der Temperatur erreichen im Laufe 
des Jahres zweimal ihren hóchsten Werth nahe zur Zeit des raschesten Temperaturganges 
und zwar im Mai und September, die entsprechenden kleinsten Werthe fallen auf November 
„und auf die Sommermonate Juli und August. Es gibt sich hier in diesen Zahlen richt nur 
der Einfluss des rascheren oder langsameren Fortschreitens der Temperatur in der jährlichen 
Periode, sondern besonders auch der Einfluss der Bewölkung auf die Temperaturschwankungen 
kund. Diese erreichen im Ganzen zur Zeit des rascheren Temperaturganges im Frühling und 
Herbst einen grösseren, zur Zeit des langsameren Ganges im Winter und Sommer einen klei- 
neren Werth. Die Maxima der Schwankung treffen mit der grössten Heiterkeit des Himmels 
im April, Mai und September, das Hauptminimum mit der grössten Wolkenbedeckung des- 
selben im November zusammen. Daraus, dass die grössten mittleren Monatsschwankungen der 


1) Zu ähnlichen Resultaten in Bezug auf die Temperaturanomalien in der Aufeinanderfolge der Jahres- 
zeiten ist man auch für andere Orte gekommen. Siehe Köppen: Die Aufeinanderfolge der un- 
periodischen Witterungserscheinungen nach den Grundsätzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung unter- 
sucht, Rep. für Meteorol. Bd. II.; Hann: Temperatur von Wien nach 100jährigen Beobachtungen 
und Hellmann: Über gewisse Gesetzmässigkeiten im Wechsel der Witterung aufeinanderfolgender 
Jahreszeiten. Sitzungsberichte der k. preuss. Akademie der Wiss. in Berlin 1885, 


86 


Temperatur nicht im Winter, sondern in der Zeit, in welcher sich der Himmel bei uns am 
meisten ausheitert, stattfinden, folgt, dass dieselben nicht so sehr von dem Wechsel der Winde 
als vielmehr von der Heiterkeit des Himmels und der dadurch begünstisten Insolation und 
Wärmestrahlung abhängen. 

Die mittleren Jahresextreme der Temperatur in Prag betragen nach der älteren Be- 
obachtungsreihe 32:19 und — 161°, nach der neueren 33'2° und — 1669; die mittlere Jahres- 
schwankung ist im ersten Falle 4829, im zweiten 49:89, Als absolute Extreme haben wir für 
die ältere Beobachtungsperiode 1773—1839 und zwar das Minimum — 29:1° den 13. Jänner 
1799 und das Maximum 36:5“ den 4. Juli 1781; für die neuere Reihe (1849—79) beträgt 
das absolute Minimum beobachtet den 22. Jänner 1850 — 26:89, das Maximum beobachtet 
den 23. August 1853 36:99. Die absolute Jahresschwankung der Temperatur ist also nach 
der ganzen Beobachtungsreihe 66:09.!) 

Das absolute Temperaturminimum fállt im Mittel der 80jáhrigen Beobachtungen (1800 
bis 1879) auf den 21. Jänner; am frühesten wurde es den 8. December 1819 und 1875, am 
spätesten den 31. März 1800 beobachtet und hatte einen Spielraum von 113 Tagen. Die 
Häufigkeit desselben in den einzelnen Monaten war: December 24, Jänner 33, Februar 21, 
März 7; in Procenten: December 28, Jänner 39, Februar 25, März 8. 

Das absolute Temperaturmaximum erscheint im Mittel der 80 Jahre den 21. Juli; am 
frühesten traf es den 25. Mai 1847, am spätesten den 23. August 1853 ein. Der Spielraum 
beträgt 91 Tage. Die Häufigkeit desselben in den einzelnen Monaten war: Mai 1, Juni 11, 
Juli 42, August 26; im Procenten: Mai 1, Juni 14, Juli 52, August 33. 


Jährlicher Gang des Dunstdruckes. 


57. Der Dunstdruck hat einen im Ganzen mit der Temperatur übereinstimmenden 
jährlichen Verlauf, jedoch mit dem wesentlichen Unterschiede, dass sich die Dunstdruckeurve 
um die Wendepunkte zu sehr verflacht und dass in Folge dessen die Extreme nicht so scharf 
hervortreten als bei der Temperatur. Verfolgt man den normalen jährlichen Verlauf des Dunst- 
druckes nach den in der Tab. 10 zusammengestellten ausgeglichenen Tagesmitteln, so erhält 
man folgende Resultate. 

Das Minimum erscheint nahe gleichzeitig mit dem Temperaturminimum den 
12. Jänner und beträgt etwa 3:44 mm. Es fällt somit in die Mitte des Winters. 

Das Maximum des mittleren Dunstdruckes kommt den 8. August, um 5 Tage später 


als das Temperaturmaximum, zum Vorschein. Sein Betrag beziffert sich auf 11:17 mm. Ein ° 


zweites Maximum 11:10 in den Sommermonaten macht sich den 25. Juli bemerkbar; 2) es ist 
während dieser Zeit der Verlauf des Dunstdruckes ebenso wie der der Lufttemperatur sehr 
unregelmässig. 
1) Nach der älteren Beobachtungsreihe beträgt die absolute Schwankung 65:69, nach der neueren 63:7°. 
2) Das doppelte Maximum im Verlaufe der Sommermonate finden wir auch in Krakau und zwar den 


26. Juli und den 8. August. Dr. D. Wierzbicki: Peryjodyczne zmiany v prežnosci pary etc. Pa- 
mietnik Akademii Umiejetnosci w Krakowie 1880. 


j 


Tagesmittel des Dunstdruckes nach 40jáhrigen Beobachtungen 1840—1879 


Tabelle 9. 


in mm 
ur k | lee 
De M = B jd Bu Ste Bl 
A| Ř = = < = 5 5 | dk S Z =) 
1.| 3-77 | 3:92 | 427 | 554 | 641 | 9:34 | 10:26 | 1123 | 9:81 | 856 | 6:32 | 444 
2.| 3:60 | 3:99 | 415 | 546 | 6:27 | 9-70 | 1042 | 11-01 | 977 | 873 | 581 | 427 
3.| 3:60 | 401 | 418 | 547 | 623 | 9-97 | 1040 | 11:03 | 9:79 | 8:44 | 558 | 416 
4.| 353 | 383 | 429 | 551 | 646 | 10:04 | 10:72 | 10-99 | 1004 | 8:12 | 557 | 417 
5.| 3:49 | 3:97 | 432 | 5:84 | 643 | 9-93 | 10:77 | 10:98 | 9:61 | 8:29 | 537 | 403 
6.| 354 |-4-10 | 434 | 583 | 657 |10:16 | 10:70 | 10-95 | 9:82 | 7-97 | 546 | 442 
7.| 3:44 | 3:90 | 426 | 596 | 6:89 (10:34 | 10:53 | 1100 | 9:76 | 8:08 | 5-39 | 4:35 
8.| 3-59 | 3:86 | 444 | 584 | 747 |1031| 10:80 | 1121 | 952 | 811 | 554 | 434 
9.| 3:50 | 3-88 | 4-46 | 586 | 749 |1021|10'84 | 11-54 | 942 | 767 | 543 | 415 
10.| 3:55 | 3:62 | 430 | 574 | 7:64 |10-45 | 10-75 | 1095 | 9:83 | 738 | 492 | 390 
[11.| 346 | 353 | 417 | 564 | 760 11016 | 1030 | 1062 | 946. 734 498 | 392 
|12.| 335 | 851 | 411 | 553 | 7:89. | 9:92 11048 | 1084 | 939 | 745 | 486 | 397 | 
113.1 3:37 | 359 | 432 | 556 | 755 |10-19|11:115|1061| 8-63 7-28 | 475 | 404 
14.| 3:55 | 3:60 | 430 | 5:90 | 762 |10-10 | 10:71 | 11:14 | 887 | 7:34 | 497 | 403 | 
15.) 3:56 | 356 | 426 | 583 | 7-89 10:01 | 1074 11:04 | 902 | 743 | 489 | 416 
16.| 3:68 | 418 | 416 | 560 | 8:14 | 9:97 11062 | 11006 | 839 | 728 | 499 419 
17.| 3:74 | 411 | 448 | 5:80 | 790 | 10:04 | 10:59 | 10:92 | 860 | 713 | 502 | 407 
18.| 3:96 | 417 | 450 | 592 | 8-10 1001 | 10:68 | 10:45 | 898 | 731 | 4:66 3:94 
19.| 3:73 | 3:90 | 444 | 595 | 8:43 1025 | 1096 | 10-84 | 872 | 724 | 460 | 3:93 
20.| 4-00 | 3:94 | 428 | 619 | 8:27 |1031| 1075 10:83 | 8:62 | 712 451 | 382 | 
21.| 3:84 | 3:95 | 444 | 654 | 822 |10-11 [1057 | 11:10 | 888 | 680 | 443 | 382 | 
22.| 3:82 | 412 | 448 | 638 | 8-36 | 10:60 | 10:69 | 11:08 | 8-75 | 6:40 | 457 | 8:78 | 
23.| 391 | 401 | 445 | 616 | 847 |10-70 | 1112 (11-18 8:32 | 6:60 | 484 | 3:70 
24.| 409 | 411 | 461 | 6:10 | 8:63 [1039 | 11:30 | 10-95 | 8:88 | 675 | 468 | 3:63: | 
25. 3:99 | 424 | 471 | 630 | 8:72 | 9:73 | 10-97 110.33 | 879 | 664 | 472 | 358 | 
26.| 400 | 441 | 472 | 641 | 8-44 |10:11 | 11:22 | 10:61 | 864 | 655 | 463 | 357 | 
27. 3:81 | 435 | 484 | 631 | 857 |10:02 | 1090 10:39 | 8:32 | 640 | 476 | 354 | 
28.| 3-82 | 417 | 506 | 6:09 | 8-81 |10:10 | 11:01 | 10-11 | 8:66 | 622 | 490 | 3:64 | 
29. 3-89 5:28 | 6:13 | 910 110.19 | 10971044. 877. 611 | 474 | 3:53 | 
30.| 4:02 513 | 622 | 923 (10-36 | 11:02 | 10002 , 8:66 | 618 | 471 | 359 | 
31. 3:78 | 5-36 913 10-93 | 10-14 623 | 3:86 
| | | 
| | | 
| 1 | 


98 


Tabelle 10. 


Ausgeglichene 40jáhrige Tagesmittel des Dunstdruckes 1840—1879 


ın mm 
A  ,—_———_— — — — — ——,— nm nam mm m 
au a ee ee De 
1.) 3:70 | 3:91 | 424 | 5:44 | 6:27 9:43 | 10:35 |11'02 | 993 | 8:64 | 605 | 4-48 
2.| 3:63 | 3:93 | 422 | 550 | 630 9:65 | 10:40 | 11:02 | 9:86 | 8:56 | 5:87 | 434 
3.| 3:57 | 3:93 | 423 | 554 | 633 | 985 | 10:48 | 11:00 | 9:85 | 8:43 | 570 | 423 
4.| 353 | 3:94 | 426 | 5:62 | 6:40 | 9:97 | 10:60 | 11:00 | 9:84 | 830 | 557 | 418 
5.| 3:51 8.96 | 430 | 5:73 | 651 (10:06 | 10:67 | 11:00 | 9:80 | 818 | 550 | 420 
6.| 3-51 | 3:97 | 4-34 | 5:82 | 6:71 |10:18 | 10:68 | 11:02 | 9:74 | 810 | 5:47 | 426 
7.| 3:52 | 394 | 4:37 | 5:87 | 698 10:25 | 10:69 | 11:09 | 9:67 | 8:02 + 5:44 | 430 
8.| 352 | 3:87 | 439 | 5-88 | 726 ‚10:28 | 10:72 | 11:17 | 9:60 | 790 | 5:40 | 426 
9.| 3:52 | 3:78 | 437 | 5:84 | 747 10:29 | 10:73 | 11:16 | 956 | 773 | 522 | 415 
10.| 3:50 | 3:66 | 430 | 5:76 760 |10:26 | 10:67 | 11:03 | 9:55 | 755 | 510 | 403 
11.| 346 | 3:55 | 422 | 5:68 | 767 |10:20 | 10:60 | 10:87 | 9:46 | 744 | 497 | 3:97 
12.| 3:44 | 3:55 | 420 | 5:64 | 770 |10:14| 10:67 | 10:81 | 920 | 740 | 490 | 3:96 
13.| 3:46 | 3:60 | 422 | 5:66 | 7:68 |10:10 | 10:77 | 10:86 | 8:97 | 738 | 490 | 402 
14.| 3:52 | 3:65 | 425 | 571 | 776 |10:06 | 10:78 | 10:96 | 3:83 | 737 | 490 | 4:05 
15.| 3:60 | 3:86 | 428 | 5:73 | 787 | 10:03 | 10:73 | 11:01 | 8:76 | 733 | 492 | 411 
116.1 3:70 | 3:95 | 4:32 | 5:74 | 798 (10:03 | 10:68 | 10:97 | 8:70 | 728 | 491 | 411 
17.| 3:77 | 405 | 4-38 | 5:79 | 8:06 |10:04| 10:68 | 10:86 | 8:70 | 724 | 484 | 406 
18.| 3:84 | 406 | 443 | 5:90 | 8:14 | 10:09 | 10:74 | 10:78 | 8:73 | 720 | 474 | 400 
19.| 387 | 402 | 443 | 604 | 823 '10:16| 10:78 | 10:80 | 8:74 | 715 | 462 | 3:90 
120.1 3:87 | 400 | 442 | 621 | 828 |1024| 10:77 | 10:88 | 8:73 | 690 | 454 | 3:83 
121. 387 | 401 | 444 | 633 | 8:29 (10:31 | 10:77 | 11:00 | 8:72 | 677 454 | 378 
| 23.| 3:87 | 4:04 | 4-47 | 6:32 | 8:39 |10°41 | 10:84 | 11:04 | 8:70 | 6:67 | 460 | 3:73 
23. 3:91 | 408 | 452 | 6:26 | 8:48 | 10:42 | 10:98 | 11:00 | 8:67 | 6:62 | 470 | 3:67 
| 24.| 3:95 | 415 | 458 | 623 | 8:55 |10'32 | 11:08 | 10:85 | 8:70 | 664 | 470 | 3:61 
| 25.| 3:95 | 424 | 466 | 625 | 859 \10:17 | 11:10 | 10:60 | 8:70 | 6:62 | 470 | 357 
26.1 3:91 | 431 | 4:77 | 6:26 | 8:61 | 10:07 | 11:06 | 10:47 | 8:63 | 654 | 470 | 3:57 
127.| 3:86 | 431 | 490 | 623 | 8:69 |10:06 | 11:01 | 10:36 | 8:60 | 6:40 | 474 | 3:56 
128.| 384 | 428 | 504 | 6:18 | 8:84 |10'10 | 11:00 | 10:30 | 8:62 | 627 477 | 3:60 
29.| 3:85 515 | 617 | 903 |10:19 | 11:01 | 10:23 | 8:67 | 620 | 473 | 3:60 
30.|| 3:87 525 | 621 | 912 (10:26 | 11:00 | 10:17 | 8:67 | 617 | 462 | 3:65 
31.| 3:84 5:35 9:26 11:01 | 10:13 6:15 3:70 


NN Er ; 


89 


Die Amplitude im jährlichen Gange des Dunstdruckes nach Tagesmitteln beträgt 
773 mm. 

Den mittleren Werth 691 mm erreicht der Dunstdruck den 7. Mai und den 
20. October. Das erste Medium erscheint 20 Tage nach dem Temperaturmedium verspätet, 
das zweite dagegen gleichzeitig mit dem ihm entsprechenden Medium der Temperatur. Der 
Dunstdruck hält sich im Gegensatze zu der Temperatur im jährlichen Gange längere Zeit 
unter als über dem Mittelwerth und zwar um 33 Tage (199 gegen 166 Tage). In Folge dessen 
erhebt sich das Maximum höher über das Gesammtmittel 426 mm als das Minimum dar- 
unter (— 347 mm) sinkt. 

Die Zeitdifferenz zwischen dem Minimum und dem 1. Medium beträgt 115 Tage, 
zwischen dem 1. Medium und Maximum 93 Tage, zwischen dem Maximum und 2. Medium 
73 Tage, zwischen dem 2. Medium und dem Minimum 84 Tage. Die Periode der Dunstdruck- 
zunahme vom 12. Jänner bis 8. August umfasst 208 Tage um 51 Tage mehr als die Periode 
der Dunstdruckabnahme. 

Die rascheste Zunahme im Drucke des atmosphaerischen Wasserdampfes findet vom 
1. Mai bis 9. Juni statt, während im April, dem Monate der raschesten Temperaturzunahme 
Dunstdruckdepressionen zum Vorschein kommen; am schnellsten nimmt der Dunstdruck Ende 
August und Anfang September, dann in October ab. 

Die Dunstdruckeurve zeigt nicht in allen Theilen einen gleich regelmässigen Verlauf. 
Der Wasserdampfgehalt in der Atmosphaere verändert sich vom 4. December bis 19. März, 
dann vom 7. Juni bis 23. August nur wenig; es kommen aber nicht nur zu diesen Epochen, 
sondern werden auch während der verhältnissmässig beschränkten Zeit der Zunahme und 
der Abnahme der Wasserdämpfe Störungen bemerkbar. Die bedeutendsten Dunstdruckdepres- 
sionen im aufsteigenden Aste der Jahrescurve sind um die Mitte Februar, März, Mitte und 
Ende April, Mitte und Ende Juni; im absteigenden Aste der Curve die Erhebung vom 15 
bis 30. September und die Erhebung Ende November als bemerkenswerthe Störung zu be- 
zeichnen.!) Alle die hier erwähnten Störungen sind auf dieselben Ursachen wie die Tempe- 
raturstörungen, mit denen sie gleichzeitig auftreten, zurückzuführen. 


58. Pentadenmittel des Dunstdruckes. Das kleinste ausgeglichene Pentaden- 
mittel entfällt auf die Zeit vom 6.—10. Jänner mit 35 mm, das grösste auf den 30. Juli bis 
3. August mit 11'1 mm. Diese Mittel fallen in die kälteste und in die wármste Zeit des 
Jahres; der Unterschied beträgt 76 mm. 

Dem Jahresmittel am nächsten stehen die Pentadenmittel vom 8. Mai und vom 
20. October; es erfolgt somit der Gang des Dunstdruckes im Frühling viel langsamer als der 
der Temperatur, welche ihren mittleren Werth bereits in der Pentade vom 18. April erlangt; 
das Herbstmedium trifft jedoch mit dem der Lufttemperatur gleichzeitig ein. Es sind dieses 
die im Frühling häufiger auftretenden E- und N-Winde, welche eine rasche Zunahme der 
Wasserdämpfe mit der steigenden Temperatur verhindern. Andererseits enthält die Luft in 
den Frühlingsmonaten bei gleicher Temperatur auch deshalb weniger Wasserdampf als in den 


1) Die Jahrescurve des Dunstdruckes für Krakau gleichfalls nach 40jährigen Tagesmitteln 1836—1875 
abgeleitet zeigt denselben Verlauf wie die für Prag gezeichnete Curve. 
12 


90 


Herbstmonaten, weil im Frühlinge der Boden trockener ist als im Herbst, indem er sich in 
ersterer Jahreszeit erwärmt, in der letzteren Jahreszeit dagegen abkühlt. Von den Störungen 
im Gange des Dunstdruckes macht sich in den Pentadenmitteln die Depression im Februar 
bemerkbar. 


Über das Fortschreiten des mittleren Dunstdruckes und über die Unregelmässigkeiten 
im jährlichen Gang desselben gibt die Tabelle 12 den besten Aufschluss. Die Änderungen 
sind im aufsteigenden Aste der Jahrescurve viel kleiner als im absteigenden; die grösste 
Zunahme trifft die Pentaden vom 8. und 13. Mai; die grösste Abnahme die Pentaden vom 
10. September und 10. October. 


59. Monatsmittel des Dunstdruckes. Im Nachfolgenden werden die aus den 
Zahlen der Tab. 9 abgeleiteten und die nach der Bessel’schen Formel berechneten Monats- 
mittel des Dunstdruckes für die Periode 1840—79 zusammengestellt. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr 
Beobachtet 370 395 449 592 784 10:12 1077 1082 908 726 5:02 3:95 6:91 
Berechnet 370 404 452 585 786 985 1095 1074 924 714 5:00 3:92 691 
Differenz 0:00 — 0:09 — 0:03 0:07 — 0:02 0:27 —018 0:08 — 016 012 0:02 0:03 0:00. 
Das kleinste Monatsmittel weist Januar mit 3:70 mm; das grösste August mit 10:82 mm 
auf; die Jahresschwankung beträgt 7:12 mm. Die Mittel der Sommermonate Juli und August, 
dann die Monatsmittel vom December bis März sind wenig an Grösse verschieden. In den 
5 Monaten vom Mai bis October ist der Dunstdruck höher als im Mittel des Jahres, in den 
übrigen 7 kleiner; bei der Temperatur haben umgekehrt 7 Monate ein grösseres und nur 5 
Monate ein kleineres Mittel als das Jahresmittel. 


Durch die nach der Formel berechneten Monatsmittel wird der jährliche Gang des 
Dunstdruckes schärfer ausgedrückt als durch die aus der Beobachtung sich eu Das 
grösste Monatsmittel fällt auf Juli und die Amplitude beträgt 125 mm. 


Mit Zugrundelegung obiger Monatsmittel wurden die Constanten der Bessel’schen 
Formel berechnet und sind folgende Resultate erzielt worden. 


D,— 6:91 4 3'719 sin (2610 42 + ©) + 0'463 sin (63° 55’ + 2x) 
1.0:122 sin (28° 40’ + 3x). 


Mit Benützung dieser Formel (der Winkel « vom 15'22 Jänner gezählt) erhält man 
für die Eintrittszeiten der Extreme und der Media folgende Epochen: Minimum den 12. Jänner, 
Maximum den 27. Juli, 1. Medium den 1. Mai, 2. Medium den 19. October. 


60. Die Mittelwerthe aus den ganz heiteren Tagen geben wie beim Luftdrucke und 
der Temperatur auch beim Dunstdrucke einen etwas abweichenden jährlichen Gang von dem 
aus allen Tagen ohne Unterschied der Bewölkung. Um die Verschiedenheiten kennen zu lernen 
sind im Nachfolgenden die Mittel der wolkenlosen Tage aus der Periode 1840—1879 und 
die Unterschiede A gegen die 40jáhrigen Monatsmittel zusammengestellt. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Nov. Dec. 


M. 2:09 2:70 3:79 5:61 743 1065 11:00. 10990 8:90 6:80 3:87 256 
ZA. — 161 .— 125 —070 —031 — 0:41 0:53 0:23 0:08 —018 — 046 — 115 — 139. 


Fůnftágige Mittel des Dunstdruckes 1840—1879 in mm 


5 | Beo- | Aus- ; | Beo- | Aus- P Beo- | Aus- | : Beo- 
zit |bacht.| gegl. zur \bacht. | gegl. n bacht.| gegl. = bacht. 
| 
3. Jänner | 36 | 36 | 3. April | 56 | 55|| 2. Juli | 10:4 | 102 || 5. Octob. | 81 
Sant; 85 | 85 |- 8 „ BO o T 107| 10710. „ 76 
ZB 86 | 36 (13. „ 57| 58| 12. „ 10:7 | 10715.. 73 
Taten, Se Er 1830 5:90 6:0, Te 10:7 | 10:8 | 20. „ 70 
D3: 89 | 39 | 23. „ 63 | 62 | 22. „ 109 | 109 | 25. %„ 6:6 
PER 39003928. 62| 63| 27 „ 11:0 | 11:0 130. „ 62 
2. Februar | 39 | 39 3. Mai 64 | 66 1. Aug. || 111 | 11:1 || 4. Novemb.| 5:6 
S 40 | 39 | 8 „ Zoll 60 ZO 0 an 5:3 
12s 36 | 38 | 13. „ T T il 109 | 1t0|14 „ 4:5 
VÚ 40 | 39 || 18. „, 82| 81| 16. „ 109 | 11019.. 47 
ABA 40 | 41| 23., 85 | 85, 21. „ 10:0 | 109124. „ 47 
Pre 43 | 42 | 28. „ 88| 90| 26. „ 105 | 10529. „ 47 
4. März 43 | 43 | 2. Juni O 90 | 31 10:1 | 101 4. Decemb.| 42 
9 43 | 43 Věk 102 | 101! 5. Sept.) 98, 98, 9 „ 41 
LAS 2212 102 | 102 | 10. „ 95| 94,14. %„ 41 
9: ,, A Aa TE 10:1 | 10:2 15. „ 87| s9|1ı9. „ 3:9 
Sn 46 | a7 | 92 „ 104 | 10:2 | 20. „ ss | 8724 „ 87 
2905 Ba | ll ee 10:0 | 102 | 25. „ 8:6 | 872g. 3:6 
ZO" 87| 85 
Tabelle 12. 
Anderungen des Dunstdruckes innerhalb von fůnf Tagen 
Zeit mm | mm Zeit mm | mm Zeit mm | mm Zeit mm 
3. Jänner L 0234-033) 3. April| 0294047] 2. Juli 0:41 40:65) 5. Octob. gel 0-95 
Be — 0:08 0481 8 „ |—019| 0491 7. „ |—-0:02| 06410. „ — 0:83 
FE DON 022. 044| 13. „ 0:06| 0:68] 12. „ |-0:01| 177,15. „ 0:05 
TBRY 019] 0:89, 18. „ 0:94| 094 17. „ 0:01| 0:73] 20. „ — 0:71 
23 0:16) 040) 23. „ |—013| 0:75| 22. „ 0:02) 1.201 25. „ — 0:38 
P — 022| 0'64| 28. „ 0:00, 0:64 27. „ 0:05, 0:77) 30. „ — 041 
2. Februar| 0:19) 055] 3. Mai 017) 057 1. Aug 0:05 0:67) 4. Novemb.|— 0:42 
RAM 0,351 0,651 8. „ 0:99 107 6. „ 055l 0:63) 9. „ | 0:58 
KOVY 5 —0:06| 0:24| 13. „ 054. 122) 11. „ 0:40) 190,14., 0:16 
ÚT 0:38| 1:06| 18. „ 0:08, 0:98, 16. „ |-0:30 112,19., |— 045 
Don nn 030° 0:52) 23. „ 022) 0778| 21. „ 011 0:63 24. „ 0:19 
M — 0:09| 0:63| 28. „ 0:79, 0:99) 26. „ |—051| 1773129. „  |—049 
4. März 011 0:27.. 2. Juni | 078, 1:04) 31. „ |—-0:65| 0:93] 4. Decemb.| 0:06 
ya —015| 0551| 7. „ 0:52) 0-78. 5.Sept. |-0'27]) 119, 9. „| 0:38 
14.3, 0:37 0:69] 12. „ |-0:34 088| 10. „ 1-08 171114. „ 0:10 
19595 0:00 044| 17. „ 0301 0:44| 15. „ 0835| 1:61) 19. „  |—029 
DAS 0:36, 042] 22. „ | |—058| 1761 20. „ |-066| 118|24.-, |(—024 
2977 0:69, 0:99| 27. „ 0:63| 0:81| 25. „ 034| 1.461 29. „ 0:23 
30. „ |—022| 0:78) 


Tabelle 11. 


92 


Das kleinste Monatsmittel entfällt bei ganz heiterem Himmel auch auf Jänner, das 
grösste dagegen auf Juli; die Jahresschwankung beträgt 891 mm und ist grösser als die 
nach den Tagesmitteln abgeleitete Schwankung. Die Eintrittszeiten der Extreme und der 
Media fallen bis auf das Frühlingsmedium, das schon den 25. April zum Vorschein kommt, 
mit den Eintrittszeiten aus den Gesammtbeobachtungen zusammen. 


Die Unterschiede, in welchen sich von Monat zu Monat eine regelmässige Aufein- 
anderfolge kundgibt, sind am grössten in den Wintermonaten bis 1:6 mm, in den Sommer- 
monaten betragen sie kaum 0:5 mm. Besonders arm an Wasserdampf ist also die Atmosphaere 
im Winter an ganz heiteren Tagen; im Sommer dagegen haben solche Tage eine etwas grös- 
sere Dampfmenge aufzuweisen als die mittlere des Monates beträgt. Im Mittel des Jahres ist 
der Dunstdruck bei ganz klarem Himmel kleiner als das allgemeine Jahresmittel, weil mit 
der Ausheiterung des Himmels gewöhnlich trockene Winde im Verbindung stehen. 


Die Berechnung der Constanten nach obigen Mittelwerthen ergab zur Darstellung des 
jährlichen Ganges des Dunstdruckes bei ganz heiterem Wetter (der Winkel x vom 15'22 
Jänner an gezählt) nachfolgende Resultate: 


D; = 637 + 4582 sin (264° 36" | x) + 0'396 sin (111924 — 2x) 
+. 0:184 sin (347° 28’ I 3x). 


61. Veränderlichkeit der Monatsmittel des Dunstdruckes. Die Durchschnitts- 
werthe der extremen Monatsmittel betragen 3°29 und 11:27 mm, die Schwankung 7-98 mm. 
Diese aus dem kleinsten und dem höchsten Monatsmittel eines jeden Jahres erhaltenen Werthe 
zeigen nur geringe Differenzen gegen die aus den vieljährigen Monatsmitteln abgeleiteten und 
zwar beim Minimum — 0'41, beim Maximum 0:45 mm. Die aperiodische Schwankung ist um 
0:86 mm grösser als die periodische. 


Veränderungen des Dunstdruckes von einem Monate zum anderen im Mittel von 40 Jahren 
1840—1879. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli Ausust Sept. October Nov. Dee. 

Gesammt-V. 0:80 0:83 143 2:02 2:39 1.11 0:67 181 183 2:23 1:19 073 
Periodische V. 0:25 0:54 1'43 1:92 2:28 0:65 0:05 —174 —182 —223 —107 —025 
Aperiodische V. ——0:55 --029 0:00 +0:10 —-0'11 +046 40:62 +0'07 —0'01. 0:00 —0:12 -E0948. 


Die grösste Veränderlichkeit zeigen die Monate Mai + 2:39 und October 2:23 mm. 
In diesen und den benachbarten Monaten verschwinden die aperiodischen Veränderungen fast 
gänzlich und es ändert sich der Dunstdruck von März bis Mai fast nur im Sinne der Zu- 
nahme und von August bis October nur im Sinne der Abnahme. ; 


Am unregelmässigsten verändern sich wie bei der Temperatur auch beim Dunstdrucke 
die Mittel der extremen Monate Jänner + 055 und Juli + 0:62 mm. Es ist dieses daraus 
zu erklären, dass das niedrigste und das höchste Mittel nicht immer die genannten Monate 
trifft, wie man aus der nachfolgenden Vertheilung der extremen Monatsmittel während der 
40jährigen Beobachtungsperiode 1840—1879 ersehen kann. 


93 


Häufigkeit der extremen Monatsmittel während 1840—1879, 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Anzahl 15 12 3 — — 6 14 19 1 — — 10 
Procente 37 30 8 — — B 35 47 3 — — 25. 


Aus diesen Zahlen geht am deutlichsten hervor, wie oft der jährliche Gang des Dunst- 
druckes in den einzelnen Jahrgängen um die Extreme herum gestört wird und wie oft der- 
selbe zu diesen Epochen von dem periodischen aus vieljährigen Beobachtungen abgeleiteten 
Gange abweicht, denn für das Auftreten des kleinsten Monatsmittels im Jänner spricht die 
Wahrscheinlichkeit nur von 0'370 und für das höchste Mittel im August nur von 0'470; die 
Wahrscheinlichkeit dafür, dass in einem Jahre das höchste Mittel des Dunstdruckes im August 
und das niedrigste im Jänner erscheine, ist 0'174. Beide extreme Mittel haben für ihr Auf- 
treten einen Spielraum von vier Monaten und zwar das kleinste vom December bis März, 
das höchste vom Juni bis September. 


Häufigkeit der Störungen in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel des Dunstdruckes. 
Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. Oct. Nov. Dec. 

- Zahl der F. 17 12 — 3 3 er 17 4 il 3 6 10 
Procente 42 30 — 8 8 27 42 10 3 OM 25. 


Es sind hier als Störungen die Fälle gezáhlt,in welchen vom Jänner bis August ein 
Monatsmittel des Dunstdruckes grösser, vom August bis Jänner aber kleiner war als das 
nachfolgende Monatsmittel. Aus diesen Zusammenstellungen ergibt sich, dass die Aufeinander- 
folge der Monatsmittel am unregelmässigsten in den Winter- und den Sommermonaten, am 
regelmássiesten in den Frühlings- und den Herbstmonaten vor sich geht. Ganz ohne Störung 
veränderte sich während des 40jährigen Zeitraumes nur das Monatsmittel des Dunstdruckes 
von März auf den April. 

62. Anomalien des Dunstdruckes. Werden aus den Abweichungen der Monats- 
und Jahresmittel des Dunstdruckes in den einzelnen Jahrsängen vom Gesammtmittel Durch- 
schnittswerthe gebildet, so erhält man für die 40jährige Beobachtungsperiode 1840—1879 
nachfolgende Resultate. 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
-E045 -E067 -E056 4063 -E089 -5083 -5059 -50-74 -5070 4079 -E058 0:61 0:31. 

Nach den vorstehenden Daten hat die mittlere Anomalie der Monatsmittel des Dunst- 
druckes keinen regelmässigen Verlauf. So viel sich aus den gegebenen Werthen entnehmen 
lässt, hat dieselbe einen von den Anomalien der Temperatur und des Luftdruckes verschie- 
denen jährlichen Gang. Die grössten Werthe fallen auf die Monate der grössten Veränderlich- 
keit des Dunstruckes Mai, Juni und October, die kleinsten auf Jänner und Juli. 


Grósste Abweichungen der Monats- und Jahresmittel des Dunstdruckes während 1840—1879. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
Betrag 140 139 157 1:48 2:14 2:22 162 2:56 1'53 2:16 1'80 1:27 0:78 
Jahr 1866 1843 1862/3 1851 1841 1861 1859 1859 1858 1855 1840 1841 1859 
Betrag — 152 — 139 — 159 — 133 — 225 — 190 — 187 — 199 — 199 — 182 — 146 —183 —0'75 
Jahr 1848 1875 1845 1852 1871/6 1865 1842 1874 1377 1377 1858 1879 1871. 


94 


Absolute Schwankung des mittleren Dunstdruckes. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
Betrag. 2:92 2:78 3:16 2:81 4:39 412 3:49 4:55 3:52 3:98 3:26 3:10 153. 


Wahrscheinlicher Fehler der Monats- und Jahresmittel des Dunstdruckes. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. © Dec. Jahr 
0:061 0090 0'076 0:08 0120 0111 0079 0.100 0:091 0106 0:078 0:082 0:042. 


Zahl der Jahre, die erforderlich sind, um den wahrscheinlichen Fehler des Mittels auf 
+ 0:10 mm zu reduciren. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
14 32 23 28 58 48 26 40 33 44 24 27 re 


Bei der Kleinheit der Abweichungen der Monatsmittel des Dunstdruckes vom Ge- 
sammtmittel sind die wahrscheinlichen Fehler für die 40jährigen Mittelwerthe nur in einzelnen 
Monaten grösser als 0:1 mm; bei der grösseren Anzahl der Monate reicht schon zur Er- 
langung solcher Werthe mit dem wahrscheinlichen Fehler bis +0'1 mm eine kleinere An- 
zahl der Beobachtungsjahre hin, bei dem Jahresmittel genügen sogar nur sieben Jahre zur 
Erlangung eines sicheren Mittelwerthes. 

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der nächste Monat im anderen Sinne vom viel- 
jährigen Mittel abweicht als der laufende. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
0'425 0'400 0'400 0'425 0450 0575. 0325 0425 0:500 0475 0'400 0'450. 


In den gegebenen Zahlen bemerkt man eine grössere Tendenz für die Erhaltung als 
für den Wechsel der Anomalie, denn es ist nur in zwei Monaten September und Juni die 
Wahrscheinlichkeit für den Wechsel derselben ebenso gross, oder etwas grösser, wie für die 
Erhaltung derselben. Die Wahrscheinlichkeit für die Erhaltung der Anomalie des Dunst- 
druckes ist wie bei der Temperatur am grössten vom Juli auf August, welche zwei Monate 
einen wenig verschiedenen Witterungscharakter zeigen. 


63. Extreme des Dunstdruckes. Als mittlere Monatsextreme erhalten wir nach 
den 40jáhrigen Beobachtungen in mm. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 

Mittleres Max. 65 66 77 101 134 158 164 159 141 118 82 69 

C822 27 3:6 5:5 6:3 6:5 49 40 26 18 
Differenz... 49 48 55 74 98 103 101 9:4 92 78 56 Bl. 
Die Schwankungen der mittleren Monatsextreme des Dunstdruckes zeigen einen regel- 
mässigen, von den Schwankungen der Lufttemperatur und des Luftdruckes verschiedenen Ver- 
lauf. Vom Februar, in welchem Monate sie den kleinsten Werth erreichen, nehmen sie be- 
ständig zum Maximum im Juni zu und von da bis zum Februar ohne merkliche Störung ab. 
Beim Luftdrucke haben die Schwankungen einen entgegengesetzten Gang, indem sie von dem 
Maximum im Winter gegen das Minimum im Sommer abfallen; bei der Lufttemperatur er- 
scheinen dieselben vor Allem abhängig von der Bewölkung und sind in Folge dessen am 


95 


grössten zur Zeit des heitersten Himmels im Frühling und Herbst, wogegen sie im Winter 
und Sommer kleiner erscheinen. Das Maximum der Schwankung im Juni wäre nach Fritsch!) 
auf die grosse Anhäufung der Wasserdämpfe bei Gewittern, welche in diesem Monate am 
zahlreichsten sind, zurückzuführen. 

Das mittlere Jahresmaximum des Dunstdruckes beträgt 17:3 mm, das Minimum 1'2 mm, 
die mittlere Schwankung 16:1 mm. Das absolute Maximum wurde während der ganzen Be- 
obachtungsperiode den 10. Juni 1864 mit 21:27 mm, das absolute Minimum den 13. Jänner 
1849 mit 0:36 mm beobachtet; die absolute Schwankung betrást 20:91 mm. 

Die Eintrittszeit der jährlichen absoluten Extreme des Dunstdruckes fällt mit der 
Eintrittszeit der absoluten Temperaturextreme zusammen. Das Maximum erscheint durch- 
schnittlich den 20. Juli (Max. der Temp. 21. Juli), das Minimum den 20. Jänner (Min, der 
Temp. 19. Jänner); als äusserste Grenzen hatte das erstere den 24. Mai 1847 und den 
5. September 1867, das letztere den 7. December 1875 und den 25. März 1843. 

Die Häufigkeit der absoluten jährlichen Extreme in den einzelnen Monaten während 
1840—1879 war: 


Häufigkeit des Maximums 


Mai Juni Juli Ausust Sept. 
Anzahl 1 10 im 9 3 
Procente 2 25 42 23 8. 


Häufigkeit des Minimums 


December Jänner Februar März 
Anzahl 13 14 10 4 
Procente 32 35 23 10. 


Jährlicher Gang der relativen Feuchtigkeit. 


64. Wegen des flachen Verlaufes der Jahrescurve ist die Bestimmung der Extreme 
der relativen Feuchtigkeit etwas unsicher. Verfolgt man den jährlichen Gang dieses Elementes 
nach den ausgeglichenen Tagesmitteln Tabelle 14, so erhält man für das 

Minimum als Eintrittszeit den 23. Juli. Es erscheint somit die Luft am trockensten 
um die Zeit der höchsten Temperatur; neben dieser Trockenperiode des Hochsommers kommt 
noch eine zweite Periode im Frühling (Ende April und Anfang Mai) zum Vorschein. Diese 
zweite Trockenperiode, welche sich auch in der Dunstdruckeurve durch eine starke Depres- 
sion kundsibt, correspondirt mit dem Maximum der Häufiskeit der E- und N-Winde (Taf. IV.). 

Das Maximum der relativen Trockenheit erscheint zur Zeit der grössten Kälte den 
15. Januar. Eine zweite Erhebung der Feuchtigkeitscurve, welche der um das Maximum 
gleichkommt, erfolgt um die Zeit der grössten Bewölkung zu Ende November; die Jahres- 
curve zeist somit auch zwei Epochen der grössten relativen Feuchtigkeit und zwar im Herbst 
und in der Mitte des Winters. 


1) Grundzüge einer Meteorologie p. 77—79. 


Tabelle 13. 


Tagesmittel der relativen Feuchtigkeit in Procenten nach 40jährigen 
Beobachtungen 1844—1883. 


E : E 3 E = is = 5 = s 5 E 
Bee ee ee 
1. 37. 852 |, 78 072, | 007. 64 0.06 om. .08.| 150 str 
2.| 85 84 78 71 65 65 68 66 70 15 82 83 
8.) 84 | 84 | 71 | 69 | 66 | 65 | 67 | 65 | 68 | 76 | 81 | 84 
4.| 86 | 82 | 79 | 68 | 65 | 66 | 66 | 64 | 70 | 76 | 82 | 85 
Bes | 8378 | 70 | 65. om en 0051109 (1841. 80,085 
6.| 85 82 81 71 64 67 64 65 70 17 81 84 
85 © les 17/80 |. 70 65° | 161063 2600104000680 er 
&.| 86% 81) 7810. | 66 | eu | 64 06, | 680 195731 
9.| 86 | 82 | 78 | 69 | 67 | 67 | 66 | 68 | 68 | 78 | 83 | 85 
10.) 87 82 77 zál 67 68 66 67 69 19781 84- 
11.) 85 83 77 70 64 67 64 64 71 79 81 84 
12.| 85 82 76 69 66 66 67 66 71 80 81 85 
13.| 86 83 79 67 64 66 66 64 10 80 sl 85 
1486.88 | au |: 65 61.02 (160. wor az 
16) 65.83 | 76 | 68 | 60 co es co 10. 80085) ke6 
16.|| 86 82 74 68 66 67 64 65 70 81 84 84 
17.| 86 81 77 67 66 69 64 67 70 80 84 84 
18.| 86 81 77 66 65 67 64 67 12 80 83 85 
19 84 | 80: 76 | 65 (066.069. oa een a sn 
20.| 86 | 80 | 76 | 65 | 65 | 67 | 64 | 66 | 4 | 9 | 4 | 8 
21.| 86 82 76 66 65 66 64 68 75 78 84 84 
22.| 86 | 81 | 76 | 68 | 65 | 67 | 64 | 69 | 75 | 80 | 85 | 84 
28.| 85 | 81 | 75 | 66 | 65 | 66. | 64 | 70 | 72 | 80 | 85 | 84 
24.| 85 | 81 | 6 | 6 la (67 | 66 | 70 | 4 80 | 86 8 
25.| 84 | 80 | 75 | 66 | 66 | 65 | 63 | 68 | 74 | 81 | 87 | 84 
26.1.8321,80. | -73,061 | 107, 6%.,65068.1(0160 160811860. C4 
97.) 88 | 80 | 78 | 67 | 65 65 | 64 | 67 | 74 | 80 | 86 | 84 
28.| 883 | 79 | 74 | 64 | 65 | 64 | 65 | 69 | 74 | 82 | 85 | 86 
29.| 84 74 64 66 63 66 66 75 sl 84 86 
30.| 85 71 | 66 | 66 | 62 | 66 | 66 | 75 | 82 | 86 | 86 
31.| 84 74 66 65 | 69 81 86 


97 


Tabelle 14. 


Ausgeglichene 40jáhrise Tagesmittel der relativen Feuchtigkeit 


(1844—1883). 
á| s (ae: EJ 
Ä 
1.| 86 | 84 | 79 | 72 | 66 | 66 | 66 | 66 | 69 | 5 | 81 | 84 
286. ee rl. ce | 667 |.67 Feb). 60° 75, | 81 |- 84 
3.80 PRSA 78007071:60. 66 |. on. 69, 76 | 81.| 85 
Ae ses 79 ro 6 | 960, 1.00. -365.169 (077. |< 81 |; 85 
Bes 79 70, 65 1167.66.. 60.69 77.) 81 | 85 
6-85. 82 .|,80 | 71,| 65 | 67 | 66 | 65 | 69 | 78 |-81 | © 
eso | T077 1265. 4.00 | 64.66.69. |.79 |. 81. | 85 
se st | 792.70 |, 66 | 6z,| 6566. |,.e9,) 79. | 82 (85 
361 82 10,78, | 70.012077 107 65... 66.69.79. |: 80 | -85 
RE 86 | 82 | 2701. 70 | 66.67 | 65 |. 66. |, 70. | 70. | 82 85 
36,82 00 70 66er 00° 66.5 1071-0982.. 85 
ISO 03000109 06 077600060, 700 80 
M 8600035 200.. 68. oo 060. | 605.706 |- 70, | 807 | 82 | 85 
eo sa cal ren | ,l67 |n65: | 66 | 70, | 81.83 "86 
PSG Essen 0830066. | 67. 62 | 66. |, 701.81 (488 085 
Te so aa ost | no 68 64 ser 70 | 81 | 84 | 8 
re ee 6166-6864 67.718- 8427| 85 
18186 | S1 | 76 | 67 | 66 | 68 | 64 an |-81 | 84 | 85 
oe rat 76 | 66 65- | 67 | 64| 68. | 13 | 80 | 84 | 8 
eo ala To nes | 65 | 0620| 68.) 68, 14 (019 1.84 | 85 
ZS al 161- 60911100, 1001.64. | 9768| 7A | 79 85 185 
Z ED 801.70.|06.|09-|366.- 6969.. 145 | 79.85.64 


98 


Der Betrag des Maximums beziffert sich auf 86°/,, des Minimums auf 639, der A m- 
plitude auf 23%. 

Den mittleren Werth 7449, erreicht im Laufe des Jahres die relative Feuchtig- 
keit bereits den 25. März um 23 Tage und den 25. September um 25 Tage früher als die 
Temperatur. Die relative Feuchtigkeit hält sich somit nur um einige Tage länger (im Ganzen 
184) unter dem Mittelwerth als über demselben. In Folge dessen erhebt sich das Maximum 
um denselben Betrag über das Mittel als das Minimum darunter sinkt. 

Die Zeitdifferenz zwischen dem Maximum und dem 1. Medium beträgt 69 Tage, 
zwischen dem 1. Medium und Minimum 120 Tage, zwischen dem Minimum und 2. Medium 
64 Tage, zwischen dem 2. Medium und dem Maximum 112 Tage. Die Periode der Abnahme 
der relat. Feuchtigkeit umfasst 189 um 13 Tage mehr als die der Zunahme. 

Die rascheste Bewegung sowohl in der Abnahme als in der Zunahme der relativen 
Feuchtigkeit findet man um die Zeit der Media, welche wie oben zu ersehen ist, nahezu auf 
die Aequinoctien fallen. Am langsamsten schreitet der jährliche Gang der relativen Feuchtig- 
keit während der Monate Mai bis incl. Juli und der Monate November bis incl. Januar vor; 
in diesen Monaten sind die Unterschiede der mittleren Tageswerthe gering. In dem abfal- 
lenden Aste der Jahrescurve gibt sich eine Zunahme der relativen Feuchtigkeit zur Zeit der 
Sommerregen im Juni kund, welche einer tiefen Einsenkung der Dunstdruckeurve entspricht. 


65. Pentadenmittel der relativen Feuchtigkeit. Nach den ausgeglichenen Zahlen 
der Tabelle 15 entfallen die grössten Pentadenmittel auf die erste Hälfte des Januar und auf 
die erste Pentade der zweiten Januarhälfte mit 86°/,, die kleinsten auf die Pentaden vom 
17. und 22. Juli mit 64°/,, der Unterschied beträgt 22%, nur um 1°/, weniger als bei den 
Tagesmitteln. 

Während nach den ausgeglichenen Pentadenmitteln das secundäre Maximum der rela- 
tiven Feuchtigkeit im November verschwindet und die relative Feuchtigkeit in der Zeit der 
grössten Kälte ihren höchsten Werth erreicht, bleibt die Theilung des Minimums durch die 
Zunahme derselben im Juni in ein Frühlings- (Mai) und ein Sommerminimum (Juli) bestehen. 

Dem Jahresmittel am nächsten stehen die Pentadenmittel vom 24. März und vom 
25. September nahe um einen Monat früher als bei der Lufttemperatur, mit welcher die rela- 
tive Feuchtigkeit fast dieselben Eintrittszeiten der Extreme hat. Es erfolgt somit der jähr- 
liche Gang der relativen Feuchtigkeit von den Extremen gegen die Media hin viel rascher 
als der Gang der Lufttemperatur. Von den Pentadenmitteln befinden sich 36 über und 37 
unter dem Jahresmittel. 


66. Monatsmittel der relativen Feuchtigkeit. Die Monatsmittel, welche sich aus 
den Tagesmitteln der Tabelle 13 ergeben, erlangen nachfolgende Werthe. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
85:1 81'7 76'1 67:7 65:6 662 | 648 66:7 71:5 79:3 83:2 847. 


Das grösste Monatsmittel der relativen Feuchtigkeit entfällt auf den Jänner mit 
85:19, das kleinste auf den Juli mit 648%; die Jahresschwankung beträgt 2039;. 

Obgleich das höchste Monatsmittel der relativen Feuchtigkeit mit dem kleinsten der 
Temperatur und das kleinste Feuchtiskeitsmittel mit dem höchsten Temperaturmittel zu- 


99 


sammentrifft, so ist dennoch der jährliche Gang dieser beiden Elemente nicht ganz überein- 
stimmend, sondern zeigt in manchen Stücken wesentliche Unterschiede. Es sind namentlich 
in den Frühlingsmonaten, wo die Änderungen der Temperatur rasch vor sich gehen, die Än- 
derungen der Feuchtigkeit sehr gering nnd es erreicht da die Feuchtigkeit das Minimum. 
Diese bedeutende Abweichung vom jährlichen Temperaturgange wird durch die mit der rasch 
zunehmenden Temperatur in Verbindung stehende Austrocknung der Erdoberfläche verursacht. 
Dass die mit zu- und abnehmender Temperatur erfolgende Erwärmung und Abkühlung des 
Erdbodens den jährlichen Feuchtigkeitsgang beeinflusst, ist daraus zu ersehen, dass der Früh- 
ling trockener erscheint als der Herbst, obzwar dieser bei uns viel wärmer ist. Der Sommer 
erscheint nur deshalb im Ganzen trockener als der Frühling, weil seine Trockenheit anhaltender 
ist als die des Frühlings. Man erhält als Mittel der Jahreszeiten und des Jahres folgende Werthe. 

Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 

838% 6989 65:99; 1809, 14496. 

Die Berechnung der Constanten der Bessel’schen Formel (der Winkel z vom 15:22 

Jänner an gezählt) gibt nach den oben angegebenen Monatsmitteln folgendes Resultat. 
F, = 74:4 10986 sin (112° 9 + x) -- 0:89 sin (125° 58’ + 2%) 
+ 1:35 sin (346° 28° — 3x) + 0:23 sin (220° 53’ + 4). 
Die nach der vorstehenden Formel berechneten Monatsmittel sind: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 
847 822 75:6 68:1 655 66:0 65:2 66:2 72:0 78:9 83:3 849. 


Tabelle 15. 
Fünftägige Mittel der relativen Feuchtigkeit (1844-1883) in Procenten. 


E | Beo- | Aus- | „ | Beo- | Aus- | : Beo- | Aus- | i | Beo- | Aus- | 
st (bacht. gegl. | Bel: | bacht. gegl. | Zeit  bacht. | gegl. | zei | bacht. gegl. | 
- | 
5. danneral 85. se | s: April | 73 | 1 | 2. Juli | 65 | 65 | 5. October | Ta Te 
SEN“. 86 86 |) 70 70 | Tělo 10)66 a | ee 09 
1829 BO au lan al 0100060 O1 ce | 600 68.11, Uz | 79 | 80 | 
(185 „ 86 "|"/86 1855 Be Up 6543,64 1.20% 10m si | 80 
n be SA ee 67.366 (22.45 © | .64 | 64 25 2... |j0.80, |. 80 
Pa 84 | 84 128: , 65 66 ||27- „ | 64 | 65 |30 „8 S08 
2. Februar| 84 | 84 | 3.Mai | 66 | 66 | 1. Aug. | 65 | 65 || 4. Novem.| 81 | 81 
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19, ER LER ERBE IRRE Ve 600006140 |, Baus 
De BŽ I OD te. OD 0060111679700 67, 1,19, %.0,. 21088 1 084 
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4. März 80 | 79, | 2. Juni | 66 | 66 ||31. „ |.68 | 68 || ‘A. Decem. | 85 | 85 | 
ERS (20091078 sen BZ 5. Sept | (68.1 69. | 9. m 85 | 85 | 
PAA E OTS We REN uch Be I 20 7092|. 70.1 aaa 85 | 85 | 
BEER ARD) 10 00 Eat IE | em | 68 (15. „ 690710195 0 85 | 85 | 
1124. 1° | 76 | 75 |m „ | 68 | 67 120 „ 70% PO EL di B4 | .85 | 
POP SON a ze 07610 15:66 1,26%, || TA AOR PRA 86 | 85 
| | | | EO obc | 7aRN BET | | 
| | | | | 


100 


67. Der jährliche Gang dieses Elementes nach Monatsmitteln würde sich bei ganz 
klarem Himmel folgendermassen gestalten. M. bedeuten die Monatsmittel der relativen 
Feuchtigkeit aus wolkenlosen Tagen, A die Unterschiede gegen die oben gegebenen 40jáh- 
rigen Mittel. 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 

Mo 85a 898 2.1 025 ol eo na 613, (6660013103565 
A 01 11 540 —52 —41 —35 —74 —54 —49 —56 03 —06. 

Die Monatsmittel der relativen Feuchtigkeit aus wolkenlosen Tagen sind in den Mo- 
naten November bis Februar gleich mit den Mitteln aller Tage oder etwas grösser, alle übrigen 
Monatsmittel aber ‘bedeutend kleiner. Am weitesten entfernt sich das Julimittel um 74%; 
von dem allgemeinen Mittel. Es ist also in der Zeit vom März bis inel. October ein heiterer 
Himmel mit relativer Trockenheit verbunden. Das Junimittel ist auch hier grösser als das 
Maimittel. 

Der Unterschied zwischen dem grössten Mittel im Januar 85'2 und dem kleinsten 
Mittel im Juli 574%, beträgt 27-8°%, um 759, mehr als bei den 40jáhrigen Monatsmitteln. 

Im Winter ist das Mittel der heiteren Tage etwas grösser als das allgemeine Mittel, 
in allen übrigen Jahreszeiten (besonders im Sommer und Frühling) kleiner. Der Unterschied 
der mittleren relativen Feuchtigkeit zwischen Herbst und Frühling ist im Ganzen 929; um 
1:0%, grösser als beim Gesammtmittel. 

Nach Berechnung der Constanten aus den oben gegebenen Monatsmitteln erhält man 


für die Darstellung der mittleren relativen Feuchtiskeit bei ganz klarem Himmel die nach- 
folgende Formel: 


F/ = 11 2 8-92 sin (1189 23" + ©) + 2-11 sin (127° 85° | 2) 
1.205 sin( 1024-1 3x). 


68. Veránderlichkeit der Monatsmittel der relativen Feuchtigkeit. Der 
Durchschnittswerth aus den grössten Monatsmitteln der relativen Feuchtigkeit während der 
40jährigen Periode beträgt 36'9°/,, aus den kleinsten 61:8, die aperiodische Schwankung 25'1°/, 
um 279, weniger als bei vollkommener Heiterkeit des Himmels. 


Veränderungen der relativen Feuchtigkeit von einem Monate zum anderen im Mittel von 
40 Jahren 1844—1883. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 

Gesammt-V. 43 65 8:6 40 50 45 2:9 53 79 48 34 83 
PeriodischeV. —34 —56 —84 —21 06 —14 1:9 48 78 39 15 04- 
Aperiodische V. +09 +09 +02 +19 +44 +31 +10 +05 +01 -—£09 +19 +29. 


Am meisten verändern sich die Monatsmittel der relativen Feuchtiskeit von März 
auf April mit 869, und von September auf October mit 79%; und fallen diese grössten 
Veränderungen um einen Monat früher als beim Dunstdrucke. In diesen Monaten sind die 
aperiodischen Veränderungen nahezu gleich Null, werden aber schon einen oder zwei Monate 
nachher am grössten. Die maximalen aperiodischen Veränderungen der Monatsmittel der rela- 
tiven Feuchtigkeit fallen nicht wie beim Dunstdrucke und der Lufttemperatur in die Mitte 


101 


des Sommers und des Winters, sondern gerade in die erste Hälfte der beiden extremen 
Jahreszeiten. 


Häufigkeit der extremen Monatsmittel während 1844—1883. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Anzahl 18 1 -— 3 13 8 12 4 1 il 7 14 
Procente 44 2 — 7 31 20 30 10 2 2 ART DD 


Das grösste Monatsmittel hat für sein Erscheinen einen Spielraum von vier Monaten 
von October bis Februar und erscheint am häufigsten im Jänner mit der Wahrscheinlichkeit 
von 0:44, dann im December mit der Wahrscheinlichkeit von 0'35. Das kleinste Monatsmittel 
hat von April bis September einen weiteren Spielraum als das grösste Mittel und ist in Folge 
dessen in seinem Auftreten unsicherer als das letztere. Es hat zwei von einander getrennte 
Häufigkeitsepochen und zwar im Mai mit 31%, und Juli mit 30%, der Fälle. Aus der Ver- 
theilung der kleinsten Monatsmittel lässt sich eben die grösste aperiodische Änderung in Mai 
erklären. Werden die Unregelmássigkeiten in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel der ein- 
zelnen Jahrgänge während 1844—1883 zusammengestellt, so erhält man als 


Häufigkeit der Störungen in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel der relativen Feuchtigkeit. 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli Ausust Sept. October Nov. Dee. 


Anzahl 10 6 2 9 17 17 10 4 2 9 14 18 
Procente 25 15 5 22 49 42 25 10 5 22 30 45. 


Unregelmässigkeiten in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel können in allen Mo- 
naten vorkommen, am häufigsten aber in denjenigen Monaten, welche schon durch die grössten 
Beträge der aperiodischen Veränderungen wie z. B. Mai, Juni und December gekennzeichnet 
sind. Es erfolgt in diesen Monaten 42—45mal in 100 Fällen die Veränderung im entgegen- 
gesetzten Sinne als die periodische, d. h. es ist das December- und das Maimittel so viel- 
mal grösser, das Junimittel sovielmal kleiner als das nachfolgende Mittel. 


Grösste Veränderungen der Monatsmittel der relativen Feuchtigkeit. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Betrag —129 —188 —185 119 155 —155 129 143 174 18:2 121 8:5 
Jahr 1847 1864 1865 1880 1881 1881 1865 1876 1875 1852 1861 1867. 

Das Jahresmittel verändert sich im Durchschnitte aller Beobachtungen mit 2-19, die 
© grösste positive Veränderung 5:59, hatte das Jahr 1852, die grösste negative — 6'4°/, das 
Jahr 1867. 


69. Anomalien der relativen Feuchtigkeit. Die Durchschnittswerthe aus den 
Abweichungen der Monats- und Jahresmittel der einzelnen Jahrgänge vom Gesammtmittel für 
die 40jährigen Beobachtungen 1844—1883 sind: 

Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
+29 +39 +38 +26 +33 +39 +31 +34 +38 +35 +33 +32 +21. 


102 


Die mittlere Anomalie erlangt in ihrem jährlichen Verlauf den grössten Werth im 
Februar, Juni und September, den kleinsten im Jänner, April und Juli. Der Unterschied be- 
trägt circa 19;. 


Grósste Abweichungen der Monats- und Jahresmittel der relativen Feuchtiskeit wáhrend 


1844—1883. 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Noy. Dec. Jahr 
5'6 97 118 76 12:9 12:7 86 65 9:8 9:2 85 83 5:0 
1862 1864 1865 1851 1880 1881 1860 1865 1859/64 1855 1858 1864 1864 
—58 —S0 —92 —75 —78 —106 —92 —93 —109 —104 —76 —80 —46 


1883 1868 1874 1854 1871 1877 1874 © 1868 1869 1866. 1861 1845 1868. 


Absolute Schwankung der Mittel. 


Jänner Feb. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
114 lol 21:0 151 20:7 233 178 15:8 20:7 196 161 16:3 96. 


Wahrscheinlicher Fehler der Monats- und Jahresmittel der relativen Feuchtiskeit. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August: Septemb. October Novemb. Decemb. Jahr 
0:39 0:52 0:51 035 044 052 042 046 0:51 0:47 0:44 043 0:28. 


Zahl der Jahre, die erforderlich sind, um den wahrscheinlichen Fehler des Mittels auf 
1 Procent zu reduciren. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Nov. Dec. Jahr 
61 10:3 104. 290 78 109 2 69 BA IE Bee la 32. 

Die zur Ableitung eines bis auf 19, sicheren Mittels erforderliche Anzahl von Be- 
obachtungsjahren ist nach einem Decennium erreicht; bei dem wahrscheinlicher Fehler 0'5%, 
würde man 4mal, bei 0:19 aber 100mal so langer Beobachtungsreihen bedürfen als bei 195. 

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der nächste Monat im anderen Sinne vom viel- 
jährigen Mittel abweicht als der laufende. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
0:30 0:40 0:38 0:35 0:38 0:40 0:20 0:33 0:43 0:40 0:38 0:33. 


70. Extreme der relativen Feuchtigkeit. Die mittleren Monatsextreme für die 
40jährige Beobachtungsperiode 1844—1883 sind: 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 


Mittleres Max. 99 99 98 97 96 95 93 94 95 98 99 99 
7) Min. 57 49 38 29 27 31 29 31 35 42 53 57 
Differenz . .. . + 42 50 60 68 69 64 64 63 60 56 46 42, - 


Die Schwankung der mittleren Monatsextreme der relativen Feuchtiskeit erreicht 
ihren höchsten Werth in April und Mai und ihren kleinsten im December und Jänner, so- 
wohl die Zunahme zum Maximum als auch die Abnahme zum Minimum erfolgt regelmässig. 

Das mittlere Jahresmaximum der relativen Feuchtiskeit beträgt 100°,, das Minimum 
2496; die mittlere Jahresschwankung ist 76°%,. Das absolute Maximum 100°/, wird öfter 
während des Jahres erreicht, das Minimum 12%, wurde den 17. März 1882 beobachtet; die 
absolute Schwankung beträgt 88%,. 


103 


Die Eintrittszeit des absoluten Minimums der relativen Feuchtigkeit fállt auf den 
8. Juni; am frühesten erschien dasselbe den 15. März 1852, am spätesten den 8. Sep- 
tember 1868. 

Die Häufigkeit des absoluten Minimums der relativen Feuchtigkeit in den einzelnen 
Monaten während der Periode 1844—1883 war: 


März April Mai Juni Juli August Sept. 


Anzahl 3 10 10 4 7 rů 3 
Procente 7 23 23 8 16 16 T. 


Jährlicher Gang der Bewölkung. 


71. Verfolet man die nach den ausgeglichenen Tagesmitteln in der Tabelle 17 ge- 
zeichnete Jahrescurve der Bewölkung (Tafel II.), so ersieht man, dass dieselbe einen mit 
der Curve der relativen Feuchtigkeit übereinstimmenden Verlauf hat, indem sich dieselbe 
während des Sommerhalbjahrs vertieft und während des Winterhalbjahrs erhebt. Dieselbe hat 
ein Maximum und ein Minimum, deren Eintrittszeit wiederum mit den secundären Extremen 
in der Jahrescurve des Luftdruckes zusammenfällt. 

Das Minimum der Bewölkung 45 erscheint den 5. September einige Tage vor dem 
2. Maximum des Luftdruckes und gleichzeitig mit dem Minimum der Windstärke. Das ruhi- 
gere und klare Wetter meist von Winden östlicher Richtung begleitet zu Ende des Sommers 
und im Anfange des Herbstes ist auf das barometrische Maximum, welches um diese Zeit 
über Mitteleuropa lagert, zurückzuführen. 

Das Maximum der Bewölkung fällt auf die Zeit vom 25.—28. November mit 75 
Graden. Mit dieser grössten Wolkenbedeckung des Himmels steht eine starke Zunahme der 
absoluten und relativen Feuchtigkeit sowie auch eine merkliche Steigerung der Lufttemperatur 
in Verbindung. Die ausserordentliche Trübung des Himmels zu Ende des Herbstes mit den 
sie begleitenden Erscheinungen hat ihren Grund hauptsächlich in den SW-Winden, welche 
sich zu dieser Zeit mit dem Erscheinen des niederen Luftdruckes (2. Minimum den 25. No- 
vember) häufig einstellen. Daneben tragen auch die dichten Nebel, welche sich bei der Er- 
kaltung der Erdoberfläche bilden, zur Vermehrung der Wolken bei. Dadurch wird aber auch 
das Fallen der Temperatur aufgehalten und das frühzeitige Eintreffen der Kälte verhindert. 

Die Jahresschwankung der Bewölkung nach Tagesmitteln beträgt 3'0 Grade. 

Den mittleren Werth 5:8 erreicht die Bewölkung während des jährlichen Ganges den 
17. März und den 13. October. Die Tageswerthe der Bewölkung befinden sich somit 2 Mo- 
nate länger (im Ganzen 210 Tage) unter dem Jahreswerthe als über demselben (im Ganzen 
155 Tage). 

Die Zeitdifferenz zwischen dem Maximum und dem 1. Medium beträgt 110 Tage, 
zwischen dem 1. Medium und Minimum 172 Tage, zwischen dem Minimum und 2. Medium 
38 Tage, zwischen dem 2. Medium und dem Maximum 45 Tage. Die Periode der Abnahme 
der Bewölkung vom Maximum zum Minimum umfasst 232, die Periode der Zunahme vom Mi- 
nimum zum Maximum dagegen nur 83 Tage. 


104 


Tabelle 16. 


Tagesmittel der Bewölkung nach 80jährigen Beobachtungen 1800—1879. 


Scala 0—10. 
= 5 5 2 = = = 
= = = N = št = = = © I 3 
= = = 5 a 5 = = = | E = 3 S 
= r) F = < = = m < 107) o z A 


al 7:0 6:2 54 | 5:6 | 49 54 47 5:3 50 6:8 7:3 
13 6:6 5:6 49 | 47 | 46 5:6 4:7 4:6 5:5 6:9 13 
7:2 13 5:8 53 | 46 | 49 54 4:8 47 5:8 6:8 13 
6:9 6:7 62 62 | 44 | 51 5:3 5:3 47 48 6:9 16 
47 | 49 5:0 5:0 4:6 5.4 6:2 69 
6:6 6:7 6:5 52 | 48 | 49 49 49 43 47 69.| 68 
67 0:4 5:6 b4 | 45 | 50 47 49 opil 52 13 67 
il 6:0 6:0 A0 D0 456 48 49 MOLO 10 6:9 
P 6:3 6:2 BODU 53 49 52 48 B 1:3 67 
10.) 72 60 | 62 52, Ds 52 54 4:9 47 5:8 6:96 
108 6:1 57 DS 00 Di) 49 | 5:6 6:8 67 
12.) 6:9 5:9 61 5:5. | 5:0: | 5:3 54 46 45 5:8 6:8 74 
13.1 64 6:3 58 2a 52 42 46 | -55 6:5 68 | 
DO | 5:3 44 4:8 49 6:0 6:9 12 
15.| 70 6:2 59 D20.. 5:0 4:6 46 44 5:6 12 71 
16.1 (1 6:5 59 52 | 56 | 48 49 48 417 5:8 70 Dal: 
17.) 73 6:2 58 536. 1..9:0. 12 0:5 46 0:2 4:9 5:7 69 13 
S Kodl 6:3 58 52. D4 | 51 48 48 5:0 54 6:9 70 
19.) 74 5:8 5:8 53 12 2:05 5:5 49 4:6 5:0 6:3 6:5 6:8 
20. 72 59 Di) 46 | 47 | 54 5:0 49 5:2 6:1 74 1:2 
21.| 6:8 6:2 6:0 b4 | 45 | 52 48 | 49 b4 54 72 69 


PR DD PH VSE 
© 
© 
© 
o 
o 
& 
o 
SX 


m 
HS 
-1 
BD 
S 
HE 
©3 
BI 
OU 
Fr 


23.| 12 67 5:8 51 | 49 | 52 | 50 51 50 5:8 71 T1 
DAS 57 6:1 5:6 49 | 50 | 53 49 48 48 6:5 14 6:6 
25.| 74 65 5:6 48 | 5l | 53 4:6 4:9 5:3 57 75 6:8 
20.) 71 6:3 5:9 Be De O 5:0 47 54 6:6 5 63 
27.| U 62 6:0 Sal 2298 2550 5:0 47 50 6:9 76 71 
28.| 1:2 62 | 61 2D 0 bl 49 51 6:3 76 712 
29.1 7:0 6:0 bb | 48 | 47 49 46 5:0 6:2 13 6:8 
30.| 70 57 55 | 52 | 4:8 41 4:6 5:2 2 67 
31.1 0 5:6 51 47 46 72 65 


105 


Tabelle 17. 


Ausgeglichene 80jährige Tagesmittei der Bewölkung 1800—1879. 


Scala 0—10, 
BE a | Sa | a SEE 
= ee 2 Av 80 BA BLA 
1.) 70 |.699060 | 54 | 52 | 49 | 52.|.47.| 48 | 53 |. 69 3 
2, 71 0691.59, 54 | 48.) 49. |"54,| 48.| 48 | 54 | 69 | 73 
3| -010069 | 59 | 55 | 47 | 49 | 54.49 | 47| 54, 68 | 72 
ZTS. D9 567 1.46.49 | 592150 17.46 |. 532|,.67 |. 71 
Sue 0:70 6:0 55 oe | 50 465er | To 
6| 68 | 65 | 61 | 54 | AT | 49 | 49 | 50 | 46 | 52 | 69 | 69 
Z 69 | 64 | 60 | 52 | 48 | 49 | 49 | 50 | 27 | 53 | 70 | 68 
82 27:05 936:3. 12.6010 Dh A050 2 4:98 | 95001 56 org 
ge | 62 al 528 eo. 50 Ar TE) 06 
10.70 | 61 | 60 | 52 | 52 | 51" 521 49.27 57 | To | 68 
E00 | 61 00. 53 52 |52 59 18 | a7 | ST. 09) '69 
za Mas aan | Al (00000 065007 
OG 692 0 da 1 5350.46) 40058. 681. G4 
M0 6510600335052 148 | 47.. 47.58 | 69. 71 
POMO OOA OB 5b 400 AT A087 900 1 
ESS ZM 6:3 ae A AB AB ZDT TO T 
ira ll ale seen | 05.520 ee sr | 7 
MO | N a O2 D3. DB en a er 
POR OZ LOM OB O3 ge | 5:9. 69° 120 
OM O UD o 48, 053 9. 49 52 5916160 
Zoo ae Di | Az 2680 49s 492907270 
DONE one 5:7 6525| 4705900045910 51159 72). 270 
2a Ana 29 58 294% 50, | 51... 60 3 1.69 | 
24.| 74 | 64») 571.50 | 50.531.491 49.51 161) 74 |'68 
DA 05 (208 o|o ao va 5268| Te 
Ba 432 1.:6:32 (45904 50.0 51 | 15:22) 49.17.48 |,52 1.642) 751687 
DR nd 0.6:3.14.6:0% 5:05 5.081 .571.910 5:02 2:8, 171590 8 652.0 7:02 20:9 | 
23 | 212 1692 260° 1530 1,550, 15:0. 219,5:0% |. 470 "51° ,658 °75%| 69 
24 7.1 519241 05,281175:0,.195:05|9°4:9 | 4:7. | „5:1 20:02 2.49 76:9 
30.. 70 BB. Pa 10500050. 48.040 | 15211088.103 | 68 
31.) 70 5:6 50 47 | 47 69 6:8 


106 


Die Zunahme der Bewölkung von der grössten Ausheiterung des Himmels im An- 
fange September zur gróssten Trůbung Ende November erfolgt sehr rasch, die Abnahme da- 
gegen sehr langsam und unregelmässig. Die Zunahme ist nur auf die Dauer einer Jahreszeit 
vom Anfang bis Ende Herbst beschränkt, die Abnahme dagegen zieht sich durch 3 Jahres- 
zeiten hindurch. Es finden während dieser langen Zeit der abnehmenden Trübung des Himmels 
öftere Unterbrechungen statt, indem sich diese längere Zeit auf derselben Stufe erhält oder 
indem dieselbe zunimmt. 

Während des Winters schwankt die Wolkenmenge um den Betrag von 70°/,; merklich 
kleiner wird dieselbe zur Zeit des barometrischen Maximums und des Temperaturminimums 
im Anfange Jänner, in der zweiten Hälfte Jänner erhebt sich dieselbe in Folge der raschen 
Zunahme der W-Winde; von da heitert sich der Himmel in der ersten Hälfte Februars 
schnell und dann langsamer mit Unterbrechungen bis Anfang Mai aus. In der zweiten 
Hälfte des Mai, im Juni während der Sommerregen, dann in der ersten Hälfte des Juli zur 
Zeit der grössten Häufigkeit der W-Winde findet eine Vermehrung der Wolkenmenge statt. 

72. Pentadenmittel der Bewölkung. Die grössten Werthe weisen nach den Daten 
der Tabelle 18 die Pentaden vom 24. und 29. November 7°3, die kleinsten die Pentaden vom 
5. und 10. September 47 auf; der Unterschied beträgt 2:6. Dem Jahresmittel am nächsten 
stehen die Pentaden vom 24. und 29. März und vom 15. October. 

Die stärkste Bewölkung fällt dem Spätherbst und der Mitte des Winters zu; im Fe- 
bruar nimmt die Ausheiterung des Himmels unter der Einwirkung der vermehrten Sonnen- 


Tabelle 18. 
Fünftägige Mittel der Bewölkung 1800-1879. Scala 0—10. 


= = 

a | Beo- | Aus- | ň | Beo- | Aus- | : Beo- | Aus- | : Beo- | Aus- | 

Zeit bacht.| gegl. | Zn ‚bacht. | gegl. Zt bacht.| gegl. GER, bacht.| gegl. | 

T I | 

3. Jänner 71 70 3. April | 55 5:5 2. Juli 5:3 5:2 | 5. Octob. 52 5:3 

BED oO | To E5 51 | 53 T 59 MSR (LOS | 58 | 5:6 | 
a 1590070 | Fa 5:30 052126 B BO |: | 5:7. | 5:8 
Take | rei all aleh 52 | 592 | 17. „ 2:85:01 (20:05 59 | 60 
PB P OB B 50 |. rn ASO MVASON O5 M6363 

PERS al el 2 Be | 49 | 49 180. „ |ez| 66 | 
2. Februar| 69 6:9 | 3. Mai 48 | 50 1. Aug. | 47 | 48 || 4 Novemb.| 68 | 69 
Ty 64 | 65 | 8 „ | 50. 50 Be Be | 71 | 70 
OB 6:2 62 | 18.. „ | 53 | 52 TA 48 | 49 | 14. % 6:9 70 
Wa B2621 18 558 | 52 | 18 EI RS PRVNÍ ee OAO B 
De 62 O2 233010280 | 4.9, | 490104. 5, | ze Urs 
Abe 6an 62 1028... 05:01 5:0. |y 2600 46, 48,|:29 © TA | 28 
4. März 6:0 6:1 2. Juni | 49 5031 48 | 48 4. Decemb. 71 71 
a | 5:9 | 60 TOR 5:0 |7.5:0. | 5 Sept. | Az 479.. 68 | TO 
dar... 16:0 9 6:0) Na 52 | 51 | 10 „ AB ZA evo 
19972 (688 50 | ee B2520 S Zá S Oe KO 
P Ne, | 5352 24 BA | 8 | (2 z 6:8 6:9 
200 SO | ale. (51 52 | M z BL 5129 69 | 69 

80. „ 52 | 52 


107 


strahlung sehr rasch zu und es ist im Sommerhalbjahr der Himmel mehr aufgeheitert als im 
Winterhalbjahr, weil sich an den langen Sommertagen unter dem Einfluss der Sonnenstrahlung 
der Himmel nicht so lange mit Wolken ganz bedeckt erhalten kann, als an kurzen Herbst- 
und Wintertagen. 

Auch die Pentadensummen der heiteren und trüben Tage für die 40jährige Periode 
1840—1879 Tabelle 19 und 20 zeigen einen regelmässigen Verlauf. Die heiteren Tage sind 
am seltensten zu den Epochen der grössten Wolkenbedeckung des Himmels und der grössten 
Anzahl der trüben Tage zu Ende November und in der zweiten Hälfte Jänner. Die grösste 
Summe heiterer und die kleinste Summe trüber Tage entfällt auf die ersten Pentaden des 
September. Eine merkliche Zunahme der heiteren Tage findet in der letzten Pentade des 
April und des Mai statt. , 

Wie es auch dem mittleren Bewölkungsgrade entspricht, haben die trüben Tage im 
Ganzen ein Übergewicht über die heiteren; besonders gross ist dieses Übergewicht in den 
Wintermonaten; in den Monaten Mai, Juni, Juli sind die Pentadensummen der heiteren und 
trüben Tage wenig verschieden, im August und September sind die Summen der heiteren 
Tage grösser als die der trüben. 


73. Monatsmittel der Bewölkung. Die nach den Daten der Tabelle 16 berech- 
neten SOjährigen Mittelwerthe für die Monate nach der Scala 0—10 sind: 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Nor. Dee. 
dei 63 59 52 50 51 50 48 49 59 70 69. 

Die Monate mit der gróssten Trůbune des Himmels sind Jánner und November, mit 
der kleinsten August und September. Dem Jahresmittel am náchsten stehen Márz und October; 
in den Monaten April—Juli ist der Himmel etwa zur Hälfte getrůbt; im Juni macht sich der 
Einfluss der Regenzeit durch eine Vermehrung der Wolkenmenge um 1%, gegenüber den 
Nachbarmonaten bemerkbar. 

Die grösste Wolkenmenge zeigt sich im letzten Herbstmonate und in den Winter- 
monaten, die kleinste in dem letzten Sommermonate und in dem ersten Herbstmonate, wor- 
aus zu ersehen ist, dass die Bewölkung auch von anderen Faktoren als von der Tageslänge 
und der damit in Verbindung stehenden Erwärmung und Erkaltung der Erdoberfläche ab- 
hängig erscheint. Von den mitwirkenden Faktoren sind besonders der Luftdruck und die mit 
demselben in Verbindung stehende Windrichtung zu nennen. 

Die Berechnung der Constanten der Bessel’schen Formel nach den oben gegebenen 
Monatsmitteln ergab folgende Resultate: 


W, = 5764-1114 sin (1049 53’ x) + 0359 sin (1479 44’ 1-2) 
— 0'164 sin (293° 58° + 3x) + 0'061 sin ( 43° 54° —+ 4x). 
Die sich aus der Formel ergebenden mittleren Werthe der Bewölkung sind: 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 
70 65 5-8 bl 51 52 49 47 51 61 6:8 (alle 
Durch diese Berechnungen werden die wirklichen Verhältnisse nicht ganz genau 
wiedergegeben; es erscheint das Maximum der Bewölkung im December, welcher Monat nach 
14* 


108 


der Beobachtung eine geringere Wolkenmenge aufweist als seine Nachbarmonate und das 
Septembermittel erscheint gegenüber dem Augustmittel viel zu gross; nach der Beobachtung 
ist die Trübung des Himmels in beiden Monaten nahezu gleich. 

74. Mittlere Anzahl der heiteren und trüben Tage während der Periode 1840—1879. 
Sondert man die Tage nach den Bewölkungsgraden in 3 Gruppen und zwar die heiteren von 
0—2, die gemischten von 2—8 und die trüben von 8—10, so erhält man die Resultate: 


Jänner Febr. März April. Mai Juni Juli © August Sept. Octob. Noy. Dec. Jahr 
Heiter . . 2:8 47 62 o 00107 DM 64 24° 43 86:2 
rube 092660 19:72 16:90 11640199 590819 8:6 93 150. 232 21.8 W744 
Gemischt.. 64 3:6 8:9 95 121. 121 124 112 9:3 9:6 44 49 1044. 

Die Vertheilung der Tage gibt über die Bewölkungsverhältnisse in den einzelnen 
Monaten genauen Aufschluss, Die grösste Anzahl der heiteren Tage haben die Monate mit 
dem kleinsten Bewölkungsgrade August und September, die kleinste Anzahl die trübsten Mo- 
nate November und Jänner; die trüben Tage sind wiederum umgekehrt vertheilt; auch in 
der Vertheilung der Tage ist der rasche Übergang von der grössten Heiterkeit des Himmels 
zur grössten Trübung im Herbste ersichtlich, indem zwischen den Monaten mit der extremen 
Anzahl der heiteren und der trüben Tage nur ein Monat dazwischen liegt. 

Werden nur die ganz heiteren und die ganz trüben, d. h. die Tage mit den äussersten 
Bewölkungsstufen gezählt, so erhält man im Mittel von 40 Jahren folgende Vertheilung der- 
selben auf die einzelnen Monate. 

Jänner Febr, März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
Ganzheiter) 0008406900200 S Ba 0:9 ok) 
trub lo: 1518 02 09:0 lo Te 5910: oT oe 

75. Veränderlichkeit der Monatsmittel der Bewölkung. Bei der Bewölkung 
weicht der Gang in den einzelnen Jahrsängen sehr wesentlich vom mittleren Gange ab so- 
wohl in Bezug auf das Erscheinen der extremen als auch in Bezug auf die Aufeinanderfolge 
der übrigen Monatsmittel. 


Häufigkeit der extremen Monatsmittel in Procenten. 


Jänner Febr. März Aprii Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Min. — B) 3 14 16 7 9 16 27 5 — — 
Max! 33 12 4 — — -— — — 4 23 24. 


Das kleinste Mittel kam während der SOjährigen Beobachtunosperiode bis auf die 3 
bewólktesten Monate November— Jänner allen übrigen zu. Am häufigsten erschien es in Mai. 
und September, wie es den zwei Heiterkeitsepochen des Jahres entspricht; da sich aber der 
Spielraum des Hintreffens desselben auf das ganze Sommerhalbjahr erstreckt, so ist die Wahr- 
scheinlichkeit dafür, dass der eine oder der andere von den beiden genannten Monaten der 
heiterste während des ganzen Jahres sein werde, nur 043. 

Das grösste Monatsmittel der Bewölkung wird nur während des Winterhalbjahrs, be- 
sonders aber in den eigentlichen Wintermonaten November—Jänner beobachtet; am häufigsten 
erscheint es im Jänner mit der Wahrscheinlichkeit von 0:33. Wie bei dem kleinsten Mittel, 


Tabelle 19. 


109 


Fünftägige Summen der heiteren und trüben Tage während 1840—1879. 


EG en C ee Wo P Tr 


Tabelle 20. 


En 
Zeit |Heiter Trüb Zeit Heiter| Trüb | Zeit | Heiter| Trüb Zeit Trůb 

| | | 
1.5. in. 14 108 1.—5. April 36 52 |30.—4. Juli 41 45 |128.—2. Oct. 56 
6.—10. „ 21 110 &—10. , 41 69 5.—9. „|| 44 34 B 62 
| 1001 oe Aal) 5974 10=21497 700620 8127 66 
16.—20. „ | ia | 125 |16.—20., | 52 | 56 115.—19. „ 62 | 14213517. 76 
|21—25. „ | 9 | 104 |21.—25. „ | 52 51 |120.—24. „ 52 32 |18.—22. „ 79 
26.30. „ | 12 | 106 126.30. „ | 48 55 125.—29. „ 47 42 123.07. , 80 
31.—4. Feb., 13 107 1.—5. Mai| 46 55 130.—3. Aug.|| 52 38 |128.—1. Nov. 98 
Deo OB 93 | 6.-10., | 42 Be 49 Aa O0 108 
OTA or 98 -|11.—15. „ | 42 BO || OB 58 se| = 119 
15.—19. , | 22 94 |16.—20. „ | 38 57 |14—18. „ 66 45 |12.—16, „ 106 
20.—24. 5 28 91 |21.—25. „ 50 44 ||19.—23. „ 49 49 |17.—21. „ 10J 
25.—1. März | 23 97 1126.30. „ 52 42 ||24.—28. „ 59 51 |22.—26. „ 128 
2640035 76 |31.—4.Juni| 45 | 36 ||29.—2.Sept.| 56 | 32 |27.—1. Dec. 129 
7.—11. „|| 28 85 | 5—9. „| 49 2 B 61 ZADAM me 118 
Po 23 81 |10—14 „| 42 A 8120, GE B esy 104 
2 | 35 811519 43 44: |13.—17. „ 56 55.12.16. „ 117 
92. —267, | 36 66 ||20.—24. „ | 43 |. 49 |18.—22. „ Kar ao ze Da, 119 
a „le 32 83 |25.—29. „ | 45 | 49 |23.—27. „ 49 | 45 |22.—26. „ 94 
DŘ 101 

V 


Ausgegl. fůnftágige Summen der heiteren und trůben Tage wáhrend 1840-79. 


Zeit © | Heiter| Trüb Zeit © | Heiter| Trüb 
I 
1.5. Jän.| 18 | 107 | 1.—5.Apcil|' 386 | 64 
Bo ats 1090 6 1on 20 0 
Mod 113.115. 0245. 061 
16.—20. „ | 13 | 115 |16.—20. „ | 50 | 56 
21.25. „ | 10 | 110 |21.25. „| 51 | 58 
26.—30. „|| 12 | 106 |26:—30. ; | 48 | 54 
31.—4,Feb.| 16 | 103 | 1.—5.Mai| 45 | 55 
Be 703 98 | 6—10., | 48 | 58 
T014 || 28 96 |11—15.,, | 41 | 53 
15.19. , | 23 94 |16—20. ,„ | 42 | 52 
20.—24. „ | 25 93 |21.—25., | 47 | 47 
25.—1. März|| 27 90 |26.—30. „ | 50 | 41 
26.130 84 |31.—4.Juni| 48 | 39 
711. |. 29 82 | 5—9. , | 46. | 4 
12. —16,3,>, 97 82 |10—14., | 44 | 45 
1721032 ZZ io 19, 43 46 
22.—26. „ | 35 74 |20—24., | 44 | as 
27.—31. „ | 34 71 |25—29. „ | 44 |- 48 
I 


Zeit Heiter| Trůb Zeit Trůb 
30.—4. Juli | 43 43 ||28.—2. Oct. 55 
5.—9. , 44 44 || 8.—7. z 61 
110.—14. „ 50 50 8.—12. „ 67 
15.—19. „ 56 44 |113.—17. „ 74 
20.—24. „ 53 36 ||18.—22. „ 78 
125.—29. „ 49 38 |23.—27. „ 84 
30.—3. Aug. | 50 40 ||28.—1. Nov. 96 
4—8. > 52 41 | 2—6. „ 108 
9.—13. „ 58 a lee 113 
14—18., || 60 44 |12.—16. „ 110 
19.—23. , 56 49 17,21. , 113 
|24.—28. „ 56 46 |22—26. , | 124 
29,2. Sept. | 58 39 127.—1. Dec. | 126 
| 3—7 60 88.|.2—6. „ 117 
lo 61 43. | UL 111 
13.—17. „ 55 51 |12—16. „ 114 
18.—22. „ 49 BE 112 
[23.—27. „ 49 50 |22.—26. „ 102 
ale 101 


110 


so ist auch bei dem grössten die Wahrscheinlichkeit für das Nichteintreffen desselben in den 
nach den vieljährigen Beobachtungen ermittelten Monaten mit den kleinsten und grössten 
Bewölkungsgraden grösser als für das Eintreffen. 

Würde das grösste und das kleinste Monatsmittel stets nur einen und denselben 
Monat treffen, so würde das erstere im S0jáhrigen Durchschnitte den Werth von 7, das 
letztere 3:9 haben und der Unterschied würde 3'8 betragen. Nach den oben gegebenen 
Werthen für die einzelnen Monate hat das grösste Mittel 7:1 und das kleinste 48 und die 
Differenz beträgt 23; im periodischen Gange erscheinen somit die extremen Mittel um 0'6 
und 10 Grade abgestumpft. 

Durch das schwankende Auftreten der extremen Mittel der Bewölkung werden Un- 
regelmässigkeiten in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel verursacht, wie man sich aus der 
nachfolgenden Übersicht überzeugen kann. 


Häufigkeit der Störungen in der Aufeinanderfolge der Monatsmittel in Procenten. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
ol 40 293 41 44 46 40 51 20 18 51 42. 


Die Störungen im mittleren Verlaufe der Bewölkung des Himmels sind am seltensten 
von März auf April, von September auf October und von October auf November, man kann 
zu diesen Epochen mit der Wahrscheinlichkeit von 0'70—0'80 darauf schliessen, dass der 
nachfolgende Monat im Sinne der Periode ausfallen werde. Am unregelmässigsten verändern 
sich die mittleren Bewólkungserade von August auf September und von November auf De- 
cember, in welchen Monaten die aperiodischen Veränderungen den periodischen das Gleich- 
gewicht halten. Es ist dies dem Umstande zuzuschreiben, dass die Bewölkungsmittel dieser 
Monate in vieljährigem Durchschnitte nahezu gleich sind. 


Veränderungen der Monatsmittel der Bewölkung von einem Monate zum anderen während 
der Periode 1800—1879. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 


Gesammt-V. 11 11 11 10 09 0:8 08 10 14 13 0:8 09 
Periodische V. —08 —04 —07 —02 01 —01 —02 01 10 11 —01 —02 
Aperiodische V. +03 +07 +04 -+08 +08 +07 —06 +09 +04 —£02 07 07. 


Die grössten Veränderungen in der mittleren Bewölkung finden von Jänner bis April 
und von August bis November, die kleinsten von November bis Jänner und von April bis 
August statt. “ 

Die gróssten Veránderungen der Monatsmittel der Bewólkung wáhrend der Periode 
(1800—1879) waren: 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. 
Betrag —40 —37 —40 —31 —33 —30 —24 37 41 54 —35 32 
Jahr 1is3s2 1800 1865 1868. 1877 1854. 1867 1842 1875 1866 1844 1872. 

76. Anomalien der Bewölkung. Die Abweichungen der einzelnen Jahrgäuge vom 
Gesammtmittel erreichen für die S80jáhrige Beobachtungsperiode 1800—1879 nachfolgende 
Durchschnittswerthe: 


111 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
+04 4+0% +082 +081 -5074 £062 +061 +066 -5091 -083 +072 +082 +0,43, 

Die mittlere Anomalie der Monatsmittel der Bewölkung erreicht ihren höchsten Werth 
im Februar und im September, also in den Monaten mit der grössten Veränderlichkeit der 
Wolkenmenge; die Minima finden dagegen im Juli und November, den Monaten mit der 
kleinsten Veränderlichkeit statt. 


Grósste Abweichungen der Monats- und Jahresmittel der Bewölkung während der Periode 


1800—1879. 
Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
20 24 19 PRO 2:6 18 en 29 Ba 21 23 11 
1845 1872/9 1855/78 1853 1845 1854 1878 1870 1851 1851 1853 1874 1878 
— 2:8 —32 —23 —32 —24 —22 —21 —22 —35 —43 —22 —24 —13 


1864 1834 1800 1865 1868 1863 1863 1863 1865 1866 1822 1848 1822. 


Absolute Schwankung der Mittel. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
4:8 5:6 42 52 49 4:8 39 43 64 67 43 47 24. 


Wahrscheinlicher Fehler der Monats- und Jahresmittel der Bewölkung. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October © Nov. Dec. Jahr 
0:08 0:09 0:08 0:08 0:07 0:06 0:06 0:06 0:09 0:08 0:07 0:08 0:04. 


Zahl der Jahre, die erforderlich sind, um den wahrscheinlichen Fehler des Mittels auf 
01 zu reduciren. 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
51 65 51 51 39 28 28 28 51 51 39 51 13. 


Man sieht, dass mit 80 Jahren die zur Sicherstellung des Mittels auf 0-1 nöthige 
Beobachtungszeit überschritten ist. Bei dem Jahresmittel genügt schon die Zeit von 13 Jahren, 
bei den Monatsmitteln von 28 im Juli bis 65 Jahren im Februar, um den mittleren Bewöl- 
kungszustand ziemlich genau zu bestimmen. 

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der nächste Monat im anderen Sinne vom viel- 
jährigen Mittel abweicht als der laufende. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nor. Dee. 
0288 0'462 0'462 0:375 0'488 0488 0:488 0'412 0'462 0'325 0'350 0'400. 


Die Wahrscheinlichkeit für den Wechsel des Bewölkungszustandes von einem Monate 
zum anderen ist am grössten in den Monaten von Mai bis Juli, am kleinsten in den Monaten 
von October bis Jänner; sie ist also grösser in den heiteren als in den trüben Monaten. 

Die Combination der Abweichungszeichen des mittleren Bewölkungsgrades in den 
Jahreszeiten und die Berechnung der Wahrscheinlichkeit für die Erhaltung oder für den 
Wechsel des Zeichens von einer Jahreszeit zur anderen ergab nachfolgende Resultate. 


112 


Häufigkeit der Zeichen-Combination. Wahrscheinlichkeit der Zeichen-Combination. 
++ +- -+ =- ++ +- —+ _— 
Winter—Frühling 29 14 16 21 0:36 0:18 0:20 0:26 
Frůhling—Sommer 28 17 15 20 0:35 021 0:19 0:25 
Sommer—Herbst 27 16 18 19 0:34 0:20 022 0:24 
Herbst— Winter 28) 108 22; 0:36 0:20 0:16 0:28. 


Die Wahrscheinlichkeit für den Wechsel des Bewölkungszustandes von einer Jahres- 
zeit zur anderen ist kleiner als für die Erhaltung desselben, am kleinsten ist sie vom Herbst- 
Winter 0:36, am grössten vom Sommer—Herbst 042; die Wahrscheinlichkeit für die Er- 
haltung verhält sich umgekehrt. 


Jährlicher Gang des Regenfalles. 


a) Jährlicher Gang der Regenquantität. 


77. Zur Bestimmung der Hauptelemente im jährlichen Gange der Regenquantität 
wurden die ausgeglichenen Tagessummen Tabelle 22 und die ausgeglichenen Pentadenmittel 
Tab. 25 und die darnach gezeichneten Curven benützt. Wie aus den letzteren zu ersehen ist, 
zeigt die Regenquantität keinen einfachen sondern einen complicirten Verlauf, indem neben 
den Hauptextremen noch secundáre Maxima und Minima zum Vorschein kommen. 


Das Hauptmaximum der Regenquantität. Die grösste Regensumme während des 
ganzen 80jáhrigen Zeitraumes 1805—1884 entfiel (Tab. 21) auf den 22. Juni mit 317 mm; 
nach Ausgleichung der rohen Summen erhalten wir aber als Epoche des Eintreffens der ma- 
ximalen Regensummen die Zeit vom 12.—17. Juni mit 207 mm. Man ersieht, dass hier im 
Ganzen die regenreichste Zeit mit der Zeit des höchsten Sonnenstandes und der grössten 
Tageslänge zusammenfällt. 


Das Hauptminimum der Regenguantitát. Die kleinste Niederschlagssumme in 80 
Jahren wurde den 20. und dann den 15. Februar nur mit 29 und 31 mm gemessen; die aus- 
geglichenen Werthe (Tafel III.) ergeben den 17. Februar als die Zeit des Eintreffens der 
kleinsten Regensumme 54 mm. Nach den bisherigen Regenmessungen ist als die trockenste 
Zeit des ganzen Jahres die Zeit vom 13.—21. Februar und dann vom 8.—13. Jänner zu 
nennen; die geringen um die Mitte Februar gemessenen Niederschlagsmengen sind auf das 
gleichzeitige Eintreffen hohen Luftdruckes und einer starken Temperaturerniedrisung zurück- 
zuführen; die wenig ergiebigen Niederschläge im Jänner haben ihre Ursache in der niedrigsten 
Temperatur des Jahres. Wie zu ersehen ist, findet im jährlichen Verlauf der Quantität der 
Niederschläge eine Zweitheilung des Minimums statt; die an Niederschlag ärmsten Epochen 
des Jahres entsprechen den Epochen der niedrigsten Temperatur; dass sich aber die Trocken- 
zeit zu Ende und nicht in der Mitte des Winters zur grössten des Jahres gestaltet, ist dem 
Zunehmen des Luftdruckes um diese Zeit zuzuschreiben.) 


1) Siehe die Luftdruckcurve, Tafel I. 


113 


Tabelle 21. 


Tagessummen des Niederschlages nach 80jáhrigen Messungen 1805—1884 


in mm. 
= = < 5 5 
PRE ee o o ER S EB 
BARS een S ed S Bav dně. 6 
1 92 73 66 68 109 Z Zell 117 131 13 82 87 
2 36 69 42 |. 65 73 120 | 155 172 108 | 120 85 68 
3 55 75 54 66 104 | 158 | 243 133 110 | 121 80 82 
4 76 39 | 115 110 all 252 | 158 165 91 63 92 66 
5 40 47 110 88 LOT 150 192 181 48 45 46 
6 37 82 85 65 72 | 184 |. 112 130 111 70 84 56 
7 48 69 78 59 110 | 202 143 258 135 67 al 53 
8 60 68 89 ex 194 | 314 | 150 157 105 96 100 82 
9 64 84 63 64 137 188 123 220 115 80 132 69 
10 69 70 86 110 IAE LB 166 190 133 66 93 80 
11 76 56 64 103 124 | 146 | 19 163 70 51 13 53 
12.| 45 83 66 58 156 | 190 | 208 176 107 89 82 02 


131 | 231 | 140 98 77 | 151 54 84 
158 | 227 | 124 | 169 | 138 66 | 100 57 
89 | 122 133 | 169. | 123 | 206 | 137 58 | 134 61 
161 | 151 | 215 | 147 70 94 95 70 
162 155 | 174 | 152 | 194 | 106 53 12 55 


il rail mí 
Oo va © 
O MB OA 
© WO F 
Hz OD OL U 
SH G0 m 
© © 
08:3 
co SI co 
Fr o © 


= 
= 
{or} 
© 
© 
(Sp) 
I 
00 


18., 44 58 Jam MLO 100 | 215 | 156 | 136 | 100 44 84 65 
19.) 84 43 55 | 146 152 | 281 | 128 | 106 72 64 | 108 15 
20.| 101 29 37 70 156 | 248 | 167 | 147 | 111 44 85 | 114 


102 59 93 88 91 | 151 | 206 | 145 | 146 52 85 83 


21 
22.| 52 58 | 100 74 190212431. 2195331519001153 75 81 64 
23.) 71 90 70 | 101 114 | 218 | 125 | 144 | 122 69 87 | 102 


208 | 209 | 163 | 160 80 38 80 96 
187 | 129 | 168 | 173 50 48 | 110 54 
100 | 101 166 | 158 | 124 | 101 | 117 58 54 62 
150 163 | 180 | 195 | 112 | 137 67 85 66 
122 258 | 170 | 218 | 139 63 51 48 76 
114 | 163 | 145 | 145 69 80 65 98 
139 159 | 169 | 135 | 162 89 75 61 86 
88 62 167 153 | 120 120 . 66 


DO BD DD 
© Ot m 
o A O 
Ot 1 © 
Ot B O 
-WH 
Rn © 
DI m 
= 
co a 


DI D9 DD 
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Ss 


15 


114 


Datum 


same SE 


DD DI WU WU WWI ULU FE FE F E FE F FE E HK -E 
2M ETS SOS S I SIT DI ID 


Tabelle 22. 


in mm 


Ausgeglichene 80jährige Tagessummen des Niederschlages 1805—1884 


105 
121 
136 
139 
125 
104 
89 
85 
85 
87 
94 
106 
116 
113 
114 
117 


Mai 


104 
100 
100 
107 
109 
110 
125 


138 


139 
133 
133 
138 
142 
145 
147 
146 
142 
136 
137 
137 
139 
148 
160 
179 
179 
181 
184 
181 
168 
157 
151 


Sept. 


124 
116 
115 
121 
127 
130 
124 
118 
114 
108 
100 
99 
104 
112 
111 
103 
97 
95 
99 
111 
123 
122 
110 
95 
79 
96 
98 
89 
82 
83 


Novemb. 


102 


101 


115 


Das 2. Maximum der Regenguantitát erscheint nach der ausgeglichenen Regen- 
curve (Tafel III.) den 11. August mit der Regensumme 169 mm. Nach den Daten der Ta- 
belle 21 wurde die grósste diesem Maximum entsprechende Regensumme den 7. August mit 
258 mm gemessen. Dieses Maximum tritt etwa eine Woche nach dem Temperaturmaximum 
ein, so dass wie dem Minimum der Temperatur ein Minimum der Quantität so auch dem 
Maximum desselben ein Maximum der Regenquantität entspricht. Es bleiben jedoch die den 
Temperaturextremen zukommenden Regenquantitätsextreme secundär.!) 

Das 2. Minimum, welches die beiden Maxima der Sommerregen trennt, entfällt 
(Tafel III.) auf den 9. Juli mit 158 mm. Die diesem Minimum entsprechende kleinste Regen- 
summe wurde den 6. Juli mit 112 mm gemessen. 

Ebenso wie das Minimum, erscheint auch das Maximum getheilt, welche Theilung 
mit den Strahlungs- und Erwärmungsverhältnissen in Verbindung stehen dürfte. Darauf weist 
der Umstand hin, dass das erste Maximum der Regenmenge mit dem höchsten Sonnenstande, 
das zweite nahe mit dem Maximum der Lufttemperatur zusammenfällt, welches sich bekannt- 
lich 1—1", Monat nach dem Sommersolstitium verspätet. Die Zeit vom 9, Juli bis 11. August, 
in welcher die Regenmenge anstatt abzunehmen merklich zunimmt, ist eben die heisseste 
Zeit des Jahres. Es ist gleichfalls wie bei der täglichen Periode des Regenfalles, dass dem 
Temperaturmaximum ein Maximum der Regenquantität nachfolgt.?) Parallel mit der zuneh- 
menden Regenmenge in der Mitte des Sommers lauft eine erhebliche Luftdruckdepression, 
welche sich genau auch vom 9. Juli bis 10. August (siehe Tafel I.) erstreckt und die gleich- 
falls der Sommerhitze ihren Ursprung zu verdanken hat. 

Das 3. Maximum der Regenguantitát erscheint im Spätherbst um die Mitte No- 
vember mit einer Summe von 90 mm; die grösste den 15. November gemessene Tagessumme 
der Regenmenge beträgt 134 mm. Dieses dem höchsten Bewölkungszustande entsprechende 
Maximum steht mit sinkendem Barometerstande (Tafel I.), der den 25. November das Minimum 
erreicht, in Verbindung. 

Das 9. Minimum entfällt auf den 25. October mit einer 80jáhrigen Regensumme von 
65 mm; die kleinste den 24. October für die ganze Beobachtungsperiode gemessene Regen- 
summe beträgt 38 mm. Dieses Minimum bildet den Abschluss der Sommerregenzeit. 

Die Unterschiede in den SOjährigen maximalen und minimalen Tageshöhen der Nieder- 
schlagsmenge betragen 317—29 — 288 mm, 258—112 — 146 mm, 134—33 = 96 mm und nach 
der Ausgleichung der Zahlen 153, 11, 25 mm. 

Den mittleren Werth erreicht die Jahrescurve der Regenquantität den 30. April und 
den 13. September und erhält sich somit über demselben 137 Tage, um 3 Monate weniger 
als unter demselben. 

Die Entfernung des Hauptminimums der Regenquantität vom Hauptmaximum beträgt 
123 Tage, um 119 Tage weniger als die Entfernung des Maximums zum Minimum. Da das 

!) Über das Vorkommen des 2. Maximums der Regenmenge siehe die Abhandlungen: Hellmann 

„Über die Sommerregenzeit Deutschlands.“ Zeitsch. der öst. Gesellschaft für Meteor. Bd. 12. p. 1.; 

Hann „Die jährliche Periode des Regenfalles in Österreich-Ungarn,* Zeitschrift für Meteor, Bd. 15. 

p. 249. 


2) Über den täglichen Gang des Regenfalles. Sitzungsberichte der kóngl. bohm. Gesellschaft der Wiss. 
9. December 1881. 


15* 


116 


Abfallen der Regenguantitátscurve noch einmal so lange dauert als das Ansteigen, so geschieht 
letzteres rascher und regelmássiger als ersteres und fallen die Unregelmássigkeiten ausschliess- 
lich dem absteigenden Aste der Regencurve zu; als Unterbrechungen der abnehmenden Regen- 
menge machen sich besonders die Erhebungen vom 11. August und 14. November als secun- 
dáre Maxima bemerkbar. Es beträgt die Entfernung des 1. secundáren Minimums zum 1. 


secundären Maximum 33 Tage, des 2. Minimums zum 2. Maximum 21 Tage. Die Zeit un- 


unterbrochener raschester Zunahme ist vom 1. Mai bis 15. Juni und eben solcher Abnahme 
vom 11. August bis 12. September. 

78. Der jährliche Verlauf der Regenquantitätscurve belehrt uns am deutlichsten über 
den Unterschied zwischen der Sommerregenzeit oder den Regen während des Sommerhalbjahrs 
und der Winterregenzeit oder den Regen während des Winterhalbjahrs. Die Sommerregen 
beginnen mit April und dauern bis Ende September; die zunehmende Sonnenhöhe und Tages- 
länge beginnt erst im Anfange April einen merklichen Einfluss auf die Niederschlagsmenge 
auszuüben, denn es beginnt erst in diesem Monate die Regenmenge rasch anzusteigen; das 
Maximum wird nicht ganz nach 3 Monaten im Juni zur Zeit des höchsten Sonnenstandes er- 
reicht. Die Abnahme der Regenmenge von dem Maximum im Juni dauert nur in die Mitte 
Juli, in der zweiten Hälfte dieses Monats und im Anfange August ist die Regenmenge wieder- 
um im Wachsen begriffen in Folge der Sommerhitze und der damit im Verbindung stehenden 
Gewitterbildung. In der zweiten Augusthälfte und dann im September nimmt die Regenmenge 
sehr rasch ab. 

Während des Winterhalbjahrs ist der Verlauf der Regenguantitátscurve weniger be- 
stimmt und weniger einfach als während des Sommerhalbjahrs; bei den geringen Änderungen 
der Niederschlagsmengen finden zwischen den Summen der einzelnen Zeitabschnitte nur ge- 
ringe Unterschiede statt; so unterscheidet sich z. B. die höchste Tagessumme den 14. No- 
vember von der niedrigsten den 17. Februar um 36 mm (Tafel III.). Nach der Trockenzeit 
im October, welche bei uns die Sommerregen von den Winterregen trennt, nimmt mit der 
zunehmenden Nebel- und Wolkenbildung im November auch die Regenmenge sehr rasch zu 
bis sie den 14. November das Maximum erreicht. Von diesem Herbstmaximum nimmt die 
Regenmenge anfangs etwas schneller, dann im December und Jänner langsamer und unregel- 
mässiger ab. Im Ganzen sind die kältesten Monate Jänner und Februar die trockensten, 
während wiederum die wärmsten Monate die regenreichsten bleiben; der Verlauf der Regen- 
menge während der kältesten Monate ist bei geringeren Änderungen mehr schwankend und 
unregelmässig als während der warmen Monate. Im März nimmt die Regenmenge zu, es ist 
aber diese Zunahme noch nicht beträchtlich. 

Der Verlauf der Quantitätscurve bringt deutlich die Unterschiede zwischen unseren 
Sommer- und Winterregen zur Anschauung. Bei den ersteren findet ein Wachsen der Regen- 
menge vom Anfang und vom Ende der Sommerregenperiode gegen die Mitte derselben statt; 
bei den letzteren finden wir die kleinsten Regenmengen in der Mitte, die grösseren im Anfange 
(Herbstregen) und am Ende (Frühlingsregen) der Winterregenperiode. Ein anderer Unter- 
schied zwischen den Sommer- und Winterregen besteht in ihrer ungleichen Dauer. Der Winter- 
regentag hat eine längere Dauer 5:1 St. als ein Sommerregentag 45 St. Da die Sommer- 
regen viel ergiebiger sind als die Winterregen, denn es kommt einem Regentag während des 


117 


Sommerhalbjahrs April—September eine Regenmenge von 42mm zu gegen 21 mm auf einen 
Regentag vom October—März, so sind unsere Winterregen meist länger andauernde Land- 
regen, die Sommerregen meist kurze Gussregen. Eine Spaltung finden wir sowohl während 
der Sommerregenzeit durch das Auftreten 2 Maxima als auch der Winterregenzeit durch das 
Auftreten 2 Minima. 

79. Pentadensummen und Pentadenmittel der Regenmenge. Die grösste 
während 80 Jahre 1805—1884 gemessene Pentadensumme entfiel auf die Zeit vom 20.—24. 
Juni mit 1143 mm; die kleinste auf die Zeit vom 15.—19. Februar mit 217 mm; der Unter- 
schied beträgt 926 mm (Tab. 24). Es kommt der Pentade mit der grössten Regenmenge ein 
Mittel von 143 mm (2'9 auf 1 Tag) und der Pentade mit der kleinsten Regenmenge ein 
Mittel von 2:7 mm (0:5 anf 1 Tag) zu. 

Auch in den Pentadensummen sind noch die secundáren Maxima und Minima deutlich 
erkennbar. Dem 2. Maximum entspricht die Pentadensumme vom 4.—8. August mit 902 mm 
und dem 3. Maximum die Pentadensummen vom 7.—11., dann von 12.—16. November mit 
469 mm. Als secundäre Minima treten die Pentadensummen vom 15.—19. Juli mit 774 mm 
und vom 6.—10. Jänner mit 273 mm Regenmenge auf. 

80. Monatssummen der Niederschlagsmenge. Die nach der Tabelle 21 abge- 
leiteten mittleren Niederschlagssummen der einzelnen Monate und für das ganze Jahr sind: 


Mittlere Niederschlagsmenge in mm (1805—1884). 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
24 21 29 36 55 74 63 61 40 28 31 28 490. 


Mittlere Niederschlagsmenge in Procenten der Jahressumme. 
O DO ROA 15315, V200 2D, 8:25 297 OD BEN 100. 

Der regenármste Monat ist nach diesen Messungen Februar mit 21 mm Regenmenge 
oder mit 439, der Gesammtmenge; die Ursache davon wurde bei den Tagessummen angegeben. 
Diesem Monate, der nicht nur in Prag, sondern überhaupt in ganz Böhmen als der regenármste 
gilt,!) kommt Jänner mit der Niederschlagsmenge von 24 mm an Regenarmut am nächsten. Er 
weist im Ganzen nur deshalb eine etwas grössere Niederschlagsmenge auf, weil er länger ist 
als Februar. Neben diesen zwei kältesten Monaten erscheint auch der mittlere Herbstmonat 
October mit einer mittleren Regensumme wie sie auch im December anzutreffen ist, regenarm. 

Der regenreichste Monat ist Juni mit 74 mm Niederschlagshöhe, die 15°1°/, der 
Niederschlagsmenge des ganzen Jahres repräsentirt. Wie auch in den 3 Wintermonaten die 
Unterschiede in den Regensummen nicht gross sind, so ist es auch bei den 3 Sommermonaten 
der Fall, namentlich hält sich wie bei den 2 kältesten Jänner und Februar, so auch bei den 
2 wärmsten Monaten Juli und August die Regenmenge auf nahezu gleicher Höhe. Das zweite 
sommerliche Regenmaximum ist in den Monatssummen nicht mehr erkennbar; dagegen tritt 
das Herbstmaximum darin ganz deutlich hervor. 

Theilt man das Jahr in zwei Hälften das Sommerhalbjahr von April—September und 
das Winterhalbjahr von October—Márz, so entfällt auf das erstere die Summe von 329 mm 

1) Siehe Studnička: Grundzüge einer Hyetographie des Königreiches Böhmen p. 66—71. 


118 


oder 679/, der Jahressumme und auf das letztere 161 mm oder 33°/, nicht ganz !/, der 


Jahressumme. Für die Jahreszeiten erhält man nachfolgende mittlere Summen: 
Periode 1805—1884 Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 
Niederschlagssumme in mm . . . 73 120 198 99 490 
„ Procenten 15 25 40 20 100. 


» 

Bei weitem die grösste Regenmenge fällt im Sommer, die kleinste im Winter; diese 

beträgt in der letzteren Jahreszeit nur 15°, von der Gesammtmenge des Jahres, die Regen- 

menge im Sommer dagegen 40°/, beinahe Smal so viel als im Winter. Herbst ist trockener 

als Frühling; das Übergewicht über den Herbst gewinnt der Frühling durch die Regenmenge 

des Mai, die vorangehenden Frühlingsmonate März und April erscheinen ebenso niederschlags- 
arm wie die Herbstmonate October und November. 

81. Veränderlichkeit der Monatssummen der Niederschlagsmenge. Bei einem 
so veränderlichen Elemente wie die Niederschlagsmenge ist es begreiflich, dass in den ein- 
zelnen Jahrgängen zeitliche Verschiebungen der grössten und der kleinsten Niederschlags- 
menge und noch andere Abweichungen von dem oben gebildeten jährlichen Gange vorkommen, 
deren Häufigkeit aus nachfolgenden Zahlen ersichtlich wird. 


Häufigkeit der extremen Monatssummen der Niederschlagsmense. 


i: Minimum. 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Anzahl 13 22 9 5 een — 9 6 6 15 
Procente 5 23 10 6 — 2 =. 7 7 17. 
Maximum. 
Anal en MA a je 2 1 
Procenten u js R REIT IRIIT E AN PD 1. 


Die Vertheilung der Niederschlagsmenge auf die einzelnen Monate ist solchen Schwan- 
kungen unterworfen, dass die kleinste Monatssumme mit Ausnahme von Juni und August auf 
alle Monate entfallen kann. Am häufigsten trifft die Kleinste Niederschlagssumme Februar 
und zwar in 100 Jahren 25mal, dann December 17mal und Jänner 15mal. In 10 Jahren 
wenigstens einmal pflegen März und September sehr trocken zu sein. Die Wahrscheinlichkeit 
für das Vorkommen der kleinsten Niederschlagsmenge in einem der Frühlingsmonate ist 0'18, 
der Sommermonate 0:02 und der Herbstmonate 0:23. 

Das Erscheinen der grössten Monatssumme des Regenfalles ist viel sicherer in den 


3 Sommermonaten zu erwarten als das Erscheinen der kleinsten Summe in den Winter-. 


monaten, denn es ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass einer von den drei Sommermonaten 
der regenreichste Monat sein wird, 075. Die grösste Wahrscheinlichkeit der regenreichste 
Monat des ganzen Jahres zu sein hat Juni 0:38, dann August 0:20; Juli und Mai haben die 
gleiche Wahrscheinlichkeit 0:17. In diesen Zahlen macht sich das doppelte Regenmaximum 
des Sommers und auch das Regenmaximum des Spätherbstes dadurch bemerkbar, dass August 
häufiger der regenreichste Monat zu sein pflegt als Juli und dass manchmal die grösste mo- 
natliche Niederschlagsmenge auch den November treffen kann. 


119 


Der Unterschied zwischen der mittleren Regensumme des Juni 74 mm und der 
mittleren Regensumme des Februar 21 mm betrágt 53 mm; der Unterschied zwischen der 
durchschnittlichen aus den maximalen Monatssummen der Regenmenge gebildeten Summe 
101 mm und der aus den kleinsten Monatssummen entstandenen Durchschnittszahl 8 mm 
beträgt 93 mm. 


Häufiskeit der Störungen in der Aufeinanderfolge der Monatssummen der Niederschlagsmenge 
während der Periode 1805—1884. 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Anzahl 35 27 87 24 25 36 36 24 34 34 33 38 
Procente 44 34 46° 30 31 45 45 30 43 43 41 48. 


Am übereinstimmendsten mit der Periode erfolgen die Änderungen der Monatssummen 
von April auf Mai, von Mai auf Juni, dann von August auf September, In diesen Monaten er- 
folgt die Änderung der Regensumme nur in 30°/, der Fälle in einem anderen Sinne als in dem 
der Periode; man kann in den beiden Frühlingsmonaten April und Mai mit der Wahrschein- 
lichkeit von 0:70 darauf schliessen, dass die Regensumme des nachfolgenden Monats grösser 
sein wird als die des vorangehenden. Dasselbe ist auch bei den Monaten August und Sep- 
tember der Fall, nur ist umgekehrt 70mal in 100 Jahren die Septembersumme kleiner als 
die Augustsumme der Niederschlagsmenge. Am unregelmässigsten erfolgt die Änderung der 
Niederschlagssumme von December auf Jänner, von Jänner auf Februar, von März auf April 
und dann in denn Sommermonaten Juni und Juli. 


Veränderungen der Monatssummen der Regenmenge von einem Monate zum anderen während 
(1805-1884) in mm. 
Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October. Nov. Dec. 


Gesammt-V. 14 18 24 32 45 41 32 34 29 20 20 18 
Periodische V. —3 8 7 19 11 —1 —2 —21l —12 3 —3 —4 
AperiodischeV. +11 +10 +17 +13 +26 +30 +30 +3 +7 +07 +7 +zM. 


Die Veränderung der Regensumme von einem Monate zum anderen ist in Wirklich- 
keit viel grösser als durch die Periode ausgedrückt wird und hat diese auch einen regel- 
mässigeren Verlauf als die periodische Veränderung. Den geringsten Betrag erreicht die Än- 
derung der Regensumme von Jänner auf Februar, von da nimmt sie von Monat zu Monat 
sehr rasch zu, bis sie in Mai den höchsten Werth erreicht, von Mai findet eine langsame Ab- 
nahme im Betrage der Veränderung bis zum Januar statt. Die Veränderung der Nieder- 
schlagsmenge hat mit der der Temperatur einen ähnlichen Verlauf nur mit dem Unterschiede, 
dass die grösste Temperaturänderung im aufsteigenden Aste der Jahrescurve etwas früher 
und zwar von März auf April und im absteigenden etwas später vom October auf November 
als die grösste Änderung der Niederschlagsmenge entfällt. Die Übereinstimmung zwischen der 
Veränderung der Monatsmittel der Temperatur und der Monatssummen der Niederschlags- 
menge wird genauer, wenn man letztere in Procente der mittleren Niederschlagssumme des 
Monats umwandelt. 


120 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
58 86 85 89 82 55 bl 56 12 71 64 64. 
Die aperiodische Veränderung ist fast in allen Monaten ‘grösser als die periodische, 
am grössten von Juli auf August 15mal; nur in den Monaten, in welchen sich die Regen- 
summe am raschesten verändert und zwar von April auf Mai und von August auf September 
hat umgekehrt die periodische Veränderung einen grösseren Werth als die aperiodische. 


Grösste Veränderungen der Monatssummen der Niederschlagsmenge in mm. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec, 


Betrag 38 60 76 146 149 95 94 60 77 67 „ 104 41 
Jahr 1827 1848 1820 1829 1844 1808 1841 1870 1808 1875 1851 1839. 
Betrag —48 —36 —4 —58 —134 —152 —100 —120 —8 —64 — 84 —103 


Jahr 1841 1879 1865 1809 1844 1808 1860 1828 1833 1884 1851 1840. 


Von einem Jahre zum anderen ändert sich die Regensumme um +95 mm oder 
um 19%, ihres mittleren Betrages. Die grösste positive Änderung um 284 mm fand vom 
Jahre 1832 auf das Jahr 1833 und die grösste negative vom Jahre 1833 auf das Jahr 1834 
mit 309 mm. Es wechselten um diese Zeit sehr trockene Jahre mit sehr nassen. 
82. Anomalien der Niederschlagsmenge. Die mittleren Abweichungen der Monats- 
und Jahressummen der Regenmenge vom Gesammtmittel berechnet für die 80jährige Be- 
obachtungsperiode a) in mm, b) in Procenten ergeben nachfolgende Werthe. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
mm 12 12 14 17 25 30 25 23 22 14 14 16 69 
Procente 50 57 48 47 46 41 40 38 55 50 B BT +14. 


Die mittlere Anomalie der Regenmenge unterliegt einer ähnlichen Abhängigkeit von 
den Jahreszeiten wie die Summe der Regenmenge und ist mit dieser selbst im Zunehmen 
und Abnehmen begriffen und haben auch die Monate mit der grössten Regenmenge die grösste 
mittlere Veränderlichkeit. Bringt man aber die mittlere Anomalie in Beziehung zur mittleren 
Monatssumme, indem man dieselbe in Procenten dieser Summe ausdrückt, so werden die 
Grössen anders und trifft umgekehrt die grösste Veränderlichkeit die Wintermonate, die 
Sommermonate dagegen die kleinste. 


Häufigkeit der positiven Abweichungen (1805—1884). 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Nov. Dec. Jahr 
Anzahl 36 36 37 38 32 94 39 40 35 40 36 32 40 


Procente 45 45 464 48 40 4 49 50 44 50 45, 40 50. 


Aus den hier gegebenen Zahlen geht hervor, dass die Anzahl der positiven Ab- 
weichungen fast in allen Monaten kleiner ist als die der negativen, bei den Jahressummen 
aber scheinen die positiven Abweichungen das Gleichgewicht zu halten den negativen. In 
Folge dessen reichen die Überschüsse der Niederschlagsmenge in den einzelnen Monaten 
weiter über die normale Höhe als sie unter dieselbe sinken; bei den Jahressummen ist es 
umgekehrt der Fall. Dieses Verhalten der Regensumme kann am besten aus den nachfolgenden 
grössten Abweichungen vom normalen Werthe erkannt werden. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 


Betrag 45 32 5 51 110 106 80 77 61 63 64 4 17 
Jahr 1839 1876 1828 1831 1844 1808 1860 1828 1808 1875 1851 1839 1844. 
Berg m a —27 —34 —50 —5 —56 —54 09 —28 —26 —26 — 208 


Jahr 1881 1832 1808 1840 1868 1857/77 1836 1842 1839 1866 1870/81 1844/65 1842, 


Absolute Schwankung der Monats- und der Jahressummen. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
Betrag 67 52 12 85 160 163 136 131 100 91 90 120 382. 


In allen Monaten sind die grössten positiven Abweichungen grösser als die grössten 
negativen, die Jahressumme dagegen weicht in den beiden extremsten Fällen weiter nach unten 
als nach oben vom Mittelwerthe ab. Die absolute Schwankung zeigt eine regelmässige Zu- 
nahme von dem Monate mit der kleinsten Niederschlagsmenge gegen den Monat mit der 
grössten Menge; December macht in dem regelmässigen Verlaufe eine Störung durch die 
übermässig grosse Niederschlagssumme im Jahre 1839. Vergleicht man die oben gegebenen 
Abweichungen mit der mittleren Monatssumme der Niederschlassmenge, so ersieht man, dass 
sich die grösste negative Abweichung dem Mittelwerth nähert, die grösste positive denselben 
aber in allen Monaten überragt. 

Bildet man die Abweichungen vom Mittelwerthe auch für die jahreszeitlichen Summen 
und für die Jahressumme (vom December gerechnet) so erhält man nachfolgende Resultate: 


Mittlere Abweichung. 


Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 
mm 26 35 45 28 69 
Procente 36 29 23 28 14. 


Grösste positive Abweichung. 


mm 9 94 180 104 212 
Jahr 1840 1844 1815 1851 1847. 


Grösste negative Abweichung. 


mm 48 68 118 56 192 
Jahr 1858 1883 1842 1815/74 1842. 


Absolute Schwankung. 
mm 145 162 298 160 404. 


Wie bei den monatlichen, so finden wir auch bei den jahreszeitlichen Summen der 
Niederschlagsmenge positive Abweichungen seltener als negative, also eine grössere Neigung 
zur Trockenheit als zur Nässe. Wir erhalten während der 80jáhrigen Beobachtungsperiode 
als Anzahl der positiven Abweichungen: Winter 33 oder 41°/,, Frühling 35 oder 44°/,, Sommer 
33 oder 47°%,, Herbst 37 oder 46°/,. Dafür sind freilich die positiven Anomalien viel grösser 
als die negativen. 


16 


122 


Wahrscheinlicher Fehler der Monats- und Jahressumme der Niederschlagsmenge. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
mm al 1-1 356702400 210 Mo 2 2 13 Bra Laer 
Proc. 4:6 Do A A OOM O 36 52 46 A2 Ar 


Zahl der Jahre, die erforderlich sind, um den wahrscheinlichen Fehler auf +5% der 
Niederschlagssumme zu redueiren. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
68 87 66 63 63 47 47 42 87 68 58 93 6. 


Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der nächste Monat im anderen Sinne vom viel- 
jährigen Mittel abweicht als der laufende. 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
0:46 04 055 048 050 050 053 046 058 049 045 040. 

83. Verfolot man die Aufeinanderfolge der Jahreszeiten nach dem Betrage der Ano- 
malie der Niederschlagsmenge, se erhält man für die 80jährige Beobachtungsperiode 1805 bis 
1884 nachfolgende Resultate. Die Jahreszeiten, von denen man ausgeht, um den Charakter 
der nächst nachfolgenden Jahreszeiten in Bezug auf die Niederschlagsmenge zu bestimmen, 
werden in nasse, d. h. solche, deren Überschuss an Niederschlagsmenge über 25%, der 
mittleren jahreszeitlichen Summe beträgt, mässig nasse mit einem Überschuss von 0—25°),, 
mässig trockene mit einem Mangel an Niederschlagsmenge bis 25°, und trocken über 25°, 
Regenmangel gruppirt. 

Zahl der Frühling Sommer Frühling Sommer 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Winter sehr nass 21 8 13 8 13 38%, 6296 380 062% 


„ mässig , 13 7 6 85 bb 46 6 
S rockem. wol 85013910 116938). 69. Pas 9 
„ sehr p 25531918 100130 |P 481 520040 D2 


Nach einem sehr nassen Winter folgt viel wahrscheinlicher ein trockener Frühling 
und Sommer als ein nasser, nach einem mássig nassen Winter ist umgekehrt eher ein nasser 
als ein trockener Frühling und Sommer zu erwarten. Auf einen trockenen Winter folst häu- 
figer wiederum ein trockener als ein nasser Frühling und Sommer. 

Die Zusammenstellungen nasser und trockener Winter und der nachfolgenden Jahres- 
zeiten nach Dauer der Nässe und Trockenheit ergaben als Resultate: 


Zahl der Frühling Sommer Frühling Sommer 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Winter nass (3 Monate) 8 2 6 3 5 | 25%, 75%, 38% 62% 


en a S 2191 02109981 a ade Bar 
Ba Monat er BEN BA DO SMS DT HOD 
I irocken de „yo 30 o 1 1 D-70730, 80.20 


5 % (2 Monate) 27 11 16 14 13 41 59 52 48 
» sl n) lo 7 9 U 9 44 56 44 56. 


123 


Auf einen in allen 3 Monaten nassen Winter folgt entschieden ein trockener Frůhling 
und auch ein trockener Sommer; dagegen ist nach einem durch 2 Monate nassen Winter ein 
nasser Frühling und Sommer fast ebenso häufis als ein trockener; nach einem Winter mit 
einem übermässig nassen Monate wäre am sichersten ein nasser Sommer zu erwarten. Ein 
dauernd trockener Winter (Regenmangel in 3 oder 2 Monaten) bringt sehr wahrscheinlich 
auch einen trockenen Frühling; auf den Witterungscharakter des nachfolgenden Sommers 
scheint aber ein solcher Winter ohne Einwirkung zu sein. 

Die Combination der Abweichungszeichen der Anomalien ergab für den Winter und 
die nachfolgenden Jahreszeiten folgendes Resultat: 

ER DEE ER EN Bar een 
Winter— Frühling ja ke) 20 26 1a0n 242 712921031,3281 u 19504990 
Winter—Sommer 16 18 22 24 20 21 28 31 51 49. 

Man ersieht eine stetige Zunahme in der Häufigkeit der Zeichen-Combination von den 
2 positiven Zeichen gegen die 2 negativen; am seltensten sind sowohl für den Winter— Frühling 
als für den Winter—Sommer die Combinationen mit 2 positiven Abweichungszeichen der Nieder- 
schlagsmenge; am häufigsten die Combination der negativen Zeichen, so dass die Wahrschein- 
lichkeit für die Erhaltung der Trockenheit von einer Jahreszeit zur anderen am grössten ist. 

Die Zusammenstellungen der nassen und trockenen Frühlinge und der ihnen nach- 
folgenden Jahreszeiten ergaben nachfolgende Resultate: 


Zahl der Sommer Herbst Sommer Herbst 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Frühling sehr ns 0 9 1 19 | 459, 550, 559, 45%, 


ma Soto 15 8 7 7 8 D3 47 47 53 
% „ trocken 23 10 13 10 13 44 56 M 56 
k sehn, 22 10 12 9 13 45 55 41 59. 


Aus diesen Zusammenstellungen ist ersichtlich, dass die mässig trockenen Frühlinge 
mit einer Anomalie der Niederschlagsmenge bis — 30 mm am häufigsten, die mässig nassen 
mit der Anomalie bis —30 mm (25°, der gesammten Niederschlagsmenge) am seltensten 
sind; sehr nasse und sehr trockene Frůhlince halten einander ihrer Zahl nach das Gleich- 
gewicht. Von einem nassen Frühlinge lässt sich kein sicherer Schluss auf den Regen- 
charakter der nachfolgenden Jahreszeiten ziehen, denn es folgte nach einem solchen Früh- 
linge fast in gleicher Anzahl der Fälle ein nasser und ein trockener Sommer resp. auch 
Herbst, dagegen ist nach einem trockenen Frühlinge eher ein trockener Sommer und Herbst 
zu erwarten als ein nasser. 


Zahl der Sommer Herbst Sommer Herbst 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Frühling nass (3 Monate) 6 1 5 2 ATI 83a rer, 
: ee nee rer. ae 
5 MnO CIS o) ET 3 4 2 BRUDER 00 4009000 071 
„otrokem (1141505 3 2 2 3.1 .6015.240535..40. | 60 
3 una RER 426101016 le | 3 602 36 64 
b ZE oj 1 7 7 8 AMD 50153 15 AT. 


16* 


124 E 


Am zahlreichsten sind die Fälle, in welchen zwei von den Frühlirgsmonaten einen 
Überschuss oder einen Mangel an Niederschlagsmenge haben; die Fälle, in welchen alle 3 
Frühlingsmonate regenreich wären, sind selten, dagegen kommen dauernd trockene Frühlinge 
öfter zum Vorschein. 

Einem Frühlinge, der durch alle 3 Monate hindurch nass war, folste ein trockener 
Sommer in 5 von 6 Fällen und nur in einem Falle ein nasser Sommer. Damit überein- 
stimmend stellte sich nach der oben gegebenen Übersicht auch nach einem sich durch be- 
trächtlichen Regenreichthum auszeichnenden Frühlinge eine grössere Anzahl trockener als 
nasser Sommer ein. Man kann somit in den extremen Fällen, in welchen der Frühling grosse 
Regenguantitáten liefert oder dauernd nass ist, mit grosser Wahrscheinlichkeit darauf schlüssen, 
dass der nachfolgende Sommer trocken sein werde, dagegen ist nach einem mässig nassen 
Frühlinge sowohl der Niederschlagsmenge als der Niederschlagsdauer nach eher ein nasser 
Sommer als ein trockener zu erwarten. ; 

Die extremen Fälle der Trockenheit im Frühlinge ergeben keine so bestimmten Re- 
sultate für den Regencharakter des nachfolgenden Sommers als die der Nässe, denn es steht 
nach den obigen Zusammenstellungen nach einem extrem trockenen Frühlinge ebenso gut ein 
trockener als ein nasser Sommer bevor. Nach einem mässig trockenen Frühlinge folgt am 
wahrscheinlichsten wiederum ein trockener Sommer. 

Werden die Zeichen ohne Rücksicht auf den Betrag oder die Dauer der Anomalie 
für die beiden Jahreszeiten combinirt, so erhält man folgende Resultate: 


++ +- -+ - +4 o I: 
Frůhline—Sommer 17 1820 2 21%, 23% 259, 31% 549, 46% 
Frühling— Herbst 13 jb 19 26 23 21 24 32 45 D5. 


Die Tendenz zur Erhaltung der Zeichen ist im Ganzen etwas grösser als für den 
Wechsel derselben, namentlich gilt es für negative Zeichen, die Zahl der positiven Zeichen- 
combinationen ist auch hier wie beim Winter und Frühling verhältnissmässig klein. 

Die Zusammenstellungen der nassen und trockenen Sommer und der ihnen nach- 
folgenden Jahreszeiten während der Periode 1805—1884 ergaben als Resultate: 


Zahl der Herbst Winter Herbst Winter 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Sommer sehr nass 16 8 8 5 11 5095 509/57 2310/6976 


„ mässig „ al er 400) a 082 
S trocken? 326 14.0.2100 130° 13: 0522046 500250 
„ sehr „ Re en, 2 BS 3885 5800 


Am häufigsten kommen bei uns die mässig trockenen (mit einem Regenmangel bis 
259, der Gesammtsumme) und mässig nassen Sommer mit einem ebenso grossen Überschuss 
der Regenmenge zusammen 59%, der Fälle vor; extreme Fälle, d. h. Sommer mit einem 
Überschuss oder Mangel von mehr als 25%, der Gesammtsumme der Niederschlagsmense sind 
etwas seltener und ist dabei die Zahl der sehr nassen und sehr trockenen Sommer gleich. 

Die nassen Sommer gestatten keinen sicheren Schluss auf die Regenbeschaffenheit des 
nachfolgenden Herbstes, dagegen scheint ein Zusammenhang zwischen dem Regencharakter 


125 


des Sommers und des nachfolgenden Winters zu bestehen, denn es übertrifft die Anzahl der 
trockenen Winter sowohl nach einem sehr nassen als nach einem mässig nassen Sommer 
mehr als um das Doppelte die Anzahl der nassen Winter. 

Trockene Sommer scheinen den Regencharakter der nachfolgenden Winter nicht so 
sehr zu beeinflussen wie nasse Sommer, dagegen ist wiederum der Herbst in grösserer Ab- 
hängiekeit vom trockenen als vom nassen Sommer, denn es steht nach einem mässig trockenen 
Sommer am wahrscheinlichsten ein nasser Herbst, nach einem sehr trockenen Sommer aber 
ein trockener Herbst mit der Wahrscheinlichkeit von 0:82 bevor. 


Zahl der Herbst Winter Herbst Winter 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Sommer nass (3 Monate) 5 4 1 1 4 3025 72029529203154:80%, 
k R 2600124 OR HT OAO ZDT 134040166 
ä wid NE 4 2 1 5 67 33 17 83 
„ trocken (1 DH 2 5 3 4 29 71 43 57 
t OO Dr an TA VT ABL D2 056 VAd 
5 RS Ra le 3 8 5 6 27 POP DDV 


Solche Sommer, in welchen durch alle 3 Monate hindurch ein Úberschuss an Regen- 
menge zu verzeichnen wäre, sind selten, dagegen haben wir einen ganz trockenen Sommer 
schon in 8 Jahren wenigstens Imal zu erwarten, am zahlreichsten sind die Fälle, in welchen 
der Sommer entweder zwei nasse und einen trockenen oder zwei trockene und einen nassen 
Monat aufzuweisen hat. 

Ein Schluss auf die Anomalie der Regenmenge im Herbste von der längeren oder 
kürzeren Dauer des Regenfalles während eines nassen Sommers ist nur in den extremen Fällen 
erlaubt, indem nach einem durch alle 3 Monate nassen Sommer oder nach einem Sommer, 
in welchem sich nur ein Monat durch grossen Regenreichthum auszeichnet, gewöhnlich ein 
nasser Herbst folgt. Dagegen kann von einem wie immer beschaffenen nassen Sommer mit 
grosser Wahrscheinlichkeit auf einen trockenen Winter geschlossen werden. 

Nach einem trockenen Sommer lässt sich in allen Fällen, in welchen auf die Dauer 
der Trockenheit Rücksicht genommen wird, ein trockener Herbst eher erwarten als ein nasser, 
namentlich in den extremen Fällen der Trockenheit. Der einem trockenen Sommer folgende 
Winter war nahe in gleicher Anzahl der Fälle nass und trocken. 

Die Übersicht der Regenverhältnisse der aufeinanderfolgenden Jahreszeiten wird durch 
die Zusammenstellungen der Abweichungszeichen gegeben. 

EN ee 
Sommer—Herbst 20 17 17 26 239, Zune Bel. A 
Sommer—Winter 11 26 22 21 14 33 27 26 40 60. 


Vom Sommer auf den Herbst spricht die grössere Anzahl der Fälle für die Be- 
ständigkeit, vom Sommer auf den Winter dagegen für den Wechsel des Regencharakters der 
Jahreszeit. 

Ähnliche Zusammenstellungen in Bezug auf den Regencharakter, wie für die übrigen 
Jahreszeiten, wurden auch für den Herbst gemacht und sind folgende Resultate erzielt worden. 


126 


Zahl der Winter Frühling Winter Frühling 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Herbst sehr nass 21 11 10 7 14 53%), +417953395161% 


„ mässig „ 16 4 12 7 9 25 75 44 56 
2» trocken 23 Bear +10 |, 2621408 
MM sehr © s 901 12 ge es 12 |, 60, -104240 0060 


Ein sehr nasser Herbst mit einem Überschuss von mehr als 25°/, der gesammten 
Regenmenge kommt in der gleichen Anzahl der Fälle wie ein sehr trockener mit einem 
ebenso grossen Regenmangel vor; dagegen ist ein mässig trockener Herbst häufiger als ein 
mässig nasser. 

Einem sehr nassen Herbst folgt häufiger ein nasser Winter als ein trockener, einem 
mässig nassen Herbst umgekehrt häufiger ein trockener Winter als ein nasser; der Frühling 
ist nach einem nassen Herbst in der doppelt so grossen Anzahl der Fälle trocken als nass. 

Ein mässig trockener Herbst mit Regenmangel bis zu 25°, der mittleren Regen- 
summe lässt mit einer Wahrscheinlichkeit von 0'74 einen trockenen Winter, ein sehr trok- 
kener Herbst mit der Wahrscheinlichkeit von 0:60 einen nassen Winter erwarten. Der Früh- 
ling verhält sich in Bezug auf seinen Regencharakter umgekehrt wie der Winter zum vor- 
angehenden Herbst, indem nach einem mässig trockenen Herbst am wahrscheinlichsten ein 
nasser und nach einem sehr trockenen Herbst ein trockener Frühling folgt. 


Zahl der Winter Frühling Winter Frühling 
Fälle nass trocken nass trocken nass trocken nass trocken 


Herbst nass (3 Monate) 5 2 3 3 2 4095 60%, 60%, 40% 


el ei 
a Cl) 08 2 6 1 ae la 
„trocken ii nee lí A5 Ber oe 
ee ee ne erento as 


3 oe 3 6 2 7 39 67 22 78. 


Die Gruppirung der Monatsanomalien der Niederschlagsmenge im Herbste ergab nahe 
dieselben Resultate wie die Gruppirung im Sommer; am seltensten sind die Fälle mit allen 
positiven Monatsanomalien, dann folgen die Fälle mit einer zu grossen negativen oder mit 
einer solchen positiven Monatsanomalie und am häufissten sind die Fälle mit zwei positiven 
oder mit zwei negativen Monatsanomalien. 

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass nach einem nassen Herbst ein trockener Winter 
folgen werde, ist grösser als für den entgegengesetzten Fall; dieselbe Regel kann aus den 
obigen Zusammenstellungen auch für den Frühling abgeleitet werden. 

Ein trockener Herbst lässt gleichfalls besonders in den beiden extremen Fällen, wenn 
sich entweder die Trockenheit auf einen oder nach einander auf alle drei Herbstmonate er- 
streckt, einen trockenen Winter erwarten. Der einem trockenen Herbst nachfolgende Frühling 
ist dagegen in der Mehrzahl der Fälle nass. 

Die Resultate über die unperiodische Aufeinanderfolge der Jahreszeiten in Bezug auf 
die Niederschlagsmenge lassen sich in nachfolgender Übersicht zusammenfassen. 


127 


++ He =P == 44 +- -+ -- ŽÍ ŽK 
Herbst —Winter 5 22 18 3 19% 289, 22%, 31% 50%. 50%, 
Herbst— Frühling 4 3 21 22 1712998826128. 45/55, 


Beim Übergang des Herbstes in den Winter kann im Ganzen mit derselben Wahr- 
scheinlichkeit auf die Beständigkeit des herrschenden Regencharakters geschlossen werden 
wie auf einen Wechsel desselben; von dem Frühlinge kann man annehmen, dass er seinen 
Regencharakter mehr im entgegegesetzten Sinne ändern als dass er denselben behalten werde. 
Für einzelne Fälle ist zu merken, dass bei einer positiven Abweichung die Anomalie der 
nächsten Jahreszeit das Zeichen ändern, bei einer negativen aber die Anomalie dasselbe 
Zeichen behalten werde. _ 

84. Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung über die Regenverháltnisse aufein- 
ander folgender Jahreszeiten kurz zusammengefasst sind folgende. 


Ein trockener Winter folst: 
1. nach einem überhaupt nassen Sommer in 70 von 10G Fällen, 


ern 1 100 
trockenen j 


Ein trockener Frühling folgt: 


Z 8 Mn mässig | 


» 


nassen | Herbst in 62 von 100 Fällen, 


1. nach einem sehr 
een j 


j mässig trockenen 


2 
K 2, | sehr nassen 


Winter in 62 von 100 „ 


Ein nasser Sommer folet: 
1. nach einem mässig nassen Winter in 61 von 100 Fällen, 
x 205 „durch 2 Monate nassen Frühling in 59 von 100 Fällen. 
Ein trockener Sommer folgt: 


1. nach einem sehr nassen Winter in 62 von 100 Fällen, 
Bea, [Seht nassen Frühling in 60 von 100 , 
| mässig trockenen 
Ein trockener Herbst folgt: 
1. nach einem mässig trockenen Frühling in 59 von 100 Fällen, 
DER 5 sehr : Sommers 01 2100, 


Für die Jahreszeiten Frůhling— Sommer und für Sommer— Herbst erhalten wir eine 
grössere Anzahl der Combinationen mit gleichen, für die Jahreszeiten Herbst— Winter und 
Winter—Frühling dagegen eine etwas grössere Anzahl mit wechselnden Zeichen. Am häufigsten 
in allen Jahreszeiten kommt die Combination mit zwei negativen Zeichen der Anomalie vor; 
die Combination mit 2 positiven ist etwas häufiger nur vom Sommer—Herbst, die mit einem 
positiven und einem negativen Zeichen vom Herbst— Winter, die mit einem negativen und 
einem positiven Zeichen vom Winter —Frůhling. 

Wie für die einzelnen Jahreszeiten so wurden auch für die Zeiträume vom October- 
März und von April—September die Anomalien der Regenmenge während der Periode 1805 


128 


bis 1884 berechnet und die Abweichungszeichen dieser Anomalien in nachfolgender Úber- 
sicht zusammengestellt. 

++ +7 

FF yo PS ar 4 ler 0550 

Winterhalbjahr—Sommerhalbjahr 16 19 23 22 20%, 24%, 29%% 27%, 47%, 53% 

Sommerhalbjahr—Winterhalbjahr 18 21 18 23 22 27 ZZ) 51 49. 


Bei der Aufeinanderfolge der Regenmengen von einem Halbjahr zum anderen ist es 
wahrscheinlicher, dass vom Winterhalbjahr—Sommerhalbjahr die Anomalie das Zeichen wechseln, 
vom Sommerhalbjahr— Winterhalbjahr dagegen behalten werde. 

Bei der Aufeinanderfolge der Regenmenge von einem Jahr zum anderen behalten die 
Anomalien ihr Zeichen viel häufiger als sie dasselbe wechseln, wie aus nachfolgender Zu- 
sammenstellung ersehen werden kann. 

ee 
Jahr— Jahr 21 18 18 23 260,2 29072395. 2990 :559/0, Oslu: 


85. Die grösste Niedersehlagsmenge. Es sollen hier gleichfalls wie bei den Mo- 
natsmitteln auch die grössten Mengen des Niederschlages binnen 24 St. richtig gestellt werden. 
Vor Allem wird den von Fritsch redueirten Angaben der srössten Niederschlagsmengen 
für die Periode 1805—1839 ihr ursprünglicher Werth zurückgegeben. Man erhält als mittleres 
Maximum für die betreffende Periode in mm. 

Jänner Feb. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
8:6 6:3 9:00 0 1aro 0 zen 099:32 19048 051 8:700 016:072, 08:3. 2310: 78.29:0 33:1. 

Die mit dem in der Höhe von 22 m angebrachten Ombrometer gemachten Messungen 
der Niederschlagsmenge während der Periode 1840—1884 ergaben für das mittlere Maximum 
nachfolgende Resultate: 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. Jahr 
71 6:7 73 105 151 18:8 16:3 184 131 98 9:3 6:9 29:9. 
Die neuere Beobachtungsreihe ergab durchweg niedrigere Werthe für das mittlere 
Niederschlagsmaximum als die ältere. Dass dieser Umstand auf die ungünstige Aufstellung 
des Ombrometers zurückzuführen ist, kann auch aus dem Vergleiche der im Garten 1504-II. 
und den an der Sternwarte gemachten Niederschlagsmessungen für die 11jährige Periode 
1875—1885 ersehen werden. Man erhält als mittleres Maximum in mm: 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. Noy. Dec. Jahr 
G. 1504-II. 7:6 6:7 95 104 195 211 200 179 197 96 sa 94 33:6 
Sternwarte 7-3 6:0 840107 18:8 208 195 16:6 176.. 91 770082 32-8 
Differenz . 0:6 0:7 03 OSA 10:3820:5 1:3 205 On 0:8. 

Man ersieht, dass mit Ausnahme eines Monates die grössten Regenmengen der Štern- 
warte kleiner ausfallen als die Regenmengen nach den gleichzeitig im Garten 1504-1. in 
der Nähe des Erdbodens gemachten Messungen. Ich werde deshalb die mittleren Maxima für 
die Periode 1840—1884 um 10°/, ihres Betrages erhöhen, um sie mit den für die Periode 
1805—1839 abgeleiteten vereinigen zu können. Man erhält dann als mittleres Maximum für 
die ganze 80jáhrige Beobachtungsperiode. 


129 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. Jahr 
82 69 85 129 171 215 186 194 15:2 92 10:5 83 33:0. 

Das mittlere Maximum erreicht wie die mittlere Tagessumme der Niederschlagsmenge 
den grössten Werth im Juni, August und November, den kleinsten im Februar, October und 
Juli. Es wiederholen sich in diesen Zahlen die Maxima und Minima des jährlichen Ganges 
der mittleren Niederschlagsmenge. 

Die grösste Niederschlagsmenge wurde an der Sternwarte während der Periode 1805 
bis 1839 den 10. Juni 1829 mit 68:6 mm, während der Periode 1840—1884 den 27. Mai 
1881 mit 54 mm gemessen. Die im Garten 1504—II. während der Periode 1875—1885 ge- 
machten Messungen ergaben die grösste Niederschlagsmenge den 28. Mai 1881 mit 61:9 mm. 

Die Häufigkeit der grössten jährlichen Niederschlagsmenge binnen 24 St. in den ein- 
zelnen Monaten für die ganze Beobachtungszeit war: 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Anzahl 3 1 1 7 14 24 hl 13 5 — 3 1 
Procente 4 1 1 8 E29 13 16 6 — 4 le 


Die grösste Niederschlagsmenge während eines Tages ist nicht ausschliesslich auf 
einen oder zwei Monate beschränkt, sondern erstreckt sich der Spielraum ihres Erscheinens 
auf das ganze Sommerhalbjahr; in manchen Jahrgängen (etwa in 10 Jahren einmal) fällt 
die grösste Niederschlagsmenge während eines Tages in einem oder anderen Monate des 
Winterhalbjahrs namentlich im November oder Jänner. 


b) Jährlicher Gang der Regenintensität. 


86. Der Verlauf der Regenintensitát kann nach Tagen, Pentaden und Monaten nach 
den in den Tabellen 23—25 gegebenen Daten verfolgt werden. Zur graphischen Darstellung 
dieses Verlaufes (Tafel III.) sind die Daten der Tabelle 25 benützt worden. 

Man erhält als kleinste mittlere Regensumme pro Regentag den 4. Februar 10 mm, 
als grösste den 19. Juni 8 mm; die kleinste mittlere Pentadensumme entfällt auf den 15. bis 
19. Februar mit 7:6, die grösste auf 20.—24. Juni mit 28:4 mm; das kleinste ausgeglichene 
Pentadenmittel erscheint in der Zeit vom 15.—24. Februar mit 1:6 mm, das grösste in der Zeit 
von 15.—19. Juni mit 5:3 mm. Die Monatsmittel ergeben im Februar 1’S mm als die kleinste, 
im Juni 51 mm als die grösste Niederschlagsmenge pro Tag. (Die grössten Niederschlags- 
mengen binnen 24 St. siehe oben 85.) 

Die Intensität verlauft parallel mit der Quantität des Regens; es treffen nicht nur die 
Extreme derselben mit den Quantitätsextremen zusammen, die Minima: Mitte Februar, Juli 
und Ende October, die Maxima: Mitte Juni, August und November, sondern es findet auch 
in den übrigen Stücken eine völlige Übereinstimmung statt; fast alle Erhebungen und Sen- 
kungen der Quantitätscurve wiederholen sich auch in der Regenintensitätscurve. 

Bei den Monatssummen und den Monatsmitteln erscheint die Übereinstimmung zwischen 
Quantität und Intensität des Regens nicht mehr so vollkommen wie bei den Tages- und 
Pentadenmitteln. So schwindet aus den Monatssummen der Niederschlagsmenge das doppelte 
Sommermaximum, aus den Monatsmitteln der Regendichtigkeit das Octoberminimum ete. 

17 


130 
Tabelle 23. 


Tagesmittel der Regenintensitát in mm für die Periode 1805—1884. 


H s = n) ; = 
E ES ee: | 2 Beer = = 5, = s 8 M 
A a R ES 38 
DA 230808333 nl 2042 | 2 3:0 07 
ZVL 2202000231021 2139 103.910. 4:71, 04:5, | 32000 2a 
Sal le 002 1:92 22:1. 20 00 OSA 5 A140 20023 
40245 1:021°12:9% |23:1 1391156. 140° 02:0. 3:6 |. 2:32 3 sl 
5 Lore 13 0538. 9200, 38 94 387 | 58 | 48| 20 | 12 | 12 
eb. 25 21 ZD 260300 3:6 222 16 
0 T 02:0290 2:32.29, 1,,3:52..6:0, 2492| 65215020 3:08 22 1:8 
87187 1 292:08.22:6 2, 63. 1,73 An ABS 220 De 2208 Mo 
9.. 0225023 23000 AAO Senne Bea 2.018 OLO eau 
10: 2:22 723). 2:32 9:8 | 9:52 520 73:6 nude SA 230,8 
E12 24, 21:6, 2. 1:72, 2:68 3:921.3:82° 278 30°5:1085:020102.07 102 rn 
12. 14.192.178, 1:50 2620461, Aor 2 as W510, 12004029 
13.10 17.31, 1:52 2201228153301. 009 0310390 Mo A1 MSG Má 
1a Bo. | n 13.1 2:62 04:3, 53.1235 10:50 |.2:3 | 9:02]0 29:60 1 
15,1% 1:27) 1:22,2.2:35 02 3:08 1:09 ZAS 03:80 005210 5:9, 20 
620 2951 3:07 VA AD ne | WAT 9:9 MA A 
19.0128, 10.1.3, 22-121. 4:42,93: 12.4628 49,12 2:47 (03:60 Ole SONA a 
BZ 2:50, 24:99 3:00 BOT 10 2.90 a 42 16 


Fr 
(No) 
bo 
1 
m 
-—] 
k 
(er) 
KSS 
"S 
© 
No) 
0 
o 
© 
Ov 
© 
O1 
B 
{or} 
[0 
O1 
OI 
[© 9) 
D9 
© 


"| 
22. 

23.| 17 24 2 31 3:6 61 34 44 37 30 21 20 
24., 
| 


nr m Z 


Tabelle 24. 


131 


Fůnftágige Summen und Mittel des Niederschlages in mm (1805—1884). 


Zeit <| as 183] zeis | Quanti- 128 zeit (| Wanted] zer |) Quanti- (85 
1 ät sa, tät JE a | tät zz) l tät JE = 

| | | | T 
1.—5. Ján. | 299 | 3-7 91 | 1.—5. April | 397, 50/119 30.—4. Juli | 946 hobko 28.—2. Oct. 4145-2143 
6.—10. „ |278|35| 88| 6.—10. „ | 375 41/125 5.—9. „ |678| 85|186| 3.7. „ |369 46139 
11.—15. „ |280|3%6|| 8311.15. „ | 449 56/131 |10.—14, „ 83311041207 | 8.—12.„ |382|47|125 
16.—20. „ | 358| 45101 |16.—20. „ | 630| 79/190 15.—19. „ |774| 97222 |13.—17. „ |422 53135 
21.—25. 360 | 45 110:5121.—25. „ | 418 52|13'020.—24. „ |856 10'7121:7 |18.—22. „ || 279 3:5 |10:6 
26.—30. „ |285| 8:6 87 |26.—30. „ | 586| 7°3118:3| 25.—29. „ | 850 |10'6|22-9 | 23.—27. „ | 280 3:5 1106 
31.—4. Feb., 344 | 43 [111 1.—5. Mai| 530, 66 162, 30.—3. Aug. 710 | 8'9,20-3| 28.—1. Nov. | 408 | 5'1| 12:8 
5—9. „ |850|44| 95| 6.—10. „ | 624,.78188| 4—8. „ 902 113/253 2—6. „. |386 481122 
10.—14. „ ‚320 40 9:0|11.—15. „ | 702] 8820:6 9.—13. „ |847|106240| 7.—11.„ 1469 59140) 
15.—19. „ |217|27 | 76 16.—20. „ | 724] 9:0119:3 14.—18. „ 1852 10'7183°9 12.—16. „ |465 58 13:2) 
20.—24. „ |287|35| 8:3 |21.—25. „ | 790) 9:9 23:8|19.—23. „ |732| 9:1122:7|17.—21., |434 5,4132 
25.—1. März |299 3:7 | 8:2 26.—30. „ | 8601108252 |24.—28. „ | |685| 861209] 22.—26. „ [4121521115 
2—6. „ |436|5'5|11'9|31.—A.Juni| 824|10:3|22-4 | 29.—2. Sept. |666 | 8:3122:7 | 27.—1. Dec. |346 | 4-3 10:0 
T—I1. , 380 48| 98! 5.—9. „ |1110139278| 3.—7. „ |628| 79211| 2—6. „ |318|40| 88 
12.—16. „ |329 41| 95|10,—14. „ 1021128249) 8.—12. „ |530| 661188) 7—11. „ ||337| 42109 
17.—21. , 1356 45 10:3 | 15.—19. „ | 990124266 |113.—17. „ |528| 6619-9 112.16. „ |1344 43106 
\22.—26. „ |433| 54 112:6|20:—24. „ |1143114:3128:4|18,— 22. „ |562| 7°0119:3|17.—21. „ |392|4:8| 11:0 
127.31. „ |292|3-7| 94 |25.—29. , | 8001100 21:6|23.—27. „ 1506| 6:3118:1|22.—26. „ |318|4°0|| 93 
| 27.—31. „ |392|49 98 

| | 


Tabelle 25. 


Ausgeglichene fůnftágige Mittel des Niederschlages in mm (1805—1884). 


o m DD ED 


Zeit | Quant Taten Zeit |Quant./Intens.| Zeit Quant. /Intens. Zeit Quant. \Intens. 
3. Jänner | 63 | 18 | 3. April | 74 | 23 | 2. Juli | 170 | 45 | 5. October! 79 | 28° 
a 2 | re || oe 159 194:90 |O A| 2:6 
Er a ee | Eee 94 | 29 |12. „ 158 | 21-16. , 73 25 
1802, a0|60 1102:02:| 180005 103 | 32 |17. ', 1617|. 43. |20. , 66 | 23 
2356 (1 671120. 128210211 104| 32.22. 1 164.1, 442,85 65 | 22 
PK 65 | 20. | 28. | Er TO AA 30, 73 | 24 
2. Februar | 66 | 20 | 3. Mai | 114 | 35 || 1. Aug. || 163 | 44 || 4. Novem. | 82 | 26 
P  LPReDa ON ma 125 | 38 6. ', 167 | 48 930.3, 88 27 
OB nj 604413820 13-192 ST r4n01 | 169. 1.4.9 || 14. „ 90 |. 27 
ee te E610 18:05 147 | 42 |16. „ 162 | a7. .\19. 5, 86 | 26 
DO 5 56 | 16 |23. „ 158 |-46 |21. „ 150 | 45 |24 „ 79 | 23 
Dar 66 | 18 |28. „ 168 | 48 |26. „ 139 | 44 (29. „ 72 | 20 
4. Márz 74 | 21 | 2 Juni | 183 | 49.131. „ 131 | 44 | 4 Decem. ||, 68 | 18 
C TODT | 199 | 52 || 5. Sept. | 121 | 42 gran 67 | 20 
14. 7201 20 |12 „. | 206 | 52 (10. „ 122021 14227 70 22 
192 nv pe Zak) pa Ro pe 206 | 53 |15. 5 108 | 39 19, , Tal“ 21 
3a, 74 | 22 22 „ 200 | 52 |20. „ 106 | 38 || 24. , 71 | 20 
2965 V322 | A 185 | 48 | 25, „ 99,148: | 20 69 | 19 

30. „ 87 | 30 


1 


| 


132 


Monatswerthe der Regenintensitát. 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
19 18 21 29 42 51 44 46 3:8 25 24 20. 


c) Jáhrlicher Gang der Háufigkeit und Wahrscheinlichkeit der Niederschláge. 


87. Tages- und Pentadenwerthe. Die Háufigkeit der Niederschláge hat gleichfalls 
wie die Ouantitát und die Intensitát im jáhrlichen Verlauf 3 Maxima und 3 Minima auf- 
zuweisen, welche jedoch nicht immer mit denen der Quantität zusammenfallen. Nach den 
Zahlen der Tab. 26—29 erhält man für die Extreme der Regenháufigkeit und Regenwahr- 
scheinlichkeit folgende Eintrittszeiten und Beträge. i 

Die grósste Anzahl der Regentage 46 wáhrend des ganzen Zeitraums fállt (Tab. 26) 
dem 9. Juni zu. Es ist somit an diesem Tage mit der Wahrscheinlichkeit 058 Regen zu er- 
warten. Von den Pentaden (Tabelle 27) weist die vom 10.—14. Juni die grösste Anzahl der 
Regentage 205 auf; ihr mit der Anzahl der Regentage nahestehend sind die Pentaden vom 
5.—9. und vom 20.—24. Juni. Im Ganzen entfällt das Hauptmaximum der Regenhäufigkeit _ 
auf den 12. Juni nahezu gleichzeitig mit dem Maximum der Quantität und der Intensität. 
Wir können somit die Mitte Juni als die regenreichste Zeit des Jahres, wo der Regen nicht 
nur am häufigsten, sondern auch am dichtesten fällt, bezeichnen; die Regenwahrscheinlichkeit 
beträgt zu dieser Zeit im Ganzen 0:50. Mit diesem Regenmaximum im Zusammenhange 
stehen das Häufigkeitsmaximum der NW-Winde den 16. Juni und die Temperaturdepression 
vom 12.—22. Juni. 

Am seltensten hatte es während der ganzen 8Ojährigen Beobachtungsperiode den 
20. Februar nur an 21 und den 7. und 24. October nur an 22 Tagen geregnet; die Regen- 
wahrscheinlichkeit dieser Tage beläuft sich somit auf 0:26 und 0:28. Unter den Pentaden 
weist die vom 3.—7. October und die vom 18.—22. October die geringste Anzahl der Regen- 
tage 130 und 132 auf. Das Hauptminimum der Regenhäufigkeit fällt nicht wie das der 
Quantität auf Februar, sondern auf October. Man kann nach der Curve den 4. October mit 
der Regenwahrscheinlichkeit 0:33 als den trockensten Tag des Jahres, an dem es am sel- 
tensten regnet, bezeichnen. Er steht so in der Mitte der Trockenperiode mit der Regenwahr- 
scheinlichkeit von 0'33—0'40, welche sich über die Monate September und October erstreckt. 
Auf diese Trockenperiode, welche ihren Ursprung dem herbstlichen Luftdruckmaximum und 
der damit in Verbindung stehenden Heiterkeit des Himmels verdankt, ist das Octoberminimum 
der Regenquantität und Intensität zurückzuführen. Wir haben in der Zeit um den 24. October, 
in welcher dieses Minimum der Quantität eintritt, eine Regenwahrscheinlichkeit auch nur von 
0:33 und 0:34 zu verzeichnen. Diese nach der Sommerregenzeit sich einstellende herbstliche 
Trockenperiode ist auch durch das häufigere Auftreten der E-Winde gekennzeichnet. 

Der Unterschied an Tagen zwischen der regenreichsten und der trockensten Epoche 
des Jahres stellt sich nach den Tages- und Pentadenwerthen beträchtlicher heraus als nach 
den Monatswerthen der Regenhäufigkeit. Er beträgt, da auf den 12. Juni in 100 Jahren 51 
und auf den 4. October 33 Regentage entfallen, 13 Tage. Nach den Tageswerthen kommen 
während eines gewissen Zeitraums dem regnerischesten Datum des Jahres noch einmal so 
viel Regentage zu als dem trockensten (58 den 9. Juni gegen 26 den 20. Februar). 


133 


Tabelle 26. 


Anzahl der Tage mit Niederschlag innerhalb der Periode 1805—1884. 


Datum 


O O M2 O JC B O W m 
BY 
-—1 
©» 
I 
bo 
co 
© 
ng 
o» 
> 
BF 
r 
©5 
© 
os 
[0 0} 
DO 
H 
sb) 
N 
(34) 
co 


17.) 33 27 37 37 42 38 36 44 29 25 37 42 


24. 34 34 31 25 39 45 39 38 28 22 32 28 


29.|| 43 8 32 32 29 37 38 27 23 26 38 37 


134 


Tabelle 27. 


Regenwahrscheinlichkeit für die einzelnen Tage nach den Beobachtungen 
(1805—1884). 


Datum 
Jänner 
Februar 
März 
April 
Mai 
Juni 
Juli 
August 
Septemb 
October 
Novemb 
| Decemh 


0:48 0:46 | 0:46 | 0:44 | 048 | 054 | 050 | 0:39 | 029 | 0:38 | 0:46 
0:43 -| 0:39 | 0:43 | 0:36 | 0:44 | 0:39 | 0:50 | 0:46 | 0:30 | 0:46 | 038 | 044 
0:41 | 043 | 055 | 0:39 | 040 | 0:40 | 0:49 | 044 | 0:34 | 0:36 | 0:36 | 0:45 
0:33 | 0:49 | 0:49 | 045 | 038 | 056 | 0:45 | 0:51 | 0:31 | 0:34 | 038 | 0:48 
0:34 | 0:46 | 0:36 | 0:43 | 041 | 0:55 | 0:51 | 0:41 | 048 | 0:30 | 0:40 | 049 
0:35 | 045 | 050 | 031 | 0:35 | 044 | 046 | 039 | 03 0:35 | 0:46 | 044 
0:35 | 0:49 | 043 | 0:34 | 0:39 | 0:43 | 043 | 050 | 034 | 028 | 0:41 038 
0:44 | 0:51 | 0:55 | 0:36 | 0:39 | 0:54 | 0:41 | 041 | 0:31 | 045 | 045 | 041 
0:43 | 0:49 0:54 | 035 | 044 | 0:58 | 048 | 054 | 0:35 | 0:39 | 043 | 043 
0:40 | 0:39 | 046 | 049 | 0:55 | 0:55 | 058 | 041 | 0:38 | 0:35 | 0:39 | 0:40 
040 | 0:45 | 046 | 049 | 0:40 | 0:48 | 0:46 | 040 | 029 | 0:33 | 041 | 031 
0:40 | 0:48 | 0:46 | 048 | 043 | 0:51 | 0:56 | 0:46 | 039 | 0:40 | 0:43 | 040 
0:46 | 0:46 | 0:43 | 0:40 | 045 | 049 | 0:48 | 0:38 | 035 | 046 | 041 | 040. 
0:44 | 0:39 | 0:40 | 036 | 0:46 | 0:54 | 0:44 | 0:43 | 036 | 041 | 049 041- 


Q 
1 
© 


Ej 
DID BY SO RI DI BE DI 


0:45 | 033 | 048 | 043 | 040 | 0:51 | 0:40 | 0:48 | 029 | 0:34 | 0:50 | 0:39 

0:44 | 036 | 0:40 | 040 | 045 | 0:45 | 0:46 | 0:39 | 0:30 | 0:36 | 0:38 | 041 
17. 0:41 | 0:34 | 0:46 | 046 | 052 | 0:48 | 0:45 | 055 | 036 | 0:31 | 046 | 053 
18. 0:44 | 0:43 | 0:46 | 049 | 043 | 0:48 | 0:43 | 0:39 | 0:36 | 0:29 | 0:39 | 050 
19.| 0:44 | 0:33 | 043 | 041 | 049 | 0-44 046 | 038 | 03 0:33 | 0:35 | 0:41 
20.) 0:48 | 0:26 | 0:31 | 0:29 | 0:46 | 049 | 0:51 | 035 | 0:33 | 0:31 | 043 | 041 
21.| 0:41 | 0:53 | 0:45 | 0:49 | 0:36 | 0:45 | 0:50 | 0:43 | 0:39 | 0:38 | 0:46 | 044 
22.) 041 | 045 | 053 | 048 | 041 | 0:56 | 0:50 | 0:45 | 0:38 | 0:35 | 0:49 | 044 
23.1 054 | 0:48 | 0:38 | 041 | 0:40 | 0:45 | 0:46 | 041 | 041 | 029 | 051 | 0:48 
24. 0:43 | 0:45 | 0:39 | 0:31 | 0:49 | 0:56 | 049 | 0:48 | 0:35 | 0:28 | 040 | 0:35 
25.| 0:40 | 0:40 | 0:51 | 0:36 | 0:40 | 0:49 | 0:43 | 0:45 | 0:36 | 0:36 | 044 | 046 
26.| 0:35 | 044 | 0:38 | 0:39 | 0:49 | 0:51 | 0:39 | 0:36 | 0:36 | 040 | 0:39 | 0:39 
27.| 0:38 | 053 | 041 | 041 | 0:49 | 044 | 049 | 0:36 | 0:29 | 0:34 | 040 | 0:51 
28.| 039 | 0:48 | 044 | 0:36 | 042 | 043 | 0:53 | 0:39 | 0:30 | 0:36 | 0:48 | 0:56 
29.1 0:54 0:40 ! 0:40 | 0:36 | 0:46 | 046 | 0:34 | 029 | 0:33 | 0:48 | 046 
30.| 0:39 0:41 | 043 | 039 | 044 | 0:36 | 0:38 | 0:33 | 044 | 0:36 | 0:54 
31.| 0:33 0:31 045 0:43 | 041 0:46 0:45 


Tabelle 28. 


Háufigkeit und Wahrscheinlichkeit des Niederschlages fůr Pentaden 1805-84. 
O 


135 


| rn. | Wahr- RATE E T 
Zeit a | schein- | Zeit a schein- Zeit Eur schein- Zeit 
gkeit, lichkeit Skelt| |jchkeit | figkeit lichkeit | 

1.—5. Jän.) 163 | 041 | 1.—5. April | 167 | 0:42 |30.—4. Juli | 193 ods | 3.7. Oct. 

6.—10. „ || 157 |°0:39° | 6.—10. „ | 148 | 037 | 5—9. „ 183 | 046 | 8.—12. „ 
11.—15. „ | 172 | 042 |11.—15. „ | 172 | 0:43 |10.—14. „ 201 .| 0:50 |13.—17. „ 
16.—20. „ | 176 | 0:44 |16.—20. „ | 164 | 041 |15.—19. „ 177 | 044 |18.—22. „ 
21.—25. „ | 175 | 044 |21.—25. „ | 164 | 041 |20.—24. „ 197 | 0:49 |23.—27. „ 
26.—30. „ | 163 | 041 |26.—30. „ || 159 | 0:40 |25.—29. „ 184 | 046 |28.—1, Nov. 
31.—4. Feb.| 162 | 041 | 1.—5. Mai| 165 | 041 |30.—3. Aug.| 175 | 044 | 2—6. „ 

5.—9. „ || 192 | 048 | 6.—10. „ | 169 | 042 | 4—8. „ | 178 | 044 | 7—11. „ 
10.—14. „ | 173 | 043 |11.—15. „ | 171 | 043 | 9.—13. „ 175 | 044 |12.—16. „ 
15.—19. „ | 142 | 0:36 |16.—20. ; || 188 | 047 |14—18., 178 | 045 |17.—21. „ 
20.—24. „ | 171 | 043 |21.—25. „ | 165 | 041 ||19.—23. „ 161 | 040 |22.—26. „ 
25.—1. März | 184 | 046 |26.—30. „ | 172 | 043 |24.—28. „ 153 | 041 |27.—1. Dec. 

2—6. „ || 186 | 047 |31.—4.Juni| 182 | 0:46 |29.—2.Sept.| 145 | 0:36. | 2—6. „ 

7.—11. „ | 195 | 049 | 5.—9. „|| 202 | 051 | 3.7. „ 143037 | 711. , 
12.—16. „ | 173 | 0:43 |10.—14. „ || 205 | 052 | 8.—ı2. „ 139 | 0:35 |12—16. „ 
17-—21. „ || 169 | 0:42 |15.—19. „ | 188 | 047 |13.—17. „ 133° | 0:33 17.21. „ 
22.—26. „ | 174 |- 0:44 |20.—24. „ | 201 | 0:50 |18.—22. „ 144 | 0:36 |22.—26. „ 
27.—31. „ | 158 | 0:39 |25.—29. „ | 186-| 047 |23.—27. „ 142 | 035 |27.—31. „ 

| 28.—2. Oct. | 133 | 0:33 
J l 


Tabelle 29. 
Fünftägige Mittel der Regenhäufigkeit und Regenwahrscheinlichkeit (1804-84). 


Häu- 
figkeit 


130 
153 
151 
132 
133 
157 
158 
167 
176 
167 
178 
176 
183 
154 
161 
183 
169 
202 


Wahr- 
schein- 
lichkeit 


0:33 
0:38 
0:38 
033 
0:33 
0:39 
0:40 
0:42 
044 
0:42 
0:45 
0:44 
0:46 
039 
040 
0:46 
0:42 
0:50 


ahr- | as Wahr- = - E = 
Zeit | lm | zen | Bau | vier. Zeis | Miu | nen. Zeit Häu- | hen. 
‚fgkeit| jjchkeit | Ägkkeit, jjchkeit figkeit| jjchkeit figkeit] jichkeit 
| 
3. Jänner | 33 | 043 | 3. April! 34 | 0-40 | 2, Juli | 39 | 0:47 | 5. Octob. | 26 | 034 
Bu | 317 00. 300104007, 37 |047 |ı0. „ 31 | 037 
PERES | 32 | 042 | 13.: , 35° | 041 | 12. „ 40 | 047 |16. „ 80 | 0:37 
te seo 35 | 043 | 18. „ 38 | 042 | 17. „ 36 | 047 |20. „ 27 | 0:34 
33,54, 35 |043 | 23. „ 83. | 041 | 22. „ 40 | 047 |25 |, 27 | 035 
ASE K || 834,042: |, 28 6 3 O4 27 37 | 046 |30. —, 32 | 0:38 
2. Februar 33 | 043 | 38. Mai | 33 | 041 1. Aug. | 35 | 0-44 | 4. Novemb.| 32 | 0-40 
re 33 |045 | 8, 384 |042 | 6 „ 86 1044 | 9., 34 | 0:42 
ae 35 | 042 | 18. „ 84 | 044 | 11. „ 35 | 044 |14. „ 35 | 0:43 
"VE 28 | 040 | 18. „ 38 | 045 | 16. „ 36 | 048 |19. „ 34 | 043 
Atak 34 | 042 | 23. „ 33 | 043 | 21. „ 32 (04224, 36 | 0:44 
SEA 87 0480 | 282 5 35 | 043 | 26. , 31 (039 |29. „ 35 | 045 
4. März | 37 | 047 | 2. Juni | 37 | 0:47 | 31. „ 29 | 038 | 4. Decemb.| 37 | 0:44 
Dar. | 39 | 0:47 AR 40 | 050! 5.Sept. | 30 |os6 | 9. „ 31 | 041 
TER. 5173571044 1112. z 41 | 050 | 10. „ 28 | 035 |14 „ 32 | 041 
Z A 340 043. 172%, 38 | 049 | 15. „ 27. | 0:34 619, 8 37 | 0:43 
24. , | 835 | 042 | 22 „ 40 | 049 | 20. „ 29 1035 |24 „ 84 | 0:45 | 
29., -|| 32 joa | ar. , 37 .|.048 | 26. „ 28 |035 |29. „ 40 | 046 
| 2044 5 27 | 034 


136 


Neben der Hauptregenzeit im Juni haben wir eine zweite Regenzeit im November 
und December mit dem Maximum der Regentage zu Ende des December zu verzeichnen. 
Es entfallen auf die letzte Jahrespentade vom 27.—31. December wáhrend der ganzen Be- 
obachtungszeit nicht weniger als 202 Regentage und die Regenwahrscheinlichkeit in dieser 
Pentade beträst 0:50, nach den ausgeglichenen Werthen 0:46. Dieses mehr winterliche Regen- 
häufigkeitsmaximum erscheint etwas verspätet nach dem herbstlichen Regenquantitätsmaximum. 

Die dieser Regenzeit entsprechende Trockenperiode finden wir zur Zeit des Tempe- 
raturminimums im Anfange Jänner und dann hauptsächlich um die Mitte Februar, zu welcher 
Zeit sich nach den bisherigen Regenmessungen das Hauptminimum der Resenquantität und 
Intensität einstellt. Es hat die trockenste Pentade vom 15.—19. Februar nur 142 Regentage 
während 80 Jahre aufzuweisen. Die Regenwahrscheinlichkeit stellt sich während dieser Zeit 
demnach auf 0'36, nach der Ausgleichung der Werthe auf 0:40 heraus. Diese winterliche 
Trockenzeit ist auf hohen Luftdruck und auf die grösste Kälte während des Jahres zurück- 
zuführen. z 

Das dritte Maximum in der jährlichen Periode der Regenhäufiskeit finden wir am 
9. März mit der Regenwahrscheinlichkeit von 0:49. Die Pentade vom 7.—11. März weist 195 
Regentage während der ganzen Periode auf. Dieses Regenmaximum, welches seinen Ursprung 
dem gleichzeitig damit auftretenden Häufiskeitsmaximum der W-Winde zu verdanken hat, 
bleibt, da die Regenintensität zu dieser Zeit noch gering ist, ohne Einfluss auf die Zunahme 
der Niederschlagsmenge. 

Mit der Abnahme der W-Winde und der Verstärkung der E—Winde stellt sich nach 
dieser Regenzeit bald Ausheiterung des Himmels und eine Trockenzeit ein, welche sich durch 
die geringste Regenhäufiskeit den 8. April bemerkbar macht. Es fallen auf die Pentade vom 
6.—10. April 148 Regentage und die Regenwahrscheinlichkeit beträgt 0:37. Die Trockenzeit 
durch häufiges Auftreten des E- und des N-Windes vor dem Beginn der Sommerregenzeit 
verursacht, dehnt sich manchmal über den ganzen Monat aus, wodurch sich die Ankunft der 
Sommerregen verspätet. 

88. Wie bei der Quantität, so hat auch bei der Häufigkeit des Regens die Curve 
während des Winterhalbjahrs einen anderen Verlauf als während des Sommerhalbjahrs. Von 
der Trockenzeit im October hebt sich die Häufigkeitscurve des Regenfalles mit Unterbrechungen 
zu Ende October und Mitte December bis Ende des Jahres, macht dann zu den Epochen der 
grössten Kälte im Januar und Februar zwei tiefe Senkungen und steigt im März zu einem 
zweiten Maximum an. Der Verlauf ist kein einfacher; es sind hier neben den doppelten Ex- 
tremen noch als Störungen besonders die Abnahme der Regenhäufiskeit den 12. December in 
Verbindung mit hohem Luftdruck und die Zunahme derselben den 7. Februar in Verbindung 
mit einem Häufigkeitsmaximum der W-Winde zu bezeichnen. 

Der Verlauf des sommerlichen Theiles der jährlichen Regenhäufiskeitscurve ist ein 
einfacherer und regelmässigerer als der des winterlichen Theiles. Es nimmt die Regenhäufig- 
keit mit Beginn der Sommerregen im Anfange April nach einer einmaligen Unterbrechung 
um die Zeit des 23. Mai bis zum Maximum den 12. Juni rasch zu, hält sich dann mit klei- 
neren Schwankungen nahe auf derselben Höhe bis 22. Juli, von welchem Zeitpunkte sie dann 
stetig bis zum Minimum zu Ende September abnimmt. Eine solche Spaltung der Regen- 


137 


häufigkeitscurve, auf die sich die Theilung des Sommerregenmaximums zurückführen liesse, 
macht sich in dem Verlaufe der Háufigkeitscurve nicht bemerkbar. 

Wie man aus dem Verlaufe der Häufigkeitscurve ersehen kann, ist die Sommerregen- 
zeit von der Winterregenzeit durch zwei Trockenperioden Anfang April und Ende September 
getrennt. Am häufigsten regnet es vom 7. Juni bis 22. Juli und wir sehen die Curve von 
der Mitte der Sommerregen nach den beiden Trockenperioden hin abfallen. Bei den Winter- 
regen oder eigentlich den Regen des Winterhalbjahrs sehen wir umgekehrt von der grösseren 
Regenháufigkeit im Anfange und am Ende des Winters einen Abfall der Curve gegen die 
Mitte derselben. Wie oben gezeigt worden ist, hat die Regenguantitátscurve einen ähn- 
lichen Verlauf. 

89. Mittel der Monate. Die mittleren Monatswerthe der Regenhäufigkeit für die 
beiden Beobachtungsperioden sind oben bei Berechnung und Sichtung des Materials $ 15 ce- 
geben. Die für die ganze SOjährige Beobachtungszeit 1805—1884 berechnete mittlere Anzahl 
der Niederschlagstage ist folgende: 

Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 

12:9 121000137.. 122 133, 14500 145 139 104° 311 126 13:6. 

Die Eigenthümlichkeiten des nach den Tages- und Pentadenwerthen dargestellten jähr- 
lichen Verlaufes der Regenhäufiskeit wiederholen sich ganz getreu auch in den Mittelwerthen 
der Monate. Als regenreichste Monate erscheinen Juni und Juli im Mittel mit 145 Regen- 
tagen, als regenärmste September und October im Mittel mit 10:4 und 11'1 Regentagen. Da- 
neben treten deutlich die secundáren Maxima der Regenháufigkeit im März mit 13'7 und 
December mit 13:6 und die secundären Minima im Februar mit 12:1 und April mit 12:2 
Regentagen hervor. 

Berechnet man aus den vorstehenden Háufigkeitswerthen die Monatswerthe der Regen- 
wahrscheinlichkeit, so erhält man einen etwas veränderten jährlichen Gang. 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Octob. © Nov. Dee. 
042 043 044 041 043. 049 047 043 035 0:37 0:42 0:44. 

Nach diesen Zahlen ist Juni entschieden der regenreichste Monat und das winter- 
liche Minimum fällt anstatt Februar dem Monate Jänner zu; nach der neueren Beobachtungs- 
reihe ist auch November regenreicher als December. 

Der regenreichste Monat hat eine Regenwahrscheinlichkeit von 0'49, der regenärmste 
0:35; es bringen somit im Juni 49%, aller Tage Regen, im September dagegen nur 35; der 
Unterschied beträgt 14%,. 


Jährlicher Gang der Gewitterhäufigkeit. 


90. Die Gesammtzahl der Gewittertage während des 45jährigen Zeitraums 1840—1884 
betrug 731; die Vertheilung derselben auf die einzelnen Monatstage und Pentaden ist in den 
Tabellen 30 und 31 gegeben. Nach diesen hatte die grösste Anzahl der Gewittertage 11 der 
8. und 13. Juni, dann der 1. August; die grösste Pentadensumme 36 entfällt auf den 20. 
bis 24., dann 35 auf den 10.—14. Juni. Die nachfolgenden ausgeglichenen Pentadensummen 


ergeben das Maximum der Gewitterfreguenz in der Zeit vom 5.—9. Juni mit 33 Tagen. 
18 


138 


Ausgeglichene Pentadensummen der Gewittertage. 


1.—5. April . 5 81.—4. Juni . 31 30.—3. August. . 28 
6-10. , 6 5000138 ZEN Fe DB 
11.15. „ . 6 10.—14. „ .31 9.—13. „5 “28 
BLR 3 s 15.—19. , .28 N 
21.—25. „ .8 20.—24. „ .30 19.—23. „ .- .23 
263040 25.—29. „ 30 2498.08 
1.—5. Mai. .10 80.—4. Juli . 29 29.—2. September 17 
6.—10., « „15 5.9.0228 rl » 13 
1115: 5218 10—14., .28 eo 0 8 
16.—20. „ . „21 15.—19. -28 13.—17. 5 6 
21.—25. 5 . . 25 20.—24. „ -. 28 18.—22. » 5 
26.—30. 5 . .29 25.—29. , 28 = 3 


Aus der 45jährigen Beobachtungsreihe lässt sich die Eintrittszeit des Maximums der 
Gewitterhäufigkeit noch nicht ganz genau feststellen; es kann daraus noch nicht erkannt 
werden, ob dasselbe auf die erste Junihälfte (den 12.) oder auf die zweite gerade in die Zeit 
des Sommersolstitiums entfällt. Die gleiche Unsicherheit in Bezug auf das Erscheinen des 
Maximums finden wir sowohl bei der Quantität als auch bei der Häufiskeit des Regens. Es 
erscheint das Maximum des Regenfalles und der Gewitterháufigkeit durch die grosse Wärme- 
depression im Juni getheilt, indem sowohl die grössten Regenmengen, die häufigsten Regen 
und Gewitter im Anfange und am Ende dieser Depression beobachtet worden sind. Bis jetzt 
sind grössere Quantitäten Regen beim Aufhören des Kälterückfalls um die Zeit des Sommer- 
solstitiums gefallen und hat sich eine grössere Zahl Gewitter eingestellt als bei dessen An- 
kunft (Tafel III). 

Im Verlaufe der Gewitterwahrscheinlichkeitscurve (Tafel III.) sind noch Andeutungen 
(27. Juli und 6. August) zu einem zweiten Maximum der Gewitterfreguenz vorhanden.!) Auch 
die Quantität und die Intensität des Regens hat ein solches Maximum um diese Zeit, während 
es bei der Regenhäufiskeit etwas verfrüht auf den 22. Juli entfällt. Wie man das erste Ma- 
ximum des gesammten Regenfalles und der Gewitterhäufigkeit mit dem höchstem Sonnen- 
stande, so kann man das zweite mit dem Temperaturmaximum in Verbindung bringen. 

Wie wir aus der Gewitter- und der Regenvertheilung (Tafel III.) sehen können, findet 
nicht nur in Bezug auf die Eintrittszeiten der Maxima, sondern auch in Bezug auf den ganzen 
Verlauf eine Übereinstimmung zwischen beiden statt. Die Gewitter sind eine begleitende Er- 
scheinung der Sommerregen und erstrecken sich mit diesen hauptsächlich nur über das Sommer- 
halbjahr oder eigentlich von der Trockenperiode Anfang April zur Trockenperiode Ende Sep- 
tember; sie entstehen mit den Sommerregen, nehmen mit denselben zu und ab und enden 
mit denselben. Gewittererscheinungen während des Winterhalbjahrs sind nur selten. Die Über- 
einstimmung zwischen dem Verlaufe der Gewitterhäufigkeit und dem der Sommerregen wäre 
vielleicht eine noch genauere, wenn auch die älteren Gewitteraufzeichnungen zu dessen Dar- 
stellung verwerthet worden wären. 


2) W. v. Bezold hat auf Grund einer grösseren Anzahl von Beobachtungen in Mitteleuropa und Russ- 
land gefunden, dass die Häufigkeit der Sommergewitter ein erstes Maximum in der ersten Junihälfte 
und ein zweites zu Ende Juli und Anfang August erreicht. Zeitsch. für Meteorologie 10 Bd. p. 369. 
Siehe auch Hellmann: Über d. Sommerregenzeit Deutschlands; Lancaster: Gewitterbeobach- 
tungen zu Brüssel und Hann: Gewitterperioden in Wien. Z. für Met. 12., 16. und 21. 


139 


Tabelle 30. 


Anzahl der Gewittertage innerhalb der Periode 1840—1884. 


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u L — K 5 Z I Or TEN BE PET EN EDEN LE ER 


26. 


18* 


140 


Tabelle 31. 
Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit der Gewitter für Pentaden 1840-84. 


3 = = fakr- Wahr- | 5 Wahr- 

Zeit Ba ae Zeit Ein en Zeit | sr schein- Zeit a uchefes 
figkeit| jichkeit figkeit| jichkeit |figkeit) jichkeit, figkeit| jichkeit 
1.—5. Jän. 1 |0:004 | 1.—5. April 6 |0:027 |30.—4. Juli 32 | 0'142 | 3.—7. Oct. 2 0009 
O0 1 |0:004 | 6.—10. „ 705503051 MS 9 27 |o120 | 8.—12. „ 3 10.013 
11.—15. „ 1 10'004 |11.—15. „ 4 |0:018 |10.—14. „ 27 |0:120 |13.—17. „ — 10000 
16.—20. „ 1 0004 |16.—20. „ 6 |0027 |15.—19. „ 29 |0:129 |18.—22. „ — [0000 
21.—25. „ 1 0:004 || 21.—25. „ 11 |0:049 |20.—24. „ ZD POZE 23.— 27. — 0'000 
26.—30. „ — [0000 |26.—30. „ 4 |0018 |25.—29. „ 32 |0-142 | 28.—1. Nov. 1 0:004 
31.—4. Feb. 1 0:004 1.—5. Mai 9 | 0'040 || 30.—3. A 24 101107 | 2.—6. „ — [0000 
59.160 00000. 8 10,,,.|| 18 (00801148 31 [0138 | z.—ı1. , 2 ,0:009 
10.—14. „ | — 0000 |11.-ı5. , | 16 |oozı | 9.—13. „ ıs [0080 jı2.—16. „ | — [0000 
15.—19. „ — (0000 |16.—20. „ | 23 |0'102 |14.—18. „ 21 |0:093 |17.—21. ” — 0'000 
20.—24. „ 2 |0:009 |21.—25. „ | 24 0107 |19.—28. „ 28 |0124 122.26. „ 1 !0:004 
25.—1. Märzi — 0:000 |26.—30. „ 30 |0:133 |24.—28. „ 13 0057 | 27.—1. Dec. — 10'000 
2—6. „ | — [0:000 |31.—4.Juni| 31 0138 |29.—2.Sept.| 20 (0089, 2—6. „ | — |0000 
7.—11. „ 3 10:013| 5.9. 5 34 |0'151 Bel, 13 [0'057 | 7.—11. „ — 0'000 
Bee ı [0004 |10—14. „ | 35 |o:156 | 8.—12. „ 7 [0031 |12.—16. „ 2. ,0:009 
17.—21. 5 1 |0:004 || 15.—19. „ 21 (0093 |13.—17. „ 6 10027 |17.—21. „ — 0000 
22.—26. „ | — |0:000 |20—24. „ | 36 |0:160 |18.—22. „ 6 |0:027 |22.—26. „ | — |0:000 
27.—31. „ 1 |0:004 | 25.—29. „ 26 |0:115 23.—27. „ 2 - 0:009 |27.—31. „ — | 0'000 

28.—2. Oct. 4 |0018 


Mittlere Anzahl der Gewittertage (1840—1884. - 


Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dee. Jahr 
01 01 01 0:8 2:8 41 38 31 10 02 01 01 163. 


Jährlicher Gang der Richtung und Stärke des Windes. 
a) Jährlicher Gang der Windesrichtung. 


91. Die Änderungen in der Vertheilung der Windesrichtungen im Laufe des Jahres 
werden nach der Zeichnung (Taf. IV.), welcher die ausgeglichenen Pentadensummen der auf 1000 
Beobachtungen reducirten Richtungen zu Grunde liegen, verfolgt. Wie aus der nachfolgenden 
Untersuchung hervorgeht, ergeben schon 40jährige Windaufzeichnungen einen ziemlich regel- 
mässigen Verlauf in der Häufigkeitszunahme und der Abnahme einer jeden Windesrichtung. 

Die N-Winde wehen am häufigsten in der Zeit vom 15. April bis 20. Mai, am 
seltensten zu Ende des Jahres. Das Maximum wird den 1. Mai mit 16'2%,, das Minimum 
den 29. December mit 7'7°/, erreicht. Der Unterschied im Betrage der grössten und kleinsten 
Häufigkeitszahl ist 859, die Entfernung des Maximums zum Minimum 243 Tage. Mit An- 
fang des Jahres nimmt die Häufigkeit dieser Richtung bis zum 1. Mai sehr rasch zu und von 
da bis 1. Juni auch rasch, dann aber bis zu Ende des Jahres sehr langsam ab. Die N-Winde 
erstrecken sich hauptsächlich über das Sommerhalbjahr, im Winterhalbjahr sind sie viel sel- 
tener; am häufigsten werden von ihnen freilich die Frühlingsmonate April und Mai betroffen. 


141 


Die NE-Winde erscheinen am häufigsten den 20. April um einige Tage früher als 
die N-Winde mit 9:99 und den 1. October mit 7:39, am seltensten den 4. Juli mit 49 
und den 24. December mit 54%. In den Häufigkeitszahlen dieser Windrichtung finden wir 
bereits doppelte Extreme, deren Unterschiede 5:0 und 1'9°%, betragen. Das 1. Maximum ist 
vom 1. Minimum 75, das 2. Maximum vom 2. Minimum 85 Tage entfernt, Der Verlauf der 
NE-Winde schliesst sich nur in der ersten Jahreshälfte vom 1. Jänner bis Ende Juni an den 
der N-Winde an, in der zweiten Hälfte gehen die NE-Winde mehr mit den E-Winden in 
Übereinstimmung. Auch bemerkt man bei dieser Richtung eine raschere Abnahme vom höchsten 
Häufigkeitswerth zum kleinsten als bei der nördlichen Richtung. Im Ganzen kann man sagen, 
dass die NE-Winde hauptsächlich im Frühling und im Herbst wehen, im Sommer und Winter 
dagegen sehr selten erscheinen. 

Die E-Winde haben wie die NE-Winde ein doppeltes Maximum und Minimum der 
Häufigkeit. Das 1. Maximum erreichen sie den 18. April mit 13'7, das 2. den 20. September 
mit 11-19. Dieses herbstliche Maximum erscheint getheilt, denn die E-Winde wehen schon 
einen Monat früher, also den 20. August nahezu mit derselben Häufigkeit wie im September. 
Das 1. Minimum erscheint den 4. Juli mit 6:0, das 2. Minimum den 23. Januar mit 76%. 
Die Unterschiede im Betrage der Häufigkeit der Extreme sind 77 und 3°5°/,. Die Entfernung 
des 1. Maximums zum 1. Minimum ist 77, des 2. Max. zum 2. Min. 125 Tage. Die E-Winde 
sind durch ihr häufigeres Auftreten im Frühling und Herbst als die charakteristischen Winde 
dieser Jahreszeiten bekannt; ihre Seltenheit im Sommer ist besonders auffallend; von diesem 
Minimum ist ihre Zunahme nach beiden Seiten sowohl gegen das Frühlings- als das Herbst- 
maximum sehr rasch. Ein Unterschied zwischen den beiden Maximis besteht in ihrem Be- 
trage, indem das Frühlingsmaximum höher ansteigt, dafür aber kürzere Zeit andauert als das 
Herbstmaximum, welches sich auf eine Zeit von mehr als einen Monat ausdehnt. 

Die SE-Winde haben in der Häufigkeit ihres Auftretens nur einfache Extreme; 
das Maximum wird den 1. November mit 115, das Minimum den 4. Juli mit 45%; erreicht; 
der Unterschied beträgt 7:09; das Maximum ist vom Minimum 246 Tage entfernt. Vom 
Sommer, wo sie mit den übrigen östlichen Richtungen am seltensten vorkommen, nimmt ihre 
Häufigkeit gegen das herbstliche Maximum sehr rasch zu, von da aber gegen das Minimum 
sehr langsam ab; dadurch dass sie kein entwickeltes Frühlingsmaximum haben, nähern sie 
sich mehr den S-Winden als den E-Winden. 

Die S-Winde haben mit den N-Winden einen entgegengesetzten jährlichen Verlauf, 
sie nehmen an Häufigkeit zu und ab, wenn die N-Winde ab- und zunehmen. Das Maximum 
der Häufigkeit wird den 29. December mit 20:29, erreicht gerade zur Zeit, wenn die N- 
Winde am seltensten und das Minimum den 28. April mit 10'3%/,, zu welcher Zeit die N- 
Winde am häufigsten wehen. Der Unterschied im Betrage der grössten und der kleinsten 
Häufigkeitszahl beträgt 9-9%,. Da die Entfernung des Maximums zum Minimum nur 120 
Tage beträgt, so nehmen die S-Winde umgekehrt wie die N-Winde sehr rasch an Häufigkeit 
ab und sehr langsam zu. Wie die N-Winde hauptsächlich im Sommer-, so sind die S-Winde 
wiederum am häufigsten im Winterhalbjahr anzutreffen. 

Die SW-Winde wehen gleichfalls wie die S-Winde am häufigsten im December, 
in welchem Monate sie zu den in Prag vorherrschenden Winden gehören. Das Maximum der 


142 


Häufigkeit wird den 4. und den 29. December mit 20:7 und 2049/5, das Minimum den 11. Mai - 
mit 11:29, erreicht. Der Unterschied beträgt 9.5"/,, Die Entfernung des Maximums zum Mi- 
nimum betrágt 158 Tage und ist deren Abnahme vom Winter gegen das Minimum im Frůh- 
ling und deren Zunahme vom Frühling zum Sommer sehr rasch, da sie mit den W-Winden 
um den 7. Juli ein zweites Häufigkeitsmaximum erreichen. Der Betrag dieses Maximums ist _ 
19-1 und des ihm zugehörigen Minimums den 30. October 16'7°/,. Die SW-Winde haben einen 
jährlichen Verlauf, der sich theils an den der S- theils an den der W-Winde anschliesst. 


Die W-Winde haben wie die E-Winde ein doppeltes Háufigkeitsmaximum und Mi- — 


nimum aufzuweisen. Das Hauptmax. entfällt auf den 4. Juli mit 25:99, das Hauptminimum den 
16. Mai mit 15'6°/,; der Unterschied beträgt 10°3°/,. Die Zunahme der Häufigkeit der W- 
Winde erfolgt während der zweiten Maihälfte und während des Juni gegen das Maximum sehr 
rasch, die Abnahme vom Maximum im Juli und August sehr langsam und sind diese zwei 
Sommermonate durch die grosse Vorherrschaft der W-Winde und die Beständigkeit ihrer 
Witterungszustände charakterisirt. Das zweite Maximum ist getheilt, indem der W-Wind mit 
gleicher Häufigkeit wehend 2259, den 10. Februar und den 9. März angetroffen wird. Wie 
sich bei dem Julimaximum die Vorherrschaft der W-Winde durch zwei Monate hindurch geltend 
macht, so ist es auch bei dem winterlichen Maximum, dass dieser Wind durch zwei Monate 
Februar und März, mit einer kurzen Unterbrechung in der zweiten Hälfte Februar, alle übrigen 
Richtungen an Häufigkeit weit übertrifft. Durch diese Unterbrechung wird eine Schwankung 
in der mittleren Anzahl der W-Winde verursacht, so dass bald Februar, bald März eine 
grössere Háufiskeitszahl aufzuweisen hat. Das zweite Minimum wird den 30. November und 
den 9. Jänner mit 16:09, beobachtet; der Unterschied in der Häufigkeit der Extreme beträgt 
6-59. Der W-Wind tritt um diese Zeit durch 66 Tage (Mitte November bis 23. Jänner) von 
der Vorherrschaft, welche er an die S- und SW-Winde abgibt, zurück. Neben der ersten 
Hälfte des Winters ist noch eine andere Zeit (vom 13.—28. Mai) bekannt, in welcher die 
W-Winde ihre Vorherrschaft auch auf eine andere nämlich die nord- und nordwestliche 
Richtung abgeben und dadurch den Maifrösten in unseren Gegenden den Zutritt verschaffen. 

Die NW-Winde haben gleich den N-Winden, an deren Verlauf sie sich anschliessen 
einfache Extreme der Häufigkeit. Das Maximum wird den 15. Juni mit 17'8, das Minimum 
den 26. October mit 84%, beobachtet. Der Unterschied beträgt 9496, die Entfernung des 
Maximums zum Minimum 133 Tage. Diese Windrichtung nimmt vom Anfange des Sommers, 
wo sie das Maximum der Häufigkeit erreicht, gegen die Mitte und das Ende dieser Jahres- 
zeit sehr rasch ab; am seltensten wird sie im Herbst und auch im Winter. 

92. Fasst man die Ergebnisse der Untersuchung über den jährlichen Verlauf der ein- 
zelnen Windrichtungen zusammen, so ersieht man, dass die Winde der meridionalen Richtung: 
N, NE, dann S, SE ein Häufigkeitsmaximum und Minimum, die Winde der westöstlichen 
Ricktung: W, SW, dann E und NE dagegen zwei Häufigkeitsmaxima und Minima aufzuweisen 
haben. Ferner besteht in der Aufeinanderfolge der Maxima und Minima eine gewisse Ordnung. 

Das Häufigkeitsmaximum wandert im Laufe des Jahres regelmässig von einer Wind- 
richtung zur anderen und zwar während des Sommerhalbjahrs von E über N nach W. Vom 
18. April, an welchem Tage die E- und NE-Winde am häufigsten wehen, geht das Ma- 
ximum den 1. Mai auf die N, den 15. Juni auf die NW und den 4. Juli auf die W-Winde über; 


| 


Datum 


Häufigkeit der Winde. (Nach 3täglichen Terminen während 1840—1879.) 


Jänner 


Tabelle 32. 


143 


Februar 


Aarz 


= ZDOODOZ 


m 
© 


i 


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12 


17 
20 
34 
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19 


17 


144 
Häufigkeit der Winde. (Nach 3täglichen Terminen während 1840—1879.) 

5 x nej se| s sw wow N NE B jse s jsw| ww x ner (se s [sw] wow 
B o n na úd 

á A pril Mai P | S a c S OM Juni 
1.|15|12|11|11|16|22|26| 6|23|12|11| 5| 8|15|29|16|17|10|10| 9/19| 8|18|29 
2.|13|10|12|11|18|20 24|11|24| 9|15|10|11|15|22|16|16 13113, 16|15|11|20|16 
3.| 9. 9114 9|19|22|28| 9|20 10/15/12 16| 9|20|21|16 | 13|12|11|16|13|18|15 
4.|18|12|15| 7/12)19 | 28|14|21 | 10|17|15|10|10|14|17|23| 9| 7|10|16|18|15|23 
5.|12|12|13) 6|15|19|19|24|19 | 10|12| 6| 16|13|14|25|15|14 10 ,12/10 15/15 23 
6.1201 9/16 8120/14 15)11!23 912/12] 131102211821 1112! 5/12117|20 19 
7.|18| 9|14|10|15|19|16|21|20|12|23| 3} 10/16/20 10/15 12110 8|19 | 14|21|15 
8.|14| 7|16|12|13|19|20|15|15|14|22| 9|15|10|19|14|16| 8|14| 6/17 17|20|19 
| 9.|20,13|17| 6|15|15|22| 8| 7|13|19| 5,\17/20/18,16|13) 4|12|10|16,20|21|16 
10.1231 13/15 6| 9|12|23|20|17|13|18|13|10|14|15|19|14|11|10| 8|15 22|27|15 
11.|18| 8/12) 8| 7|17|24|22|18|17| 7|11|21|14|19|17|17| 5|13| 3,17 16|28|19 
12.111 8|12| 715,22 |24|19|17|11|18|10|15|15|183|20|13| 8/10| 7|19|13|27|22 
13.|13,10|12| 9|19|19|19|16|22 | 13| 9| 9|13| 9|19|28| 8| 3|10| 7|17|19|30|20 
14.|15|11|15|12|14|16|18|19|23|11|12| 8|18|11|18 | 17|18| 5| 8| 5|14|13|23|28 
15.|24|12|20| 9| 9|13,22|11|16|12 | 17|11|15|10|16|15|16| 8| 8| 4|15|17|21|28 
16.124 14116) 5| 7|15 24|15[20| 9|15|13|17| 7|17|20|16| 6,10, 8|16 12|30|16 
17.116 12|22|10| 7|17|23|13|23| 8|16| 9|13|17|16|18|12| 8/10 10/16 13|27|22 
18.\112119|16| 9|16|11|16|15|24| 9|12| 8|14|11|18,22|21| 8|14| 7|10|11|21|25 
19.|11|15|20|13|16|12|15|15|16 10|10|11|18|14|16)21|19|11| 8| 7| 9|17|21|25 
20. 16|16|21|10|14|10|19|12|13|15|17| 5|13|18|23|19|19| 7| 8| A| 9|24|28|21 
21.|18|11|19| 9/11) 8|22|19|20| 8|11|10|15|16|22|19|17| 8,10) 4|15|20|25|22 
22.113) 9|18| 3/1622 24|15|20| 6|14| 9|12|16|23|15|20| 7| 9| 5|11|21|28|19 
23.|28|11|14| 6,10|11|19|17|20| 7|14|10|18|12|15|18|15| 8| 9| 813,18 |22|28 
24.|24|.12|17|10|11|10|16|20|19| 7|15|13|12|11|18|25| 6| 7| 8| 6|17|19|42|14 
25. |15|11|22| 8,17, 9|16|14| 8|12|16| 7|16|18|20|20|10| 6| 5| 5|14|27|32|19 
26.|22|17|15| 7| 8|12|19|18|16| 9|12| 9|12|17|21 23|14| 4| 8| 6|11 |28|30|19 
27.121112|13| 7| 9|14|18|26|12|13|19| 9|14|16|21 | 16|13| 7| 7 4| 8|18|38 24 
28.20 7,11] 8| 7|17|29 21|10|10|15|10|15|19|21|15|12| 7|12| 8|11 23125 22). 
29.119 6| 7. 9/1418 30/17 |11/10/19| 9/14 16/24 |19lı8| 7! 6| 5.16/20130| 13 
30.117111| 9. 5/15/17|27!19|20 10! 9| 6|18|16|17|20|18| 3! 1) 1|17|24|32|20 
31. 14| 9|15| 9|14|17|19 21 


Häufigkeit der Winde. (Nach 3täglichen Terminen während 1840—1879.) 


145 


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E | Juli August September 
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2.1 9 3.7 7.16|22|33|22|13| 8|13| 4|17|19|23|19|13|11| 6, 9|18|20|21|15 
3.112] 8| 5| 4|17|22|32|19|12| 8/10) 9|17 2125 |16|14|10|13| 7/18/24|19|15 
4.113 4| 6, 5,19|19|30|18|11| 5| 7, 6|17,26|23|21|12|13|15| 7|14|16|28|15 
5.116 5| 8, 5|16|21|31|16|15| 8| 7| 7|15/21,27|17|16| 6|14| 9|12|14|24|22 
6.115 5| 6 7|14|19|30|22|11| 9|15| 6|12|19|33|14|12| 3/1516 | 22/16 |16|16 
7.114. 6| 8 9|19|20|29| 9|13| 7| 4| 8|13,25|32|17|15| 7|11| 6|19|13|26|15 
8.| 8. 8110 6|15|25|31|15|11| 6| 7| 7,22|24|24|15|11| 3|12|14|16|16|27|17 
9., 8 8|11 4|14|25|31|15|11| 7, 9|10|17|23|27|15| S| 7| 9|11|18|24|26|12 
10.112|10| 6 5|13|31|24|16|13|10| 8| 6|15|21|30|14|10|10| 8|11|15|27|27|11 
11.115) 4| 7 3|10|23434|21|10|11| 8| 4|14|21|23|16|17|11|12|11| 7\22|24|15 
12.114 5| 9 5| 8|25|33|21|20|11| 6| 8|16|17|21|15|19| 5/13| 6|13|20|24|17 
13.122) 3| 6 4|14|23|31|15|14| 6|13|11|17|19|22|161|16| 5|14| 5|13|19|30|18 
14.|15| 7| 6 5|13|20|28|26|12|10|18|10|17|19|17| 7|17| 8|12| 5 24|14|17|20 
15.|19|10| 6. 7|12|18|26|22|10| 5|16|10|23|27|19|10|17| 6 18| 9|21|16|20|13 
16.|18| 8| 7 5|13|19|24|25|15| 7|23|12|13|15|21|11|10| 6,11, 7|14|29|31|11 
17.120 7/11) 7|16|15|30|14|11| 7|10| 8|12|11|95|18| 8| 8|13| 9|15|23|34| 7 
18.121 5| 5| 5|18|26|25|15|11| 7| 9|10|11|24|26|20|12| 9|12|14|19|21|23|10 
'19.|10) 7) 6 5|19|27|29|14|14| 421,10, 9|19|30| 9|13| 9|10|10|12|19|35|12 
'20.|17| 2| 5| 8|15|26|29|18| 7| 8|12|10|18|21|27|18| 9| 6/19 7127|21|22| 9 
'21.| 9 5| 7| 6|16|25|30|16|11| 6 12| 7|20|20|20|19|15|10|17|10|12|12|24|17 
22.| 8 4| 5) 8|21|23|37|12|18| 8 10| 5|16/24 19|12|13/ 1017, 4 16|26 20|11 
128. 9 7| 9112/16 |17129116/13| 7|13| 8|18|15|26|15| 6| 9/15 13 16/17 ,27|14 
(24. 17. 6/13! 4|18|21|26|12|14| 8|12| 9|12|21|19|22| 8| 9,14 |10|18|20|19|19 
25.117 9|12| 8|15|16|27|12|13| 7|14| 3|17|18|31|13|10| 5/16 11|15|22|25|14 
26.|15.10|12| 9|13|23|20|16|13| 4|13| 7|17|22|27|11|15| 7, 9| 8/17|26|18|16 
121. 19 9| 6 8|14|21|24|16| 6| 7|11| 8|18|29|29|10|10|10|12|13|12|24|18|20 
|28.|18| 9| 5 9|18|15|25|18|11| 6| 8| 7|20|28|26|12| 9| 9| 8| 9|1733|22| 7 
129.115] 8 8| 5|17|18|28|170 9|10'10|11|16|21'34| 9110,11 117|11'13|31120| 7 
30.115 5| 6 5|17|22|28|22|11| 5|11|10|20|19|23|20|11| 9) 7| 7'20|26|23|14 
'81.|11| 4| 9.13|17|24 24|17|19| 4|12|13|24|14|18|14 
| 
| 


146 


Häufigkeit der Winde. (Nach 3täglichen Terminen während 1840—1879.) 


Datum 


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ODE DD DD M0 
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24 
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29 
29 
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21 
16 
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28 
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20 
17 
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23 
22 
18 
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26 
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28 
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15 
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29 
24 
20 
13 
21 
33 
21 
22 
20 
19 
30 
23 
26 
90 


19 
19 
19 
26 


17 


147 
Tabelle 33. 


Häufigkeit der Winde für Pentaden. (Nach 3täglichen Terminen während 
1840—1879.) 


o 


Zeit N In E Is S sw| W w| Zeit N NE | S (sw W vw 
1.—5. Jän. | 3736153\58/121/100 88 55|30.—4. Juli |67|19|21|19| 84|110 158| 98 
6.—10. „ | 5540,52|58| 941120]. 76| 59| 5.—9. „ |61|32|43|31 78,110 152| 77 

11.—15. „ | 5555161 |57| 99, 94 79) 65|10.—14. „ |zsl29 3422| 58|122| 150, 99 
16.20. „ | 51136132 56 1141201100 44|15.—19. „ |88|37|35|29| 7s| 105|134| 90 
21.—25. „ | 52 36|37 65| 1071011112) 6120.24. „ |6024|39|88| 86|112|151 74 
26.—30. „ | 40,47,43|35|112|122|126| 63) 25.—29. „ |s445laglagl 77! 93,124, 79 
31.—4. Febr.| 56|35|53|55| 94 97\126| 61|30,—3. Aue. |67|27|47|39| 83 107124 95 
5—9. „ | 483268|52| 781131138 49] 4—8. „ |61|35|40|34 79 115/139) 84 

10.—14. „ | 7227146 54| 80) 87|128| 73| 9.—13. „ |68|45|44|39| 79|101 123 76 
15.—19. „ || 36344344 971171130 66|14.—18. „ |59|36|76|50| 76, 96|118 66 
20.24. „ | 58/61|56|39| 69 127|112| 58|19.—93. , ||63|33|68|40| 76 99122 73 
25.—1. März | 61148 5543| 9111101131] 50|24.—98. „ |57|32|58|34| salı1s 132 68 
2—6. „ | 573460|51) 83| 92,122) 86|29.—2. Sept. |68 33151\54] 93) 951122 74 

7—11., || 6429143|33| 711107152 90| 3—7. „ |69|39|68 45, 85| 83113 83 

12.—16. , | 695448 36 571131138 78| 8.—12. „ |65 36/5453) 69 109|128, 72 
17—21. „ || 73/63/81 |55| 66| 751108 71|13.—17. „ |68|33|68|35| 87|101|132) 69 
22.—26. „ | 61,51|74|59, 63) 84123] 76|18.—22. „ 6244 7545| 86 991124 59 
21—81. „ | 57|85|69|59| 81 821149) 58|23.—27. „ |4940.66155| 781091107 83 
1.—5. April | 6255 65 |44| 801102]125| 64] 28.—2. Oct. |46|48|4749, 87 135|116 52 

6—10. , || 90,51|78|42| 72| 79| 96) 75| 3.—7. „  |48|44.66|52 95|103| 117 57 

11.—15. „ || 81149171145 64 87|107| 87| 8.—12. „ ||62|35|48|38| 89 117120 64 
16.—20. „ || 80176 9147| 60| 65. 97 70|13.—17. „ 604316546 90112] 93) 57 
21.—25. „ || 985490|36| 65 60, 97) 85|18.—29. „ |39 31 68|66 100 104 108| 50 
26.—30. „ |100 53/55 36| 53 78 123|101|23.—97. , |59|40|48| 58/122. 93|110 34 
1—5. Mai |107,51|70|48| 61| 62! 99| 95|28.—1. Nov. |51/54/67|67 93|100|104 57 

6—10. , | 826194 |47| 65 70] 94 77| 2.—6. „ 68135 6481 90) 75/109 45 

11—15. „ | 96,6463|49| 82 59| 85 97| 7.—ı1. „ ||43,35|48|57| 93|120 118.60 
16.—20. „ || 96/51|70|46| 75| 67| 90,100|12.—16. „ |65|36 64/60, 74 100 120 51 
21.—25. „ | 87,40|70|49| 73 73 98) 97|17.—91. „ ||5540|41|46| 113 110|116| 59 
26.—30. „ | 6952174 43 73 84.104, 93|22.—26. „ |49|42|56|70|110, 98| 89.57 
31.—4, Juni | 86,54 57/55 80 67, 90] 104] 27.—1. Dec. |50|39|50|60| 96 127| 87, 66 
5.9. „ | 80149158|41| 74 83| 97) 92| 2.6. „ 163|3177148| 88124) 79 61 

10.—14. „ | 70132)51|30| 82| 83|135|104| 7—11. „ |50|37|68|59| 86 117|111 48 
15.—19. „ | 8441150|36| 66| 70,120|116|12—16. „ |48 29149|60 114 108| 108] 51 
20.—24. „ | 77|37|44|27| 65102145] 99|17.—21. „ 57 35|55|42| 110|110|121) 46 
25.—29. „ | 67|31|,38|28| 60116 155] 99|22.—26. „ |46|26|59|43| 118 120|110 44 
27.31. „ 3419135150113 122|114| 71 


Tabelle 34. 


Häufigkeit der Winde für Pentaden 1840—1879. 
(Auf 1000 Beobachtungen reducirt). 


se, S sw 


146 
134 

98 
132 
147 
132 
141 
135 
137 
132 
132 
142 
157 
145 
118 
147 
145 
133 
150 
162 
155 
159 
177 
217 
159 
159 
162 
129 
195 
192 
167 
154 
1149 
1201 
191 
209 
1203 


NW 


191/274 170 
188 260 132 
206| 254 167 
177 224 152 
191/258 126 
159) 212 135 
182210 161 
196| 236 143 
176|214 132 
166| 204 114 
172212 127 
199|223 115 
161/206 125 
142| 193, 142 
186| 218 123 
170 223, 116 
168/208) 99 
186| 182, 141 
232200 90 
178|200, 97 
205| 210 112 
198| 164 101 
184/191) 88 
165 195. 61 
169|176| 98 
132|192, 79 
209| 205, 105 
175|210, 85 
190|200, 101 
172| 156 100 
220| 151114 
217 138.108 
203,193 83 
190190 90 
191,210 80 
212,194 78 
219204 127 


Tabelle 35. 


Ausgeglichene Häufigkeitszahlen der Winde. 


ı Zeit N NE E (se| S SW! W vw| zei E |SE | 8 sw | www 
3. Jan. | 79|61| 89) 97/198 201170, 105| 2. Juli |118|49| 60, 45 122 188058 160, 
SR, 8570| 9010111911971 160 106| 7. „ |119,49| 60) 45/125 191.257 154 
132‘, 90 |75 86102 1881194162103) 12. „ 1123152 62 49 127189249 149 
18. „ | 90|74| 79|100|188| 193/175 101| 17. „ 1125154) 66, 55/131|184241| 144 
aa 88|71| 76 95186 1921192 100| 22. „ |125|56| 69| 60135) 180233] 142 
DRK 8668| 80, 90|177|189|208 102| 27. „ 12258 72 63 1371179 227 142 
2. Febr. | 89|63| 88| 89|164185,219 103) 1. Aug. |118,59| 75, 66,137'180222 143 
7. „ | 92|61| 92) 88/154 1821225, 106| 6. „ 1113/62) 82) 67137180219 140 
ee 9362| 91| 86/149 1852251109] 11. „ ,110)64| 92) 71185179216 133 
De, 94.69, 90 81|146190 220 110| 16. „ 108,62 104) 73,136 177214 126 
DOE: 93|76| 91| 77,144 193/216 110| 21. „ |107|61|110| 73 138 176212 123 
EAN 97|76| 93] 74 139 188|217|116| 26. „ |108|59 109) 741411174211 124 
4. März |103 |72| 93| 72\132 180/222 126| 31. „ |110]59,106| 77 142170210 126 
9. „ |108|74| 94| 71|122|1783,226|132| 5. Sept. |112|61|105| 79 141 167209 126 
14 „ 1112[/80/101| 76,114 165/222 130| 10. „ ,112/63107| 78 139, 169209 123 
19. „ 1112)86|112) 83|113,154/216 124| 15. „ 110765110) 77139 174209 119 
24. „ 1110,85[118 90|117147214 119| 20. „ 10068 111) 79 141/181 205 115 
29. „ |111/83/120 89/123 147212 115| 25. „, 93, 72) 107| 82) 144 190.200 112) 

| 3. April |119,84|122 84)124 147203 117| 30. „ 90) 73,103) 83 149 197197 108 
8. „ 130 891127 79|120|142|189,124| 5. Oct. | 91|73|100| 84 154 198196 105 
13. „ |140|94|134 74|114 134 1781132| 10, „ 94|72|102| 84 160 195.193 100 
18. „ |149,99|137| 71, 108|124|174|138| 15. , 94 68104] 90 168 191189 96 
23. „ 156 98/133) 69|104 118,176, 146| 20. „ 93) 69| 105,100 176 182186 89 
28. „ |162|96|128 70|108|115175151| 25. „ 93/69) 105/109 178 173188 85 
3. Mai |162 95 125 74|107 113|170154| 30. „ 96, 70) 104| 115/173, 167.189 86 
SE 159/96 125 7711511121162] 154| 4. Nov. | 98,68|102|115 165 169194 89 
13,5% 156 94,123 791122112157 157| 9. „ 98| 66 100 111 160 176197 92 
18. „ |150|89 120, 80|126|117|157|161| 14. „ 98|66| 96,104 164 183 195 94 
23. „ ||141|85|117 80|127|123|162| 165| 19. „ 95|68| 93|101|170 190185 98 
722 šk 132 84 113, 80 | 129|128|167|167| 24. „ 94 67| 951101 173,198 171 101) 
2. Juni |127|82 106 78,130 1321175 170| 29. „ 93| 65| 102| 101) 170 204 162 103 
7. „ |127 77 99 72|131 1841871173| 4 Dec. | 94621107) 99) 167 207164 100 
12. „ |129|71| 90. 63|127|139|204/177| 9. „ | 9259 107) 97171204176) 94 
17. „ |129,64| 82| 56|121|149|222|177| 14. „ 90197102] 92,182,200188) 89 
22. „ |126,58| 73| 51|117/163/2381174| 19. ,„ 85 53| 96| 87 193 2011196 89 
27. „ | 120|53| 65j 46/119|178|252,167| 24. |, 8051 91 85 201 2041194 94 

29. 77153, 89| 90 


149 


N (NE 


202 204 184 101 


PAE 


150 


von den W- und SW-Winden, welche im Juli und August überwiegend sind, springt im Sep- 
tember das Häufigkeitsmaximum auf die E-Winde über und geht dann zu den SE-Winden 
den 1. November, zu den S- und SW-Winden den 29. December und zu den W-Winden den 
10. Februar und 9. März. 

Aus dieser Wanderung des Háufigkeitsmaximums von einer Windrichtung zur anderen, 
lässt sich nachfolgende Regel bestimmen: Im Sommerhalbjahr dreht sich der Wind von E 
gegen W über N, also im Sinne gegen den Uhrzeiger, im Winterhalbjahr von E gegen W 
über S oder mit dem Uhrzeiger. 

Die Abhängigkeit der Windrichtung von dem Sonnenstande spricht sich in der an- 
gegebenen Drehung des Windes ganz deutlich aus: es ist bei nördlicher Declination der Sonne 
der Wind linksdrehend, bei südlicher Declination rechtsdrehend. Ferner erreichen bei den 
extremen Ständen der Sonne gerade die Winde entcegengesetzter Richtung das Maximum der 
Häufigkeit: die S- und SW-Winde beim niedrigsten, die NW-Winde beim höchsten Sonnenstande. 

Das Háufigkeitsmaximum verändert am raschesten seinen Ort vom 18. April bis 1. Mai, 
denn es schreitet in einem Monate um einen Quadranten von E—N vor; dann durchwandert 
es vom 1. Mai bis 15. Juni in einem halben Monate einen halben Quadranten N—NW; bei 
W und SW bleibt es mehr als zwei Monate stehen. Während des Winterhalbjahrs schreitet 
das Háufigkeitsmaximum gleichmássiger im Ganzen in 1!/, Monaten um einen halben Qua- 
dranten vor. Der Windwechsel ist am raschesten im April und Mai, am beständissten bleibt 
die Windrichtung im Juli und August. 

Zur Zeit der raschesten Veränderung der Windrichtung im Frühling finden wir eigen- 
thümliche Verhältnisse vor. Die während des Winters vorherrschenden SW- und W-Winde 
treten im Mai zurück, so dass sie auf einige Zeit, vom 13.—28. Mai, an Häufiskeit von den 
NW-Winden, zu denen sich noch die N-Winde gesellen, übertroffen werden. So erreichen z. B. 
am 18. Mai die NW-Winde 16:1, die W-Winde 15:7, die N-Winde 15'0, die E-Winde 12:0°/, 
der Häufiskeit. Die N- und NW-Winde haben um diese Zeit über die SW- und W-Winde ein 
Übergewicht von 4%). Übrigens finden wir hier eine auffallende Annäherung der Wind- 
richtungen. 

Um die Zeit der beständigen SW- und W-Winde im Sommer gehen dagegen die Wind- 
richtungen am weitesten auseinander. Um das Háufigkeitsmaximum der W-Winde den 4. Juli 
erreichen die SE-Winde nur 45, die NE-Winde 49, die E-Winde 599%. 

93. Bei der Vertheilung der Windrichtungen nach Monaten geben 40jáhrige Mittel- 
zahlen den jährlichen Gang nahe ohne Störungen an (Tab. 36). Die doppelten Extreme der 
Winde in west-östlicher und die einfachen in meridionaler Richtung treten ganz deutlich her- 
vor. Die Nebenrichtungen schliessen sich in Bezug auf die Extreme an die Hauptrichtungen: 
in der Weise an, dass immer die vorangehende Nebenrichtune mit der nachfolgenden Haupt- 
richtung, also die NW-Richtung mit der N, die NE-Richtung mit der E-Richtung etc. über- 
einstimmt. 

Von den N- und NW-Winden erreichen die ersteren das Häufigkeitsmaximum im 
Mai mit 15'0°%,, die letzteren im Juni mit 17°4°/,; das Minimum fällt bei den NW-Winden 
auf October mit 93, bei den N-Winden auf Jänner mit 8:79, die Unterschiede betragen 63 
und 8:1%,. 


151 


Bei den S- und SE- Winden treten fast in denselben Monaten die entgegengesetzten 
Extreme ein wie bei den N- und NW-Winden. Die S-Winde wehen am häufigsten im Jänner 
mit 19:2 und am seltensten im April mit 11-19; die SE-Winde sind am zahlreichsten im 
November mit 10-79, und am seltensten im Juli mit 5'49;; der Unterschied beträgt 81 
und 535. 

Die E- und NE-Winde erreichen das 1. Maximum der Háufigkeit im April mit 
12:8 und 96, das 2. im September mit 10:8 und October mit 74%; das 1. Minimum fällt 
bei den E-Winden auf Juli mit 6:3, bei den NE-Winden auf December mit 52, das 2. Mi- 
nimum bei den NE-Winden auf Juli mit 5:3, bei den E-Winden auf Jänner mit 829%. Die 
Häufigkeitsextreme der E-Winde unterscheiden sich um 65 und 26, die der NE-Winde um 
44 und 219%. 

Die W- und SW-Winde haben zu den E- und NE-Winden einen entgegengesetzten 
jährlichen Gang; die W-Winde wehen am häufigsten während des wärmsteu Monates Juli mit 
244, die SW-Winde während December mit 204%, und sind beide Richtungen am seltensten 
im Mai mit 160 und 11'8°/,; die Unterschiede betragen 84 und 86%. Das 2. Maximum er- 
reichen die W-Winde im Februar mit 224, die SW-Winde im Juli mit 1859, das 2. Mi- 


Tabelle 36. 


Häufigkeit der Winde 1840—1879. (Auf 1000 Beobachtungen reducirt.) 


nn u nn nun ur lern Er anne un ul nun nun nn nn u ner nn a en o 


| N | NE | E SE N SW W NW 
| 
Jänner 61131: 87 75 92 96 192 193 172 | 103 
Bebruan. . .-; 93 69 93 84 143 192 224 102 
Mr C 107 76 106 83 121 157 222 128 
April 02.08 144 96 128 71 111 132 182 136 
Mars | 1150 90 124 79 121 118 160 158 
unit orte £ 133 67 80 59 122 150 215 174 
EEE Di |- 122 53 63 54 132 185 244 147 
August.. . . „|| 108 61 97 Al 139 178 217 129 
September. . . | 105 67 108 79 138 179 203 121 
Oktober. . . . 91 74 101 94 170 186 191 93 
November. . .| 9% 68 95 107 169 181 187 98 
December . . . 89 52 101 91 182 204 186 95 
Winter... . 90 66 92 90 172 196 194 100 
Frühling . . .| 133 87 119 78 118 136 188 141 
Sommer . . .| 121 60 80 61 131 171 226 150 
Herbstiss cu. & 97 70 101 93 159 182 194 104 
Jahre. al. are | 110 71 98 81 145 | 171 | 200 124 | 
l 


152 


nimum fällt bei den W-Winden auf Jänner mit 17:2, bei den SW-Winden auf August mit 
17:8, die Unterschiede sind 5-2 und 079. 

Auch bei der Vertheilung der Winde nach Monaten bemerkt man eine regelmässig 
fortschreitende Wanderung des Háufigkeitsmaximums von einer Richtung zur anderen. Es geht 
das Max. von NE und E im April über N im Mai nach NW im Juni, W und SW im Juli und 
August; im September springt das Häufigkeitsmaximum zur entgegengesetzten Windrichtung 
über und bewegt sich dann im entgegengesetzten Sinne von NE und E im September, SE 


im November, über S und SW im Jänner nach W im Februar und März. Bei der SW- 


Richtung kommt im Erscheinen des Maximums eine Verfrühung vor, die sich vielleicht mit 
der Zeit ausgleichen dürfte. 

Durch das Auftreten der Häufiskeitsmaxima der Windrichtungen wird der Witterungs- 
charakter der einzelnen Monate bestimmt. Die Verstärkung der Häufigkeit in der E, NE, N und 
NW-Richtung während der Monate April und Mai und der rasche Wechsel des Windes bringt 
unbeständige Witterung, Juni ist kühl und regnerisch im Folge des häufigen NW-Windes, im 
Juli und August herrscht meist das Westwetter vor, im September und October stellt sich 


Tabelle 37. 


Häufigkeit der Winde und der Calmen 1871—1883. 
(Auf 1000 Beobachtungen reducirt.) 


N NE E SE S | SW W | NW Calmen 
Jamen u.) 55 78 83 75 | 143 187 | 153 117 | 109 
Februar... . 62 54 69 114 130 199 188 94 90 
MAV SVA) s 80 81 18 12 98 162 215 121 93 
Apr Er. 140 100 103 58 101 128 140 146 84 
Mast BBE 140 94 66 58 86 112 148 196 100 
dm © 6.4.05 90 76 64 51 87 162 198 156 116 
Julie 2m. 69 49 41 52 111 223 212 132 111 
Aueust Sr > 81 49 62 45 96 225 207 114 121 
September. . . 64 55 67 73 126 209 181 98 127 
Oktober. . .» . 75 69 93 70 131 185 165 81 131 
November . . . 56 47 67 713 194 213 175 80 95 
December . . . 56 36 69 75 160 | 209 190 98 107 
Wanten E 58 56 74 88 144 198 177 103 102 
Brühlınen 4020 92 82 63 95 134 168 154 92 
Sommer... . 80 58 56 49 98 203 206 134 116 
Herbstr au. > 65 57 76 72 150 202 174 86 118 
JA ner: 81 | 66 12 | 68 122 184 181 119 107 


irn RN 
k S a o o 2 


153 


mit den E- und NE-Winden Ausheiterung des Himmels und Trockenheit ein, háufige SE, S 
und SW-Winde in November, December und Jänner bringen diesen Monaten warmes Wetter, 
die im Februar und März vorherrschenden W-Winde, die häufig sehr stürmisch wehen, sind auch 
warm und verursachen anhaltendes Thauwetter, mit dessen Erscheinen der Winter verschwindet. 

94. In den für die Jahreszeiten gegebenen mittleren Häufiskeitszahlen (Tabelle 36) 
verschwindet die doppelte Drehung des Windes im Laufe des Jahres und die Häufigkeits- 
maxima bewegen sich nur nach einer Richtung hin. Die Drehung beginnt mit SW, S, SE im 
Herbst und Winter, geht nach E, NE, N im Frühlings und endet mit NW und W im Sommer. 
Die Winddrehung erfolgt wie in W- und NW-Europa “) im Sinne gegen den scheinbaren 
täglichen Lauf der Sonne. Nachdem die doppelten Extreme in den Häufiskeitszahlen für die 
Jahreszeiten nicht mehr vorhanden sind, gestalten sich die Windverhältnisse einfacher als 
nach Pentaden und Monaten. 

Nach der jahreszeitlichen Vertheilung der Windrichtungen lässt sich auch die Auf- 
einanderfolge der Häufigkeitsminima genauer verfolgen als nach der Vertheilung für kürzere 
Zeiträume. Die Wanderung der Minima von einer Richtung zur anderen erfolst nach links, 
im gleichen Sinne wie die der Maxima. Von der N- und NW-Richtung im Herbst und 
Winter geht das Minimum über auf die W-, SW- und S-Richtung im Frühling und von da 
auf die SE-, E- und NE-Richtung im Sommer. 

Aus den Zahlen der Tabelle 36 ersieht man, dass hier die vorherrschenden Winde 
die SW- und die W-Winde namentlich in den extremen Jahreszeiten sind und zwar im Winter 
mehr die SW- und im Sommer mehr die W-Winde. Neben diesen zwei das ganze Jahr vor- 
herrschenden Richtungen machen sich noch im Winter die S-Winde, im Sommer die NW- 
und N-Winde geltend. Der Gegensatz zwischen den N- und NW-, und den S- und SW-Winden 
tritt besonders im Frühling und Sommer hervor. Erstere erreichen in den genannten Jahres- 
zeiten das Maximum 13'3 und 15'0°%,, letztere das Minimum 11:8 und 1569, der Häufigkeit, 
im Winter ist es umgekehrt, da wehen die S- und SW-Winde mit der Häufigkeit von 172 
und 19:6°%,, die N- und NW-Winde nur mit 90 und 1009/,. 

Für den Windwechsel vom Winter zum Sommer erhalten wir: 


N NE E SE S SW W NW 

Sommer— Winter 3 0 =! — 3 =.: = 3 

Wir sehen, dass die N-, NW- und W-Winde meistens dem Sommer, die SE-, S- und 

SW-Winde dem Winter angehören.) Für den Windwechsel von den extremen Jahreszeiten 
zu den Übergangszeiten Frühling und Herbst ergiebt sich: 


Ot 


N NE E SE S SW W NW 
Frůhling— Winter 4 208 — I —5 —6 —1 4 
Herbst—Sommer —2 1 2 3 3 1 — 3 — 5. 


Die E- und die NE-Winde sehen wir hier häufiger auftreten im Frühling und Herbst 
als im Winter und Sommer, jedoch bringen sie den beiden Jahreszeiten verschiedene Witte- 


1) Über die jährliche Periode der Richtung des Windes. Sitzungsberichte der köng. böhm. Gesellschaft 


der Wissenschaften 1886. 
2) Über den Windwechsel in Böhmen siehe Supan: Statistik der unteren Luftströmungen. Leipzig 1881. 


20 


154 


rung mit, denn sie wehen im Frühling über ein noch verháltnissmássig abgekühltes, im Herbste 
über ein erwármtes Land und dann drehen sie sich, wie die obigen Zahlen deutlich zeigen, 
im Frühling nach N, im Herbst nach SE und 8. 

95. Mittlere Windesrichtung für Pentaden und für Monate. Die für die 
mittlere Windrichtung aus 80jáhrigen Beobachtungen berechneten Werthe verändern sich 
ziemlich regelmässig von einer Pentade zur anderen, die mittlere Windrichtung macht im 


Laufe des Jahres eine Bewegung, welche in mancher Hinsicht mit der aus der Wanderung. 


der Häufigkeitsmaxima der Windrichtungen erkannten Winddrehung übereinstimmt. Sie wird 
(Tabelle 38) am meisten nördlich den 18. und 23. Mai, indem sie sich W 43:19 N, also nahe 
im NW befindet und steht am meisten südlich den 19. December 5835-49 W, zwischen SSW 
und SW. Der Unterschied beträgt 97:79 nach den ausgeglichenen und 10489 nach den un- 
ausgeglichenen Werthen; die mittlere Windrichtung dreht sich im Laufe des Jahres um mehr 
als einen Quadranten. 

Vom südlichsten Punkte bis zum nördlichsten bewegt sich die mittlere Windrichtung 
vom 19. December bis 18. Mai durch 150 Tage; zurück aber dreht sie sich 215 Tage, um 65 


Tabelle 38. 


Mittlere Windesrichtung für Pentaden 1800-1879. 


= m 
5 Be- Aus- | 5 | Be- Aus- ; Be- Aus- 
zeit rechnet | geglichen | aa rechnet | geglichen s rechnet | geglichen 


3. Jänner | S352W S44oW.| 3.Mai | W445N |W409N | 5. Sept. | S754W | S73:0W 


8564 S482W| S435W | 8. „ W413N |W417N |10. „ S678W | S746W 
185 SaaaW| SasaW | 18. „ W393N |W407N |15. „ W rıN | 8739W 
UBS ; S489W| Sa66W | 18 „ |W430N |W481N |20 „ S709W,| S691W 
23. z S462W| S479W| 23. „ |W470N |W480N | 25. „ S603W | S591W 
281 S500W| S517W| 28 „ W351N |W328N |30. „ S376W | S522W 
2. Februar | S604W | S557W 2. Juni |W140N |W204N | 5. Octob. | S569W | S558W 
N S518W| 8559 W RE W182N |W155N |10. „ S686W | S619W 
12.0, S 502W (B 56:9 W122 wı15N |W159N | 15. „ | S667W| S593W 
KVA ONE S599W| S562W | 17.,  |W186N |Wi58sN |20. „ S465W | S475W 
22. „ | S5183W| S574W| 22 „ W145N |Wi44N | 25. %„ S302W | S380W 
IR S700W| S659W | 27. „ W 99N |W102N | 30. „ 9449W | 9394W 
4. März | S722W,| S717W 2. Juli |W 63N |W 3:6N | 4. Novemb.| S375W | 9389 W 
oV | S725W| S762W Te W 35N |W50N |9. „ S355W | S411W 
va S875W| SsazW| 12 „ W64N|W47N| 14, S557W | S493W 
Ian |w 10W| SssıW || 17. „ w23N |WosN | „ S500W | S484W 
Da | ss27W S852W| 22. „ SsL9W | S860W| 2.. „ S380W | SarıW 
DO | S844W| S850W| 27. „ S878W SsaaW| 20. „ S9385W | S38:2W 
3. April | Sss:1W | S89:8W 1. Aug. | S797W | Ssi8W | 4. Decemb.); S381W | S4000W 
8. » (W 86N|W 35N 65 S799W| S800W| 9. „ S451W | S407W 
NBK | S885W| W 11AN 530 S805W | S799W | 1a. „ | 9345W | S37.9W 
1891015 |W40'0N | W284N 10: S785W | S793W | 19. „ S3T3W | S354W 
O3 |W348N | W35:4N 2. S979:6W | S781W | 240 S322W | S398W 
BER NG (W331N |W364N | 26. „ | Sraaw | 8784W|29. „ S574W | S456W 
| Saar | S649W | 872.6 W 


oa 


155 


Tage oder im Ganzen um 2 Monate lánger; es ist deshalb die Drehung der mittleren Wind- 
richtung von S gegen N im Winter und Frůhling schneller und regelmássiger als umgekehrt 
von N gegen S im Sommer und Herbst. 

Wie aus Tab. 38 zu ersehen ist, erfolgt während der Monate Jánner— Mai die Wind- 
drehung von S über W im Sinne mit dem Uhrzeiger, während der Monate Mai—December 
von N über W nach S im Sinne gegen den Uhrzeiger. Die mittlere Windrichtung macht im 
Laufe des Jahres gleichfalls eine doppelte Bewegung, wie wir es bei den einzelnen Wind- 
richtungen sesehen haben, nur mit dem Unterschiede, dass dort die linksgehende Bewegung 
senau mit dem Sommerhalbjahr, die rechtsgehende mit dem Winterhalbjahr zusammenfiel, 
hier aber die rechtsgehende auf die erste, die linksgehende Bewegung dagegen auf die zweite 
Jahreshälfte (Juni—December) entfällt. 

Vergleichen wir den jährlichen Gang der mittleren Windrichtung mit der Vertheilung 
der Windrichtungen, so sehen wir, dass sich derselbe im Ganzen an den Gang der einzelnen 
Richtungen anschliesst. Die mittlere Windrichtung rückt am meisten nach N zu einer Zeit, 
in welcher die W-Winde das Minimum, die N- und NW-Winde das Maximum der Häufigkeit 
erreichen, und befindet sich in S, wenn bei der W-Richtung das zweite Minimum eintritt und 
wenn die S und SW-Winde am häufigsten wehen. In W befindet sich die mittlere Wind- 
richtung den 3. April, beinahe einen Monat und den 17. Juli, 13 Tage nach dem Maximum 
der W-Winde. 

Die mittlere Windrichtung des ganzen Jahres ist WSW oder S 71:6°W. Sie wird im 
Laufe des Jahres zweimal erreicht und zwar den 4. März und den 18. September; die Zeit- 
differenz beträgt 198 Tage. 


Monatswerthe der mittleren Windrichtung. 


Periode Jänner Februar März April Mai Juni 
1840—1879 S441W 9618 W 9784 W W234N W33:8N W 70N 
Juli August Sept. October Nov. Dec. 
S 83:6 W 973-7 W 5670 W 5473W 5461 W 9431W 
Jánner Februar März April Mai Juni 
1800—1879 S459W S60:8W S87-AW W185N W320N W145N 
Juli August Sept. October Nov. Dec. 


W10N. Sso3W  S682W S525W S42%6W  S423W. 

Nach den SOjährigen Monatswerthen bewegt sich die mittlere Windrichtung im Laufe 
des Jahres zwischen S42:3°W im December und zwischen W 32:09N im Mai nicht ganz um 
einen Quadranten (79:79). Dieselbe hat einen ziemlich regelmässigen Gang, indem sie sich 
während der ersten Jahreshälfte von SgegenN, in der zweiten umgekehrt von N gegen S 
bewegt. Die Bewegung erfolgt am raschesten von Februar auf März um 2669 und von Mai 
auf Juni um 1759. 


b) Jährlicher Gang der Windstärke. 


96. Werden zur Bestimmung der Hauptelemente im jährlichen Gange der Windstärke 
die in der Tab. 40 zusammengestellten ausgeglichenen Tageswerthe gewählt, welche auch zur 
Zeichnung der Curve (Tafel II.) benützt worden sind, so erhält man nachfolgende Resultate. 


\ 20* 


PT D7 02 TE 
F AN: kovy. 


156 


Tabelle 39. 


Tagesmittel der Windstärke nach 80jährigen Schätzungen (1802—1881). 


Scala O—10. 

A = Ya = S © 
E B & 3 E = E = 5 E = : : 
s | É = = = = < 2 ě = A 
1 2:6 2:6 2:8 2:6 2:5 24 24 23 28) 1:8 27 2:5 
28226) 26 DH P 280 el 2:5 22 22 19 2-7 26 
3.11 2:4 2:6 2:5 PDS 2 2 25 21 2:0 2:0 2:6 2:6 
a et 25 28) 2-7 24 23 23 23 22 1:9 23 25 
5 22 2:8 2:6 28 23 24 24 22 DD, 19 23 26 
6.| 2:2 28 26 23 | 22 | 29 2:6 22 18 19 26 24 
7 24 30 al 24 23 22 24 24 2:0 19 Zt 2:5 
8 25) ZU 27 27 2:3 25 24 22 18 2:2 24 2:5 
9 22 2:6 28 29 25 2:5 24 22 19 Dal 2:5 27 
10. 26 26 zd 28 2:6 23 26 24 20 22 2:6 27 
mb 2 24 2:8 ze) | 200.. D4 2:8 22 | 23 20 | 2:3 2:6 
12.| 22 28 30 zhe) 1203 25 27 zal 22 24 24 25 
13 25 26 30 26 25 2:6 2:6 Dal: 21 23 25 2:6 
14 2:6 2:6 29 2:8 25 23 24 22 22 22 25 2:5 
15 27 24 28 28 23 22 22 Pl 20 21 24 26 
164|02:5 2-9 2:7 28 | el 25 22 24 18 22 28 
17.| 24 2:6 2:5 2:50 09:50 09:4: 2:3 23 22 2:3 24 2:8 
18.|| 2-4 2-8 2:6 2:00 09:50 DA 24 22 22 2:2 24 24 
| ZPU 2-7 2:6 20 | u | DA 25 23 21 25 2all 27 
20 24 25 2:6 24 23 26 24 23 1:9 24 24 22 
21 al 26 2:6 2:6 2:3 24 DA 22 119) 21 24 2:5 
22.| 2:6 | 2-8 25 | 20025100 25 22 19 | 21 24 25 
23.| 2:4 3:0 2:6 a | 28 22 22 20 21 25 27 
24.| 26 2:8 Da 26 24 24 zal 24 189) 21 24 25 
25.| 2:6 2-7 217 2 || Pb | 20 25 21 19 22 23 22 
26.| 2:7 30 2:6 23 | 24 22 18 20 23 25 
21. 2:6 30 2:5 2:12:38 | 200 25 22 Zl! Sl 24 24 
28., 23 2-9 DU 200 2D 2D 2:3 Seil 22 21 zal! 26 
29 24 2:6 25 23 2:6 2:3 22 20 24 26 27 
30.| 25 2:7 2:60 BOT 21 23 20 25 24 DL 
31 29 25 25 2:4 20 29 2:6 


157 


Tabelle +O. 


Ausgeglichene Tagesmittel der Windstärke nach 80jährigen Schätzungen 
(1802—1881). Scala 0—10. 


= z s = = | = = = 
Rous: 100 oN BB ců lei dla 8 |ouži one] měchy 8 
lan). ul E | | RE 
1.| 248 | 250 | 278 | 262 | 265 | 230 | 246 221 | 212 184 | 269 248 
| 2.| 243 | 256 | 268 | 270 | 257 | 221 | 242 | 215 | 212 | 184 | 266 | 2:50 
| 8.| 240 | 257 | 257 | 271 | 241 | 220 | 288 213 | 210 | 1:85 | 257 | 251 
4.| 240 | 258 | 254 | 266 | 231 | 226 | 234 216 | 209 | 186 | 247 | 251 
5.| 240 | 266 | 258 | 253 | 226 | 227 | 237 220 | 201 | 186 | 248 | 248 
6.| 235 | 275 | 266 | 240 | 292 | 295 | 243 | 221 | 188 | 1:89 | 257 | 245 
7.| 235 | 276 | 272 | 242 | 222 | 225 | 244 | 292 | 183 | 197 | 260 | 247 
8.| 237 | 268 | 274 | 257 | 228 | 232 | 242 220 | 185 | 205 | 255 | 254 
9.| 238 | 257 | 275 | 270 | 238 | 236 | 246 | 220 | 191 | 208 | 252 | 259 


11.| 226 | 2:51 
12.| 227 | 255 | 2:98 | 2:69 | 2:38 | 243 | 263 | 206 | 2:15 | 2:14 | 240 | 245 
13 | 2:38 | 2:56 | 2:92 | 268 | 2:37 | 243 | 2:51 | 204 | 2:11 | 214 | 243 | 244 
114. 2:50 | 2:56 | 2:86 | 2:70 | 2:36 | 2:34 | 2:37 | 2:06 | 2:10 | 2:06 | 2:43 | 2:48 
15.| 253 | 254 | 2:78 | 2:71 | 234 | 226 | 2:32 | 209 | 2:12 | 194 | 2:38 | 2:56 
16.|| 244 | 2:63 | 2:67 | 2:66 | 2:36 | 2:27 | 2:34 | 212 | 218 | 194 | 233 | 2:62 
117. 236 | 268 | 2:60 | 257 | 2:39 | 2:32 | 2-35 | 216 | 219 | 2:07 | 234 | 259 
| 18.| 2:35 | 2:66 | 260 | 250 | 2:39 | 234 | 235 | 224 | 2:13 | 223 | 234 | 2:49 
19.| 240 | 2:60 (1261 | 2:46 |, 2:35 | 240. |.2:38| 2:22 | 2:03 | 2:30 | 233 | 2:43 
20.| 2:43 | 254 | 262 | 2:45 | 230 | 244 | 244| 222 | 193 | 225 | 2:36 | 236 
21.| 245 | 258 | 2:61 | 2:49 | 2:29 | 2:42 | 2:47 | 218 | 189 | 2:13 | 2:42 | 236 
22.| 2:43 | 2:72 | 260 | 254 | 234 | 2:35 | 241 | 217 | 188 | 205 | 246 | 244 
23.| 2:42 | 280 | 2:62 | 255 | 236 | 2:34 | 226 | 2:20 | 188 | 2:04 | 2:47 | 246 
24.| 246 | 2:79 | 2:68 | 2:50 | 2:34 | 240 | 222 | 220 | 187 | 205 | 2-43 | 2:38 
25.| 2:53 | 2:78 | 2:70 | 242 | 231 | 2:50 | 2:30 | 2:15 |. 1:90 | 2:04 | 2:37. | 2:30 
26.| 254 | 283 | 2:67 | 236 | 231 | 256 | 235 | 212: | 196 | 201 | 234 | 230 
27.| 244 | 288 | 266 | 241 | 233 | 2:55 | 2:32 | 2:13 | 202 | 201 | 2:34 | 2:36 
28.| 2:35, | 2:85 | 2:67 | 247 | 2:34 | 2:54 | 225 | 2:12 | 2:00 | 2:10 | 2:32 | 2:49 
129. 2:32 2:65 | 2:52 | 2:34 | 256 | 2:24 | 2:13 | 1997. 2:28 | 2:44 | 2:60 


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© 
DO 
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no adí 
x it; nky R + 


158 


Die grösste mittlere Windstärke im Laufe des Jahres ist nach 80jáhrigen Beobach- 
tungen den 12. März mit 2'9 zu verzeichnen, auf welche Zeit ein Häufigkeitsmaximum der 
W-Winde entfällt. Die unruhigste Zeit des Jahres erstreckt sich über die Monate Februar 
und März in Verbindung mit den W-Winden, welche die ganze Zeit hindurch stark vor- 
herrschen. 

Das kleinste Tagesmittel der Windstärke 1:8 weist (Tabelle 40) der 7. September auf. 
Die ruhigste Zeit des Jahres erstreckt sich gleichfalls wie die unruhigste über zwei Monate 
und zwar September und October; sie ist gekennzeichnet durch ein barometrisches Maximum, 
heiteren Himmel und Trockenheit der Luft. 

Der Unterschied zwischen dem grössten und kleinsten Tagesmittel der Windstärke 
beträgt 1:1 Grad, die Entfernung 179 Tage. 

Die Bewegung vom kleinsten zum grössten Tagesmittel und umgekehrt geschieht nicht 
ganz regelmässig, sondern sind zwei Epochen, die eine durch Verkleinerung und die andere 
durch Vermehrung der Windstärke besonders bemerkenswerth. Gegen die Mitte des Winters 
um die Zeit der grössten Kälte tritt eine Schwächung der mittleren Windstärke, welche zu 
Ende des Herbstes und im Anfang des Winters sehr rasch gestiegen ist, ein. Zur Zeit der 
grössten Wärme um die Mitte des Sommers sehen wir das Gegentheil von der Erscheinung 
des Winters, eine Zunahme der Windstärke. Dieser Zuwachs der Windstärke, welcher ca. den 
11. Juli seinen grössten Werth erreicht, steht mit dem sommerlichen Häufiskeitsmaximum 
der W-Winde und dem sommerlichen Luftdruckminimum in Verbindung. 

Man kann somit im Ganzen als Epochen der grösseren Windstärke Anfang und Ende 
des Winters und die Mitte des Sommers, als Epochen geringerer Windstärke, Anfang und 
Ende des Sommers und die Mitte des Winters bezeichnen. 

97. Pentadenmittel der Windstärke. Die grössten Pentadenmittel der Windstärke 
(Tab. 41) finden wir vom 25.—29. Februar und vom 12.—16. März mit 2:9 Gr., das kleinste 
vom 23.—27. September und vom 2.—7. October 1:9 Grad. Der Unterschied beträgt 1:0 Grad. 
Auch nach den Pentadenmitteln machen sich dieselben Erhebungen und Senkungen im Ver- 
laufe der Jahrescurve der Windstärke bemerkbar wie nach Tagesmitteln. 

Dem Mittelwerth 24 kommen gleich die Pentadenmittel vom 6. Mai bis 24. Juni, vom 
20.—29. Juli, vom 28. October bis 26. November im Ganzen 18 Pentadenmittel. Einen grösseren 
Werth als den mittleren haben die Pentaden vom 27. November bis 5. Mai, dann vom 25. Juni 
bis 19. Juli, im Ganzen 37. Unter dem Mittelwerthe befinden sich die ausgeglichenen Pentaden- 
mittel vom 29. Juli bis 27. October, im Ganzen nur 18. Die mittlere Windstärke befindet 
sich durch 3 Monate unter dem Jahresmittel, durch 3 Monate gleicht sie demselben und 
durch 6 Monate ist sie grösser als das Jahresmittel. i 

98. Monatsmittel der Windstárke. Nach den Zusammenstellungen in der Tabelle 
39 erhalten wir als mittlere Windstárke fůr die einzelnen Monate aus 80 Jahren (1802 bis 
1881) nachfolgende Werthe: 

Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
2:44 27m 12:65, 2:6300 Fotos 9:12 43 2:01 2:05 215240 9553 

Die grössten Monatsmittel der Windstärke weisen Februar und März, das kleinste 

September auf; der Unterschied beträgt 0:66. Das Januarmittel erscheint in Folge der 


in. 


159 


Schwáchung des Windes in der Mitte des Winters kleiner als das Decembermittel, das Juli- 
mittel dagegen grósser in Folge der Verstárkung des Windes in der Mitte des Sommers als 
das Junimittel. Dem Jahresmittel gleichen die Monatsmittel von Mai bis Juli, dann im No- 
vember und Jänner, über demselben befinden sich die Monatsmittel im December, dann von 
Februar bis April. 

Berechnet man nach den obigen Werthen die Constanten der Bessel’schen Formel, 
so bekommt man nachfolgende Resultate: 


S, = 2:423 + 0'244 sin (35° 51’ + x) + 0052 sin (121° 50’ + 2x) 
— 0'100 sin (2599 40’ — 3x). 
Werden wie bei den übrigen meteorologischen Elementen die Monatsmittel der Wind- 


stärke aus ganz heiteren Tagen während der Periode 1840—1879 berechnet, so erhält man 
kleinere Werthe als im Mittel aller Tage. 


Jänner Febr. März April Mäi- Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
21 MD 28 240. 22 EAV) 19 18 16 Zeil 2: 


Der Gang der Windstárke bleibt im Ganzen derselbe wie bei den 80jáhrigen Mittel- 
werthen, nur erscheint das winterliche Maximum verschoben vom Februar auf April und das 
Minimum vom September auf October und vom Jánner auf Februar; das Julimaximum ist ver- 


Tabelle +1. 


Fünftägige Mittel der Windstärke nach 80jährigen Schätzungen 1802-1881. 


Scala O—10. 

b | Beo- | Aus- | 2 | Beo- | Aus- | k Beo- | Aus- k Beo- | Aus- 
| zeit |bacht.| gegl. | REN ‚ bacht. | gegl. za: bacht.| gegl. Zei: | bacht. | gegl. 
| | | 
3. Jänner | 25 | 25 | 3. April | 27 | 27 | 2. Juli | 25 | 25 | 5. October. 19 | 20 

8-30) O eds | er | ee ers (kose ky 22 | 21 
13.8, 25 | 25 |13. „ Bl) Mama al IN 26 | 25 15. 0, 21 | 21 
nebo s by oo JME 5 26 | 26 |17., 24 | 25 |20. „ 22 | 22 
ZB) VANA a6 252330 PAB || a BB (P op oP a | 2-3 
DBS 25 | 26 (28. „ | 26 | 25 |27. „ 24 | 24 30.. 5 25 | 24 
2. Februar| 25 | 26 | 3. Mai | 24 | 25 | 1. Aug. | 22 | 23 | 4. Novem. | 25 | 24 
een | aero 8m aa -24 lien, 23|23 | 9. „ 25 | 24 
O 26-2713. aA OSA 22 | 22 14.) „ 24 | 24 
| a 22T B o | em 1 | 20 2216 23 | 24 
N 0287 |P28. 4 N ll D30 0 | 24 | 24 
DE 29 | 28 28. , | 24 | 24 |26 „ 22 | 22 29.00, 24 | 25 
4 Márz | 27 | 28 | 2.Juni | 28 | 24 (31, || 22 | 22 | 4 Decem. | 25 | 25 
C 28, 12:8 TE on a 55 Sent.z 1102101221000 9 S 26 | 26 
AVI 29 | 28 |12.„ | 24 | 24 |ıo „ | 20 | 21 |14. , 26 | 26 
19.0 % 27 |28 |17. „ | 23 | 24 | „0911 0029] 722121118 $ 25 | 26 
2a, Z Z ne Ara 120: 1.108.120, 10.1. 25 | 25 
2984 „5 ZZ 27T PRO | PO EME 26 | 25 
130. „ | 20 | 20 | 
l ll ll 


160 


schwunden. Die kleineren Windstárkemittel aus heiteren Tagen lassen sich daraus erkláren, 
dass heiterer Himmel sich meist in Folge hohen Luftdruckes einstellt, der meist von Calmen 
oder schwachen Winden begleitet wird. Diese erscheinen an ganz heiteren Tagen mit der 
Häufigkeit von 64'2%,. 

Die sowohl aus den 80jährigen Monatsmitteln als auch den Monatsmitteln für ganz 
heitere Tage berechneten Mittel der Jahreszeiten und des Jahres betragen: 


Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 
Gesammtmittel. . . 26 2:6 24 22 24 
Mittel g. heiterer T. 2-1 24 1-9 18 al. 


Die ruhigste Zeit des Jahres ist der Herbst, die unruhigste Winter und Frühling. 
Von den einzelnen Richtungen hat die westliche im Ganzen die grössten Stärken, bei ganz 
heiterem Himmel erscheint dagegen die östliche Richtung am stärksten und ist das Maximum 
im April aus der grösseren Häufigkeit dieser Winde in dem genannten Monate zu erklären. 


Jährlicher Gang in der Häufigkeit der Stürme. 


99. Über die Vertheilung der Sturmtage auf die einzelnen Zeitabschnitte des Jahres 
geben die Zusammenstellungen in den Tabellen 42 und 43 und dann die Curve, welche nach 
den ausgeglichenen Werthen gezeichnet ist, Aufschluss. Demnach schliesst sich die Häufigkeit 
der Stürme an den Gang der mittleren Windstärke an. Das Maximum in der Häufigkeit der 
Stürme entfällt auf den 4.—14. März nahe gleichzeitig mit dem Maximum der Windstärke und 
dem Häufigkeitsmaximum der W-Winde, welches auch eine Verstärkung der Regenhäufiskeit 
mit sich bringt. Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen eines Sturmes in dieser Zeit 
beträgt 0:13 bis 014. Am seltensten sind die Stürme zur Zeit des Minimums der mittleren 
Windstärke vom 5—15. September, hier beträgt die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen 
eines Sturmes nur kaum 0'02. 

Neben der Epoche der grössten Häufiskeit der Stürme bemerken wir noch eine Ver- 
mehrung derselben Anfang November und um die Mitte December. Um die Zeit der grössten 
Kälte tritt eine Abnahme in der Häufigkeit der Stürme ein. 

Vom Maximum der Häufigkeit im März nimmt die Zahl der Stürme anfangs sehr 
rasch, dann langsam bis Mitte Juni ab; von der zweiten Hälfte dieses Monates bis Ende 
August bleibt die Häufigkeit der Stürme ebenso wie die Häufigkeit der Gewitter auf derselben 


Höhe; die Zeit während der Monate September und October ist die ärmste an Stürmen ; die 


Zahl derselben nimmt aber gleich im November und December sehr rasch zu und nach einer 
Abnahme im Jänner stellt sich im Februar und März die sturmreichste Zeit des Jahres ein: 

Wie aus der jährlichen Vertheilung der Stürme zu ersehen ist, sind besonders die 
Übergänge vom Winter in den Frühling und vom Herbst in den Winter, oder mit anderen 
Worten der Anfang und das Ende des Winters durch eine grössere Häufigkeit der Stürme 
ausgezeichnet. Von den beiden Epochen der grössten Häufigkeit der Stürme fällt nur die 
erste nahe mit dem Frühlingsaequinoctium zusammen, die zweite stellt sich 1'/„—2*/, Monate 
später ein als das Herbstaequinoctium. Es kann also nur um die Zeit des Frühlings- 


EB: 
A k 

a : a, 

A 


161 


Tabelle £2. 


Häufigkeit der Stürme in den einzelnen Tagen während 1840—1883. 


= 


"quwaoadl 


"WIOAON 


1940190 


Z 


dag 


genany 


map 


mf 


Te 


udy 


ZI 


1en1g9T 


zenwep 


umye(qg 


I 


10 


| 13. 


2 


22.| 


23. 


24. 


25. 
26. 


27. 


28. 
29. 


90, 
31. 


21 


162 


aeguinoctiums von Aequinoctialstürmen gesprochen werden, die Zeit des Herbstaeguinoctiums 
im September ist dagegen die ruhigste des ganzen Jahres. 

Die Vertheilung der Sturmtage auf die Monate und Jahreszeiten wáhrend der Periode 
1840—1883 gestaltet sich folgender massen: 


Jänner Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. October Nov. Dec. 
Gesammtzahl 97 109 107 ua öl Bl 65 64 43 52 68 84 


Mittel 22 25) Pb 108) dů, E 1 dub W -UZ E 1:9 
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 
Gesammtzahl 290 252 190 163 895 
Mittel 6°6 5:7 43 37 20:3 


Die drei Wintermonate und dann der Frůhlinesmonat März haben die grösste Anzahl 

der Stürme, die Monate September und October die kleinste. Bei den Jahreszeiten bemerkt 
man eine ununterbrochene Abnahme in der Häufigkeit der Stürme vom Winter bis in den 
Herbst, die Zunahme derselben vom Herbst auf den Winter erfolst sehr rasch. 
3 Als Ursache der srössten Häufigkeit der Stürme im Winter haben wir die Vertheilung 
des Luftdruckes úber dem Meere und dem Continente anzusehen. In dieser Jahreszeit sind 
die Unterschiede des Luftdruckes über dem Meere und dem Continente am grössten, die 
Isobaren sind am gedrängtesten. Der Winter ist die günstigste Zeit für die Entwicklung tiefer 
barometrischer Minima, welche meist von stürmischen Winden begleitet werden. 


Tabelle #3. 
Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit der Stürme für Pentaden 1840-83. 


5 Wahr- 5 Wahr- R Wahr- || 5 Wahr- 
Zeit Da schein- Zeit ED schein- Zeit Rus schein- Zeit ae schein- 
| úskeit| jjchkeit figkeit| ehkeit |figkeit| jichkeit | figkeit| Jjchkeit 
l 
1.—5. Ján., 11 |0:050 | 1.—5. April 18 |0:081 |30.—4. Juli 11 0050 |28.—2. Oct. | 5 10'023 
6.—10. „ | 10 [0045 | 6.—-ı10. „ | 16 |0073| 5.9. „ 12 |0054 | 3.7. „ 7 (0082 
11.—15. „ 12 [0:054 || 11.—15. „ 10 |0'045 ||10.—14. „ 8 |0:036 | 8.—12. » 8 0'036 
16.—20. „ 15 | 0'068 | 16.—20. „ 7 |0:032 |15.—19. „ | 11 |0'050 |13.—17. „ 7 10'032 
21.—25. „ 23 |0'104 |21.—25. „ 15 | 0068 |20.—24. „ 10 |0'045 |18.—22. „ 12 10'054 
26.—30. „ 23 |0'104 |26.—30. „ 12 |0:054 |25.—29. „ 15 | 0:068 |23.—27. „ 6 0:027 
31.—4. Feb.| 13 |0:059 1.—5. Mai 7 |0:032 ||30.—3. Aug.|| 11 0'050 |28.—1. Nov. 14 |0:063 
5.—9. „|| 29 0132| 6-10. „ | 13 [0059 | a8. „ 9 [0040 2—6. „ | 13 |0:059 
10.—14. „ | 12 |0:054 |11.—15. ,„ | 9 |0:040 || 9.—18., 7 \oo32 | —ı1. „ | 16 [0073 
15.—19. „ 19 0'086 | 16.—20. „ 13 | 0'059 |14.—18. „ | 8 |0:036 |12.—16. n 10 0045 |. 
20.—24. „ 17 |0:077 | 21.—25. i 9 10'040 |19.—23. „ 10 |0:045 |17.—21. „ 11 10050 
25.—1. März|| 25 |0:114 | 26.—30. n 12 |0'054 |24.—28. „ 7 |0:032 ||22.—26. „ 14 0'063 
2.6. » 21 |0:095 | 31.—4. Juni 8 |0:036 |29.—2. Sept. | 19 |0:086 |27.—1. Dec. 2 0'009 
7—1., | 25 |o114 | 5.9, „ 9 10040 | 3.—7. „ 3 |ooıs | 2-6. „ | 4 [001 
12.—16. „ 31 01141 |10,—14. „ 9 10:040 | 8.—12. a 2 10:009 | 7.—11. „ 15 | 0:068 
17.—21. „ 10 |0:045 | 15.—19. „ 10 |0:045 | 13.—17. „ 11 |0°050 |12.—16. „ 19 |0:086 
22.—26. „ 6 |0:027 | 20.—24. „ 16 |0:073 |18.—22. „ 9 0040 |17.—21. „ | 19 |0'086 
27.—31. „ 11 0:050 | 25.—29. „ 10 0045 |23.—27. „ 8 0:036 | 22.—26. „ 15 | 0068 
27.—31. „ | 11 [0:050 
\ 


ee, 


165 


Der grösste Theil der Stürme gelangt zu uns vom atlantischen Ocean mit Ausnahme 
des Sommers, zu welcher Zeit meist locale Stürme von kürzerer Dauer, die häufig von Ge- 
wittern begleitet werden, sich einstellen. Dadurch, dass die Centra der Sturmfelder, welche 
vom atlantischen Ocean gegen NE in die Polarregion fortziehen, weit im N von Prag sich 
befinden und dieses fast immer auf der südlichen Seite des Sturmwirbels zu liegen kommt, 
wird das Vorherrschen der westlichen Winde bei den Stürmen erklärt. Diese beginnen meist 
mit SE und drehen sich dann durch S und SW nach W und NW; bei W erreichen sie ge- 
wöhnlich die grösste Stärke. 

Die Richtung der Stürme in Prag ist vorwiegend westlich, wenn man dieselbe für 
den Zeitpunkt der grössten Stärke derselben fixirt; mehr als die Hälfte der beobachteten 
Stürme, 51:89, kam aus W, 19°, aus SW, 16°), aus NW, 5:89; aus N, 439%, aus S. u. s. w. 


Jährlicher Gang des mittleren Wasserstandes der Moldau. 


100. Mittlere Höhe des Wasserstandes. Der mittlere Wasserstand der Moldau 
hat einen deutlich ausgesprochenen jährlichen Gang mit dem höchsten Werthe im März und 
in der ersten Hälfte April 422 em und dem niedrigsten im September 5:5 em ü. d. N. und 
ausserdem mit einem zweiten Maximum im October 10:2 und einem zweiten Minimum im No- 
vember 86 em ü. d. N. Die Jahresamplitude (Differenz zwischen dem höchsten und dem nie- 
drigsten Monatsmittel) beträgt 36:7 cm. Die mittlere Wasserstandshöhe steigt vom Minimum im 


Tabelle 44. 
Monats- und Jahresmittel des Wasserstandes der Moldau in cm. 

1840—1879. 
| Mittel Maximum Jahr Minimum Jahr Differenz 
Berlänner 3.2. ! 16:65 41:4 1852 — 102 1874 51:6 
EDATE E 33:18 88-8 1876 — 207 1858 109-5 
VAT ZR 1.0211) 95:2 1876 der 1865 875 
KDS ooo roje | 4214 881 1845 140 1866 741 
ME o 6 5 02b) 673 1867 51 1848 62:2 
Jun een 9923:52 933 1853 — 29 1842 962 
AVE VA RS dh (1458 65:8 1843 — 231 1842 88:9 
August . 4.1138 522 1858 — 273 1842 79:5 
September . . 5:50 44-9 1844 — 232 1868 68.1 
October.. . . 10:19 42-7 1847 — 223 1874 65:0 
November . || 8:61 564 1851 — 23:4 | 1874 179-8 
December . . . 12:74 52:8 1854 — 202 1874 73:0 
Ahn rue 20:61 38:0 1867 — 10 1874 39:0 


DIE 


164 


September anfangs nur langsam und mit Unterbrechungen bis Jänner, von da sehr rasch (die 
Zunahme von Jänner bis Februar 16:5 cm) zum Maximum im April. Die rascheste Abnahme 
des mittleren Wasserstandes findet gleich nach dem Eintreffen des Maximums statt, indem die 
mittlere Wasserstandshöhe vom 15. April bis 15. Mai um 13'7 cm sinkt. Diese rasche Abnahme 
des Flusswassers wird im Juni durch den Eintritt der Sommerregenzeit aufgehalten, so dass 
die Höhe vom 15. Mai bis 15. Juni nur um 49 cm sinkt; in den nachfolgenden Monaten | 
geht dann die Abnahme des Wasserstandes bis zum Minimum wiederum schneller vor sich. 

Mit der jáhrlichen Vertheilung der Niederschlagsmenge zeigt der jáhrliche Gang des 
mittleren Wasserstandes fast gar keine Übereinstimmung. Denn der höchste mittlere Wasser- 
stand fällt im Verlaufe des Jahres nicht mit der grössten gefallenen Regenmenge im Juni, 
sondern schon viel früher mit der Schneeschmelze im Frühjahr zusammen und der niedrigste 
Stand findet nicht zur Zeit der kleinsten Niederschlagsmenge im December oder Februar, 
sondern schon früher im September statt, wo der Himmel am heitersten und der Nieder- 
schlag am seltensten ist. 

Die mittlere Höhe des Wasserstandes der Moldau im den Jahreszeiten und im Jahre 
für die einzelnen Decennien und die ganze Beobachtungsperiode (1840—1879) in cm über 
dem Nullpunkte des Normale war folgende: 


Periode Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 
1840—49 2084 39:31 20:54 1272200 23:23 
1850—59 22:20 36:50 22:00 10:77 22:81 
1860—69 2113 33:18 13:02 483 18:05 
1870— 79 18:86 39-74 10:37 4:58 18:40 
1840—79 20:76 3718 16:48 8:10 20:61. 


Nach den Jahreszeiten ist die Moldau im Frühling am wasserreichsten (372 cm), im 
Herbst am wasserärmsten (81 cm); im Winter kommt der mittlere Wasserstand (20:8 cm) 
dem des ganzen Jahres nahe gleich; denn das Jahresmittel beträgt 20:6 em. Das höchste 
Jahresmittel wurde im Jahre 1867 mit 37:98 em ü. d. N., das niedrisste im Jahre 1874 mit 
1:0 cm u. d. N. beobachtet. Die Differenz beträgt 39 em. Auffallend ist die grosse Abnahme 
des mittleren Wasserstandes im Sommer und Herbst während der 2 letzten Decennien, die 
wohl einer gleichzeitigen aber verhältnissmässig kleinen Abnahme der Regenmenge in Prag 
entspricht. Inwiefern diese Erscheinung mit der Entwaldung des Landes zusammenhängen 
sollte, wird später untersucht. 


101. Extreme Höhen des Wasserstandes. Das mittlere Maximum des Wasser- 
standes (Tab. 45) zeigt im Laufe des Jahres einen von dem mittleren Stande überhaupt ab- 
weichenden Gang, indem das Hochwasser sich etwas früher als der höchste mittlere Stand und 
zwar schon im Februar oder März (meist mit dem Eisgange) einstellt. Das mittlere Minimum 
erreicht seinen grössten Werth im April mit — 22:3 em und den niedrigsten im December 
mit — 93 cm. 

Das mittlere jährliche Maximum des Wasserstandes wurde auf 185°3S em über dem 
N., das Minimum auf 20:5 cm unter d. N. berechnet; die Differenz beträgt 206:3 cm. Das 
absolute Maximum während der ganzen Beobachtungsperiode fiel auf den 29. März 1845 mit 


165 


535 cm ü. d. N., das absolute Minimum auf den 24. August 1842 mit 393 cm unter d. N.; 
die absolute Schwankung beträgt 5743 cm. 

Hohe Wasserstánde der Moldau während des 40jährigen (1840—1879) wurden noch 
beobachtet: 


2. Febr. 1862 . 445 cm ü. d. N. 8./9. April 1865 . 282 cm ü. d. N. 
26. Mai 1872.379 „ 5 29. Jänner 1867 . 261 „ 3 
19. Febr. 1876 . 370 „ An 31. März 1860 . 240 „ > 


Den mittleren Maximalstand úberstieg das Hochwasser 22mal aber nur in der ersten 
Jahreshälfte vom Jänner bis incl. Juni; in der zweiten Jahreshälfte vom Juli—December er- 
reichte während der ganzen Zeit kein Wasserstand die Höhe von 186 cm ü. d. N. 

Im Durchschnitte fällt die Eintrittszeit des höchsten jährlichen Wasserstandes auf 
den 17. März (nach dem Maximum der die Schneschmelze fördernden W-Winde) und erschien 
am frühesten den 21. December 1869 und am spätesten den 3. August 1858. Die Häufig- 
keit desselben war: December 1, Jänner 6, Februar 11, März 9, April 3, Mai 7, Juni 1, Juli 
1, August 1; das jährliche Minimum erschien am häufigsten im December 11mal, Jänner 
Tmal, August und November 5mal etc. 

Der Eisgang fällt im Mittel aus allen Beobachtungen auf den 4. Februar (fast gleich- 
zeitig mit dem 1. winterlichen Maximum der W-Winde); am frühesten traf derselbe den 
8. December 1856, am spätesten den 6. April 1865 ein, was einen Zwischenraum von 119 
Tagen ergiebt. Die Häufiskeit des Eisganges in den einzelnen Monaten war: December 5 
Jänner 20, Februar 14, März 10, April 1. 


I 


Tabelle +5. 
Monatliche und jährliche Extreme des Wasserstandes der Moldau in cm. 


Mittleres | Absolute Extreme | 
1840 1879. 0500 | Difer:) Paar Differenz 
| | Max. | Tag | Jahr Min. Tag | Jahr | 


| 
Ä | | 
| 


| | 
83:6 | 260-8 | 29. | 1867 |—30:3| 3. |1842 | 2911 


Jämer. . . „| 781) —55, | | 
Februar . . . | 1069 48 1021. 4450 | 2. | 1862 |—260| 10. |1874| 4710 | 
März „|1040| 1531| 88:7 |5350 | 29. |1845 | —2837| 1. 1858| 5587 
April | 779| 228 55112818 | 8/9. | 1865 — 53| 1. [1865| 287-1 
Malt een. 71-4 86 | 628 | 3787 | 26. | 1872 — 287 | 31. 1846 | 4024 
Tank ar. Are 56:9 41| 528 | 1920 | 19. | 1853 | —260| 18. |1875 | 2180 
Jul% | 480 | — 10, 440 | 1754 | 12. | 1843 |— 352 | 18. 1842| 2106 
August. . . .| 369| —50, 41:9 | 1790 | 3. | 1858 |— 39-3 | 24. | 1842| 218-3 


| September . „| 219 | —38| 257 | 874, 21. | 1844 | —389 14. 1842| 1263 
| October . . -| 265| —11| 276| 804, 29. | 1847 |—380| 8. |1874| 1134 


| November 5 | a2 | B | 377 | 975 | 15. | 1851 |— 263 | 22. | 1856 || 123-8 
December . .| 417 | —9'3| 51:0 | 1396 | 25. | 1875 | — 32:4 | 17. | 1842 | 1720 

| | 

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Berichtigungen: Die Seehöhe des Barometers ist genauer 201'8 m, des Normalpunktes am Pegel vor 
den altstädter Mühlen 18595 m; pag. 17 soll stehen: 1876/85 anstatt 1876/87 und 1868—86 anstatt 1868—87 


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DIE FARNE 


DER 


BÖHMISCHEN KREIDEFORMATION. 


VON 


Dr. JOSEF VELENOYSKY. 


Mit 6 Tafeln und ı Textfigur. 


(Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, 2. Band.) 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. 8.) 


PRAG. 


Verlag der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Grégr. 
1888, 


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Die vorliegende Arbeit, welche schon drei Jahre auf ihre Veröffentlichung warten 
musste, ist nur als Fortsetzung der früher erschienenen Publicationen „Die Flora der böh- 
mischen Kreideformation“ (Mojsisovics und Neumayer, Beiträge zur Palaeontologie Osterreich- 
Ungarns und des Orientes, Wien) und „Die Gymnospermen der böhmischen Kreideformation“ 
(Prag, 1886) anzusehen. 


Die Arbeit selbst ist in derselben Art ausgeführt wie die bereits citirten Publicationen, 
es sind hier nämlich alle Farnformen aufgezählt, welche in den Kreideschichten Böhmens 
überhaupt vorkommen ohne Berücksichtigung dessen, ob sie im Sinne der Botanik bestimmbar 
oder unbestimmbar sind, eine Methode, welche zwar die Kenntniss der Pflanzentypen der 
Kreide in bedeutendem Grade vermehrt, der wissenschaftlichen Botanik aber nur theil- 
weise beiträgt. 

Nebstdem erlaube ich mir im Anhange die einzige böhmische Kreide-Lycopodiacee 
zu beschreiben. 


Seit dieser Zeit, als das in dieser Abhandlung bearbeitete Material zum Studium ge- 
langte, sind noch viele ziemlich schön erhaltene Farne anderer Arten in den Cenomaner- 
Schichten Böhmens entdeckt worden, welche nach einigen Jahren, falls sie sich wenigstens 
annähernd bestimmen lassen, in einer grösseren Publication veröffentlicht werden können. 

Wie immer, so war mir auch diesmal Herr Prof. Dr. Ant. Frič bei meinen phyto- 
palaeontologischen Studien mit Rath und That in grossmüthigster Weise zur Hand, wofür ich 
meinen innigsten Dank ausspreche. 


Prag, 19. März 1888. 


Der Verfasser. 


1* 


Verzeichniss aller in der Arbeit enthaltenen Arten. 


Gleichenia Zippei Corda. Asplenium Foersteri Deb. et Ett. 
G. delicatula Heer. - Asplenites dubius Vel. 

G. acutiloba Heer. Kirchnera arctica Heer. 

G. rotula Heer. K. dentata Vel. 

G. multinervosa Vel. Jeanpaulia carinata Vel. 

G. crenata Vel. Pecopteris minor Vel. 

Marattia cretacea Vel. Dicksonta punctata Strnb. 
Thyrsopteris capsulifera Vel. Oncopteris Nettvalli Dorm. 
Laceopteris Dunkeri Schenk. Tempskya varians Corda. 

Pteris frigida Heer. Selaginella dichotoma Vel. 


P. Albertint Dunk. 


Die Summe aller Farne beläuft sich also auf 20 Arten nebst einer Lycopodiacee. 

Von diesen sind die Gleichenia Zippei, Thyrsopteris capsulifera, Lac- 
copteris Dunkeri, Pteris frigida, Kirchnera arctica, wenn wir auch auf die 
neuen Funde Rücksicht nehmen, in den Perucer Schichten allgemein verbreitet. Es waren 
gewiss die gewöhnlichsten Farne der Kreideperiode. 

Was die Wahrscheinlichkeit der Bestimmung einzelner Formen anbelangt, kann man 
Folgendes hervorheben: 

Wir können mit voller Bestimmtheit behaupten, dass die Gattung Gleichenia und 
zwar in verschiedenen Arten zur Zeit der Kreideperiode existirte. Die Analogie ähnlicher 
Entdeckungen in anderen Ländern und vor Allem in der arctischen Zone bestätigt diese Be- 
hauptung. Die Gl. Zippei und Gl. delicatula sind zwei gute, von allen bekannten ver- 
schiedene und zur botanischen Bestimmung sehr taugliche Arten. 

Zweifelhaft und zur Bestimmung ungenügend ist die Marattia cretacea. Hier 
kann nur eine Vermuthung über die systematische Stellung geäussert werden. j 

Höchst interessant, sowohl durch die vollkommene Erhaltung als auch durch ihre 
verwandtschaftliche Beziehung ist die Thyrsopteris capsulifera. Aus dem Erhaltungs- 
zustande und der Ähnlichkeit mit einigen Arten aus der Jura können wir mit Recht sagen: 
Es existirte zur Kreidezeit in Böhmen ein Farntypus aus der nächsten Verwandtschaft der 
Gattungen Dicksonia und Thyrsopteris; weil wir seine Überreste überall mit den 
Farnstämmen vorfinden, welche auch nach der Gutachtung Heer's zur Dieksonia (Proto- 
pteris punctata) angehören, so ist es sehr wahrscheinlich, dass sie zusammengehören, und somit 


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wird auch die Bestimmung der Blattüberreste noch wahrscheinlicher. Überdies sehen wir, 
dass dieser Farntypus aus der mesophytischen Zeit bis in die Kreideperiode fortschreitet. 

Ziemlich zweifelhafter Stellung ist die Laccopteris Dunkeri. Es lässt sich aber 
hoffen, dass bei dem so häufigen Vorkommen in den Perucer Schichten noch besser erhaltene 
und fruchttragende Überreste aufgefünden werden, welche uns die Auskunft geben könnten, 
wohin man diesen jedenfalls uralten Farntypus stellen soll. 

Die beiden Pteris-Arten, obwohl unfruchtbar, scheinen wegen der Nervation und 
Blattform wohl zur Gattung Pteris anzugehören. Dies bestätigen auch die fruchttragenden 
Exemplare derselben Form und aus denselben Schichten, welche Heer beschrieb. 

Die Asplenium-Bruchstücke sind unbestimmbar. Die Gattung Asplenium enthält 
eine so grosse Artenanzahl des verschiedensten Habitus, so dass man nur bei sehr instru- 
ctivem Materiale ein verlässliches Urtheil fällen kann. 

Bei den Kirchnera-Arten kann man nur mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit be- 
haupten, dass sie überhaupt zu Farnen gehören. Es ist aber wohl interessant, dass sie an 
die Farnformen der palaeo- und mesophytischen Periode auffallend erinnern. 

Die Jeanpaulia ist als Farn üherhaupt ziemlich verdächtig. Wenn wir dieselbe 
hieher stellen, so thuen wir es nur auf Grundlage der analogischen Formen aus fremden 
Kreideschichten. Eine weitere Prüfung derselben muss noch in Zukunft stattfinden. 

Die Pecopteris minor ist ein Farn. 

Die drei Farnstimme sind zum praecisen Studium schön erhalten und lassen keinen 
Zweifel zu, dass sie erstens den baumartigen Farntypen angehören, zweitens dass es drei ver- 
schiedene Arten sind, drittens dass sie mit den Blattüberresten, mit welchen sie vorkommen, 
verbunden werden können. Es wäre eine verdienstvolle Arbeit alle lebenden Baumfarnstämme 
anatomisch und morphologisch zu durchstudiren, welche dem Studium fossiler Farnstämme als 
verlässlicher Leitfaden dienen müsste. 

Die historischen Tempskyen sind ausgesprochen als Stammstücke eines Farnes 
anzusehen und wegen der auffallend ähnlichen anatomischen Beschaffenheit mit Dicksonia 
punctata zusammenzuziehen. 

Von der Selaginella lässt sich mit Bestimmtheit nur so viel sagen, dass sie ent- 
weder zur echten Gattung Selaginella oder in ihre nächste Verwandtschaft angehört. 

Auf dieser Stelle sei noch die Erwähnung gemacht, dass die Blattüberreste, welche 
in meinen Gymnospermen unter dem Namen Thinnfeldia variabilis Vel. unter den 
Cycadeen aufgeführt sind, einer echten Sagenopteris angehören. Auf diese Deutung 
wurde ich durch die freundliche Mittheilung des H. Prof. Nathorst aufmerksam gemacht. 
Das Vorkommen der mesophytischen Sagenopteris in der mittleren Kreideformation ist über- 
raschend und es ist zugleich ein weiterer Beweis, dass die Cenomaner Flora mit jener der 
Jura und des Lias innigst zusammenhängt. 


Filices. 


Gleicheniaceae. 


Gleichenia Zippei Corda sp. 
Tafel III. Figur 3—7. 


Pecopteris Zippei, Corda in Reuss’ Versteinerung der böhm. Kreideformation. S. 95. 
Taf. 49. Fig. 2. 

Gleichenia Zippei, Heer, Flora von Quedlinburg. Die Kreidefl. d. arch. Zone. 8. 44. 
Flora von Grónland. 


Blattfragmente zweimal gefiedert, mit je einer starken Mittelrippe und zahlreichen, 
beinahe senkrecht abstehenden, langen, allmálie nach vorn sich verschmälernden Fiedern. 
Fiederchen dicht beisammenstehend, stumpf abgerundet, nach vorn gerichtet. Der Mittel- 
„ nerv der Fiederchen fein, die seitlichen schief abstehend, spärlich, gegabelt oder einfach. Die 
kreisrunden Sori zu 3—4 beiderseits des Mittelnerven. 

In den Perucer Schieferthonschichten und Sandsteinen bei Peruc, Mšeno, Vyše- 
rovic, Kaunic und Liebenau. Besonders in dem Perucer Fundorte ist diese Art häufig. 

Es stehen uns zwar keine gabelis verzweigten grossen Blattstücke zur Verfügung, 
die vorhandenen Fragmente genügen jedoch zur richtigen Bestimmung. Die Blattfiedern stehen 
dicht beisammen, sind mehr oder weniger verlängert und vom Grunde gegen die Spitze hin 
sehr allmälig verschmälert, also nicht mit parallelen Rändern. 

Das Blattstück Fig. 3. von Vyšerovic ist ein grösseres Fragment, vielleicht das End- 
glied eines gabeligen Wedels. Seine Fiedern sind kurz aber dicht nebeneinander einer starken, 
regelmässig von einer Mittelfurche durchzogenen Hauptrippe aufsitzend. Fig. 5. ist eine Blatt- 
fieder auch von VySerovic aber von bedeutender Länge und etwa derselben Form wie die 
Blattfiedern des Corda’ischen Originals. 

Der Mittelnerv der Blattfiedern ist scharf, dünn, schlank. Die Fiederchen dicht, unter- 
einander frei oder nur ein wenig am Grunde zusammenfliessend, stets schwach nach vorn ge- 
richtet und vollkommen stumpf abgerundet. Die Nervation der Fiederchen tritt selten deutlich 
hervor; dieselbe ist aus einem feinen Mittelnerven und mehreren einfachen oder gabeligen 
Seitenästen zusammengesetzt (siehe die Vergrösserung Fig. 7.). 

Sehr gut erhalten ist die fruchtbare Blattfieder Fig. 4 von Peruc. Man findet hier 
etwa in der Mitte der Gabelnerven beiderseits des Mittelnerven 3—4 kreisrunde Sori, in 
welchen unter der Luppe zahlreiche, feine Punkte, wahrscheinlich die Sporenabdrücke kennt- 
lich sind. Auf einigen Soren sind scharfe Furchen wahrzunehmen, welche den Sorus in 2—3 


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radiale Segmente theilen. Nach Heer (l. c.) sind es die 2—3 grossen Sporangienabdrücke. 
In der Vertiefung nach einem Sorus ist immer eine erhabene Anheftungsstelle der Spo- 
rangien sichtbar. 

Die Sori und ihre Sporangien, die Blattfiedern und ihre Nervation kennzeichnen die 
vorliegenden Farnüberreste als eine echte Gleichenia. Die Beschreibung und Abbildungen 
der Gl. Zippei Heer's (l. c.) stimmen vollständig mit unserer Art überein. Corda’s Ori- 
ginal (1. c.) stellt ein Blattstück mit sechs seitlichen Fiedern dar, welche eben so wie die grón- 
ländische Pflanze nach vorn merklich verschmälert sind und zweifellos derselben Art ange- 
hören. Das Bruchstück Fig. 6. stammt aus dem Mšenoer Fundorte, welcher nicht weit von 
Peruc ist und dieselbe Flora enthält; dasselbe stimmt mit Corda’s Original gut überein. 


Gleichenia delicatula Heer. 
Tafel III. Figur 12—14. 


Blätter gabelig getheilt mit Knospen in einzelnen Gabelwinkeln. Gabeläste ziemlich 
dünn, lang, mit dicht stehenden, kurzen, schmal-linealen Fiedern. Fiederchen dicht, so lang 
als breit, stumpf abgerundet, bis zum Fiedernerven untereinander frei, senkrecht abstehend. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Jinonic, Landsberg und Melník an 
der Säzava. 

Ein charakteristischer und leicht erkennbarer Farn. Die Blattfiedern stehen so dicht 
beisammen, dass sie sich mit den Rändern berühren; sie sind sehr schmal-lineal, mit paral- 
lelen Rändern und auffallend kurz. Die kurzen, rundlichen Fiederchen sind scharf im Schiefer 
abgedrückt und dort, wo die verkohlte Blattsubstanz noch erhalten ist, aus der Steinober- 
fläche kissenartig hervortretend, was nur für ihre ehemalige lederartige Beschaffenheit spricht. 
Auf einzelnen Fiederchen ist weder eine Nervation noch ein Sorus wahrzunehmen. Heer 
beschreibt (Die Kreide-Flora der arct. Zone. S. 54.) aber einen Sorus am Grunde einzelner 
Fiederchen. 

Das Wedelstück von Melnik Fig. 12. hat besonders gut erhaltene Blattfiedern und 
eine deutliche Knospe, welche im Winkel der beiden Gabeläste sitzt. Dieselbe Knospe sieht 
man auch auf dem Fragmente Fig. 13. von Landsberg, auf welchem aber die Blattfiedern 
grösstentheils abgebrochen sind. Bei Fig. 14. ist ein Blattfiederstück vergrössert dargestellt. 

Alle Merkmale dieser zierlichen Art, besonders aber die Winkelknospen weisen 
deutlich auf die Verwandtschaft mit der Gattung Gleichenia hin, obwohl die Fructification 
nicht vorhanden ist. Heer vergleicht die Gl. delicatula mit der Gl. dicarpa R. Br. 
aus Australien; dieselbe ist aber auch der lebenden Gl. microphylla sehr ähnlich. 

Heer's Gl. delicatula (l. c.) aus Aukrusak und Kome in Grönland ist sicher mit 
der böhmischen Pflanze identisch. 


Gleichenia acutiloba Heer. 
Tafel II. Figur 8—10. 


Gabeläste mit ziemlich langen, schmal-linealen Fiedern. Fiederchen aus breitem 
Grunde in eine scharfe Spitze ausgezogen, untereinander frei, klein. 


In den sandigen Perucer Schieferthonschichten bei Landsberg. Es legen sich auf 
diesem Fundorte ziemlich mächtige, graue oder schwarz-graue Schiefer auf die Perucer 
Quadersandsteine; die unterste Schicht dieser Schiefer, welche mit feinem Sande und mit 
Glimmer durchgemischt ist und gleich auf den Sandsteinen ruht, enthält eine Menge von 
Bruchstücken dieses Farnes; andere Pflanzenabdrücke kommen hier nicht vor. 

Diese Art ist leicht von allen anderen Arten durch die scharf zugespitzten Fiederchen 
zu unterscheiden. Die Blattfiedern sehen scharf gesäst aus. Die Fiederchen sind untereinander 
frei oder nur schwach am Grunde verwachsen (siehe die Vergrösserung Fig. 10.) und zumeist 
mit einer schwarzen Rinde nach der ehemaligen dicken Blattsubstanz überzogen. Die Blatt- 
fiedern sind schmal, lang, mit parallelen Rändern und dicht beisammen stehend. j 

Irgend eine Fructification konnte ich nicht beobachten; eben so tritt die Nervation 
auf den Fiederchen schwach hervor, so dass ich kaum feststellen konnte, ob dieselbe aus ein- 
fachen oder gegabelten Nerven besteht. Die Vergrösserung eines Fiederstückes bei Fig. 10. 

Die Form der Blattfiedern und Fiederchen stimmt mit jener der Gl. acutiloba 
Heer aus Grönland (Die Kreide-Flora der arct. Zone. S. 95) und von Quedlinburg (Die Flora 
von Quedlinburg) gut überein. Wie viel aber die Gl. gracilis Heer’s von dieser Art ver- 
schieden ist, ist mir weder aus den Abbildungen, noch aus der Beschreibung Heer’s klar. 


Gleichenia rotula Heer. 
Tafel III. Figur 11. 


Heer. Die Kreide-Flora der arct. Zone S. 48. 


Das einzige abgebildete Blattfiederfragment rührt aus den Perucer Schieferthon- 
schichten von VySerovic her. Dasselbe ist sicher von allen böhmischen Gleichenia- 
Arten specifisch verschieden, da die Fiederchen beinahe rundlich, am Grunde herzfórmie und 
senkrecht der Mittelrippe aufsitzend sind. Die Nervation ist nur durch einen tiefen Mittelnerv 
am Grunde der Fiederchen angedeutet. Die Fiederchen sind lederartie, mit ihren Rändern 
kissenartig aus dem Schiefer hervortretend. 

Die Blattfiedern der G. rotula Heer (1. c.) aus Grönland sind auf den Abbildungen 
Heer’s sehr ähnlich dargestellt, so dass unser Fragment wahrscheinlich dieser Art angehört. 


Gleichenia multinervosa sp. n. 
Tafel III. Figur 1, 2. 


Blattfiedern ziemlich lang, lineal, dicht beisammen stehend. Fiederchen länger als 
breit, nach vorn gerichtet, stumpf abgerundet, an der Spitze verschmälert, untereinander frei, 
mit mehreren gabeligen oder einfachen feinen Nerven. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Peruc und Jinonic. Das schöne Blatt- 
stück Fig. 1. liegt auf einer Schieferplatte von Peruc. Die Fiedern sowie die Fiederchen sind 
überall sehr gut und deutlich abgedrückt und auf den letzteren tritt besonders die Nervation 
deutlich hervor. Die Nerven der Fiederchen sind bald gegabelt bald einfach. 


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Es ist nicht so leicht diese Art mit Heer's Kreide-Arten zu vergleichen. Von der Gl. 
delicatula ist Sie sicher verschieden, wie es aus den abgebildeten Fragmenten zu sehen ist. 
Die Fiedern stehen zwar auch dicht beisammen, diese sind aber viel länger, breiter und nicht 
so rigid wie bei der ersteren. Die Fiederchen sind ganz anders gestaltet. 

Unser Fragment steht auch der Gl. gracilis und Gl. mieromera Heer'’s (Die 
Kreide-Flora der arct. Zone) ziemlich nahe. Von der letzteren ist es aber durch die an der 
Spitze verschmälerten, mit der ganzen Basis der Mittelspindel angewachsenen Fiederchen, 
von der ersteren durch die nicht spitzen Fiederchen und gabeligen Nerven verschieden. 

Von der G1. Zippei ist die Gl. multinervosa durch kürzere und schmälere Fiedern 
und die zur Spitze verschmälerten und bedeutend kleineren Fiederchen verschieden. Eine 
Fruchtbildung fand ich auf urserem Blattüberreste nicht. 


Gleichenia crenata sp. n. 
Tafel III. Figur 15—17. 


Blattfiedern schmal-lineal, mit parallelen Rändern; Fiederblättchen bis in die Hälfte 
verwachsen. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Vyšerovic nicht selten. Wir haben von 
dieser Farn-Art mehrere Bruchstücke gefunden, von welchen die zwei abgebildeten am besten 
erhalten sind. Die Blattfiedern sind schmal und dicht beisammen stehend, so dass sie 
dem Ansehen nach einer Gleichenia ähneln. Die Fiederbláttchen sind sehr hoch unter- 
einander verwachsen, so dass die Fiedern nur tief gekerbt erscheinen (siehe die Vergrösserung 
Fig. 17.). An ihren Enden sind sie abgerundet oder nur schwach zugespitzt. Die Nervation 
tritt überall deutlich hervor und zeist dieselbe Zusammensetzung wie die Gleichenien, nämlich 
feine Mittel- und Secundärnerven, welche regelmässig gegabelt sind. 

Wir besitzen keine Früchte und so bleibt die definitive Bestimmung dieses Farnes 
bis jetzt provisorisch. Weil aber auch bei einigen Heerischen Gleichenia-Arten das Zusammen- 
wachsen der Fiederblättehen in hohem Grade geschieht und weil die Nervation unserer Bruch- 
stücke den ausgesprochenen Gleichenia-Charakter trägt, so ist die Stellung derselben unter 
der Gattung Gleichenia wenigstens höchst wahrscheinlich. 


Marattiaceae. 


Marattia eretacea sp. n. 
Tafel I. Figur 13. 


Das Blatt flach, gross, länglich, am Rande fein gezähnt, mit einem nicht starken 
Mittelnerven und zahlreichen Seitennerven, welche sich mehrmals gabelig verzweigen. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Melnik an der Sázava nur in dem ab- 
gebildeten Exemplare. 


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10 


Der vorhandene Abdruck ist zwar sehr schön erhalten, ist aber leider nur ein Frag- 
ment eines ganzen Blattes oder eines Fiederbláttchens. Die Ränder sind ein wenig in Folge 
des Druckes gefaltet, zeigen aber eine deutliche, dichte Bezahnung. Am Grunde ist das Blatt 
abgebrochen, vorn deutlich ausgebuchtet. Die Mitte durchläuft ein nicht starker, schlanker 
Mittelnerv, von welchem zahlreiche mehrmals sich verzweigende dünne Seitennerven auslaufen. 
Die letzteren treten aus der Schieferplatte ziemlich scharf hervor. 

Eine sichere Deutung dieses Farnes ist freilich wegen seiner Unvollkommenheit absolut 
unmöglich. Ich habe zur Bestimmung desselben alle Farne, welche mir zugänglich waren, 
durchgesehen und sehr ähnliche Typen gefunden, welche aber den verschiedensten Gattungen 
und Familien angehören. Die Gattung Marattia weist jedoch bei einigen Arten die ähn- 
lichsten Blätter auf, welche dieselbe Bezahnung des Randes und dieselben dichten und wieder- 
holt gegabelten Seitennerven besitzen. Die Spitze unseres Fragmentes ist ausgeschnitten, was 
ich aber nur für einen abnormen Fall halte, weil diese Erscheinung bei den Farnblättern sehr 
häufig vorkommt. Unser Blatt war auch mit einer verlängerten Endspitze versehen wie die 
Fiederblätter der Marattien. Der Ausschnitt deutet auf die Neigung des Blattes zur Dicho- 
tomie, welche bei vielen Blättern so häufig erscheint. Falls sich durch weitere Funde diese 
Deutung unseres Farnüberrestes bestätigt, so wird die M. cretacea die erste bekannte Art 
der Gattung Marattia sein, welche viele Vorfahren in der mesozoischen Zeit hat und sich 
der von Heer in der Kreideformation entdeckten Danaea anschliesst. 


Oyatheaceae. 


Thyrsopteris capsulifera sp. n. 
Taf. I. Fig. 6—12. 


Blätter dreimal gefiedert. Fiedern lang, lineal, gegen die Spitze hin allmälig ver- 
schmälert. Fiederchen unsymmetrisch-rhombisch bis lanzettlich, ungleich gekerbt-eingeschnitten 
bis ganzrandig, durch zahlreiche, dichte, strahlförmig auseinanderlaufende Nerven gestreift. 
Sporangien in kapselförmig umgebildeten Fiederchen am Ende der Fiedern eingeschlossen. 


In den Perucer Schieferthonschichten bei Kaunic häufig, seltener bei Vyšerovic, 
Kuchelbad, Melnik an der Sázava und bei Landsberg. 


Von Kaunic besitzen wir eine ziemlich vollkommene Sammlung dieses interessanten 
Farnes, die abgebildeten Blattstücke rühren sämmtlich aus diesem Fundorte her. Das Frag- 
ment Fig. 6 mit der starken Mittelspindel stellt uns den unteren, die Bruchstücke Fig. 1—9 
stellen uns aber den oberen Theil eines Wedels dar, so dass man leicht den ganzen rhom- 
bischen Wedel reconstruiren kann. Die Fiedern sind alle einfach gefiedert, lang und schlank, 
von der Hauptspindel in schiefer Richtung abstehend. Ihre Mittelrippe ist im Schiefer scharf 
aber nicht so stark abgedrückt. Die Fiederchen sind untereinander frei, nach vorn gestreckt, 
rhombisch, auf dem Ende der Fiedern lanzettlich, auf dem Vorderrande mehr oder weniger 
tief eingeschnitten oder vollkommen ganzrandig. Die Fiederchen haben keinen Mittelnerv 


11 


sondern nur eine Menge feiner Nervillen, welche gleich von der Basis strahlfórmig ausein- 
anderlaufen und sich mehrmals unregelmássig verzweigen (siehe die Vergrósserung Fig. 12). 

Höchst schön ist die Fructification auf einigen Wedelbruchstůcken erhalten, welche 
uns die Fig. 6, 10 und 11 vorstellt. Auf einigen Fiedern (in den meisten Fällen auf den 
höher stehenden) findet man die Fiederchen in ellipsoidische, aufsitzende Kapseln umge- 
wandelt, so dass die ganze Blattfieder oder ihre obere Partie eine Fruchtähre vorstellt, wie 
z. B. Fig. 10., wo am Grunde noch ein flaches Fiederchen sitzt. Ähnliche Fruchtähren liegen 
nicht selten im Schiefer isolirt und vom Blatte abgebrochen. 

Häufig sieht man zwischen den Fruchtkapseln einzelne blattartige Fiederchen (Fis. 6) 
und zuweilen auch solche Übergangsformen, wo einem flachen Fiederchen eine nicht voll- 
kommen entwickelte Fruchtkapsel anfsitzt. 

Die Fruchtkapseln sind gewölbt, am äusseren Rande mit einem starken Kiele versehen 
(Fig. 11. vergrössert), auf der Oberfläche gewöhnlich glatt. Stellenweise sieht man, wie der 
ganze Kapselabdruck oder nur die innere Seite desselben mit einer dichten kernigen Structur 
punktirt ist. Dies sind die zahlreichen Sporangien, welche die zweiklappig aufspringende 
Kapsel füllen und dann zum Vorschein kommen, wenn die eine Hälfte der Kapsel abgelöst 
wird, oder wenn die letztere sich vollkommen öffnet. Bei a) Fig. 11 ist eine ähnliche Frucht- 
kapsel mit theilweise abgedrückter Sporangien abgebildet. Die Natur der Sporangien selbst 
konnte ich auch bei Anwendung des Mikroskopes des schlechten Erhaltungszustandes wegen 
nicht beobachten. 

Die schlanken Hauptrippen der Blattfiedern, die Form der Fiederehen und die cha- 
rakteristische Fruchtbildung unseres Farnes erinnern uns nicht wenig an die Gattung Thyr- 
sopteris, die nur noch mit einer Art auf der Insel Juan Fernandez in der Jetztwelt reprae- 
sentirt wird. Ähnliche Blattfiedern beschreibt auch Heer in seiner Jura-Flora Sibiriens, von 
welchen am ehesten diejenigen der Thyrsopteris Maakiana Heer (Taf. II. Fig. 5, 6) mit 
der Th. capsulifera verglichen werden können. Die Zahnung der Fiederchen, die schiefe 
Richtung, unter welcher die Fiedern von der Hauptrippe abstehen, die Form der Fiederchen 
stimmt im Wesentlichen bei beiden Arten gut überein. 

Die Fruchtbildung der einzigen lebenden Art Th. elegans Kze und der meisten 
ausgestorbenen Arten dieser Gattung ist aber von jener der Th. capsulifera ziemlich ab- 
weichend. Bei dieser haben wir eine zweiklappig aufspringende Kapsel, welche auf einer Seite 
einem Kiele aufsitzt und sich vielleicht durch eine seitliche Längsspalte öffnet; die Kapseln 
bilden am Ende der Fiedern eine einfache Ähre. Bei den erwähnten Thyrsopteris-Arten findet 
man aber becherförmige Receptacula, welche auf kurzen Stielen und nicht selten in grösserer 
Anzahl der Fiederrippe aufsitzen. Bei der Thyrsopteris Maakiana sehen wir aber in 
der Fruchtbildung einen deutlichen Übergang zur böhmischen Kreide-Art. Die Fruchtkapseln 
nehmen hier ebenfalls die obere Hälfte eines Fiederchens ein und haben vielleicht eine ähn- 
liche kapselartige Form wie die böhmische Thyrsopteris. Die Fruchtkapseln der Th. Maa- 
kiana stehen auch zumeist nur einzeln auf der gemeinsamen Achse. 

Eine auffallend ähnliche und sicher verwandte Art hat Geyler in seiner Jura-Flora 
Japans beschrieben. Es ist die Thyrsopteris elongata, welche nicht nur ähnliche Blatt- 
bildung hat, sondern auch dieselben in Kapseln umgewandelten Fiederchen am Ende der 


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12 


Fiedern besitzt. Die Fruchtkapseln sind auch nicht gestielt und haben eine ähnliche Form wie 
diejenigen unserer Pflanze. Es ist also kaum zu zweifeln, dass die böhmische Kreide-Thyr- 
sopteris wirklich in die Verwandtschaft der Gattung Thyrsopteris gehört, obwohl es sehr 
unwahrscheinlich bleibt, ob sie zu derselben Gattung im Sinne der lebenden Art und der 
ausgestorben Arten zu ziehen ist. Das am meisten abweichende Merkmal beruht in der Ner- 
vation der Fiederchen. Während man bei den echten Thyrsopteris-Arten überall einen Mittel- 
nerv vorfindet, von welchem sich seitliche nicht zahlreiche Nervillen abzweigen, sehen wir 
auf den Fiederchen der Th. capsulifera eine strahlförmige Nervation. Es ist daher auch 
die Vermuthung berechtigt, dass unsere Pflanze einer selbständigen Gattung angehört, welche 
aber jedenfalls in die nächste Verwandtschaft der Gattung Thyrsopteris gestellt werden muss. 


Laccopteris Dunkeri Schenk. 
Tafel II. Figur 3—7. 


Blattfiedern länglich, mit einer sehr starken Centralrippe. Segmente lineal, gegen die 
Spitze hin schwach verschmälert, stumpflich, ganzrandig, mit umgerollten Rändern, am Grunde 
am breitesten und herablaufend. Die Seitennerven gerade, stark. Die Secundärnerven der 
Segmente senkrecht abstehend, dünn, etwa in dem oberen Drittel mehrfach gabelig getheilt 
und durch ein polygonales Maschennetz untereinander verbunden. Soren einzeln zwischen den 
Secundärnerven beiderseits des Mittelnerven in einem tiefen mit erhabener Anhaftungsstelle 
der Sporangien versehenen Grübchen sitzend. : 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Peruc, Vyšerovic, Lipenec, Kuchel- 
bad, Landsberg und Vysočan. 

Grössere Exemplare als diejenigen, welche uns die Perucer Blattfiedern Fig. 3—5 
vorstellen, sind von diesem Farn bis jetzt nicht gefunden worden, obwohl er in den Pe- 
rucer Kreideschichten ziemlich verbreitet ist. Wie es auf den drei genannten Bruchstücken 
zu sehen ist, war die Form der Blattfiedern länglich, am Grunde am breitesten. Besonders 
der Abdruck Fig. 3 macht den Eindruck eines derb lederartigen, gefiederten Blattes von 
Cycas, da die Mittelrippe ungewöhnlich stark ist, die Blattsesmente steif abstehen und sehr 
lederartig sind. Die Segmente sind länglich, stumpflich, nach vorne sichelförmis gekrümmt, 
am Grunde am breitesten und hier regelmässig herablaufend, so dass nicht selten alle Seg- 
mente untereinander verbunden sind (Fig. 4). Die derb lederartige Blattspreite der letzteren 
ist stets menr oder weniger an den Rändern umgerollt, entweder ganzrandig, oder sehr seicht 
gekerbt (Fig. 6). Auf ihre Lederartigkeit weist die starke verkohlte Blattsubstanz hin, welche 
die Blattsegmente häufig überzieht. Der Mittelnerv der einzelnen Segmente ist gerade, sehr 
stark, an der Spitze kaum verdünnt. ‚Aus diesem entspringen senkrechte, dünne Secundär- 
nerven, welche die beiden Hälften der Segmente in regelmässige Vierecke theilen, in denen 


sich kreisförmige Grübchen befinden. Auf den kleinen abgebrochenen Fiederchen, welche in- 


den oben erwähnten Fundorten sehr häufig vorkommen, ist auch die feinere Nervation er- 
halten, wie sie auch auf dem Vyšerovicer Exemplare Fig. 6 und auf der Vergrösserung des- 
selben Fig. 7 dargestellt ist. Diese Fragmente erreichen eine-ungleiche Grösse; das abgebil- 
dete gehört zu den breitesten Stücken, welche unsere Sammlung aufweist. Die Secundärnerven 


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13 


theilen sich regelmässig in dem oberen Drittel in mehrere Gabeläste, welche dann im Blatt- 
rande münden. Diese Gabeläste sowie die Secundärnerven sind durch ein polygonales Netz- 
werk verbunden. Zwischen je zwei Secundárnerven ganz nahe dem Mittelnerven findet man 
das kreisföürmige Grübchen mit einem Centralhöckerchen, oder wenn es ein negativer Abdruck 
ist, einen kreisförmigen Höcker mit einem Centralgrübchen. Hier ist die Stelle der Soren 
und die Anheftunssstelle der Sporangien. Die Spur nach einem Indusium oder nach den Spo- 
rangien selbst beobachtete ich auf keinem Blattreste. 

Welche Stellung nimmt aber unser Farn in der Systematik ein? Wir kennen zwar 
gut die Grösse, die Zahl und Anordnung der Soren, nicht aber ihre Zusammensetzung und 
Sporangien. Die meisten Merkmale der vorhandenen Pflanzenfragmente lassen uns die Wahl 
frei zwischen den Gleichenien und der Gattung Cyathea. Gehört dieser Farn der Ver- 
wandtschaft der Gattung Gleichenia an, so müssen wir annehmen, dass in jedem Grüb- 
chen nur ein einziges aber sehr grosses Sporangium sass. Wären zwei oder drei Sporan- 
gien in einem Grübchen beisammen, so müssten wir auf einigen Grübchen zwei oder drei 
radiale Grenzstreifen finden, wie es z. B. bei der Gleichenia Zippei der Fall ist. Solche 
Streifehen sind aber nirgends wahrzunehmen, das Grübchen ist mit derselben netzigen Epi- 
dermis überzogen wie die nächste Umgebung der Grübchen, ja man sieht überhaupt nirgends 
eine Spur nach den Sporangien. 

Bei den Cyathea-Arten sitzen kugelige Soren wie bei unserem Farne in einer Reihe 
zu beiden Seiten des Mittelnerven, die Grübchen unter den Soren sind jedoch nirgends so 
tief wie bei unserer Pflanze; die erhabene Anheftungsstelle ist dagegen derselben Form. Bei 
einigen Arten findet man überdies ganz ähnliche Blattfiedern und Fiederchen, so z. B. bei 
der C. medularis Swartz aus N. Seeland, deren Fiederchen auch sehr lederartie am Rande 
umgerollt und stellenweise seicht gekerbt sind. 

Anders verhält es sich aber mit der Nervation, welche sowohl bei der Gattung Glei- 
chenia als auch bei der Cyathea einen ganz verschiedenen Charakter hat als diejenige 
des Kreidefarns. Auf den Fiederchen der ersteren findet man überall nur einfache gegabelte 
Secundärnerven. Wir haben demnach vor uns einen ausgestorbenen Farntypus, vielleicht eine 
selbstständige Gattung aus der Verwandtschaft der Cyatheaceen. 

Vergleicht man unsere Abbildungen mit jenen Schenk’s (Flora der nordwestdeutsch. 
Wealdenform. S. 218) und mit den kleinen Blattfetzen Hosius’ aus der Flora der West- 
fälischen Kreideformation (S. 208), so erkennt man gleich, dass diese drei Pflanzen derselben 
Art angehören müssen, da bei allen dieselbe Nervation und Fruchtbildung vorkommt. Die 
Blattbruchstücke Schenk’s und Hosius’ scheinen ebenso derb lederartig zu sein und die Soren 
liegen ebenfalls zwischen senkrecht abstehenden Secundärnerven der einzelnen Fiederchen wie 
bei unserer Pflanze. 

Die specifische Identität dieser Farne steht demnach ausser allem Zweifel, die syste- 
matische Stellung der Laccopteris Dunkeri scheint mir jedoch nicht richtig gedeutet 
zu sein. Die Gattung Laccopteris hat nicht so lederartige, feste Blätter, die Blattfiedern 
derselben sind handförmig getheilt, was bei unserer Art ziemlich unwahrscheinlich ist. Die 
Sporangien der Gattung Laccopteris sind gross und kreisförmig in einem Sorus sitzend, 
während ich bei unserer Pflanze niemals (selbst nicht bei Schenk und Hosius) einige Spuren 


14 


der grossen Sporangien gefunden habe, da diese vielmehr klein und zahlreich in einem kuge- 
ligen Indusium versteckt waren. Unsere Pflanze gehört also sehr wahrscheinlich in die Ver- 
wandtschaft der Gattung Cyathea und aus den fossilen Arten könnte die rhätische Gattung 
Gutbiera (siehe Schimper, Paléontol. veget.) ihr am nächsten stehen. Zu derselben 
Gruppe sind villeicht auch die verwandten Gattungen Matonidium und Selenocarpus 
(siehe z. B. Schenk’s Handbuch der Pal. S. 131.) zu rechnen. 

Carolopteris aquensis, welche Ettingshausen und Debey aus der Aa- 
chener Kreide beschreiben, scheint unserer Art auch verwandt zu sein. 

Wie aus dem Gesagten hervorgeht, gehört unser Kreide-Farn jenen Pflanzentypen an, 
welche sich von den ältesten mesozoischen Formationen bis in die Kreidezeit erhalten haben. 
Eine ähnliche Erscheinung haben wir auch bei vielen Gymnospermen beobachtet. 


Polypodiaceae. 


Pteris frigida Heer. 
Tafel IV. Figur 1—4. 


Blätter mit einer sehr starken Mittelspindel. Blattfiedern gross, länglich, im unteren 
Theile am breitesten. Fiederchen länglich-lineal, am Grunde am breitesten, vorn scharf zu- 
gespitzt, am Rande fein gezähnt, dicht nebeneinander stehend, untereinander frei oder nur 
unbedeutend verwachsen. Der Mittelnerv der Fiederchen gerade, dünn, die seitlichen Nerven 
unter spitzen Winkeln entspringend, fein, gegabelt. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Kaunic häufig, seltener bei Vyšerovic, 
Mšeno und Melník an der Sázava. 

Besonders bei Kaunic ist dieser Farn gemein. Das grosse Bruchstück Fig. 1. von 
diesem Standorte zeigt uns etwa den mittleren Theil des ganzen Wedels. Die Mittelspindel 
ist hier sehr stark und lässt uns dadurch über die ehemaligen, grossen Dimensionen des 
ganzen Wedels am besten urtheilen. Die einzelnen Blattfiedern stehen von der Hauptspindel 
in schiefer Richtung ab, sind sehr lang, am Grunde am breitesten und von da gegen die 
Spitze hin allmälich verschmälert. Die Fiederchen stehen dicht beisammen, sind gerade nach 
vorn gerichtet, am Grunde am breitesten, vorn kurz und scharf zugespitzt und besonders am 
Ende der Blattfiedern ein wenig untereinander verwachsen. Die Blattränder der Fiederchen 
sind fein und scharf gezähnt. Ganzrandige Blattstücke, welche Heer erwähnt, fand ich niemals. 

Es lässt sich kaum zweifeln, dass dieser Farn mit der Pteris frigida Heer, welche 
in den Kreideschichten Grönlands sehr verbreitet ist (Heer, Die foss. Flora Grönlands. S. 25. 
I. Theil), identisch ist. Unsere Fiederchen haben aber sämmtlich viel schmälere und längere 
Fiederchen als diejenigen aus Grönland, in welcher Hinsicht der Abdruck von Landsberg 
Fig. 4. am weitesten abweichend zu sein scheint. Ich halte dieses Merkmal für eine locale 
Variation derselben Art, da sich schon z. B. die Exemplare Heer’s Tafel X. Fis. 2, 11, 12 
oder Taf. XI. Fig. 9 und Taf. XVI Fig. 1, 2 in der Form den böhmischen bedeutend nähern. 


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15 


Irgend eine Fructification konnte ich auf keinem Fiederchen finden, nur das Blatt- 
fragment Fig. 4. zeigt schmale Fiederchen, deren Ränder etwas umgerollt sind und dadurch 
auf eine Fruchtbildung auf der Unterseite der Ränder hinweisen. 

Die Nervation sowie die Form der Fiedern und die Grösse des ganzen Wedels sprechen 
gewiss für die Gattung Pteris. , 

Pteris Albertini Dunk. sp. 
Tafel IV. Figur 5—10. 


Blattfiedern lineal, vom breiten Grunde gegen die Spitze hin allmälig verschmälert, 
mit einer nicht starken Mittelrippe. Fiederchen am Grunde am breitesten, vorn kurz zuge- 
spitzt oder beinahe stumpf, ganzrandig, nach vorn gerichtet und nicht selten vorwärts ge- 
krümmt. Der Mittelnerv dünn, die Nervillen zahlreich, regelmässig gegabelt. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei VySerovic und Kaunic sehr häufig. 

Es liegen uns von dieser Art nur zahlreiche, mehr oder weniger vollkommen erhal- 
tene Blattfiedern vor, welche lang, beinahe lineal (z. B. Fig. 10), im untersten Theile am 
breitesten, am Ende kurz zugespitzt sind. Die Fiederchen stehen dicht beisammen, sind am 
Grunde des Blattfieders nur wenig untereinander verwachsen, aber je höher desto mehr fliessen 
sie zusammen. Dieselben sind verhältnissmässig kurz und häufig an den Spitzen vorwärts ge- 
bogen. Die Nervation ist überall gut sichtbar. 

Die abgebildeten Bruchstücke dieses Farnes sind jedenfalls von der Pteris frigida 
verschieden. Die Fiederchen der Pt. Albertini sind viel kürzer als bei der Pt. frigida, 
sie sind immer ganzrandig, zumeist mit den Spitzen vorwärts gebogen, viel höher unterein- 
ander verwachsen und niemals so scharf zugespitzt. 

Die Fructification konnte ich nirgends beobachten, die Form der Blattfiedern und die 
Nervation deutet jedoch am wahrscheinlichsten auf die Verwandtschaft mit der Gattung Pteris. 

Pteris Albertini Heer's (Die foss. Fl. Grönlands I. Theil, S. 29) aus Grönland 
stimmt vollkommen mit unserer Pflanze überein, ob sie aber mit Neuropteris Albertini 
Dunk. aus der deutschen Wealdenformation verwandt oder sogar identisch ist, wie es Heer 
haben will (1. c.), überlassen wir weiteren vergleichenden Untersuchungen. So viel ist es 
freilich nicht zu leugnen, dass viele Neuropteris- und Alethopteris-Arten und andere 
verwandte Farne der älteren Formationen, wo noch die Fructification unbekannt ist, der 
Gattung Pteris angehören können. 

Pecopteris bohemica Corda (in Reuss’ Versteinerungen der böhm. Kreide- 
formation) von Mšeno ist gewiss dieselbe Art wie unsere Pt. Albertini, die Abbildung 
Corda’s ist aber so schlecht, dass hier eine verlässliche Vergleichung ziemlich unzulässig ist. 
(Siehe darüber Heer, Die Kreide-Flora der arct. Zone. S. 96. Pec. bohem.) 


Asplenium Foersteri Deb. et Ett. 
Tafel I. Figur 14. 


Blätter mit länglichen in längliche und ungleich gezähnte Abschnitte getheilten Blatt- 
fiedern. Nervation fein aus dünnen, verzweigten Nerven zusammengesetzt. 


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16 


In der Perucer Schieferthonschicht bei Melník an der Sázava. 

Das einzige abgebildete Fragment zeigt sehr gut seine Umrisse sowie die Nervation. 
Die Blattfiedern sind länglich, am Grunde am breitesten und auf der Hauptrippe tief herab- 
laufend. Die Segmente der Blattfiedern sind nur am Grunde untereinander frei, grösstentheils 
aber untereinander verwachsen, ungleich und unregelmässig gezähnt. Die Nerven sind dünn 
und gabelig verzweigt. 

Die Ähnlichkeit des kleinen Bruchstückes Fig. 16. Taf. XXVI. in Heer’s Flora der 
arctischen Zone (Grönland) mit unserer Pflanze ist sehr auffallend, so dass wahrscheinlich die 
beiden derselben Art angehören. Nur der Umstand scheint mir verdächtig zu sein, dass un- 
sere Kreide-Pflanze mit jener Ettingshausen’s aus Aachener Kreideschichten specifisch 
identisch sein soll, wie es Heer behauptet. Verwandt kann sie wohl sein. 


Asplenites dubius m. 
Tafel II. Figur 17—19. 


Es liegen uns nur kleine, zerfetzte Blattexemplare dieser Art aus dem Chlomeker 
Sandsteine von Böhm. Leipa vor. Aus dem Fragmente lässt sich schliessen, dass die Blätter 
mindestens zweimal gefiedert waren. Die Fiederblättchen sind schmal-lineal, stark vorwärts 
gestreckt, einnervig, herablaufend. 

Eine Ähnlichkeit dieser Blattüberreste mit der Gattung Asplenium lässt sich 
nicht in Abrede stellen, allein eine definitive Bestimmung derselben ist freilich heutzutage 
unmöglich. 


Filices incertae sedis. 


Kirchnera aretica Heer sp. 
Tafel II. Fig. 12—16. 


Blätter zweimal gefiedert; Fiedern länglich, am Grunde am breitesten, gegen die 
Spitze hin allmälig verschmälert; Fiederblättchen länglich, vorn kurz zugespitzt oder stumpf, 
mit ihren Spitzen vorwärts gestreckt, am Aussenrande mit einem Zahne versehen, oder ganz- 
randig. Aus der Basis der Fiederchen laufen zahlreiche, sehr feine Nerven auseinander. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Vyšerovic und Kaunic häufig, seltener 
bei Kuchelbad und Melnik an der Säzava. 

Bei Vyšerovic und Kaunic findet man diese Art zumeist nur in kleinen gebrochenen 
Fiederblättehen, welche gewöhnlich schwarzbraun sind und deutlich auf ihre derb lederartige 
Beschaffenheit hinweisen. Nur das Fragment Fig. 14. von Vyšerovic zeigt uns die starke 
Mittelrippe und links drei Fiederblätter, welche derselben aufsitzen, so dass man mit Recht 
urtheilen kann, dass die Blattwedel dieses Farnes wenigstens zweimal gefiedert waren. 

Die Mittelrippe der Fiedern ist gerade, nicht zu stark. Die Fiederbláttchen stehen 
dicht beisammen, sind untereinander frei, nur auf der Spitze der Fiedern untereinander ver- 


17 


wachsen (Fig. 12.). Sie sind am Grunde am breitesten, von der Mittelrippe schief abstehend, 
mit ihren Spitzen deutlich sichelförmig nach vorn gerichtet und besonders auf grösseren 
Exemplaren mit einem Zahne auf dem gebogenen Aussenrande versehen, sonst aber ganz- 
randig. Höchst ausgezeichnet ist die Nervation; man sieht hier keinen deutlichen Mittelnerv 
sondern nur sehr feine, häufig unkennbare Nerven, welche aus der Basis der Fiederchen 
strahlförmig auseinanderlaufen und einfach oder wenig gegabelt sind. Siehe die Fig. 13. 

Irgend eine Fructification konnte ich nicht beobachten. 

Dieser Farn ist nicht durch seine Form sondern durch seine Beziehung zu den Farn- 
typen anderer Epochen höchst bemerkenswerth. Ich weiss nicht, ob in dem Pflanzenreiche 
der Jetztwelt eine analoge Form überhaupt existirt, mir ist wenigstens bis jetzt nichts ähn- 
liches bekannt. 

Heer beschreibt in seiner Kreide-Flora der arctischen Zone S. 123. einen Farn 
unter dem Namen Thinfeldia arctica aus Spitzbergen, welcher gewiss mit unserer Pflanze 
identisch oder wenigstens sehr nahe verwandt ist. Heer’s Abbildungen und Bemerkungen 
im Texte stimmen sämmtlich überein. Nur die Zähne am Aussenrande der Fiederblättchen 
kommen auf der Pflanze von Spitzbergen nicht vor, ein Merkmal, welches aber nicht so wichtig 
ist, da die im Vyšerovicer Fundorte vorkommenden Bruchstücke auch zum grössten Theil 
zahnlos sind. 

Mit Recht können wir dem Beispiele Heer’s folgend unsere Farnüberreste mit der me- 
sozoischen Gattung Thinfeldia vergleichen. Die derbe Beschaffenheit der Fiedern, die cha- 
rakteristische Nervation und die Form der Fiederbláttchen sind beiden gemeinschaftlich. Heer 
hebt bei seiner Pflanze den Umstand hervor, dass manche Fiederbláttchen am Grunde ein 
wenig verschmälert und dann herablaufend sind. Dasselbe Merkmal konnte ich besonders auf 
den Kuchelbader Blattstücken beobachten, obwohl es ziemlich veränderlich ist. 

Unter dem Gattungsnamen Thinfeldia sind aber gewiss sehr verschiedene Pflanzen 
zusammengezogen, so dass sich unsere Vergleichung der Th. arctica nur auf die gefiederten 
oder fiederig geschnittenen Farntypen dieses Gattungsnamens bezieht. In dieselbe Gattung hat 
z. B. Heer auch seine Thinfeldia Lesquereuxiana gestellt, welche jedoch einen ganz 
verschiedenen Pflanzentypus repräsentirt und vielleicht zu den Cycadeen gehört. Weil ich die 
Benennung Thinfeldia für eine verwandte Pflanze (Th. variabilis) behalten habe (siehe 
die Gymnospermen der böhm. Kreideformation), so muss ich hier für den behandelten Farn 
eine andere Bezeichnung benützen, zu welchem Zwecke ich die Benennung Kirchnera von 
F. Braun wähle. 

Unsere Kirchnera arctica ist noch mehr dadurch interessant, dass sie vielleicht 
ein letzter Nachkomme der Odontopteris- und Neuropteris-Arten aus der Steinkohlen 
formation ist. Sie ist in jeder Beziehung mit einigen Arten der Gattung Odontopteris so 
ähnlich, dass sie vielmehr zu derselben Gattung gestellt werden sollte. Die Krümmung der 
Fiederblättchenspitzen, die Nervation und der Zahn am Rande charakterisirt auch viele Arten 
dieser Gattung. 


DE S er k a AV 
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18 


Kirchnera dentata sp. n. 
Tafel II. Figur 1, 2. 


Blätter dreimal gefiedert. Fiederblättchen rhombisch, am Grunde verschmälert und 
herablaufend, vorn einmal oder ungleich zweimal grob gezähnt. Die Nerven zahlreich, fein, 
einfach oder gegabelt, in einen Mittelnerv zusammenlaufend, schwach hervortretend. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Kaunic. 

Das grosse abgebildete Blattfragment ist ziemlich gut erhalten, wiewohl die Blättchen- 
abdrücke mit ihrer Nervation nur wenig hervortreten. Die oberen Blattfiedern sind einfach 
gefiedert; die Fiederchen untereinander frei, vorwärts gerichtet, rhombisch, vorn mit 2—4 
Zähnen versehen. Die Nervation ist bei Fig. 2. vergrössert dargestellt; dieselbe ähnelt 
im Wesentlichen jener der vorhergehenden Art, da man auf einzelnen Fiederblättchen nur 
zahlreiche, einfache, oder gegabelte, strahlfórmig aus einer Mittellinie auseinanderlaufende 
Nerven findet. Die Form der Fiederchen weicht übrigens von jener der Kirch. arctica nur 
dadurch ab, dass die Fiederblättehen immer am Grunde nalen! verschmälert und auf der 
Spitze zu beiden Seiten gezähnt sind. 

Aus diesem Grunde habe ich diesen Farn mit der Kirchnera arctica unter die- 
selbe Gattung gestellt, obwohl sie von den verschiedenen Thinfeldia-Arten schon sehr ab- 
weicht. In der Nervation und der Fiederchen-Form erinnert diese Art sehr lebhaft an den 
Neuropteris- oder Odontopteris-Typus der älteren Formationen. 

Aus den zwei untersten Seitenästen unseres Bruchstückes ist deutlich zu sehen, dass 
das Blatt am Grunde noch einmal gefiedert war; die Fiederblättchen sind hier übrigens viel 
orósser und beinahe zweimal gezähnt. Das ganze Bruchstück ist vielleicht nur ein kleiner 
Theil des ganzen Blattwedels, welcher nach der dicken Rhachis zu urtheilen, ziemlich gross 
sein musste. 

Eine definitive Stellung in der Systematik bleibt für diese Art freilich unentschieden, 
wir können in dieser Hinsicht nur diese sicheren Anhaltspunkte hervorheben: 1. dass sie der 
Kirchnera arctica nahe steht, 2. dass sie dem palaeozoischen Odontopteris- und 
Neuropteris-Typus verwandt ist, 3. dass sie keiner lebenden Farn-Art ähnelt. 


Jeanpaulia carinata sp. n. 
Tafel I. Figur 1—5. 


Blätter derb lederartig, unregelmässig in lineale, stumpfe, mit einem ulliellEilo 7 ver- 
sehene oder kiellose, fein Teenie Abchnitte getheilt. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Kaunic und VySerovic häufig, selten 
bei Kuchelbad. 

Eine ungewöhnliche Pflanze, welche in kleinen Bruchstücken der endständigen Fiedern 
leicht für ein Asplenium gehalten werden könnte. Die abgebildeten Bruchstücke stammen 
von Kaunie her und genügen ziemlich gut zur Darstellung der ganzen Pflanze. Das grösste 
Blattfragment Fig. 3. beweist am besten, dass die vorhandene Pflanze abgesehen davon, dass 
es vielleicht keine Farnart ist, sicher der Gattung Asplenium nicht angehören kann. Auf 


19 


demselben sehen wir den dicken, starken unteren Theil, welcher sich seitlich und oben un- 
regelmässig in kleinere Äste theilt, welche endlich in lineale, riemenartige Abschnitte ge- 
: schnitten sind. Das ganze Blatt konnte eine doppelte Grösse haben, da die stärkeren Äste 

noch weiter oben fortfahren und unten links noch eine Seitenfieder liegt, welche mit der 

Hauptachse noch tiefer zusammenhängt. 

Die Blattfiedern theilen sich in kürzere oder längere, vorwärts gerichtete, lineale 
Segmente, welche entweder einfach bleiben (Fig. 5) oder regelmässig gefiedert-geschnitten sind 
(Fig. 1, 2, 4). 

Die Abdrůcke weisen auf sehr derb lederartige Beschaffenheit der ehemaligen Blátter 
dieser Pflanze hin. 

Die Nervation ist sonderbar und jener der Farne sehr unáhnlich. Der Hauptnerv 
fehlt regelmässig den letzten kleinen Segmenten, auf den stärkeren Fiedern sowie auf den 
unteren stengelartigen Hauptästen tritt er aber in Form eines tiefen Kieles hervor, in welchem 
die feinen Längsnerven der Seitenfiedern zusammenlaufen. Die letzten Fiederchen sind ent- 
weder nervenlos oder mit 1—3 feinen Längsnerven gestreift. 

Ich zweifle nicht, dass die Jeanpaulia borealis et lepida Heer's (Die Kreide- 
| Flora der arct. Zone S. 58) und die J. Brauniana Schenk's (Die Flora der Wealden- 
formation, Palaeontograph. XIX.) zu derselben Gattung wie unsere Pflanze gehört. Die Thei- 
lung des Blattes, sowie die Streifung der Fiederchen stimmen im Wesentlichen überein. 

Es ist zwar wahrscheinlich, dass die Gattung Jeanpaulia mit der nahe stehenden 
Selerophyllina Heer den Farnen verwandt ist, diese Vermuthung ist aber leider bis jetzt 
durch keinen verlässlichen Anhaltspunkt nachgewiesen. 

Der äusseren Form nach ähneln diese Blätter auch den Baiera-Blättern, die starke 
untere Spindel spricht aber mehr für einen Stengel einer ganzen Pflanze als für den schlanken 
Stiel eines ziemlich einfachen Blattes einer Baiera-Art. 


Pecopteris minor sp. n. 


Tafel III. Figur 18. 


Das Blatt zweimal gefiedert, die Blattfiedern mit länglichen, stumpfen oder ganzran- 
digen Fiederbláttchen, am Grunde tief und breit herablaufend. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei Kuchelbad nur in dem abgebildeten 
Exemplare. 

Das vorhandene Blattfragment ist zwar in einem sehr schlechten Zustande erhalten, 
es ist aber durch seine Beziehung zu der tertiären Art Pecopteris Torellii, welche 
Heer aus vielen Orten der arctischen Zone beschreibt, sehr interessant. 

Die Blattfiedern sind wie bei dieser tertiären Art gegenständig, eben so in der vor- 
deren Partie in längliche Fiederchen getheilt, die am Grunde mehr oder weniger zusammen- 
gewachsen sind; bei unserer Pflanze sind dieselben hie und da mit einem Zahne versehen, 
wogegen sie auf der Pec. Torellii einfach bleiben. Die Fiedern laufen auf dieselbe Weise 
auf der Unterseite tief auf der Hauptrippe herab; die Seitennerven treten auch sehr schwach 

3* 


20 


hervor und die Secundärnerven auf den Fiederbláttchen sind überhaupt so verwischt, dass ich 
kaum feststellen kann, ob sie einfach oder gegabelt waren. 

Die Ähnlichkeit unserer Pec. minor mit der bereits erwähnten tertiáren Art ist so 
gross, dass man mit Recht urtheilen kann, dass sie derselben Gattung angehört; sie müssen 
aber die provisorische Benennung Pecopteris so lange behalten, bis bessere Exemplare 
über ihre systematische Stellung entscheiden. 


Farnstämme. 


Dicksonia punctata Sternb. sp. 
Tafel V. Figur 2—4. 

Caulopteris punctata Gópp. — Protopteris Sternbergii Corda. — Lepidodendron punctatum Sternb. — Sigil- 
laria punetata Brongn. — Protopteris Cottai Corda. — Protopteris Singeri Göpp. — Caulopteris Dicksonioides 
Carr. — Filicites punctatus Mart. 

Karel Renger: Předvěké rostlinstvo, Živa 1866. 

Jam Krejčí: Kounická skála, Živa 1853. 

Ot. Feistmantel: Über die Baumfarnreste der böhm. Kreideformation 1872. 
Jan Krejčí: Geologie. 

Corda: Beiträge zur Fl. d. Vorwelt. 

Heer: Flora foss. arct. III. — Fl. v. Grönland. 

E. Rodr: O kmenech křídového útvaru českého, Vesmír 1878. 


Cylindrische, hohe Stämme, mit elliptischen in dichten regelmässigen Parastichen an- 
geordneten Blattnarben. Der Gefässbündelring auf der unteren Seite geschlossen und beider- 
seits einwärts gebogen. Die punktförmigen kleinen Gefässbündelreste in verschiedener Anzahl 
auf dem unteren Rande der Blattnarben gestellt. 

Diese Baum-Farnart ist für die cenomanen Schichten in der ganzen Europa eine 
höchst charakteristische Pflanze. Man hat sie schon in Sandsteinen in Grönland, im Quader- 
sandstein in Schlesien, im Grünsand bei Shaftesbury, bei Kowel in Volhynien und im Sand- 
stein in Westfalen gefunden. Zuerst war diese Art aus den Quadersandsteinen von Kaunic 
bekannt, wo dieselbe noch heute ziemlich häufig vorkommt. Nicht selten können wir ihre 
Stämme auch im Quadersandsteine bei Vyšerovic antreffen. 

Bei Vyserovic, wo das ganze Profil der Quadersandsteine und der in denselben ein- 
gebetteten Schieferschichten in der schönsten Weise zu sehen ist, können wir auch den Ort 
bestimmen, wo die Farnstämme vorkommen. Es sind die Sandsteine, welche sich gleich auf 
die zweite (die untere) Schieferschicht anlegen. Die Stämme liegen im Sandsteine horizontal 
und lassen sich leicht aus einer langen mit schwarzem Staube bedeckten Höhlung ausziehen. 
Diese Höhlung mit der schwarzen Masse ist nur die verkohlte äussere Schicht der Farn- 
stämme, welche aus einer Menge der Luftwurzeln gebildet war. 

Die Stämme selbst sind von verschiedener Länge (im böhm. Museum befindet sich 
ein Exemplar von 2 m Länge, mehr oder weniger dick — zumeist 15 cm — und immer be- 


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21 


deutend zusammengedrückt. Die elliptischen oder stellenweise beinahe kreisrunden Blattnarben 
sind meist gut erhalten und bedecken die Stammoberfläche in regelmässigen Parastichen, 
welche Heer (l. c.) auf die genetische Spirale ®/,, zurückführt, was mir aber nicht wahr- 
scheinlich zu sein scheint, da ich auf allen Stämmen immer etwa zu der Zahl 90 ge- 
kommen bin, so dass für die genetische Spirale wohl die Bruchzahl *“/;; anzunehmen ist. Das 
Zählen der Parastischen ist dadurch erschwert, dass ihr Zusammenhang mit jenen auf der 
anderen Seite des Stammes auf den zusammengedrückten Rändern verschwindet. 

Ich habe nur eine Partie der Blattnarben bei Fig. 3 abgebildet, weil die Abbildungen 
ganzer Stämme in den oben eitirten Schriften schon mehrmals dargestellt wurden. Die Blatt- 
narben sind tief in der Rinde eingesenkt, nur selten steht mit denselben noch eine Blatt- 
basispartie in Verbindung, wie es z. B. in Schimper’s Palaeontologie abgebildet ist. Selten 
findet man auch solche Stammstücke, wo die Blattnarben noch die deutlichen Luftwurzeln 
umhüllen. Bei Fig. 2 sehen wir zur rechten Seite mehrere Blattnarbenabdrücke, welche aus 
einem mit dichtem Luftwurzelgeflechte bedeckten Grunde hervortreten. Dieses Exemplar ist 
besonders belehrend, indem es die äussere Luftwurzelhülle des Stammes und die Blattbasen, 
welche sich von den Blattnarben auf den Stämmen selbst abtheilen, vorstellt. 

Wo die Blattnarben sammt den unter denselben zurückgebliebenen Blattbasen abge- 
brochen sind, kommen stellenweise die länglich vorgezogenen, rhombischen Blattwülste oder 
Blattspuren zum Vorschein, wie sie Heer ganz ähnlich (l. c.) abbildet. Die unter der Blatt- 
narbe herunterlaufende Blattspur ist immer hoch gewölbt, während die obere Blattspur ziem- 
lich tief eingesenkt ist, so dass schon aus dieser Blattnarbenlage auf die Richtung, in welcher 
die Blátter den Blattnarben aufsassen, zu schliessen ist. Die offene Seite der mondfórmigen 
Gefässbündel auf den Blattnarben ist daher stets der Stammspitze zugekehrt. Unsere Ab- 
bildung ist ein negativer Abdruck der Stammoberfläche, so dass diese Verhältnisse nicht 
deutlich hervortreten. 

Unterhalb des mondförmigen Gefässbündelstranges sieht man in der Mitte einer Narbe 
noch einen Kranz von kreisförmigen Warzen, welche nach, Heer den hier entspringenden 
Wurzelfasern entsprechen, welche Deutung ich nur für jene Warzen anzunehmen geneigt 
wäre, welche ausserhalb der Blattnarben liegen. Die in der Blattnarbe liegenden Warzen 
könnten vielmehr die vereinzelten Gefässbündelstränge sein, die in die Blattstiele eintreten, 
wie es auch auf lebenden Farnstämmen gut zu sehen ist. Ich mache in dieser Hinsicht auf 
die Abbildung der lebenden Farnstámme z. B. in Schimper’s Palaeontologie aufmerksam. 


Die Warzen selbst bestehen aus einer Höhlung (siehe die Vergrösserung Fig. 4), in 
welcher sich ein fester Steinkern mit einem Loch in der Mitte befindet. Der Steinkern kann 
dem festen sclerenchymatischen Gewebe, die innere Höhlung den Tracheen und Siebröhren, 
die äussere Höhlung dem parenchymatischen Gewebe eines Gefässbündels entsprechen. 

Die Holzsubstanz des Stammes ist sämmtlich in Sandstein verwandelt, so dass nie- 
mals die innere Zusammensetzung des Stammes erkennbar ist. 

Heer vergleicht diese Farnart mit den Stämmen einiger lebenden Dicksonien. 
In den Schieferthonschichten bei Vyšerovic und Kaunic kommen freilich viele Farnarten 
vor, welche baumartiges Aussehen haben, eine echte Dicksonia-Art wurde hier aber bis jetzt 


22 


nicht gefunden. Den Dicksonien steht am náchsten die Gattung Thyrsopteris, welche in 
den Kaunicer Schieferthonschichten in der Thyrsopteris capsulifera seinen Reprae- 
sentanten hat und vielleicht irgend eine Beziehung zu den Farnstämmen der Protopteris 
punctata andeuten könnte. 

Caulopteris Singeri Göpp., welche von Göppert aus Schlesien und von Corda 
auch von Kaunic angeführt wird, halte ich nur für eine zufällige Variation der Proto- 
pteris punctata, weil man auf zahlreichen Stammstücken Übergänge zwischen den beiden 
Formen finden kann. 


Oncopteris Kaunieiana Dorm. sp. 
Tafel V. Fig. 1. 


Alsophilina Kaumictana Dormitzer in Krejčí's Abhandlung in Živa. J. 1858. 


Cylindrische Stämme mit 12 senkrechten Blattpolsterreihen, auf welchen sich ein 
oben und unten offener Gefässbündelring und in der Mitte ein Kranz warzenförmiger Gefäss- 
stränge befindet. 

In dem Perucer Sandsteine bei Kaunic bis jetzt nur in vier Exemplaren. 

Diese Farnstämme sind höchst interessant und nicht nur von der vorhergehenden Art 
sondern auch von allen lebenden und ausgestorbenen Farnen verschieden. Was uns vor Allem 
auffallend wird, sind die senkrechten Reihen länglich-hexagonaler Blattpolster, welcke den 
ganzen Stamm lückenlos bedecken. Bei Fig. 1 ist eine Partie derselben in natürlicher Grösse 
abgebildet. Diese Blattpolster sind mehr oder weniger gewölbt und etwa in der Mitte durch 
eine quere Reihe rundlicher Warzen in die obere und untere Hälfte getheilt. Die obere 
Hälfte bildet die Blattnarbe, die untere die untere Blattspur. Etwa in der Mitte der Blatt 
narbe sehen wir zwei mondförmige Gefässringe, die mit ihren Enden mehr oder weniger ein- 
wärts gebogen sind. Auf der übrigen Fläche der Blattnarbe sind mehrere warzenförmige Gefäss- 
bündel unregelmässig zerstreut. , Die letzteren sowie diejenigen im Mittelkranze sind gewiss 
nur Gefässbündelstränge, welche in die Blattstiele eintreten, da man nicht selten statt der- 
selben röhrenförmige Gebilde findet, welche dieselbe Form haben, wie ähnliche Gefässbündel 
auf den Blattnarben einiger lebenden Cyatheaceen. 

Krejčí (l. c.) hat diese Farnart zuerst von Kaunie beschrieben und Dormitzer 
mit dem Namen Alsophilina versehen, indem man vermuthete, dass sie den lebenden Al- 
sophilen oder Cyatheen nahe stehen. Krejčí und O. Feistmantel (L. c.) erwähnen nur 
einfache kreisrunde punktförmige Gefässstränge, welche sich auf den Blattnarben vorfinden, 
obwohl auf den meisten Blattnarben noch die zwei mondförmigen Gefässringe recht deutlich 
sind. Und gerade auf Grundlage des Fehlens der zusammenhängenden Gefässringe haben sie 
diese Farnstämme für eine Cyatheacea erklärt. 

Diese Farnart ist aber von allen bekannten Farnen sehr weit verschieden und ab- 
weichend. Eine ähnliche orthostichische Anordnung der Blätter ist mir bei keinem baum- 
artigen Farne bekannt. Die Blattnarben sind dagegen im Wesentlichen mit jenen der Dick- 
sonia punctata verwandt; der Unterschied zwischen den beiden liest nur darin, dass der 
Gefässbündelring oben und unten offen bleibt. 


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23 


Ich habe die Benennung Alsophilina in Oncopteris umgewandelt, damit die 
selbständige Stellung dieser Art, die bis jetzt keine verwandten Arten hat, dadurch angedeutet 
werde Der Oncopteris Nettvalli ist sie durch die Stellung der Gefässbündelstränge 
sehr ähnlich und durch die orthostichische Anordnung der Blätter sicher verwandt. 


Oncopteris Nettvalli Dorm. 
Tafel V. Figur 6. 


Krejčí, Kounická skála in Živa 1853. 


Cylindrische Stämme mit grossen, kissenartig gewölbten, kreisrunden Blattpolstern. 
Die oberste Partie der Blattpolster ist mit kreisförmigen Blattnarben bedeckt, welche mit 
einem randständigen Kranze warzenförmiger Gefässbündel und mit zwei in der Mitte ste- 
henden mondförmigen Gefässringen geziert sind. 

Im Perucer Sandsteine bei Kaunic bis jetzt nur in 3 Exemplaren. 

Auch dieser Farnstamm ist eine gute, selbständige Art. Sie ist besonders durch die 
kreisrunden, ziemlich hoch gewölbten Blattpolster charakterisirt; zwischen den Blattpolstern 
sieht man deutliche Zwischenräume, welche zwischen den senkrechten Blattpolsterreihen durch 
tiefe Furchen längsgestreift sind. Die Blattpolster stehen in genetischer Spirale °/,, angeordnet 
und bilden beinahe senkrechte Reihen, welche sich jedoch bei einer guten Stellung des 
Stammes als schiefe Parastichen herausstellen. 

Die Blattnarben nehmen verhältnissmässig nur eine geringe Partie des ganzen Blatt- 
polsters ein. Die kreisrunden Gefässbündel des randständigen Kranzes sind sehr gross; ober- 
halb der letzteren sind noch einige ähnliche Gefässbündel wahrzunehmen. Die grossen mond- 
förmigen Gefässringe schliessen am Aussenrande einen spitzen Winkel ein und sind immer 
untereinander frei. 

Rücksichtlich der Verwandtschaft dieser Farnart kann dasselbe, was bei vorherge- 
bender Art gesagt wurde, auch hier wiederholt werden, nur lässt sich nicht leugnen, dass 
sie mit der Oncopteris Kauniciana verwandt ist. Die im spitzen Winkel gebrochenen 
Gefässringe der Oncopt. Nettvalli sind überall charakteristisch. 


Tempskya varians Corda sp. 
Tafel VI. Figur 1—7. Tafel V. Figur 5. 


 Tempskya pulchra Corda Beiträge zur Fl. d. Vorw. 
A macrocaulis Corda Beiträge zur Fl. d. Vorw. 
A microrhiza Corda > i i 9 
5 Schimperi Corda 5 " 5 % 
Palmacites varians Corda Reuss, Versteinerung. d. böhm. Kreid. 
Fasciceulites varians Unger. Gen, et sp. pl. fos. 


20—85 em hohe, 6—50 em dicke, immer an einem Ende verdickte Stämme, welche 
aus einer Masse dünner Wůrzelchen, welche unregelmässig in stärkere Wurzeln sich ver- 
einigen, zusammengesetzt sind. 


24 


Im Perucer Quadersandsteine bei Rynholec, Lány und Strašecí bei Rakovník, 
bei Třiblic (nach Reuss) und Kučlín bei Bilin (hier im Pláner nach Reuss). 

Die verkieselten Stämme dieser Art sind den böhmischen Palaeontologen schon längst 
bekannt und haben eine ganze Geschichte erlebt. Nebst den oben erwähnten Arbeiten und 
einigen Citaten in verschiedenen Handbüchern haben zur Kenntniss der Tempskya besonders 
Dr. O. Feistmantel (Über Baumfarnreste der böhm. Kreideform. 1872.), Karl Renger 
(Živa 1866) und Eduard Rodr (Vesmír 1878) beigetragen. 

Im böhmischen Museum wird eine ganze Centurie von grossen verkieselten Stämmen 
und eine Menge kleinerer Stámmchen und Bruchstücke derselben von Rynholec aufbewahrt. 
Bei näherer Untersuchung dieser Stammüberreste findet man, dass sie mit jenen identisch sind, 
welche Corda unter fünf verschiedenen Arten in zwei Gattungen aus der Kreide- und Perm- 
formation anführt, und deren Orisinale uns zur Disposition stehen. 

Der Fundort der Originale Corda’s ist nicht bekannt, wird aber von Corda aus den 
permischen Sandsteinen von Neu-Paka angegeben und in diesem Sinne auch von Feist- 
mantel angenommen, obwohl schon Feistmantel auf die Ähnlichkeit der Cordaischen 
Originale mit den Stämmen von Rynholec richtig hinweist. 

Die Tempskya-Stämme haben eigentlich das Ansehen starker, dicker Baumstöcke. Sie 
sind manchmal sehr gross, am verschmälerten Ende quer abgestutzt (Fig. 2), am verdickten 
Ende unregelmässig abgebrochen und geborsten. Auf der Oberfläche sieht man häufig mehr 
oder weniger vertiefte Löcher von verschiedener Grösse und Form. Kleinere Stämme sehen 
zuweilen schlanker aus und sind am Ende auch nicht so stark verdickt (Fig. 5). Der Umfang 
dieser Stämme ist fast immer kreisrund, sehr selten kommen auch zusammengedrückte Exem- 
plare vor. 

Auf der Oberfläche und auf den abgebrochenen Flächen dieser Stämme sehen wir 
sehr dichte, fadenförmige Wurzelchen, welche in eine compacte, verkieselte Masse durchein- 
ander verflochten sind (Fig. 1, 4). Auf dem geschliffenen Querdurchschnitte eines Stammes 
(siehe z. B. Corda’s Abbildung Fig. 1. Taf. 58. 1. c.) wiederholt sich überall dasselbe Bild. 
Man sieht hier die unzähligen rundlichen oder elliptischen oder überhaupt unregelmässig um- 
grenzten Durchschnitte der dünnen Wurzelchen, so dass das Ganze die Form eines zusammen- 
hängenden parenchymatischen Gewebes annimmt (Fig.5 a). Hie und da liest unter den kleinen 
kreisrunden Contouren ein grösserer Durchschnitt von verschiedener Form und 
Grösse. Diese grossen Durchschnitte sind unregelmässig auf der ganzen Fläche zerstreut. 
Ein centrales Holz oder etwas ähnliches kommt auf keinem Stamme vor. 

Corda beschreibt seinen Palmacites varians als einen Palmenstamm, weil er 
die Durchschuitte der Wurzelchen und jene grösseren Durchschnitte für Gefässbündelstränge 
einer Palme hielt, welche, wie bekannt, einzeln stehende, concentrisch geordnete Fibrovasal- 
stränge besitzt. Die nähere Analyse der Wurzelchen hat aber deutlich nachgewiesen, dass 
diese Stämme den Farnen angehören, in welcher Deutung die Tempskya sowie der Palmaeites 
Corda's nach Corda allgemein aufgefasst wurde. © 

Untersuchen wir die Ouerdurchschnitte der Wurzelchen auf einer geschliffenen Fläche, 
so sehen wir, dass sie dicht nebeneinander stehen und im grössten Theile aus einer dicht- 
punktirten Masse bestehen (Fig. 6 5). In der Mitte dieser Masse liegt ein dunklerer Punkt, 


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25 


welcher stellenweise matte Contouren einiger grösseren und kleineren Zellen zeigt. Die punk- 
tirte Masse erscheint uns bei bedeutender Vergrösserung als dicht stehende, dickwandige 
Zellen mit einem kleinen Lumen in der Mitte. Zur Vergleichung habe ich bei Fig. 7 eine 
Abbildung eines Luftwurzeldurchschnittes der lebenden Dieksonia antarctica bei- 
gefügt, aus welcher die Deutung des fossilen Durchschnittes Fig. 6 gleich entnommen werden 
kann. Die äussere und stärkste Schicht bildet hier ein dünnwandiges Gewebe, welches für 
die Pflanze die nöthige Nässe aufbewahrt, dann folgt die innere aus diekwandigen, kleinen 
Zellen bestehende Schicht, in deren Mitte man Durchschnitte der starken Tracheen und 
Siebröhren sieht. Auf dem fossilen Durchschnitte finden wir dasselbe. Die äussere, paren- 
chymatische Rindenschicht ist durch die Verkieselung vollkommen vernichtet und durch eine 
gleichförmige Steinmasse (Fig. 6 «) ersetzt worden, so dass sie auch viel dünner erscheint 
und die einzelnen Wurzeln aneinander gedrückt sind, auf welche Weise sie auch eine sechs- 


Stammdurchschnitt der Tempskya varians Cda. 


seitige Grenzcontour bekommen. Die folgende dickwandige Schicht ist gleich jener von 
Dicksonia und die centralen Zellen c) stellen den Fibrovasalstrang wie bei Fig 7 dar. 
Spalten wir ein Stammstück der Länge nach, so erscheinen uns stellenweise zwischen 
dem Wurzelceflechte mehr oder weniger dicke Ästehen, welche sich unregelmässig ver- 
zweigen und in welchen die feinen fadenförmigen Wurzelchen münden. Bei Fig. 4 ist ein 
ähnliches Stammbruchstück abgebildet. Links und rechts ist das Wurzelgeflecht zu sehen, in 
dessen Mitte ein stärkerer Wurzelast verläuft. Oben sind die Seitenäste abgebrochen, unten 
verbindet sich mit der Hauptwurzel ein dichter Wurzelschopf. Dass diese stärkeren Ästchen 
nichts anderes als stärkere Wurzeln sind, welche aus der Hauptachse austreten, sich mehr- 


. mals verzweigen und endlich in das dichte Wurzelgeflecht sich auflösen, ist überall auf den 


gebrochenen Wänden der Tempskya-Stämme deutlich wahrzunehmen. Fig. 3 stellt auch zwei 
stärkere Wurzeläste dar, welche sich verzweigen und eine Menge dünner Wurzelfasern ab- 
senden, die hier freilich abgebrochen sind. 


26 


Diese dicken Hauptwurzeln geben die grossen verschiedenartig geformten Gefäss- 
bůndeldurchschnitte auf dem Querdurchschnitte eines Stammes (Fig. 5 e). Die grossen 
Wurzeldurchschnitte zeigen übrigens dieselben Elemente, wie die kleinen, welche sie rings- 
herum umgeben. Die Rindenschicht ist hier wieder durch die Verkieselung auf das Minimum 
reducirt, so dass nur die starke Schichte des dickwandigen Zellengewebes (e) ins Auge fällt. 
Bei f bemerkt man eine hufeisenfórmige Contour, welche an die ähnlich geformten Gefäss- 
bündelstränge der Farne lebhaft erinnert und im Wesentlichen dem Gefässbündel der Wurzel- 
fasern Fig. 6 c entspricht. Bei d stehen noch andere, aber viel kleinere hufeisenförmige Ge- 
fässstränge mit der Hauptwurzel in Verbindung. Diese gehören den seitlichen Wurzeln, 
welche sich von der Hauptwurzel abzweigen und in welche auch Seitengefässbündelstränge ein- 
treten. Bei % sind noch grössere Wurzeldurchschnitte zu sehen, die den Wurzeln gehören, 
welche sich schon vollkommen von der Hauptwurzel abgezweigt haben, was schon aus den 
deutlichen Grenzcontouren des sclerenchymatischen Gewebes und der Form des Gefässbündel- 
stranges hervorgeht. 

Ed. Rodr (l. c.) hat jene starken Ästchen, welche das Wurzelgeflecht durchdringen, 
als Blattstiele bezeichnet, eine Deutung, die leicht durch folgende Umstände widerlest 
werden kann: 

1. Auf den längs-gebrochenen Stammstücken sehen wir deutlich, dass die dicken 
Ästchen sich mehrmals verzweigen und zuletzt sich in den Wurzelschopf auflösen. 2. Diese 
Ästchen sind von verschiedener Dicke, was bei den nacheinander folgenden Blattstielen un- 
möglich ist. 3. Die unregelmässig geordneten und ungleich grossen Seitendurchschnitte, welche 
sich den grossen Durchschnitten anlegen, können niemals durch Blattstieldurchschnitte erklärt 
werden, da sie immer dieselbe Gewebezusammensetzung zeigen. 4. Die grossen Durchschnitte 
sind auf dem Querdurchschnitte eines Stammes unregelmässig zerstreut, was bei den Blatt- 
durchschnitten, welche streng nach der genetischen Spirale von der Hauptachse entspringen, 
unmöglich ist. 5. Die Gefässbündelstränge der grossen Durchschnitte sind höchst unregel- 
mässig orientirt, bei den Blattdurchschnitten müssten sie stets zur Centralachse orientirt 
sein. 6. Die Orientirung der Gefässbündelstränge d Fig. 5 geschieht zur Achse f und nicht 
zur Centralachse des Stammes, was bei den Blättern zu erwarten wäre. 

Die Bedeutung und die Zusammensetzung unserer Tempskya-Stämme ist nun höchst 
klar und nachgewiesen, was sollen aber diese Stämme vorstellen, sind es Stämme eines 
baumartigen Farnes? In einem solchen Falle müssten wir mit Recht in der Mitte der ver- 
kieselten Baumstöcke Holzeylinder vorfinden. Auf allen Stammstücken, welche von uns über- 
haupt untersucht worden sind, fehlt durchwegs ein centrales Holz oder irgend eine Central- 
achse, die gesammte Masse dieser Stämme enthält ausschliesslich nur Wurzelgeflecht. 

Die Farnstämme der Dicksonia punctata von Kaunic und Vyšerovic haben auch die 
Aussenschicht eines Luftwurzelgeflechtes, welches besonders auf den Lagerstätten im Sand- 
steine sich. erhalten hat. In der Mitte des Luftwurzelgeflechtes liest aber immer ein mit Blatt- 
spuren bedecktes Holz. Dieser Fall ist bei den Tempskyastämmen nicht bekannt. 

Glücklicherweise haben wir in den Museumssammlungen einen ein wenig zusammen- 
gedrůckten, etwa 60 cm langen und 20cm breiten Tempskya-Stamm gefunden, welcher aus den 
Perucer Ablagerungen bei Kozäkov herrührt. Dieser zeigt auf der in der Mitte längsgebro- 


| 


27 


chenen Fläche ein sehr interessantes Bild. Bei Fig. 1 ist ein Theil dieses Stammes etwa um 
!/, verkleinert abgebildet. Durch die Mitte des Stammes lauft ein weiss-gefärbter Streifen, 
welcher des dichten Luftwurzelgeflechtes entbehrt, rechts und links aber zahlreiche Seiten- 
zweige absendet, welche sich gleich verzweigen und im Wurzelgeflechte auflösen. Zu beiden 
Seiten befindet sich die Hauptmasse des Stammes, welche aus dem dichten Luftwurzelgeflechte 
gebildet ist. Der Centralstreifen lässt aber keine Details wahrnehmen, was freilich nur dem 
ungünstigen Versteinerungszustande zuzurechnen ist. 


Auf dem beiliegenden Querschnitte finden wir folgende anatomische Structur: in der 
Mitte sehen wir wirklich das centrale Holzeylinder, welches aus weisslichem und schwarzem 
Chalcedon besteht und feinere Details sehr undeutlich zeit. Am Rande desselben befindet 
sich aber ein Gefässbündelband von ähnlicher Form, welche häufig auf dem Farnholze vor- 
kommt. In der Mitte sind noch andere schlecht erhaltene Gefässbündel wahrzunehmen, von 
denen jedoch dasjenige bei a recht gut hervortritt. Dieses liest in einer ausgewölbten Ecke 
des Holzes und hat merkwürdigerweise ganz dieselbe Form wie die schönen Gefässbündel 
auf den Blattspuren der Protopteris punctata. Weil dieses Gefässbündel ein wenig von 
den inneren Stammgefässbündeln seitwärts gerückt ist und weil es dieselbe Stellung zur Achse 
einnimmt wie die Gefässbündel der Blätter, so ist es sehr wahrscheinlich, dass es ein Gefäss- 
bündel ist, welches sich vom Stammeylinder abzutrennen anfängt und höher wirklich in ein 
Blatt eintritt. Für diese Annahme spricht auch der Umstand, dass das ganze Stammstück 
nicht der unterste Theil des Stammes, sondern der höhere Theil desselben ist, welcher noch 
das Holz enthält und welchem die ersten Blätter sicher aufsassen. Findet diese Erklärung 
des Gefässbündels («) in Zukunft noch andere Bestätigungen, so ist dann die Zugehörigkeit 
der Tempskya-Stämme zu Protopteris punctata nachgewiesen. 


Die ganze übrige Fläche des Stammes auf dem Durchschnitte erfüllt eine Menge 
dicht-gedrängter Luftwurzeln, welche von rundlicher oder elliptischer Form sind und in der 
Grösse untereinander wenig variiren. Grosse Wurzeldurchschnitte wie wir sie oben auf den 
Tempskya-Stämmen von Rynholec beschrieben haben, sehen wir da nicht. Auch findet man 
auf diesem Stammstücke Seitenwurzeln, welche aus dem Holze hervortreten und ziemlich 
dünn und untereinander gleich sind. In dieser Hinsicht ist unser Stamm von Kozäkov von 
jenen von Rynholec wesentlich verschieden. Wie soll man nun dieser Variation verstehen ? 


Bei den Tempskya-Stämmen kommen nicht selten Exemplare vor, welche spärliche 
oder überhaupt keine stärkere Wurzeldurchschnitte zeigen. Ich kann es nun nicht anders 
erklären, als dass es sämmtlich die höheren Stammpartien sind, etwa in der Gegend, wo 
das Holz beginnt. Denn hier sowie auf dem hohen Stamme sind nur feine, dünne Luft- 
wurzeln vorhanden und niemals starke Wurzeläste, welche erst den Stamm unterwärts be- 
enden. Die Anwesenheit des Holzes auf dem Kozäkover Stücke bestätigt diese Erklärung. 


Die Ausnahme bildet nur ein starker Wurzelzweig bei Fig. b, welcher sich vielleicht 
zufällig hoch auf dem Stamme zwischen dem Luftwurzelcomplexe abgetheilt hat. Dieser 
Wurzelzweig kann kein Blattstiel sein, weil er erstens keinen charakteristischen Gefässbündel- 
strang hat und sich zweitens in seinem unteren Theile mehrmals verzweist und zu beiden 
Seiten Luftwürzelchen absendet. 


28 


Die Querdurchschnitte der kleinen Luftwurzeln zeigen unter dem Mikroskope die- 
selben anatomischen Verhältnisse wie die der Tempskya-Stämme. 

Der Centralstreifen des bereits behandelten Stammstückes kann also nur die Spitze 
der Hauptwurzel sein, welche die Hauptachse des Farnstammes beendet und dadurch ergibt 
sich uns der wahrscheinlichste Weg zur Deutung der Tempskya-Stámme. Die Tempskya- 
Stämme sind nur der unterste Theil eines Farnwurzelstockes, welcher im Boden steckte. 
Ich habe einen ähnlichen Wurzelstock der Dicksonia antaretica untersucht. Diese 
hat eine ganz ähnlich verdickte Stammbasis, durch welche sie im Boden befestigt ist, und 
welche ebenfalls nur aus einem dichten Wurzelgeflecht besteht, die ebenfalls keine Blätter 
trägt, und in deren Mitte ebenfalls die Hauptwurzel die Hauptachse des Stammes beendet. 

Dadurch erklärt sich nun auch, warum nur die Wurzelstöcke und nicht die 
Stämme selbst im Rynholecer Sandsteine so massenhaft vorkommen. Die Rynholecer Temp- 
skya-Wurzelstöcke versteinerten vielleicht in derselben Lage, in welcher sie im lebenden 


Zustande im Boden steckten, nachdem schon der oberirdische Stamm verwittert und ver- . 


schwunden war. Weil nun die oberirdischen Stämme verwitterten oder vielleicht auch ab- 
gebrochen und fortgeschwemmt wurden als die unterirdischen Wurzelstöcke ins Wasser ge- 
riethen und so dem Versteinerungsprocess unterlagen, können wir keine Holzstücke mit den 
Tempskya-Stämmen vorfinden. Die rundliche, nicht zusammengedrückte Form der Tempskya- 
Stämme erklärt sich auch durch die senkrechte Lage, in welcher sie versteinerten. 

Die Löcher auf den Stammstöcken, wie bei Fig. 2., sind nur zufállig durch Steine 
oder fremdartige Gegenstände, welche im Wurzelgeflechte sich befanden, verusacht worden. 
Ganz ähnliche Löcher haben die lebenden Baumfarne im Wurzelgefiechte der Wurzelstöcke. 
Diese Löcher also beweisen auch, dass die Tempskya-Stämme unter der Erde steckten. 

Dr. O. Feistmantel erwähnt (l. c.) auch Tempskya-Stämme, auf welchen sich „die 
äussere Schichte ablösen lässt, und es kommt dann der eigentliche Kern mit den charakteri- 
stischen Narben von Protopteris Sternbergi Corda zum Vorschein.“ 

Wir haben mehr als eine ganze Centurie der Tempskya-Stämme untersucht und nie- 
mals ein centrales Holz gefunden, und weil zu demselben Resultate auch alle anderen Be- 
obachter der Tempskyen gekommen sind, so bleibt die bereits erwähnte Beobachtung Feist- 
mantels vereinzelt. 

Weiter schreibt Feistmantel: Solche Funde haben daher hinreichend gelehrt, dass 
die als Palmacites varians Corda aufgestellte Art keine selbständige sei und nur diese 
Exemplare als verkieselter Luftwurzelcomplex zu Protopteris Sternbergi Corda gehören. 

Diese Deutung bestätigen auch unsere Beobachtungen, aus welchen nebstdem her- 


vorgeht, dass die Tempskyen nicht die äussere Luftwurzelhülle sondern die unterste Stamm- 
partie, welche im Boden steckte, repräsentiren. 


KARA RAN 


SVÁ 


MIS 
Az 


Anhang. 


Lycopodiaceae. 


Selaginella dichotoma sp. n. 
Tafel VI. Figur 8—11. 


Ästehen dünnstengelig, regelmässig wiederholt dichotomisch verzweigt, zweireihig mit 
dünnhäutigen, zugespitzten, vorwärts gekrümmten Blättchen besetzt. 

In den Perucer Schieferthonschichten bei VySerovic nicht selten. 

Obwohl man auf allen Bruchstücken, welche uns von dieser Pflanzenart vorliegen, 
keine Fruchtbildung, aus welcher für die Systematik wichtige Merkmale aufgestellt werden 
könnten, warnehmen kann, so lässt sich jedoch aus dem ganzen Habitus, aus der regelmässigen 
Verzweigung der dünnen Stengel sowie aus den zweireihigen Blättchen schliessen, dass die- 
selben gewiss zur lebenden Gattung Selaginella angehören. 

Die Abdrücke treten aus der Steinplatte nur matt hervor, die Blättchen sehen sehr 
subtil aus, nur die dünnen und überall gleich dicken Stengelchen sind etwas deutlicher. Die 
Blättchen sind alle gleich gross und überall gleich vom Stengel mit ihren Spitzen entfernt. 
Die Contouren der Blättchen sind zum grössten Theile so verwischt, dass man nur stellen- 
weise einzelne Bláttchen unterscheiden kann. Die letzteren verschmälern sich vom breiten 
Grunde in eine scharfe Spitze, mit welcher sie sich nach vorn krümmen. Ein Mittelnerv ist 
nirgends auf den Bláttchen wahrzunehmen. 

Auf dem Bruchstücke Fig. 11 sieht man Spuren nach kleinen Blättchen, welche sich 
dicht auf den Stengel anlegen und auf diese Weise noch besser die Verwandtschaft dieser 
Pflanzenreste mit der lebenden Selaginella verrathen. 

Selaginella arctica Heer (Die foss. Flora Grönlands, I. Theil), wiewohl auch 
eine echte Selaginella-Art, ist von unserer Pflanze specifisch verschieden, indem sie viel 
grösser und nicht wiederholt dichotomisch verzweigt ist. Die Blättchen sind auch anders 
gestaltet. {| 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Erklärung der Tafeln. 


Tafel I. 


1—5. Jeanpaulia carinata Vel. aus den Perucer Schieferthonen von Kaunic. 
Fig. 3. Die Basis eines ganzen Blattwedels. 

6—12. Thyrsopteris capsulifera Vel. aus den Perucer Schieferthonen von Kaunic. 
Fig. 6. Die seitlichen Blattfiedern tragen theilweise Früchte. 
Fig. 8. Die Nervation auf den Fiederblättchen ausgeführt. 
Fig. 10. Eine fruchttragende Blattfieder mit einem Fiederblättchen am Grunde. 
Fig. 11. Eine Partie des vorherg. Blattfieder mit Fruchtkapseln vergrössert. 
Fig. 12. Ein Fiederbláttchen mit ausgeführter Nervation vergrössert. 


13. Marattia cretacea Vel. aus den Perucer Schieferthonen von Melnik an 
der Säzava. 
14. Asplenium Foersteri Ett. et. Deb. aus den Perucer Schieferthonen von 
Melník an der Sázava. 
Tafel II. 
1—2.  Kirchnera dentata Vel. aus den Perucer Schieferthonen von Kaunic. 


Fig. 2. Eine Blattfieder mit ausgeführter Nervation, in natůrl. Grösse. 
3—7.  Laccopteris Dunkeri Schenk. aus den Perucer Schieferthonen von Peruc. 
Fig. 7. Ein Blattfragment mit ausgeführter Nervation und der a ae 
stelle der Sporangien, vergrössert. 
8—11. Selaginella dichotoma Vel. aus den Perucer Schieferthonen von vy- 
Serovic. 
Fig. 9, 11. Die kleinen Blättchen bei der Hauptrippe sind wenig kenntlich. 
12—16. Kirchnera arctica Heer sp. aus den Perucer Schieferthonen von Vyše- 
rovic. 
Fig. 13. Ein Fiederblatt mit treu ausgeführter Nervation. 
Fig. 14. Die Fiederblätter stehen noch mit der Hauptrippe in Verbindung. 
17—19. Asplenites dubius Vel. aus dem Chlomeker Sandsteine von Böhm. Leipa. 


nr 


31 
Tafel III. 
Fig. 1—2. Gleichenia multinervosa Vel. aus dem Perucer Schieferthone von Peruc. 
Fig. 2. Ein Fiederblatt vergrössert. 
Fig. 3—7. Gleichenia Zippei Corda sp. Fig. 3 aus den Perucer Schieferthonen von 
Vyšerovic, Fig. 4—7 von Peruc. 
Fig. 4. Ein fruchtbares Fiederblatt. 
Fig. 7. Ein Fiederblattfragment vergrössert. 
Fig. 8—10. Gleichenia acutiloba Heer aus den Perucer Schieferthonen von Lands- 
berg. 
Fig. 10. Ein Fiederblatt vergrössert. 
Fig. 11. Gleichenia rotula Heer aus den Perucer Schieferthonen von Vyšerovic. 
Fig. 12—14 Gleichenia delicatula Heer. Fio. 12 aus den Perucer Schieferthonen von 


Fig. 15—1 
Fig. 18. 
Fig. 1—4. 
Fig. 5—10 
Fig. 1. 
Fig. 2—4. 
Fig. 5. 


Melník an der Sázava, Fig. 13 von Landsberg. 
Fig. 14. Ein Fiederblatt vergrössert. 
7. Gleichenia crenata Vel. aus den Perucer Schieferthonen von Vyšerovic. 
Fig. 17 vergróssert. 
Pecopteris minor Vel. aus dem Perucer Schieferthone von Kuchelbad. 


Tafel IV. 


Pteris frigida Heer, as den Perucer Schieferthonen von Kaunic. Bei Fig. 2 
die Nervation angedeutet. 


. Pteris Albertini Dunk. sp. aus den Perucer Schieferthonen von Vyšerovic. 
Die Nervation bei Fig. 5 und 10 ausgeführt. Fig. 7. Ein Fiederblatt sitzt noch 
der starken Wedelrippe auf. 


Tafel V. 


Eine Partie der Stammoberfläche von Oncopteris Kauniciana Dorm. sp., 
in natürl. Grösse. Aus dem Perucer Quadersandsteine von Kaunic. 
Dicksonia punctata Sternb. sp. aus dem Perucer Quadersandsteine von 
Kaunic. 

Fig. 2. Eine Partie der Stammoberfläche, welche die aus den Luftwurzeln zu- 
sammengesetzte, äussere Hülle zeigt; rechts sind die Blattbasen, welche den Blatt- 
narben der Stämme aufsassen, zu sehen. Natürl. Grösse. 

Fig. 3. Eine Partie der Stammoberfläche mit treu ausgeführten Blattnarben. Na- 
türl. Grösse. 

Fig. 4. Vergrösserte, warzenförmige Gefässbündelstränge auf den Blattnarben. 
Tempskya varians Corda. Ein sehr verkleinerter Wurzelstock von schlanker 
Form, von Rynholec. 


32 


Fig. 6. 


Fig. 1—6. 


Oncopteris Nettvalli Dorm. Eine Partie der Stammoberfláche, welche die 
kissenartig gewölbten Blattspuren und die Blattnarben zeigt. Natürl. Grösse. Aus 
dem Perucer Quadersandsteine von Kaunic. 


Tafel VI. 


Tempskya varians Corda aus dem Perucer Quadersandsteine von Rynholee. 

Fig. 1. Ein etwa um "/, verkleinertes, in der Mitte längsgebrochenes Stamm- 
stück, welches das centrale Holz zeigt, von welchem sich die seitlichen, in das 
Wurzelchengeflecht sich auflösenden Wurzeln abzweigen. 

Fig. 2. Ein Wurzelstock mit Löchern auf der Oberfläche, mehrmals verkleinert. 

Fig. 3. Die stärkeren Wurzeln, welche sich unregelmässig verzweigen und zu- 
letzt in das Wurzelgeflecht auflösen. 

Fig. 4. Ein ähnlicher Wurzelast, welcher oben verzweigt ist und unten die un- 
zähligen Wurzelchen zeist, welche von demselben entspringen. Das Wurzelgeflecht 
ist zu beiden Seiten des Wurzelastes treu ausgeführt. 

Fig. 5. Eine Partie aus dem geschliffenen Querdurchschnitte eines Tempskya- 
Stammes (etwa zweimal vergr.): a die Durchschnitte der fadenförmigen Wurzelchen, 
welche die Hauptmasse der Tempskya-Stämme bilden; dieselben sind von noch 
kleineren Wurzelfasern d durchgemischt; k Seitenäste der starken Hauptwurzeln e; 
f der hufeisenförmige Gefässbündelstrang der Hauptwurzel; % die undeutlichen 
Contouren der Aussenschicht der Wurzelchen; c, d die seitlichen Gefässbündel- 
stränge, welche in die Seitenwurzeln eintreten. 

Fig. 6. Der Querdurchschnitt eines Wurzelchens (Fig. 5 «) stark vergr.: a die 
Contouren der äusseren, dünnwandigen Zellenschicht; b die dickwandigen, kleinen 
Zellen, welche das umhüllende Gewebe des centralen Gefässbündels c bilden. 

Fig. 7. Der vergr. Durchschnitt einer Luftwurzel von Dicksonia antarctica 
zur Vergleichung mit Fig. 6: a, b die dünnwandigen Zellen der Aussenschicht; 
c die dickwandigen Zellen des umhüllenden Centralcylinders; d der Gefässbündel- 
strang. 


Ta 


m elenovsky: Die Farne der böhm.Kreideformation. 


vl R 
s N N 
| " \ R 
oo Velenovský dal © 


ein 2, 


Velenovsky: Die Farne der böhm. Kreideformation. 


- Velgnovský del 


© Velenovský: Die Farne der bůh. Kreideformation. o Tafı 3. 


| U 


| 
Velenovský del 


nn 


—— — —— — = —- ee 


c — I 
III 
EN NN S x NN N 


Taf. 4. 


Z N > 7 S 
HATT: A co fi C a = = 
l > / > F EZ 
z zn nn 
CX € _ 


V 0“ 
N k UNTEN ASA 
C = AX N ZONIW ER Ü 
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LZ NÉ, h NEN 
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V, A ZÁ K 
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Velenovský: Die Farne der bóhm Kreideformation. 
Velenovsky del 


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) 


Taf: 


ION. 


Die Farne der böhm. Kreideformat 


y 


Velenovsk 


Velenovsky del. 


Die Farne der böhm.Kreideformation. 


ý: 


_ Velenovsk 


Ď 


Velenovsky del. 


ÜBER FUNCTIONEN 


MIT 


- BESCHRÄNKTEM EXISTENZBEREICHE. 


VON 


M. LERCH, 


Privatdocent am böhmischen Polytechnikum. 


(Abhandlungen der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, 2. Band.) 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. ®.) 


PRAG. 
Verlag der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Grégr. 
1888. 


JE den Contributions & la theorie des fonctions, welche in den Sitzungsberichten d. G. 
vom Jahre 1886 erschienen, habe ich über die Richtigkeit eines vom Herm E. Goursat 
in den Comptes Rendus t. 94, p. 716 gegebenen Satzes mein Bedenken ausgesprochen. Ich habe 
dabei nur den unvollständigen Beweis, welcher den fast unmittelbar ersichtlichen ersten Theil 
des Satzes ausführlich behandelt, dagegen den gerade interessanten und besonders wichtigen 
zweiten Theil bei Seite lässt, im Sinne gehabt; wenn ich den Satz selbst für zweifelhaft 
erklärte, so geschah dies nur im Hinblick auf eine merkwürdige Thatsache — dass sich nämlich 
unter gewissen Umständen die Unendlichkeiten von Gliedern einer unendlichen Reihe gegen- 
seitig aufheben können, selbst wenn sie nicht wiederholt vorkommen. Glücklicherweise wurde 
ich durch eine zweite Mittheilung*) des Herrn Goursat von der Richtiekeit des in Rede 
stehenden Satzes überzeugt und erkannte Gen dass derselbe zuerst von Herrn H. Poincare**) 
gefunden und bewiesen wurde. 

Ich werde im Folgenden diesen Satz etwas verallgemeinern und für ihn einen Beweis 
entwickeln, welcher von den beiden von den genannten französischen Mathematikern gegebenen 
Beweisen wesentlich verschieden ist. Im Abschnitte II. wird dann ein von mir in einem Briefe 
an Herm G. Mittag-Leffler entwickeltes Princip allgemeiner gefasst und einige wegen der 
arithmetischen Natur ihrer Coefficienten interessante Potenzreihen, welche nur innerhalb des 
Einheitskreises existiren, entwickelt. 

Schliesslich wird im Abschnitte III. ein ziemlich allgemeines Theorem über Functionen, 
welche eine daselbst näher characterisirte Transformation zulassen, bewiesen. 


1. Es seien 
Ihr, Ofen U 0.08 Char 


irgend welche von einander verschiedene complexe Grössen, und es bedeuten 


u o Čaj (Bolo 30x 


*) Bulletin des Sciences mathématigues, 2. série, t. XI., mai 1887. 
**) Acta Societatis Fennicae, t. XII., p. 341. 
1* 


4 


Glieder einer absolut convergirenden unendlichen Reihe. Schliesslich sei m eine endliche 
Grösse, die keine positive ganze Zahl sein soll; dann wird die unendliche Reihe 


[e >) 
O fl) = Že — a,)" 
v0 
für sámmtliche z, denen die Grössen a, nicht unendlich nahe kommen, einen bestimmten 
endlichen Werth besitzen, den wir mit /(x) bezeichnet haben. Es zeist sich leicht, dass diese 
Function in einer gewissen Umgebung jeder Stelle x, welcher die Stellen a, nicht unendlich 
nahe kommen, durch eine Potenzreihe von der Form 


oD 
(2) A, + Ale — m) + Ayo —m) +. = I A@— m) 
kZ0 
dargestellt werden kann. Der wahre Convergenzbezirk dieser Potenzreihe ist auch ein solcher 
für die Potenzreihe 
00 


Di n! () Aue 


kn 
welche die Function 


on = mm —1)... m —n- 1) HE— a) 


dx v—0 


darstellt. Da nun die letztgeschriebene Reihe dieselbe Form wie die Reihe (1) hat, und für 
hinreichend grosse Werthe von n der Exponent m —n einen negativen reellen Bestandtheil 
besitzt, so dürfen wir uns bei der Bestimmung des wahren Convergenzbezirkes der Potenzreihe 
(2) auf diejenigen Werthe von m beschränken, welche einen negativen reellen Bestandtheil 
besitzen. Es liest nicht in unserer Absicht, den wahren Convergenzbezirk der Reihe (2) für 
jeden Werth von % zu bestimmen, sondern wir beschränken uns auf den Fallen, dass eine 
der Differenzen x, — a, den kleinsten absoluten Betrag erhält, so dass, wenn dies für v=« 
der Fall ist, die Ungleichheiten 


A = wza, 


% — 4, 


bestehen. Man darf unbeschadet der Allgemeinheit «= 0 voraussetzen. : 

Nun ist klar, dass die Reihe (2) convergirt, so lange | © — %'| < | a —% | ist; um 
zu zeigen, dass diese Bedingung zur Convergenz erforderlich sei, dass also |a,— x, | der wahre 
Convergenzradius der Potenzreihe (2) ist, betrachten wir die Function f(r) für diejenigen 
Werthe von «, welche der Strecke (x, ....a,) angehören. Für dieselben bestehen offenbar 
die Ungleichheiten 


 — 4, 


EVA 2 A) 


C — 4, 


und somit kommt für jeden Werth von o 


Hieraus werden wir schliessen, dass die Formel 


lim fx) 


BZ W (8 — 4)" 


(3) 


— G 


besteht. Denn ist d irgend welche noch so kleine positive Grösse, so kann man © so gross 


wählen, dass 
00 
N 2’ 
»—_@ 
| „ce 


ZE) <y: 


und somit auch 


=) % Ag 
ausserdem kann man auf der Strecke (x, ....a,) eine Stelle x” so nahe bei a, wählen, dass 
für sámmtliche z an der Strecke (x’...«a,) die Ungleichung 

GE 2 [ m 

2% = KA „» 

= 0440, 2 
besteht; aus den beiden letzten Ungleichungen folet aber die folgende 

fe) 
en 
welche für sämmtliche z an der Strecke («’...«a,) besteht. Diese Eigenschaft von o 
200 


wird aber eben durch die Formel (3) ausgedrückt. 
© Wäre nun der wahre Convergenzradius der Reihe (2) grösser als | X — a, |, so würde 
die Function f(x) für © — «a, einen endlichen Werth annehmen müssen und die Grösse 


lim © O) 


CZ (8 — 4)" 


würde mit Null übereinstimmen müssen, was mit der Formel (3) im Widerspruche ist. Somit 
muss der wahre Convergenzbezirk der Potenzreihe (2) die Stelle «, am Rande besitzen. 
Wir haben daher den Satz: 

„Ist x, keine Häufungsstelle der Pumetmenge 


Ag; Ay Agy <- + Ayo ec 
und ist |a,— F | die kleinste der Grössen | ap — x, |, und bedeuten 


Cox C1) 633 + + Cx + 


6 


Glieder einer absolut convergenten Reihe, so lässt sich die Fumetion 


0 


fie) = Aje (@—a,)" 


= 


>) A, (2 — v) 


kZ0 


in eine Potenzreihe 


entwickeln, welche die Grösse |a,—x,| zum wahren Convergenzbezirke hat, vorausgesetzt, dass 
m keine positive ganze Zahl ist.“ 


2. Diesen Satz in einer speciellen Form, nämlich fir m = — 1, haben die Herren 
Poincare und Goursat zur Construction von Functionen, die nicht in der ganzen den Verlauf 
der unabhängigen Variabelen versinnlichenden Ebene existiren, benutzt. 


Ist nämlich € irgend eine geschlossene Linie, welche ein endliches einfach zusammen- 
hängendes Gebiet (©) begränzt, und wählt man für die Grössen 


Pa IK, Inn oc old) ao 


Elemente einer unendlichen Punctmenge, welche die Randlinie € von (©) überalldicht bedeckt, 
im Uebrigen aber auch ausserhalb (©) gelegen sein kann, so folgt aus dem zuletzt be- 
wiesenen Satze, dass die daselbst betrachtete Function /(&) nur innerhalb des Gebietes (€) 
existirt. Denn man kann in jeder Umgebung einer Stelle an der Randcurve € Stellen z; 
finden, welche dem Gebiete (©) angehören und einer der Stellen («,) am nächsten kommen; 
dann wird sich (=) in eine Potenzreiche nach (© —x,) entwickeln lassen, deren Convergenz- 
bezirk nicht über (©) hinausreicht, was nicht der Fall sein würde, wenn sich die Function 
an einer Stelle der Randcurve € regulär verhielte. — Dagegen kann aus. unserem Satze über 
den wahren Convergenzbezirk der Potenzreihe (2) nichts geschlossen werden, wenn die Punct- 
menge (a,) so beschaffen ist, dass jeder Punct von € eine Häufungsstelle derselben ist, dabei 
aber die Randeurve € selbst nicht in jedem Theile Puncte (av) enthält. Dies entsteht z. B. 
wenn man 
1 5 
O ee 

setzt, unter « eine irrationale reelle Grösse verstanden; in diesem Falle befinden sich alle 
Stellen a ausserhalb des Einheitskreises || <1 und jede Stelle am Umfange € des letzteren 
ist eine Häufungsstelle der a,. In einem solchen Falle ist unmöglich im Gebiete (€) eine 
Stelle x, aufzufinden, wofür eine der Differenzen z, — a, ihrem absoluten Betrage nach kleiner 
sei als alle übrigen. Denn wäre dies für v=« der Fall, so würde sich im Kreise mit 
dem Mittelpuncte ©, und Halbmesser |a,— x, | keine weitere Stelle der Menge (av) befinden 
können, und es könnten dann die innerhalb dieses Kreises gelegenen Randpuncte nicht 
Häufungsstellen von (a,) sein, was gegen die Annahme streitet. Ist in einem solchen Falle a 
ein Punct der Randeurve C, errichtet man in diesem Puncte an © eine Normale, und lässt « 


7 


die Werthe, welche an dieser Normale versinnlicht sind, durchlaufen, so kommt bei diesem 
Grenzůbergange 


lim JO _ (») = 


z=a (ea — a)” FR 


wie dies aus der Herleitung der Formel (3) unmittelbar erhellt. Ja selbst kann man durch 
passende Wahl von c, eine Function von der Form 


00 
pa 
v—0 nn m 


erzielen, welche ihrem absoluten Betrage nach unterhalb einer von & unabhängigen Constanten 
bleibt,*) so lange x dem Gebiete (©) angehört. Solch eine Function ist z. B. 


il > + 2vami 


wenn « eine irrationale reelle Grösse bezeichnet. Dieselbe ist nämlich kleiner als die con- 
vergent vorausgesetzte Reihe 
oo 
jel 
= 
so lange nur |x|<1 bleibt. 
Ueber solche Functionen sagt also das oben bewiesene Theorem nichts aus und wir 
werden uns mit ihnen auch nicht weiter beschäftigen. 
3. Wählt man 
— 2vami 


== 
= == — a 
a, — I 


unter « eine irrationale reelle Grösse verstanden, so kommt für |@|<1 


4 po ARCHE 


v—0 uw=0 
wobei a 
(4*) Pe) be ES 
v—0 


der Kürze wegen gesetzt wurde. Hieraus folgt der Satz: 

| „Ist Plz) eine Function, welche sich in eine noch für 2=1 unbedingt convergirende 
Potenzreihe entwickeln lässt, und ist a irgend welche complexe Grösse mit dem absoluten Betrage 
Eins, die keine Einheitswurzel ist, so convergůrt die Potenzreihe 


*) Verel. den Beweis, welchen Herr Stieltjes im Bulletin des Sciences mathém., t. XI, février 1887., 
für einen hierher gehörigen Specialsatz entwickelt. 


M KEG 


v—0 
für sämmtliche Stellen innerhalb des Einheitskreises und lässt aus diesem Gebiete hinaus keine 
Fortsetzung zu, wenn nur m keine positive gamze Zahl ist.“ 
Wählt man z. B. 
Pa=(itu), 


wobei |w| <1 und » keine positive ganze Zahl ist, so entsteht die Function 


Flo, = |) Jaromr=Ž (; Ja += 2) (7) (faru, 


uv 


welche von zwei Variabelen u, © in ähnlicher Weise abhängt und aus dem Gebiete |x| <1, 
|w| 1 nicht fortgesetzt werden kann. 
4. Aus dem Vorhergehenden folgt, dass die unendliche Reihe 


fe) = N De a a dení 


p—=0 


in welcher der reelle Bestandtheil von m grösser als Eins vorausgesetzt wird, eine Function 
von z darstellt, welche nur innerhälb des Einheitskreises existirt, wobei über « dieselbe 
Voraussetzung gemacht wird wie oben. Für diejenigen Werthe von m, deren reeller Bestandtheil 
grösser ist als 2, lässt diese Fnnetion eine merkwürdige Darstellung zu, auf die wir ein- 
gehen wollen. 
Zunächst hat man 
a" X 
fa) = Že T P Fe 
== Ve 
setzt man 


a — em 6 


so dass der imagináre Bestandtheil von z positiv ist, so kommt 


—Dife) = >) -1 ker ') see) 


v—0 


und somit nach einer bekannten Formel 


a he 


Wir werden nachträglich zeigen, dass diese Grösse mit der folgenden 
: vyd Se m— 1 
(B) can a x 1) we Zen 
U=—n 1— 


übereinstimmt, wenn der reelle Bestandtheil von m grösser als 2 ist. Unter dieser Voraus- 
setzung hat man aber bekanntlich 


Im)Rs)_ 1 
"Tmts) DE G DK ) vs’ 
und deshalb ergibt sich aus (B) die gesuchte Formel 
El, 


. 2ami 


Die singuláren Werthe der Veránderlichen z, wofür die einzelnen Summanden rechts 
unendlich werden, werden offenbar durch die Gleichung 


B =, (v=0, 162999) 


bestimmt, sind also von der Form 
T=tu— va, (u, ==. 1, 2, DTD .) 


und kommen in jedem noch so kleinen Theile der reellen Axe vor, da « eine reelle irrationale 
Grösse ist. Dies steht mit der oben dargelesten Fundamentaleigenschaft der Function — 
dass sie nämlich nur für Werthe von z, welche einen positiven imaginären Bestandtheil be- 
sitzen, existirt — im Einklange, jedoch ist dies allein nicht hinreichend, um diese Eigenschaft 
zu begründen. ( 

Um nun die Uebereinstimmung der Grössen (A) und (B) nachzuweisen, betrachten 


wir die Summe f 
n 1 1 n 1 
2 zu a Z 2. — už 
u 


ZL 


Setzt man z== u-+ W, so kommt 


dp = le een 


Ist « positiv, so ist (u u)?> (u— u)”, und also 


Dar 


= eTWTF“ ea (o 


DO 


10 


Aber man hat offenbar 


A 1 1 
(u—g)i=Fvž 2% |; 
also kommt 
= V 1 K 1 
DA < le 2, u Fv em 2; it: 
h w=1 W=—n u 


pa 
PE 
u—1 z z 


schliesslich also für v >> 0 
I 

o 

u—1 ö = 


Die letztgeschriebene Grösse ist aber kleiner als 


d. 


1 : 5 
S | mootn(u 4 vi) — zcotr(u — vi) | : 


z [1 4 a 27V „Amin 1 er — 270 — 2miu 
2v jl = 2mVpamUu 1 — e270— ariu 


= ee, 
wem 
man hat somit 


| > Sp Hes ten 
d. h. Are \ 
(0 po 
Un 


unter g eine nur vom imaginären Bestandtheile von z abhängige Grösse verstanden. Wir setzen 


v—O 


jem 


v—p 


und wählen p so gross, dass 


Ö 
om 


unter d eine vorgeschriebene positive Grösse verstanden. Dies ist möglich, falls die letzt- 
geschriebene Reihe convergirt, was ja hier der Fall ist, weil wir den reellen Bestandtheil 
von m grösser als 2 angenommen haben. Wir haben dann nach (1) 


pa Den 


uU-—n 


11 


Zonfo)m Dale: 


v—p 
bezeichnet man mit A die linke Seite der Gleichung (A), so kommt offenbar 


p—1 


o W zrn? 9 b=+n + (0+1), kn+9,..1 


wobei » eine complexe Grösse bezeichnet, deren absoluter Betrag kleiner als Eins ist. Man 
schliesst hieraus sehr leicht die Formel 
A= im A,, 


n m 


und somit ist die Gleichheit der beiden Gróssen (4) und (B) nachgewiesen, 


II. 


1. In den Contributions habe ich bemerkt, dass die Functionen 


00 oo 


29 ! 
M 2 


„U il 


nur innerhalb des Einheitskreises existiren. Diese beiden Functionen sind nur specielle 
Fälle einer allgemeinen Classe von Potenzreihen, welche ich in einem Briefe*) an Herrn 
G. Mittag-Leffler betrachtete. Diese letzteren sind wieder specielle Fälle eines allgemeinen 
Satzes, den ich hier entwickeln werde. 


„Es seien 
My, Mi, UO OC My, 


positive ganze Zahlen, von denen jede einzelne in allen folgenden als Theiler aufgeht, und es 


bedeuten 
Pole), Br), Ba), Pze), :- 


analytische Functionen, welche sich im Einheitskreise regulär verhalten und auf der 
Periferie desselben höchstens eine Unendlichkeits-Stelle z == 1 besitzen und so beschaffen 
sind, dass die Reihe 

2) 

© = Be”) 

v—0 
für alle inneren Stellen des Einheitskreises convergirt und sich in eine für alle |z|< 1 
convergirende Potenzreihe umwandeln lässt; ist ausserdem für unendlich viele Zahlen » bei 
positiven reellen + <1 


*) Acta mathematica, t. X., p. 87., (1887). 
o* 


EN EEE oj MY z ETK 


12 


(1) Lim > Bla?) — oo: 


Ion 


dann existirt die Function f(©) nur innerhalb des Einheitskreises |x| = 1.“ 

Denn würde man behaupten, dass sich die Function f(x) in einer gewissen Umgebung 
einer Stelle e=u auf der Kreislinie |«| — 1 regulär verhalte, so würde man damit sagen, 
dass die betrachtete Function in allen Stellen einer gewissen Umgebung von « ihrem absoluten 
Betrage nach unterhalb einer constanten Grösse verbleibt. Dass dies bei den gemachten 
Voraussetzungen unstatthaft sei, lässt sich auf folgende Weise Besrunden Wir nehmen n so - 

Zami 
gross an, dass wenigstens eine Wurzel der Gleichung z" — 1 — die wir mit 67» — x, be- 
zeichnen, unter a eine positive oder negative mit m, theilerfremde ganze Zahl verstanden = 
in die letzterwähnte Umgebung von « fällt. Setzen wir dann 


Dani 


& 
K = pn ann 
Er 0, 3 


unter « einen positiven echten Bruch verstanden, so kommt 


n—1 


= ale s aa). 


Nach der Voraussetzung (1) hat man aber 


lim pa (eu) — ion: 


0 3 


und da nach der Wahl von « keine der Grössen &,%, v=0, 1, ... n—1) der Einheit 
gleichkommt, so ist jede der n Grössen $(z"% e— %") endlich, und somit kommt nach der 
zuletzt geschriebenen Formel 

Lim f(x) = lim fie )=o, 

=) 20 


was eben die Unzulässigkeit obiger Annahme klarstellt. 
In dem eitirten Briefe an Herrn Mittag-Leffler wurde Boz) = c,x angenommen, und 
die reellen Bestandtheile y, der Grössen ce, wurden positiv und ihre Summe divergent voraus- 


gesetzt. Es reicht aber hin, um eine nur innerhalb des Einheitskreises existirende Function 
zu erhalten, die y, blos der Bedingung 
lm „=+» 


n= m 


v—0 


zu unterwerfen, also auch negative y, zulassen. Wenn also unter dieser Bedingung die Reihe 


13 


für alle |x < 1 convergirt, so existirt die durch sie dargestellte Function nur für |z|<1; 
denn es wird nach einem Satze von Abel und Důrichlet 


oo 
7 Amy — 
lim > D0 v—=—ow 
= „—n 


und somit wird die in der Formel 


enthaltene Bedingung (1) erfüllt sein. 
2. Ein anderes Beispiel bekommt man durch die Annahme *) 


Pyle) = sl —a), 


unter der Voraussetzung, dass die reellen oder die imaginären Bestandtheile der Grössen c, 
gleiches Vorzeichen besitzen. Ausserdem haben die c, die Convergenzbedingungen von 


[ee] 


Senne 


v—0 


für alle |2|<1 zu erfüllen. Dazu ist nothwendig und hinreichend die Convergenz der Reihe 


oD 
) cy" 
v—0 
für alle |x| < 1 vorauszusetzen. 
Die Bedingung (1), nämlich 
[22] 
lim > o,ig( —",)=o@, 
= y—y 


wird hier offenbar bei.allen Werthen von » erfüllt sein, da entweder die reellen oder die 
imaginären Bestandtheile einzelner Glieder für Jm z = 1 mit gleichem Vorzeichen unendlich 
gross werden. Also haben wir den Satz: 

Die Function 


(2) fa)= I, se 


My 
v—0 er 


ezistirt nur innerhalb des Einheitskreises |x| < 1, wenn entweder die reellen oder die imaginären 
Bestandtheile der Grössen c gleichbezeichnet sind, und wenn die Reihe 


> My 
C,% 


*) Wir bedienen uns der Bezeichnung lgx anstatt log. nat. x. 


"k 
DE 


14 


für alle |x| < 1 convergirt. 
Nun ist offenbar 


©) Ka Dei, 


wobei 
c 
4 = = Fe um, —n, 
w 


die Summe über alle Zahlenpaare u, v erstreckt, wofür um, = n ist; da hier also Z £ 0, M 
u n 


ist, und m, ein Theiler von » ist, so haben wir 


(3') nA DM mla 


v 
die Summation auf alle v bezogen, wofůr m, ein Theiler von » ist. Da auch die Function 


[£9) 
fl) = DĚ nA,x" 
j nZl 
nur innerhalb des Einheitskreises existirt, und da man m,c,= (v) setzen kann, so haben 
wir den Satz: 
„Convergirt die Reihe 


v=0 


für alle |a| < 1, so convergirt auch die Reihe 


R m 
(3”) DA Se" ň 
n—l 
in welcher S, die Summe aller ıu(v) bedeutet, wofür my ein Theiler von n ist, für alle || <1 
und stellt eine Function vom & dar, die nur im Einheitskreise ewistirt, vorausgesetzt, dass die 
W(v) gleiches Vorzeichen haben.“ 
Setzt man z. B. Y(v) =1. so bedeutet S, die Anzahl der in der Reihe 


Up Uno Mlý om 


enthaltenen Divisoren der Zahl n. 
3. Die vorige Annahme ist in formaler Hinsicht ein specieller Fall der folgenden: 


1 
Pe) = a Ta 


A,% 
v 
in welcher sich also um die Function 


fe) = > p 


m, 
v—0 = az ? 


ar 


15 


handelt. Damit die Reihe für alle |@|<<1 convergent sei, ist nothwendig und hinreichend, 
dass die |a,| die Zahl 1 nicht überschreiten und dass die Reihe 


00 
m 
> če: v 


l) 


für alle |2|<{1 convergirt. Die a, müssen sámmtlich von —1 verschieden sein, damit z = —1 
keine singuláre Stelle der Functionen $v sei. Hier sind nun folgende Fälle zu unterscheiden: 

a) Sámmtliche a, sind reell und gleichbezeichnet. Sind dann entweder die reellen 
oder die imaginären Bestandtheile y, der Grössen c, gleichbezeichnet und die Reihe 


00 
Meda) a <, 


v—0 
divercent,“) so lässt sich zeigen, dass die Gleichung 


ir ba A ný Sr 


Ri) 
vn tb 


bei allen » besteht, und somit ist die in unserem Hauptsatze ersuchte Bedingung (1) erfüllt, 
und die Function f(x) existirt dann nur innerhalb des Einheitskreises. 

b) Die c, sind reell und mit gleichem Vorzeichen behaftet; sind ausserdem die reellen 
Bestandtheile der a, sämmtlich negativ oder theilweise auch Null, und divergirt die Reihe 


cig|1—a,|, 


a 
ee 


My 
vn at 


so wird der reelle Bestandtheil von 


bei im& — 1 unendlich gross und somit die Bedingung (1) erfüllt sein. 
c) Sind die c, reell und gleichbezeichnet, und haben auch die imaginären Bestandtheile 
der a,’ gleiches Vorzeichen und ist schliesslich die Reihe 


-= 
Sa] 
divergent, so wird der imaginäre Bestandtheil von 
S 1 
>, 6 lg ye Chy 
= a, 
*) Selbst der Fall ay—1 ist hier zulässig; gibt es solche Werthe a,—1 unendlich viele, so fällt die 


Divergenzbedingung weg. Denn in diesem Falle wird die Bedingung (1) erfüllt sein, was auch 
die positiven echten Brüche a, für Werthe besitzen. 


16 


für Zéme = 1 unendlich gross, und also ist auch in diesem Falle die Bedingung (1) befriedigt. 
Es sei noch bemerkt, dass in den Fällen 5) und c) die Grössen cv nicht nothwendig reell 
sein müssen; es reicht hin, wenn si reell und von der angegebenen Beschaffenheit sind, nach- 
dem sie durch eine bestimmte von v unabhängige Grösse dividirt worden sind. 

Unsere Summe lässt sich wieder in die Potenzreihe 


OD 
fa) = DA 
n—1 
u 
4=> mtr 5 WM = M, 
u 


die Summe über alle Zahlenpaare u, v erstreckt, wofür umw-= n ist. Setzt man hier dem- 


entwickeln, in welcher 


n 
gemäss u = ——, so kommt 


prá 2 CM, Ar 


die Summe über alle v erstreckt, wofür m» ein Theiler von r ist. Wenden wir unsere Aufmerk- 
samkeit auf die Function zf'(«) und setzen der Kürze wegen 


1 
i my, — (v), U = v(v), 
so bekommen wir die Function 


(4) D(&) = DE en, 


n—1 


in welcher 7, die auf alle in der Reihe 


mo, Max Mg, Nia; 


enthaltene Divisoren der Zahl » bezogene Summe der Grössen g(v).ý(v)" bedeutet, d. h. 
II = Y \pw)uw)" „n=0 (modm). 
5 i 


Befriedigen die Grössen (v), w(v)"v die Bedingungen, welche oben in einem der Fälle 
a), b) und c) für die Grössen cv, resp. av aufgestellt worden sind, so existirt die Function ®(&) 
nur innerhalb des Einheitskreises |@| —=1. 

4. Nun wenden wir unsere Aufmerksamkeit auf einige unendliche Producte, in lau 


die Zahlenreihen 
údy Me Ubn, Über, oa 


wieder die Hauptrolle spielen. 
Aus den Paragraphen 2. und 3. folgt unmittelbar, dass die beiden unendlichen Producte 


= cy = cy 
Pa) = M (1— am)”, Fa) = I 1— aaa)”, 
v0 v0 


17 


in welchen av und c» dieselben Grössen bedeuten, die in den genannten - Paragrafen 
näher characterisirt wurden, analytische Functionen von « darstellen, die nur innerhalb des 
Einheitskreises existiren. 


Im Producte F(e) darf der Annahme nach keines der av den Werth — 1 annehmen. 
Wir werden zeigen, dass diese Bedingung unter gewissen Umständen fallen gelassen werden 
kann. Sind nämlich die cv positive reelle Zahlen und setzt man av = — r», (7v>>0), so erhält 
das Product Ffx) die Form 


Pla) = Ur, ", 
v 


wobei zu bemerken ist, dass dieses Product für © = 1 divergiren soll. Setzt man nun 


2ami 


== == =D 
F 67n, Pe 


so kommt zwar 
x A a 
(«) Tone) — 00; 
0. 9—N 
es kann aber auch geschehen, dass 


n—1 
(8) lim IT 7,0 were) — 0 


e—0 vZ0 


wird, und also das Product Km P(x$e*) nicht nothwendig Null oder unendlich sein wird. 
«0 


Gibt es aber unendlich viele Werthe von n, wofür die Gleichung (ß) nicht stattfindet, so wird 
bei allen diesen » die Gleichung lim P(x,e*) — © bestehen, und es wird somit P(&) nur inner- 
«0 


halb des Einheitskreises || =1 existiren. Nun ist zu untersuchen, in welchem Umstande 
die Gleichung (8) bei allen Werthen von n bestehen bleibt. Dies entsteht offenbar nur dann, 
wenn alle »—1 sind (mit Ausnahme einer endlichen Anzahl von v) und wenn es unter den 


Dani 


Mm 


Zahlen v—=0, ,„...n—1 stets eine solche gibt, wofür e”” =—-1 wird. Es muss somit 


2am 
für n> n, (unter n, eine bestimmte ganze Zahl verstanden) eine ungerade ganze Zahl 


m 
n 


sein, somit m, durch 2 theilbar, also a ungerade. Dann muss jeder Theiler von m auch 


m 
in m» enthalten sein, da « und m, theilerfremd sind. Somit ist = 


= eine ungerade ganze 
n 


my : v ; , 
Zahl, und da s ist, So muss —1 sein, woraus sich v»—m—1, m, =2m,, 


n n 
ergibt. Hieraus folgt aber m, = p.2""* für n>n,, unter p eine positive ganze Zahl ver- 
standen. Also nur im Falle, dass die Factoren des Productes P schliesslich die Form 
3 


18 


(1+ 22-2779% 


erhalten, wird die Function P noch ausserhalb des Einheitskreises existiren kónnen. In der 


That ist 
1 


I1— z 


I (+ =”) = 
v0 


solch eine Function, und folglich ist die hier gefundene Ausnahme wenigstens in speciellen 
Fällen der c» eine wirkliche. Wir haben somit den Satz: 


„Sind rv<(v=0,1,2,. ..) positive reelle Zahlen ebenso wie die cv und bedeuten my 
positive ganze Zahlen von der in diesem Abschnitte betrachteten Beschaffenheit, so stellt das für 
alle |x| < 1 convergent und für + = 1 divergent vorausgesetzte Product 


Ja) = T (1-+ rev) m 
v0 


eine Function dar, die nur innerhalb des Einheitskreises | x| <1 existirt, vorausgesetzt, dass 
sich das Product nicht in zwei andere zerlegen lässt, von den das eine nur aus einer endlichen 
Anzahl Factoren besteht, während das andere die Form 


Cn-+no 


I + 22°”) 
nZ0 
erhalten würde.“ 


Speciell existirt die durch das Product 


fe) = Ha + a? ') = 2 5x" 


dargestellte Function nur innerhalb des Einheitskreises |@|=1. In der hier angeführten 
Reihenentwickelung bedeutet s, die Null, wenn die Zerlesung von » in Summanden von der 
Form v! (v =1,2,3,...) nicht möglich ist, dagegen 1, wenn eine solche Zerlegung existirt. 
Es zeigt sich leicht, dass es derartige Zerlegung nur eine geben kann. — 

Indem wir diesen Abschnitt schliessen, bemerken wir noch, dass die hier betrachteten 
Functionen uns durch Integration auch derartige liefern, die ihrem absoluten Betrage nach 
unter einer bestimmten endlichen Constante bleiben. Solch eine Function ist z. B. 


[ee] 


ov 
x 
Pe) = N En 
es ist nämlich offenbar 


: 2 || 
RO Sg 


19 


II. 


Wir haben oben gezeigt, dass die Function 


00 


NOE DAL“ 


=) 


nur innerhalb des Einheitskreises existirt. Diese Function gehorcht einem merkwürdigen 
Transformationsgesetze 
f@)=e+fe@?), 


aus dem man die in Rede stehende Eigenschaft derselben sehr einfach ohne Rechnung er- 
schliessen kann. Durch die auf der Hand liegende Verallgemeinerung des Beweisganges dieses 
Satzes haben wir folgendes Theorem — das uns nicht ohne Interesse zu sein scheint — erhalten : 

„Ist f(x) eine durch eine für alle |e|<1 convergirende und für alle |e|>1 divergi- 
rende Potenzreihe darstellbare Function, welche einem Transformationsgesetze von der Form 


fa) = Gle, f@)] 


gehorcht, unter a eine bestimmte positive ganze Zahl und unter @(x,z) eine ganze rationale 
oder eine ganze transcendente Function der beiden Veränderlichen «, z verstanden, so existirt 
dieselbe Function f(z) nur innerhalb des Einheitskreises.“ 

Beweis. Wäre der Satz nicht richtis, so würde man auf der Kreislinie || =1 
einen Punct finden können, in dessen Umgebung sich die Function f(x) regulär verhalte. 
In dieser Umgebung könnte man einen Bereich A aussondern, welcher von zwei mit dem Null- 
punete concentrischen Kreisbögen von Halbmessern 1 — « und 1-+« und zwei radii vectores 
begrenzt wird, also ein Kreisringausschnitt ist. Wir nehmen an, dass die Winkel, welche 
die beiden radii vectores mit der reellen Axe einschliessen, in irrationalen Verhältnissen zu 2x 
stehen, und bezeichnen mit ß die Differenz dieser beiden Winkel. Nun wählen wir n so gross, dass 


a'B>2x 


wird. Dann ist klar, dass wenn die Veránderliche & den Bereich W durchläuft, die Function 
x% alle Stellen eines stetigen Gebietes A, als Werthe annimmt, und zwar besteht das Gebiet 
A, aus einem vollen Kreisringe mit den Halbmessern (1 —«)", (1--e)", und es werden 
der Annahme nach die Stellen eines stetigen Theiles dieses Ringes zweimal von der Function 
angenommen. 

Aus der Gleichung 


Je) = Gle, f&)] 
schliesst man eine andere 


(1) Fa”) = Gx, f(e)), 


in welcher G, eine analoge Bedeutung hat wie G. Aus dieser Gleichung (1) ist klar, dass 

man alle den Stellen z des Gebietes A, entsprechende Functionswerthe f(z) unzweideutig 

bestimmen kann. Es bleibt uns zu zeigen, dass sich die Function f(z) in allen diesen Stellen 
3*+ 


20 


regulär verhält. Setzt man z — «“", so ist einer der Werthe «—z2“ “ eine Stelle des Ge- 
bietes A; wählen wir |z| = 1, so ist für &, —2,”" ebenso |%|== 1 und es gehört z dem 
Gebiete A an. Für hinlänglich kleine Werthe von |z — z,| kommt nun 

a = 2 "= Re — z) = % + 4lž — 2%) + %(8— %)* +... 


Der Voraussetzung gemäss hat man für hinreichend kleine Werthe von | z — x, 


fe) = m + 42 — %) + a (2 — %)" SF .20 


somit für hinreichend kleine Werthe von |2— zo | 
fe) FETT) = Be — 2) = B be) ea)... 
fe) = GB — 2), Be — 20). 


Da G, eine ganze Function ist, so kommt 


(2) fa) = Ao + Mle— %) + Le — %)* T. 9 


Dies steht aber im Widerspruche mit der Bedingung, dass die Function f(«) durch eine 
nur für |z|<1 convergirende Potenzreihe darstellbar ist, und also nothwendig eine sin- 
guläre Stelle auf der Kreislinie |x]|=1 besitzt. Somit ist die am Anfange des Beweises 
gemachte Annahme falsch und die Function /(«) verhält sich an keiner Stelle der Kreislinie 
|@|=1 regulär, was wir eben darzulegen hatten. — 

Es ist klar, dass der hier durchgeführte Beweisgang eine wesentliche Vorallgemeinerung 
des Satzes zulässt. Wir haben uns jedoch auf einen speciellen Fall beschränkt, da sich der 
Beweis in analogen Fällen durchaus nicht modificirt. 


und nach (1) 


Berichtigungen. 


Seite 4. In der Formel (2) links soll A, anstatt A, stehen. 
In der 11. Zeile v. u. soll „auf den Fall“ anstatt „auf den Fallen“ gelesen werden. 


Seite 8. In der die 8. Zeile bildenden Formel ist dem Ausdrucke (1-+ ať) in der mittleren Summe noch 
der Exponent m hinzuzufügen. 


ANANAS 


ZUR GEOMETRIE 


DER FLÄCHEN DRITTER UND VIRRTER ORDNUNG 


VON 


Prof. KARL KÜPPER. 


(Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. — VII. Folge, 2. Band.) 


(Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe Nr. 10.) 


PRAG. 
Verlag der königl. bohm. Gesellschaft der Wissenschaften. — Druck von Dr. Ed. Grégr. 
1888. 


Im Nachstehenden werden einige Puncte aus der Theorie dieser Flächen erörtert, die 
bisher kaum Beachtung gefunden haben, obwohl sie für die Geometrie von Wichtiskeit sind. 

až bedeutet einen Kegelschnitt auf F*, Z die Ebene, in welcher er liegt, q die Ge- 
rade, welche Z noch aus F% schneidet. Durch q gehen fünf Ebenen, die F% ausserhalb q 
berühren. Einer der 5 Berührungspuncte sei G, in ihm schneiden sich zwei Gerade /, A von 
F®, welche beide q treffen. 

Eine beliebige durch 6 gezogene Gerade schneidet aus F% ein Punctepaar 7, ©; der 
Punct 6’, welcher von 7, © durch dieses Paar harmonisch getrennt ist, hat zum Ort Z, die 
quadratische Polarfläche von 6 in Bezug auf F®?. Z; enthält 7, A und hat ferner mit F* eine 
Raumcurve 4ter Ordnung č* gemein, welche der Ort der Berührungspuncte der aus 6 an F? 
möglichen Tangenten ist. 

Diese t* ist Basis eines Büschels (92), in welchem die Fläche Z; vorkommt. 

Wenn man jede dieser go“ mit der Polarebene von 6 in Bezug auf dieselbe schneidet, 
so ist der Ort der erhaltenen Schnittlinien 2ten Grads eine cubische Fläche, welche die vor- 
liegende F* längs č* berühren, und die Geraden 7, A enthalten wird. Daher wird sie mit F*? 
identisch sein. Die eben gedachten Polarebenen müssen hiebei durch eine feste Gerade gehen, 
die Conjugirte von 6 in Bezug auf den Büschel (p?), und es wird diese Gerade der F* an- 
gehören; mithin g sein, da sie in der Ebene ZA liegen muss. In dem Büschel (9*) kommt 
sonach auch eine Fläche vor, welche durch a? geht, diese sei 4°. Die Ebene Z ist nnn 
Polarebene von 6 in Bezug auf H?. 

Diese Construction von F* zeist sogleich, dass ein beliebiges Paar 7, e durch H? har- 
monisch getrennt ist; so dass, wenn die Flächen 37, H? vorliegen, sämmtliche Paare der F* 
leicht zu construiren sind. Es ist aber zweckmássie, hiezu eine andere Fläche zu benutzen, 
nämlich die Polarfigur Q? von Z? in Bezug auf H?. Weil Z die Geraden 7, A enthält, wird 
O* die Ebene Z in den conjugirten Polaren von 7, A schneiden. Diese beiden Geraden der 
O? sollen beziehlich mit 7, A’ bezeichnet werden, go sei ihr Schnittpunct. 

1. Wir betrachten zuerst die Ouadrifláchen F?, welche den Kegelschnitt «* enthalten, 
und F? ausserdem in je zwei anderen Kegelschnitten z, y? schneiden. Wird eine solche F? 
vorausgesetzt, und nennt man =, y die beiden Puncte, welche &°, y? gemein haben, X, Y die 
Ebenen, in welchen sie liegen, so gehen durch «*, y* oo Flächen %*, von welchen jede einen 
Kegelschnitt z? aus F? schneiden wird. Dabei fallen diese 2? in die durch q möglichen Ebenen. 

1 


4 


Nun befindet sich unter den 4* auch das Ebenenpaar X, Y. Wenn dann die Gerade xy die 
F® in z durchstösst, so müssen sich in z zwei Gerade von F* treffen, die in den Ebenen X, Y 
sind und auf g stehen. Mithin folgt, dass z einer der fünf Puncte © sein muss. Wird umge- 
kehrt etwa 6 angenommen, und durch Z irgend eine Ebene gelegt, wobei sie einen Kegel- 
schnitt «* aus F* schneiden möge, so hat man in a?, w* die Basis eines Büschels (7), durch 
dessen Flächen aus F% alle Kegelschnitte y* geschnitten werden, deren Ebenen die Gerade 
A enthalten. 

Mithin existiren fünf Systeme solcher F?, wie sie verlangt wurden, den fünf Puncten 
6 entsprechend. Jede dieser F? berührt F® in zwei Puncten «, y, deren Verbindungslinie durch 
einen der Puncte 6 geht. Zur speciellen Untersuchung des zu 6 gehörigen Systems der F* 
bedienen wir uns einer Abbildung der F*?, die wir oft mit Nutzen angewendet haben, und 
die jetzt ausführlich behandelt werden soll. 


2. Neue Eigenschaften einer bekannten Transformation (7, o) des Raumes. 


Ist eine Fläche H? gegeben, und wird ein Punct 6 ausserhalb derselben als fest an- 
genommen, so hat man in den Puncten 7, © (auf den Strahlen r von 6), welche in Bezug auf 
H* conjugirt sind, eine quadratische Transformation des Raumes in sich. 

Wir lassen die Paare 7, e den Ebenen R des Raumes in folgender Weise entspre- 
chen: Wenn Z die Polarebene von o in Bezug auf ZH? ist, až der Schnitt von =, H* heisst; 
so müssen die beiden Kegel, welche aus den Puncten r, © eines beliebigen Paares až proji- 
ciren, sich auf JH? in einer ebenen Curve »” durchdringen; die Ebene von r? sei R und 
ihr entspricht das Paar», o. 

Wenn man andererseits JH? mit einer beliebigen Ebene R in r? schneidet, und mit 
r, e die Spitzen der Kegel bezeichnet, welche durch a?, r? sich legen lassen, so fallen diese 
bekanntlich auf den Strahl von 6, welcher zur Schnittlinie RZ conjugirt ist in Bezug auf ?, 
und es ist auch r von e durch JH? harmonisch getrennt. 

Wesentlich ist hiebei, dass der Pol o’ von R in Bezug auf HZ? in or 
liegt und von c durch », e harmonisch getrennt ist. 

Denn projizirt man aus der Geraden RZ die Puncte r, e durch zwei Ebenen, so 
haben diese o, 7 zu Polen bezüglich JH?, und sind offenbar durch die Ebenen =, R harmo- 
nisch getiennt. Demnach sind die Pole dieser vier Ebenen harmonische Puncte, nämlich: 
T, 0, G, o". 

Ferner ist hervorzuheben, dass wenn r irgend eine Gerade r des Raumes beschreibt — 
also © aufeinem Kegelschnitt in der Ebene or bleibt — R einen Kegel 2ten Grads umhüllen wird, 
dessen Spitze sich in Z befindet. Denn da R stets die conjugirte Polare von or bezüglich H? 
enthält, so geht sie durch den Pol der Ebene or; schneidet die letztere 4? in 5?, a? in den 
Puncten 1, 2, so braucht man nur r aus 1, 2 auf 5? zu projiciren, um 2 Puncte der Geraden 
zu finden, welche R mit der Ebene or gemein hat. Es leuchtet aber sofort ein, dass diese 
Gerade einen Kegelschnitt umhüllt. 


3. Gebilde, welche durch die Transformation (7, o) in sich selbst verwandelt 
werden. 


a) Die Flächen 2ten Grads P*. 


Wenn die Strahlen von 6 eine P* in Paaren r, o treffen, so ist der Ort des Punctes 
6’, welcher von 6 durch 7, © harmonisch getrennt wird, eine Ebene; folglich enthalten die 
betreffenden X nach 2. einen festen Punct p, den Pol jener Ebene. Wenn daher P* exi- 
stirt, so gehört sie zu einem bestimmten Puncte p. 

Umgekehrt, zu jedem willkührlich im Raume angenommenen Puncte p 
gehört eine bestimmte Fläche P:. 

Beweis. Durch p seien irgend zwei Ebenen R,, R, gelegt, die aus 7° die Curven 
ri, r; schneiden. Alsdann sind «*, r; und a*rž die Basen zweier Flächenbüschel, die auf jeder 
durch p gezogenen Geraden p die nämliche Involution 7 ausschneiden; denn in diesen 
Involutionen kommen als Paare vor: erstens die Schnittpuncte von p mit H?, zweitens p und 
der Durchstosspunet von p mit Z. 

Nun sind die Doppelpuncte von 5 zwei Puncte 7; denn nach 2. folgt, dass auf p zwei 
Kegelspitzen sind, deren entsprechende R durch p gehen. Diese sind offenbar die Doppel- 
puncte der für alle durch p denkbaren F unveränderlichen Involution. Es erübrigt zu zeigen, 
dass diese Doppelpuncte für alle p auf einer Fläche 2ten Grads liegen: 7, sei ein solcher 
Doppelpunct, dem die Ebene R, zugeordnet ist. Es gibt eine Fläche P?, welche durch 7, 
seht und den Kegel, der aus p die Curve «a? projicirt, längs a* berührt, sie sei P?. Sucht 
man auf der Geraden p die Involution conjugirter Pole für P?, so liest von dieser ein Paar 
vor in p nnd dem Schnittpuncte p, ein zweites besteht aus den Puncten, in welchen p den 
Kegel durchdringt, welcher », mit a? verbindet. Um letzteres sofort zu sehen, betrachte man 
den Schnitt von P? mit der Ebene »,p. Somit erhellt, dass j selbst die Involution 
der conjugirten Pole für P? ist. 

Es muss bemerkt werden, dass die Polarebene von p bezüglich 4°, als Ort von 0’ 
identisch ist mit der Polarebene von 6 in Bezug auf P?, dass auch die Schnittlinie dieser 
Ebene mit H? der Fläche P* angehören muss. Und hieraus ergibt sich, dass wenn man 
analog wie mit 6, H* eine Transformation mittelsp, P?herstellte, in dieser 
zum Puncte c die Fläche Z? gehören würde. 

Liegt speciell p in H?, so wird P? der Kegel mit der Basis a?, der Spitze p; liest 
pin Z, so zerfällt P* in Z und die Polarebene von p in Bezug auf H?. 


b) Die in sich transformirbaren Kegelschnitte g*. 


Es ist selbstverstándlich, dass die Ebene eines solchen g? durch 6 geht. Bestimmt 
man dann die Puncte 6', so findet man sie auf der Polare von 6 bezüglich g?. Daher werden 
die den Paaren 7, © zugewiesenen Ebenen einen Büschel bilden, dessen Axe g jener Polare 
in Bezug auf H* conjugirt ist. Wir sagen, zur Geraden g gehört g". 

Wird andererseits g angenommen, so existirt stets ein zugehöriger g“. Denn zu je 


6 


zwei Puncten py, p, der g gehören P}, P?, die ausser a* noch einen Kegelschnitt gemein 
haben, dieser ist 9°. 

Zwei in derselben durch o gelegten Ebene befindliche g? haben zwei Puncte auf a? 
gemein, überdies noch ein Paar r, e; die Geraden g, zu welchen sie gehören, schneiden 
sich auf Z und umgekehrt. 

Zu zwei windschiefen g gehören g?, die keinen gemeinschaftlichen Punet ausserhalb a? 
besitzen. Noch ist zu beachten, dass g* zerfällt, wenn H* von g berührt wird, 
etwa in p. In diesem Falle besteht 9? aus 2 Seiten des Kegels ?P?, welche 
dieser mit der Polarebene des in Z befindlichen Punctes von g (bezüglich 
H?) gemein hat. Wird hingegen H* von gin zweigetrennten Puncten py, p, ge- 
troffen, so kann g? deshalb nicht zerfallen, weil die Kegel F*, Pž nicht zwei 
Kanten gemein haben können. 


c) Die in sich transformirbaren Raumeurven 4ter Ordnung 7*. 


Hier muss selbstverstándlich c die Spitze eines der durch %* möglichen quadratischen 
Kegel sein, z. B. von 67. Alsdann liegen bekanntlich die Puncte 0’ in der Ebene S, welche 
die 3 anderen Kegelspitzen enthält, und zugleich auf 6. Demzufolge umhüllen die R die 
Polarfigur des Schnittes von S, o* bezüglich JH? das ist einen quadratischen Kegel. 


Die Richtigkeit des Inversen ist offenbar. 


d) Die in sich transformirbaren eubischen Flächen 7"*. 


Zunächst ist einleuchtend, dass eine derartige F% durch 6 gehen muss, weil jede 
durch 6 denkbare Gerade r die Fläche in einem einzigen Punctepaar — 7, © — durchdringt. 
Fasst man eine r in's Auge, welche H? in einem Puncte r° auf a? berührt, so wird 7 zu 
jedem auf r möglichen Paare gehören. Demnach muss F? durch a? gehen, und es fällt in Z 
eine Gerade g der Fläche. Nun ist jeder Punct von g mit einem Nachbarpuncte von 6 ge- 
paart; daher wird die Ebene ge Tangentialebene von F% in o sein, und demzufolge 2 sich 
in o schneidende Gerade 7, A mit 7? gemein haben. 


2 


Bestimmt man jetzt die Puncte o', so erhält man die quadratische Polarfläche 3}; 
von 6 für die F*, und es werden die den Paaren von F* zugewiesenen Ebenen R Tangential- 
ebenen einer Quadrifläche A? sein, welche die Polarfigur von Z? in Bezug auf 7? als Grund- 
fläche ist. Sind 7, A’ die conjugirten Polaren von Z, A, also in Z gelegen, so muss A? diese 
beiden Geraden aufnehmen, in ihrem Schnittpuncte g, die Z berühren. 

Hieraus sieht man, dass eine #?, wie sie vorausgesetzt wurde, zu einer bestimmten 
die Ebene = berührenden Quadrifläche ©* derart gehört, dass den Tangentialebenen von ©? 
die Paare auf F* in eindeutig umkehrbarer Weise entsprechen. Die Inversion hievon gestaltet 
sich sehr einfach: 


Geht man von A? aus, so ergibt sich zunächst Z*, ihre Polarfigur als Ort der Puncte 
0’. Das auf 60’ befindliche Paar r, © ist dadurch bestimmt, dass es sowohl durch 6, 0”, als 


durch 4? harmonisch getrennt wird, d. h. die r, e sind die Doppelpuncte der auf den Ge- 


7 


raden r durch die Flächen 2°, H* bestimmten Involutionen. Dass auch auf jeder r ein Paar 
r, © auftritt, folgt, wenn man durch die conjugirte Polare v“ von v bezüglich A? die von Z 
verschiedene Tangentialebene an A* beachtet. Will man die Doppelpuncte, von welchen die 
Rede ist, construiren, so kann man also verfahren : i 


2°, A* durchdringen sich in einer Raumcurve £*, welche Grundcurve eines Büschels 
von Quadriflächen ist. Zieht man von 6 an sämmtliche Flächen dieses Büschels Tangenten, 
so erhält man in den Berührungspuncten die fraglichen Doppelpuncte, oder sámmtliche 7, ©; 
aber auf diese Weise construirt man eine cubische Fläche. 

4. Mit Hůlfe der zwischen #3 und einer gewissen Q? etablirten Abhängigkeit, die 
nach 1. stets möglich ist, lassen sich die Quadriflächen F, welche a*, nebstdem noch zwei 
Kegelsehnitte mit #3 gemein haben und das System © construiren, sehr klar übersehen: Den 
Tangentialebenen R von Q? entsprechen die Paare der F*. Wenn g eine Gerade von A? be- 
deutet — auf A’ stehend — so gehört zu ihr ein Kegelschnitt g?, welcher auf F* liegt, und 
dessen Ebene die Gerade A enthält. 

Heisst y eine Gerade der anderen Schaar, für welche 7' die Transversale ist, so wird 
die Ebene des zugehörigen y? die Gerade / enthalten. Dem Schnittpuncte f von g, y ist eine 
F? des in Rede stehenden Systems zugewiesen, und die zu allen Puncten der Q? ge- 
hörenden Quadriflächen machen das ganze System © aus. 


Durch ein im Raume beliebig gewähltes Paar 79, ou — ausserhalb F% — gehen ein- 
fach unendlich viele 7%. Sie gehören den Puncten f an, welche die Ebene X, mit Q? gemein 
hat; und werden von einer #* eingehüllt, welche die Doppelcurve a?, die Doppelpuncte 7,0, 
besitzt und der #3 längs einer Raumcurve 4ter Ordnung o* umbeschrieben ist. (Siehe meinen 
Aufsatz VII, Folge, II. B. dieser Abhandlungen No. 8.) 

Es werde eine beliebige Fläche F* mit der Doppelcurve a* betrachtet; ©, sei ein 
willkührlicher Punct derselben. Dem Kegel der a* aus ©, projieirt, beschreibe man längs a? 
eine Quadrifläche @? ein, und nenne (r, 6) die Transformation, deren Centrum 
©, deren Ordnungfläche G* ist. Durch diese wird 4“ in eine F* verwandelt, welche a* 
enthält, mithin eine Gerade q aus der Ebene 2 schneidet, in welcher «a? liegt. Eine der fünf 
Tangentialebenen von F?, welche durch q möglich sind, berühre in s; dann ist s das 
Centrum einer Transformation (r, ©), durch welche F® in sich übergeführt wird. Mithin 
existiren durch a*, @, 79 ©" Quadriflächen F, welche die F“ in Punctepaaren r, © berühren. 
Diese sämmtlichen F? werden durch die erste Transformation (r, 6) in Ebenen verwandelt, 
die den Punct 6, aufnehmen, in welchen r, sich transformirt. So findet man ©! Bitangential- 


ebenen der F* und ihre Enveloppe, die transformirte oben angegebene Fläche 4ter Ordnung 
mit den Doppelpuncten 79, 0- 


Vor allem muss man die Kegelschnittpaare w*, y* in Betracht ziehen, welche von den 
in Bitangentialebenen der F* übergeführten F* aus F? geschnitten werden. Sind r, y die in 
s sich treffenden Geraden der F®?, so besteht ein beliebiges Paar aus einem x?, dessen Ebene 
durch x, einem y*, dessen Ebene durch $ geht, und es werden auch in diesen Paaren alle so 
möglichen Kegelschnitte vertreten sein. Hiebei aber ist jedem ©? ein bestimmter y* zuge- 
wiesen, da es nur eine F? gibt, die a“, x° und noch einen Punct ©, enthält. 


Mittels der Transformation wird ein Paar «*, y* wiederum in ein Kegelschnittpaar — 
22, 42 — verwandelt, weil #?, auf welcher «*, y? vorkommt, in eine Ebene übergeht, und 
die Transformation centrisch ist. : 

Denkt man die 0o' durch a?, x? möglichen Quadriflächen X?, so enthalten diese sámmt- 
liche y?; unterwirft man die X* der Transformation (7, 6), so gehen sie in Quadriflächen X* 
über, weil a? auf allen X? liegt. Da aber die erhaltenen X? einen Büschel mit der Basis a*, 
x? bilden, sie daher noch einen variablen Kegelschnitt mit #* gemein haben, der kein anderer 
als y? sein kann, so folgt für P*: = 

Nimmt man aus einer beliebigen Bitangentialebene einen Kegelschnitt x?, und benutzt 
ihn mit der Doppelcurve a? als Basis eines Büschels (£*), so schneiden dessen Flächen noch 
einen variablen Kegelschnitt y* aus F, dessen Ebene einen festen Punct 6, der Ebene des 
x” enthält. 

Zieht man von o, an die X* Tangenten, so ergibt sich als Ort ihrer Berůhrungspuncte 
eine Quadrifläche AH. Sie geht durch a“, und berührt längs dieser den Kegel, welcher seine 
Spitze in G, hat. Also wird F* durch die quadratische Transformation, für welche 6, das 
Centrum, AH? die Ordnungsfläche ist, in sich verwandelt. 

Bestimmt man ferner für jeden auftretenden y” die Polare des Punctes o,, so erfüllen 
diese ein Hyperboloid 3}. (a. a. O. No. 6). 

Die Polarfigur dieses Hyperboloids in Bezug auf 4} liefert endlich eine Quadrifläche 
Q?, deren Berührungsebenen R die Paare der F* in der unter 2. beschriebenen Weise ent- 
sprechen: 

Das Vorstehende lässt sich kurz so zusammenfassen: 

Eine F* mit der Doppelcurve až kann durch 5 Transformationen der hier näher defi- 
nirten Art in sich übergeführt werden, und es entsprechen die Paare, welche in diesen Trans- 
formationen auftreten, den Tangentialebenen von 5 verschiedenen Quadrifläichen Q?. 

Wäre umgekehrt die Transformation gegeben durch ihr Centrum c 
ihre Ordnungsfläche 4°, wodurch a? sich bestimmt, so gehört auch zu jeder 
beliebigen Quadrifläche A? eine F* mit der Doppelcurve až. 

Beweis. A" denke man erzeust durch eine variable Gerade y, welche zwei fest- 
gehaltene Gerade g,, 9, in den Puncten py; P,, die Ebene Z — Polarebene von 6, in welcher 
a? liest — in p trifft. Zu g,, 92, v mögen die Kegelschnitte g?, gž, 7? gehören; dann be- 
schreibt 9* die F*: Denn die Flächen P}, P? beschreiben zwei Büschel, deren Grundcurven 
in a°, g, und a*, gž vorliegen. Sieht man die beiden Flächen als homologe an, welche den- 
selben 9" enthalten — wie z. B. P!, P?, so sind die Büschel projectivisch auf einander be- 
zogen: Nämlich die P} entsprechen projectivisch den Puncten py, da diese die Pole der festen 
Ebene Z in Bezug auf die P sind. Ebenso verhält es sich mit den Pž und den p,; und weil 
die p, den p, projectivisch zugewiesen sind, so gilt Gleiches für die P*, und y* beschreibt 
eine F*, Zieht man in Erwägung, dass die zum Puncte p gehörende P? ebenfalls y* enthalten 
muss, dass aber diese P* die Polarebene P von p in Bezug auf H* als Bestandtheil hat, so 
folgt, dass die variabele Ebene P, welche um © sich dreht, Bitangentialebene von F“ ist. Da 
endlich der Ort für p die q? ist, welche A? mit Z gemein hat, so umhüllt P den quadrati- 
schen Kegel 6°, der die Polarfigur von g* bezüglich JH? ist. 


5. Die Steiner'sche Fläche F*. 


Eine Regelfläche 4ten Grads wird von einer Tangentialebene stets in einer zerfallenden 
C* geschnitten, von welcher der eine Theil eine Gerade ist. Wáre nun nicht eine F* denkbar, 
die von ihren Tangentialebenen in Kegelschnittpaaren geschnitten wird? Ich kenne manchen 
modernen Geometer, welcher diese Frage aus folgendem Grunde verneinen würde: Eine so 
beschaffene F* müsste jedenfalls eine Doppelcurve 3ter Ordnung besitzen. Weil nun eine 
Raumeurve A? durch jeden Punct des Raumes eine Bisecante sendet, so muss eine F* mit 
der Doppelcurve R* nothwendigerweise Regelfläche sein. Bei diesem Schlusse übersieht man, 
dass es immerhin noch möglich — freilich nur so möglich — wäre, dass die Doppelcurve 
aus drei in einem Puncte zusammentreffenden Geraden bestände, in welchem Falle #* gewiss 
nicht Regelfläche sein kann, da auf jeder Erzeugenden e zwei Doppelpuncte der Fläche sein 
müssten, und daher e in eine der drei Ebenen des von den Doppelpunctsgeraden gebildeten 
Dreikants fiele. 

Also, die Möglichkeit der Fläche zugegeben, ist die Beschaffenheit der Doppelcurve 
unzweifelhaft festgestellt. Was die Wirklichkeit angeht, so sind die bekannt gewordenen Her- 
leitungen für eine so einfache Sache viel zu complicirt. Es passt diese Bemerkung auch auf 
die Betrachtung, welche Herr Weierstrass im 64. Bande des Crelle-Borchardt’schen Journals 
als diejenige bezeichnete, welche Steiner zur Entdeckung der merkwürdigen F} geführt hat 


Erste Erzeugung der F?. 


Wir stellen die quadratische Transformation (r, ©) auf, deren Ordnungsfläche ein Kegel 
AH? ist mit der Spitze A, das Centrum sei o. 

Die Tangentialebenen, die von o an H* gehen, berühren in [den Kegelkanten a, «, 
deren Ebene 2 heisst. 

Nimmt man eine Regelfläche F“ an, welche a, « zu einfachen Geraden hat und nicht 
durch 6 geht, und unterwirft sie der Transformation (r, ©), so erhält man eine Fläche 4ter 
Ordnung, und diese bekommt a, « zu Doppelpunctsgeraden. F? aber besitzt eine durch ž 
gehende Doppelpunctsgerade d, welche durch (r, ©) in eine andere durch % gehende Gerade © 
verwandelt wird, und O wird ebenfalls auf der durch die Transformation gewonnenen Fläche 
eine Doppelpunctsgerade sein; folglich ist diese Fläche F%. 

Nachdem auf diese Weise F% erhalten worden ist, lege man o irgend wo auf die 
Fläche, jedoch nicht in eine der 3 Geraden a, «, ©, behalte aber H? bei. So entsteht eine 
neue Transformation (z, w"), durch welche F% selbst in eine F% übergehen wird. Diese F? 
enthält die Geraden a, « einfach, die aus d hervorgehende d” als Doppelpunctsgerade, ist 
mithin eine Regelfläche F%. 

sei eine von a, « verschiedene Erzeugende der F, welche d' in d trifft. In der 
Ebene of liegt noch ein Kegelschnitt e? der F?; e* geht durch ď und die beiden Puncte 
1, 2, in welchen beziehlich a, « die Ebene of durchstossen. & transformirt sich in &°, der 
durch 1, 2 und den Punct d auf d geht, dem in der Transformation d’ zugeordnet ist. e* wird 
übergehen in e*, der ebenfalls die Puncte 1, 2, d aufnimmt. Der fehlende 4te Schnittpunct 

2 


10 


von &?, e? ist der Berührungspunct der Ebene cf mit F*; d. h. der Kegel, welcher der 
F* aus einem ihrer Puncte umschrieben werden kann, ist 3ter Klasse. 


Zweite Erzeugung der F. 


Diese geschieht mit Hülfe der eben benutzten Transformation (7, ©), indem man die- 
selbe auf eine Quadrifläche F? anwendet, welche in A die Ebene Z berührt, und nicht 
durch o geht. at 

Es ist ohne Weiteres klar, dass F* in eine F* übergeht, welche a, « als Doppel- 
punctsgerade besitzt, auch ist leicht darzuthun, dass jeder Punct von ko Doppelpunct der F* 
sein muss: Es genügt zu zeigen, dass irgend eine durch ho gelegte Ebene A eine Linie 2ten 
Grads mit F* gemein hat: 

E schneide F? in r?, H? in den Kanten 4, t,; die Tangente der r? im Puncte A ist 
nun durch č, é, von Z, o harmonisch getrennt. Daraus folgt, dass 7* durch die Transforma- 
tion wieder in einen durch 2, 6 gehenden Kegelschnitt ©ž verwandelt wird. 

" Dass durch jeden Punct auf ho zwei Kegelschnitte o* gehen, ergibt sich also: 

Zunächst für 6: F? hat in Z 2 in 4 sich schneidende Gerade; legt man durch eine 
derselben und 6 eine Ebene, so fällt in diese noch eine Gerade von F%, die in einen durch 
h, G gehenden Kegelschnitt o“ übergeht. Handelt es sich um einen von © verschiedenen 
Punct 6, auf ho, so benutze man ihn als Transformationscentrum, während 7° als Ordnungs- 
fläche bleibt. 

Alsdann entsteht als transformirte Fläche der F eine F7, die, wie leicht einzusehen, 
= in h berührt u. S. W. 

Man erkennt so zugleich, dass 6, wie 6 Biplanarpunct der F? ist, sowie dass aus 
einem Doppelpunct der F* sich ein Quadrikegel ihr umbeschreiben lässt. 


Die 4 singulären Tangentialebenen der F,. 


In der vorliegenden Transformation entsprechen den Ebenen des Raumes die o® 
Flächen %?, welche durch a, © und 6 möglich sind. Unter diesen gibt es 4, die F* längs je 
einem Kegelschnitt umschrieben sind: Nämlich W* sei eine solche, «* die durch A gehende 
Berührungslinie von %?, F?. Eine beliebig durch 6 gelegte Ebene schneide aus W?, F* die 
Curve y?, f%, und treffe a, « in den Puncten 1, 2. Dann muss y? die 3 Puncte 6, 1, 2 ent- 
halten, und f* in 2 Puncten &,, &, des x? berühren. Thatsächlich existiren durch 1, 2, G 
vier Kegelschnitte y*, die f* doppelt berühren; «,, x, seien für y? die betreffenden Berüh- 
rungspuncte. Die Ebene hx,x, schneidet aus F? einen Kegelschnitt w*, und es mögen die 
3 Tangentialebenen der F? in h, xx, den Punct o gemein haben. Jetzt gibt es eine Fläche 
AX?, welche dem Kegel o(e?) längs x? einbeschriehen ist, und durch irgend einen auf a ge- 
wählten Punct « geht. a wird demnach eine Gerade der X? sein, und X? hat mit &° gemein 
den Punct 1, dann je 2 in 44, «, vereinigte Puncte, mithin fällt x” ganz in X?. Eine weitere 
Folge ist nun, dass auch Punct 2 in X? liest, daher auch die Gerade «. Die 4 nachgewie- 
senen X” kommen mithin unter den W* vor, und man erhält durch Transformation derselben 
4 Ebenen, welche F? längs je einem Kegelschnitt berühren. 


1 
k 
A 

a 

4 


11 


Anmerkung. Hier soll in Kürze nachgewiesen werden, dass die von uns aufgestellten 
5 Transformationen der F* in sich selbst die einzigen ihrer Art sind: Festgesetzt ist, 
dass die Ordnungsfläche H* der supponirten Transformation (7, ©) die Doppellinie a? der F*, 
jedoch nicht das Centrum o der Transformation enthalten soll; ersichtlich kann 6 kein 
Punct von F* sein. Einem Büschel von Ebenen R, dessen Axe irgend eine Gerade g des 
Raumes ist, sind die Paare eines Kegelschnitts 9° zugewiesen. Nun hat g* mit F* gemein 
2 Doppelpuncte (auf a*), ferner 2 Paare 7, o der Transformation; daher entsprechen die auf 
F* vorkommenden Paare den Tangentialebenen R einer gewissen Quadrifläche Q°%, und es 
muss (v. 4) © die Spitze eines der 7* doppelt umbeschriebenen Quadrikegels sein. 
Wie ich in einer früheren Abhandlung über die Geraden der F* bewiesen habe (a.a. O. No. 6) 
existiren nur fünf Kegel, welche die Enveloppe der Bitangentialebenen der Fläche darstellen. 
Bei einer cubischen Fläche F® übersieht man die etwa möglichen Transformationen 
mittels folgender einfachen Ueberlegung: Zunächst ist ein 6 ausserhalb F® unmöglich (v.'3. d.), 
sodann muss auf 4° der Berührungspunct jeder von 6 an F® denkbaren Tangente fallen, 
wobei aber H* nicht identisch sein darf mit Z, der Iten Polarfläche von 6 in Bezug auf . 
F*, weil 2; das Centrum o enthält. Diese Bedingung kann, wie ganz leicht zu sehen, nur 
dann erfüllt werden, wenn durch 6 mehr als eine Gerade der F® geht; d.h. wenn 
27,10 
2 
Falle ist natürlich die Transformation bestimmt, nicht aber deren Ordnungsfläche 7°. Nám- 
lich man kann und muss als H?eine beliebige der ©! Quadriflächen wählen, 
welche sich mit der 1ten Polarfläche Z? des c aufF®in einerRaumeurve — 
t* — schneiden, Bei einer der 135 Lagen von o ist der Ort für die Berůhrungspuncte der 
von 6 ausgehenden Tangenten der F% eine Raumcurve 4ter Ordnung vom Geschlechte 1, 
während sonst dieser Ort von höherer Ordnung wird, und also ausser 3? keine Quadrifläche 
durch ihn möglich ist. 


G einerder Berührungspuncte von Tritangentialebenen ist. In diesem 


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MONOGRAFIE 


LE SEN TH TUBIFICIDU 


MORFOLOGICKÁ A SYSTEMATICKÁ STUDIE. 


PODÁVÁ 


ANTONÍN STOLC. 


(Rozpravy k. české společnosti nauk. — VII. řada, 2. svazek). 


(Mathematicko-přírodovědecká třída č. #4.) 


Y PRAZE. 


Nákladem královské české společnosti nauk, — Tiskem Dr. Edvarda Grégra. 
1888. 


BORN 
PO 
SB 


Úvod. 


Podávám v práci této výsledek čtyrletých studií pojednávajících o čeledi Tubificidů, 
skupině to domácích našich oligochaetů. Volil jsem tuto čeleď jednak pro rozmanitost dosti 
četných tvarů jejích, které bohatou látku morfologickou podávají, jednak také proto, že čeleď 
Tubificidů spojujíc v sobě jisté znaky nižších a jiné vyšších skupin oligochaetův, zaujímá pro 
zoologa postavení zvláště zajímavé a výhodně uspůsobilé pro srovnavací studium anatomické, 
Při studiu svém snažil jsem se bráti směrem, jaký na poli annulatologie v posledním desíti- 
letí některými vynikajícími zoology byl naznačen a vypěstěn, i položil jsem sobě za úkol roz- 
šířiti soustavné vědomosti o tvarech čeledi Tubificidů vůbec, při čemž zvláště zřetel jsem bral 
na druhy dosud ve vědě neznámé, neb toliko chatrně a z krajin od nás severnějších známé; 
však jednak také pokusil jsem se luštiti některé otázky všeobecné, s nimiž nyní ve vědě zoo- 
logické častěji se setkáváme, a jichž důležitost vždy dosud jest uznávána a náležitě oceňována. 
Pokud jsem byl sto úkolu sobě uloženému zadosti učiniti, ponecháno budiž soudu odborníků, 
ač jest mi doložiti, že i po delším studiu, kteréž předmětu svému jsem věnoval, přece ještě 
dosti materiálu zbývá, kterýž spracovati bohužel ani čas, ani prostředky více mi nedovolily. 

Jest mi však kojiti se aspoň nadějí, že v době naší, kdy věda zoologická tak vše- 
stranného studia dochází, kdy podrobným výzkumem nejmenších skupin, rodů i druhů sna- 
žíme se vystopovati všeobecné zákony světem organickým hýbající, i skrovný příspěvek můj 
najde umístění svého jakožto výsledek upřímné snahy přispěti ku rozšíření známostí zoolo- 
gických i v rouše českém. 

Ku konci zbývá mi ještě konati milou povinnost, abych vyslovil upřímné díky vele- 
ctěnému učiteli svému, panu prof. dr. Frant. Vejdovskému, v jehož laboratoři práce tato ko- 
nána byla a jenž zapůjčením bohaté své bibliotheky a jinak podporou hmotnou jediné umožnil 
dokončiti práci tuto. 


1* 


Integument. 


a) Hypodermis. 


Hypodermis Tubificidův složena je z polygonälnich nízkých buněk. Na zvířatech živých 
vystupuje dosti nezřetelně, na praeparátech však, zejména užijeme-li vhodných reagencí (du- 
sičňanu stříbrnatého neb pouhé kyseliny chromové), vystupují kontury jednotlivých buněk, 
velmi patrně ukazujíce zároveň i velké, pikrokarminem velmi intensivně se barvící jádro. — 
Od tohoto spůsobu buněk hypodermalních, jaký téměř u všech našich Tubificidů se vyskytuje, 
liší se poněkud hypodermis rodu Spirosperma. Hypodermis tohoto druhu jest totiž asi téže 
povahy, jako u většiny Enchytraeidüv: jednotlivé buňky hypodermalné nejsou zde ostře ome- 
zeny, nýbrž spíše existuje tu základní plasmatická substance, v níž uložena jsou jádra ku 
jednotlivým buňkám náležející. Toliko lalok čelní jmenovaného rodu opatřen povlakem hypo- 
dermalným, jenž tvořen buňkami typu normálního. 

Vedle buněk obyčejných možno však v hypodermis nalézti buňky tvaru zvláštního 
a zvláštní funkce fysiologické. 

Jsou to především buňky značně protažené, téměř tyčinkovitého tvaru, s jádrem 
též značně protáhlým. Nejčastěji se objevují roztroušeny v hypodermis laloku čelního, i zdá 
se, že přísluší jim zvláštní funkce citová, k čemuž zejména ta okolnost ukazuje, že přečetně 
s nimi na laloku čelním vystupují i nepohyblivé brvy hmatové, nejspíše s jednotlivými buů- 
kami tyčinkovitými spojené. Jiné modifikované buňky hypodermalné jsou žlázy jedno- 
buněčné, jež na pokožce živých zvířat objevují se toliko v podobě lesklých, často nepravi- 
delných skvrn. Teprve na praeparátech možno spolehlivě povahu těchto žláz vyšetřiti. Jsou 
vždy kulovité neb ovální, značnější nežli obyčejné buňky hypodermalné i ukazují obsah hrubě 
zrnitý, jindy homogenní, vždy však jádro ku stěně jest stlačeno, mnohdy pak téměř nepozo- 
rovatelno. Obyčejně bývá nahromaděno veliké množství těchto žláz na hlavě; dosti je jich 
však též na segmentech ostatních, kdež i v jakási dosti pravidelná, obvodová pásma shlou- 
"čena bývají. { 

Od těchto jednobuněčných žláz po celém těle Tubifieidüv roztrousenych jen málo liší 
se žlázy tak zv. opasku (clitellum). 

Opasek Tubificidův obdává pohlavní segmenty dospělých zvířat i skládá se ze dvojích 
elementův: z hypodermalných buněk obyčejných, poněkud jen protáhlých, a ze žláz jedno- 
buněčných, kteréž jsouce tvaru kulovitého neb oválního naplněny jsou obsahem hrubě zrnitým, 
v němž skryto veliké, k basi přitisklé jádro. K povrchu zúžují se žlázy tyto hrdlovitě i ústí na 
venek malým, obyčejně nedosti zřetelným kanálkem. 


b) Guticula. 


Zevnější povrch buněk hypodermalných pokryt zvláštní membranou čili kutikulou. 
Kutikula Tubificidů je vždy jemnou homogenní blanou, která nejeví nikdy onoho, rozmanitými 
směry procházejícího rýhování, jakýmž označuje se kutikula skupin vyšších. Toliko u málo jen 
forem (Limnodrilus Claparedianus) dochází kutikula značné mohutnosti, zároveň pak jevíc 
jisté zvrstveni a zajímavou irisaci. Jinak porušuje se kutikula na těle Tubificidů dosti částo, 
což jen na to poukazuje, že podléhá častější regeneraci. Za produkty kutikuly dlužno také 
pokládati tak zv. brvy hmatavé neb citové, jež na všech místech tělních, zejména však 
na hlavě i na konci těla jsou roztroušeny. Jsouť různé velikosti a často ve větší skupiny se 
nahromaďujíce trčí nepohyblivě na pokožce tělní. Jiných výtvorů nelze na pokožce Tubificidů 
nalézti a rovněž též nelze vyšetřiti v ní zvláštních porů, kromě otvorů jednobuněčných žláz, 
ovšem vyjmeme-li z tohoto pojmu tak zv. porus tělní a otvory žláz exkrečních a pohlavních. 


c) Svalstvo. 


Pod pokožkou ukládá se u Tubificidü jako u oligochaetů vůbec dvojitá vrstva svalů: 
vrstva okružní a podélná. Svaly okružní uloženy jsou ve vrstvě toliko jednoduché, jednot- 
livá vlákna nedotýkají se pak těsně hranami svými, nýbrž oddělena jsou dosti patrnými me- 
zerami. Struktura těchto vláken je táž, jako u oligochaetův vůbec byla konstatována. Před- 
stavujit vlákna tato roury poněkud se stran smáčklé a složené z centrální osy, ovšem zde 
velmi neznatelné a z vrstvy obvodové, jež tvořena je radiálně sestavenými, jemnými fibrillami. 
Svaly podélné pod vrstvou okružní se táhnoucí jsou sloučeny celkem v osm pásem od- 
dělených následujícími rýhami: rýhou dorsální a ventrální, dvěma postranními a čtyřmi rýhami 
označenými řadami váčků štětinových. Strukturou svalů podélných, též jen v jedné vrstvě ulo- 
žených, obíral se v době poslední Rhode (55) i dospěl k resultátu, že stavba svalů podélných 
jest táž, jako u svalů příčných. Celkem mohu potvrditi pozorování Rhodea, ač nelze mi sou- 
hlasiti s ním v některých jednotlivostech, o nichž snad jinde možno bude více pověděti. Pouze 
zbývá mi doložiti, že jednotlivá vlákna svalů podélných vždy po stranách jsou smáčknuta, 
užší hranou k ose tělní obrácena, jádro pak jednotlivých vláken uloženo v zrnité substanci 
vždy zevně, tedy mimo lumen vlákna. 


d) Štětiny. 


Celkem, pokud se tvaru týče, možno nalézti mezi Tubificidy štětiny těchto forem: 
a) štětiny vlasovité, 
b) štětiny vlasovité a zároveň pilovité; 
c) štětiny rozeklané, 
d) štětiny hřebínkovité. 
Vyjma dvé rodů (Limnodrilus a Bothrioneuron) přítomny jsou štětiny vlaso- 
vité u všech rodů Tubificidů našich. Jsou vždy bez nodulu, hrbolku to, jenž reguluje vychlipo- 
vání se štětiny z váčku štětinného, i zúžují se k vrcholu svému, nenáhle v jemnou osinu vlaso- 


6 


vitou vybíhajíce. Štětiny vlasovité a zároveň pilovité jsou jen u rodu Lophochaeta 
(Tab. IV. Fig. 13, b,), jejž nade vše případně karakterisují. Mají tvar i velikost štětin vlaso- 
vitých, jsou však dvojstranně zoubkovány, kteréžto zoubky v jemné dlouhé osiny se protahují, 
čímž celá štětina tvaru chvostovitého nabývá. — Zajímavy jsou též štětiny vlasovité u rodu 
Spirosperma (Tab. IV. Fig. 13, «,, a,), jež však vlastně přechod ku štětinám rozeklaným 
tvoří. Jsou dosti krátky, vždy však prohnuty a dolení jich třetina nápadně zúžena, takže tře- 
tina střední kolenovitě stloustlou se jeví, čímž jakýsi as počátek nodulu je naznačen. Konec 
hoření není též ostře, nýbrž tupě ukončen, případně velkým zvětšením objeví se býti jemně 
rozeklán, čímž opětně přechod ku štětinám rozeklanym jest naznačen. — Štětiny roze- 
klané vyskytují se u všech našich Tubificidů, střídajíce se ve váčcích obyčejně se štětinami 
vlasovitými. Jsou vždy nahoře i dole prohnuty a asi v polovici své délky nodulem opatřeny. 
Nahoře zakončeny vždy dvěma zoubky, jež buď rovně ku předu trčí, buď rozmanitě jsou za- 
křiveny. — Štětiny hřebínkovité nutno považovati toliko za modifikaci štětin roze- 
klaných. První asi přechod ku štětinám těmto pozorovati lze na některých rozeklaných štěti- 
nách (zejmena na předních segmentech) Tubifexa, kde mezi oběma zoubky nezřetelná, často 
jednou neb dvěma rýhami opatřená blanka se táhne. Jiný význačný přechod jeví se u roze- 
klaných štětin hřbetních na prvních segmentech tělních u Ilyodrila (Tab. IV. Fig. 15. c,—c;). 
Oba zoubky těchto štětin jsou skoro rovny, tupě ukončeny, mezi oběma pak napjata jest 
průsvitná membrana. Jiný tvar nedokonalých štětin hřebínkovitých vyskytá se na předních 
segmentech tělních u Lophochaety (Tab. IV. F.15.5,—b,). Hřbetní štětiny jsou tu vesměs 
kolenovitě prohnuty, oba pak zoubky jejich spojeny jsou membranou, jež několika rýhami ne- 
dokonale hřebínkovitého tvaru nabývá. Dokonale hřebínkovité formy štětin nalézti lze toliko 
u Psammorycta a Spirospermy. U prvního z obou rodů jsou štětiny tyto zvláště ve- 
likostí svou patrny, dodávajíce zvířeti celému neobvyklým tvarem svým rázu sice neobyčej- 
ného, avšak velmi pěkného. Jsou jen velmi málo prohnuty, oba pak zoubky značně od sebe 
odstávajíce spojeny jsou značně tlustou membranou, čímž celek podoby lopatkovité nabývá. 
Membrana pak sama dělena jsouc několika podélnými, téměř rovnoběžnými rýhami béře na 
sebe podobu hřebínkovitou. U Spirospermy (T. IV. F. 13. as—a;) jsou štětiny hřebínkovité 
celkem téže formy, jsou však mnohem menší a vsunuty téměř až po konec horní do váčku 
štětinového. Na konec zmíniti se jest ještě o jedné roztroušeně jen se vyskytující modifi- 
kaci štětin rozeklaných. U rodův Tubifex, Lophochaeta a Spirosperma nalézti lze 
někdy štětiny rozeklané, jež vedle obou obyčejných zoubků mají ještě zoubek třetí, který 
uprostřed mezi oběma je umístěn. Celkem nevyskytují se však štětiny tohoto tvaru pravidelně, 
toliko jen u Spirospermy (T. IV. F. 13. a,) častěji se objevujíce. 


Štětiny vůbec umístěny jsou ve váčcích štětinových. Každý z váčků chová vždy celý 
svazek štětin; vedle však štětin pozorovati lze v něm vždy několik buněk žlaznatých, veli- 
kými jádry opatřených a buď lateralně, buď basalně umístěných. Buňky tyto jsou mateřskými 
buňkami nových štětin, jež určeny jsou k tomu, by nahradily staré opadané štětiny. 

Na stěnách váčků, jež tvořeny jsou membranou pojivovou, ve které vždy jen roze- 
znati lze veliká, ellipticky se protahující jádra, inserují svaly, jež určeny jsou, aby váčky vy- 
chlípovaly neb vzájemně řídily. 


7 


Vychlipování váčku svěřeno svalům, jez upevněny mezi basalním vrcholem váčku 

a stěnou tělní. Jsou to obyčejné buňky svalové, vždy js opatřené a k oběma koncům 
v ose podélné protažené. 

< Vzájemná regulace pohybu váčků téže strany svěřena tak zvaným svalům interfolli- 

kulárním. Vždy jeden váček dorsalní a jeden ventralní na téže straně mají společným toliko 

jeden sval interfollikularní, jenž tvaru jsa pásovitého mezi vnitřními stěnami váčků, blíže ku 
stěně tělní jest umístěn. 


Dutina tělní. 


Dutina tělní Tubificidův rozdělena jest především dissepimenty čili septy, jež omezují 
vnitřní prostory jednotlivých segmentů prostírajíce se vždy mezi stěnou tělní a rourou za- 
žívací. Struktura těchto dissepimentů je dosti složitou. 

Složeny jsou především z vláken svalových rozmanitými směry procházejících. Ze- 
jmena jsou to svaly okružné těsněji ku rouře zažívací než ku stěně tělní probíhající; dále 
jsou to vlákna svalová radialně mezi stěnou tělní a rourou zažívací upevněná a konečně pře- 
četné svaly dorsoventralně probíhající. Jinak pokryty jsou dissepimenty po obou stranách po- 
vlakem peritonealním částečně jen prostory mezisvalové vyplňujícím. Vedle těchto dissepi- 
mentů, dutinu tělní kolmo na osu podélnou dělících, existuje u Tubificidů podélné mesenterium 
ventralní upevněné mezi cévou ventralní a břišní stranou roury zažívací. V mesenteriu tomto 
probíhají též tak zv. spojné cévy nepárovité, sprostředkující spojení cévy ventralní se cevní 
sítí střevní. Na řezech kolmých dá se dosti dobře dokázati i jeví se jakožto pojná membrana 
se zřetelnými vtroušenými jádry, aniž hranice buněk k jádrům patřící vyšetřiti se dají. 

Celou dutinu tělní vykládá buňkami svými tak zv. peritoneum. Přikládá se přede- 
vším na stěnu tělní, kryjíc v podobě pojivého povlaku podélnou vrstvu svalovou, pokrývá však 
též dissepimenty, jak v předcházejícím pověděno bylo, a usazuje se dále na všech organech 
v dutině tělní uložených. Vyjma na rouře zažívací, cévě dorsalní a na organech exkrečních, 
kde podobu zvláštních jednobuněčných žláz na sebe béře, skládá se vždy z plochých, hvězdo- 
vitých buněk, jež výběžky svými souvisíce, pojivou síť vytvoruji, v níž jednotlivá, tmavě tinkei 
se barvící jádra jako uzly vystupují. 

Zajímavý jsou nade vše buňky lymphatické, volně v dutině tělní se posunující. 
V době poslední zejmena Kükenthal (36) jimi se obíral a zvláštní náhledy o povaze jich šířiti 
se snaží. Vznik jejich sluší prý hledati na cévě ventralní a přívěscích její, odkudž později se 
odlučují a na stěně tělní usazují, kdež zvláště v tak zv. prostorách lymphatických (Lymph- 
ráume) spůsobem amoebovitým se posunují. Později vycházejí buňky lymfatické i z těchto 
míst, probíhají nějaký čas volně v dutině tělní a usazují se konečně na cévní síti střevní 
a na cévě dorsalní, kdež přijavše záhadná tělíska žlutá, o nichž ještě později bude zmínka, 
zvětšují objem svůj, proměňujíce se v jednobuněčné žlázy chloragogenní. 

Po nějakém čase odtrhují se i tyto žlázy chloragogenní a probíhajíce volně dutinou 
tělní, podrobovány jsou nenáhle postupnému rozkladu, až pouhé shluky exkrementů předsta- 
vují, jež pak bezpochyby orgány exkrečními na ven se dostávají. 


Ač zkoumání svá, lymfatických buněk oligochaetův vůbec se dotýkající, dosud pro ne- 
dostatek času ku konečným resultátům přivésti jsem nemohl, nicméně jest mi označiti náhled 
Kůkenthalův za mylný v mnohém ohledu. Lymfatické buňky Tubificidův a oligochaetův 
vůbec představují buď utrhlé a volně v dutině tělní probíhající žlázy chloragagenní, neb em- 
bryonalní buňky mesoblastické a nemohou na cévě ventralní vznikati již proto, že dotyčná 
céva není těsně spojena s orgány exkrečními, jak Nasse a Kůkenthal se domnívají, a že 


tudíž domnělé vznikající buňky lymfatické nejsou nic jiného než jednobuněčné žlázy, vývodní 


chodbu orgánu exkrečního pokrývající. 

Na konec zbývá ještě zmíniti se o poru tělním, jímž dutina tělní na venek sou- 
visí. O tomto pojednává velmi důkladně prof. Vejdovský ve velkém svém díle, i zbývá mi jen 
doložiti, že podařilo se mi jej konstatovati téměř u všech našich Tubificidův. Nalézá se vždy 
na samém vrcholu laloku čelního a zejmena tím, že zvíře krycím sklíčkem násilně stlačuje se, 
velmi dobře spůsobem pokusným dokázati se dá. 


Apparat zažívací. 


Apparát zažívací u Tubificidů skládá se z těchto částí: 1. z dutiny ústní, 2. pha- 
ryngu, 3. oesophagu, 4. žaludku střevního, 5. konečníku. 

Ústa Tubificidův umístěna jsou na spodu v zadní části hlavy i en se na venek 
dlouhou štěrbinou příční. Stěna úst vyložena je epithelem kubickym, nevířícím a málo jen se 
lišícím od buněk hypodermalních, jež i v tom napodobuje, že obdán je značným povlakem 
kutikulárním. Jinak upevněna jsou ústa na stěnu tělní složitým systémem svalů, jimž i me- 
chanika pohybův ústních přisluší. Počítati sem dlužno skupinu svalů radiálních, šikmo ku 
stěně tělní se ubírajících, a to jednak od pysku svrchního, jednak od pysku doleního, pak 
i svaly okružné, těsně celou stěnu ústní okruhem svírající. 

Pharynx Tubificidů představuje rouru nahoře i dole, jednak však i po stranách 
stlačenou a sahající u některých forem do segmentu třetího (Limnodrilus Hoffmeisteri, Iyo- 
drilus coceineus), u většiny však do segmentu pátého. 

Pharynx Tubificidů je vychlipitelny a funguje při tom zejmena stěna hoření, jež značně 
je stloustlá než stěna dolení. Vyložen je pharynx epithelem vířivým a to dle stěn rozdílným. 

Stěna dolení tvořena totiž obyčejným epithelem kubickým, kdežto epithel stěny hoření 
složen je z buněk cylindrických, značně protažených a opatřených malým elliptickým jádrem. 
Na epithel, jehož povrch opatřen je zřetelným povlakem cuticulárním, následuje vrstva sva- 
lová, jež zejmena na hoření stěně pharyngu je vyvinuta a jako dvojitá vrstva jemných vláken 
svalových vždy patrna. Pohyb pharyngu řízen opětně složitelnou soustavou svalů: jsou to 
jednak protractores mezi přídou pharyngu a stěnou laloku čelního se upevňující, jednak 
retractores mezi zadní partií pharyngu a stěnou tělní šikmo probíhající. 

Do pharyngu ústí dále žlázy septální, jichž přítomnost teprv v čase nejnovějším kon- 
statována byla. Sledoval jsem je téměř u všech našich Tubificidův a vždy představují dvé ne- 
pravidelných těles po obou stranách pharyngu se táhnoucích a teprve na přídě jeho se spo- 
jujících, kdež též na hoření stěně bez jednotného vývodu v dutinu jeho ústí. Složeny jsou 


29 


vždy z velikých buněk hruškovitého tvaru, obsahujících v homogennim obsahu veliké jádro 
se zřetelným jadérkem. Celkem upomínají buňky tyto na jednobuněčné žlázy orgánů exkreč- 
ních, z čehož souditi lze i na podobný jich mesoblastický původ. Propletány jsou též jemnou 
sítí hvězdovitých buněk peritoneálních, jež jako povlak na povrchu jich se táhne. - 

Oesophagus Tubificidů počíná hned za pharyngem. Vzhledem k tomuto odstavci 
roury zažívací jest lumem jeho značně zúženo, čím však dále oesophae postupuje, tím stává 
se objem jeho mohutnějším, až v segmentu desátém dosti nenáhle v žaludek střevní přechází. 
Pokud se histologické struktury oesophagu dotýče, jest tatáž jako u žaludku střevního, o čemě 
doleji pojednáno bude. Pouze nutno podotknouti, že cévní síť jest na oesophagu velmi slo- 
Zitou, zejmena v segmentu sedmém a osmém, jak v kapitole o cévním systému Tubificidův 
podrobněji pojednáno bude. 

Žaludek střevní Tubificidů táhne se počínaje segmentem devátým až téměř na 
konec těla, kdež v konečníku zakončuje. Mohutně jsa naduřen vyplňuje větší část jednotlivých 
segmentů, na jejichž rozhraní vždy poněkud se zúžuje, čehož jsou příčinou dissepimenty. Jinak 
podléhá neustálému postupnému pohybu rythmickému, jemuž současně jest i podrobena céva 
dorsalní na hřbetní jeho straně probíhající. 

Složitá histologická struktura stěn žaludku střevního jest následující: Stěna vnitřní 
vyložena je především vířivým epithelem. Jednotlivé buňky tohoto epithelu střevního značně 
jsou protaženy, konec hoření lopatovitě je rozšířen, konec basalní zúžen téměř násadcovitě. 
Jemně zrnitý obsah těchto buněk uzavírá veliké jádro umístěné blíže konce hořeního. Jádro 
toto jest obyčejně tvaru ovalního, často dosti i nepravidelného, i význačné je zejmena hrubo- 
zrnným svým chromatinem. 

Vedle obyčejného epithelu možno však konstatovati ve vnitřní stěně žaludku střev- 
ního ještě dvojí elementy. Především jsou to nízké buňky nepravidelného tvaru, umístěné na 
basi obyčejných buněk epithelialních i opatřených taktéž velikým jádrem, však na rozdíl od 
jádra buněk obyčejných značněji se barvícím. Tato okolnost, jakož i jiná, že nelze na nich 
pozorovati určitých brv vířivých, dá souditi, že nutno je považovati za elementy regenerují- 
cího se epithelu střevního. , 

K elementům druhého spůsobu, ač mnohem řidčím, náležejí jednobuněčné žlázy, jež 
nejnověji u některých Naidomorph podařilo se mně nalézti. Jsou to veliké kulovité buňky 
vsunuté roztroušeně v epithel střevní i naplněné nad obyčej velikým, téměř celou buňku za- 
ujímajícím jádrem. Na vylíčený tuto epithel střevní ukládá se sinus cevní, o němž podrobně 
při soustavě cévní pojednáno bude, na sinus cevní pak následuje dvojitá vrstva svalová. Slo- 
žena jest jednak z okružně probíhajících vláken (vnitřní vrstva svalová), jednak podélně se 
táhnoucích (vnější vrstva svalová), vždy však jsou to elementy dosti nepatrné, jež toliko na 
velmi jemných řezech bezpečně sledovati možno. Zevní stěna žaludku tvořena je konečně 
vrstvou žláz chloragogenních. Jsou to veliké buňky tvaru hruškovitého, jež dosti rychle 
zuzuji se ku své basi, kterouž na kapillaräch sítě střevní jsou upevněny. 

Tyto žlázy naplněny jsou čirou tekutinou, ve které splývá značné jádro s jadérkem 
zřetelným. Jinak však obsah jich naplněn je zvláštními elementy, dosud záhadnými. Jsou 
vždy u větším počtu kol jádra každé buňky nakupeny, jsou tvaru čočkovitého, obdány pak 
tuhou, všem reagencím dosud vzdorující a značně světlo lámající membranou. 


BO 


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Domněnku, jakouž jsem v první své práci o elementech těchto vyslovil, nemohu opětně 
ničím jiným podporovati, leda opětným pozorováním, jež se dělení těchto elementů dotýče. 
Nutně souvisí elementy tyto s výkonem exkrečním, jak dokazují zejmena žláznaté partie orgánů 
exkrečních, na nichž elementy tyto se nakupují, když dříve rozrušením utrhlých se žláz chlora- 
gogenní z obalu jejich se byly vybavily. 

Konečná partie roury zažívací Tubificidův čili konečník zaujímá v pravdě mini- 
mální část roury zažívací. Zaujímá skorem necelý segment poslední i patrným jest vzhledem 
k žaludku střevnímu toliko dosti nenáhlým zúžením objemu svého. Ústí pak na venek otvorem 
řitním, jehož však pravou polohu dorsalní toliko na praeparatech přesně lze zjistiti. 


Soustava nervová. 


Soustava nervová Tubificidů vytvořena je dle obvyklého typu, jakýž u annelidů vůbec 
nalézáme, i skládá se z uzliny mozkové a pásma břišního. 

Uzlina mozková Tubificidů dosahuje značných rozměrů i umístěna jest především 
ve větší, hoření části laloku čelního, zasahujíc u některých rodů i do prvního segmentu tru- 
pového. Celkem u veškerých rodů našich Tubificidů lze konstatovati jeden a týž plán, pokud 
tvaru uzliny a jejího rozčlenění se dotýče. Sledujeme-li pak ve směru tom uzliny mozkové 
všech našich rodů, počínajíce Ilyodrilem a končíce Limnodrilem, vystihneme jistý postup od 
menší mohutnosti a skrovnějšího rozčlenění k mohutnosti značnější a k rozčlenění složitějšímu. 

Aby další výklad jasnějším se stal, nutno poněkud se zastaviti u všeobecného typu 
uzliny mozkové Tubificidů. Nutno především rozeznávati vlastní střední část uzliny moz- 
kové a výběžky čili laloky, jimž uzlina ku předu, jednak do zadu a po stranách se prodlu- 
žuje. Laloky tyto jsou párovité a dle uvedeného možno mluviti o lalocích předních, zadních 
a postranních. N 

Po krátké této poznámce podle naznačeného předem postupu sledujmež nejprve tvar 
uzliny mozkové Ilyodrila (T. I. F. 1. A). 

Obrys uzliny mozkové tohoto rodu je vždy obdélníkovitý, tudíž uzlina sama značně 
do šířky protáhlá, s okrajem předním poněkud vypouklým, se zadním málo vniklým. Laloky 
přední (I.) vybíhajíce po obou stranách okraje předního, značně jsou zúženy a brzy přecházejí 
v dvé krátkých větví nervových zásobujících obě postranní pásma laloku čelního. Podobně laloky 
zadní (III.) jsou velmi nepatrny, tvaru jsouce konickeho vybíhají pärovite ze středu okraje 
zadního, končíce dost ostře. Oba pak konečné vrchole jejich místem jsou upevnění párovitých 
svazů cerebroparietálních (pv), sprostředkujících zavěšení uzliny mozkové na stěnu tělní. Laloky 
postranní (II.) skutečně jsou nejmohutnější, pošinuty jsou až na oba konce okraje zadního 
a značně jsouce široky, ukončují se velmi tupě. 

Uzlina mozková rodu Tubifex, již nutno hned po Ilyodrilu na řadu klásti, liší se 
již dosti značně vzhledem k mohutnosti laloků a umístění jejich. Jest celkem do osy podélné 
protáhlá, s okrajem předním skoro rovným a se zadním značně vykrojeným. Z laloků vy- 
nikají zejmena okrouhle konické laloky zadní, jimiž celý okraj zadní v zad se prodlužuje. 
Kuželovité laloky postranní posunuty jsou tuto v hoření polovice obou okrajů postranních, 


11 


takže téměř se dotýkají obou laloků předních, krátkých sice, však značně do výšky obou- 
stranně smáčknutých. 

Uzlina mozková Psammorycta těsně řadí se tvarem svým i jinak organisaci svou 
k uzlině mozkové Tubifexa. Jest však něco štíhlejší, okraj pak zadní ostře vyseknut a oba 
laloky zadní končí ne okrouhle, ale dosti ostře. Uzlině mozkové Psammorycta dosti jest po- 
dobná uzlina mozková rodu Spirosperma (T. I. F. 3.), však liší se kulovitě podlouhlými 
laloky zadními (III.), zvláště však okrajem předním, který v centru vybíhá v kuželovitý, 
okrouhlý, krátký, však široký processus (pr). 

Uzlina mozková Lophochaety (T. I. F. 4.) zavírajíc v sobě některé znaky téže 
uzliny Spirospermy, přechází znaky jinými v typ mozkové uzliny u Limnodrila. 
Jest velmi silně do délky protáhlá, okraj zadní úzce vyseknutý, oba pak laloky zadní (III.) 
ostře zakončeny. Oba laloky postranní (II.) zredukovány jsou téměř na dosti neznačné hrbo- 
lovité výběžky, za to však každý z laloků předních je rozdělen na větev hoření (la) a větev 
dolení (Id), z nichž pak každá značně je prodloužena. Důležitým vzhledem ku Spirospermě 
je pak konečně okraj přední, vybíhající v processus (pr) dlouhý, však úzký. 

Typ nejkombinovanější, pokud tvaru a rozčlenění se dotýče, vůbec pak typ nejdokona- 
lejší, jaký v čeledi Tubificidů pozorovati lze, představuje uzlina mozková u Limnodrilidův 
(T. I. F.7.). Jest vždy do délky protažena s okrajem zadním vykrojeným, s okrajem předním 
skoro rovným bez processu. Laloky zadní (III.) jsou Siroky, polokulovity, laloky postranní (IL.) 
téměř degenerovány, kdežto laloky přední jsou opětně jako u Lophochaety rozděleny na 
větev hoření (I,) a dolení (Iz). Oba pak tyto laloky vynikajíce mohutností i délkou svou, za- 
ujímají značnou část uzliny mozkové. 

Z typu uzliny mozkové, jakýž tuto všemi popisovanými rody Tubificidů sledován byl, 
vymyká se poněkud uzlina mozková rodu Bothrioneuron (T. I. F. 8.). Jest formy velice 
primitivní a lze tuto jednoduchost její vysvětliti toliko jistou korrelací s přítomností orgánu 
smyslového, jímž rod tento přede všemi Tubificidy se honosí. Nicméně byť i mohutnost této 
uzliny mozkové a její rozčlenění v jistém smyslu redukovány byly, vždy možno na ní roz- 
poznati tytéž části, jaké u rodů ostatních popisovány byly. Jest pak uzlina tato vždy v ose 
podélné prodloužena a okraj její přední skoro rovným, zadní pak úzce a hluboce vyseknutým. 
Laloky zadní (III.) vynikajíce mohutností svou mají podobu dlouhých kuželů, úzce končitých, 
kdežto laloky přední (I.) krátkým cípkům se podobají a laloky postranní (II.), krátce kuželo- 
vité, téměř svou nepatrností zanikají. 

Spůsobem popsaným rozčleněná uzlina mozková Tubificidů poskytuje místa velikému 
počtu větví nervových, aby vycházejíce z ní, určitými směry ku stěně tělní se ubíraly. Tyto 
cerebrální větve nervové vždy způsobu jsou dvojího: buď jsou to větve mohutné, spíše 
pásma nervová, složená z velkého počtu jemných fibrill, s průběhem obyčejně krátkým, 
vždy směřujícím ku stěně tělní, kam celé pásmo svými fibrillami vniká, buď jsou to větevky 
nervové rozvětvující se na průběhu svém velmi rozmanitě a tvořící přečasto celou síť jemných 
vláken a malých uzlin nervových. Pásma nervová u téže uzliny mozkové vždy konstantně vy- 
stupují a mají za původ svůj laloky uzliny mozkové. Tak u všech Tubificidů vychází z la- 
loků předních vždy jeden pár větví nervových, je-li každý z laloků nerozdělen, nebdva páry, 
jsou-li oba laloky rozděleny. U Ilyodrila (T, I. F. 1. vn,) jsou obě větve dosti dlouhé i vy- 

IF 


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stupují velmi zřetelně. U rodů Tubifex, Psammoryctes, Spirosperma (T. I F. 3. n), 
Bothrioneuron (T.I. F.8.nv,), jsou velmi krátky a téměř nepozorovatelny, ježto oba laloky 
těsně ku stěně se přibližují, úplně skoro obě pásma nervová zakrývajíce. U rodů Lophochaeta 
(T.I. F. 4. Ia, Ib)a Limnodrilus(T.1.F.7.1,,1,) jsou konečně dva páry těchto pásem nervo- 
vých přítomny, majíce za původ dvojité laloky přední. Jeden pak z obou párů těchto pásem 
nervových lze pojmenovati párem vnitřním čili hořením, druhý pak párem vnějším čili dolenim; 


vždy pak vnitřní pár (Ia, I,) a zároveň hoření bývá poněkud subtilnější, za to však na fibrilly 


bohatší než pár vnější a zároveň dolní, kterýž bývá mohutnější a širší (Ib, I). 

U Ilyodrila sluší se ještě dodatkem zmíniti o jednom páru pásem nervových dosti 
širokých (T, I. F. 1. vn,), jež pod oběma laloky předními z postranních okrajů uzliny mozkové 
vybíhají a jež nejspíše považovati lze za větve oněch, která z laloků předních vycházejí. 

Laloky postranní mozkové uzliny Tubificidů podobně jako laloky přední též jsou pů- 
vodci zvláštních větví nervových. U rodů Ilyodrilus (T. I. F. 1. vn,), Tubifex, Psam- 
moryctes a Spirosperma (T. I. F. 3. nv,) jest to toliko jediný pár, jenž z laloků po- 
stranních šikmo dolů ku stěně tělní se ubírá. U Lophochaety (T. I. F. 5) dělí se větev každého 
laloku na dvě jiné: hoření (nv,), jež Sikmo nahorü a dolení (vn,), jež šikmo dolů probíhá. 
U rodu Limnodrilus dělí se každá z větví nervových buď též na dvě (T. I. F. 7. nv%, 
nvě,, L. Claparedianus), buď na tři*) (L. Hoffmeisteri). Rod Bothrioneuron (T. I. F. 8.) 
činí tentokrát výminku ve příčině větví nervových z laloků postranních vycházejících dosti 
značnou, neboť laloky postranní postrádají tu obou větví nervových. 

Pokud se obou laloků zadních mozkové uzliny Tubificidů dotýče, tedy jedině tyto ne- 
dávají vzniku žádným větvím nervovým. 


Jak již při popisu uzliny mozkové Ilyodrila uvedeno bylo, upevňují se na ně svazy 


cerebroparietální tvaru páskovitého a struktury jemně fibrillovité (T. I. F. 1. 3. 4. 7. 8. pv). 
U rodů Ilyodrilus, Tubifex, Psammoryctes, Spirosperma, Lophochaeta a Bo- 
thrioneuron jsou přítomny pouze v páru jediném, u rodu Limnodrilus (T.I. F. %. pt, 
pv,) jsou velmi mohutny, a z každého laloku zadního vybíhají však vždy dva svazy. 
Větevky nervové berou vznik svůj toliko z okraje předního mozkové uzliny Tu- 
bifieidü. Nelze však pozorováním dotvrditi, že by, pokud počtu jich se týče, vždy konstantně 
vystupovaly. Často objevují se v jediném toliko páru, často též ve dvou párech, vždy však 
sledování průběhu jich, jakož i pouhé určité rozpoznání jich s obtížemi spojeno bývá, neboť 
velmi snadno zaměniti se dají s velikým počtem vláken svalových celou dutinu laloku čelního 
skorem vyplňujících. Toliko o jedné větévce nervové možno tvrditi, že vždy stále na mozkové 
uzlině Tubificidů je přítomna. Jest to ona větévka nervová, která ze středu okraje mozkové 
uzliny všech našich Limnodrilů (T. I. F. 7. ») vybíhá a se spojuje se zvláštní uzlinou před- 
mozkovou (ganglion praecerebrale, g) tvořenou několika velkými buňkami nervovými a vy- 
sílající opětně několik větévek menších ku stěně tělní. Týž nerv a touž uzlinu praecerebrální 
nalezl jsem téměř u všech našich Tubificidův, ač ovšem v míře menší vyvinutou (T. I.F.3.4.»). 
Jest třeba nyní promluviti poněkud obšírněji o pásmu břišním, jež spojeno je 
s uzlinou mozkovou párovitými kommissurami (T.I. F.1.3.8.com). Vybíhajíť ony po obou stranách 


*) Viz Vejdovský, System etc. 


13 


uzliny mozkové z obou laloků postranních; sbíhají dále pod pharynx a spojují se tuto s první 
uzlinou pásma břišního. U rodu Lophochaeta (T.I. F.4,5) a Limnodrilus (T. L F. 7.) 
mají však komissury jiný ještě původ vedle obou laloků postranních: jedna větev, to hlavní 
a mohutnější, vybíhá totiž vždy z laloku postranního (com,), větev však druhá, méně mohutná 
(com,) má původ svůj v zevnější větvi každého z obou laloků předních vnějších. Obě kommis- 
Sury mocnými jsou pásy, zabírajícími v objem svůj větší část fibrillovité substance uzliny mo- 
zkové. Ač tedy hlavní jich massa z fibrill nervových se skládá, nicméně na počátku i konci 
svém provázeny jsou povlakem buněk nervových, jako pokračování laloků postranních neb břiš- 
ního pásma se jevících, kterýžto dále povlak u některých forem, zvláště u Bothrioneuron 
Vejdovskýanum (T. I. F. 8. com) velice je vyvinut. Kommissury taktéž jsou původci ně- 
kolika větévek nervových, jež ku př. u Bothrioneurona (7) v páru jednom, u Tubifexa 
a Limnodrila v párech několika jsou přítomny a ze zevní strany obou kommissur vybíhají. 
U rodů jiných nejsou tyto větévky vždy přítomny, jakož i u rodů předcházejících ne vždy 
konstantně vystupují. 

Pásmo břišní přijavši obě kommissury vytvořuje v segmentu prvním trupovém i ve všech 
segmentech následujících pravidelné uzliny. Uzlina prvního segmentu trupového, také uzlinou 
subpharyngealní nazvaná (ač ne vždy správně, nutno tak zváti veškeré uzliny segmentů, 
jimiž pharynx prochází) jest vždy tvaru od ostatních uzlin odchylného a pro jednotlivé rody 
dosti význačného. Jest vždy celkem srdcovitá a původcem jest několika párů nervových. Tak 
téměř u všech našich rodů mohl jsem konstatovati jeden pár nervů (T. I. F. 4. 7. a), u Bo- 
thrioneurona (T. 1. F. 8. a) dokonce více párů, jež z předního kraje této uzliny vznikajíce po 
velmi krátkém průběhu v integument doleního pysku vcházejí, jejž pak innervují. Však za pří- 
znivých okolností možno nalézti, že i z obou postranních krajů této uzliny jeden pár delších 
nervů ku stěně tělní se ubírá (viz rody: Tubifex a Lophochaeta, T. I. F. 4. 9). Uzlina 
trupového segmentu druhého liší se někdy od uzlin segmentů ostatních, což zejmena u Lopho- 
chaety velmi pěkně je viděti, kde nervy periferické (T. I. F. 4. 1, 2) z uzliny této vycházející 
následkem značnější stěsnanosti význačně seřaděny jsou. Uzliny segmentů ostatních ukazují ve 
všech skorem segmentech týž tvar, ač v segmentech mladších menší vždy vyvinutost poněkud je 
od sebe různí. Celkem každá uzlina jednotlivého segmentu je trojitá, dělíc se na část přední, 
střední a zadní, ač jednotlivé tyto části i samy pro sebe na pravidelné menší partie rozděleny 
býti mohou (T. I. F. 6. 9.). Každá z těchto tří částí dává vznik jednomu páru nervů periferi- 
ckých, takže celkem na každý segment tři páry těchto nervů připadají. Nejmohutnější z těchto 
párů nervových jest střední (II.), jehož původcem vždy jest též nejmohutnější část uzliny. Oba 
nervy tohoto páru vycházejí ze substance vláknité, probíhají tedy na počátku svém přes sub- 
stanci buněčnou dotyčné části uzlinové i vcházejí pak po delším přímém průběhu do integu- 
mentu, jejž jemnými fibrillami svými zásobují. Druhé dva (I., III.) páry nervů periferických 
probíhají tím spůsobem, že pár přední vzniká na rozhraní partie přední a střední, pár zadní 
pak na rozhraní partie střední a zadní, oba pak směrem poněkud šikmým přímo v integument 
dotýčného segmentu se ubírají. 

K těmto nervům periferickým uvnitř segmentů probíhajícím dlužno přičísti i jiné, jež 
na rozhraní segmentů (a, b) jsou umístěny a jimž innervace dissepimentů přináleží. Jsou vždy 
nepatrnější nervů předcházejících a přítomny jsou buď v páru jednom neb ve dvou Nervy 


14 


periferické u Ilyodrila (T. I. F. 2.) jsou poněkud jinaky nežli u rodů ostatních. Jsou sice 
v témž počtu pro každý segment přítomny, avšak substance buněčná jednotlivých uzlin pro- 
vází je na počátku průběhu jich, čímž nabývají téže povahy, jako periferické nervy u skupin 
nižších, zejmena u Naidomorph. 

Zbývá nyní promluviti o jiných částech soustavy nervové Tubificidů. Jsou to přede- 
vším tak zvaná postranní pásma nervová, jež u všech našich Tubificidů jak na exem- 
plárech živých, tak i na praeparátech velmi spolehlivě sledovati se dají. Vyplňují pak pásma 
tato oba postranní intervally pásův svalových i jeví se jako řada jednotlivých, výběžky svými 
souvislých buněk nervových, jež až do přídy tělní sledovati možno. V přídě tělní, kdež právě 
původ jich hledati dlužno, jsou velmi nezřetelny, ač v případech příznivých možno mi bylo 
souvislost jejich s nervy z postranních a předních laloků vycházejícími spolehlivě dokázati. 

Jiná část soustavy nervové Tubicifidů zdá se býti tak zv. nerv bloudivý (ner- 
vus vagus). Povaha tohoto nervu u oligochaetů (zejmena u Chaetogastridův a Enchytraeidů) do- 
statečně byla osvětlena v díle prof. Vejdovského, nicméně nebylo mi lze nerv tento na živých 
exemplarech Tubificidů s přesnou určitostí konstatovati, což však se mi podařilo na některých 
praeparátech řezových. Tvoříť pak nerv tento veliké ganglion na hoření stěně pharyngu, i zdá 
se krátkými dvěma větévkami fibrillovitými souviseti s uzlinou mozkovou v oněch místech, 
kde od ní obě kommissury se oddělují. 

Z orgánů smyslových zastoupen mezi Tubificidy velmi malý počet. K povšech- 
nému orgánu citovému řaditi dlužno přede vším tak zv. brvy hmatné. Tyto brvy hma- 
tavé produktem jsou kutikuly i přítomny jsou jak na hlavě, tak i na ostatních segmentech 
tělních. Souviseti se zdají, jak již Nasse ukázal s oněmi tyčinkovitými buňkami pokožko- 
vými, o nichž se mi však nikdy nepodařilo dokázati, že by se zvláštními elementy nervovými 
souvisely. K témuž povšechnému orgánu smyslovému nutno také dále přiřaditi bradavky 
citové, jež u rodu Spirosperma (Tab. IV. F. 1 a 2) se vyskytují. Mají podobu značných 
hrbolků i obejímají v jednom, dvou neb i více kruzích každý ze segmentů trupových. Pokud 
se jich struktury dotýče, souhlasí velmi nápadně s bradavkami citovými, jež prof. Vejdovský 
u Slavina appendiculata popisuje. I tu skládají se ze skupiny podlouhlých buněk hy- 
podermalných, jež vnitřnímí konci svými spojeny jsou s výběžky kulovitých buněk původu 
nervového. Očí a orgánu sluchového Tubificidi nemají, orgán pak čichový zastoupen pouze 
u rodu Bothrioneuron (T.I. F.8. gm). Představuje tu mělkou podlouhlou a stažitelnou 
jamku, uloženou na svrchní straně ve středu laloku čelního. Vylozena jest pak podlouhlými 
vířivými buňkami epithelialními, jež opět souvisejí s buňkami velikého ganglia, které neroz- 
dělenou větví nervovou je spojeno s uzlinou mozkovou. 

Pokud se struktury histologické pásma nervového týče, jest mi jen velmi málo 
nového pripojiti. Jak uzlina mozková, tak i pásmo břišní skládá se z buněk nervových a ze 
substance vláknité. Vrstva buněk nervových kryje substanci vláknitou ze tří stran tím způ- 
sobem, že na uzlině mozkové nechává nepokrytu stranu spodní, na pásmu břišním stranu 
horní. Průřezem, jež uzlinou mozkovou neb pásmem břišním kolmo na osu podélnou po- 
vedeme, bude celkovitá struktura obou částí soustavy nervové asi tato: Obal zevní čili 
neurilemma vnější jeví se jako pochva stěny tenké, zřejmě peritonealní původ svůj 
jevící, což zejmena dosti četná vtroušená jádra buněčná dokazují. Pod obalem zevním násle- 


= ö 15 


duje vrstva svalová. Vrstva tato na uzlině mozkové velmi slabě je vyvinuta, jevic se jen jako 
tenounké pásmo jemných fibrill; na pásmu břišním vždy jsem ji však sledovati mohl jako dvé 
- značných pásů struktury fibrillovité; jež po obou stranách neurochordu, o němž dole řeč 
bude, se táhnou. Svaly tyto, zdá se, že i Nasse pozoroval, zaměňuje však je za cévy pásma 
nervového, jež však nikdy, pokud přesvědčiti jsem se mohl, u Tubificidů se nevyskytují. 

Pod vrstvou svalovou patrným je neurilemma vnitřní jako jemná membranovitá 
pochva substanci vláknitou i buňky nervové jednak obejímající, jednak částečně oddělující. 
Pokud buněk nervových se dotýče, chovají vždy v jemně zrnitém obsahu veliké chromatinovou 
substancí naplněné jádro, i obráceny jsou výběžky svými k substanci vláknité, kamž, jak na 
příznivých praeparátech dokázati mi bylo možno, jemným stromovitým spůsobem se rozvět- 
vují. Substance vláknitá složena je z jemných fibrill beze vší struktury buňkovité, probíhají- 
cích v uzlině mozkové směrem celkem příčným v pásmu pak břišním směrem podélným. Dů- 
ležitým jest konečně v pásmu břišním probíhající neurochord (T. I. F. 1—9 n, nr) tak 
důkladně v díle prof. Vejdovského popisovaný. U našich Tubificidů, pokud jsem jich zkoumati 
mohl, skládá se vždy ze tří rour, z nichž prostřední jest nejmohutnější. Struktury je vždy 
„ jemné, z útlého pojiva složené, aniž nějaké zřetelné složení buněčné za všech okolností na 
jevo vystupuje. 


Soustava cévní. 


Soustava cévní Tubificidů značně jest složitou. Jednak složením „svým ukazujíc na 
skupiny nižší, jinak však ve mnohém na skupiny vyšší připomínajíc, dle dvojího typu zdá 
se býti tvořena. (Cévní soustavu rodu Ilyodrilus rozhodně nutno klásti do typu prvého, na 
apparát cévní Naidomorph značně připomínajícího, cévní soustavu rodů ostatních do typu 
druhého. Přihlédněmež nejprve tedy k organisaci cévní soustavy u Ilyodrila (T. II. F. 9.). 

Hlavní oddíl soustavy cévní sestává tuto opětně z cévy dorsalní i ventralní a z cév 
postranních. Céva dorsalní (cd) táhne se nad rourou zažívací od zadního konce tělního až do 
segmentů oesophagealních, kdež od roury zažívací se odděluje a nepokryta více žlázami chlo- 
ragogenními, volně segmenty pharyngealnimi až do laloku čelního probíhá, kdež před uzlinou 
mozkovou se rozštěpuje a s oběma větvemi cévy ventralní se spojuje (vv). 

Obě tyto cévy pod pharyngem probíhajíce brzy (v segmentu třetím) v cévu ventralní 
(cv) se spojují, jež pak volně až k zadnímu konci tělnímu směřuje. Mimo kommunikace v la- 
loku čelním spojeny jsou však obě cévy celým systémem cév postranních, což zvláště v zadní 
části laloku čelního a v segmentech pharyngealnich velmi patrným se jeví. Z obou cév vy- 
chází tuto po každé straně větší počet větví postranních, jež opět mnohonásobně se rozvětvují 
a velmi složitou síť cévní vytváří, která i intesument větévkami svými protkává. V následu- 
jících segmentech, totiž ve čtvrtém až devátém, spojena jest céva dorsalní s cévou ventralní 
vždy jediným toliko párem (2.—7.) cév postranních, jež před zadním dissepimentem každého 
segmentu z cévy dorsalní vycházejíce postupem do zadu naduřují, až ve třech posledních ze 
jmenovaných segmentů jsou nejvýznačnějšími, podobajíce se tak oněm nadurelym cévám po- 
stranním (tak zv. srdcím) přicházejícím u ostatních rodů Tubificidů. Popisované tuto cévy po- 
stranní neústí však jednoduše v cévu ventralní. 


16 T 


Každá z postranních cév přibližuje se totiž těsně k postranní čáře tělní a vysílá v in- 
tegument několik větví (vc). Větve tyto probíhajíce integumentem vytvořují v každém segmentu 
úhlednou síť cévní, jež opětně četnými anastomosami se sítí segmentův ostatních souvisí. Te- 
kutina krevní, jež tuto integumentalní síť byla proběhla, vrací se pak do cévy ventrální zvlášt- 
ními dvěma cévami (sc), které od postranní čáry tělní z integumentu vycházejíce na krátko 
jen probíhají a přímo ve ventralní cévu ústí. 


Z popsané právě organisace soustavy cévní v přední části těla u Ilyodrila dosti je 


patrna příbuznost s poměry, jaké u Naidomorph panují; ovšem nutno tu nepřikládati větší 
váhy onomu rozvětvení cév postranních, jež jen na vrub integumentalního systému cévního 
spadá, který specielně u Ilyodrila zvláště je vyvinut. 

Dosti značně odchýlenou od typu prvního jest organisace cévní soustavy typu dru- 
hého, jak u všech ostatních domácích rodů Tubificidů se jeví, jak však až dosud od rozlič- 
ných autorů v detailech svých popsána nebyla. Maje na mysli vždy jen karakteristické známky 
tohoto typu cévního, chci je podrobněji líčiti u rodu Lophochaeta, jenž pro průsvitnost 
integumentu svého, jakož i pro pravidelnost soustavy cévní zvláště příznivým ku zkoumání 
této se ukazuje (T. II. F. 6). 


Obě hlavní cévy dorsalní (cd) a ventralní (cv) spojené systémem cév postranních i tuto 
přicházejí, však k oběma přistupují cévy dvě jiné, velmi karakteristické: céva supraintesti- 


nalni a céva subintestinalní. Céva dorsalní (cd) totiž probíhajíc od zadního konce těl- 


ního ku předu, odlučuje se v segmentu devátém od roury zažívací, aby dále volně až v lalok 
čelní postupovala, avšak oddělivši se v dotýčném segmentu, dává céva dorsalní vznik cévě 
nové, supraintestinalní (spr), která na hřbetní straně oesophagu až k rozhraní mezi 
oesophagem a pharyngem (segment pátý) probíhá, kdež náhle pak končí. Ceva dorsalní zatím, 
když byla však až v lalok čelní dospěla, rozděluje se spůsobem známým vidličnatě a přechází 
ve známou vidlici ventralní (vv), která opét v segmentu čtvrtém pod pharyngem v jednoduchou 
cévu ventralní (cv) přechází. Tato na dalším průběhu svém neprobíhá spůsobem jednoduchým. 
Již v prvém segmentu oesophagealním (v segmentu šestém) vysílá jednu nepárovitou větev (b,) 
ku střevní síti cévní, v segmentu pak následujícím hned několik (4,—a;) nepárovitých větví 
podobných. Na počátku segmentu osmého rozděluje se céva ventralní konečně ve dvě větve. 
Větev hoření přiléhá těsně k oesophagu i probíhá dále po břišní straně roury zažívací jakožto 
céva subintestinální (sb). 

Nová tato céva jest nejpatrnější a nejmohutnější právě při vzniku svém; na dalším 
průběhu k zadnímu konci těla pozbývá postupně své mohutnosti až v zadních segmentech těla, 
kdež často dvojitou se býti jeví, neliší se téměř od parallelně probíhajících cév sítě střevní. 

Druhá z větví rozdělením cévy ventralní povstalých jeví se býti pokračováním cévy 
ventralní; však i tato céva na svém počátku vysílá několik větví spojných (c —e;), značně 
mohutných, ku cévě subintestinální, až konečně před zadním dissepimentem segmentu osmého 
na pouhou kapillaru (vb) klesá, která teprv spojením se s oběma postranními pulsujícími cé- 
vami (I, I,, tak zv. srdci) segmentu osmého původní mohutnosti své jakožto céva ventralní 


opětně nabývá. Od místa spojení probíhá pak céva ventralní volně a neděleně až v poslední 
segmenty zadního konce tělního. 


ee. u u % vers VP, 0707 27 PV 100 


17 


Dosti značná komplikovanost hlavních cév apparatu cirkulačního stává se ovšem ještě 
složitější přistoupením cév postranních, rozmanitá spojení mezi cévami hlavními sprostředkujících. 

Nebéřeme-li ohledu na uvedený již spůsob spojení mezi cévou ventralní a subintesti- 
nalní, lze v přední části tělní konstatovati celkem dva spůsoby spojení cév hlavních: jednak 
mezi cévou dorsalní a ventralní, jednak mezi supraintestinalní a ventralní. Prvý spůsob spojení 
poznati lze v segmentu druhém až sedmém. V každém z tuto uvedených segmentů vybíhá 
z cévy dorsalní jeden pár cév postranních (1—6), dosti útlých, jež v dlouhém průběhu po 
několika jednak karakteristických, jednak nahodilých otočkách buď ve vidlici ventralní (v segm. 
2—9), buď v samu cévu ventralní ústí (v segmentu 4—7). Spüsob spojení druhého nastává 
v segmentu osmém, ač obě. cévy postranní, jimiž tento spůsob spojení prováděn je, ničím od 
předcházejících cév postranních lišiti se nezdají leda mohutností a pulsací svou. Staří autoři 
tímto předmětem se obírající nazývali tyto cévy postranní srdcem, čímž naznačiti se mělo 
výlučné jich postavení mezi ostatními cévami postranními. Ač názvu tomuto nelze nijak 
správnost přiznati (příslušíť jediné celé pulsující cévě dorsalní), přece nutno přiřknouti oběma 
cévám skutečného postavení výlučného mezi ostatními cévami postranními. Vznikajíť totiž ni- 
koliv z cévy dorsalní, nýbrž z cévy supraintestinalní, jež v segmentu osmém značně naduřivši 
dává vznik dvěma mohutným naduřelým cévám (I, I) postranním, jež v přestávkách neustále 
pulsujíce po krátkém průběhu s cévou ventralní se spojují. Přítomnost tohoto spůsobu spojení 
cévního je pro soustavné postavení Tubificidů dosti důležita, neboť tím stává se jich systém 
cévní dosti příbuzným systému cévnímu některých rodů exotických Lumbricidů (Urochaeta, Peri- 
chaeta, Pontodrilus, Titanus), kde dle podrobných pozorování Perrierových *) jednak totéž spo- 
jení mezi cévou supraintestinalní a ventralní (Perichaeta, Urochaeta), jednak poněkud po- 
změněno mezi cévami dorsalní, supraintestinalní a ventralní (Pontodrilus, Titanus) přichází. - 

K popsanému právě rozdělení apparátu cévního v předních segmentech tělních u Lo- 
phochaety dlužno připojiti některé dodatky, kteréž ostatních rodů domácích našich Tubifi- 
cidů se dotýkají. 

Tak nerozdělené, jednoduché cévy postranní v segmentech pharyngealných vy- 
skytují se typicky jen u Lophochaety, u ostatních rodů domácích zejmena v prvních seg- 
mentech pharyngealních mnohonásobně jsou rozvětveny, tvoříce přečasto složitou síť nikoliv 
nepodobnou oné, kterou u Ilyodrila jsme byli vylíčili. Pokud se postranních cév pulsujících 
dotýče, přichází jeden pár jich u rodů Tubifex, Psammoryctes a Spirosperma, 
dva páry, to v segmentu sedmém a osmém, vyskytují se pouze u rodů Limno- 
drilus a Bothrioneuron (T. II. F. 5, L-,, II, ,). V tomto druhém případě nutno ovšem 
pošinouti spojení kapillarovité cévy ventralní s prvním párem těchto cév o jeden segment 
v před; organisace ostatního cévstva nedochází tím však nijaké změny sledujíc úplně týž typ, 
jaký u Lophochaety právě byl vylíčen. 

V řádcích předcházejících popisovaný systém cévní veškerých rodů našich Tubificidů 
dotýkal se pouze rozdělení apparátu cirkulačního v předních segmentech tělních, totiž v la- 
loku čelním a v sedmi segmentech po tomto následujících; zbývá tedy vylíčiti poměry cévstva 
v ostatních segmentech tělních. Především nutno se zmíniti o postranních cévách v segmentu 
devátém až jedenáctém. (Cévy tyto neliší se patrněji od postranních cév segmentů předních, 


*) Etudes sur les Lombriciens terrestres. III. IV. Arch. de zool. exp. et gén. 1874, 1881. 
3 


18 


toliko v době pohlavnosti cévy posledních dvou segmentů obejímajíce vaky chámový a vaječný 
poněkud tvar a úkol svůj proměňují, jak později ještě uvedeno bude. 

Ve všech následujících segmentech tělních přicházejí rovněž cévy postranní, spojení 
mezi cévou ventralní a dorsalní uskutečňující. Kdežto však v předních segmentech tělních 
cévy postranní volně v dutině tělní probíhají, přiléhají tuto těsně ku stěně tělní, čímž s inte- 
gumentem ve styk přicházejíce, zásobování jeho tekutinou krevní obstarávají. 

Tyto kličky postranní (Claperedovy anses periviscerales) podle svého různého vý- 
voje buď jednoduše probíhajíce, buď v celou integumentální síť cévní se rozvětvujíce, dosti 
patrně pro různé rody jsou karakteristickými. 

Nejjednodušší poměry kliček postranních sledovati lze u většiny rodů našich Tubifi- 
cidů (Tubifex, Psammoryctes, Lophochaeta, Spirosperma, částečně i Limno- 
drilus). V každém zadním segmentu u těchto rodů probíhají kličky postranní takto: 

Těsně před zadním dissepimentem každého segmentu vychází po každé straně z cévy 
dorsalní kapillarovitá cévka, jež brzy ku stěně tělní přiléhá, po této pak až téměř ku před- 
nímu dissepimentu postupuje; náhle však se obrací a opětně na zad postupuje, aby před dis- 
sepimentem zadním s cévou ventralní se spojila. Tento spůsob průběhu kliček postranních 
nevykazuje tedy patrného rozvětvení v integument, které však již u Limnodrilus Hoffmei- 
steri (viz Vejdovsky, Systém etc.) velmi význačně na jevo vystupuje. Céva, jež tuto z dorsalní 
cévy byla vyšla, přiblíživši se k stěně tělní obrací se sice k cévě ventralní, zároveň však vy- 
sílá k stěně tělní tré větví cévních, jež v integument vcházejíce, složitou síť cévní vytvoruji. 

Největšího rozsahu dochází skutečně integumentální síť cévní u Ilyodrila, kdež 
kličky postranní velmi složitým spůsobem se rozvětvujíce, proplétají v podobě více méně pra- 
videlného sítiva integument každého segmentu zadní části tělní. 

Tak zejmena v segmentech nejzadnějších dochází jmenovaná síť, zvláště pro velikou 
průzračnost této partie tělní velmi dobře pozorovatelná, také pravidelnosti, že úplné spoleh- 
livě rozpoznati a popsati se dá (T. II. F. 3.). Těsně před zadním dissepimentem každého 
segmentu vybíhají totiž z cévy dorsalní dvě větve postranní (kd), které nespojují se bezpro- 
středně s cévou ventralní, nýbrž směřují k oběma postranním čarám tělním, kdež v integument 
vstupují a zvláštní prstenec cévní (p) vytvořují, jenž celý segment obejímá. Z tohoto prstence 
cévního vybíhá pak u velké pravidelnosti do předu i do zadu velký počet parallelně seřaděných 
kapillar (cap), jež až do středu dotyčného segmentu postupujíce tuto v podobný prstenec (p,) 
ústí, jenž opět po obvodu celého segmentu obíhá. Z tohoto prstence odlučují se teprve dvě 
cévy (kv), jež od obou postranních stěn tělních vybíhajíce po krátkém průběhu dutinou tělní 
přímo v cévu ventralní ústí. Poněvadž pak ze zadního prstence cévního do zadu a z předního 
do předu četné rovnoběžné větévky vybíhají a s cévními integumentalními prstenci sousedních 
segmentů se spojují, prostírá se v integumentu celého těla (neboť i v prvních segmentech těla 
u Ilyodrila, jak z předu vylíčeno, cévní síť integumentalní se nalezá) velmi bohatá síť cévní, 
která složitostí svou Ilyodrila zvlášť mezi ostatními Tubificidy vyznačuje. 

Vedle Ilyodrila vyznačuje se však Bothrioneuron karakteristickou integumentalní 
sítí cévní. Tato není však nijak pravidelnou, nýbrž jeví se býti dosti složitou spleteninou jemných 
kapillar v podélné ose tělní většinou probíhajících a za původ svůj větší větve cévní majících, 
jež v průběhu svém často jednotlivé segmenty napolo obejímajíce opětně vznik svůj v kličkách 


19 


postranních mají. Tyto kličky postranní překvapují odchylkou, kterou u ostatních rodů našich 
Tubificidů marně hledáme. U všech tuto popisovaných rodů vybíhá v každém segmentu z cévy 
dorsalní vždy jeden pár kliček postranních, u Bothrioneurona však jest to toliko jediná, ne- 
párovitá klička postranní, jež z cévy dorsalní vychází. Za to vyniká tato klička cévní po- 
měrnou mohutností, ač její průběh naopak velmi krátkým jest: ubirät se přímo směrem šikmo 
dorsalním k stěně tělní, kdež v integument se rozvětvivši a vylíčenou právě síť cévní vytvo- 
řivši, vchází opětně v podobě jednoho páru větévek cévních do dutiny tělesné, aby po krátkém 
průběhu v cévu ventralní vústila. 

Tato nepravidelnost dotýčných kliček postranních zdá se býti na pohled velmi ná- 
padnou; přece lze ji velmi dobře vysvětliti splynutím párovitých kliček postranních ve kličku 
jedinou. Dokazujeť tak zejmena ta okolnost, že vnikajíc v integument dělí se každá klička 
vždy jen ve dvé větví cévních, jež pak teprve původ celé síti kapillar dávají. Ostatně i mo- 
hutnost kličky, jakož i středové její postavení vzhledem k segmentu, jejž zásobuje, dají tušiti 
původní její párovitost. 

Celkem, jak z popisovaných příkladů vidno, jest úprava kliček postranních mezi Tu- 
bitieidy velmi rozmanita a lze ji proto vždy vykládati jakožto sekundárně vzniklou, nehodící 
se tudíž dobře pro znak genericky. Tak patrno příkladem u rodu Limnodrilus, kde jeden 
druh (L. Claparedianus) honosí se kličkami jednoduše probíhajícími, druhý však již (L. Hoff- 
meisteri) velmi značně rozvětvenými. 

„Vedle cév, jež v dutině tělní probíhají neb v integument se rozvětvují, existuje ještě 
u veškerých Tubificidů, jakož u Oligochaetů vůbec, zvláštní část soustavy cévní, která za úkol 
majíc zásobovati rouru zažívací, obejímá tuto v podobě tak zv. cévní sítě střevní. Celkem 
větší část roury zažívací, totiž oddíly její původu hypoblastického (oesophagus a žaludek 
střevní) opatřeny jsou sítí cévní, dutina ústní, pharynx a řiť jakožto partie původu epiblasti- 
ckého postrádají této úplně. Organisace sítě střevní dá se velmi dobře sledovati ku př. 
u Ilyodrila, kde průsvitnost žláz chloragogenních celému pozorování zvláště jest přízniva 
(12) 

V každém segmentu vybíhá tu z cévy dorsalní (ed) řada parallelně postupujících cév 
prstencovitých (ko), jež kruhovitě rouru zažívací obejímají. Tyto prstencovité cévy spojeny 
jsou pak mezi sebou větším počtem cév podélných (kp), rovnoběžně s cévou dorsalní pro- 
bíhajících. "Tímto spůsobem rozdělen pak povrch roury zažívací v každém segmentu na samé 
kvadranty, více méně pravidelné, kteréž opět jsou články mřížovité sítě cévní rouru zažívací 
úplně pokrývající. Celá pak síť spojena s cévou ventralní (vv) tím spůsobem, že v každém 
segmentu vychází ze sítě a to ze středu její na straně břišní toliko jediná nepárovitá céva (es) 
objemu dosti značného, kteráž krátce pak dutinou tělní probíhá a přímo v cévu ventralní ústí. 

Střevní síť cévní ostatních Tubificidů celkem tvořena je dle typu právě popsaného, 
nicméně přítomnost cév supraintestinalní i subintestinalní přivádí jisté změny, kteréž tu po- 
drobněji vytčeny buďtež. Sit sama nemá nikdy téže pravidelnosti, jakáž je u Ilyodrila, což 
zejmena tím přivoděno bývá, že cévy prstencovité nemajice stejné mohutnosti, často se roz- 
větvují neb mezi sebou splývají. Prvá těchto cév prstencovitých, vždy těsně za předním dis- 
sepimentem každého segmentu umístěná, bývá obyčejně nejmohutněji vyvinuta i uváděna jest 
již prvními moderními pozorovateli této skupiny oligochaetů našich. Další změna v organisaci 

3* 


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sítě cévní nastupuje tím, že přítomna je céva subintestinalní. Do této cévy ústí pak veškeré 
prstencovité cévy okružní, jak zejmena velmi patrno to v prvních segmentech, jimiž řečená 
céva prochází, jakož i vystupuje z ní v každém segmentu ona jednoduchá spojná céva, jež 
v cévu ventralní se ubírá. Ještě značnějších změn dochází síť cévní v segmentech oesophage- 
alních. Po hřbetní straně oesophagu postupující céva supraintestinalní substituje tuto cévu 
dorsalní i vycházejí tudíž veškeré cévy okružní z cévy supraintestinalní. Pokud se dotýče cév 
spojných, přivádějících síť cévní ve spojení s cévou ventralní, nebývá v každém segmentu pří- 
tomna céva toliko jediná, nýbrž několik takových, což zejmena o segmentu sedmém platí. 
Cévní síť tohoto segmentu, zvláště. však segmentu osmého (v němž nalézají se obě pulsující 
cévy postranní), nade vše jest význačna (T. II. F. 5 a 6). Cévy prstencovité i podélné jsou 
tuto kapillarovitě ztenčeny, však tak přečetny, že vytvořují na této partii roury zažívací sit 
cévní nejhustší a nejkomplikovanější. 

Zkoumaje za účelem srovnávacím střední síť cévní některých Naidomorph, nalezl jsem 
tuto nejsložitější na tak zv. naduřenině oesophagealní (Kopferweiterung, Vejd.), jež 
téměř u všech Naidomorph přichází. Lze tudíž za to míti, že komplikovaná síť v segmentu 
sedmém a osmém u Tubificidů přicházející jest obdobna oné, jež naduřeninu oesophagealní 
u Naidomorph oplétá. 

Po vylíčení organisace systému cévního nutno bude též pojednati šíře o mechanice 
oběhu tekutiny krevní v popsaných právě cévách. Panujet zásadní rozdíl mezi oběma, 
hlavními kmeny cévními: kdežto céva dorsalní jest stažitelna, tekutina krevní po- 
stupuje pak v této od zadu do předu, jest céva ventralní nestažitelna, tekutina pak 
krevní v ní probíhá od předu do zadu. Uvedeme-li oběh tekutiny krevní v obou hlavních 
kmenech cévních ve spojení s oběhem krve cév postranních, bude pak postup tekutiny krevní 
v celém systému cévním as následující : 

Céva dorsalní pulsujíc v celém svém průběhu žene tekutinu krevní jednak ku 
předu, jednak odvádí ji do cév postranních. Pokud céva dorsalní na rouře zažívací probíhá, 
soustředěna je v ní veškerá oxydovaná tekutina krevní i odváděna je toliko do postranních 
kliček cévních; jakmile však céva dorsalní segmentu devátého dosáhla, dělí se proud ku předu 
hnané tekutiny krevní ve dva proudy: jeden ubírá se do cévy supraintestinalní, jež nad celým 
oesophagem probíhá, druhý pak do vlastní cévy dorsalní, jež nyní volně až do laloku čelního 
postupuje. 

Z cévy supraintestinalní vhání se tekutina krevní toliko do jediného páru cév po- 
stranních: jsou to obě pulsující cévy postranní, srdce starých autorův. 

Volná céva dorsalní odvádí tekutinu krevní v každém segmentu do jednoho páru cév 
postranních; když byla až v lalok čelní dostoupila, převádí zbylou tekutinu krevní do známé 
vidlice ventralní. Tím změněn je proud veškeré ku předu se beroucí tekutiny krevní ve směr 
opáčný i postupuje nyní v celistvé cévě ventralní směrem předozadním až k segmentu osmému. 
Na počátku tohoto dělen je proud hlavní opět ve dva parallelně jdoucí: směrem jedním od- 
chází krevní tekutina do cévy subintestinalní, směrem druhým ubírá se vlastní cévou ven- 
tralní. Táž céva přijavši pak obě pulsující cévy postranní segmentu osmého odchází značně 
sesílena dále do zadu. V každém z následujících sesmentü přibírá céva ventralní tekutinu 
krevní z kliček postranních, zároveň však též jistou část odvádí. Při popisu organisace sy- 


21 


stému cévního byli jsme se již zmínili o četných větvích cévních, kteréž céva ventralní v seg- 
mentu šestém až osmém ku střevní síti vysílá; rovněž ukázali jsme, že řaditi je sluší k tak 
zv. cévám spojným zadních segmentů. Právě pak těmito cévami spojnými odváděna je 
-v každém segmentu část tekutiny krevní z cévy ventralní do sítě střevní. 

- Zde probíhá pak veškeré kapillary složité sítě i navracuje se okysličena cévami prsten- 
covitymi do cévy dorsalní. Tímto spůsobem navrací se tekutina krevní, když byla celým sy- 
stémem cévy ventralní prošla, opětovně do systému cévy dorsalní a prodělává znovu vylíčený 
zde oběh. 

Na konec sluší ještě dodati, že popisovaný zde průběh cirkulace krevní specielně se 
vztahoval na cévní systém rodu Lopbochaeta, tedy na druhý z typů cévní soustavy Tubi- 

ficidů. Nicméně cirkulace cévního systému Ilyodrila neliší se v hlavním průběhu svém od 

spůsobu tuto popisovaného. Nutno toliko vymýtiti funkce cév supraintestinalní a subintesti- 
nalní, kteréž obě u Ilyodrila nepřicházejí a spůsob cirkulace jest úplně totožný jako u Lo- 
phochaety. 

Důležitou jeví se býti otázka, jakým spůsobem tekutina krevní na průběhu svém du- 
tinou tělní okysličována jest. Celkem okysličuje se krevní tekutina Tubificidů podobným spů- 
sobem, jako u valné většiny oligochaetů vůbec: částečně děje se tak celým povrchem tělním, 
částečně rourou zažívací. Všeobecně známou zajisté jest poloha, v jaké ku př. Tubifex na 
bahnitém dně různých vod prodlévá. Přída těla vězí v bahnitém dně, kdežto zadní konec 
těla hojně kličkami cévními protkaný splývá v rythmických pohybech ve vodě. Téměř u všech 
domácích rodů liší se zadní část těla zevnějškem svým velmi karakteristicky od přídy tělní. 
Jest vždy jinak zbarvena (obyčejně žlutavě), zejmena vyniká však nad přední část těla značnou 
průzračností svou, což obzvláště odtud pochází, že roura zažívací jest značně tu zúžena, orgány 
pak exkreční málo vyvinuty. 

Tímto obojím nedostatkem opáčně dopřává se kličkám cévním vývoje velmi značného, 
ač i tu nepatrnost segmentů zdá se býti na závadu. Tím právě nuceny jsou kličky cévní 
jednak k těsnému přilnutí k integumentu samému, jednak k dlouhému, opakujícímu se prů- 
běhu, jednak i k vytvoření složité sítě integumentalní. To však jsou příčiny, proč funkce dý- 
chací omezena je zejmena na integument a proč zvláště zadní část těla k výkonu takovému 
nejlépe se hodí. 

Nicméně nelze tomuto spůsobu dýchání dáti přednost před jiným. Mluvíť proti tomu 
různá vyvinutost kliček cévních u rozličných rodů, čímž ovšem mocnost funkce dýchací je 
podmíněna, jednak však i ta okolnost, že znám je rod, jehož písečnatý obal, v němž tělo vězí, 
funkci dýchací tohoto spůsobu rozhodně překáží. 

Jinak má se věc s dýchacím processem spůsobu druhého. Ta okolnost, že forma střevní 
sítě cévní vždy na témž stupni vývoje u veškerých rodů konstantně přichází, mluví rozhodně 
pro stejnou důležitost této sítě pro funkci dýchací, u všech rodů. Jinak je tento spůsob dý- 
chání nade vše důležitým ze stanoviska morphologie srovnávací. Neboť uvážíme-li, že u ně- 
kterých annulatům příbuzných typů vyšších vykonává funkci dýchací specialisovaná část roury 
zažívací a že konečně u obratlovců samých původem svým jsou vychlípeninami roury zažívací 
jak žabry, tak i plicní vaky, nuceni jsme přiznati jedině tomuto spůsobu dýchání význam ty- 
pičnosti. Ostatně ani veškeré části roury zažívací nekonají funkce dýchací s intensitou 


22 


stejnou. V ohledu tom má se věc opáčně jako při dýchání integumentalním: v zadní části 
roury zažívací jest funkce dýchací vždy menší než v přední. Dokazujeť tak mohutnost cévní 
sítě, která na oesophagu vždy je komplikovanější než na žaludku střevním; však i na oeso- 
phagu samém koncentruje se dle všeho mohutnost funkce dýchací jen na jisté segmenty. Jsout © 
to právě ony segmenty, o nichž předem bylo řečeno, že na nich síť cévní největšího dochází 
rozvoje, totiž segmenty sedmý a osmý. Jinak srovnali jsme síť cévní obou těchto segmentů 
s onou, jež rozkládá se na naduřině oesophagealní u Naidomorph, čímž, myslím, i funkce 
této části oesophagu u Naidomorph poněkud určitěji jest osvětlena. 


Zbývá mi ještě zmíniti se o histologické struktuře cévního systému. V pravdě jest 
studium v tomto oboru dosti obtížno, zvláště když methoda řezací pro nepatrnost předmětu 
dosti skrovných jen výsledků dociluje. Proto vždy spolehlivějším bývá strukturu cév zkoumati 
na exemplárech živých. 

Pokud cévy dorsalní a postranních cév stažitelných se dotýče, jsou nej- 
. vhodnější pro poznání struktury obě postranní pulsující cévy segmentu osmého. Mohutné 
stěny těchto cév dají skutečné velmi spolehlivě rozpoznati elementy, z nichž se skládají. Tak 
lumen jich jest vyloženo sploStenym epithelem, jehož jednotlivé buňky nedají sice přesně 
rozpoznati mezí svých, zato však eliptická jádra jich vždy prvním pohledem jsou nápadna. Na 
vrstvu epithelialní následuje dvojí vrstva svalová: okružní a po té podélná. Lze pouze 
konstatovati, že jsou to vlákna dosti jemná, jichž obrysy zejmena při stažení cévy vystihnouti 
možno; jinak v optickém průřezu stěny cévní vždy obě vrstvy jsou viditelny a snadno od 
sebe rozeznatelny. Obé vrstvy svalové kryje posléze vrstva zevnější, vrstva buněk perito- 
nealních, značně již jevících přechod k jednobuněčným žlazám chloragogenním, ač tyto 
vlastně jen tu část cévy dorsalní pokrývají, jež na rouře zažívací probíhá. 

Struktura cévy ventralní celkem neliší se podstatně od struktury cévy dor- 
salní; toliko vrstva svalová velmi slabě jest vytvořena (někdy nelze obě vrstvy svalové přesně 
konstatovati), vrstva pak peritonealní nikdy není na žlázy chloragogenní přeměněna, nýbrž 
jednotlivé buňky peritonealního obalu povždy uchovávají svůj hvězdovitý tvar. Nejjednodušší 
strukturu ukazují ovšem kapillary spojující oba systémy cév hlavních. Jsou to pouhé řady 
za sebou jdoucích provrtaných buněk tvaru elliptického a s jádry zřetelnými. 

Koncem dlužno se zmíniti o tekutině krevní. Tato obsahuje pravé buňky krevní. 
Zásluha o prvé jich zjištění u Tubificidů přisluší prof. Vejdovskému; tělesa buňkám těmto 
podobná popsal sice již Claparede, vykládal je však za parasity v tekutině krevní. 

Buňky krevní u Tubificidů lze velmi dobře sledovati u všech našich domácích 
rodů a to i na exemplárech živých i na praeparatech. Tak ku př. u Ilyodrila vyplňují 
mnohdy celé lumen cévy i objevují se jakožto tělesa ellipticky okrouhlá, opatřená tuhou, 
světlo lámající membranou, jež obdává jemně zrnitý obsah se zřetelným jádrem. (Co do pů- 
vodu těchto buněk krevních jest se mi dle vlastního názoru přidržeti prof. Vejdovského, 
dle něhož původním jich ložiskem jest epithel stěny cév vykládající. 


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Orgány exkreční. 


Dle theorie prof. Vejdovského nutno u oligochaetů vůbec trojí druh orgánův ex- 
kreönich rozeznávat: orgány exkreční embryonalní, orgány exkreční trvalé a orgány exkreční 
pohlavní. 

U embryonů povstává a funguje nejprvé párovitý exkreční orgán embryonalní, 
jenž umístěn jest v segmentu prvém čili hlavě, v -ostatních pak segmentech trupových vzni- 
kají později exkreční orgány trvalé. Exkreční orgán embryonalní degeneruje záhy; již v době 
embryonalní, po něm však degenerují později v červu již dospívajícím párovité orgány exkreční 
trvalé několika předních segmentův, u Tubificidů prvních šesti segmentův. 

Počíná-li červ býti pohlavně dospělým, degenerují konečně i orgány exkreční trvalé 
v segmentech pohlavních (u Tubificidů v segmentech desátém a jedenáctém) a na místě těchto 
vznikají samostatně vývodní kanály, chámovody a vejcovody žlaz pohlavních. 

V této části našeho pojednání: promluviti chceme především o definitivních orgánech 
exkrečních. 

Počínaje sedmým sesmentem, uloženy jsou orgány tyto u veškerých domácích Tubifi- 
cidů ve všech segmentech následujících, vyjma segmenty desátý a jedenáctý, je-li červ po- 
hlavně dospělým. V každém ze segmentův funguje vždy jeden pár těchto orgánův i jest po- 
chopitelno, že v segmentech zadních, tam, kde segmenty nejmladší ve stadiu téměř embryo- 
nalním se nacházejí, jest i stav působících zde orgánů exkrečních podle toho méně dokonalý, 
neb vůbec na stupni embryonalním se nachází. Však dosti často nalézti lze případy, že 
i v segmentech předních jeden z orgánů exkrečních nepatrněji jest vyvinut nežli druhý; 
zvláště chodba vývodní takového orgánu značně bývá zkrácena, jindy pak nálevka vířivá od- 
chylně zde upravena. Sporeji, ač u všech téměř našich rodů případ ten pozorován bývá, dege- 
neruje v některém segmentu jeden z orgánů docela a veškerá činnost exkreční omezena na 
zbývající orgán druhý. Nápadno konečně jest a obzvláště v zadních segmentech sledovati se 
dá, že celá řada orcánů exkrečních jedné strany značněji méně jest vyvinuta, nežli řada těchže 
orgánů strany druhé. 

Nejmohutněji a nejdokonaleji vyvinuty jsou orgány exkreční prvních segmentů, jež za 
segmenty pohlavními následují. Proto také hodí se zde orgány exkreční nejlépe k studiu po- 
drobnému a to pokud celé organisace i průběhu se dotýče. V pravdě jsou orgány exkreční 
Tubificidů tělesem velmi složitým, v mnohém ohledu na orgány exkreční vyšších skupin upo- 
mínajícím, i bylo mi zvláštní píli při studiu jich vynaložiti. Sledoval jsem je téměř u všech 
našich domácích rodů i podařilo se mi ve všech případech složitý a zajímavý jich průběh 
spolehlivě vysetriti. Přikročím tudíž k popisu průběhu celého orgánu exkrečního, jak jsem jej 
ku pr. u Lophochaeta ignota sledovati mohl (T. II. F. 10). 

Počíná pak orgán exkreční nálevkou (»), trčící v předním dissepimentu (dis) a ote- 
vírající ústí své vířící v segment předcházející. Na distalnim konci svém súžuje se nálevka 
v chodbu (chv), jež nyní řadu karakteristických oklik tvoří. K vůli jasnosti celého popisu 
a k vůli stručnosti bude mi nazývati směr chodby, jež k zevnějšímu otvoru orgánu exkreč- 
ního se blíží, směrem centripetalním, směr pak chodby, jež od otvoru se vzdaluje, směrem 
centrifugalním. Chodba vývodní vyšedši z nálevky vířivé postupuje nejprvé směrem 


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centripetalním až téměř k dissepimentu zadnímu dotýčného segmentu (z). V místech 
těchto obrací se pojednou i ubírá se nazpět směrem Šikmě centrifugalním. V jisté 
vzdálenosti (y) před dissepimentem předním nastává obrat opětovný a chodba postupuje dále 
směrem rovně centripetalním, až pak přiblíživši se značně k dissepimentu zadnímu, 
vchází do žláznaté partie (pž) orgánu exkrečního. Tato partie žláznatá má podobu 
naduřilé šňůrovité kličky a když chodba jí byla prošla, přilne vycházející partie její k partii 
vcházející a chodba opětujíc ve smyslu opáčném veškeré směry, jež oddíl její před vchodem 
do partie žláznaté byl prodělal, postupuje po oddílu tomto, těsně s ním jsouc spojena až 
k dissepimentu přednímu (x). Před dissepimentem oddělí se druhý tento díl chodby východní 
od oddílu prvého a probíhá volně směrem šikmě centripetalním až k místu, jež ko- 
nečným jest bodem Šikmě centrifugalního směru oddílu prvého (y). Od tohoto místa 
ubírá se druhý oddíl chodby vývodní směrem rovně centripetalním, až dospívá místa, 
kde žláznatá partie jest uložena i vchází tuto do odstavce ampullovitého (oa). Pro- 
běhnuvši tímto oddílém, nastupuje chodba vývodní třetí oddíl svého pochodu. První partie 
tohoto třetího oddílu vystupujíc z odstavce ampullovitého přilne opět ku vcházející partii od- 
dílu druhého, i opětujíc ve smyslu opáčném rovně centripetalní směr oddílu druhého, ubírá 
se po něm, těsně opětně spojivem peritonealním jsouc s ním spojena, až dosahuje místa, kde 
oddíl druhý směr rovně centripetalní byl nastoupil. Tímto místem počínajíc obrací se 
třetí oddíl chodby vývodní i spěchá dále směrem rovně centripetalním, rovnoběžně se 
svým rovně centrifugalním směrem. Když byl tento třetí oddíl, postupuje směrem uve- 
deným, dostihl konečně míst (u), v nichž umístěny jsou partie žláznatá a odstavec ampullo- 
vitý, obrací se naposled ve směr vertikálně centripetalný i proběhnuv jím na krátce, 
vstupuje do váčku stažitelného (vs). Ve váčku stažitelném ukončuje se celý, velmi slo- 
žitý průběh chodby vývodní, neboť přijav k vyloučení určené exkrementy, jež všemi oddíly 
chodby vývodní proběhly, stahuje váček stěny své i vyvrhuje exkrementy na venek malým 
otvorem (ot), jenž u Tubificidů vždy ve všech případech před váčkem ventrální štětiny pře- 
chovávajícím jest umístěn. 

Přehlédneme-li opětovně celý průběh chodby vývodní, bude možno vedle tří oddílů 
rozděliti ji jinak na čtyry jiné partie. Tak partií první (A) jest chodba dvojitá hned za disse- 
pimentem probíhající a tvořená prvým i druhým oddílem chodby vývodní. Jest obyčejně velmi 
dlouhou, u některých pak forem (Limnodrilus Claparedianus, T. II. F. 11) provádí 
na průběhu svém velmi četné kličky, obě pak chodby druhotné neběží často vedle sebe 
směrem přísně rovnoběžným, nýbrž zvláště chodba oddílu prvého časté křivolaké záhyby na 
průběhu svém vytváří. 

Ostatně tato partie chodby vývodní upevněna jest zvláštním svazem ku stěně tělní 
(T. II. F. 11. sv), jenž však dovoluje nicméně dosti volný, zejmena zmítáním dissepimentu 
předního povstávající pohyb. Partie druhá (B) tvořena jest rovně centripetalním směrem 
oddílu prvého, rovně centrifugalním směrem oddílu druhého a žláznatou částí orgánu 
exkrečního. I tato partie značně jest dlouhou, k čemuž ovšem hlavně přispívá dlouze se vle- 
koucí šňůrovitá část žláznatá. Partie třetí (C), podobná průběhem svým partii druhé skládá 
se z rovně centripetalního směru oddílu druhého, z rovně centrifugalního směru 
oddílu třetího a z odstavce ampullovitého. Tento odstavec ampullovitý představuje těleso tvaru 


< 25 


dvojitě kulovitého (Limnodrilus Claparedianus) neb hruškovitého (Lophochaeta 
ignota); stěny jeho jsou téže povahy, jako stěny chodby vývodní, obsah pak jeho naplněn 
jest hnědou zrnitou hmotou, patrně to zpracovaným materiálem exkrečním. Tato poslední okol- 
nost zdá se prozrázovati, jaká asi funkce této části orgánu exkrečního přísluší. Patrně slouží 
za jakýsi reservoir, v němž nahromaďuje se zejmena částí žlaznatou zpracovaný obsah ex- 
kreční, aby po delší době po malých částkách dále do váčku stažitelného se ubíral. 

Poslední partie chodby vývodní (D) má průběh nejkratší, skládajíc se pouze z rovně 
centripetalního a vertikálně centripetalního směru chodby vývodní oddílu tře- 
tího. Stěny chodby v této části jsou značněji stlustlé, nežli v partiích předcházejících i roz- 
stupují se postupně, čím více se k váčku stažitelnému přibližují. 

Zbývá ještě na konec připojiti, že partie druhá, třetí a často i rovně centripetalní 
směr partie čtvrté srostlé jsou -dohromady pojivem původu peritonealniho a celý pak tento 
svazek, v němž patero, téměř rovnoběžně probíhajících chodeb rozeznati lze, pokryt jest veli- 
kými hruškovitými, čirým tekutým obsahem naplněnými žlazami jednobuněčnými (T. II. F. 7 
a 11. 2). Jinou poznámku bude nutno též připojiti k popisu nálevky vířivé a váčku staži- 
telného. Značně mohutnou bývá nálevka toliko na exkrečních orgánech segmentů předních, © 
v zadních neliší se téměř nikterak rozměry svými od chodby vývodní. Bývá vždy dvojpyskou, 
oba pysky pak značně jsou stloustlé a jeden vždy vyčnívá koncem svým nad druhým. Po- 
dobně váček stažitelný dosahuje značnějších rozměrů toliko v segmentech předních, ačkoliv 
velikost jeho i podle rodů jest rozdílna, jak ku př. rod Psammoryctes dobře ukazuje, 
který mezi Tubificidy skutečně největší váčky stažitelné chová. Ostatně tvar váčku bývá kulo- 
vitý neb elipsoidní, často uprostřed i stažený; stěny jeho značně jsou stlustlé a otvor, jímž 
na venek ústí, vždy proti objemu váčku samého dosti nepatrný. 

Od vylíčeného právě typu orgánův exkrečních, jenž většině rodův (Tubifex, Psam- 
moryctes, Spirosperma, Lophochaeta, Limnodrilus) bývá společný, liší se po- 
někud exkreční orgány rodův Ilyodrilus a Bothrioneuron. Tvar nálevky vířící, tvar 
stažitelného váčku a zejmena pak průběh chodby vývodní u Ilyodrila (T. II. F. 7.) neodchy- 
luji se podstatně od typu právě popsaného, nicméně dvojí podstatná změna rozlišuje orgán 
exkreční Ilyodrila od téhož orgánu většiny Tubificidův. Odstavec ampullovitý schází tuto na- 
prosto a část žlaznatá jest sice přítomna (pž), avšak umístění její jest jinaké. Nenit totiž 
uložena před dissepimentem zadním, nýbrž přímo za dissepimentem předním, takže zadní zúžený 
konec nálevky vířící hned přímo do ní ústí. Rovněž chodba (T. II. F. 8. chv) tuto část žlaz- 
natou probíhající, jest rázu zvláštního. Neprochází totiž veskrze přímo, nýbrž zatáčí se ně- 
kolikräte zävitkovite, časté odbočky tvoříc, čímž část žlaznatá vypadá, jako by celou sítí 
chodbiček protkána byla. 

Není pak bez významu, že tento tvar partie žlaznaté, ačkoliv mezi Tubificidy pouze 
u Hyodrila se vyskytuje, přece jest karakteristickým u celé jedné čeledi oligochaetů, totiž 
u Bnchytraeidů, kteří geneticky Tubificidům nejsou nepříbuzni, což právě nejvíce dokazuje 
rod Ilyodrilus, který jinak ještě příbuzností svou s čeledí Naidomorph jen většího vý- 
znamu odchylce této propůjčuje. 

Zajímavy odchylnou organisací svou jsou též exkreční orgány rodu Bothrioneuron 
(T. IV. F. 6.). Jest to skutečně zvláštní a dosti těžce určitému vysvětlení přístupno, že, ačkoliv 


4 


26 


rod tento rodu Limnodrilus tak blízce jest příbuzen, přece orgány exkreční obou rodů tak 
značně se odchylují. Hlavní odchylka spočívá jako u Iyodrila v umístění partie žlaznaté (27). 
Umístěna jest opětně za dissepimentem předním bezprostředně, kdež ihned přijímá zúžený 
konec nálevky vířící. Ostatně rozměry svými, pokud mohutnosti se dotýče, souhlasí s dotýčnou 
partií exkrečního orgánu ostatních Tubificidů a i chodba jí procházející přímým jednoduchým 
směrem probíhá. 

Jinak má se to s chodbou vývodní, jejíž průběh vzhledem k exkrečnímu orgánu 
ostatních Tubificidů poněkud jest modifikován, i jsou poměry její asi následující: Vyšedši 
z partie žláznaté postupuje chodba nejprvé směrem centripetalním až téměř k dissepi- 
mentu zadnímu (a). V místě tomto chodba se otáčí i postupuje dále směrem centrifugäl- 
ním, rovnoběžně s předešlou partií, s kterou ostatně pojivem peritoneálním úzce jest spo- 
jena. Dospěvší na dráze své až téměř k dissepimentu přednímu (=), odděluje se tato druhá 
část chodby vývodní od části prvé, obrací se opětovně a probíhá dále směrem centripe- 
tálním, ačkoliv jakožto třetí partie chodby vývodní zachovává jinak rovnoběžný průběh 
s partií předešlou, druhou. Když byla tato třetí partie až k dissepimentu zadnímu opětovně 
se přiblížila (b), obrací se jakožto partie čtvrtá a ubírá se nazpět směrem centrifugálním, 
opět těsně s partií třetí jsouc spojena. V tomto spojení probíhá partie čtvrtá až před dissepi- 
ment přední (x), načež od partie třetí se oddělí a obrátivši se pak, ubírá se jako pátá partie 
chodby vývodní směrem centripetalním do váčku stažitelného (vs), jímž pak na venek ústí. 

Celkem vytváří tedy chodba vývodní dvé karakteristických kliček, složených vždy ze 
dvou rovnoběžných partií chodby vývodní, směrův však opáčných. Poněvadž však jak obě 
partie vždy jednu kličku tvořící, tak kličky samy pojivem peritoneálním mezi sebou souvisí, 
tvoří tyto části chodby vývodní svazek jediný, jenž protkán jest čtverem rovnoběžných chodeb 
a jehož povrch opětovně pásmem jednobuněčných hyalinních žláz jest pokryt (2). 


Jak z průběhu chodby vývodní vidno, nepromluveno nikterak o odstavci ampullovitem, - 


který skutečně u rodu Bothrioneuron jako u rodu Ilyodrilus schází. Poněvadž pak i umístění 
žláznaté partie orgánu exkrečního u obou rodů jest stejné, mohlo by asi vzniknouti domnění 
o blízké jich příbuznosti genetické, v pravdě však jsou Ilyodrilus a Bothrioneuron 
rody, jež na oba opáčné konce genetické řady všech Tubificidů postaviti nutno. Neboť tak 
jako umístění partie žláznaté a nepřítomnost odstavce ampullovitého u Ilyodrila dokazuje 
nade vši pochybnost blízkou příbuznost tohoto rodu se skupinami nižšími zejména s Naido- 
morphy, tak oba tyto znaky u exkrečního orgánu Bothrioneurona dosvědčují blízké vztahy 
tohoto rodu se skupinami vyššími, zejména s Lumbriculidy. 


O histologické struktuře orgánů exkrečních. 


Histologická struktura orgánů exkrečních velmi jest jednoducha. (Celkem elementy 
buněčné k vytvoření orgánu exkrečního určené modifikují se dosti málo a tím ovšem histolo- 
gická struktura velmi málo složitou se stává. 


Vířící nálevka tvořena jest u Tubificidů vždy skupinou více nežli dvou buněk. 
U některých rodů jest počet buněk nálevku tvořících dosti značný, což platnost má zejména 


21 


u vířivé nálevky rodu Bothrioneuron (T. IV. F. 6. »). Plocha těchto buněk obrácená 
v lumen nálevky pokryta jest vždy skupinou čile vířících brv. 

Chodba vývodní povstává původně jako řada buněk, jež později pak chodbou víři- 
vými brvami opatřenou jsou provrtány. V době, kdy orgán exkreční dospělým se stal, nelze více 
rozeznati buněk chodbu vývodní tvořících, jsouť značně sploštělé a protahujíce se, splývají 
mezi sebou tak, že v stěnách chodby vývodní pozorovati možno pouze temněji konturovaná 
jádra po obou stranách často střídavě uložená a značnými mezerami plasmatickými od sebe 
oddělená. Odchylku, pokud se struktury chodby vývodní dotýče, tvoří část žláznatá, kde 
původní, chodbu tvořící buňky jsou nejen zachovány, nýbrž i znacneji zveličeny. Sestávát část 
žláznatá z velikých buněk žláznatých, chovajících v zrnitém, světlo lámajícím obsahu svém 
značně veliké jádro. Pokud se odstavce ampullovitého dotýče, neliší se struktura jeho 
stěn od struktury stěn chodby vývodní, ačkoliv od ní tou okolností význačnou se liší, že vnitřní 
povrch stěn odstavce nevíří. 

Jak již při popisu průběhu chodby vývodní bylo podotčeno, souvisí jednotlivé partie 
chodby vývodní mezi sebou pojivem peritoneálním, jehož jedna část však modifikuje se ve 
veliké, hyalinním obsahem naplněné a veliké jádro uzavírající buňky, funkce dosud dosti záhadné. 

Vzhledem ku struktuře váčku stažitelného možno i tu konstatovati, že původní 
epithel, stěny jeho vykládající, splynul mezemi buněk svých, jež na dospělém váčku pouze jádry 
svými jsou rozeznatelny. Jemnou okružní vrstvu svalovou, stěny obdávající, těžko jest někdy 
dokázati, což ještě nejlépe se zdaří na velikých váčcích exkrečního orgánu Psammorycta. 

Zbývá ještě doložiti, že dle Nassea orgány exkreční Tubificidů zásobovány bývají 
cévami původ svůj z cévy ventrální majícími, s níž prý ostatně také povlakem žláznatým sou- 
visí; což však.obé patrně na nedostatečném, často zajisté velmi mylném pozorování se zakládá, 
neboť vždy a u všech mnou pozorovaných forem Tubificidů bylo mně se přesvědčiti, že orgány 
exkreční úplně neodvisly jsou od cévy ventrální a její domnělých přívěsků. 


Orgány pohlavní. 


Pravá povaha žláz pohlavních po dlouhý čas nebyla poznávána; tak zejména žlázy 
samčí zaměňovány přečasto s vaky chámovými. Ray Lankesterovi přísluší zásluha, že 
prvý pravé žlázy pohlavní rozpoznal. U všech rodů čeledi Tubificidův, kteří jako ostatní Oli- 
gochaeti jsou hermafrodity, obě žlázy umístěny jsou ve dvou po sobě následujících segmentech, 
a to varlata v segmentu desátém, vaječníky v segmentu jedenáctém (T. II. F. 12.). 

Žlázy chámové jeví se nám jako párovitá tělesa obrysu nepravidelného, zavěšená po 
obou stranách roury zažívací na předním dissepimentu segmentu desátého. Základní substancí 
těchto žláz jest plasma jemně zrnité, v němž uložena jsou přečetná jádra opatřená jadérky. 
Ve vývoji pozdějším kupí se plasma kol jednotlivých jader, jakož i obdává se blanou buněčnou. 
Způsobem tímto povstávají mateřské buňky chámové, kteréž po shlucích se odtrhují a do vaku 
chámového padají, kdež zajímavý proces spermatogenese prodělávají. 

Žlázy vaječné, jež zároveň s varlaty se vyvíjejí, o něco později však dospívají, upev- 
něny jsou v podobě párovitých těles opětovně po obou stranách roury zažívací na předním 

až 


28 


dissepimentu segmentu jedenáctého. Tvarem i složením svým podobají se varlatům, liší se 
však většími jádry v základní zrnité plasmě uloženými. Tato jádra těsné se k sobě tísníce, 
značně zatlačují základní substanci plasmatickou. Teprve později kupí se kol jednotlivých 
jader zřetelnější dvůrky protoplasmatické, jež, když do jistých rozměrů byly vzrostly a patrnou 
jemnou blánu bunečnou kol sebe byly vytvořily, představují nám jednotlivé, prvotné buňky 
vaječné. Pokud se dalšího vývoje těchto buněk dotýče, nastává značný rozdíl ve vývoji jejich 
u Ilyodrila na straně jedné a u ostatních rodů našich Tubificidů na straně druhé. 
Tak u Ilyodrila kupí se jednotlivé buňky vaječné ve shluky, jež zaškrceninami od sebe se od- 


dělují, čímž vaječníky tvärnosti hroznovité nabývají. Na to odtrhuji se jednotlivé skupiny (T. IV. 


F. 5.) od vaječníků, padají do dutiny tělesné i vsunují se do vaku vaječného, kdež další pro- 
měně podlehají. V každé skupině vyvinuje se toliko jediná buňka (T. IV. F. 4.) ve vajíčko; 
objem její se zveličuje, blána žloutková stává se patrnější a jemně zrnitý obsah zaměňuje se 
kuličkami žloutkovými, ostře světlo lámajícími, jádro pak polohu nikoliv již centrální zaují- 
mající objevuje se jen jakožto pouhá skvrna, jejíž strukturu teprve reagenciemi rozpoznati lze. 
Ostatní buňky skupiny degenerují ponenáhlu, i obsah jich resorbován jest dorůstajícím va- 
jíčkem. Porovnáme-li vývoj vajíčka Naidomorph, Chaetogastridův a Enchytraeidův 
S popsaným tuto vývojem vajíčka u Ilyodrila, bude patrno, že v obou případech dle téhož 
typu se děje, což ovšem vysoce jest důležito v ohledu phylogenetickém, označujíc Ilyodrila 
jakožto tvar přechodný. Zajímavo jest dále, že tento spůsob vývoje vajíčka již Ratzel, 
Lankester a nověji Nasse pozorovali. Všichni tito autoři domnívali se však před sebou 
míti pouhého obyčejného Tubifexa i jednak zjev ten za atavismus (Ratzel), jednak za process 
pathologický vykládali. Prof. Vejdovský v díle svém velmi podrobně vyličuje tentýž odchylný 
způsob vývoje vajíčka Tubificidův, i končí úvahu svou závěrkem, že tu zajisté zcela o novou 
formu jednati se bude. Tato domněnka skutečně se také potvrdila, když podařilo se mi kon- 
statovati, že Tubifex coccineus (T. rivulorum var. coccineus), na němž Vejdovský právě 
dotyčný odchylný vývoj vajíčka byl pozoroval, jest identickým s naším Ilyodrilem. 

Druhý spůsob vývoje sleduje vajíčko všech ostatních rodů našich Tubificidů. Prvotné 
buňky vaječné nekupí se ve vaječnících ve shluky, aniž ve shlucích odpadávají, nýbrž veškeré 
buňky vaječníku určeny jsou k tomu, aby ponenáhlým růstem v definitivní vajíčka se vyvinuly. 
Tak na uzralém vaječníku vždy pozorovati jest několik buněk, často v řadě za sebou násle- 
dujících, jež nápadným vzrůstem svým vynikajíce, v definitivní vajíčka vyvíjeti se počínají. 
Však vzrůst ten vždy děje se samostatně a nikdy na úkor buněk sousedních a vždy dorůsta- 
jící vajíčka, když byla jistých rozměrů dosáhla, padají toliko jednotlivě do vaku vaječného, 
když normálně dorostše, k východu z těla se připravují. Tomuto spůsobu vývoje podléhají 


vedle vajíček Tubificidův i vajíčka všech skupin vyšších, i jest patrno, že jest jednodušším, 


však nikoliv snad původnějším spůsobu prvého. 

Předem již pověděno bylo, že mateřské buňky chámové i buňky vaječné shromažďují 
se ve zvláštních vacích, aby konečnému stupni vývoje podrobeny byly. Oba vaky povstávají 
v době pohlavnosti, a to tím spůsobem, že hoření části zadních dissepimentů segmentů desá- 
tého a jedenáctého počínají se vychlipovati, až průběhem dalším dvé dlouhých do sebe vsu- 
nutých vaků vytvořují. Prvý z vaků jest vakem chámovým (T. II. F. 4. vch), druhý vakem 
vaječným (T. I. F. 4. vav). Oba vaky otevřeny jsou v dutiny dotyčných segmentů, odkudž 


PE 


| ILUTTEH 


29 


oddělující se produkty žláz pohlavních, na protějších dissepimentech upevněných, přijímají i tá- 
hnou se vždy po jedné straně roury zažívací několika sesmenty na zad. Struktura obou vaků 
je dosti jednoducha: na vlastní stěnu složenou z buněk hranic neznatelných, však zřetelnými 
jádry opatřených, následuje patrná vrstva svalů kontrakci vaků vykonávající. Důležity jsou 
cévy objímající vaky tyto, neboť zajisté závislá jest na nich výživa produktů pohlavních, ve 
vacích nahromaděných. Jsou to, jak ku př. u Ilyodrila (T. II. F. 4. I, In a Il, Im) 
sledovati možno, cévy segmentu jedenáctého a dvanáctého, jež se k vychlipujícím se vakům 
přikládají a zároveň s nimi neobyčejně se prodlužují, až celé je obejímají. Nutno ještě dodati, 
že u některých rodů, zejmena u Tubifexa, když produkty chámových žláz se byly rozmnožily, 
i přední dissepiment segmentu desátého vak chámový vytvoruje, jenž pak do několika málo 
seementü předních se táhne. 

Zralé spermatozoidy mají podobu vláken s předním koncem jen nezřetelně stlustlým ; 
nicméně tinkcí i na preparátech barví se přída vždy velmi intensivně prozrazujíc tak nukle- 
ární původ svůj. Na venek dostávají se zralé spermatozoidy dvěma chámovody (T. III. 
F. 4. 7.). Tyto pro oligochaety vůbec karakteristické orgány uloženy jsou u všech Tubificidů 
v segmentu jedenáctém. Vnitřní jich konec počíná nálevkou (n, nl) umístěnou vždy ve 
předním dissepimentu dotyčného segmentu. Nälevka vždy má tvar miskovitý a vyložena jest 
úhledným cylindrovitým epithelem vířivým. Zralé chámy vyšedše z vaků chámových dostávají 
se do obou nálevek párovitých chámovodů. Odtud ubírají se chámy dále na venek vlastní 
chodbou chämovou (cw). Jest to trubice průměru několikráte menšího nežli nälevka 
sama; jest délky velmi značné i vine se četnými, mnohonásobnými oklikami téměř celou po- 
lovinu segmentu vyplňujíc. Vyložena jest epithelem vířivým, složeným ze sloupkovitých buněk 
(T. III. F. 9. ep), jichž jemně zrnitý protoplasmatický obsah uzavírá veliké elliptické jádro. 
Slabá vrstva svalová (sv), jen v konečné partii chámovodu patrná a nepatrný peritoneální po- 
vlak (pr), tvoří zevnější vrstvu stěn trubice. 

Prošedše chodbou chámovou, nahromaďují se chámy v atriu. Atrium (T. III. F. 4. 
T. at) jest orgán převahou tvaru kyjovitého, mnohdy s koncem vnitřním mohutně naduřelým (L o- 
phochaeta), jindy se stěnami značně smáčklými (Limnodrilus, Spirosperma). Vnitřní 
stěna jeho vyložena jest buňkami podlouhlými a čile vířícími, ačkoliv tento znak zejména 
v době úplné dospělosti pohlavní nesnadno pozorovati lze. Naduřujít pak buňky velmi značně 
a tím, že obsah jejich zrnitým a jádro nezřetelným se stává, béřou na se ponenáhlu funkci 
žláznatých buněk. Na vnitřní vrstvu epithelialní klade se dále vnější vrstva atria, mohutným 
pásmem svalovým a povlakem peritonealným tvořená. Vrstva svalová zejména u některých 
rodů (Spirosperma, Limnodrilus) mohutností svou překvapuje, skládajíc se z pružných, 
značně velikých a téměř pásovitých vláken svalových. Důležitý a pro Tubificidy význačný 
orgán připojuje se k atriu v distální (vnitřní) části jeho. Jest to žláza lepivá, hlavní úlohu 
při tvoření spermatophorův konající. Veliké buňky její s obsahem žlaznatě zrnitým a značným 
jádrem směřují vývody svými ku stěně atria, kdež na místě jediném společně v lumen atria ústí. 

Nutno bude nyní připojiti některé dodatky k tomuto všeobecně pojatému obrazu 
chámovodů Tubificidů. Tak dle Nassea skládá se prý chodba chámová z partií dvou, 
z nichž toliko vnitřní partie vyložena jest epithelem vířivým. Dle mého náhledu má se však 
s druhou nevířící částí chodby chámové podobně jako s atriem: v době úplné pohlavnosti 


30 


stává se epithel žláznatým a tou měrou, jakou se toto děje, stává se také méně patrnější 
činnost vířivá. 

U prvně jmenovaného rodu odděluje se distální část atria se žlázou lepivou od vlastního atria 
i vsunuje se do chodby chámové značné na zad od atria, kamž také s ní posunuje se žláza 
lepivá. Označena jsouce prof. Vejdovským jakožto vesicula seminalis, jest formy kulo- 
vité, ostatně však téže struktury jako atrium. 

Karakteristicky odchylným od popsaného typu chámovodu Tubificidů jest dotyčný orgán 
Ilyodrila (T. III. F. 1). Trubice chámová (chv) jest neobyčejné šířky, průběh její pak 
velmi krátký. Atrium značně veliké tvaru jest kulovitého a nemá žádné žlázy lepive; za to 
peritonealní povlak jeho modifikován jest v povlak žláznatý (žl), tvořený velikými buňkami 
vylučujícími obsah svůj v lumen atria. 

Chámovod Tubificidů ústí na venek orgánem kopulačním, totiž penisem (T. II. F.4. 
7. 9. p). Basalní částí svou souvisí penis s chodbou atria, jednak však i s pochvou penisu, 
která jako pouhá vchlipenina integumentu se jeví. Ostatně možno dle povahy rozeznávati 
trojí druh penisu: 

1. penis žláznatý (Tubifex), 

2. penis částečně chitinovitý (Psammoryctes, Lophochaeta, T. III. F. 8. p) a 

3. penis chitinovitý (Limnodrilus, Spirosperma, T. III. F. 4. p). 

Penis žláznatý, jakým chámovod Tubifexa zakončuje, jest tvaru krátce válcovitého 
s ústím nikoliv terminálním, nýbrž poněkud postranním. Histologická struktura penisu Tubi- 
fexa velmi jest složita i jest mi se při popisu jejím úplně dokládati podrobným výkladem, 
který prof. Vejdovský v díle svém o předmětu tomto podává. Dle různé struktury epithe- 
liální možno rozlišovati partii terminální, partii střední čili glans penis a partii basalní 
čili praeputium. Epithel praeputia jest značně stlustlý a mohutným povlakem kutikularním 
opatřený; glans penis, jenž před vychlípením penisu v praeputiu jest vsunut, rovněž jest 
tvořen stloustlými, žláznatými buňkami epithelialními, však partie terminalní i vnitřní chodba 
penisová tvořeny jsou jen pojivou jemnou membranou se řídce vtroušenými jádry. Vnitřní 
stěna praeputia i glans penisu a rovněž i stěna chodby penisové opatřeny vrstvami svalů 
příčných, ostatní pak prostora mezi oběma stěnami vyplněna celým pásmem jemných a četně 
rozvětvených svalů podélných. 

Penis částečně chitinovitý, kterým ku př. opatřen jest chámovod Psammo- 
rycta, jesti tvarem svým podoben kuželu uťatému. Ostatně struktura histologická jest poněkud 
jednodušší než u Tubifexa. Původní epithel stopovati lze pouze na basi stěny vnější, kteráž 
ostatkem, jakož i celá stěna vnitřní (stěna chodby penisové) tvořena membranou chitinovitou 
bez zřetelné struktury buněčné. Za to prostora mezi oběma stěnami vyplněna přečetnými, 
jemně fibrilovitými vlákny svalovými, jež od konečné části atria až na vrchol penisu probíhají. 

Penis chitinovitý, jenž u rodů Limnodrilus a Spirosperma (T. III. F. 4 p) 
se vyskytuje, jeví se jako válcovitá roura výšky dle specií rozdílné. Stěny její jsou pevné, značně 
na basi stlustlé a vesměs chitinovité, bez sledu původu bunečného. Zajímavým jest tento penis 
také tím, že terminalní konec u některých forem (Limnodrilus Claparedianus) jest 
opatřen váčkovitým apparátem, východ chodby penisové uzavírajícím. Jiná zvláštnost k penisu 


3 
h 
A 
4 


sl 


chitinovitému se vztahující jsou tak zvané spiralné svaly penisové. Svaly tyto, jež ostatně 
i u jiných rodův, ačkoliv v menším vývoji, konstatovány byly, jsou rozměrů značných, tvaru 
pásovitého i obtáčejí spiralovitě pochvu penisovou, na niž kontrakcemi svými k vychlípení 
penisu směřujícími vydatně působí. Poněvadž dotyčné svaly, jak podotčeno bylo, více méně 
vyvinuty u všech rodů penisem opatřených se vyskytují, nutno bylo zrušiti Eisenem utvo- 
řený rod Camptodrilus, do něhož jmenovaný autor vřadil ony formy Limnodrilů, u nichž 
jediné řečené svaly penisové existovati měly. 

Pokud se penisu dotýče, odchyluje se rod Ilyodrilus opětovně od ostatních našich 
Tubificidů. Chämovod tohoto zajímavého rodu nemá totiž penisu. Atrium prodlužuje se 
v delší chodbu, jež bezprostředně na venek ústí (T. III. F. 1. cha). Eisen ve své zprávě 
předběžné popisuje penis u všech specií tohoto rodu, vždy však popis tento nutno vztahovati 
na prodlouženou chodbu atriovou, jež ostatně s okolním integumentem na venek vychlípiti se 
může. Systém volných svalů (sv) upevněných mezi stěnou tělní a stěnou atria umožňuje toto 
vychlipování, jemuž ostatně podlehá i zevnější část schránky chámové téhož i ostatních rodů 
Tubificidů. (Celkem stavěn je chámovod Ilyodrila v této příčině dle typů nižších, jak ku př. 
přirovnání s chámovodem u rodů Stylaria (Naidomorpha) a Chaetogaster (Chaetogastri- 
dae) ukazuje. Však i v jiném ohledu shoduje se Ilyodrilus se jmenovanými právě zá- 
stupei skupin nižších. Chámovod těchto forem postrádaje penisu, svěřuje funkci přidržovací 
v době výkonu pohlavního apparátu jinému, jejž tuto skupina štětin pohlavních representuje. 
Totéž děje se také u Ilyodrila, u něhož náhradou za penis přítomny jsou pravé štétiny po- 
hlavní (T. IV. F. 13. d,, d,). Jsouť umístěny v počtu dvou až čtyř ve zvláštním váčku před 
každým z obou otvorů párovitých chámovodů a tvarem svým na prvý pohled rozeznati se dají 
od ostatních štětin tělních. 

K chámovodům Tubificidů těsně funkčí svou druží se schránky chámové (recep- 
tacula seminis, T. III. F. 2. 5. 10. 13.), přijímající vlákna chámová při sbydlení penisem vy- 
cházející. Schränky chámové přítomny jsou u všech Tubificidů, vyjma případ jediný, o němž 
na konci řeč bude, i umístěny jsou v segmentu desátém, v němž i na venek ústí. Celkem 
nutno na každé schránce chámové rozeznávati dvé podstatných částí: část vnější čili 
chodbu nebo-li hrdlo a část vnitřní nebo-li vlastní schránku chámovou. 

Hrdlo schránky chámové (T. II. F. 5. chv) jest válcovité, buď krátké, buď dlouhé, 
vždy však vyloženo epithelem značně stlustlým, často mocným (zejména v partii hořejší) kuti- 
kulárním povlakem opatřeným (ep). Silná vrstva svalů okružních (vro) a na tuto sledující 
vrstva svalů podélných (vl) obejímají vnitřní stěny tohoto hrdla, které mimo vlastní kontrakce 
své i na venek vychlipovati se může. Tuto činnost vychlipovací opětně vykonává skupina 
svalů volně mezi stěnou tělní a stěnou schránky chámové upevněných. 

Vlastní schránka chámová jest tvaru nejčastěji vejčitého (T. III. F. 10. vr), 
někdy vakovitě (zejména u Limnodrilü) nepravidelného (T. III. F, 5. vr). Tlusté stěny její 
vyloženy jsou epithelem žláznatým (ep), jenž tvořen jest z velikých buněk s obsahem jemně 
zrnitým a velikým jádrem. Epithel tento u některých forem bývá žlutavě sbarven (zejména 
u Limnodrilus Hoffmeisteri a Claparedianus), ačkoliv vzhledem k některým svým 
pozorováním nemohu říci, že by zbarvení toto typicky konstantním u téže formy bylo. Vrstva 
svalů příční a podélná na vrstvu epithelialní se ukládající doplňují strukturu vlastní schránky 


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chámové, ku které toliko ještě připočísti dlužno povlak peritonealni mnohdy značně zbujnělý 
(BEI BR 7003) 

Jinak celkový tvar schránek chámových bývá pro jednotlivé rody dosti karakteristickym. 
Tak u Psammorycta (T, III. F. 14.) bývá hrdlo neobyčejně dlouhé, ano u Spirospermy 
(T. III. F. 10. chv) jest i dvakráte delší než vlastní schránka chámová. U posledně jmeno- 
vaného rodu i epithel (ep) vlastní schránku chámovou vykládající bývá zvláště význačným; jest 
totiž splošeným, nikoli vysokým, tvaru eliptického a s obsahem velmi jemně zrnitým. Hrdla 
schránek chámových u Limnodrilidů jsou opětovně se shora i z dola splošeny a často (Lim- 
nodrilus Claparedianus, T. III. F. 5.) bulbovitým nádorem na rozhraní mezi vnitřní 
a vnější částí schránky chámové opatřeny. Značně tvarem svým se liší opětovně schránka 
chámová Ilyodrila (T. II. F. 2.). Hrdlo jest totiž velmi krátké, ač silně stlustlé, vlastní 
Pak schránka chámová kulovitá nebo ovalní. Stěna její jest značně tenká a vyložena epi- 
thelem kubickým (ep), velice pravidelným. Zajímavy jsou v epithelu tomto roztroušené žlázy 
jednobuněčné, jež hyalinním obsahem svým stříbřitě se lesknoucím kapkám se podobají (čz). 

Ještě však o jedné velmi interessantní a na Psammorycta se vztahující odchylce 
dlužno se zmíniti. Míním tu zvláštní orgán souvisící se vnějším koncem hrdla schránky chámové 
(T. II. F. 14—16.). V podstatě dle jisté analogie nutno jej považovati za vychlípeninu stěny 
tohoto hrdla, ač dospělý orgán není struktury tak jednoduché, aby původ jeho snadno dal se 
odvoditi. Celkem jest to podlouhlý váček jednu neb odchylkou také dvé vychlípitelných štětin 
obsahující. Neobyčejným zajisté jest tvar těchto štětin (T. III. F. 17,); jsout na konci dolením 
poněkud zahnuty, uprostřed mohutným nodulem opátřeny a na předu zvláštním žlábkem ukon- 
čeny, zajisté homologickým se zoubkovitou membranou štětin hřebínkovitých. Jinak vyložen 
jest váček epithelem (ž) toliko na předním konci, kdež ústí též do něho po obou stranách 
dvé jednoduchých neb dvojitých žlaz složených z buněk téže povahy, jaké tvoří lepivou žlázu 
atria. Base váčku přechovává dále jednu neb dvě žláznaté buňky (žf) úplně podobné basalním 
buňkám obyčejných váčků štětinných. Ostatní stěnu váčku tvoří na konec mocná vrstva jemně 
fibrillovitých svalů (sp, sv), jimž zejména vychlípování žlábkovitých štětin jest svěřeno. 

Důležitým znakem Tubificidů jsou zajisté tak zvané spermatophory. Vlákna chá- 
mová nehromadí se totiž ve schránky chámové ojediněle, nýbrž kupí se pomocí sekretu žlázy 
lepivé ve zvláštní tělesa, spermatophory nazvaná. V každém dospělém receptakulu seminis 
nalézá se spermatophorů těchto veliké množství, a ačkoli tvar jejich u téhož druhu velmi 
rozmanitým změnám podléhá, nicméně vždy bývá pro jednotlivé rody i specie dosti karakteri- 
stickým. U Tubifexa a Psammorycta jest ku př. tvaru podlouhle elliptického, u Lim- 
nodrilus Udekemianus tvaru láhvicovitého, u Limnodrilus Claparedianus (T. IH. 
F, 6.) tvaru krátce válcovitého, na přídě poněkud zašpičatělého. Nade vše význačnými jsou 
zejména spermatophory rodu Spirosperma (T. III. F. 11.). U porovnání se spermatophory 
jiných rodů jsou délky skutečně obrovské a proto také v každém receptakulu toliko jediný, 
obyčejně v podobě 8 stočený spermatophor nalézti možno. Nicméně nalezl jsem v jednom pří- 
padě v receptakulu větší jich počet, ovšem že mnohem menších, celkem však téže formy, jako 
v případě normálním, totiž s přední částí hrdlovitě zúženou a se zadní válcovitou. 

Zajímavou jest struktura spermatophorů, kterou poprvé Lankester byl vylíčil, však 
dle všeho ne správně pochopil. Při popisu mém jest mi se úplně shodovati s výkladem prof. 


33 


Vejdovského, jenž v díle svém obšírně o struktuře spermatophorü pojednává. Především 
nutno na každém spermatophoru Tubificidů rozeznávati: osu vnitřní (T. III. F. 6. oe), jež 
z hrubě zrnité hmoty se skládá a v níž uloženy jsou stlustlé přídy vláken chámových. Na 
tuto vrstvu klade se vrstva vnější (ov), značně široká a z hyalinní utuhlé hmoty tvořená, 
Jednotlivá vlákna chámová vyšedše z vrstvy centrální ukládají se ve vrstvě zevnější směrem 
vždy mezi sebou rovnoběžným i vyčnívají toliko konci svými nad povrch spermatophoru. 
Tímto spůsobem jest povrch spermatophoru jakoby obrvený, čím spermatophor stává se ne 
nepodobný nějakému cizopasníku, za jakéhož také od samého Clapareda považován byl 
(Pachydermon). K tomuto náhledu přispěla ostatně i ta okolnost, že povrch spermatophorů 
víří volnými konci vláken chámových, tak že spermatophory, když za čerstva ze schránky chá- 
mové byly vypreparoväny, jsou schopny ve vodě na sklíčku po krátký čas se pohybovati. 
Vzhledem ku spermatophorům u Spirospermy nutno ještě zvláštní poznámku přičiniti. 
Vnější vrstva spermatophorů nepřikládá se totiž rovnoběžně k ose vnitřní, nýbrž otáčí se 
kolem této spiralovitě, jak to ve shodě s Eisenem u všech spermatophorů rodu Spiro- 
sperma mnou zkoumaných konstatovati jsem mohl. 

Pokud se spermatophorů dotýče, činí rod Ilyodrilus opětovně pozoruhodnou od- 
chylku ode všech ostatních rodů našich Tubificidů. Jako totiž postrádal rod tento penisu 
a žlázy lepivé, tak také nemá žádných spermatophorů. Právě nepřítomnost žlázy lepivé, jež, 
jak pozorování prof. Vejdovského ukázala, původcem jest alespoň centrální vrstvy sperma- 
tophorů, podmiňuje i nepřítomnost spermatophorů. Proto marně pátráme ve schránce chámové 
Hyodrila po tělesech, jež by na spermatophory poukazovati se zdála, vždy však nalézáme je 
naplněny velikými chomáči jednotlivých vláken chámových. Tato znamenitá odchylka při- 
bližuje však opět Ilyodrila ke skupinám nižším, u kterých, jak četnými badately dokázáno 
bylo, nikdy pravé spermatophory se nevyskytují. 

Z orgánů pohlavních zbývá na konec pojednati ještě o vejcovodech. Otázka vejco- 
vodů dlouho zůstala nerozřešena. Mělo se zejména za to, že produkty žláz samičích odcházejí 
týmž otvorem, jako produkty žláz samčích. Tak ku př. Eisen vedle penisu i pochvy penisové 
kreslí zvláštní ovidukty, jimiž vajíčka na venek vycházeti mají. Teprve v době poslední po- 
ukázal obzvláště prof. Vejdovský na nemožnost společného otvoru obou žláz pohlavních, však 
otázka pravých vejcovodů zůstala částečně nerozhodnuta. Při svých studiích annulatologických 
věnoval jsem předmětu tomu pozornost největší i podařilo se mi u většiny našich Tubificidů 
nalézti skutečně pravé vejcovody. Že tak dlouhou dobu pravá povaha jejich nepoznána zůstá- 
vala, přičítám zejména té okolnosti, že ze všech orgánů pohlavních vejcovody objevují se nej- 
později. Nejsnáze pozorovati možno orgány tyto u Ilyodrila, kde jednak dříve než u ostat- 
ních mnou pozorovaných rodů se objevují, jednak značných rozměrů dosahují. Představujíť 
u tohoto rodu dvě veliké, široké nálevky (T. III. F. 3. A, B) těsně v dissepiment zadní jede- 
náctého segmentu vetknuté. Vyloženy jsouce velikými buňkami epitheliálními, víří velmi čile, 
nemajíce pak specialního vývodu, přiléhají těsně ku stěně břišní i ústí zúženým koncem svým 
zadním bezprostředně na venek, hned za rozhraním segmentu jedenáctého a dvanáctého a da- 
leko před štětinami břišními. Oba otvory vývodní, jimiž vejcovody na venek jsou znatelny, 
jsou veliké a okrouhlé. Velikost těchto otvorů, v němž ostatně brvy vířivé neustále se miho- 
tají, může dovolně se zúžiti častými kontrakcemi, kteréž souditi dají na vrstvu svalů vejco- 

5 


34 


vod obejímajících. Vejcovody zcela dle téhož typu tvořené sledoval jsem podrobněji dále 
u Psammorycta a Tubifexa. Vždy však radno jest sledovati orgány tyto na individuich 
úplně dospělých, čehož zejména znakem je opasek silně naduřelý a vak vaječný naplněný do- 
spělými buňkami vaječnými. 

Dospělá vajíčka Tubificidů jsou tvaru celkem kulovitého. Obdána jsou pouze blanou 
jedinou, blanou žloutkovou, která produktem jest vajíčka samého. Obsah plasmatický vajíčka 
uzavírá především veliké jádro se zřetelnou retikularní strukturou plasmatickou a se značným 
jadérkem nucleinovým. Těsně kolem jádra kupí se úzký pruh plasmatu hyalinního, zbave- 
ného tělísek žloutkových, kteréž kupí se dále k periferii vajíčka naplňujíce ostatně větší část 
protoplasmy vajíčka. Na preparátech barví se zřetelně toliko tenká blána žloutková, dále úzký 
pruh plasmy hyalinní a jádro s jaderkem; ostatní část protoplasmy, vyplněná kulovitými, světlo 
lámajícími tělísky žloutkovými zůstává téměř tinkcí netknuta. 

Vajíčka dospělá vyšedše dále z těla, nekladou se ojediněle, nýbrž uzavírána jsou vždy 
po několika do zvláštních kokonů, jež jsou produkty vyloučeného sekretu z opasku žláznatého. 
Jednotlivý takový kokon jest vzhledu pergamenovitého, průhledný, bezbarvý neb nahnědlý 
(kokony Psammorycta), i naplněn jest čirou tekutinou, v níž uložena jsou jednotlivá va- 
jíčka. Tvar kokonů celkem pro jednotlivé rody bývá dosti význačným. U Ilyodrila jest ku 
př. podlouhle vejčitým, nesymetrickým, na straně jedné silně stlustlým, nahoře i dole tupě: 
uťatým. Kokony rodů Tubifex a Psammoryctes jsou kulovité, nahoře i dole v krátkou 
trubku zúžené, kteráž způsobem zvláštním jakoby zátkou jest uzavřena. Kokony Limno- 
drilů jsou celkem téhož tvaru, jako u dvou rodů předešlých, jsou však menší obsahujíce 
pouze nepatrný počet vajíček. 

Pokud se vývoje vajíčka Tubificidů dotyce, jenž vzhledem k srovnávací morfologii 
oligochaetů zvláště zdá se býti důležitým, tu mohl jsem dosud první stadia jeho na vajíčkách 
Tubifexa a Ilyodrila sledovati, i nucen jsem odložiti dokončení studia svého ve směru tomto 
na dobu nejblíže příští. 

Na konec pojednání svého o pohlavních orgánech Tubificidů nucen jsem posléze při- 
činiti popis těchto orgánů u pamětihodné formy Bothrioneuron Vejdovskýanum a to 
jednak z té příčiny, že teprve nedávno poštěstilo se mi nalézti a prozkoumati tohoto červa 
ve stavu pohlavně dospělém, jednak i z té příčiny, že pohlavní orgäny Bothrioneurona jsou 
tak od ostatních Tubifieidüv odchylny, že zvláštního pojednání o sobě vymáhají. 

Obě žlázy pohlavní, chámové i vaječné, umístěny jsou opětně jako u ostat- 
nich Tubificidů v segmentu desátém (chámové žlázy) a v segmentu jedenáctém (žlázy vaječné). 
Struktura obou žláz jest tatáž, jako u ostatních Tubificidů, rovněž tvorba vajíček, zde již při 


počátcích svého vývoje zvláště nápadných, děje se dle typu u většiny Tubificidů (viz str. 28) 


panujícího. Co však na žlázách zvláště dobře sledovati se dá, je upevnění jejich v dutině do- 
tyčných segmentů, které ne tak na dissepimentech, jako na spodní straně pásma břišního, 
těsně za předními dissepimenty místa svého má. 

Velice odchylnými jeví se však chámovody Bothrioneurona (T. IV. F. 7). Nalézají 
se v segmentu jedenáctém a jsou párovité, jako u Tubificidů ostatních, však ačkoliv párovitost 
jest patrna, přece oba chámovody mají společné ústí na venek (ot), což jest zajisté případ, jenž 
dosud jen pouze u jistých exotických forem oligochaetů byl pozorován. Vizme tvar i strukturu 


Na 


35 


těchto chámovodů. Každý z obou chámovodů počíná opětně nálevkou (n), do předního disse- 
pimentu segmentu jedenáctého vetknutou a neobyčejnými rozměry vynikající. Obě poloviny, 
© pravá i levá, dotyčného dissepimentu značně jsou šikmo do dutiny segmentu vsunuty, čímž 
obě nálevky těsně k oběma stranám roury zažívací přiléhajíce zdánlivě ve středu segmentu 
jedenáctého se ocitují. Každá z nálevek vyložena je epithelem vířícím, i trčí v ní husté chu- 
máče vláken chámových, jež u Bothrioneurona jsou zase tvaru neobyčejného. Kdežto 
u ostatních Tubificidů a všech domácích Oligochaetů hlavička chámová jen tinkcí přesně roz- 
poznati se dá, jsou chämy Bothrioneurona opatřeny zřetelnou, prostým zkoumáním pod mikro- 
skopem patrnou hlavičkou, jež jest podlouhlá, válcovitá, uprostřed poněkud stlustlá, patrně se 
lišící od dlouhého a tenkého ocásku. 

Z nálevky chámové vychází trubicovitá chodba (chv) téhož tvaru, jaký je u ostatních 
Tubificidů. Vyložena jest obyčejným epithelem vířícím i směřuje nejprve nazad k zadnímu 
dissepimentu segmentu jedenáctého, načež učinivši kličku, jež zvláštním svazem upevňo- 
vacím jest opatřena (sv), ubírá se nahoru k dissepimentu přednímu, kdež přechází do zvláště 
modifikované partie chodby chámové (žehv). "Tato modifikovaná část chodby chámové značně 
- jest mohutnější nežli část první, právě popsaná, i vine se v několika velikých otočkách 
vyplňujíc téměř celou dotyčnou polovinu segmentu jedenáctého. Ostatně význačna jest již 
na prvý pohled svou povahou žláznatou. Jest totiž vnitřní stěna její vyložena zbujnělým 
epithelem žláznatým, na nějž přes slabou vrstvu svalovou přikládá se stěna zevnější tvo- 
řená z velikých buněk žláznatých, obsahu zrnitého a původu patrně peritoneálního. Žláz- 
. natá chodba tato ústí konečně do atria. Atrium Bothrioneurona (at) má podobu dlouhé 
a široké chodby dosti nepravidelné, jež vyložena jest mohutným epithelem vířícím, na nějž 
uložena jest rovněž mohutná dvojitá vrstva svalová a na tuto sporý povlak peritonealní. Jinak 
vyznačeno jest atrium žlázou lepivou (žů), jež v přední vnitřní část jeho jest vsunuta. Tato 
žláza jest tvaru a složení zvláštního, vzhledem k ostatním Tubificidům neobvyklého. Jest po- 
doby kulovité postupně ku stěně atria se zúžující, kamž zvláštním kuželovitým výstupkem se 
vsunuje. V dolení části své vyložena jest žláznatými, kyjovitě naduřelými buňkami, jež oblou- 
kovitě jsouce stočeny, přijímají rosetu žláz hruškovitého tvaru naplněných jemně zrnitým ob- 
sahem. Přední zúžená část žlázy tvořena buňkami od obyčejného epithelu ne příliš se lišícími, 
jež postupně k ústí žlázy objem svůj zmenšují a mezi sebou kanálek vytvoruji, jímž sekret 
z buněk žláznatých vyloučený do atria se ubírá. (Celý kulovitý objem žlázy obemknut je ko- 
nečně přemohutnou vrstvou svalovou, jež tuto na zvláště energickou činnost stahovací po- 
ukazovati se zdá. 

Přirovnáme-li vylíčenou tuto žlázu lepivou k témuž orgánu ostatních Tubificidů, tu 
zřejmo bude, že žlázu lepivou ostatních Tubificidů nutno srovnávati jen s rosetovitou částí 
našeho orgánu, kdežto vše ostatní lze pokládati za modifikovanou stěnu jisté části atria. 

Jak již v úvodu k popisu chámovodů bylo poznamenáno, mají oba chámovody spo- 
lečné ústí zevnější, neboť atria obou chamovodů spojivše se před východem svým zevnějším 
ústí na venek jediným společným otvorem (ot), jenž umístěn jest ve středu segmentu jede- 
náctého na straně břišní. 'Tento společný otvor atrialní jest zvláště veliký i podroben jest 
silným kontrakcím, čemuž nasvědčují přítomná široká pásma svalová (ss) kolem v obvodu otvor 
obejímající a příčně k oběma stranám těla probíhající, kdež většinou se upevňují. 

5*+ 


36 


Ještě jedna karakteristická známka vývodních orgánů pohlavních Bothrioneurona zde 
budiž vylíčena. Jsou to dva váčky štětin pohlavních ústících do obou atrií těsně před 
společným jich vývodem. (Oba váčky jsou značných rozměrů i obdány jsouce mohutným po- 
vlakem žláznatých buněk velikých, přechovávají v sobě několik štětin (st) zakončených silným 
zobánkem (T. IV. F. 10) a zvláštními ještě chitinovitými a pro tyto pohlavní štětiny význač- 
nými modifikacemi. 

Budiž ještě promluveno o vývodech vaječníků, vejcovodech. I u Bothrioneurona 
podařilo se mi konstatovati přítomnost vejcovodů, tak dlouho u Tubificidů vůbec nepozná- 
vaných. Jest to v podstatě dvé nálevek umístěných v zadním dissepimentu segmentu jedená- 
ctého, majících celkem tentýž tvar a tutéž strukturu, jakáž u Ilyodrila byla vylíčena, a ústících 
na venek těsně za rozhraním segmentů jedenáctého a dvanáctého (T. IV. F. 8. ov). 

Zbývalo by ještě na konec zmíniti se o schránkách chámových Bothrioneu- 
rona. K velikému překvapení svému přesvědčiti jsem se musil, že Bothrioneuron vůbec jich 
postrádá, čině v tom jedinou dosud známou výjimku mezi Tubificidy i domácími oligochaety 
vůbec, a ukazuje tímto nedostatkem schránek chámových zase na jisté oligochaety exotické. 
Jinak však souvisí nepřítomnost schránek chámových u Bothrioneurona se zvláštními jeho 
spermatophory. Spermatophory jsou umístěny totiž zevně na těle, ukazujíce tímto 
umístěním i jinak strukturou svou na spermatophory Lumbricidů (T. IV. F. 8. sp). Jsout 
spermatophory (T. IV. F. 9.) Bothrioneurona tvaru podlouhle palicovitého, skládajíce se 
z části dolení stopkovité, jež poněkud- rozšířenou basí svou na pokožku opasku jest připev- 
něna, a z podlouhle elipsoidní, uprostřed poněkud zaškrcené části hoření s korunkovitým 
ústím a naplněné množstvím chámu, karakteristického a dříve již vylíčeného tvaru. Tyto sper- 
matophory pokrývají v době pohlavní dospělosti celou dolení plochu opasku kol otvoru po- 


hlavního i dodávají zvířeti zvláštního a vzhledem k ostatním našim domácím oligochaetům _ 


velmi cizího rázu. 


Část systematická. 


Familia Tubificidae Vejd. 


Oligochaeti normálně článkovaní, se štětinami ve čtyřech řadách podélných na 
všech segmentech tělních mimo hlavu. Štětiny hřbetní jsou vlasovité, rozeklané, hřebín- 
kovité neb chvostnaté; Štětiny ventralní toliko rozeklané. 

Soustava cévní tvořena jest cévou dorsalní a ventralní, spojenými řadou kliček 
postranních, z nichž některé v předních segmentech naduřují a pulsují. Z cévstva střevního 
vynikají u většiny rodů přítomností svou zvláštní céva supraintestinální a céva subintestinální. 

Orgány exkreční scházejí v několika segmentech přídy tělní, jsou však přítomny 
vždy v jednom páru v každém následujícím segmentu tělním. Každý z orgánů exkrečních se- 
stává z nálevky vířivé, z chodby vývodní a váčku stažitelného. (Chodba vývodní tvoří jisté 
karakteristické kličky a má odstavec žláznatý (buď přímo za dissepimentem, buď dále od 
něho v chodbu vetknutý) a namnoze zvláštní odstavec ampulovitý. 

Orgány pohlavní uloženy jsou v segmentech, jež opatřeny jsou opaskem; jsou 
párovité i náleží k nim: Žlázy vaječné a chámové, vaky vaječné a chámové, chámovody, zá- 
sobárny chámu (recept. sem.) a vejcovody. Žlázy chámové umístěny jsou v segmentu X. (IX. 
trupovém), žlázy vaječné v segmentu XI. (X. trupovem); vaky chámové i vaječné jsou nepärovite. 
Chámovody nalézají se v segmentu XI., každý pak chámovod skládá se z nálevky, chodby chá- 
move a atria, k němuž namnoze přistupuje žláza lepivá. — Zásobárny chámové, složené z vý- 
vodní chodby a vlastní schránky chámové, uloženy jsou v segmentu X. a scházejí toliko v je- 
diném dosud pozorovaném případě (rod Bothrioneuron). Vejcovody, mající podobu ši- 
rokých vířivých nálevek, vetknuty jsou do zadního dissepimentu segmentu jedenáctého i ústí 
na venek těsně za rozhraním segmentu XI. a XII. 

Za pomocné orgány kopulační slouží penis neb za nepřítomnosti jeho ště- 
tiny pohlavní. Chámy vláknité namnoze spojují se sekretem žlázy lepivé ve zvláštní 
shluky, tak zv. spermatophory. Vajíčka dospělá ukládají se do zvláštních kokonů vyrobe- 
ných sekretem žláz opaskových. 


I. Subfam. Ilyodrilinae. 


Tubificidi tvořící přechod k Naidomorphüm; nemají pyje, na místě 
kteréž fungují jako pomocné orgány kopulační štětiny pohlavní. Nemají 
žlázy lepivé i nevytvořují spermatophorův. — Vývoj vajíček děje se dle 
typu u Naidomorph a Enčhytraeidův panujícího. 


38 


1. Genus Ilyodrilus Eisen. 


1. Spec. Ilyodrilus coceineus Vejd. 


Syn. Tubifex coceineus Vejd. 1874; Nyodrilus fragilis Eisen? 1879; Tubifex rivulorum var. coceineus 
Vejd. 1884. 

Štětiny dorsalní jsou vlasovité a rozeklané; štětiny rozeklané předních seg- 
mentů opatřeny jsou jemnou membranou mezi oběma zoubky rozestřenou. Štětiny ven- 
tralní rozeklané. 

Mozek je silně do výšky protáhlý, přední okraj jeho mírně vypouklý, zadní mírně 
vykrojený. Oba přední laloky mozkové jsou malé, postranní laloky velké a tupě ukončené, 
zadní pak mnohem menší a kuželovité. — Z mozkových nervů periferických vybíhají dva páry 
na předu a jeden pár v zadu (z obou postranních laloků). 

Soustava cévní jest velmi složita. Cévy supraintestinalní a subintestinalní schá- 
zejí; postranní kličky rozvětvují se v integument, v segmentu pak 6.—8. značně naduruji. 
Cévstvo integumentální složitě jest vyvinuto a zvláště v segmentech zadních tvoří krásné, 
pravidelné sítě cévní. 

Chodba orgánů exkrečních má celkem týž průběh jako u většiny rodův, však od- 
stavec žláznatý umístěn je hned za dotyčným dissepimentem, odstavec pak ampulovitý schází. 

Chodba chámovodu jest velmi krátká a široká, atrium kulovité, pokryté věncem 
žláz peritonealních. — Schránky chámové jsou kulovité neb ovalní s vývodem velmi 
krátkým. Štětiny pohlavní jsou buď zobánkovité neb rozeklané. Kokony podlouhle kulo- 
vité jsou tvaru nesouměrného. 

Zajímavý tento červ vyniká barvou krásně růžově červenou a žije toliko v čisté vodě 
říční zahrabán v písku neb ryje pod kameny. Doba pohlavní dospělosti trvá u nás od března 
do května; v červnu a červenci nalezl jsem ponejvíce jen mladá, nedospělá individua. Okol- 
nost, že tento červ obyčejně hromadně ve společnosti Tubifexa žije, zavdává často podnět, že 
s tímto pomícháván bývá, jak vedle některých autorův zejména Mac-Intosh*) učinil, jenž 
ve svém pojednání dvě formy Tubifexa rozeznává, dlouhou a krátkou, kterážto poslední pa- 
trně na Ilyodrila se vztahuje. \ 

Pokud se Eisenovych**) amerických forem rodu Ilyodrilus dotýče, zdá se, že 
jedna z nich (Ilyodrilus fragilis) s naší formou evropskou bude identickou, neb aspoň 
velmi příbuznou. 

© Naleziště: Vltava u Troje a na Štvanici, Labe u Roudnice. 


II. Subfam. Tubificinae. 


Tubificidi bez štětin pohlavních, avšak s pyjí. Opatřeni jsou žlázou 
lepivou a vytvořují spermatophory. Vývoj vajíček děje se dle typu u vyS- 
ších oligochaetův panujících. 


*) Mac-Intosh: On some points in the structure of Tubifex. Proceedings Roy. Soc. Edinb. 1869-70. 
**) Eisen: Preliminary report etc. Bihang till k. Svenska Vet. Akad. Handl. 1879. 


v 


39 


2. Genus Tubifex Lamarck. 


Štětiny dorsalní vlasovité a rozeklané; na předních segmentech objevují se mezi 
rozeklanými i štětiny nedokonale hřebínkovité. Štětiny ventralní rozeklané. Mozek jest 
poněkud do šířky protáhlý, přední okraj mělce prohnut, zadní vykrojen. Přední laloky mo- 
zkové jsou malé, postranní a zadní jsou mohutny a tupě ukončeny. Z nervů periferních mo- 
zkových vybíhá pár jeden z předních, druhý pár z postranních laloků mozkových. Sou- 
stava cévní má značně vyvinutou cévu supraintestinalní a cévu Subintestinalní. Kličky 
postranní všech segmentů vyjma segment osmý vycházejí z cévy dorsalní a v segmentech 
předních nerozvětvují se v integument. Postranní klička segmentu osmého vychází z cévy 
supraintestinalnf, jest naduřelá a pulsuje (tak zv. srdce). Orgány exkreční mají 
chodbu složitě vinutou s karakteristickými kličkami; odstavec žláznatý vetknut je v chodbu 
daleko za dissepimentem, odstavec ampulovitý vždy význačně je vyvinut. (Chodba chämo- 
vodu jest velice dlouhá a mohutně vinutá, penis je žláznatý. Otvory vejcovodů objevují 
se za úplné pohlavní dospělosti. Kokony jsou vejčité, průsvitné, na obou koncích stopečkaté. 


2. Spec. Tubifex rivulorum Lam. 


(Vejdovsky, System etc. pag. 46, tab. VII.—X.) 


Tato nejobyčejnější forma našich domácích Tubificidů žije ve vodách čistých i špi- 
navych. Tree známým spůsobem přídou těla svého v bahně, při čemž zadní část těla volně 
ve vodě splývá, pokrývá v obrovských koloniích dna našich stojatých vod. Ve vodách zkaže- 
ných lze vítati tohoto červa jakožto odstraňovatele látek hnijících. Červi ve vodách čistých 
žijící vynikají průsvitností těla i jsou zvláště spůsobilými k mikroskopickému zkoumání. 


3. Genus Psammoryctes Vejd. 


Štětiny dorsalní jsou vlasovité, rozeklané a hřebínkovité; tyto poslední nalézají 
se toliko na předních segmentech. Štětiny ventralní rozeklané. Mozek je do délky 
protáhlý, s předním okrajem mělce prohnutym, se zadním hluboce vyříznutým. Oba přední 
laloky mozku jsou malé, oba zadní mohutné a konické. Pár přední nervů periferických mo- 
zkových vybíhá z laloků předních, pár zadní z laloků postranných. Soustava cévní má 
cévu supraintestinalní i subintestinalní, jakož i ostatní povahou jest tatáž jako u Tubifexa, 
Orgány exkreční jsou téže organisace, jako u Tubifexa; váček stažitelný je zvláště mo- 
hutným. Chámovody vedle atria mají ještě zvláštní odstavec, tak zv. vesiculu, jež značně 
na zad od atria je položena a žlázu lepivou přijímá. Schránky chámové opatřeny jsou 
před ústím zvláštním váčkem se Štětinami k pomocné funkci kopulační přispůsobenými. 
Otvory vejcovodů objevují se za rozhraním segmentů jedenáctého a dvanáctého opětně 
v době úplného pohlavního dospění. Kokony podobají se oněm u Tubifexa, mají však barvu 
průsvitně nahnědlou. 

3. Spec. Psammoryctes barbátus Vejd. 

(Vejdovský, System ete., pas. 46—47,, tab. VIIL—X.). 


Krásný tento červ žije toliko v čistých vodách říčních a potočních. V písku a pod 


40 


kameny zahrabán žije dosti ojediněle, růžová barva těla a hřebínkovité štětiny na Den 
segmentech dodávají mu zvláštního karakteristického vzezření. 

Naleziště: Kouřímský potok (Vejdovský), rybníky u Hrdlořez a Běchovic, Vltava 
u Štvanice. 


4. Genus Spirosperma Eisen. 


Štětiny dorsalní vlasovité a hřebínkovité, štětiny ventralní pouze rozeklané. 
Mozek do šířky protáhlý, přední jeho okraj široký, nízkým processem opatřen, zadní okraj 
vykrojen. Z obou párů periferních čivů mozkových vybíhá jeden z laloků předních, druhý 
z laloků postranních. Cévní soustava a orgány exkreční podobny tvarem i strukturou 
těmže orgánům u Tubifexa. Chodba chámovodu značně jest vinutá, atrium podlouhlé 
a mocnou svalovou vrstvou obdané. Penis jest krátce rourkovitý a chitinovitý, upomínaje 
takto na penis Limnodrilův. Schránka chámová je podlouhle vakovitá s dlouhým krko- 
vitým vývodem. V každé schránce chámové bývá toliko jediný obrovský spermatophor, 
jenž v podobě osmičky v dutině schránkové bývá stočen. Přední část tohoto spermatophoru 
jest hrdlovitě zúžena, vnější pak vrstva jeho otáčí se kolem vrstvy centralní Sroubovite. 


4. Spec. Spirosperma ferox Eisen 1879. 


Syn. Nais papillosa Kessler? 1868; Saenuris velutina Grube? 1878. 


Červ tento jest zvláště význačný citovými papillami, jež v pravidelných kruzích ve- 
škeré segmenty tělní objímají vyjma hlavu. Rovněž veškeré segmenty trupové pokryty jsou 
jemným písčitým povlakem, jenž bezpochyby sekretem buněk hypodermálních v malé hrbolky 
na těle červa se spojuje. Tim nabývá celé tělo červa vzhledu velmi podivného, zvláště když 
červ ještě lalok čelní dovnitř těla vchlípiti může, k čemuž zvláštních tré párů svalů v du- 
tině laloku uložených slouží. 


Žije v písku na dně velkých jezer i ve vodách říčních. Je pohybů velmi zdlouhavých 


a těla velmi křehkého, dosti malým tlakem již na kusy se rozpadávajícího. 

Dosud známá naleziště: Vltava ra Štvanici, stoka Švarcenberská na Šumavě; řeka 
Motala a jezero Ifó ve Švédsku (Eisen), jezera v Tatrách (Wierzejski), jezero ženevské (Grube), 
jezero Onega (Kessler). 


5. Genus Lophochaeta (Nov. gen.). 


Štětiny dorsalní chvostnaté a nedokonale hřebínkovité; štětiny ventralní 


toliko rozeklané. Štětiny chvostnaté podobají se vlasovitým štětinám rodů ostatních. Ve sku- © 


tečnosti jest povrch jejich dvojřadě zubatý, jednotlivé pak zoubky jsou osinovitě prodlou- 
ženy, čímž celá Štětina podoby chvostu nabývá. Mozek je značně do délky protáhlý, přední 
okraj pak vytažen je v úzký, však vysoký processus; okraj zadní úzce a hluboce jest vy- 
říznut. Oba přední laloky mozkové značně jsou protáhlé a ve dvě části rozštípeny, laloky po- 
stranní jsou zcela nepatrny, laloky zadní konické a mohutné. Z nervů periferických mozkových 
vybíhají z rozštěpených laloků předních dva páry a z laloků postranních taktéž dva páry. 
Soustava cévní má značně vyvinutou cévu supra- i subintestinalní; kličky postranní 


EEE SR 


ET I SD RNIT RN 


41 


v předních segmentech vynikají pravidelným jednoduchým průběhem nerozvětvujíce se, aniž 
v integument vbíhajíce. — Orgány exkreční mají odstavec žláznatý i ampulovitý a ostatně 
tytéž poměry jako u rodu Tubifex. Chodba chámovodu málo jest vinuta, atrium podobno 
témuž u Tubifexa, však s koncem zadním poněkud kulovitě rozšířeným. Penis částečně je 
chitinovitým, tvaru krátce kuželovitého. 


5. Spec. Lophochaeta ignota (Nov. spec.). 


Tento Tubificid význačný svými štětinami chvostnatými žije u nás ve vodách čistých 
na dně písčitém i bahnitém. Vyniká svou obrovskou délkou (10—20 cm), honose se též 
zvláštní nitkovitou Stihlosti.' 

Naleziště: Vltava u Štvanice a Troje, potoky u Hrdlořez a Běchovic, Hlinsko (Sekera), 
Marianské Lázně (Vejdovský). 


6. Genus Limnodrilus Claparéde. 


Štětiny dorsalní a ventralní pouze rozeklané; mozek do délky velmi pro- 
táhlý, přední okraj mírně prohnutý, vycházející v prostřed v mohutný nerv, jenž spojuje mozek 
s tak zv. gangliem praecerebralním, okraj zadní široce a hluboce vykrojen. Laloky přední 
jsou značně protáhlé a jako u rodu Lophochaeta ve dvě části rozštípeny; laloky postranní 
jsou téměř degenerovány, laloky zadní polokulovité a mohutné. Z nervů periferických vybíhají 
z rozštěpených laloků předních dva páry, kdežto z degenerovaných laloků postranních vy- 
cházejí dva až tři menší páry. 

Soustava cévní podobá se oné u Tubifexa; toliko na místě jedné cévy pulsující 
přítomny jsou dvě v segmentu 7. a 9., opětně z cévy supraintestinalní vycházející. Orgány 
exkreční mají odstavec žláznatý i ampulovitý a ostatně týž průběh chodby exkreční, jako 
u Tubifexa. Chodba chámová značně vinuta, atrium podlouhlé, mohutnou vrstvou svalovou 
obdané a přijímající velkou žlázu lepivou. Penis rourovitý, chitinovitý, délky dle různých 
specií rozdílné. Kokony kulovité, ostatek menší nežli u rodu Tubifex. 


6. Spec. Limnodrilus Udekemianus Clap. 
(Vejdovský, Systém ete. pag. 47, tab. VIIL—XI.) 
Diagnosa: Lalok čelní úzký a prodloužený. Pharynx do pátého segmentu sahající. 
Penis přesahující až 3krát délkou svou šířku. Spermatophory tvaru lahvicovitého. 
Červ tento žije ve vodách čistých i špinavých, obyčejně ve společnosti Tubifexa. 
V našich vodách je hojný, ač individua pohlavně vyspělá jsou dosti řídká. 


7. Spec. Limnodrilus Hoffmeisteri Clap. 
(Vejdovský, Systém ete. pac. 47, 48, tab. VIII. a XI.) 


Diagnosa: Lalok čelní krátký a tupý. Pharynx sahající toliko do segmentu třetího. 
Penis délkou svou až 7krát šířku přesahující. Barva červa růžově červená. 


42 


Tento Limnodrilid u nás ve vodě říční i potoční je dosti hojný i bývá často ve Spo- 
lečnosti Tubifexa a jiných Tubificidů nalezen, 


8. Spec. Limnodrilus Claparedianus Ratzel. 
(Vejdovsky, Systém ete. pas. 48, tab. VIIL—XI.) 


Diagnosa: Lalok čelní úzký a prodloužený. Pharynx sahá do segmentu pátého. 
Penis délkou přesahuje šířku svoji až desetkráte. Barva červa bledě červená, v zadní části 
těla žlutavá. | 
Červ tento vyniká mohutností i délkou nad oba předcházející Limnodrilidy (obyčejně 
5—8 em). Žije u nás ve vodách čistých i špinavých, často jako oba druhy předešlé ve společ- 
nosti Tubifexa. Význačné pro tohoto červa jsou jeho spermatophory, jež jsou krátké, málo 
neb nic zahnuté, na zad něco rozšířené a šikmě ufaté. 


III. Subfam. Bothrioneurinae. 


Tubificidi se štětinami pohlavními, avšak bez pyje. Vývodní orgány 
samčí (chámovody) mají jediný společný otvor zevní, receptacula sem. 
scházejí. Žláza lepivá je přítomna, spermatophory se upevňují zevně na 
těle (na opasku). Vajíčka vytvořují se dle typu u vyšších oligochaetů 
panujícího. 


7. Genus Bothrioneuron. (Nov. gen.) 


Štětiny dorsalní i ventralní pouze rozeklané. Mozek organisace velmi jedno- 
duché. Jest do délky protáhlý, s předním okrajem téměř rovným, se zadním hluboce vysek- 
nutým. Oba přední laloky mozkové jsou malé, velice nepatrné. Rovněž laloky postranní jsou 
nepatrné, kdežto laloky zadní vynikají mohutností a tvarem kuželovitým. Památným zjevem 
u tohoto rodu je přítomnost podlouhlé, jednoduché jamky vířivé, jež na temeni laloku 
čelního je umístěna a značným gangliem opatřena. Soustava cévní organisací svou po- 
dobá se téže u rodu Limnodrilus. Má značně vyvinutou cévu supra- i subintestinalní, v seg- 
mentu pak 7. a 8. dvé párů pulsujících cév postranních, opětně z cévy subintestinalní vy- 
cházejících. Cévstvo integumentalní zvláště mohutně je vyvinuto. Orgány exkreční mají 
průběh odchylný od onoho u ostatních Tubificidů; odstavec žláznatý umístěn je jako u rodu 
Ilyodrilus hned za dissepimentem, odstavec ampulovitý schází. Chodba chámovodu slo- 
žena ze dvou částí: z přední, jež je tvaru a organisace u Tubificidů známého, a ze 
zadní části, jež je mnohem delší, vinutá a dvojitou stěnou, ze žláznatých buněk tvořenou, 
opatřená. Atrium je tvaru podlouhlého, značně do délky protaženého, i přijímá karakteri- 
stickou žlázu lepivou.*) Vlákna chámová opatřena jsou velikou, vždy zřetelnou, válcovitou 
hlavičkou. 


*) Ve svém „Přehledu českých Tubificidů“ (viz zprávy 0 zasedání král. české společnosti nauk dne 
11. prosince 1886) udávám mylně, jako by červ měl žlaznatý penis, což však sluší potahovati na 
žlázu lepivou, která u mladých exemplárů, s orgány pohlavními teprv se vyvinujícími, jež tehdy 
jedině před sebou jsem měl, podobá se zdánlivě ve vývoji svém penisu. 


43 
9. Spec. Bothrioneuron Vejdovskýanum. (Nov. spec.) 


Tento v ohledu morfolosickém památný Tubificid honosí se barvou žlutavě červenou 
a upomíná tvarem i velikostí těla na formu Limnodrilus Hoffmeisteri Clap. Nalezen ode 
mne u nás toliko na dvou místech. V případě prvém byla to čistá voda říční, v případě druhém 
voda říční, výkaly blízké továrny znečistěná, v níž však červ tento pod kameny v úžasném 
množství žil, připomínaje takto hojností svou Tubifexa. Úplně pohlavně dospělá individua po- 
dařilo se nalézti poprvé 28. května 1886 ve Vltavě na Štvanici, tu pak zvláště byla nápadna 
svými spermatophory, jež v podobě jakoby nějaké plísně vodní opasek jejich pokrývaly. 

Naležiště: Vltava na Štvanici a u Troje. 


6% 


(SP) 


=o O 


Literatura. 


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EEE EN 


20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
26. 
21. 
28. 
29 
30. 
31. 
32. 
39. 
94. 
35. 
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37. 


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Eisen, Oligochaetological researches, Washington 1885. 


hi 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Vysvetleni k vyobrazenim. 


"Tabulka I. 


1. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Mozek a uzlina podjícnová. 

I, lalok přední, 

II., lalok postranní, 

JII., lalok zadní, 

VM, UN, VN., Větve nervové, 

a, processus se systémem větévek ner- 
vových, 

pv, svaz cerebroparietalní, 

com, commissura, 

n, neurochord, 

sv, substance vláknitá, 

dm, buňky nervové. 

2. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Pásmo břišní z jednoho segmentu na 
přídě těla. 

I, II., III., páry nervů periferických, 
n, neurochord, 

sv, substance vláknitá, 

dm, hmota buněčná. 


. 9. Spirosperma ferox Eisen. Mozek 


a uzlina podjícnová. 

I. lalok přední; II. lalok postranní; 
III. lalok zadní, 

pv, Svaz cerebroparietalní, 

NV, 02, Větve nervové, 

m, centrální nerv, 

pr, processus, 

com, Commissura, 

nr, neurochord, 

sv, substance vláknitá, 

dn, hmota buněčná. 

4. Lophochaeta ignota nov. cen., 

nov. spec. Mozek a dva prvé segmenty 

pásma břišního. 

I., I, laloky přední; II, lalok postranní, 
III. lalok zadní, 

pr, processus, 

com, commissura vedlejší; com,, hlavní, 

pv, svaz cerebroparietalní, 

a, b, nervy uzliny podjícnové, 

1, 2, nervy periferické, 

nr, neurochord, 

n, nervy centrální. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


5. Lophochaeta ignota nov. gen., 
nov. spec. Vnější větev laloku předního 
a lalok postranní uzliny mozkové. 

I, laloku předního partie vnější, 

II, lalok postranní, 

com,, commissura vedlejší; com, com- 

missura hlavní, 
20, %, oba nervy laloku postranniho. 


6. Lophochaeta ignota nov. gen., 
nov. spec. Pásmo břišní jednoho seg- 
mentu. 


nr, neurochord, 

I, II, III, nervy periferické, 

a, b, nervy dissepimentalní. 

7. Limnodrilus Claparedianus 

Ratzel. Mozek a uzlina podjícnová. 

I, a L, oba laloky přední; III, lalok 
zadní, 

nv, mv,’, obě větve nervové laloku po- 
stranního, 

DPV, pv, Svazy cerebroparietalní, 

com, commissura vedlejší; com,, com- 
missura hlavní, 

n, nervová větev centrální, 

9, ganglion praecerebralní, 

nr, neurochord; sv, substance vláknitá; 

dn, hmota buněčná. 

cv, céva dorsalní, 

8. Bothrioneuron Vejdovskya- 

num nov. gen., nov. spec. Mozek a 

pásmo břišní. 

I, lalok přední; II, lalok postranní; III, 
lalok zadní, 

nv,, Větev nervová, 

gm, ganglion jamky vířivé, 

n, nerv jamky vířivé, 

com, commissura; a, nervy periferické 
uzliny podjícnové; nr, neurochord. 

9. Bothrioneuron Vejdovskýa- 

num nov. gen., nov. spec. Pásmo břišní 

jednoho segmentu. 

I, U, III, nervy periferické, 

a, b, nervy dissepimentalní. 


£ tom 


sybn 


A.Haase v Praze. 


litografie 


| 


©.k.dvorn 


p SM 


Tabulka II. 


Fig. 1. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Rozvětvení cévy dorsalní a ventrální 
v prvních čtyřech segmentech. 

cd, céva dorsalní; cv, céva ventralní. 

2. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Střevní síť cévní jednoho segmentu. 
cd, céva dorsalní; vv, céva ventralní, 
dk, dorsalní klička cévní; vk, ventralní 

klička cévní, 
kp, kapilary podélné; ko, kap. okružní, 
cs, céva Spojná. 

9. Ilyodrilus coceineus Vejd. 
Integumentalní systém cévní v jednom 
ze zadních segmentů. 
cd, céva dorsalní; ov, céva ventralní, 
kd, klička cévy dorsalní; kv, klička cévy 

ventralní, 
Pix Pa, Pa, prsténce cévní, 
cap, kapilary rovnoběžně probíhající. 

4. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Cévy pohlavní s vakem chámovým a va- 
ječným. 
vch, vak chámový; vav, vak vaječný, 
vd, céva dorsalní; vv, céva ventralní, 
In, In, kličky postranní obejímající vak 

chámový; Ilr, Ig, kličky postranní 
obejímající vak vaječný. 
5. Bothrioneuron Vejdovskýa- 
num nov. gen., nov. spec. Cévní systém 
na přídě tělní (segment V.—IX.). 
cd, céva dorsalní; cv, céva ventralní, 
spr, céva supraintestinalni; sb, céva sub- 
intestinalní, 

sl, vlasovitě zúžená céva ventralní, 

P,, P,, cévy postranní, 

1 & L, první pár pulsujících cév po- 
stranních, 

II; a II;, druhý pár pulsujících cév po- 
stranních, 

a1—a, by, cévy spojné. 

6. Lophochaeta ignota nov. gen., 
nov. spec. Cévní systém na přídě tělní 
(segment L—IX.). 
cd, céva dorsalní; cv, céva ventralní, 


Fis. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Spr, céva supraintestinalní; sb, céva sub- 
intestinalní, 
vv, vidlice cévy ventralní, 
ph, pharynx, 
1—6, cévy postranní, 
I, a L, obě pulsující cévy postranní, 
Dy, A185) AG, Cévy spojné, 
vb, vlasovitě súžená céva ventralni. 
7. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Exkreční orgán. 
n, nálevka; pž, partie žláznatá, 
chv, chodba vývodní, 
vs, stažitelný váček, 
ot, otvor zevnější exkr, orgánu, 
žl, žlázy peritonealní. 
8. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Nálevka s partií žláznatou. 
n, nálevka, 
chv, chodba vývodní v partii žláznaté. 


g. 9. Bothrioneuron Vejdovskya- 


num nov. gen., nov. spec. Schema cévní 
soustavy Ilyodrila v segmentech I—IX. 
cd, céva dorsalní; cv, céva ventralní ; 
vv, vidlice ventralní, 

1—7, cévy postranní, 

sc, céva spojná cévní sítě inteoumentální, 


-ve, větve integumentalního systému cév- 


ního. 
10. Lophochaeta ignota nov. cen., 
nov. spec. Exkreční orgán. 
n, nálevka; pž, partie žláznatá, 
oa, odstavec ampulovitý, 
chv, chodba vývodní, 
vs, váček stažitelný, 
ot, otvor zevnější exkrečního orgánu, 
dis, dissepiment. 
11. Limnodrilus Claparedianus 
Ratzel. A Exkreční orgán. „B Schema. 
n, nálevka; chv, chodba vývodní, 
pz, partie žláznatá, 
oa, odstavec ampulovity, 
vs, stažitelný váček, 
ot, otvor váčku, 
sv, SVAZ, 
žl, žlázy peritonealní. 


Tab. II. 


Ant.Stole kreslil dle přír. C.k.dvonni litografie A Haase v Praze. 


Bun 
So 
Ein 
TEN 


j 


Her 
ka 


Fig. 


Fig. 


Fig, 


Fig. 


Fig. 


Tabulka ITT 


1. Ilyodrilus cocecineus Vejd. 

Chámovod, 

n, nálevka, 

chv, chodba chámová, 

at, atrium, 

cha, chodba atrialní, 

sv, svaly mezi stěnou atria a stěnou tělní, 
čl, žlázy jednobuněčné. 

2. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Schránka chámová shluky chámů na- 
plněná. 
ep, epithel, 
čz, jednobuněčné žlázy, 
pr, peritonealní povlak, 
vs, systém svalů určených k vychlipo- 

vání schránky chámové. 

3. Ilyodrilus coccineus Vejd. 
A Vejcovod silně zvětšený. B Vejcovod 
(slabé zvětšení). 
ot, otvor, 
ep, epithel, 
vs, vrstva svalová. 

4. Spirosperma ferox Eisen. Chä- 
movod. 
nl, nálevka, 
chv, chodba chámová, 
at, atrium, 
žl, žláza lepivá, 

P, penis. 

5. Limnodrilus Claparedianus 
Ratzel. Schränka chämovä. 
chv, chodba vyvodni, 
vr, vlastni schränka chämovä, 
ep, epithel, 
vro, vrstva svalová okružní, 

vl, vrstva svalová podélná, 
pr, povlak peritonealní. 


. 6. Limnodrilus Claparedianus 


Ratzel. Spermatophory (a, b). 
oc, centrälni vrstva, 
ov, vrstva obvodová. 


g. 7. Lophochaeta ignota nov. gen., 


nov. spec. Chámovod. 
n, nálevka, 
chv, chodba chámová, 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


at, atrium, 

žl, žláza lepivá, 

P, penis, 

8. Lophochaeta ignota novy. cen., 
nov. spec. Penis. 

ot, otvor chämovodu zevnější, 

so, svalová vrstva okružní, 

sp, svalová vrstva podélná. 

ep, epithel. 

9. Lophochaeta ignota nov. gen., 
nov. spec. Část chodby chámové. 

ep, epithel, 

sv, vrstva svalová, 

pr, peritonealní povlak. 

10. Spirosperma ferox Eisen. 
Schránka chámová se spermatophorem. 
vr, vlastní schránka chámová, 

chv, chodba vývodní, 

ep, epithel. 


ig. 11. Spirosperma ferox Eisen. 


Spermatophor. 


. 12. Spirosperma ferox Eisen. 


Penis vypreparovany a částečně vychlí- 
pený. 


. 13. Lophochaeta ignota nov. gen., 


nov. spec. Schránka chámová. 
ep, epithel, 
sp, svaly podélné, 


pr, peritonealní povlak. 


. 14. Psammoryctes barbatus Vejd. 


Schránka chámová s kopulačním váčkem 
štětinovým. Zevnější otvor schránky není 
viděti. 


. 15. Psammoryctes barbatus Vejd. 


Vychlipující se váček štětinový. 


10. Psammoryctes barbatus Vejd. 


Kopulační váček štětinový. 

sp, svaly podélné, 

so, svaly okružní, 

ž, žláznaté buňky váčku, 

dž, buňky žlázy přídatné, 

ss, žlábkovitý konec štětiny, 

žf, buňky žláznaté basalní. 

17. Psammoryctes barbatus Vejd. 
Štětina váčku Kopulačního. 


7 


Eu = 
nn 
3:2 DOT R 


ST yo 


ELE 


au 1 


C k.dvorní litografie A.Haase v Praze. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


K- 
4 ER 


Tabulka IV. 


1. Spirosperma ferox Eisen. 
Přední část těla s lalokem čelním. 

2. Spirosperma ferox Eisen. 
Přední část těla se zataženým lalokem 
čelním. 

3. Spirosperma ferox Eisen. 
Přední část těla se strany. 

a první, b druhý, c třetí pár svalů la- 
loku čelního, 

ph, pharynx; ge, mozek; 

pb, pásmo břišní. 

4. Ilyodrilus coccineus, Vejd. 
Definitivní vajíčko vyvíjející se ze sku- 
piny prvotných buněk vaječných. 


. 5. Ilyodrilus coccineus Vejd. 


Skupina prvotnych buněk vaječných z va- 
ječníku se odtrhujících. 


. 6. Bothrioneuron Vejdovskýa- 


num nov. gen., nov. spec. 
kreční. 

n, nälevka; 27, partie žláznatá, 

chv, chodba vyvodni, 

vs, stažitelný váček, 

ot, otvor zevnější exkrečního orgánu. 
7. Bothrioneuron Vejdovskýa- 
num nov. gen., nov. spec. Chämovod. 
n, nälevka s chämy, 

chv, chodba chámová (I. část), 
zchv, žláznatá část chodby chámové (II. 
část), 

at, atrium, 

žl, žláza lepivá, 
st, štětiny pohlavní, 
ss, svalstvo kolem otvoru chámového, 
ot, nepárovitý otvor chámovodů. 

8. Bothrioneuron Vejdovskýa- 
num nov. gen., nov. spec. Opasek S na- 
lepenými spermatophory. 


Orgán ex- 


Fi 


— 


g. 


sp, Spermatophory; och, společný otvor 
zevní obou chámovodů; ov, otvory 
vejcovodů. 
9. Bothrioneuron Vejdovskýa- 
num nov. gen., nov. spec. Vyprázdněný 
spermatophor. 


. 10. Bothrioneuron Vejdovskýa- 


num nov. gen., nov. spec. Hoření konec 
se zobanem štětiny pohlavní. 


. 11. Bothrioneuron Vejdovskýa- 


num nov. gen., 
obraz chámovodů. 


nov. spec. Situační 


„ 12. Ilyodrilus coccineus Vejd. 


Situační obraz pohlavních orgánů. 


. 13. Štětiny. 


G—a;, Spirosperma ferox Eisen. 

a, vlasovitá Štětina; «a,, hoření zakon- 
čení téže štětiny, 

d9—Gz, a3x hřebínkovité štětiny, 

a,, štětina rozeklaná břišní na přídě těla, 

Gs—a,, štětiny rozeklané břišní na zad- 

ních segmentech. 

b,—b,, Lophochaeta ignota nov. 
gen., nov. spec. 

b,, chvostnatá Stetina, 

b,—b,, štětiny dorsalní, 

b,—b,, štětiny ventralní. 

©—a;, Ilyodrilus coccineus Vejd. 

c,, vlasovitá štětina, 

C>—c;, Štětina hrebinkovitä dorsalní, 

6s—c,, Štětina rozeklaná dorsalní, 

c,, Štětina rozeklaná ventralní. 

d,—d,, Ilyodrilus coccineus Vejd. 
Stětiny pohlavní. 

© —e, Bothrioneuron Vejdovský- 
anum nov. gen., nov. spec. 
pohlavní. 

e, Se strany, e, se shora. 


Štětina 


-VON OZ 


A 


V, c N 
AA Ar MAN 4 


as 


N 4 N 
AV 


Ant.Stole kreslil dle přír. C Ik.dvorní litografie A.Haase v Praze. 


© DE SECONDE ESPECE. 


’ 9 


= , $ \ 


\ 


NEE (EXTRAIT D'UNE LETTRE ADRESSEE A M. MATVÁŠ LERCH.) 


M. HERMITE. © 


(mRÉ DES MEMOIRES DE LA SOCIÉTÉ ROYALE DES SCIENCES DE BOHÉME, VIT= SÉRIE, T. II, No 12, 1888.) 


LU DANS LA SEANCE DU 23 MARS 1888. 


PRAGUE. 
AU SIEGE DE LA SOCIÉTÉ. — IMPRIME CHEZ M. ED. GRÉGR, 
: 1888. 


En a un peu le procédé ordinaire de reduction des integrales hyperellip- 
tiques Ja considéré, gu mes lecons,)) les expressions de la forme suivante 


2 27 av | | x | 5 < 


a 


a un terme 


, par  exemple, de a=1 que je vais employer, on determine deux polynömes P et O, par. 
1 condition 


: | Gdu OVR (Am 
= AVR A AVR 


is Yappliquer a la recherche de l’expression de Vintégrale elliptigue 


ž n Ažy*dy 
Va a By 


oü y= = est la formule de transformation de Jacobi gui satisfait A Véguation : a, 


Berne P K pe: 
„= Lee en) ie 


e remarque dabord gue Von peut écrire: 


JA My*dy 5 =, A2U*da 
Vima 2) MJ v: Va= 2) (12) 


3 *) Cours d'Analyse de la Faculté des Sciences de Paris, 3=e Edit., p. 28. 


a a A ZB A7, =: 


la relation précédente nous donne: 


AUžda 3m A, de 
VÝR VÝR 


M. Fuch obtient a priori et sans calcul ce résultat importantí que j’etablirai ensuite alge- 
briquement, de la maniere suivante. Liillustre géomětre m'a fait observer que en 


ee A? y*dy i 
Váza 


n’ayant point dinfimi logarithmigue, il en est de méme nécessairement de la transformée en an 
m ART 


x obtenue en faisant „= a puisque la nouvelle variable est une fonction algébrigue de 


k R > \ 
Il ne nous reste plus par consequent qwä obtenir le polynöme © et le quotient entier 2 


Pour cela jemploye l’equation differentielle 


dy 1 dr 
Va- May), MVR 


apres avoir substitué la valeur y = > jeleve au carré, ce gui donne Végalité : 
MR(UV— UV) = V*— (1122) U2V2 | 220%, 


ou sous une autre forme: © 


p 


U (MRV * — 4*U") = = FU ar 12) U?y? — MR (UV? — 20 VV). 


On montre ainsi que M*RV2— A2U* est divisible par V qui, étant premier avec U et par 
conséguent avec U?, entre dans le second membre comme facteur. Soit done, em dési 
nant par H un polynöme entier, 


MRV — AU: = VH, 
nous aurons: 
AU% —— VH- MRV; 


or la relation par laguelle se déterminent les guantités desienees plus haut par P et ( 
étant maintenant: 


5. 
A202 — VP— VRQ, 
on voit immédiatement qu’on peut prendre P=— Het Q= — WV. 
 Soit ensuite S le quotient entier = que nous avons encore á obtenir, et qui donne 
Végalité: 


E AVN Sdx 
VVR V VR 


On trouve, par la différentiation, Vexpression suivante: 


A? = „YVR 


Wo 9 


= 


et il en résulte facilement que S est un simple binöme 9x’ +h. 


Je cherche en effet la limite de = pour & infiniment grand; en faisant avec Jacobi: 


= jr +44 Art 4.. A oem), 
V=1+ Be? Bra .... B gm 


de sorte que Vordre de la transformation soit n=2m 1 on obtient la guantité finie 
(m) 
| — 2mk?M?, 


gui représente par conséguent la constante g. 
Cette valeur se simplifie au moyen des relations établies A la fin du $ 12 des 
Fundamenta. Si Von employe les suivantes: 


Am =Vž T 1.. 1/£ Bm 
PVE EASA OMA EE 
on en tire aisément: 
AA 
Ba = EM 
ce gui donne 
g=k*M? +2mk’M’, ou bien, g—=nk*M?. 


En supposant ensuite z -= 0 dans Vexpression de S, il vient A — 2B'M?, et nous 
avons en conséguence le résultat important contenu dans la relation 


WU'dz MV z (nk?x2 © 2B') da 
ER Se M? — 9 
VVR je J VR 


Ber 
we 


0) x; EEE bo 


ou encore si Von revient A la variable y, apres avoir divisé les deux membres par M?: 


1 or Wy*dy 2 VYa—ed) (— ke? i Je (nk?2? + 2B')da 
a V VCA 


Cest la relation gu'a donnée Jacobi, en remplacant Vintégrale de seconde espěce de Legendre, 
par celle de M. Weierstrass. 
Je reviens maintenant au polynome ©, afın d’etablir par une voie purement algébrigue 


qu’il est divisible par V. A cet effet je reprends la formule generale de reduction, dans © 


laguelle R est un polynöme de desré quelconque, 


Gdx a = 
AVR 


Fr > 


en me proposant d’exprimer, au moyen de G, A et R, la condition pourgue A, soit divisible 
par A. Ainsi gu'on a vu plus haut, on a: 


=PZRV ZERO, 
et par conséguent si Von fait ©, = AS, il vient 

Pa ASL- RU DERO. 
Cela etant, en differentiant Véguation 


G= AP— 4RU, 
nous obtenons 
G Z AP+ A4 (P> RU — RA) — A4"RU, 
puis au moyen de la valeur de F, 
@ =ZA(P+-AS)—Q(RA" IRA). 
Prenons maintenant suivant le module A les valeurs de G et G; on aura: 


G=— 4RO 
G=— A(RA" = RA) 


et Von en conclut immediatement que le polynöme 
RAG — G(RA"+ ı RA) 


est divisible par A; cest le résultat auguel il s’agissait de parvenir et que je vais appliquer 
en supposant B = (1— x?) (1 — k%x?), Gm U? et A= V. 
Nous obtenons alors expression suivante 


U[2RUV’— U(RVıRW)], 


a 
sy N 


e prouver qu’ ele eu divisible Da 2 est ce gu'on établit au moyen de Vegnalion 
BER (UV — vv — = mM. (U že A>) U2V? 2208, 

le sa dérivée dans lesguelles je ferai, pour un moment, ÚU V— = = W. On a ainsi 

a ERW: = P-A+MUPHRU, 

er arm = RM= = 4VV—2 a +42) UV (UV UV) — 4A2U*U'. 


la Premiere par 4 AU’, la seconde par U, et retranchons membre A membre, apres 
ıpprime le facteur W, nous aurons: 


M [ARUW— U@RW + RW) =4V—2(1 449 UV. 


la étant, on obtient facilement au moyen de la valeur de W: 
ee A4RUW— U@RW 4 RW) | 
= Vie — a UE UMU U (DEV = 


; U(4RUV = (RV > ří m], 


LITT